Partner verweigert wichtige OP - Was würdet ihr tun?

Dabei
6 Mrz 2013
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#31
Ich kann dich verstehen, dass du irritiert warst, dass sich dein Freund sozusagen nicht an die Abmachung gehalten hat.

Als erstes kam mir der Gedanke in den Sinn, ob er es vielleicht krankheitsbedingt vergessen hatte.

Und dann wäre es wohl geschickter gewesen, wenn du gleich gesagt hättest: "Hm, hatten wir nicht ausgemacht, dass du uns was zu Essen machst und wir dann gemeinsam zum Sport gehen - oder war das ein Missverständnis?"
Gerade wenn der andere wegen so einer schweren Krankheit labil ist, ist das besser als einfach zu schmollen. Außerdem wär der Nachmittag dann ja vielleicht doch noch zu retten gewesen, während er jetzt in einer Missstimmung untergegangen ist.

Und das hier
Man muss vielleicht noch wissen, dass die Eltern meines Freundes am Samstag/Sonntag bei uns waren und ich mir sehr viel Mühe gegeben und für alle Mittag- und Abendessen gemacht habe.

Ich habe das sehr gern gemacht, weil ich die beiden auch wirklich mag (v.a. seine Mutter). Es wäre auch okay gewesen, wenn er einfach eine Dose Ravioli geöffnet hätte.
hat damit mE überhaupt nichts zu tun.
 
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Dabei
23 Nov 2016
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#32
Na ja, aber das ist es ja gerade, was ich versuche zu verdeutlichen: Mir ist ja bewusst, dass er krank ist. Aber dennoch ist es extrem schwer, das immer im Hinterkopf zu haben bzw. sich dann in dem Moment zu fragen, warum reagiert er jetzt so oder so? Ganz einfach, weil ich ja auch nur ein Mensch bin und in dem Moment, nach einem wirklich anstrengenden Tag, enttäuscht war und nicht so besonnen reagiert habe.

Theoretisch weiß ich auch, dass man keine Erwartungen haben soll bzw. nichts für den anderen tun soll, wenn man dafür irgendwas erwartet. Denn dann ist es ja im Prinzip egoistisch und man tut es nicht wirklich für den anderen, sondern letztlich für sich selbst. Ich habe auch nicht für die Eltern gekocht, weil ich dafür im Gegenzug etwas haben wollte.

Es war nur in dem Moment dann so, dass ich irgendwie umso enttäuschter war, dass er offenbar so wenig nachgedacht hatte, obwohl es sogar abgesprochen und eigentlich offensichtlich ist. Immerhin kann er sich ja auch auf mich verlassen (siehe Eltern) und ich mache mir ja auch ziemlich Gedanken.

Klar, müsste ich das nicht. Es ist eigentlich mein Problem. Das funktioniert aber leider in der Praxis nicht immer. Deswegen sagte ich ja: Ich kann schon verstehen, wenn man dann lieber alleine ist, als sich über die enttäuschten Erwartungen des anderen Gedanken machen zu müssen.

Jetzt im Nachhinein würde ich's auch anders machen.
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#33
Ich versteh dich doch. Ich denke, auch wenn alle gesund sind und alles normal ist, ist es sicher besser man fragt erst mal nach ob der andere was vergessen hat, bevor man sich eingeschnappt zurückzieht. Klar, man verhält sich natürlich nicht immer optimal, und euer besonderes Problem ist eben, wenn man sich mal nicht so besonnen verhält, kriegt er gleich Panik. Das braucht dir jetzt auch nicht tagelang nachzuhängen, du bist ja auch bloß ein Mensch. Man kann sich danach ja in den Arm nehmen und sagen "Scheiße, das war blöd gestern, machen wir einen Cut und vergessen das".
 
Dabei
27 Feb 2013
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#34
Und dann wäre es wohl geschickter gewesen, wenn du gleich gesagt hättest: "Hm, hatten wir nicht ausgemacht, dass du uns was zu Essen machst und wir dann gemeinsam zum Sport gehen - oder war das ein Missverständnis?"
Gerade wenn der andere wegen so einer schweren Krankheit labil ist, ist das besser als einfach zu schmollen. Außerdem wär der Nachmittag dann ja vielleicht doch noch zu retten gewesen, während er jetzt in einer Missstimmung untergegangen ist.

Und das hier

hat damit mE überhaupt nichts zu tun.
Ja das hab ich mir auch gleich gedacht. Wieso hast dus nicht gleich rausgelassen, was dich gewurmt hat - rauskommen tut es ja sowieso - meistens so aufgestaut dann umso schlimmer.

Ich glaube nicht, dass du so reagiert hast, weil er krank ist, sondern das so deine Art ist.

Das mit dem Essen für die Eltern kommt mir vor, als würdest du Liste führen, was du alles gemacht hast und was er dagegen nicht - weil es hat wirklich nichts mit dem vereinbarten Nachmittagsprogramm zu tun.
 
Dabei
23 Nov 2016
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#35
Hallo ihr Lieben,

leider komme ich kaum mehr zum Schreiben, aber ich wollte euch heute dennoch ein "Update" schicken. Es erleichtert mich auch.

Weihnachten war wunderschön, wie in einem kitschigen Bilderbuch. Wenn mein Freund so ist, wie er eigentlich, also normalerweise ist, ist er der tollste Mann, den ich mir vorstellen kann. Wir harmonieren perfekt, unterhalten uns über Gott und die Welt, die Kinder lieben ihn, wir lachen und scherzen zusammen, wir unternehmen gemeinsam Dinge, wir teilen uns die Aufgaben zuhause und wir sind uns körperlich und mental nah.

Aber dann kam Silvester und mein Freund zeigte sich wieder von der anderen Seite: extrem antriebs- und motivationslos, stumm, abweisend und in sich gekehrt, er liegt stundenlang auf der Couch und sieht fern (5-6 Stunden am Stück) und lässt alles hinter sich liegen; er überlässt alle Einkäufe, die Wäsche, einfach alles mir; wenn ich ihn bitte (in ganz normalem, freundlichen Ton), den Tisch abzuräumen oder die Spülmaschine auszuräumen, empfindet er das als unangemessene Forderung oder Gängelung meinerseits und wird launisch und maulig.

Ich habe über Depressionen gelesen und dachte: ja, das ist es.

Er mault mich an wegen der Spülmaschine, weil es ihn schon überfordert, nur eine einzige Maschine im Laufe des Tages auszuräumen. Er schafft an diesen Tagen wirklich gar nichts. Er kann es dann nicht.

Er ist in seinen depressiven Phasen ganz anders als in seinen normalen Phasen. Deswegen war ich so irritiert.

Ich wusste ja , dass er manchmal abbaut. Aber erst jetzt wird mir richtig klar, was es heißt, mit einem schwer depressiven Menschen zusammenzuwohnen.

Und leider überfordert es mich komplett. Ich liebe nur die "normale" Seite meines Partners. Wenn der andere, depressive Teil die Oberhand gewinnt, stürzt es mich in Verzweiflung: dann weiß ich nicht, ob ich das mittragen kann. Ob ich das schaffe. Ich fühle mich dann allein gelassen und habe Angst, dass er so bleibt. Dass der "normale" Mensch, den ich so liebe, nicht wieder zum Vorschein kommt. Er ist wie zwei Persönlichkeiten. Und es erinnert mich an meinen Ex, der auch zwei Gesichter hatte. Und ohne den es mir schließlich besser ging, weil das Leben ohne ihn leichter war.

Ich habe in den Tagen nach Silvester über Trennung nachgedacht. Wieder einmal. und natürlich kann ich mich nicht trennen, weil es unmoralisch wäre. Und weil ich wahnsinnig dem Menschen hinterhertrauern würde, der mein Freund eigentlich ist und den ich auch oft genug erlebt habe.

Was soll ich also machen?

Wenn ich ihn als Schwerkranken ansehe (was er ja im Grunde ist!), entferne ich mich gefühlsmäßig von ihm. Dann trifft mich seine Depression nicht mehr so. Aber dann verliere ich ihn auch als Partner, weil wir nicht mehr auf Augenhöhe sind.

Wenn ich ihn als Partner auf Augenhöhe betrachte, dann leide ich unter seinem Verhalten - auch wenn er es natürlich nicht beabsichtigt - so sehr, dass ich mich irgendwann tatsächlich trennen muss, um mich selbst zu retten und für meine Kinder da sein zu können.

Mein Freund hat es immerhin (in der guten Phase) geschafft, einen OP-Termin für die Biopsie zu machen, für den kommenden Freitag. Aber jetzt, in der schlechten Phase, sagt er mir, dass er nicht weiß, ob er dort hingeht.

Er hat mir auch einen, etwas versteckten, Heiratsantrag gemacht. Wir haben einen Film geschaut, in dem ein Paar heiraten wollte und über die Hochzeitsreise gesprochen hat. Mein Freund meinte dann zu mir: Ich möchte mit dir auch eine Hochzeitsreise machen. Oder willst du etwa nicht mehr? (also Heiraten)

Nein, ich will nicht mehr heiraten. Nie wieder. Ich habe davon tatsächlich ziemlich die Nase voll.

Aber mein Freund macht sich Gedanken wegen der bevorstehenden OP und dass er nie wieder aufwacht und will mich ganz sicher nicht verlieren. Er wacht nachts schweißgebadet auf, nimmt meine Hand und flüstert zu mir: nächste Woche um diese Zeit bin ich im Krankenhaus.

Und ich halte dann seine Hand und nehme ihn in den Arm und streichel ihn und weiß gar nicht mehr, was ich denken oder fühlen soll.
 
Dabei
6 Feb 2017
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#36
Liebe Badesalz,

ich wünschte ich könnte dir sagen, dass ich weiß was du durchmachst und wie du dich fühlen musst, aber ich glaube so richtig deine Situation verstehen kannst leider nur du.. Danke aber, dass du sie hier teilst, auch wenn klar ist dass vielleicht nicht unbedingt fachkompetente Antworten zurückkommen.

Denkst du, dass er die OP durchziehen wird oder zweifelst du daran sehr? Das wäre dann ja zumindest schonmal ein wirklich mutiger Schritt von ihm der ja super viel Überwindung kostet.

Ich denke nicht, dass man wählen muss, ob man jemanden als Partner oder als kranken Menschen sieht. Bei einer Kindheitsfreundin von mir ist die Mutter immer wieder depressiv. Sie hat das anscheinend vererbt bekommen, ich bin aber auch nicht gut genug informiert um ihre Krankheit hier angemessen zu beschreiben. Jedenfalls hat sie damit seit der Pubertät zu kämpfen und musste das schließlich irgendwann ihrem Freund - später Mann - erzählen und dann ja auch ihren Kindern beibringen.
Bei ihr ist es so, dass sie sich dann komplett in ihr Zimmer zurück zieht und für Tage nicht ansprechbar ist. Dann kommt sie wieder raus und kann wieder für andere Menschen da sein und sich kümmern. Einmal habe ich in so einer Phase angerufen und wollte sie sprechen und ihr kleiner Sohn sagte mir sie könne nicht ans Telefon kommen, die "dunkle Wolke" sei gerade da, aber sie ruft in ein paar Tagen zurück.
Dort ist es also so, dass die gesamte Familie gelernt hat das so hinzunehmen. Die Kinder und der Mann haben gelernt, dass das Phasen sind die vorbeigehen und denen man nicht zu viel Gewicht geben muss - man kann sie einfach akzeptieren und alles was anfällt kann auch noch ein paar Tage später gemacht werden.

Natürlich ist es leider nicht so einfach auf deine Situation zu übertragen.. Bei deinem Mann ist es eine Krankheit, die tendenziell nicht auf einem Niveau bleibt, sondern sich verschlimmern wird und du denkst dir vermutlich "wenn es jetzt schon so ist, wie soll das noch werden?" oder ähnliches..? Noch überwiegt vielleicht - wie bei dieser Familie - die Tatsache, dass er in seinen "lebendigen" Phasen der beste Mann ist, aber wie lange überwiegt das noch usw..
Ich denke mir nur... Du bist doch gut als alleinerziehende Mutter. Du brauchst ja im Prinzip niemanden, du hast nur den Anspruch an dich für alle da zu sein und wenn du nicht das Gefühl hast das komplett zu schaffen, dann würdest du damit lieber nicht konfrontiert werden. (Spekulation). Aber wenn du dir vielleicht einfach den Druck nimmst ihm alles mögliche geben zu wollen.. Vielleicht würde das ja was ändern? Er kann ja rumliegen und fernsehen, damit macht er ja keine Arbeit. Aber es nimmt dir vielleicht die Anspannung nicht jedes mal in einer seiner Phasen zu denken du müsstest jetzt etwas tun..

Natürlich ist es trotzdem keine Beziehung in der du zu jeder Zeit auf seine Unterstützung zählen kannst und das ist schade.. Aber meistens so. Wenn auch sonst nicht so krass, wie bei dir..

Hoffe ich bin dir mit nichts hierdrin zu nahe getreten.

Ich wünsche dir alles Gute und Liebe,
idkat.
 
Dabei
5 Jun 2015
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#37
Hallo Badesalz.
ich kann dir nicht raten.
ich weiß auch nichts zu sagen, was dich stärken oder trösten könnte.
ich kann dir nur sagen, dass ich zutiefst mit dir fühle.
Das mich deine Geschichte aus sehr persönlichen Gründen
irgendwie sehr mitnimmt und das ich deine Gefühle von Ratlosigkeit und Hilflosigkeit
dieser krankheitsbedingten Situation gegenüber zutiefst nachempfinden kann.
Ich glaube, das was du da trägst, ist eine riesen Bürde.
Ich weiß nicht, ob ich gemug Kraft und genug Liebe hätte es so lange auszuhalten,
wie du es bisher schon tust.
Ich weiß nicht, wieviel du von den guten Zeiten speichern kannst,
für die schlechten Tage.
ich weiß auch nicht, wieviel eigene Bedürftigkeit und Trostlosigkeit in deiner eigenen Psyche
noch unbemuttert deinen inneren Frieden stört.
Deine Sehnsucht nach Nähe und Geborgenheit so ungestillt bei einem kranken Partner leiden läßt.
du bist nun zwei sehr herausfordernde Beziehungen zu Männern nacheinander eingegangen.
was macht das mit dir?
Kannst du daran wachsen und autonomer und unabhängiger werden?
Du klingst so klar, so reflektiert.
Kommt dein Herz da auch mit?
Oder spricht da nur der Verstand?
Gibt es da innen in Konfliktsituationen immer noch ein kleines hilfloses Kind?
Irgend etwas scheint dir großen Druck zu machen.
Als gälte es bald irgend eine Entscheidung zu treffen.
Trennung, damit das zuschauen nicht so weh tut?
das das allein sein, wenn er nicht für dich da ist,
nicht so weh tut ?
oder das die Erkenntniss, nicht die innere Große zu haben,
die du gerne hättest nicht so weh tut ?

Du schreibst, du wirst dich nicht trennen, weil es unter anderen Gründen ' unmoralisch ' ist.
da bin ich in diesem Punkt ganz und gar nicht deiner Meinung.

du must nicht mehr tragen, als du kannst.
als gut für dich ist.
Du bist zuerst für dich verantwortlich, dann erst für die Menschen,
die du liebst.
Wenn der Teil den du bekommst in einer Beziehung nicht groß genug ist,
das du Kraft schöpfen kannst streckenweise das Boot allein zu rudern.
dann geht es nicht, dann gibst du zuviel von deiner Lebendigkeit auf.

wieviel du bekommst und wieviel du gibst ist sicherlich nicht wirklich zu messen.
das wirst du nach eigener Befindlichkeit sicherlich selber auch
Situationsbedingt unterschiedlich bewerten.

ich bin mir nicht sicher, ob ich dir nicht schon einmal geschrieben habe,
das ich es für sehr nützlich, wichtig und hilfreich halte,
dir professionelle Hilfe zu suchen.
mit einer Person deines Vertrauens auch mal in die Ecken deiner Seele zu schauen,
die hier auf dieser Plattform nicht gut aufgehoben wären.

ich wünsche dir ganz viel Kraft und Vertrauen in dich selbst,
den richtigen Weg für dich zu finden.
 
Dabei
23 Nov 2016
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#38
Liebe Idkat, liebe Cybele, danke für eure mitfühlenden Antworten!!

Es berührt mich wirklich, dass sich Menschen Zeit nehmen, meine Probleme durchzulesen, nachzudenken und liebe und hilfreiche Beiträge zu schreiben. Irgendwie stimmt mich das zuversichtlich.

Ich glaube, dass mein größtes Problem darin besteht, dass ich manchmal zu wenig Vertrauen in die Zukunft und mich selbst habe und ich sofort Angst bekomme, dass mein Partner so depressiv bleibt.

Ich habe keine Angst davor, alleine zu sein. Ich habe Angst davor, dass ich der Verantwortung, die ich trage, nicht gerecht werde und es einfach nicht schaffe, gut genug für meine Familie zu sorgen. Ich habe das Gefühl, dass alles auseinanderbricht, falls ich aus irgendeinem Grund mal ausfallen sollte. Mir ist die Last auf meinen Schultern, die ich fühle, zu groß.

Wahrscheinlich hat das aber gar nichts mit meinem Partner zu tun. Er triggert während seiner depressiven Phase nur ungewollt etwas an, was ich in meiner Ehe erlebt habe, nämlich dass ich komplett mit allem allein gelassen und mir die ganze Verantwortung überlassen wurde. Wenn ich tatsächlich alleine bin, kann ich damit viel besser umgehen, als innerhalb einer Partnerschaft allein gelassen zu werden. In mir kommen dann wieder diese Gefühle der Ohnmacht, Verzweiflung und Angst hoch. Gegenüber meinem Freund ist das aber nicht fair.

Wenn mein Partner nicht depressiv ist, ist er aber tatsächlich komplett anders als mein Ex, ein wahres Träumchen. Auch wenn ich hier immer nur schreibe, wenn es gerade nicht gut läuft. Ich empfinde seine Anwesenheit sonst als Bereicherung. Er bringt mich zum Lachen, er lehrt mich Achtsamkeit mir selbst und meinem Körper gegenüber, er fängt an Verantwortung für die Kinder mitzutragen usw.

Ich habe mich (schon vor ein paar Wochen) darum gekümmert, jemanden Professionelles zu finden, der mir hilft, mit der Gegenwart und mit der Vergangenheit besser klarzukommen. Ich habe auch jemanden gefunden.

Übermorgen ist übrigens der OP-Termin für meinen Freund. Ich zittere jetzt gerade, wo ich nur diese Worte tippe. Ich hoffe so sehr, dass mein Freund den Mut aufbringt, dort hinzugehen.

Ich danke euch allen nochmals herzlich!!
 
Dabei
5 Nov 2007
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#40
..Ich habe keine Angst davor, alleine zu sein. Ich habe Angst davor, dass ich der Verantwortung, die ich trage, nicht gerecht werde und es einfach nicht schaffe, gut genug für meine Familie zu sorgen. Ich habe das Gefühl, dass alles auseinanderbricht, falls ich aus irgendeinem Grund mal ausfallen sollte. Mir ist die Last auf meinen Schultern, die ich fühle, zu groß. ...
Auch meine guten Wünsche begleiten dich bei den jetzt anstehenden Entscheidungen deines Freundes.

Ich möchte dir sagen, dass du jetzt nicht dafür verantwortlich bist, ob er jetzt zu diesem Temin geht oder nicht und wie er sich entscheidet. Es ist seine Verantwortung, auch in depressiven Fasen.

Und du hast schon oft bewiesen (und hier auch beschrieben), dass du eine sehr verantwortungsvolle und starke Partnerin und Mutter bis auch und gerade in deinen schwierigen Umständen.

Es kommt mir in den Sinn, dass du schon öfters beschrieben hast, wie sehr du darauf fixiert bist, so erzogen bist, es allen recht zu machen, dich für alles verantwortlich fühlst. Für deinen (noch) ex, wo er dir nur Schwierigkeiten bereitet, wenn es um die Scheidung oder deine Kinder geht. Und jetzt dein Partner, wenn es um diese OP geht.

Kann es sein, dass da immer noch diese Zusammenhänge sind, Dass du dich da immer noch unter Druck setzt und Ängste entwickelst, wo das garnicht begründet ist?

Wenn dir das noch bewuster wird, wirst du weniger Änste haben und dich weiter entwickeln. Ich bin sicher, dass du das kannst.
 
Dabei
23 Nov 2016
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#41
Am Freitag war morgens der OP-Termin angesetzt gewesen. Bereits am Donnerstag haben wir den ganzen Tag im KH verbracht, wegen der vielen Voruntersuchungen und -gespräche. Eigentlich sollte mein Freund über Nacht im KH bleiben, aber da wir nicht weit weg wohnen und er lieber die Nacht zuhause verbringen wollte, sind wir dann am Freitagmorgen wiedergekommen. Gegessen hatte er zuletzt etwas am Donnerstagabend.

Wir sollten um 6.30h da sein, OP-Termin um 8. Dann hieß es: OP um 10h. Der Arzt kam, malte mit Filzstift ein Kreuz auf die Schläfe meines Freundes und meinte, es könne 12 h werden. Als um 13 h immer noch keiner kam, bin ich auf den Flur rausgegangen und habe bei der Schwester mal nachgefragt. Sie meinte, es werde sicherlich 16h.

Als mein Freund das hörte, ist er vom Bett aufgesprungen und hat eine Banane und einen Riegel aufgegessen. Ich bin noch auf dem Flur in Tränen ausgebrochen und habe einen Heulanfall bekommen. Die Schwester hat mich entgeistert angeschaut und eine Assistenzärztin fragte verständnislos, warum um Himmels Willen mein Freund denn jetzt anfangen würde etwas zu essen?

Die OP wurde abgesagt.

Auf dem Heimweg musste ich die ganze Zeit heulen. Ich konnte echt nicht wieder aufhören. Die ganze Anspannung der letzten Tage habe ich rausgeheult. Meinem Freund ging es die letzten Tage vor dem OP-Termin seelisch wirklich schlecht. Schon seit Silvester eigentlich. Jede Stunde, die wir warten mussten, war eine Quälerei. Bis es nicht mehr ging.

Die Stimmung zuhause ist bis heute immer noch mies. Wir haben erst lange miteinander geredet und uns dann gestritten. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn verstehe und liebe, aber dass ich einfach nicht mehr kann. Er meinte, dass er nicht verstehen würde, warum mich das so mitnimmt und dass ihn das mehr stressen würde als ein Ei im Kopf. Und dass er mir eine starke Schulter wäre, wenn es umgekehrt wäre.

Ich habe ihm dann gesagt, dass ich dann offenbar nicht stark genug bin, es aber eben auch nicht ändern kann. Jedenfalls weiß ich nicht wie. Ich habe auch gesagt, dass mich die gesamte Situation einfach zu sehr belastet, dass ich meinen Job nicht mehr schaffe und meinen Kindern keine gute Mutter sein kann. Er hat es so aufgefasst, dass ich ihn rausschmeiße und war sauer. Er meinte, dass er sich von mir verarscht fühle, weil ich ihm noch kurz vorher gesagt hätte, dass ich ihn liebe. Ich habe ihm gesagt, dass ich das auch so gemeint habe und ich ihn gar nicht rausschmeißen oder hängen lassen will, aber dass wir unbedingt mehr Hilfe brauchen, weil ich einfach am Ende bin.

Ich bin so enttäuscht und frustriert und traurig. Warum konnte es nicht einfach mal klappen? Warum nicht???
 
Dabei
27 Feb 2013
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#42
Weil es nicht soll?

Das Leben klar zeigt, dass eine OP nicht der richtige Weg ist?

Er meinte, dass er sich von mir verarscht fühle,
Ich versteh ihn, ehrlich.

Ich weiß, dass du dich hier nur auskotzen willst und mal alles reinschreiben willst, was in dir vorgeht und es soll auch kein Vorwurf sein. Aber es geht dir immer nur um dich.

DU hast geweint im Krankenhaus. DU hast im Auto geheult, weil alles rausmusste. DU zettelst einen Streit an, weil es DICH so sehr belastet. Das erzählst du doch nicht nur uns - das zeigst und sagst du ihm genauso!

Du als Gesunde willst Mitgefühl und Verständnis von einem Kranken. Weil du einfach willst, dass sich alles um dich dreht.

Wenn es dir zu viel wird, DANN HOL DIR HILFE. Du eierst hier so lange schon herum und es ändert sich nichts.

Nicht ihr braucht Hilfe, sondern du. Lass ihn da mal raus - hol DU dir Hilfe.

Und red nicht nur drüber.
 
Dabei
23 Nov 2016
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#43
Ja, es ging hier um MICH. Genau, um MICH und um MEINE Gefühle. Aber wenn es nervt, dass ich hier über mich schreibe, mache ich das eben nicht mehr, das ist auch okay.
 
Dabei
27 Feb 2013
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#44
Merkst du etwas? Ich hab einen wunden Punkt getroffen.

Deine Diskussionen mit deinem Freund verlaufen sicher ähnlich, du bist eingeschnappt und schmollst, jedwede Kritik wird mit Rückzug ins Schneckenhaus honoriert.

Ich werde hier niemandem sagen, was er gerne hören will.

Wir machens anders: ich schreibe in deinem Thread nicht mehr mit, gut?

Aber denk bitte ein bisschen darüber nach. Oft reagiert man über und ärgert sich, wenn mitten ins Schwarze getroffen wurde.
 
Dabei
23 Nov 2016
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#45
Ich frage mich gerade, warum du so aggressiv auf mich reagierst. Aber das werde ich jetzt wohl nicht mehr erfahren.
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#46
Hallo, was soll das denn bitte? Das ist der Thread von Badesalz, darin kann sie schreiben was sie will. Nicht nur ihr Freund, auch sie, die sie mit ihren Kindern mit ihm lebt, ist in einer Extremsituation. Das bitte ich zu berücksichtigen. Wenn man jemandem, der mit Stress bis obenhin abgefüllt ist, irgendwelche Wahrheiten hinknallt, ist derjenige auch überhaupt nicht in der Lage, davon irgendwas anzunehmen.
 
Dabei
27 Mrz 2012
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#47
Ich sehe das ganz anders als Peachy. Nicht Badesalz eiert hier, sondern ihr Freund.

Während ich noch verstehe, dass er die erste OP aus Angst absagte, entgeht sich mir seine Reaktion jetzt der Logik.
Er machte einen neuen Termin aus. Er kam zur Vorbereitung. Er kam zum eigentlichen OP-Termin. Und dann haut er ab, weil es sich etwas verspätet? Zugegeben ist es ärgerlich, dass es soweit verschoben wurde. Aber wenn schon so weit gegangen, dann auch durchziehen. Sonst war ja alles Kopfkino umsonst...

Für mich ist das also einfach inkonsequent und nervig. Wie gesagt ist es nachvollziehbar, wenn er keine OP wollte, aber dann kurz vor knapp wieder zurückziehen ist einfach feige und fies. Nicht nur für ihn, sondern eben (besonders) für die Angehörigen, weil die mit leben und mit leiden, aber nicht im Gedankengang und der Entscheidung dabei sind...

Es ist also völlig verständlich und gerechtfertigt, dass du ihm die Hölle heiß gemacht hast, Badesalz. Tatsächlich ist es sogar höchste Zeit, dass du das jetzt mal rausgelassen hast. Wichtig für dich und wichtig für eure Beziehung... wie es scheint, kann er deine Belastung nicht nachvollziehen (-> wusste nicht, dass es dich belastet!).

Was mich noch stört ist sein Gerede von
1) "starker Schulter", das zu implizieren scheint, dass du erwartet, dass du ihm eine bist, weil "er es ja auch sein würde". Das ist zwar schön und gut, aber er kann es a) nicht wissen, weil er nicht in deiner Situation ist, b) er keine (leiblichen) Kinder zusätzlich hat und c) ist es egal, was er macht... du machst es eben so wie du es machen kannst ("Gleiches mit Gleichem" ist hier nicht).
2) "verarscht". Wie ich oben geschrieben habe, ist es meiner Ansicht nach eher so, dass du dich verarscht fühlen dürftest! Und der Fakt, dass du ihn Liebst, hat absolut NICHTS damit zu tun, dass du dennoch an die Grenzen deiner Belastbarkeit gestoßen bist.


=> Ich finde, er impliziert, dass du doch "zu funktionieren hast". Er kann dich nicht verstehen, spielt aber selber ein inkonsequentes Hüpfspiel. Das würde ich mir an deiner Stelle auch nicht antun wollen. Du brauchst Hilfe. Sei dir weiterhin deiner Grenze bewusst und setze dich dafür ein... gerade weil du ja sonst nicht immer die beste dabei bist, das zu machen...
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#48
Ich verstehe beide. Badesalz und ihren Freund.

Der Freund hat Todesangst. Da ist nichts mehr logisch. Er musste sich extrem zu dieser OP überwinden, es war ja zunächst unklar ob er überhaupt hingehen würde. Er hat Angst dass man rausfindet, dass man ihm nicht mehr helfen kann, dass die OP schiefgeht, undundund. Es ist zermürbend, wenn man dann immer wieder vertröstet wird, während der Mut, die OP durchzuziehen, immer weiter sinkt. Da vergehen die Stunden wie Tage oder Wochen. Er hat das dann eben einfach nicht mehr ausgehalten.

Und Badesalz muss zuschauen, wie ihr Freund neben ihr an seiner lebensbedrohlichen Krankheit leidet, mit all der Unklarheit wie es weitergeht, ob er sie übersteht. Sie muss seine Launen, seine Depressionen ertragen und sich zusammenreißen, damit sie ihm Kraft gibt. "Daneben" hat sie noch ihre Kinder, und ihren Job. Ihre ganze Energie geht wieder mal für andere drauf. Irgendwann geht einem einfach die Kraft aus. Dass man da heult, schreit, streitet usw ist auch nicht logisch. Für mich aber genauso verständlich wie das Verhalten des Freundes.

Also ihn hat in dieser krassen Situation der Mut verlassen, und sie die Kraft. Aber das werden sie schon wieder hinkriegen. Haben sie ja bisher auch. Sie scheinen sich ja wirklich sehr zu lieben, sonst hätte schon längst der eine oder andere aufgegeben.
 
Dabei
27 Feb 2013
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#49
Mein harter Ton war als Aufrütteln gemeint. Jeder, der mich hier kennt, weiß, dass ich sehr wohl mitfühlend bin.

Aber manchmal muss man jemandem, der hysterisch ist und sich nicht mehr beruhigen kann, eine Ohrfeige geben - dieser Schock reißt denjenigen dann raus und er kann sich wieder beruhigen. Womit ich nicht meine, dass Badesalz eine Ohrfeige verdient.

Badesalz übernimmt gerne Verantwortung, übernimmt sich damit aber auch. Vielleicht wäre es klüger gewesen, sie wäre nicht mit ihm ins Krankenhaus gefahren und hätte nicht mit ihm gewartet. Ich kann mir vorstellen, dass ihn ihre innere Anspannung noch nervöser gemacht hat, ihre Erwartungshaltung. Dass manchmal OPs verschoben oder für den Tag ganz abgesagt werden können, habe ich schon von anderen gehört. Im Falle des Freundes von Badesalz umso schlimmer, weil da handelt es sich ja nicht um eine harmlose Bilddarmoperation. Aber wäre er allein mit dem Krankenhauspersonal gewesen oder hätte vielleicht sogar mit einem anderen Patienten zum Reden angefangen, hätte es anders aussehen können, da wäre er dann ganz auf sich gestellt. Ich habe einmal einen sehr schweren und schmerzhaften medizinischen Eingriff gehabt und war froh, dass vorher und nachher keiner da war, auf den ich Rücksicht nehmen musste.

Ich bin der Mensch, wenn etwas nicht glatt läuft, überlege ich mir, ob es denn überhaupt sein sollte. Diese OP, wie ich verstanden habe, ist eine Untersuchungsmethode. Gar nicht eine "Heilmethode".

Wie ich schon anfangs geschrieben habe, es gibt so viele alternative schulmedizinische Behandlungs- und Untersuchungsmethoden, oft nicht im Umkreis und sie werden nicht von den Krankenkassen angeboten. Die muss man schon selbst finden und selbst bezahlen. Ich persönlich wäre sogar bereit, in ein anderes Land dafür zu reisen. Da bin ich recht hartnäckig.

Seht es vielleicht als Zeichen des Lebens, dass es eine schonendere Untersuchungs- oder Behandlungsmethode gibt, die ihr noch finden sollt. Jetzt habt ihr ja Zeit, danach zu suchen.

Und Badesalz darf sich dann nicht an ein öffentliches Forum wenden, wenn sie nicht bereit ist, auch eine unangenehme Antwort zu erhalten. Es würde ihr unglaublich gut tun, in geschütztem Rahmen mit einer Person vom Fach zu reden.

Und ihr nur Recht geben in ihrem Opferdasein ist nicht hilfreich. So fühlt sie sich noch mehr bestätigt in ihrem Verhalten und das macht es nicht besser - weder für sie noch für ihren Freund.
 
Dabei
6 Feb 2017
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#50
Mhhmmm... Ich denke das Schwierige an dem Forum ist einfach manchmal, dass auch die "Ratgeber" persönliche Geschichten haben und in manchen Bereichen vielleicht auch vehemente Ansichten.
Peachy, du hast hier ja schon geschrieben, dass du Krankenhäuser nicht magst und du in deiner schlechten Zeit gerne alleine warst. Dass zusätzliche Personen mit Erwartungshaltungen dich zu sehr gestresst hätten. Das ist ja auch vollkommen okay. Du hast dafür eben bereitwillig auf den Trost verzichtet, den man dann von derselben Person erhält.

Der Freund von Badesalz scheint da ja aber anders zu sein. Er weint sich nächtelang bei ihr aus, schläft zitternd in ihren Armen ein etc. etc. und will sie als Partnerin bei sich haben. Damit nimmt er dann eben auch ihre Menschlichkeit in Kauf und die Folgen, die es in manchen Situationen hat, dass sie eben kein Roboter ist.

Ich widerspreche in jedem Fall dem Punkt:
Weil du einfach willst, dass sich alles um dich dreht.
Direkt in dem Beitrag davor hat Badesalz noch erwähnt, wie seelisch schlecht es ihrem Freund seit Silvester ging. Sie leidet, weil er leidet. Ich sehe da den Egoismus nicht...

Das glaube ich auch nicht:
Vielleicht wäre es klüger gewesen, sie wäre nicht mit ihm ins Krankenhaus gefahren und hätte nicht mit ihm gewartet. Ich kann mir vorstellen, dass ihn ihre innere Anspannung noch nervöser gemacht hat, ihre Erwartungshaltung.
Ich denke er hätte dann eine Banane gegessen und zu Hause erzählt, dass er ja keine starke Schulter hatte und niemand da ist der ihn wirklich versteht und wirklich unterstützt.
Ich denke Badesalz hätte da nichts wirklich tun können. Die ewige Terminverschiebung hat ihn einfach aufgefressen und am Ende hat er nach Ausreden für sein Scheitern gesucht.

Badesalz, ich kann deine Enttäuschung nachvollziehen. Ich hab den Beitrag gelesen und mich gefreut, dass ihr ins Krankenhaus gefahren seid und er sich tatsächlich überwunden zu haben schien und als dann das mit der Banane und der abgesagten OP kam, war ich auch enttäuscht. Ich war eher sauer auf die Organisation des Krankenhauses, aber ich war auf jeden Fall auch sauer und ich stecke da ja noch nichtmal drin.
Es klingt vielleicht komisch, aber ich war fast ein bisschen erleichtert zu lesen, dass du ihm die Meinung gesagt hast. Nicht, weil es super kommuniziert war (vermutlich nicht ;) ), aber ich denke runterschlucken ist selten gut und erstrecht nicht in Beziehungen und ihr führt ja eine.

Aber mal abgesehen von dem Ganzen wer hat Recht und wer stimmt wem zu, ist ja eigentlich die Frage - was nun?

Wie schätzt du ein, dass er das weiterhin handhaben wird? Was würdest du dir wünschen und wie realistisch denkst du ist, dass du bekommst was du dir wünschst?

Ich denke ein guter Anfang wäre erstmal sich gegenseitig in den Arm zu nehmen. Einfach so :)

Alles Liebe.
 
Dabei
27 Feb 2013
Beiträge
5.263
#51
Ich habe mich selbst um einen schwerkranken Menschen über Jahre gekümmert, den ich sehr geliebt habe und weiß, wie ohnmächtig man sich fühlt, wenn dieser Mensch irgendwann aufgibt und jede Hilfe verweigert. Vor allem war es bei mir auch so, dass er mir öfter unter den Armen weggestorben wäre, hätte ich nicht schnell und besonnen reagiert. Immer und immer wieder… Mir gings auch nicht gut. Ich weiß also, wie es ist.

Und ich weiß auch wie es ist, wenn man selber krank ist und das Gegenüber vorwurfsvoll und fordernd ist.

Ja, idkat. Wir haben alle unsere Erfahrungen. Dieses Forum lebt förmlich davon und egal in welchen Bereichen des Lebens man mit Menschen zutun hat, es wird immer ein wesentlicher Faktor sein.


Ich habe darüber aber jetzt sehr viel nachgedacht und vielleicht reagierte ich eurem Empfinden nach deswegen über, weil ich letztes Jahr genau diese Worte „ICH ICH ICH!“ von einer sehr nahestehenden Person von mir hörte, als ich schwer erkrankt bin. Ich konnte es nicht fassen! Und dann noch regelrecht die Forderung, doch endlich wieder oder so schnell wie möglich so zu funktionieren, wie sie es gewohnt ist. Weil das hielte sie ja nicht aus! Und was ist mit mir? MIR zieht das Leben gerade den Boden unter den Füßen weg!

Diese Menschen gibt es nicht mehr in meinem Leben.


Ich habe damals darüber mit meiner Psychotherapeutin, die ich mir an die Seite nahm, weil es mir wirklich schlecht ging, geredet und sehr viel geweint dabei.

Als ich ihr von dieser Person erzählte meinte sie, „Es sind nicht Sie, die sie (die Person) vermisst (bzw. liebt). Es ist der Nutzen, den sie von Ihnen hat.“

Auch sprachen wir über Altruismus. Viele Menschen machen es nur, um Liebe zu empfangen (und um später Forderungen stellen zu können), weil sie leer sind. Da geht es gar nicht so sehr um den Menschen, dem sie helfen. Sondern darum, was sie dadurch erhoffen zu erhalten.


Badesalz nimmt gern alles in die Hand – wie damals bei der Tochter ihres Freundes. Sie hilft ungebeten.

Und ist enttäuscht, wenn ihre Hilfe nichts fruchtet.

Sehe nur ich das so klar?


Ich habe mir die Mühe gemacht und ihr ein Forum gefunden, was ihr und ihrem Freund vielleicht unterstützend auf ihrem Weg helfen kann: https://forum.hirntumorhilfe.de/neu...e-zur-op-ratschlaege-gleichgesinnte-9829.html

Was ich toll finde ist, dass alle Tumorarten extra angeführt sind und man so ins richtige Unterforum kommt und somit gezielt mit den richtigen Menschen reden kann. Das ist ein eigenes Hirntumor-Forum.


Bevor man die restliche Energie, die man in dieser schweren Zeit noch hat, in Selbstmitleid investiert und sich mit Usern in einem Liebeskummerforum austauscht, wie schlecht die Beziehung doch gerade funktioniert, sollte man diese Zeit dafür verwenden, sich gut über die Erkrankung und eventuelle Alternativen zu erkundigen und mit Menschen auszutauschen, die selber in der gleichen Situation steckten oder stecken.

Noch was: dieses Forum ist nicht öffentlich, man kann nur mitlesen, wenn man registriert ist. Was also ein geschützterer Raum ist als hier.
 
Dabei
23 Nov 2016
Beiträge
653
#52
Abschließend möchte ich noch einmal schreiben, wie es weitergegangen ist, denn mittlerweile ist der Titel des Threads überholt.

Das hier ist ein Liebeskummerforum und dennoch werden hier ab und zu Dinge angesprochen, die eigentlich nichts mit Liebeskummer zu tun haben. Wohl aber mit Liebe und mit Kummer.


Mein Freund ist genau 1 Woche nach dem abgebrochenen OP-Termin operiert worden, also am 18.1.18.

Er hat die OP gut überstanden. Um uns zu unterstützen, sind seine Eltern für ein paar Tage angereist. Das war wirklich sehr schön, sowohl für meinen Freund, als auch für mich und seine Eltern. Es war einfach gut zu wissen, dass andere Menschen ähnliche Sorgen, Ängste und Gefühle haben und man nicht allein ist.

Die langen Gespräche mit seiner Mutter, die ihren Sohn ja nunmal sehr gut kennt, haben mir sehr zu denken gegeben. Sie haben mir geholfen, bestimmte Dinge besser zu verstehen.

Die OP hat einiges verändert.

Seither akzeptiert mein Freund die Diagnose und setzt sich damit auseinander. Obwohl das jetzt schwieriger ist als je zuvor. Denn einerseits lässt es sich nicht mehr "schönreden", da die Biopsie einen eindeutigen Befund ergeben hat. Es besteht also keine Hoffnung mehr, dass es vielleicht doch kein Tumor ist. Mein Freund sagte direkt nach der OP, dass er sich irgendwie versehrt fühlt, weil die Ärzte in seinem Kopf waren.

Auf der anderen Seite besteht jetzt Klarheit und das ist - auch für ihn ! - entlastend. Er hat angefangen, sich damit auseinanderzusetzen, es nicht mehr zu verdrängen.

Manchmal weiß ich nicht, was besser ist: eine Diagnose zu haben und zu wissen, dass man mit Anfang 40 noch eine durchschnittliche Lebenserwartung von 10 Jahren hat, oder es nicht zu wissen und ein paar Jahre so zu leben, wie man es vorher getan hat, mit dem festen Glauben an eine Zukunft.

Es fühlt sich schrecklich an. Für ihn, für mich, für seine Eltern. Wir wissen gerade gar nicht, wie wir damit umgehen sollen.

Nach der Auswertung der Biopsie, haben ihm die Ärzte zu einer OP mit anschließender Bestrahlung oder nur zu einer Bestrahlung geraten. Letzte Woche hat mein Freund mit der Strahlentherapie angefangen. Er muss dafür 6 Wochen lang täglich in die Klinik. Natürlich hoffen wir inständig, dass er sie gut verträgt und möglichst viele Tumorzellen dabei draufgehen.


Wenn ich hier schreibe, geht es mir nicht "nur" um die Erkrankung meines Freundes, sondern in meinem Thread eben um meine Gefühle. Ich schreibe hier, weil ich meinen Freund gerade nicht zusätzlich belasten will. Für mich ist das Schreiben eine Form, um mich mit meinen Gefühlen und Sichtweisen zu beschäftigen und gleichzeitig unsere Beziehung zu entlasten, weil ich das nicht alles mit meinem Freund ausmachen muss. Ich kann ihn dann damit in Ruhe lassen.

Manchmal braucht er diese Ruhe, manchmal braucht er Gespräche.

Mittlerweile ist klar, dass mit dem Tumor bestimmte Wesensveränderungen einhergehen. Mein Freund sieht das mittlerweile selbst und er hat gelernt, mit mir darüber zu sprechen, im Nachhinein. Ich lerne auch gerade, das richtig einzuordnen und dann eben nicht eingeschnappt oder verletzt zu reagieren, sondern mir direkt zu sagen: das ist wegen des Tumors.

Für mich macht das einen riesigen Unterschied, zu wissen, warum er plötzlich abweisend, verschlossen, ängstlich, panisch, abgeschlagen usw. reagiert. Ich muss zugeben, dass es eine Weile dauerte bzw. dauert, dass ich das so verinnerlicht habe, dass ich gelassen reagieren und ihn dann zur richtigen Zeit in Ruhe lassen kann. Aber ich mache Fortschritte.

Ich weiß nicht genau, wann, aber ich habe meine Ängste, Verunsicherungen und Zweifel, die sicherlich auch Folge meiner gescheiterten Ehe waren, überwunden. Für mich steht seit der OP fest, dass ich auf jeden Fall den Weg gemeinsam mit meinem Freund gehen möchte. Auch wenn es schwer sein wird und mir Schmerzen bereiten wird. Es gibt so viele wunderschöne Momente mit meinem Freund und er ist solch ein wundervoller Mensch, dass ich mich glücklich schätzen kann, ihn in meinem Leben zu haben.

Ich liebe seine Art, mich zum Lachen zu bringen. Er ist so witzig! Wie er mit den Kindern spielt, lässt einem das Herz aufgehen. Er hat einen so liebevollen Zugang zu den beiden gefunden, das ist für mich unfassbar. Meine Tochter wünscht sich jeden Abend einen Gutenachtkuss von ihm, sonst kann sie nicht schlafen, sagt sie. Ich genieße unsere vielseitigen, tiefgründigen Gespräche. Er fasziniert mich jedes Mal, wenn wir zusammen zum Sport gehen, Rad fahren oder einfach so im Alltag. Er ist wunderschön. Ich bewundere seine Kreativität, seinen Sinn für Kunst, Design und Lebensart. Er macht mich so oft betrunken vor Glück mit seiner Zärtlichkeit, seiner Liebe für mich. Ich fühle mich mit ihm als Familie, ich denke so oft: genau so sollte es sein, so fühlt es sich richtig an.

Irgendwann ist alles zuende. Man will sich selbst vor dem Schmerz, der eines Tages kommt, bewahren. Aber behindert nicht erst der Versuch, dem zu entgehen, das Glück? Verstellt mir die Angst davor nicht die Sicht auf das, was wirklich gerade zählt?

Ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich ihn nicht doch eines Tages heirate. Für mich ist die Ehe nicht mehr erstrebenswert, denn ich kann ihn auch so lieben. Aber wenn es sein Wunsch wäre, würde sich mir doch die Frage stellen, ob es ihm gegenüber gerecht wäre, eine Heirat abzulehnen, weil ich mit einem anderen schlechte Erfahrung gemacht habe.

Das Thema kam von ihm wieder auf, aber es ist sicher nicht sehr dringend und ich habe Zeit, darüber nachzudenken.

Ich denke, dieser Thread ist jetzt "fertig". Ich danke allen, die sich die Mühe gemacht haben, Beiträge zu verfassen!

LG, Badesalz

P.S.:
@Peachy: Ich kenne übrigens das Hirntumor-Forum, da ich mich dort vor Monaten schon einmal angemeldet und geschrieben hatte. Leider fielen die Antworten mehr als spärlich aus, da es dort - eben weil es so speziell ist, viel weniger User gibt. Ich habe auf meinen Thread damals jedenfalls keine Antwort erhalten und in den Threads anderer Leute sah es ähnlich aus. Teilweise waren die Beiträge so veraltet, dass man sich gefragt hat, ob es gerade überhaupt aktive User dort gibt. Außerdem mag ich dieses Liebeskummer-Forum wegen der User, die mir schon ein bisschen ans Herz gewachsen sind.
 
Dabei
6 Feb 2017
Beiträge
1.884
#53
Liebe Badesalz,

es hat mich sehr gefreut, dass du dich hier nochmal gemeldet hast. Ich hab manchmal gesehen, dass du noch in diesem Thread gelesen hast (kann man sehen, solange die Person das nicht ausgestellt hat) und hab gehofft, dass du auch nochmal schreiben wirst.

Der neue Stand freut mich auch sehr. Es freut mich, dass er sich überwinden konnte und zufrieden auf diese Entscheidung zurückblickt. Und am meisten, dass du in dieser Zeit dann nicht mehr alleine warst, denn das war meiner Ansicht nach oft das größte Problem. Es tut mir unglaublich leid, dass ihr nun einem sicheren Ende entgegen zu gehen scheint. Ich mag aber, wie du hier darüber schreibst. Es klingt, als ob du dir für diese Zeit vor allem vorgenommen hast die schönen Momente so zu speichern, dass sie nicht vergessen werden.

Ob eine Diagnose besser ist oder nicht, könnte ich für mich selbst auch nicht beantworten. Ich denke aber, ich hätte lieber die Diagnose. Denn ohne sie wäre es ja auch kein Leben in Leichtigkeit, sondern ein Leben mit gesundheitlichen Veränderungen, die man zwar spürt aber nicht einordnen kann.
Meine Mutter war jetzt bei dem Tod von meiner Oma vor allem schockiert, dass es so plötzlich kam. Sie stand ja morgens auf, ging auf die Toilette und auf dem Weg zurück kippte sie um und lag tot auf dem Boden. Meine Mutter meinte zu mir "Ich habe 19 Jahre auf Intensivstation gearbeitet, Menschen sterben sehen und die Liebenden zurückbleiben sehen und wenn ich eine Sache weiß, dann dass ich vorher die Möglichkeit haben möchte mich zu verabschieden."

Mein Stiefvater hat aber eine andere Sache zu mir gesagt, die ich sehr interessant fand:
Er meinte, dass sterben eine aktive Handlung ist. Man wird nicht gestorben, sondern man stirbt. Man muss selbst dafür bereit sein. Er hat eine Ordensschwester in seiner Familie, die im Kloster lebt und da ist es üblich, dass man die Oberschwester um Erlaubnis fragt sterben zu dürfen und erst wenn man die und ihren Segen hat, dann entscheiden sie zu sterben und gehen.

Ich denke jeder Mensch hat so seine Überzeugungen, die ihm helfen besser mit dem Thema Tod und Verlust umgehen zu können.

Ob du ihn heiraten solltest, nur weil es ihm gegenüber "unfair" sein könnte es nicht zu tun? ;)
Aber ich denke du wirst das spüren. Entweder es fühlt sich 100% richtig an, oder eben nicht..

Wie gesagt, danke dass du deine Geschichte noch weiter geteilt hast. Ich hoffe, dass du, wenn du wieder Redebedarf haben solltest, dich auch wieder melden wirst.

Alles Liebe, idkat.
 
Dabei
5 Jun 2015
Beiträge
2.220
#54
Irgendwann ist alles zuende. Man will sich selbst vor dem Schmerz, der eines Tages kommt, bewahren. Aber behindert nicht erst der Versuch, dem zu entgehen, das Glück? Verstellt mir die Angst davor nicht die Sicht auf das, was wirklich gerade zählt?
.
Hallo Badesalz
ich habe lange in all deinen/ unseren Beiträgen zu deinen Themen herumgestöbert.
Es ist mir, als wären wir ein Stückchen Weg gemeinsam gegangen.
Du hast mein Herz mit all deiner Sensibilität, all deinen Fragen und deinem Wollen,
deinem Hoffen, deinen Ängsten und deinem Sein, sehr oft berührt.
Ich erlebe dich als eine großartige, begabte ehrliche und sehr menschliche Frau.
Ich bewundere sehr wie du hier, für alle sichtbar, mehr und mehr über dich selbst hinausgewachsen bist.
wie aus einer gebeutelten und misshandelten Ehefrau eine starke und
reife Persönlichkeit heranwuchs,
die ihr Schicksal und das ihrer Lieben behutsam und klug in die Hände nahm.
Du hast das größte geleistet, was ein Mensch leisten kann, finde ich.
du hast dein Ego aufgegeben und bist immer der Stimme deiner Seele,
deines Herzens gefolgt.
Du hast einen schweren Weg hinter dir und du hast keinen leichten Weg vor dir.
Aber Menschen wie du wachsen an ihren Aufgaben und finden ihre wahre Größe in den tiefen Tälern und
Fallgruben, die ihnen das Schicksal auf ihrem Weg zugedenkt.

Glück ist eine seltsame Sache.
und Liebe erst recht.

Angst und Liebe und Glück, das schließt einander aus.
Unsere Zeit hier ist so begrenzt und wir sind recht machtlos den Dingen gegenüber,
die uns hier begegnen.
Wir wünschen uns Sicherheit, weil wir insgeheim wissen, dass es genau das nicht gibt.
Wenn wir aber unsere Energie benutzen uns zu verschenken, statt nach mehr,
nach Quantität zu suchen,
dann können wir, aus uns heraus, immer mehr Qualität schaffen.
Dann begegnen uns neue Energien und es wird uns Kraft von überall her zufallen.

Wenn du den Blickwinkel änderst und das, was dir gerade geschenkt wird erkennst,
siehst du vielleicht, dass diese größe und diese Tiefe an Gefühlen, die du empfinden kannst,
nicht möglich wäre, ohne den ständigen Hinweis auf die Fragilität von Gesundheit und Normalität.

Da ihr beide ständig vor Augen habt, was wir anderen nur unterschwellig mit uns tragen:
unser Leben ist nur eine kurze Frist in diesem Universum-
könnt ihr bedingungslos aus dem Vollem greifen.

Es ist paradox, doch ihr habt nichts zu verlieren!
Vielleicht habt ihr sogar mehr,
als die meisten Paare in ihrer alltäglichen Komfortzone.

Du hast die Liebe gefunden.
in dir.
das ist ist ein Geschenk
für immer.
 
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