Man lernt ja nie aus. Ich auch nicht. Ich will mal noch einen Beitrag zum Thema Männlichkeit beisteuern, der nicht aus meiner Feder stammt, sondern ein Abschnitt aus meiner aktuellen Lektüre "Liebe dich selbst und es ist egal, wen du heiratest" stammt.
" Hinter jeder unzufriedenen Frau steht ein schwacher Mann. Natürlich gehört zu dieser unzufriedenen, kämpferischen, sich selbst opfernden Frau auch ein Mann – und zwar häufig einer, der vor seiner wahren Kraft zurückweicht. Männer befinden sich seit geraumer Zeit in einem erschöpfendem Konkurrenzkampf mit ihren Geschlechtsgenossen. Kräftemessen, Siegen und Unterwerfen ist in jeder ihrer Zellen abgespeichert. Der elende Kreislauf, in dem Männer seit Jahrtausendem gefangen sind, ist der von Machtstreben, Niederlage und Kompensation. Siegen gehörte unabdingbar zum Mannsein. In seiner Jagd nach solchen Siegen musste der Mann zwangsläufig immer damit rechnen, einem Stärkeren zu unterliegen. Die Angst davor durfte er aber auf keinen Fall zeigen. Immer musste er sich und andere von seinem Wert überzeugen und notfalls Stärke vortäuschen, wo keine war. Oder er musste Schwächere finden, um sich wieder stark zu fühlen.
Mann sein heute heißt immer noch, große Teile seiner Energie zum Verdrängen und zur Kompensation von Schwäche einzusetzen. Nur die wenigsten Männer trainieren sich dafür noch Muskeln an. Wenn es um die Demonstration physischer Stärke geht, dann greift die männliche Spezies dieser Zeit eher auf Pferdestärken in Einspritzmotoren als auf die eigene Muskelkraft zurück. In den meisten Fällen allerdings findet das Spiel mit der Macht im Kopf statt, geht es darum, den Herausforderungen des Lebens analytisch, über den Intellekt zu begegnen. Die meisten Männer kennen ihre Kompetenzen und verstehen ihr Handwerk, aber sie wissen nicht, was sie brauchen, um Ruhe und Zufriedenheit zu finden. Sie wissen, wie die Welt funktioniert, aber sie fühlen nicht die Lebendigkeit der Erde. Und sie haben kaum eine Ahnung, wie es um ihre Seele steht. Häufig bezweifeln sie deren Existenz ganz einfach, um sich so einer weiteren Beschäftigung mit ihr zu entledigen. Die meisten Männer verstehen und analysieren die Dinge, aber sie erfahren die Liebe nicht, verwechseln sie mit der Erregung der Eroberung und haben keine Ahnung vom Mysterium des Herzens. Sie haben nicht mal eine Ahnung, dass ihr Kopf das Herz niemals verstehen kann.
Frauen verstehen viele Dinge nicht, sie wissen sie ganz einfach. Zu diesem Wissen gehört keinerlei Erkenntnisprozess, dieses Wissen ist einfach existent und wird allein durch Hinwendung präsent. Dem Herzen steht zur Erklärung dieses Wissens kein Argument zur Verfügung, es kann weder begründen noch wissenschaftlich herleiten. Damit ist das Herz in unserer Gesellschaft nur selten eine anerkannte und ernst zu nehmende Instanz. Wer sich nach ihm richtet, ist daher auch bis aufs Äußerste verletzlich, weil er nie „weil“ oder „deswegen“ oder „darum“ sagen kann. Dem Kopf – und damit dem Mann – wird mehr Respekt gezollt: Er ist logisch und rational. Er kann schlussfolgern, begründen und beweisen. Damit kann er jedes Objekt erklären – aber er kann es nicht erfahren. Er jagt immer nur der Wahrheit hinterher, ohne je einen Zugang zu ihr zu haben.
Aber erst Männer, die wieder Zugang zu ihrer allumfassenden Verbindung zum Leben finden, können auf dieser Welt, in unserer Wirtschaft, in unseren Familien und bei ihren Frauen wirklich etwas bewegen. Tatsächliche männliche Stärke ist etwas anderes als männliches Benehmen. Folgt ein Mann seiner eigentlichen Kraft, kann er beleben und befruchten. Vor allem ist sich ein solcher Mann seiner selbst, seiner eigenen Liebesfähigkeit sicher – was die Grundvoraussetzung dafür ist, dass er Liebe geben kann, dafür, dass eine Frau an seiner Seite nicht langsam verdörrt.
Aber fast alles, was Männer tun, dreht sich unbewusst darum, ihr verletzliches Inneres zu verstecken und stattdessen für Anerkennung ihrer äußeren Macht zu sorgen. Ein Mann verlässt morgens das Haus und behauptet, er würde jetzt hinausgehen, um für die Familie zu sorgen. Er geht abends zum Sport, um angeblich für körperlichen Ausgleich zu sorgen. Er liebt schnelle Autos, weil Geschwindigkeit Spaß macht. In Wahrheit misst sich der Mann meist mit anderen Männern, sucht er nach Sieg, nach Konkurrenz und nach Macht in dem, was er tut. Das alles soll etwas in ihm bestätigen, was er selbst kaum noch fühlen kann - seinen Wert auf dieser Welt. Und es soll seinem Leben etwas geben, was er selbst vergessen hat – Sinn. Es soll eine Bedeutung in all diese Dinge bringen, die er erschaffen, vergrößert, bekämpft und wieder vernichtet hat.
Wenn dieser Mann nach Hause kommt, hat er sich selten gefragt: “Worin besteht der Sinn meines Handelns? Was wird durch mein Tun auf dieser Welt geheilt? Wem geht es besser, weil es mich gibt?“ Meist hat er viel geschafft, aber nichts mehr zu geben, was seine Frau und seine Familie wirklich nähren könnte. Er kennt nur die Ergebnisse seines Tuns, nicht aber sich selbst. Viele noch so erfolgreichen Männer erleiden einen grippalen Infekt als lebensbedrohliche Krankheit. Unzählige Männer stehen hilflos vor Blumengeschäften, vor ihren Kindern und der zarten, feinsinnigen Haut ihrer Frauen. Unzählige Männer sind kreative, strategisch erfahrene Eroberer, denen im emotionalen Alltagsleben die Luft ausgeht wie einer Luftmatratze mit einem Loch. Auf einer tieferen Ebene haben Männer Im Lauf ihrer nach Erfolg und Siegen jagende Geschichte gelernt, sich von unliebsamen Gefühlen abzuschneiden und dafür Stärke vorzutäuschen. Deshalb agieren sie intellektualisiert und machtorientiert, wo es eigentlich um ihre Verbindung zum Leben und ihr Gespür ginge. Selbst von ihren Gefühlen getrennt, fürchten sie sich vor den unvorbereitet über sie hereinbrechenden Gefühlswellen der Frauen. Weit von ihrer emotionalen Heimat entfernt, erleben sie sich umso abhängiger vom intuitiven, weiblichen Gefühlsreichtum."