überstürzte Trennungen trotz Liebe?

Dabei
11 Jul 2020
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#1
Ich habe letztes Jahr im Türkei-Urlaub eine Frau kennengelernt. Sie ist 7 Jahre jünger und kommt aus Serbien. Wir verstanden uns direkt gut und konnten trotz verschiedener Muttersprachen auch nach der Rückkehr in unseren Alltag auf Englisch stundenlang schreiben und reden. 2 Monate später besuchte sie mich zum ersten Mal in Deutschland für unser erstes richtiges Date, wo wir uns auch zum ersten Mal küssten.

2 weitere Monate später verbrachten wir unseren ersten gemeinsamen Urlaub, gefolgt von regelmäßigen Kurzbesuchen an unseren jeweiligen Wohnorten, wo wir nicht nur uns besser kennenlernten sondern auch unser Umfeld und unsere Familien und Freunde.

Es war alles harmonisch aber dennoch vermissten wir uns aufgrund der räumlichen Distanz. Wir waren uns der Schwierigkeiten einer Fernbeziehung bewusst, weswegen wir zu Beginn dieses Jahres ein Gespräch über einige ernste Themen führten. Wir wollten beide eine Idee davon bekommen, ob neben unseren Gefühlen füreinander auch unsere Vorstellungen einer gemeinsamen Zukunft stark genug sind, um unseren Lebensmittelpunkt zu verlagern und aus einer Fernbeziehung eine "richtige" Beziehung zu machen. Wir erkannten im Verlauf dieses Gespräches mehr und mehr, dass das was werden könnte, doch dann kam das Thema Kinder und alles lief aus dem Ruder.

Wir beide sind absolute Familienmenschen und möchten Kinder haben. Ich sagte ihr jedoch, dass ich meine Kinder in einem finanziell sicheren Umfeld aufziehen und ich mich deswegen zunächst beruflich stabilisieren möchte, bevor ich mich vielleicht in 2-3 Jahren intensiver mit dem Thema beschäftige würde. Dem entgegnete sie, dass Deutsche immer ewig brauchen aber sie mit dem Kinderkriegen nicht warten will bis sie alt ist.

Das will ich auch nicht. Auch als Mann will ich nicht erst mit 50 Vater werden, um dann für den Opa gehalten zu werden. Ich fragte sie mehrmals, was denn ihr Zeitplan ist bzw. ob selbst 2-3 Jahre eine Ewigkeit für sie wären, aber sie meinte nur noch, dass sie alles gesagt hätte und ich mir besser eine deutsche Frau suchen solle. Aus der Situation heraus sagte ich dann, dass wir vielleicht wirklich getrennte Wege gehen sollten.

Rückblickend verstehe ich immer noch nicht, wie das Gespräch so ausarten konnte. Ab einem bestimmten Punkt kommunizierten wir auf völlig verschiedenen Ebenen aneinander vorbei. Ich weinte damals aus Verzweiflung. Nach dem Gespräch war eine Woche Funkstille, doch wir fanden noch einmal für ein Gespräch zusammen. Darin offenbarte sie mir, dass sie zwar Kinder kriegen möchte, aber eine riesengroße Angst davor hätte, schon "jetzt" Kinder zu kriegen. Ich war über diese Aussage sehr verwundert, weil es ja eigentlich meiner Meinung entspricht und ich nicht verstand, warum sie dann so auf meine Vorstellungen reagierte.

Irgendwie schoben wir das Thema bei Seite und entschieden uns, es doch noch einmal mit der Beziehung zu probieren. Aber nach diesem Vorfall war vieles anders. Sie sagte immer wieder mal, dass wir ja ach so große Differenzen und Probleme hätten und sie nicht wüsste, wie unsere Beziehung so funktonieren könnte. Ich verbuchte das Kinder-Gespräch als ein großes Missverständnis und sagte ihr, dass wir bei solchen Themen genau darauf achten müssten, den anderen aufgrund der Sprache nicht falsch zu verstehen, sondern lieber zweimal oder dreimal nachfragen, wie was gemeint ist.

Für sie war mein Schlussmachen aber ein Vertrauensbruch und Warnsignal, dass ich sie auch später zu schnell verlassen könnte, wenn es Probleme gibt. Mich verletzten ihre Aussagen und ich hatte zunehmend das Gefühl, dass sie sich von mir distanziert bzw. ich sie schlechter erreiche. In ihren Aussagen hörte ich zudem immer häufiger eine Polarisierung heraus, dass sie für die eine Meinung stehen würde und ich für das genaue Gegenteil. Ich sagte ihr wiederholt, dass das nicht stimmt und ich manche Sachen nie gesagt hätte.

Im Mai hatten wir erneut einen großen Streit. Es ging um Corona. Sie will sich in ihrer Freiheit nicht einschränken und sieht es als großen Betrug an, damit die Pharma-Unternehmen alle zwangsimpfen können. Ich habe keine Angst um mich selbst aber halte mich an die Vorgaben und versuche mich und meine Familie und Freunde zu schützen. Sie sagte dann irgendwann, dass sie dachte ich wäre ein gebildeter Mann gewesen aber ich letztendlich keine Ahnung hätte und lieber mit Bill Gates und Jens Spahn zusammen sein solle.

Mich verletzte das sehr und ich trennte mich erneut von ihr. Sie schrieb noch, dass ich ihr das Herz gebrochen hätte und blockierte mich danach auf allen Kanälen.

Nachdem ich nach 6 Wochen Funkstille merkte, dass sie mich nicht mehr blockierte, schrieb ich ihr und bat sie um ein Gespräch. Ich sagte ihr, dass ich sie immer noch liebe würde. Sie meinte, dass wir in schwierigen Momenten immer gescheitert wären und zwei zu dominante Persönlichkeiten hätten, als dass wir miteinander glücklich werden könnten. Sie fühlte sich und ihre Ängste nicht ernst genommen. Ihre letzte Nachricht vor einer Woche war, dass sie mich vermisst und liebt aber wir die Kommunikation stoppen müssen, wenn ich sie jemals geliebt hätte, weil es ihr zu sehr schmerzt was wir machen.

Ich verstehe, dass ich mich aus ihrer Sicht bei den kleinsten Problemen trenne und dass das in ihr Ängste und einen Vertrauensverlust erzeugt. Sie sagt, dass man bei wahrer Liebe solchen Problemen und unterschiedlichen Ansichten trotzt. Mit ein wenig Abstand bereue ich meine Entscheidungen und denke, ich hätte einfach meine Schnauze halten und warten sollen bis wir uns beide beruhigt hätten. Dass das gleich zweimal passierte, macht es natürlich nicht besser. Andererseits ist mir schon wichtig, dass man bei solchen Themen ähnliche Vorstellungen hat oder zumindest die andere Meinung des Partners respektiert bzw. sachlich über Gemeinsamkeiten und Unterschiede spricht. Es bringt ja nichts, wenn man sowas ein paar Jahre lang aufschiebt bis man wieder an den gleichen Punkt kommt und sich dann trennt.

Wie seht ihr das? Ich würde ihr gerne schreiben und zumindest sagen, dass ich sie liebe und sie sich melden soll, wenn sie irgendwann mal wieder möchte. Ich kann nicht richtig mit mir vereinbaren, dass man sich gegenseitig liebt und dennoch getrennte Weg geht. Andererseits will ich auch nicht einfach ihre Bitte ignorieren.
 
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Dabei
11 Jul 2020
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#2
Entschuldigt bitte meinen doppelten Beitrag aber ich habe gerade gemerkt, dass ich mein Thema im falschen Forum eröffnet habe. :oops: Könnte es einer der Verantwortlichen bitte ins Beziehungs-Forum verschieben? Danke!
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#3
Ich finde das Verhalten der Frau in Bezug auf das Kinderthema genauso widersprüchlich wie du. Wenn man sich ansonsten ganz normal auf Englisch unterhält, kann das wohl kaum an der Sprache liegen. Und ich wüsste auch nicht wie man sich bei der Frage ob und wann man Kinder will groß missverstehen kann. Vielleicht weiss sie selber nicht was sie will und was sie von dir will. Jedenfalls hätte ich an deiner Stelle Schiss, dass sie die Kinderfrage irgendwann auf ihre Art löst. Das wäre für mich ein wesentliches Thema bei dem ich Klarheit bräuchte und keine irritierenden Äußerungen.

Und einen Menschen, der Verschwörungstheorien verfolgt, könnte ich nicht respektieren. Das finde ich einfach dumm, und ich mag keinen dummen Menschen an meiner Seite. Und wenn der dann noch mich für dumm hält, dann wird das sowieso nichts.

Ich an deiner Stelle würde das nicht weiterverfolgen. Sagt sich natürlich leicht, wenn man gefühlsmäßig nicht involviert ist. Gefühlsmäßig wäre ich wahrscheinlich enttäuscht, aber meine Liebe schwindet bei einer solchen Konstellation.
 
Dabei
11 Jul 2020
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#4
Ich war mir zwischendurch unsicher, ob das Thema Kinder in der frühen Phase einer Beziehung einfach zu heikel war oder zu viel Erwartungsdruck erzeugte. Allerdings wollten wir ja beide über dieses Thema sprechen, weil klar war, dass in unserer Beziehung auf lange Sicht irgendwann eine Entscheidung kommen müsste, wer wo hinzieht und was dafür aufgibt ... oder ob wir dazu nicht bereit sind oder uns nicht einigen können. Das geht in einer Stadt oder einem Land einfacher als zwischen Deutschland und Serbien. Nur dachte ich halt, dass wir das nicht nur als Herausforderung oder Problem erkannt hatten, sondern auch offen für verschiedene Ansätze waren und uns vor allem vertrauten, dass wir es ernst meinen.

Sie offenbarte mir später, dass sie große Angst davor hat, dass ich es nicht ernst meine und sie irgendwann sitzen lasse oder zu lange brauche, um mich für sie zu entscheiden. Schlimmstenfalls noch alleine mit Kind. Sie kommt aus einer traditionellen Familie, wo es üblich ist, dass man schnell heiratet und erst dann alles folgt. Also keine Kinder ohne eheliche Bindung, auch zwecks Absicherung. Ich will nicht nach ein paar Wochen heiraten aber verstehe ihre Sichtweise. Ich will aber auch aus Liebe heiraten und bestenfalls nur einmal im Leben und nicht damit man eine Absicherung hat, wenn "der TV nach 3 Monaten kaputt geht". Sie war sich da wohl schon sicherer und erwartete mehr Zusagen bevor wir die nächsten Schritte gehen würden, und wenn es nur die Planung ist, wo man gemeinsam eine Familie gründen könnte.

Sie hat ein großes Temperament und kann sehr emotional werden. Das mochte ich sogar an ihr, weil mich das gut ergänzt. Wenn man das weiß, kann man ja damit umgehen und nicht alles auf die Goldwaage legen was aus Emotionen heraus gesagt wird. Nur dann sollte irgendwann später auch ein vernünftiges Gespräch oder sogar eine Entschuldigung folgen. Das ist mir persönlich fast wichtiger als dass es gar nicht erst zu solchen Situation kommt. Ich habe auch so einen Fall in der Verwandtschaft. Die Person kann sich einfach nicht entschuldigen, wenn sie einen Fehler gemacht hat, oder anerkennen, wenn sie im Unrecht war. Da wird dann immer relativiert oder alles als Späßle abgetan.
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#5
Nach meiner Erfahrung ist das Kinderthema so wichtig dass man es nicht früh genug ansprechen kann. Ich zB wollte nie Kinder und habe nach einem Fehlgriff Männer mit Kinderwunsch von Anfang an aussortiert. Ist besser für alle.

Zur Kommunikation: Ich brauche einen Partner bei dem man kkar kommunizieren kann und nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen muss. Das ist mir zu mühsam. Ich mags auch nicht wenn der andere nicht weiss oder sagt was er will und sich dann auf Missverständnis rausredet.

Ich würde einem Partner seine Ängste nicht durch Heirat nehmen. Ich heirate nur wenn auch ich das will. Auch eine Ehe kann schiefgehen.

Ich würde auch gleich klarmachen dass ich nicht nach Serbien ziehen werde.

All das kann man auch auf eine Weise durchblicken lassen, die den Anfangszauber nicht zerstört, wenn es dann noch für beide passt.

Das mit der Emotionalität ist Geschmackssache. Das Temperament sollte halt nicht die Vernunft überdecken.

Und ich möchte einen Mann auf Augenhöhe. Einer der Verschwörungstheorien nachplappert ist nicht auf meiner Augenhöhe. Dazu hast du jetzt gar nichts mehr geschrieben.

Was denkst du jetzt wenn du das so liest?
 
Dabei
11 Jul 2020
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#6
Ich denke, dass wir beide in vielen Punkten ähnliche Sichtweisen haben. ;)

Wenn ich liebe, dann zwar richtig, aber ich möchte auch nicht blind lieben, wenn ich mir abseits der Gefühle irgendetwas vorgaukeln müsste, nur damit ich in der Beziehung sein kann. Sowas führt meiner Meinung nach irgendwann zwingend zu einer Unzufriedenheit und Beziehungsproblemen und letztendlich oft auch zur Trennung. Man entwickelt sich mit der Zeit persönlich und auch als Paar weiter aber wenn ich schon in der Kennenlernphase potenzielle Probleme am Horizont erkenne, dann bespreche ich die lieber gleich als nach ein paar Jahren ein böses Erwachsen zu erleben.

Gerade weil ich bei ihr bis zu diesem Punkt so ein gutes Gefühl hatte, schockierte mich die Entwicklung umso mehr. Ich fühlte mich ab diesem Zeitpunkt in unseren Gesprächen zunehmend unwohl, weil es zu wenig um sie und mich als Individuen sondern um Deutsche und Serben ging. Der deutsche Mann ist so. Die serbische Frau ist so. Ich sagte ihr, dass ich nicht der deutsche Botschafter bin und obwohl es sicherlich gewisse kulturelle Gemeinsamkeiten gibt, findet man in jedem Land solche und solche Menschen.

Ich habe mir noch einmal ein paar unserer alten Texte durchgelesen und sie lassen mich noch ratloser zurück als damals. Ich liebe sie und konnte mir alles mit ihr vorstellen. Meine Familie und Freunde schlossen sie auch sofort ins Herz. In unseren Streitgesprächen jedoch kam es mir vor, als würde ich mit einer ganz anderen Person zu tun haben, zu der ich null Zugang finde. Irgendwann kam bei ihr die Erkenntnis, dass wir zu unterschiedliche kulturelle Sichtweisen hätten und auch ein Gespräch darüber nichts bringen würde. Dass ich daraus aber meine Konsequenzen zog, verstand sie nicht. Ich verstand widerum ihre Aussage schon damals nicht. Weil man zu 100 % auf seinem Standpunkt beharren muss? Das geht schon bei einer Beziehung mit einer Person der gleichen Herkunft nicht gut. In einer internationalen Beziehung muss man bereit sein, in die andere Kultur einzutauchen und zu verstehen, was dort anders ist. Ich habe sie als Person kennengelernt aber ich würde nicht behaupten, dass ich die Serben verstanden habe. Sie scheint die Deutschen aber offenbar besser zu kennen als ich das tue.

Corona griff ich in meinem letzten Absatz auf. Habe nur vergessen zu erwähnen, worum es ging. :poop: Nach der letzten Trennung schrieb sie mir, dass sie bzgl. Corona ja auch nicht wüsste, was die Wahrheit ist, aber ich sie für ihre Meinung ausgelacht hätte und null respektieren würde. Ich hätte ihr auch keine Zeit gegeben, darüber zu reden, was für mich nach ihrer Aussage bzgl. der Unsinnigkeit von Gesprächen besonders unverständlich war. Das war nicht das erste Mal, dass sie mit zeitlichem Abstand ihre Aussagen relativierte aber nicht reflektierte, obwohl sie unsere unterschiedlichen Sichtweisen zunächst deutlich stärker kontrastierte als sie für mich jemals waren.

An sich würde ich das aus neutraler Sicht einfach als gescheiterte Beziehung verbuchen, weil man beim näheren Kennenlernen herausgefunden hat, dass man in zentralen Punkten nicht zueinander passt. In diesem Fall macht mich das aber so fertig, weil wir damit verblieben sind, dass wir uns lieben aber ich sie gleichzeitig auf der kommunikativen Ebene ab dem damaligen Gespräch null erreiche. Natürlich frage ich mich da auch, was ich alles falsch gemacht habe oder mache. Da wird es genügend Punkte geben.
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#7
Wg corona und Verschwörungstheorien:
Ich meinte dass es mich abstoßen würde, wenn jemand den Aluhutträgern ihren Blödsinn nachplappert. Das würde ich in der Tat null respektieren und da gäbe es für mich keine Diskussionsbasiis. Ich finde sowas dumm, mag mir so einen Unsinn nicht anhören, und da schwindet meine Liebe. Das hat mit schlechter Kommunikation nichts zu tun.

Liebst du sie wirklich noch oder bist du einfach sehr traurig, dass ihr letztlich nicht zusammengepasst habt?

KA, was du falsch gemacht haben magst. Aber objektiv gesehen hat es wohl nicht gepasst. Ob das nun individuellenUnterschiede waren oder kulturelle oder vermutlich beides spielt keine so großen Rolle.
 
Dabei
11 Jul 2020
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#8
Ich bin natürlich traurig, wie sich alles entwickelt hat und dass wir deswegen jetzt höchstwahrscheinlich getrennte Wege gehen. Wir hatten aber zuvor viele schöne Momente und ich fühlte mich bei ihr so wohl wie schon lange nicht mehr. Und ihr ging es ausgehend von ihren Aussagen auch so. Wenn mir beim Gedanken an eine gemeinsame Zukunft keine Zweifel kommen und ich mir vorstellen kann, den Rest meines Lebens mit einer Frau zu verbringen, dann weiß ich, dass es passt. An dem Punkt war ich zuvor nur einmal aber das sah meine damalige Freundin leider nicht auch so.

Der Umgang mit solchen Themen ist für mich abhängig vom Verhältnis, in dem ich zu einer Person stehe. Bei Arbeitskollegen oder entfernten Verwandten vermeidet man das Thema einfach und lässt jeden sein Ding machen, so lange niemand den Missionar mimt. In der Frühphase des Kennenlernens einer Frau wäre ich sicherlich auch restriktiver, was solche Ansichten angeht, weil ich mir den Stress nicht antun möchte, so lange ich eine Frau zwar interessant und anziehend finde aber noch nicht die großen Gefühle vorhanden sind. Wenn es sich jedoch um meine Partnerin handelt, unterscheide ich schon, in wie weit mich ihre Einstellung selbst betrifft und vor allem ob sie akzeptiert, dass wir unterschiedliche Meinungen haben. Wenn sie zum Beispiel meint, dass die Mondlandung ein Fake war, dann wäre das für mich als wissenschaftlich interessierter Mensch zwar befremdlich, aber es wäre kein Grund, sie weniger zu lieben oder mich gar zu trennen. Das wäre erst dann der Fall, wenn sie mir nicht meine Freiheit lassen würde, an die Authenzität der Aufnahmen zu "glauben". Und es hat auch etwas mit der Schärfe der Verschwörungstheorie und den geforderten Konsequenzen zu tun. Wenn meine Freundin den Aussagen von Leuten wie Naidoo, Hildmann, Jebsen, etc. vorbehaltlos zustimmen würde und ich nicht erkenne, dass sie davon abrückt, dann wäre das für mich schon ein Trennungsgrund.

Es ist für uns alle eine schwierige und ungewisse Zeit. Die Menschen suchen nach Anworten und die sollen möglichst einfach sein. Verschwörungstheorien liefern klare Feindbilder und geben dem ganzen einen Sinn. Ich kann nachvollziehen, warum die gerade jetzt so viel Anklang finden. Als das Thema Corona und Impfungen aufkam, habe ich ihr daher auch nicht direkt den Aluhut aufgesetzt sondern zunächst Fragen gestellt und wollte herausfinden, was genau sie denn glaubt und warum. Sie zeigte mir dann Berichte von Leuten wo Covid-19 nur ein harmloser "Schnupfen" war, Masken wirkungslos sind und Gates zu 80 % die WHO und ein Labor in Wuhan finanziert. Was man im Zusammenhang mit Corona halt immer wieder hört. Ich sagte ihr dann, warum manche Sachen nicht repräsentativ und andere schlichtweg erlogen sind. Wenn jemand aber meint, dass alle öffentlichen Einrichtungen sowieso nur Teil einer großen Verschwörung sind und dementsprechend sämtliche Zahlen und Beweise gefälscht sind, dann kommt man irgendwann an einen toten Punkt, weil man dagegen nicht mehr argumentieren kann. An dem sah ich uns und deswegen entschied ich mich für die Trennung.

Dass sie mich überhaupt noch so sehr beschäftigt, liegt an ihrer Aussagen, dass sie mich auch nach der Trennung vermisst und geliebt hat, und sie nicht versteht, wieso ich mich wegen "nichts" so schnell trennen konnte. Ich weiß nicht wirklich, wie wir das überwinden wollen, so lange sie keine Bereitschaft zeigt, ruhig und sachlich über solche Themen zu sprechen. Sie sagt das zwar aber macht es dann doch nicht. Ihre Aussagen erzeugen in mir einfach eine große Unsicherheit, dass ich zu impulsiv gehandelt habe und hier eine Chance auf ein gemeinsames Leben weggeworfen habe.
 
Dabei
5 Nov 2007
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#9
Entschuldigt bitte meinen doppelten Beitrag ...:oops: Könnte es einer der Verantwortlichen bitte ins Beziehungs-Forum verschieben? Danke!
Wir könnten es verschieben, aber ich denke, das ist nicht notwendig, kann hier gut besprochen werden. Zum Thema:

Ihr habt euch im Urlaub kennen gelernt und verliebt. Das ist immer eine besondere Situation. Später hat sich eine Beziehung entwickelt mit all den Problemen, die ihr jetzt habt. Zunächst ist das nicht verwunderlich und ihr wisst das.

Du musst dir erst mal klar machen, dass ihr euch noch nicht wirklich gekannt habt, so wie es für eine Beziehung notwendig ist. Unterschiedliche Kulturkreise, unterschiedliche Vorstellungen von Familie und Kindern, unterschiedliche Temperamente. Und offensichtlich ist sie nicht so sicher und selbstbewusst, wie es am Anfang schien, dass sie auch nicht sicher ist, was sie wirklich will. Und du bist auch unsicher.

Die Probleme, die du ansprichst, ließen sich lösen. Die Kinderfrage zu Beispiel trennt euch nicht wirklich, da könntet ihr euch verständigen. Und Verschwörungstheorien verkommen auch schnell zum Schlagwort. Wenn ihr wirklich in der Lage seit euch auseinander zu setzen, können euch Verschwörungstheorien nicht trennen

Eine gute Voraussetzung ist, dass ihr euch ja versichert, euch zu lieben. Was immer das ist, es ist immer eine gute Voraussetzung. Nach meiner Erfahrung, auch jetzt im Alter, bin ich gegen voreilige Trennungen. Ihr müsst jetzt lernen, euch auseinander zu setzen. Dann wird sich zeigen, was eure Beziehung aushält.

Eure Beziehung ist erst abgeschlossen, wenn ihr euch trennt. Das habt ihr aber nicht getan. Das steht noch vor euch. Und bis dahin ist es nicht abgeschlossen. Ich rate euch, erst genauer zu erkennen.
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#10
Ich finde es gut, dass nic mal eine etwas andere Sicht auf die Dinge gepostet hat.

Ich hab nochmal über meine Haltung nachgedacht: Ich bin mit zunehmendem Alter und zunehmender Erfahrung eher in der anderen Richtung unterwegs: Ich habe festgestellt, dass Liebe zwar für mich notwendig ist für eine gute Beziehung, aber lange nicht ausreichend. Und ich kann sehr gut alleine und ohne eine Beziehung leben. Da tu ich mir keine Quälereien mehr an. Wenn sich frühzeitig herauskristallisiert, dass die Kommunikation nicht passt, geh ich davon aus, dass sie auch weiterhin nicht passen wird; wenn der andere Meinungen vertritt, die ich verstörend finde, hab ich keine Lust, ihn in diffizilen Diskussionen von meiner Meinung (die ja auch nicht richtig sein muss, es ist halt meine) zu überzeugen. Dann passt es für mich nicht, und ich mag mich dann nicht mehr bemühen, es passend zu machen, denn das haut nach meiner Erfahrung nicht hin, sondern verlängert die Quälerei nur.

Unterschiedliche Kulturkreise/ Sozialisation würde ich übrigens nicht unterschätzen.

Ich bin gespannt, was du daraus machen wirst.
 
Dabei
11 Jul 2020
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#11
Ich danke euch auch schon einmal zwischendurch aus tiefstem Herzen für eure Zeit und Hilfe! Das kommt hier im Forum leider oft zu kurz.

Eine Antwort auf die Frage, wann eine Beziehung wirklich vorbei ist, ist alles andere als einfach zu formulieren. Sind wir getrennt? Ja. Haben wir wirklich miteinander abgeschlossen? Nein. Schaffen wir es aufgrund unserer Gefühle noch einmal zueinanderzufinden? Keine Ahnung. Ich habe einfach verdammt viel Mist gebaut in der Phase zwischen "wir haben Probleme" und "unsere Probleme sind zu groß und wir sollten gehen getrennte Wege". Sollte es nichts mehr mit ihr werden, so habe ich auf jeden Fall daraus gelernt und werde diese Fehler (hoffentlich) nicht wieder machen.

Ich bin mit den Jahren auch mehr und mehr zu der Erkenntnis gekommen, dass es mir zu viel Kraft kostet und meistens eh nicht erfolgreich ist, jemand von meinen Ansichten zu überzeugen. Mir juckt es gerade bei stark konträren Meinungen immer wieder mal in meinen Fingern aber ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass man gerade bei emotional aufgeladenen Themen irgendwann immer an einen toten Punkt kommt, wo Fakten ignoriert werden.
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#12
Ich habe einfach verdammt viel Mist gebaut in der Phase zwischen "wir haben Probleme" und "unsere Probleme sind zu groß und wir sollten gehen getrennte Wege".
Worin siehst du konkret den Mist, den du gebaut hast?
Und worin siehst du Mist, den sie gebaut hat?

aber ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass man gerade bei emotional aufgeladenen Themen irgendwann immer an einen toten Punkt kommt, wo Fakten ignoriert werden.
Na, das klingt jetzt so, als wären deine Meinungen die "richtigen", weil sie auf Fakten aufbauen, die andere Menschen, die emotional und nicht vernunftgesteuert wie du an die Sache rangehen, ignorieren :002:
Aber ich sehe es auch so, dass man in grundsätzlichen Punkten auch bei "Meinungen" ähnlich ticken sollte in einer Partnerschaft.
 
Dabei
11 Jul 2020
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#13
Ich habe auf jeden Fall zu schnell und unüberlegt den Entschluss gefällt mich zu trennen. Das hätte ich nicht direkt am Ende eines Gesprächs machen sollen, egal wie ungerecht und entzweiend das aus meiner subjektiven Sicht verlief. Ich weiß nicht, ob die letzten Monate dann wirklich anders gelaufen wären, aber in diesen Momenten hätte ich mich einfach erst einmal zurückziehen, eine Nacht mit meinen Gedanken schlafen und am nächsten Tag noch einmal das Gespräch suchen sollen. Auch habe ich einige Sachen gesagt, die mMn inhaltlich richtig sind aber ich nicht so hätte formulieren sollen, weil ich sie mit meinen Worten verletzt habe. Sie war vielleicht in unseren Streitgesprächen verbal lauter und aggressiver aber an sich deutlich passiver. Dennoch haben mich einige ihrer Aussagen und Aktionen sehr verletzt. Das ist letztendlich aber alles nichts gewesen, worüber man nicht reden kann. Anders wäre es bei Gewalt, Untreue oder sonstigen Lügen, aber sowas gab es bei uns nie.

Beim zweiten Abschnitt habe ich mich schlecht ausgedrückt. Ich meinte nicht persönliche Vorlieben oder Meinungen (Urlaub am Meer oder in den Bergen, Fleisch oder vegetarisch, Lieblingsverein, ...), sondern Themen, wo es nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft ein eindeutiges "Richtig" gibt und man alternative Sichtweisen relativ einfach widerlegen kann. Als Beispiele sowas wie die Mondlandung oder Alter und Form der Erde.
 
Dabei
6 Feb 2017
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#14
Ich find das alles voll interessant.. Und ich hätte dazu auch keine eindeutige Antwort/Lösung.
Ihre Form der Kommunikation würde mich schon sehr stören. Und da wäre ich dann auch bei Twin, dass ich keine Augenhöhe mehr sehen würde. Also diese Pauschalisierungen, dieses Gerede über Deutsche und Serben, und auch die Tatsache dass sie laut und aggresiv wird, obwohl sie eigentlich der passivere Teil der Diskussion ist.. Es klingt alles danach, dass sie eigentlich nicht argumentieren oder gut kommunizieren kann und sich dann Hilfsmittel wie Pauschalisierungen oder einen aggressiven Tonfall sucht. Auf Augenhöhe diskutieren klappt dann ja nicht.
Entweder man diskutiert auf der Ebene, auf der man mit Freunden auch diskutieren würde, dann ist das aber "unfair", oder man diskutiert auf der Eltern-Kind-Ebene, dass man eben Rücksicht darauf nimmt, dass sie rhetorisch und argumentativ unterlegen ist und, um Eskalationen zu vermeiden, sie dann halt bisschen mehr an der Hand nimmt und ihr hilft ihre Argumente zu suchen.
Ich denke, da ist jeder anders. Wie wäre das für dich, wenn ein männlicher Kumpel von dir exakt so reden und argumentieren würde, wie sie? Würdest du den regelmäßig und gerne treffen?
 
Dabei
11 Jul 2020
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#16
Wir haben beim Kennenlernen gerade zu Beginn immer wieder mal Momente gehabt, wo einer irgendetwas gemacht hat und der andere zunächst beleidigt (das Wort ist in diesem Zusammenhang zu hart) war. Dann haben wir uns erst einmal erklärt, dass die Aktion keinesweg als Beleidigung gemeint war sondern das in der jeweiligen Kultur einfach ganz anders gehandhabt wird. Das ist nicht immer einfach, weil man stets offen seine Gefühle kommunizieren muss und nichts einfach nur in sich reinfressen darf aber dadurch ist das Kennenlernen auch spannend und solche Erfahrungen gehören zum Eintauchen in einer andere Kultur dazu.

Ich unterscheide bei meiner Toleranz gegenüber mir persönlich unangenehmem Verhalten nicht zwischen den Geschlechtern, sondern mache das davon abhängig, wie wichtig mir die Person ist und wie stark ein bestimmtes Thema unsere gemeinsame Zeit dominiert bzw. auch ob die Person immer so ist oder es nur bei diesem Thema oder einigen wenigen Themen besonders emotional zugeht.

Ein harmloses Beispiel: Ein guter Freund von mir ist ein riesiger Biathlon-Fan, guckt sich alle Übertragungen im TV an und fährt mit seiner Freundin auch regelmäßig durch halb Europe zu den Wettkämpfen. Wenn der bei unseren Treffen auch nur dieses eine Thema kennen würde und jeden mit anderer Meinung angeht, wie man Biathlon nur blöd finden könne, dann würde ich mit dem sicherlich nichts mehr machen wollen. Ich sage ihm mit meinem Wissen über seine Begeisterung für diese Sportart aber auch nicht jedes Mal, dass ich Biathlon dämlich finde. Wir beide leben gut mit der Erkenntnis, dass wir in dem Punkt andere Ansichten haben und die jeweils andere uns in keinster Weise beeinträchtigt.
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#17
Dann haben wir uns erst einmal erklärt, dass die Aktion keinesweg als Beleidigung gemeint war sondern das in der jeweiligen Kultur einfach ganz anders gehandhabt wird.
Magst du mal ein paar Beispiele geben? Ich kann mir grad gar nicht vorstellen, wie etwas im Land A als Beleidigung verstanden werden kann, was im Land B Usus ist.

Ein harmloses Beispiel: Ein guter Freund von mir ist ein riesiger Biathlon-Fan, ...
Ich finde das ist kein passendes Beispiel für verschiedene Meinungen. Da geht es um ein Hobby, wo es nur drauf ankommt, wie wichtig und zeitaufwändig es von A ausgeübt wird, wenn B mit dem Hobby nichts anfangen kann. Ich finde zB Fußball in keiner Weise "doof" (wie sollte ich auch? Das ist halt ein Sport wie es viele Sportarten gibt), es interessiert mich halt nicht. Wenn Fußball das Leben meines Freundes wäre, würde es nicht passen, aber das wäre vollkommen wertungsfrei.

Unterschiedliche Meinungen sind für mich zB im politischen Bereich relevant. Wenn der eine stockkonservative Ansichten hat und der andere sehr liberale, dann kann sich das auf verschiedene Lebensbereiche auswirken. Oder das Frauenbild, das ein Mann hat, das ist mir auch sehr wichtig, das hat auch was mit Ansichten zu tun. Und wenn man Kinder haben möchte: Erziehungsstile und -ansichten. Oder wenn ein Partner sehr gläubig wäre (ich bin Agnostikerin).
 
Dabei
11 Jul 2020
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#18
Beleidigung ist wie gesagt das falsche Wort. Unhöflichkeit trifft es besser. Ein Beispiel: Bei meinem ersten Besuch in Serbien unternahmen wir eine längere Sightseeing-Tour durch die Innenstadt, wo sie mir alles zeigte. Ich wollte in ein bestimmtes Cafe was ich schon vorher aus dem Internet kannte, weil die richtig ausgefallene Kuchen und heiße Schokoladen anbieten. Ihr gefiel die Idee auch und wir hatten die Route sogar so ausgerichtet, dass wir da am frühen Nachmittag vorbeikommen würden. Wir waren schon einige Stunden auf den Beinen als ich auf Toilette musste. Bis zu dem Cafe waren es noch 2-3 Kilometer aber die Blase drückte. Wir fanden ein Fastfood-Restaurant und das Personal war so freundlich mich auch ohne Verzehr auf die Toilette zu lassen. Als ich wieder rauskam, stand sie mit einem Kaffee in der Hand. Ich schaute sie verdutzt and fragte, was denn mit unserem Plan wäre. Sie meinte, dass sie jetzt schon Lust auf einen Kaffee hatte und ich dann gleich in meinem Cafe auch alleine was essen und trinken könnte. Ich war in dem Moment ziemlich enttäuscht und hatte dann auch keine Lust mehr auf mein Wunsch-Cafe, was sie wiederum gar nicht verstand. Der Nachmittag war für die Tonne und wir schwiegen uns einige Zeit an. Das war meine allererste Erfahrung dieser Art. Seitdem spreche ich sowas immer direkt an bzw. frage nach. Später erzählte sie mir, dass es in ihrem Umfeld ganz normal ist, dass sich für zwischendurch jeder dann etwas kauft, wenn man möchte, und man nicht etwas wartet damit man gemeinsam essen kann. Ich finde das immer noch befremdlich aber habe mich damit arrangiert. Oder habe ich meine Meinung dazu exklusiv?

Selbstverständlich gibt es gerade in einer Partnerschaft Themen bei denen beide Partner auf einer Wellenlänge sein müssen. Die Frage war ja aber wie ich mit einem männlichen Bekannten umgehen würde, der schnell laut und emotional bei bestimmten Themen wird. Das hängt halt auch vom Thema ab. Wenn er schwadroniert, dass man eine Frau auch mal schlagen können muss, würde ich das sicherlich nicht dulden.
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#19
Später erzählte sie mir, dass es in ihrem Umfeld ganz normal ist, dass sich für zwischendurch jeder dann etwas kauft, wenn man möchte, und man nicht etwas wartet damit man gemeinsam essen kann. Ich finde das immer noch befremdlich aber habe mich damit arrangiert. Oder habe ich meine Meinung dazu exklusiv?
Haha, da hab ich mir beim Lesen gedacht, sie hätte den Kaffee aus Höflichkeit gekauft, weil du sonst nur auf dem WC gewesen wärst und ihr das dann doch peinlich war :mrgreen: Darauf, dass es in irgendeinem Kulturkreis (?) üblich sein könnte, sich einen Kaffee jetzt zu kaufen, wenn man grade ausgemacht hat, dass man gemeinsam später in ein bestimmtes Kaffee zum Kaffeetrinken geht, wär ich echt nicht gekommen. Finde ich befremdlich, weil es für mich persönlich was Egoistisches und nichts von "Das machen wir zusammen" hat, aber nicht beziehungsentscheidend.
 
Dabei
6 Feb 2017
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#20
Ich finde, dass das Biathlon-Beispiel nicht passt, weil das nichts mit der Form der Kommunikation zu tun hat, die ich angesprochen hatte.
Würde dein Freund die ganze Zeit sagen "Ja, Männer mit Sternzeichen Skorpion lieben halt Biathlon, Männer mit deinem Sternzeichen können das halt nicht verstehen" würde es, finde ich, besser passen. Oder, wenn jedes Mal, wenn du eine Diskussion über Biathlon anfängst und sagst "Der Sport macht doch gar nicht Sinn, was kann man daran denn finden?", er dir auch nix aufzählen kann, sondern nur emotional/aggressiv wird und dir Vorwürfe macht.

Hast du das mal nachgeforscht, ob das kulturell so ist, dass man Abmachungen spontan und ohne Rücksprache verwirft, wenn man gerade Lust auf Kaffee hat? Es gibt doch sicher ganz viele Vlogs und Blogs, in denen Menschen, die nach Serbien ausgewandert sind, über kulturelle Unterschiede und daraus resultierende Schwierigkeiten berichten. Mir kommt das etwas herbeigezogen vor, um sich nicht als egoistisch zu outen. Aber es kann natürlich auch stimmen.
 
Dabei
11 Jul 2020
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#21
Höchstwahrscheinlich ticken nicht alle Serben so aber zumindest ihre Mutter, ihre Freundin und deren Mann sahen das wie sie. Sie meinte das auch keineswegs böse oder wollte aufgrund ihres Kaffees nicht mehr in das Cafe gehen. Für sie machte es lediglich keinen Unterschied, ob wir dort beide gemeinsam essen oder nur ich etwas bestelle und sie mir zuguckt. Das gilt auch nur für Essen und Trinken unterwegs, was wohl als reine Energie-Zufuhr gesehen wird. Zu Hause sind sie wie so ziemlich alle Osteuropäer sehr gesellig und beköstigen Gäste als wäre Weihnachten.
 
Dabei
3 Jan 2019
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#22
Für sie machte es lediglich keinen Unterschied, ob wir dort beide gemeinsam essen oder nur ich etwas bestelle und sie mir zuguckt.
Ja, für sie eben. Ich denke nicht, dass das ein typisch osteuropäisches Problem ist. Das findest Du häufig auch anderswo, je nach Menschentyp eben.
 
Dabei
6 Feb 2017
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#23
Also hätte sie auch kein Problem damit, wenn die Situation umgekehrt gewesen wäre, sie den Wunsch gehabt hätte zusammen in so einen besonderen Kuchenladen zu gehen und du dir dann auf dem Weg dahin ein Crepe auf die Hand genommen hättest und gesagt hättest "du kannst doch da noch alleine essen! Ich hab kein Problem damit, dir beim Essen zuzusehen.".
Nagut, kann ja sein.

Ich glaube, ich bleibe bei dem ständigen Hervorheben der anderen Kultur einfach da hängen, dass ich mich frage, ob das jetzt insgesamt eigentlich etwas daran ändert, dass man manche Verhaltensweisen halt nicht mag. Denn so gesehen kann ich ja bei jedem Menschen sagen "Naja, das ist halt die Kultur", "Naja, das ist halt die Erziehung", "Naja, das wurde von den Eltern halt so vorgelebt", "Naja, Einzelkind halt".
Ich denke ich an deiner Stelle würde mich halt fragen "Sind das Wesenszüge, mit denen ich auf Dauer zusammenleben kann? Wenn nein, will die Person daran arbeiten und liegt es im Bereich des Wahrscheinlichen, dass sie es nicht nur will, sondern auch wird?"
So, wie ich dich bisher lese, gibst du durchaus Schwächen zu und bist auch bereit, diese anzugehen.
So, wie ich sie aus deinen Texten bisher herauslese, erinnert sie mich an dieses Zitat, was angeblich von Marilyn Monroe ist: "If you can't handle me at my worst, you don't deserve me at my best", was ja für jede ungesunde Beziehung ein Freifahrtsschein ist.

Dieses Bild von ihr entstand bei mir durch folgende Sätze:
Das war nicht das erste Mal, dass sie mit zeitlichem Abstand ihre Aussagen relativierte aber nicht reflektierte, obwohl sie unsere unterschiedlichen Sichtweisen zunächst deutlich stärker kontrastierte als sie für mich jemals waren.
Irgendwann kam bei ihr die Erkenntnis, dass wir zu unterschiedliche kulturelle Sichtweisen hätten und auch ein Gespräch darüber nichts bringen würde. (...) sie nicht versteht, wieso ich mich wegen "nichts" so schnell trennen konnte.
Ich weiß nicht wirklich, wie wir das überwinden wollen, so lange sie keine Bereitschaft zeigt, ruhig und sachlich über solche Themen zu sprechen. Sie sagt das zwar aber macht es dann doch nicht.
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#24
Ich glaube, ich bleibe bei dem ständigen Hervorheben der anderen Kultur einfach da hängen, dass ich mich frage, ob das jetzt insgesamt eigentlich etwas daran ändert, dass man manche Verhaltensweisen halt nicht mag. Denn so gesehen kann ich ja bei jedem Menschen sagen "Naja, das ist halt die Kultur", "Naja, das ist halt die Erziehung", "Naja, das wurde von den Eltern halt so vorgelebt", "Naja, Einzelkind halt".
Ich denke ich an deiner Stelle würde mich halt fragen "Sind das Wesenszüge, mit denen ich auf Dauer zusammenleben kann? Wenn nein, will die Person daran arbeiten und liegt es im Bereich des Wahrscheinlichen, dass sie es nicht nur will, sondern auch wird?"
Das sehe ich genauso, wobei ich beim "an etwas arbeiten" unversöhnlicher bin als idkat. Ich frag mich eher, ob ich mit dem Menschen auch dann gerne zusammen wäre, wenn er genauso bleibt wie er jetzt ist, mit den Abstrichen, die im Sinne von Toleranz ich dann eben machen müsste.
 
Dabei
11 Jul 2020
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#25
Ich stimme euch soweit zu. Man kann nicht alles auf die Kultur schieben. Ich mochte das bei ihr ja auch nicht, wenn es um Deutsche und Serben ging. Ich habe lediglich beschrieben, dass ich solche kleinen Unterschiede bei ihr häufiger erlebe als ich das bisher bei meinen Dates und Beziehungen mit deutschen Frauen hatte.

Auf jeden Fall müssten wir besonders bei den emotionalen Themen noch viel stärker aufeinander eingehen, wenn es was mit der Beziehung werden soll. Der aktuelle Stand ist übrigens, dass ich ihr Blumen geschickt und sie um ein Gespräch gebeten habe. Sie hat sich bedankt und will sich bei mir melden.

Also hätte sie auch kein Problem damit, wenn die Situation umgekehrt gewesen wäre, sie den Wunsch gehabt hätte zusammen in so einen besonderen Kuchenladen zu gehen und du dir dann auf dem Weg dahin ein Crepe auf die Hand genommen hättest und gesagt hättest "du kannst doch da noch alleine essen! Ich hab kein Problem damit, dir beim Essen zuzusehen.".
Das habe ich sie auch gefragt und laut ihrer Aussage hätte sie damit kein Problem, wenn es sich nur um einen Happen für zwischendurch handelt. Bei einem Abendessen bei Kerzenlicht in einem guten Restaurant wäre das sicherlich nicht der Fall. Am Ende war ich vielleicht auch einfach nicht deutlich genug, dass mir der Besuch in dem Cafe und das gemeinsame Essen mehr bedeutete.
 
Dabei
5 Nov 2007
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#27
Ich finde es gut, dass nic mal eine etwas andere Sicht auf die Dinge gepostet hat.

Ich hab nochmal über meine Haltung nachgedacht...... Und ich kann sehr gut alleine und ohne eine Beziehung leben. Da tu ich mir keine Quälereien mehr an......
Ich will nochmal darauf zurück kommen. Du schreibst, dass du gut alleine zurecht kommst und nicht an Beziehungen festhältst, wenn es nicht geht.

Nach meiner Erfahrung, und wir sehen es ja auch hier im Forum, trifft das oft nicht zu, lieber leiden, weil viele Menschen vor dem Alleinsein Angst haben.

Bei dir klingt das glaubwürdig, da bin ich sicher. Aber du bist auch in anderen Dingen nicht entsprechend vergleichbarer Norm. Wenn du zum Beispiel sagst, dass du dich schon früh freiwillig dafür entschieden hast, keine leiblichen Kinder zu haben. Das ist auch heute noch ungewöhnlich, trotz vieler Veränderungen im Rollenverhalten von Mann und Frau.

Ich zum Beispiel kenne in meinem privaten Umfeld keine Frau, die sich schon in jüngeren Jahren freiwillig so entschieden hat.
 
Dabei
11 Jul 2020
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#28
Wie fühlt sich das für dich an? Ist das ungefähr die Reaktion, mit der du gerechnet hattest?
Ich wollte ihr wegen ihrer Bitte zuvor nicht einfach nur so schreiben und da sie Blumen sehr mag, hielt ich das für einen guten Kompromiss. Der Träumer in mir hatte sich gewünscht, dass sie euphorischer reagiert, aber es hätte mich auch nicht überrascht, wenn sie gar nicht reagiert hätte. Jetzt warte ich ab aber irgendwie habe ich das Gefühl, das sie sich doch nicht melden wird.
 
Dabei
5 Nov 2007
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#29
....Eine Antwort auf die Frage, wann eine Beziehung wirklich vorbei ist, ist alles andere als einfach zu formulieren. Sind wir getrennt? Ja. Haben wir wirklich miteinander abgeschlossen? Nein. Schaffen wir es aufgrund unserer Gefühle noch einmal zueinanderzufinden? Keine Ahnung...... aber ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass man gerade bei emotional aufgeladenen Themen irgendwann immer an einen toten Punkt kommt, wo Fakten ignoriert werden.
Wenn du selber erkennst, dass es noch nicht abgeschlossen ist, dann ist das auch ein Fakt, den du nicht ignorieren solltest.

So wie du schreibst, ligt dir doch viel an dieser Frau und ihr auch an dir. Also nicht gleich aufgeben, in Emotionen keine wichtigen Entscheidungen treffen. Erst in besonnenem Zustand handeln.

Wenn euch das gelingt, wird sich zeigen, was aus einer Beziehung werden kann.
 
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