Erfahrungen damit eine Pflegeeinrichtung zu finden?

Dabei
6 Mrz 2013
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#61
Ja, Twin, ich muss sagen, dass dein Beitrag #40 gestern erst große Erleichterung in mir ausgelöst hat und ich dachte "Ja, sie hat recht, es ist eigentlich gar nicht schlimm, wenn ich mich mehr zurücknehme, und weniger zu machen ist doch immer noch gut für ihn" usw. - und dann habe ich mir versucht vorzustellen, wie ich ihm sage, dass er die Anrufe etwas zurückfahren muss und es mir zu viel wird, und dann ist mir wieder direkt mein Herz gebrochen bei der Vorstellung, wie er dann auflegt und den Fernseher anschaltet, Fußball guckt und ganz alleine ist.
Mein Rat war ja, ihm das nicht so zu sagen, sondern ihn sozusagen schrittweise zu entwöhnen.

Ich glaub ich hab dir das schon mal geschrieben: Ich sehe sowas in einem größeren Kontext.
Wenn mir ein Mensch immer selbstlos durchs Leben geholfen hat, mir mit Rat und Tat zur Seite stand, alles! für mich getan hat - dann tu ich mehr für ihn als ich müsste. Dann gebe ich mein Leben zwar immer noch nicht auf für ihn, denn das tue ich für niemanden, aber ich mach mir dann viele Gedanken und Mühe um bzw. mit ihm.
Wenn jemand aber sich um mich nicht geschissen hat, als ich es gebraucht hätte, wenn mir jemand mein Studium finanziert hat aber mich nicht emotional aufgefangen hat wenn was war, dann kriegt er genau das zurück.
Das schreibe ich nicht nur so dahin, das lebe ich so.

Und wenn ich die Sprüche so lese, die dir dein Vater reingedrückt hat (du hast ja ein paar zitiert) dann werde ich ärgerlich, wenn ich lese, wie du dir über sein Wohl den Kopf zerbrichst.
Der Spruch mit den intelligenten Brüdern ist sowas von unter aller Sau, mit so einem Spruch macht man so viel kaputt - also da hätte ich kein schlechtes Gewissen wenn ich am Abend nach einem anstrengenden Arbeitstag nicht ans Tel gehe, weil ich meine Scheiss Ruhe will, auch und speziell vor diesem Menschen. Man kann sich dadurch nicht die Liebe holen, die man als Kind/ Jugendliche gebraucht und nicht bekommen hat.
 
Dabei
7 Sep 2023
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#62
Dennoch die Frage: Was bedeutet für dich (oder andere hier) eine "gute Seele"?
Das ist jemand, der anderen nichts Böses will. Der nicht absichtlich oder aus lauter Selbstbezogenheit wirklichen Schaden zufügt. Trotzdem kann es schwer sein, mit dem betreffenden auszukommen und es ist möglich, dass der Betreffende auch mal dumme Sachen sagt - so lange keine dummen Taten folgen. "Nobody is perfect".

Kann man einzeln für sich eine gute Seele sein, oder beinhaltet es den Einfluss auf die Leben um einen herum?
Letzteres. Ganz abgesehen davon, dass niemand völlig "einzeln für sich" sein kann, wäre das Konzept in Hinblick auf eine vom Leben um sie herum total isolierte Person bedeutungslos.
 
Dabei
6 Feb 2017
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#63
Twin hat gesagt.:
Mein Rat war ja, ihm das nicht so zu sagen, sondern ihn sozusagen schrittweise zu entwöhnen.
Ja, ich denke, das werde ich annehmen und umsetzen.

Twin hat gesagt.:
Man kann sich dadurch nicht die Liebe holen, die man als Kind/ Jugendliche gebraucht und nicht bekommen hat.
Die will ich gar nicht, ich habe ja selbst gar keine für ihn. Ich habe Mitleid und Verantwortungsgefühl und aus diesen Gefühlen heraus gebe ich ihm seine offiziell intakte Vater-Tochter-Beziehung. Lieben tue ich die Menschen, die da waren. So wie du.

Das einzige sind eben die Trigger oder dann doch noch wunden Punkte. Amy Adams hat mal in einem Roundtable gesagt "It's a tough thing to have a hard skin and a vulnerable heart. It's a delicate balance." Das fühle ich irgendwie so als Kernproblem.

Rote Tablette hat gesagt.:
Das ist jemand, der anderen nichts Böses will. Der nicht absichtlich oder aus lauter Selbstbezogenheit wirklichen Schaden zufügt.
Interessant, es zählen also die Absichten und nicht die Ergebnisse oder der Aufwand. Spannend. Muss ich drüber nachdenken.
 
Dabei
24 Sep 2017
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#64
Ja, wird ihm zumindest als Charaktereigentschaft nachgesagt. Und würde ich aus meiner Wahrnehmung und Erfahrung heraus so unterschreiben.
Das klingt ja dann wie etwas, das man einfach so hinnehmen muss. Er wird sich in der Hinsicht auf jeden Fall noch ändern können, aber das wird von ihm heraus kommen, da kannst du aber nichts machen - bzw. du kannst natürlich etwas tun, allerdings ist die Energie, die du da reinstecken müsstest, viel höher als das, was am Ende rauskommen könnte. Zumindest würde ich das so sehen. Er ist eben so, egal wie sehr dich das wurmt. Du kannst nichts unternehmen, dass das sehr bald besser wird, du kannst nur dafür sorgen, dass es dir nichts mehr ausmacht. Radikale Akzeptanz, wie ein 100 Jahre alter stoischer Teddybär...
Ich habe ihn immer für einen (innerlich) sehr schwachen Menschen gehalten und bin jetzt positiv überrascht, dass er doch mehr Lebenswillen hat als ich angenommen hätte und sich jetzt sogar einen kompletten Neuanfang traut.
Das ist etwas, das man definitiv als Gewinn ansehen kann. Das ist etwas, aus dem du Kraft schöpfen kannst, gegen dein schlechtes Gewissen und wann immer dir das Herz bricht beim Gedanken daran, dass er alleine vor dem Fernseher sitzt. Dein Vater hat noch Lebensmut, dein Vater kann und sollte sich noch um sich selbst kümmern, so gut er das kann, dazu gehört, dass er sich verdammt nochmal selbst um den Pflegedienst kümmern kann...
 
Dabei
6 Feb 2017
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#65
Zufallsgenerator hat gesagt.:
Er ist eben so, egal wie sehr dich das wurmt. Du kannst nichts unternehmen, dass das sehr bald besser wird, du kannst nur dafür sorgen, dass es dir nichts mehr ausmacht. Radikale Akzeptanz, wie ein 100 Jahre alter stoischer Teddybär...
Ich weiß, dass du recht hast. Es fühlt sich nur an, als würde ich sagen "Hey, diese Waffe mit der du da auf mich schießt, ich weiß, das bist einfach du und du brauchst das und du meinst es eventuell noch nicht mal böse, aber ich würde dann ganz kurz mal meinen Resilienzfilter da vorne aufschrauben, dann kommen deine Kugeln nämlich nur noch wie Platzpatronen an und dann lebe ich n Weilchen länger, bzw. bekomme nur blaue Flecken." Und das wäre der Einsatz, den ich für mich mache. Den Schaden auf blaue Flecken reduzieren und auch bei denen dann nicht winseln oder quängeln, denn es bringt ja nichts. Ich sehe auch keine andere Alternative, ich kann nur mich selbst sehr gut nachvollziehen, dass ich unzufrieden bin.

Zufallsgenerator hat gesagt.:
Das ist etwas, das man definitiv als Gewinn ansehen kann. Das ist etwas, aus dem du Kraft schöpfen kannst, gegen dein schlechtes Gewissen und wann immer dir das Herz bricht beim Gedanken daran, dass er alleine vor dem Fernseher sitzt. Dein Vater hat noch Lebensmut, dein Vater kann und sollte sich noch um sich selbst kümmern, so gut er das kann, dazu gehört, dass er sich verdammt nochmal selbst um den Pflegedienst kümmern kann...
Das hier könnte mir sehr gut helfen, weniger Verantwortung zu empfinden. Ich will versuchen es mir öfter durchzulesen, auch wenn er dann hier ist, und zu gucken was es mit mir und der Situation dann macht. Danke <3

Das ist jemand, der anderen nichts Böses will.
Hab darüber nachgedacht und die Definition sagt mir nicht zu, aber ich verstehe, dass man damit optimistischer ist.
 
Dabei
24 Sep 2017
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#66
Ich weiß, dass du recht hast. Es fühlt sich nur an, als würde ich sagen "Hey, diese Waffe mit der du da auf mich schießt, ich weiß, das bist einfach du und du brauchst das und du meinst es eventuell noch nicht mal böse, aber ich würde dann ganz kurz mal meinen Resilienzfilter da vorne aufschrauben, dann kommen deine Kugeln nämlich nur noch wie Platzpatronen an und dann lebe ich n Weilchen länger, bzw. bekomme nur blaue Flecken." Und das wäre der Einsatz, den ich für mich mache. Den Schaden auf blaue Flecken reduzieren und auch bei denen dann nicht winseln oder quängeln, denn es bringt ja nichts. Ich sehe auch keine andere Alternative, ich kann nur mich selbst sehr gut nachvollziehen, dass ich unzufrieden bin.
Absolut. Ich finde es super gaga, Leute so annehmen zu "müssen" wie sie sind, wenn es einem persönlich betrifft und schadet. Bei anderen Leuten kann und sollte man das nicht einfach so hinnehmen, nicht kommentarlos.. Problem ist, Ausnahmen sind irgendwie immer ein Stück weit Familienmitglieder, weil man sonst einfach keine Familie sein kann. Da muss man über Dinge hinweg sehen, sonst fällt das ganze soziale Gefüge zusammen - und wer denkt, in seiner/ihrer Familie würde das nicht passieren, der ist der Grund dafür, dass andere darüber hinwegsehen 😅
Wie bei allem braucht es eine gute Balance aus Nähe und Distanz, aus darüber sprechen und darüber schweigen/hinwegsehen, aus Groll und Akzeptanz - es ist super ungesund, aber es ist auch irgendwie absehbar..
 

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