Es ist eigentlich ganz einfach: wenn es nur nett und harmlos wäre, würdest Du es bedenkenlos auch in Gegenwart Deiner Sprechstundenhilfe tun. Tust Du aber nicht - Du WEISST also, dass es nicht okay ist.
Es gibt zwei Arten von Zärtlichkeiten. Die einen schenkt mal jemandem, der sie gern annimmt, so dass beide daran Freude haben - die anderen drängt man jemandem auf, der sich nicht dagegen wehren kann, so dass einer daran Freude hat, der andere aber darunter leidet. Wenn Du diese Frau wirklich lieben würdest - solltest Du dann wirklich riskieren, dass sie in die zweitere Gruppe fällt?
Klär unmissverständlich, ob sie Deine Gefühle erwidert und Deine Berührungen willkommen heißt - oder hör auf damit. Du kannst sie auch lieben, ohne sie zu belästigen. Für Deine Gefühle kannst Du nix - für Deine Handlungen schon.
Mit "unmissverständlich klären" meine ich übrigens nicht "naja, sie wehrt sich ja nicht" oder "wenn ich frage, ob ich sie umarmen darf, sagt sie ja nie nein". Denk dran, ihr seid in der Praxis nicht auf Augenhöhe - sie kann solche diffusen Übergriffe genauso wenig entschieden zurückweisen wie eine Neunjährige ein "Magst Du nicht ein bisschen auf Opas Schoß sitzen?" Beide Situationen können sowohl völlig okay als auch äußerst unangenehm für die Betroffene sein ... aber in zweiterem Fall sind sie aufgrund des Abhängigkeitsverhältnisses oft unfähig, sich klar abzugrenzen.
Also, triff sie in einem Szenario, in dem ihr auf Augenhöhe seid. Lad sie zum Kaffee ein. Das darfst Du auch als verheirateter Mann. Und wenn sie dann absagt oder beim Treffen auf Abstand bleibt, lass die Finger von ihr. Nicht nur, weil Du Deine Karriere riskierst, sondern vor allem, um die Frau, die Du liebst, nicht in eine unangenehme Situation zu bringen.