Nic, ich wollte dir nochmal sehr danken für deinen Text, den du geschrieben hattest, und auch dir, Klappezu, und den anderen.
Ich lese das immer, auch wenn es zwischendurch dann mal dauern kann, bis ich antworte. Das ist nicht böse gemeint, ich lese einige Beiträge manchmal auch mehrmals (auch aus den älteren Threads) und denke drüber nach.
Mir ist dabei nochmal eine Sache in den Sinn gekommen, den Peachy, Klappezu und Gast48 angesprochen haben:
Ich kann nur sagen, als ich mal sehr krank war, war ich unglaublich froh, alleine gewesen zu sein.
ich habe nach meiner Diagnose sehr viel Ruhe gebraucht um mich auf die Situation einzustellen, wäre da Jemand gewesen, hätte ich das wohl nicht gut ertragen
Ich hatte wirklich andres zu tun, als mich mit den Befindlichkeiten meines Partners zu beschäftigen. Ich habe alle meine Kraft und Gedanken für mich benötigt.
Vor allem der letzte Satz von Gast48 ist mir immer wieder in den Sinn gekommen. Denn es ist ja tatsächlich so, dass ich auch manchmal so meine "Befindlichkeiten" habe.
Heute war so eine Situation:
Ich arbeite seit Anfang November wieder, mein Lebensgefährte ist aber fast den ganzen Tag zuhause. Ich habe daher zurzeit einfach viel mehr zu tun als er. Außerdem ist er auch viel öfter erschöpft und müde als ich und ruht sich entsprechend aus, schaut TV usw.
Gestern hatten wir vereinbart, dass er etwas zu essen fertig macht, wenn ich von der Arbeit nach Hause komme (hatte er selbst angeboten!), damit wir zusammen essen und danach noch zum Sport fahren können. Die Kinder waren heute bei ihrem Vater, sodass wir "kinderfrei" hatten, was ja schon selten genug vorkommt (ca. 3 x im Monat). Auf der Arbeit war viel los, ich war nach 8 Stunden müde und hungrig und habe mich ehrlich gesagt ziemlich auf den Nachmittag gefreut.
Als ich nach Hause kam, lag mein Freund schlafend auf dem Sofa. Er hatte schon gegessen, aber für mich war nichts da. Ich war ehrlich gesagt etwas irritiert und habe ihn gefragt, ob alles okay sei oder er sich schlecht fühlen würde? Er meinte, nö, alles gut.
Ich bin dann in die Küche und habe mich im Kühlschrank umgeschaut, was ich mir schnell machen könnte, aber es gab nur frische Dinge und ich hatte wirklich null Lust, mit dem Kochen anzufangen. Mein Freund kam dann auch in die Küche und fragte mich, ob er mir ein bisschen Gesellschaft leisten könne und fing an Zeitung zu lesen. Ich sagte ihm dann, dass ich ziemlich k.o. sei und mich erstmal etwas hinlegen wollte, bevor ich mir dann etwas zu essen mache. Als ich gerade zur Tür hinaus wollte, rief er mir nach, ob ich denn gar nicht wissen wollte, wie sein Tag war?
Ganz ehrlich: ich fand das in dem Moment irgendwie provokativ und habe mich geärgert. Keine Ahnung, ob das so von ihm gemeint war, aber es ist einfach so bei mir angekommen.
Ich bin dann ins Schlafzimmer gegangen und habe mich hingelegt. Leider war ich aber zu hungrig, um zu schlafen.
Also bin ich nach einer halben Stunde des Ruhens wieder in die Küche und habe mir etwas Leckeres gekocht. Als ich mit dem Essen fertig war, war es natürlich zu spät, um zum Sport zu gehen, da ich ja die Kinder wieder abholen musste.
Ich habe also meinem Freund gesagt, dass er ruhig ohne mich fahren könne und habe mich an den PC gesetzt und nach Weihnachtsgeschenken geschaut. Allerdings war ich nicht mehr sehr gesprächig, ich war brummelig, weil mein Feierabend irgendwie blöd gelaufen ist und ich nicht mehr zum Sport konnte. Ich denke, ich wirke dann ziemlich unterkühlt und distanziert, wenn ich grummelig bin.
Man muss vielleicht noch wissen, dass die Eltern meines Freundes am Samstag/Sonntag bei uns waren und ich mir sehr viel Mühe gegeben und für alle Mittag- und Abendessen gemacht habe.
Ich habe das sehr gern gemacht, weil ich die beiden auch wirklich mag (v.a. seine Mutter). Es wäre auch okay gewesen, wenn er einfach eine Dose Ravioli geöffnet hätte.
Na, jedenfalls hat mein Freund natürlich gemerkt, dass ich etwas, sagen wir mal, "unentspannt" war.
Und jetzt kommt der Punkt, auf den ich eigentlich hinaus will:
Die Tatsache, dass ich etwas angefressen war, hat ihn total aus dem Konzept gebracht. Er kam die Treppe herauf in mein Arbeitszimmer und atmete schwer, wie nach einem 100m Sprint. So als hätte er einen schnellen Puls (was unmöglich vom Treppesteigen kommen konnte).
Er meinte: Sag mal, hast du irgendwas?
Ich: Na ja, ich hatte mir den Nachmittag irgendwie anders vorgestellt. Ich dachte, wir essen zusammen und gehen dann zum Sport? Aber du machst ja dein Ding allein?!
Er: Aha, war mir nicht klar.
Ich: Aber das hatten wir doch gestern so ausgemacht?
Er: Ja, vielleicht hab ich's einfach vergessen??
Ich : Ja, ist schon okay.
Er ist dann Spazieren gegangen, um seinen Puls wieder "einzufangen" (eine Technik, die er auch anwendet, wenn der Puls angstbedingt hochfährt).
Ich hatte danach natürlich ein schlechtes Gewissen. Ich habe nicht damit gerechnet, dass er SO darauf reagiert!
Jedenfalls finde ich es total schwierig, auf der einen Seite angemessen Rücksicht zu nehmen und auf der anderen Seite den Partner nicht in Watte zu packen und zu allem Ja zu sagen. Ich kann daher irgendwie nachvollziehen, dass man lieber alleine ist, wenn es einem nicht gut geht. Ich kann das nicht immer abschätzen und bin eben selber manchmal k.o.
...
Nochmal kurz zu Klappezus Frage:
habt ihr da mal einen Anwalt für Arbeitsrecht hinzugezogen ?
Aufgrund einer Krankheit darf ihm nicht ohne weiteres gekündigt werden, da muss vom Arbeitgeber weit mehr aufgefahren werden wie z.B das er begründet schlechtere Leistungen, etc. erbracht hätte.
Ja, haben wir. Mein Freund hat vor dem Arbeitsgericht auch Recht bekommen, weil der Arbeitgeber eben nichts anderes aufzufahren hatte. Aber dennoch darf der Arbeitgeber kündigen, wenn klar ist, dass der Arbeitnehmer in nächster Zeit nicht mehr so belastbar sein wird wie zuvor. Dadurch sollen v.a. kleinere Unternehmen davor geschützt werden, Verluste zu machen. Da stehen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerschutz gegenüber. Die Kündigung war also unrechtmäßig, aber die Kündigung ist trotzdem wirksam. Mein Freund hat eine Abfindung bekommen.