für meine Mama:
Du weißt selbst, dass wir noch nie gut miteinander auskamen. Du warst in meinem Augen immer eifersüchtig, weil Papa (fast) alles für mich tat. Doch dazu kann ich nichts. Es ist nicht meine Schuld- doch ich habe es immer zu spüren bekommen, immer. Erst recht als du meine kleine Schwester mir immer vorgezogen hast- sag jetzt nicht, dass das nicht stimmt. Du weißt es.
Doch du weißt vielleicht nicht wie sehr mich das verletzt hat. Wie sehr mich das verletzt hat, dass du mir immer sagen musstest, dass ich keinen Geschmack hab, dass ich nicht weiblich genug bin, dass ich generell alles schlechter kann als meine kleine Schwester. Du weißt nicht wie sehr es weh getan hast, als du mir sagtest, dass dir mein Geschwätze am Tag auf die Nerven geht und es nicht schlimm für dich ist, dass ich ausziehe. Du weißt nicht wie oft ich darüber geweint hab, dass ich dir nie etwas recht machen konnte. Ich habe die Fenster falsch geputzt, in der Soße verkehrt herum gerührt und war in deinen Augen immer faul. Du hast nie gesehen, dass ich meine Wohnung nur für dich geputzt habe, damit du stolz auf mich bist.
Weißt du wie sehr ich es hasste, dass du in meiner Wohnung aufräumst?, dass du mir vorschreibst wann ich mein Unkraut zu zupfen habe?, dass ich wegen dir weine?, dass Mütter von Freunden liebevoller zu mir sind als du?
Ich wünschte mir so sehr, dass es anders wäre. Doch so ein super Tochter- Mutter- Verhältnis wie es andere haben werden wir nie haben. NIE! Auch das tut mir weh.
Du bist immer gleich eingeschnappt wenn ich dir etwas sage was dir nicht gefällt. Und du erwartest dann immer eine Entschuldigung, obwohl du im Unrecht bist.
Wenn du das lesen würdesr wärest du Jahre lang sauer- obwohl du weißt, dass ich Recht habe. Doch meine Gefühle waren dir immer egal. Bei Liebeskummer musste mir eine Tasse Kakao helfen und dann sollte alles wieder gut sein.
Den Tod meiner Großeltern- ich musste alleine damit fertig werden, weil Gefühle von dir und Papa nicht erlaubt waren.
Ich bin Gefangen in euren Vorstellungen, in eurem Leben und ich weiß nicht wie ich ausbrechen soll. Und glaub mir, ich möchte daraus. So sehr. Am liebsten ganz weit weg- doch ich trau mich nicht. Hab Angst vor deinem Kopfschütteln, deinem Blick, deinen Gedanken in denen du dir nur wieder denkst "typisch".
Manchmal hasse ich dich so sehr- doch das kann ich wahrscheinlich nur, weil ich dich eigentlich sehr liebe.