Darf ich mir hier einfach mal von der Seele schreiben (könnte etwas länger werden)

Dabei
14 Jun 2023
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#1
Liebe Alle,

erst einmal vorab: mein Freund und ich durchleben gerade parallel ein ziemliches Down, was wenig mit uns zu tun hat. Er hatte vor ein paar Jahren ein Burn Out und hat selten nochmal ein totales Tief (das 3. Mal in unserer 8monatigen Beziehung), welches dann allerdings auch mal länger anhalten kann (die ersten beiden ein paar Tage, nun seit über 2 Wochen). Ich selber arbeite seit langer Zeit (schon vor unserer Beziehung) gegen ein Burn Out an. Vor 3 Wochen hatte ich Corona. Ich glaube, das und auch die stressige Zeit bei der Arbeit vor Weihnachten haben mir den Rest gegeben. Wir arbeiten beide in der Kulturbranche, die kein nine-to-five-Job ist. Ich habe über 300 Überstunden, er nicht ganz so viel, aber trotzdem genug.

Gestern haben wir uns heftig gestritten, eigentlich wegen einer Lappalie. Das war unser 3. Streit in unserer Beziehung (die beiden davor waren allerdings völlig unabhängig von einem seiner Tiefs. Ansonsten haben wir eine wirklich wirklich schöne Beziehung.

Nun zum eigentlichen Thema. Es waren bisher nur 3 wirkliche Streitigkeiten, die uns aber beide den Boden unter den Füßen wegziehen, und wir beide verstehen nicht, was da passiert. Es fing eigentlich damit an, dass wir seit Ende November nur sehr wenig Zeit durch widrige Umstände haben. Das vorletzte November-Wochenende war ich mit einem Verein auf einem Festival (wir hatten dort einen Stand). Er hatte an diesem WE seine Kinder. Als ich Sonntag von dem Festival wiederkam, bin ich noch kurz bei ihm vorbei um ihn und die Kinder noch zu sehen, war aber nur kurz.

Am Montag bin ich krank geworden. Ich habe mich jeden Tag bzgl. Corona getestet, immer negativ. Ich ging auch vom allgemeinen Gefühl von einer Erkältung aus, es hat sich nicht wie Corona angefühlt, wie es damals bei mir war, andere Symptome. Donnerstag hat er bei mir geschlafen, aber mir ging es da nicht so gut und wir waren einfach schnell im Bett und haben geschlafen, also nicht wirklich einen Abend zusammenverbracht. Urplötzlich war ich am Freitag positiv, habe ich ihm sofort mitgeteilt. Er hat dann zwar auch seine Verabredung am Freitag abgesagt und das Wochenende in Isolation (auch wir haben uns nicht gesehen) verbracht, verrückterweise hatte ich ihn nicht angesteckt. Für den Mittwoch darauf hatten wir Konzertkarten, die ich ihm zum Geburtstag geschenkt hatte. Ich hatte so gehofft, Dienstag oder Mittwoch bereits negativ zu sein, damit wir zusammen hingehen können. Leider nein.

Am Wochenende hatte er wieder die Kinder. Samstag sind wir mit einem Freund von mir und den Kindern in eine Ausstellung gegangen, irgendwas stand zwischen uns, ich weiß es auch nicht. Ich hatte ihm noch einen Adventskalender gebastelt und diesen in einer Geheimaktion seiner Tochter mitgegeben. Sie hat ihn diesen zu Hause strahlend übergeben. (Natürlich habe ich auf die Wochenenden geachtet, an dem die Kinder da sind und in die Päckchen für alle 3 was reingepackt.) An dem Abend hat er sich nicht mehr gemeldet, kein Dankeschön, nichts. Sonntagmittag kam ein Foto vom aufgehängten Kalender mit "Danke. Ich weiß nicht, warum ich den verdient habe".

Sonntag wollte er eigentlich zu mir kommen, aber er sagte, er sei Samstagabend noch in ein ganz schlimmes psychisches Tief geschlittert. Er hat die Kinder auch bereits vormittags nach Hause geschickt. Normalerweise will er sie so lange wie möglich bei sich haben. Ich weiß es nicht, aber ich glaube sein Tief wurde durch den Kalender bestärkt. Er meinte, er konnte ihn Samstag nicht aufhängen, war total überfordert und hat sich geärgert, weil er eigentlich auch geplant hatte, mir einen zu machen. Ich sagte ihm, dass ich ihm nicht etwas schenke, um eine Gegenleistung zu bekommen und dass alles gut ist.

Er kam natürlich nicht mehr zu mir. Andersrum ist es schwierig, weil ich von ihm nur sehr umständlich zur Arbeit komme. Er ist von mir aus in 20 Minuten bei der Arbeit.

Ich war enttäuscht, weil wir lange keine alleinige Zeit miteinander hatten, habe ihm aber null Vorwürfe gemacht. Er hat sich sehr zurückgezogen, wir haben zwar jeden Abend telefoniert oder/und uns jeden Tag kurz geschrieben, aber anders als sonst. Parallel merkte ich, dass ich in ein ähnliches Tief schlitterte. Eine Woche habe ich noch durchgezogen bei der Arbeit, habe jeden Tag gekämpft. Da ich meine Tage bald bekam, dachte ich, das liegt auch noch an PMS. Meine Regel kam natürlich kurz vorm letzten Wochenende, an dem wir uns sehen. Ja, auch ohne Sex ist es schön, aber irgendwie hätten wir das wirklich mal wieder gebraucht ;) Auch wenn wir beide unglaublich durch waren, hatten wir ein schönes Wochenende. Haben ewig im Bett gelegen, geredet, gekuschelt etc. Einfach mal nur in den Tag hineinleben. Sonntagabend waren wir noch bei meinen Eltern zum Essen eingeladen. Er taute eigentlich wieder auf, war besser drauf. Bei mir eher das Gegenteil. Es war Sonntag, das rettende Wochenende war vorbei, Montag wieder Arbeit. Ich war wie unter einer Käseglocke, völlig versteinert und eine unglaubliche Unruhe und Anspannung.

Ich habe seit Ende September eine Überweisung vom Arzt zur Psychotherapie. Wie gesagt, ein anstehendes Burn Out ist bei mir schon länger Thema, dennoch hatte ich dort nie angerufen. Dachte immer, es geht gerade noch und anderen geht es noch viel schlechter als mir.

Letzten Montag habe ich dort eeendlich angerufen und einen Termin zum Erstgespräch bekommen, für Mittwoch. Dienstag bin ich noch zur Arbeit gefahren, war aber null in der Lage zu arbeiten. Ich konnte nicht mehr richtig lesen, nur einen Satz zu formulieren, hat Ewigkeiten gedauert. Habe einen totalen Heulanfall bekommen. Sowas hatte ich noch nie, ich hatte das völlig unterschätzt. Konnte meinem Chef noch eine email schreiben, dass nichts mehr geht, Laptop zugeklappt und ab nach Hause. Mittwoch hatte ich die Psychotherapeutin angerufen. Mein Freund meinte vorher aufmunternd zu mir, alleine das Gespräch wird mir schon etwas helfen. Ich hatte darauf viel gesetzt, leider war es total ernüchternd. Sie war sehr unfreundlich, ganz seltsam durcheinander und irgendwie hatte ich das Gefühl (ohne ihr zu nahe zu treten zu wollen), dass sie angetrunken war. Jedenfalls war ich nur noch mehr überfordert und habe mich nun um einen neuen Therapieplatz "beworben".

Ihm ging es am Dienstag letzter Woche wieder schlechter. Wir schrieben ein bisschen und haben auch noch telefoniert, konnten aber irgendwie beide nicht wirklich füreinander da sein, auch wenn wir es wirklich versucht haben. Mittwoch bot er mir an, dass er sich in die Bahn setzt und zu mir kommt. Das wäre aber sehr spät geworden, für ihn zusätzlicher Stress und ich war immer noch so überfordert mit mir selber. Ich glaube, er war froh, dass er zu Hause bleiben konnte. Donnerstag hätte ich mich gefreut, ihn zu sehen. Er dachte aber, dass ich ihm das tagsüber nochmal bestätige und schrieb abends, dass er auf dem Weg nach Hause ist. Es war ein etwas hellerer Tag bei mir, aber da war ich schon enttäuscht. Nicht von ihm, sondern von der Situation. Freitag war er dann bei mir. Er hat sich um Essen und und wir uns um uns gekümmert, waren aber auch nicht gut drauf.

Samstag meinte er, ob mir nicht ein Tapetenwechsel gut tun würde und wir nach Hamburg zu ihm fahren. Wir könnten noch über den W-Markt laufen und er lädt mich zum Essen ein. Da ich seit einer Woche kaum gegessen hatte, hatte ich ein bisschen Magenprobleme und war völlig erschöpft. Wollte erst lieber zu Hause bleiben, bin dann aber doch mit, mit seinem Versprechen, dass wir sofort zu ihm fahren, wenn es nicht mehr geht. Und er hatte Recht: es hat mir sehr gut getan. Es hat mir etwas Energie gegeben und was gegessen habe ich auch.

Gestern Mittag wollte er seit langem endlich mal wieder zum Fußballgucken ins Stadion. Ich hätte mitgehen können, wollte aber entweder zu mir nach Hause oder einfach bei ihm bleiben und etwas spazieren gehen. In der Nacht auf Sonntag musste ich mich übergeben und meinem Magen ging es gar nicht gut. Er hat mir am nächsten Morgen noch Tee gekocht, Salzstangen und Laugengebäck ans Bett gebracht. Komischerweise ging es meinem Magen seit dem Übergeben das erste Mal besser. Ich blieb bei ihm, war spazieren, habe telefoniert, geschlafen, gelesen, gegessen. Ich kam wieder etwas in meine Mitte. Dazu habe ich noch eine sehr nette mail von meinem Chef bekommen. Das hat mich alles wieder optimistischer gestimmt.

Nach dem Spiel schrieb er mir, dass er "betrunken wie er ist, sich noch hat zum Essen überreden lassen". Dazu muss ich gleich sagen, dass er keine Alkoholexzesse macht. 3 Bier reichen bei ihm schon, um gut einen im Tee zu haben. Ich dachte zwar, super, jetzt kommt er gleich betrunken nach Hause, fand es aber auch gut, dass er mal wieder richtig aus sich rausging und die Welt etwas vergessen konnte . Er war dann doch noch ca. 3h weg. Warten fand ich dann doof und bin telefonierend nochmal spazieren gegangen. Dabei bin ich auf eine sehr nette Nachbarschaftsgruppe von ihm gestoßen, die sich auf der Straße zum Glühwein verabredet hatten. Die haben mich gleich dazu geholt. Ich mag solche Situationen, spontan neue Leute kennenlernen und wenn auch nur für kurze Zeit. Ja, ihr werdet gleich schimpfen, aber ich habe mich dann zu 2 Glühwein überreden lassen. Für meinen Magen sicher nicht das beste, aber diese spontane Aktion und der Glühwein dazu, war irgendwie Balsam für meine Seele.

Ich dachte, er schreibt, wenn er auf dem Rückweg zu sich ist und wollte dann auch in seine Wohnung. Er hatte aber Pizza für uns geholt und ist dann in die dunkle Wohnung und wunderte sich, wo ich war, bzw. warum die dunkel war. Er schrieb mir, Du weißt ja, wo Du mich findest. Es stellte sich später heraus, dass er dachte, ich wäre einfach gegangen. Ich bin dann zu ihm, war ziemlich angetüddelt, er auch noch, wir aber ganz gut drauf. Haben noch Loriot geguckt und es tat so gut, mal wieder richtig zu lachen. Das erste Mal seit 2 Wochen.

Er meinte später, dass er sich aus seiner Sicht immer mehr an mich gekuschelt hat und ich mich ihm entzogen habe und lieber auf meinem Handy gedaddelt habe. Es stimmt, dass ich eine WhatsApp an einen guten Freund geschrieben hatte, bei dem ich mich noch für ein ganz tolles Telefonat bedankt habe. Aber nur eine WhatsApp, sonst lagen wir da zusammengekuschelt. Eifersucht kann da nicht im Spiel sein, denn mein Kumpel liebt nur Männer. Das weiß mein Freund auch.

Jedenfalls stand er auf einmal auf und ging ins Bad. Ich dachte, er geht nur kurz aufs Klo. Dann kam er wieder rein, meinte recht patzig, er gehe jetzt ins Bett, viel Spaß noch und ging ins Bett. Kein Kuss, keine Umarmung. Ich war völlig verdaddert, was war denn nun los? Ich habe gerade gar kein gutes Nervenkostüm und wir hatten ja auch beide ein bisschen was getrunken. Anstatt mich einfach dazuzulegen, war ich wütend und erschrocken über diese Reaktion. Ein Wort gab das andere und wir waren im Streit. Völlige Lappalie.

Dann warf er mir Dinge an den Kopf: ihm geht es seit 2 Wochen schlecht und er nimmt sich total zurück. Ich erwiderte, gut dass Du das sagst, ich sehe es genauso, nur andersrum. Er hätte sich am Freitag noch extra zu mir gequält. Ich sagte, er weiss, dass er jederzeit zu Hause bleiben kann, wenn ihm nicht danach ist und er Zeit für sich braucht. Und dann kamen 2 Sachen, die mich innerlich zum Explodieren brachte. Ich wurde nicht laut oder ähnliches, aber in mir brodelte es und mein Kopf tickte aus.

1. Er hat seit dem Weckerklingeln am Morgen grundschlechte Laune, weil er sich auf ein gemütliches Frühstück mit mir gefreut hätte. Ja, er weiß, ich war krank (hatte mich ja nachts übergeben), aber seitdem war seine Laune wieder im Keller. Ich meinte nur sarkastisch, sorry, dass ich mich übergeben hatte.

Und schlimmer:

2. Ihm geht es seit dem 2.12. schlecht und urplötzlich muss es Dir dann auch schlecht gehen. Das hat er so ausgedrückt, dass es sich anhörte, als ob ich mir das alles ausdachte, um ihn zu übertrumpfen. Ich war total schockiert. Ich denke mir das aus, gehe einen Schritt bei der Arbeit (mich krankschreiben zu lassen), den ich mindestens ein Jahr vor mir hergeschoben habe? Und hole mir eine Termin beim Therapeuten? Das sagte ich ihm und wollte gehen.

Während ich meine Sachen packte, merkte ich, wie sehr mich das überfordert, in diesem Zustand noch mit Bus & Bahn nachts über 1h nach Hause zu fahren. Also wollte ich mein Bettzeug nehmen und im Wohnzimmer schlafen. Er drehte mir nur den Rücken zu im Bett.

Dann war ich so aufgebracht, dass ich etwas gemacht habe, was ich sonst nicht tue. Ich wollte sofort eine Erklärung und darüber sprechen. Ich meinte, Du kannst mir nicht sowas an den Kopf werfen und Dich dann einfach umdrehen und mich damit stehen lassen. Er war eiskalt und sagte nur, da ist die Tür! Wir guckten uns an, er hatte rote Augen. Ich setzte mich aufs Bett und meinte stur, ich bleibe jetzt hier, bis Du mit mir sprichst. Ich weiß, dass ich ihn hätte in Ruhe lassen müssen. Ich war zwar ruhig in meiner Art, dennoch komme ich mir im Nachhinein wie eine Furie vor. Aber ich war so verletzt, über das was er alles sagte und dass er mir noch so eins draufgegeben hat.

Letztlich sagte ich zu ihm, ich schlafe nochmal nebenan und dann lassen wir das ganze (habe also Schluss gemacht). Bin nach nebenan und habe ca. 3h geschlafen.

Ich bin heute Morgen sofort aufgewacht, als ich ihn im Flur hörte. Bin dann raus und wir haben uns nur lange still angeguckt, traurig, alle beide. Ich sagte ihm, für eine Sache, möchte ich mich noch entschuldigen, dass ich so penetrant bei ihm auf dem Bett saß und ein Gespräch gefordert habe. Das ist nicht meine Art, so bin ich sonst nicht.

Er meinte, ich müsse mich für gar nichts entschuldigen, er muss sich entschuldigen. Er hat es zwar nicht so gemeint, aber er kann verstehen, wie die Dinge bei mir angekommen sein müssen. Vor allem die Sache: und urplötzlich musst Du auch krank sein. Er weiß, dass es nicht so ist. Und dass ich natürlich nichts dafür kann, dass es mir schlecht ging in der Nacht davor.

Er fragte, trinken wir noch einen Kaffee zusammen, bevor er zur Arbeit muss und dann ist er mit Kaffee zu mir aufs Sofa.

Er sagte dann, ich liebe Dich und ich möchte Dich nicht verlieren. Ich sagte ihm, ich liebe Dich auch und möchte Dich nicht verlieren. Dann haben wir uns lange umarmt. Er musste dann zur Arbeit.

Theoretisch ist alles wieder gut. Aber mir geht es total beschissen seitdem.

Wir haben ansonsten eine wirklich schöne Beziehung. Wir unternehmen viel, lachen viel, können unheimlich gut über diverse Themen ewig reden. Machen was mit seinen Freunden, mit meinen Freunden. Alle mögen alle. Ich liebe seine Kinder (11 & 13), sie mögen mich sehr, das haben sie mir auch schon gesagt. Wir sind in so vielen Dingen auf einer Wellenlänge.

Wir haben uns nur 3x richtig gestritten, aber die beiden anderen Male waren so heftig, wie gestern Abend (außer dass ich so penetrant JETZT ein Gespräch gefordert habe). Selten kommt nochmal eine kleine Meinungsverschiedenheit dazu. Aber die Meinungsverschiedenheit und die 3 heftigen Streits einen, dass wir völlig aneinander vorbeikommunizieren. Er hasst streiten, ist total harmoniebedürftig. Ich mag auch nicht streiten, aber ich finde, wenn etwas doof ist, kann man da auch mal darüber reden. Er macht dann sofort dicht. Bei den Meinungsverschiedenheiten waren es nicht so wichtige Themen, so dass wir kurz etwas ärgerlich waren, aber schnell darüber hinweg.

Das habe ich auch heute Morgen angesprochen, dass wir da beide daran arbeiten müssen. Wir schaukeln uns in sekundenschnelle hoch und reden völligst aneinander vorbei. Fast als ob wir jeweils mit jemandem anderen sprechen. Ich habe da ein totales Fragezeichen, was da mit uns passiert.

Wir planen auch zusammenzuziehen, der Vorschlag kam von ihm. Klar, bringt so etwas theoretisch auch noch mehr Streitpotential mit sich. Aber eigentlich habe ich eher das Gefühl, das entstresst uns. Wir müssen nicht auch noch unsere Treffen planen und können auch wieder mehr unsere Freunde sehen, mal was alleine unternehmen, weil wir uns meist danach ja noch zu Hause sehen.

Dennoch befürchte ich natürlich, dass da vielleicht auch so heftige Streitigkeiten zunehmen könnten. Und das können wir beide nicht. Das haut uns beide jedes Mal weg, selbst wenn es spätestens am nächsten Morgen geklärt war.

Habt ihr eine Idee, wie wir zu einer gesunden Streitkultur finden können? Er schlug nach unserem letzten Mal vor, dass der eine dem anderen ankündigt, dass er xy klären möchte und man sich dann ein paar Tage später zu einem Gespräch dazu verabreden kann, damit der andere sich auch vorbereiten kann. Mir fiel nichts besseres ein, aber für mich hört sich das schwierig an, wenn man weiß, der andere ist gerade sauer, will über xy sprechen. Dann macht man z.B. 2 Tage weiter, als ob nichts gewesen wäre und spricht dann darüber.

Oh weh, ich sollte mir ein Tagebuch zulegen. Wer bis hierhin alles gelesen hat - Respekt!

Liebe Grüße
 
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Dabei
6 Mrz 2013
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7.544
#2
OMG - Entschuldige, aber ich habs im ersten Anlauf nicht geschafft, diesen Wall of Text zu lesen :002:

Wenn du nach ein paar Tagen noch keine Antworten hast, magst du evtl eine kleine Zusammenfassung posten ...
 
Dabei
7 Sep 2023
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201
#3
Er hasst streiten, ist total harmoniebedürftig.
Mir scheint, dein Freund ist ein "Nice Guy". Das ist auch erkennbar daran, dass bei euch eine Menge unterschwellig abläuft - ungesagte Erwartungshaltungen, unbenannte Kränkungen...
Habt ihr eine Idee, wie wir zu einer gesunden Streitkultur finden können?
Indem ihr den Mut findet, das auszusprechen, was euch nicht passt. Um das zu bitten, was ihr haben wollt - statt es implizit zu erwarten oder zu erhoffen. Auch mal "Nein" zu sagen. Und auszuhalten, wenn das Gegenüber das tut.
Sich selbst in einer Streitsituation zu beobachten und zu prüfen, ob man sich jetzt defensiv verhält, Vorwürfe wegzuerklären / zu entschuldigen versucht, mauert, mit Gegenangriffen antwortet... und das dann zu unterlassen. Man darf einen Streit "verlieren" - auch wenn man meint, im Recht zu sein. Was nützt es, im Recht zu sein, wenn man darüber die Beziehung verliert? Gleichzeitig aber muss man auf gegenseitigem Respekt und einer grundsätzlich freundschaftlichen Atmosphäre beharren. Ist alles etwas schwierig, geht aber schon (das kann ich aus eigener Erfahrung sagen, meine Frau und ich hatten auch immer die Angewohnheit, uns in vollkommen unproduktive Streitereien zu verkrallen - inzwischen kann ich so was abbrechen, weil ich rechtzeitig innerlich einen Schritt zurücktreten und mich beobachten kann, und auch sie lernt das so langsam).

Letztlich allerdings wäre es vernünftig, wenn dein Freund an sich arbeiten würde. Du übrigens vermutlich auch. Falls gewünscht, kann ich ein paar Buchtipps geben.
Wer bis hierhin alles gelesen hat - Respekt!
You are welcome.
 
Dabei
23 Nov 2016
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#4
Hi Alex,
ich habe deinen Text tatsächlich gelesen (zugegebenermaßen stellenweise eher überflogen), aber mir kamen dazu folgende Gedanken:
Bist du eventuell etwas perfektionistisch veranlagt? Du hast alles minutiös aufgeschrieben und festgehalten, so, als hättest du Angst, dass dir die Situation entgleitet, dass du etwas vergessen oder übersehen haben könntest. Du verlierst dich in 1000 Details. Aber im Grunde beschreibst du doch "nur" eine Reihe von relativ normalen Begebenheiten von zwei sich zwar liebenden, aber doch ziemlich überforderten Menschen in einem sehr stressigen Alltag. Die Probleme, die du beschreibst, hat doch gefühlt gerade halb Deutschland: Corona, zu viel Arbeit, Vorweihnachtsstress, verschiedene familiäre Interessenskonflikte.
Da drängt sich einem schon die Frage auf, woran es liegt, dass du dich so extrem gestresst und überfordert fühlst, dass du auf der Suche nach einer Therapie und kurz vor dem Burn out bist. An deinem Partner liegt das wohl eher nicht.
Übrigens ist der Burn out sehr eng mit der Depression verwandt. Wenn das auf euch beide zutrifft, ist eine Beziehung kaum zufriedenstellend zu führen. Denn dann liegt es in der Natur der Sache, dass sich jeder erst einmal um seine eigene psychische Gesundheit kümmern muss. Man ist dann kaum in der Lage, auf die Bedürfnisse des anderen einzugehen. Sich da gegenseitig Vorwürfe zu machen, ist ziemlich sinnlos. Genauso sinnlos übrigens, wie vom anderen zu erwarten, dass er einen auffängt.
Du musst zuerst selbst einen Weg finden, wie es dir besser geht und versuchen herauszufinden, warum du so leidest. Da muss man sich zuerst mal mit sich selbst auseinandersetzen.
 
Dabei
23 Nov 2016
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652
#5
Das Thema "Streit" hatte ich ganz vergessen:

Wenn man entspannt und erholt ist, kommt es nicht zu der Art von Streit, von der du sprichst. Das ist ein Streit, der aufkommt, weil ihr keine Ressourcen füreinander habt.

Wenn du weniger Streit haben willst, dann sorge dafür, dass ihr (bzw. du) nicht die ganze Zeit an eurer Belastungsgrenze oder darüber hinaus seid. Wenn man sich nicht sehen kann, weil man einfach Ruhe braucht, ist das so.

Du kannst von dir nicht erwarten, dass du arbeitest und arbeitest und dann in deiner Beziehung noch der Geduldsengel bist. Das funktioniert einfach nicht. Genauso wenig für deinen Freund, der sich ja offensichtlich noch um Kinder zu kümmern hat. Deine Erwartungen an ihn und dich selbst hören sich für mich leider völlig überzogen an. Du wirst sie wohl an die Realität anpassen müssen.
 
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