Ungewöhnlicher Fetisch als Problem

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Dabei
8 Aug 2010
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#1
Hallo allerseits,
ich hätte gerne einmal etwas Feedback zu der Situation, in der ich mich momentan befinde:
Ich bin eigentlich ein relativ normaler junger Mann mit durchaus üblichen Bedürfnissen und Wünschen abgesehen von einer Ausnahme. Meine Sexualität weicht deutlich von der Norm ab, da ich eine relativ stark ausgeprägte Paraphilie (ist der medizinische Begriff, umgangssprachlich eher bekannt als Fetisch, jedoch mag ich diesen Begriff nicht sehr...) besitze.
Es handelt sich dabei um einen Fetisch, den man wohl dem SM-Bereich zuordnen kann und der in Deutschland (im Gegensatz zu den USA, wo dieser Fetisch deutlich bekannter und akzeptierter ist) eher unbekannt ist. Ich stehe auf kitzeln und zwar nicht im normalem Maße, wie es wohl mehr oder weniger in fast jeder Beziehung praktiziert wird, sondern durchaus in härterer Form, d.h. meine Partnerin zu fesseln und sie mit kitzeln schon etwas zu quälen (allerdings auch nicht bis sie kurz vor dem Erstickungstod steht)...Normalen herkömmlichen Sex habe ich auch, finde diesen auch ok und mag es meine Partnerin zu verwöhnen, jedoch steht dieser in meiner Hierarchie deutlich unter meinem Fetisch. Das heißt ich bin in sexueller Hinsicht offen, kompromissbereit und weiß auch sehr wohl, dass ich in dieser Hinsicht von der Norm abweiche, jedoch wünsche ich mir doch zumindest ab und zu meine Fantasien ausleben zu können und wenn dies nicht der Fall ist fehlt mir doch etwas...
Durch Internet, Foren etc. bin ich auch schon mit anderen Fetischisten in Kontakt gekommen und war oftmals überrascht, wie positiv (also als positive Bereicherung der Sexualität) die jeweiligen Fetische von den Personen selbst gesehen werden. Diese Sicht kann ich überhaupt nicht teilen, denn ich empfinde meinen Fetisch als erhebliche Belastung und Einschränkung meines Lebens. Einerseits weil dieses 'anders sein' natürlich am Selbstvertrauen nagt und ich mich dafür (irrationalerweise) auch schäme und noch viel schlimmer, weil es extrem schwierig ist damit einen Partner zu finden bzw. eine (sexuell für mich erfüllende) Beziehung zu führen.
Bei meiner ersten Freundin war mir wohl weder das volle Ausmaß meiner Misere bewusst noch hatte ich damals das Selbstbewußtsein, mein Geheimnis zu offenbaren, zudem war diese Freundin auch kaum kitzlig, so dass es mir wohl auch kaum etwas gebracht hätte. Danach hatte ich einige kürzere, unbedeutendere Verhältnisse mit diversen Frauen, die aber allesamt zu kurz und zu wenig intensiv waren, als dass ich mich getraut hätte, mehr als Andeutungen preiszugeben. In meiner aktuellen Beziehung (seit ca. 2 ½ Jahren) hat sich dies zumindest insofern geändert, dass ich mich nach einem Jahr getraut habe meinen Fetisch zu beichten. Die Reaktion war eigentlich sehr verständnisvoll, nur leider hasst es meine Freundin gekitzelt zu werden. Ich durfte sie im letzten Jahr zwar immer wieder kitzeln, jedoch hat sich bis heute nichts daran geändert, dass sie es nicht ausstehen kann und gestern (es war das zweite Mal, sie hat es vor ca. einem halben Jahr schon einmal) hat sie mir erklärt, dass sie es künftig gar nicht mehr möchte, was mich schon sehr frustriert...

Bin über jegliche Kommentare oder Gedanken zu meiner Situation sehr dankbar, vor allem interessieren würde mich:

Wie würdet ihr (Frauen) reagieren, wenn euch euer Partner einem Fetisch wie den meinen beichten würde? Wärt ihr bereit diesen zu befriedigen?

Gibt es hier Frauen, die regelmäßig ihrem Partner zuliebe sexuell etwas machen/machten, was sie selbst nicht anregend oder sogar unangenehm fanden? Hattet ihr schon Erfahrung mit einem Fetisch in der Partnerschaft und ist es euch gelungen diesen zu integrieren?

Hat jemand therapeutische Informationen über die Behandlung von Fetischen? Ich bin mit meiner Freundin gestern übereingekommen, dass ich nächste Woche einen Psychotherapeuten besuche, etwas was ich schon lange machen wollte, nur verspreche ich mir eher geringen Erfolg. Nach allem, was ich bisher gelesen habe kann man einen Fetisch nicht einfach so „wegtherapieren“, sondern dieser bleibt ein Leben lang und der therapeutische Erfolg beschränkt sich vor allem darauf eine höhere Akzeptanz des Fetischs zu erreichen
 
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Dabei
25 Apr 2009
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#2
In dem Fall wäre ich nicht bereit, den Fetisch zu erfüllen, da ich es ebenfalls überhaupt nicht ausstehen kann, wenn ich gekitzelt werde. Generell kann die Sexualität nur befriedigend sein, wenn beide Partner diese Vorliebe haben. Was nützt dir eine Partnerin, die das über sich ergehen lässt?
Ich könnte wohl gar keinem Fetischisten so wirklich Freude bereiten, da ich mich verbiegen müsste. Das kann und will ich nicht.
Natürlich soll jede(r) seine Sexualität so ausleben, wie er/sie es möchte. So lange niemand verletzt und/oder genötigt, gezwungen wird. Von daher solltest du in dich gehen, ob du den Wunsch unterdrücken kannst oder wie du ihn gegebenenfalls ausleben kannst. Deine Partnerin hat klar formuliert, dass sie es nicht kann. Das ist legitim und solltest du auch akzeptieren.
 
Dabei
5 Jul 2010
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#3
Hey,
ich hoffe ich kann ein bisschen helfen.. ;)
Also ich finde es total ok wenn du diese Vorliebe hast ;)
Jeder hat doch irgendwelche Phantasien oder Bedürfnisse beim Sex. Klar, das man irgentwie Angst hat, dies preis zugeben aber ich finde, man sollte dies machen,damit der partner bescheid weiß.
Zu deiner Frage, ob ich auch schon einmal etwas gemacht habe, was mir etwas unangenehm war: Ja- ich hab mal etwas gemacht was mir total unangenehm war, aber ich muss sagen, ich hab es ihmzu liebe noch einmal getan und da war mir das gar nicht mehr unangenehm (komisch aber wahr).
 
Dabei
23 Nov 2009
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#4
Spannendes Thema.
Als Antwort auf deine Fragen, ich würde es als ok empfinden wenn mir mein Partner einen solchen Fetisch beichtet und würde jetzt in diesem speziellen Falle auch definitiv versuchen mich drauf einzulassen. Ich mag kitzeln ansich zwar auch nicht wirklich ein bißchen gequält werden aber evtl schon... Sprich ich würde es ausprobieren und dann entscheiden wie ich weiter damit umgehen.
Generell wurde ich sagen bin ich offen dafür Dinge auszuprobieren, die mein Partner mag, auch wenn sie mich vorher nicht gereizt haben. Aber nur, wenn sie irgendwie mit meinen Vorstellungen vereinbar sind. Also sowas wie anpinkeln (oder anpinkeln lassen) würde ich wohl eher keinem zuliebe machen, weil ich persönlich das einfach eklig finde. Wenns aber nur was ist, was mir von selbst nicht in den Kopf gekommen wäre und was für mich halbwegs interessant klingt - warum nicht? Man kann so einen Versuch ja auch jederzeit abbrechen. Und ich finde es schon wichtig, die sexuellen Wünsche/Neigungen des Partners zu befriedigen, widerum allerdings nur, wenn ich mich nicht zu sehr verbiegen muss. Wenn ich was total furchtbar finde mach ich es nicht. Wenn ich etwas naja geht so finde und mein Partner mega geil, dann mach ichs halt ab und an mal, ihm zu liebe. Er machts ja (hoffentlich :) ) genauso.
 
Dabei
1 Sep 2008
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#5
Wahnsinn, ich konnt meinen Augen erst nicht trauen als ich deinen Beitrag gesehn habe!
Ich habe dasselbe Fetisch, allerdings würd ich es nicht als Fetisch bezeichnen, ich empfinde es nicht als so gravierend!
Ich hatte das Glück, dass meine Ex Freundin es mit mir geteilt hat, ich aber nie gesagt habe das ich ein Kitzel-Fetish habe!
Es hat sich einfach immer wieder ergeben das sie mich gekitzelt hat(ich bin eigentlich passiv eingestellt).

Es hat sich aber auch einmal ergeben, dass ich sie gekitzelt habe...mit handschellen ans bett usw....sie fand es nicht schön, sie hat sich nicht wohl dabei gefühlt!
Das musste ich akzeptieren, jedoch haben wir uns beim sex gestreichelt und etwas gekitzelt, was ja auch erregend ist, aber der sex stand halt im vordergrund und nicht das kitzeln!

Es tut mir wirklich leid das du deine Fantasien nicht ausleben kannst und ich persönlich, um ehrlich zu sein, könnte das nicht!
Du wirst immer daran denken müssen und auch daran das du es nicht ausleben kannst!
Eine Therapie halte ich für totalen Schwachsinn! ES gehört zu dir, das wirst du nicht los! Es ist auch überhaupt nicht schlimm! Einfacher wäre es natürlich bzw es ist einfach wenn
dein Partner es mit dir teilt(schwierig einen gleichgesinnten zu finden) bzw. drauf eingeht! Ich finde das verhalten deiner Freundin unfair! Man sollte auf die Bedürfnisse des Parnter eingehen, gerade im Sexuellen-Bereich, denn es belastet dich sicherlich das du das, was du willst nicht bekommst...

Ich hoffe ich konnte dir iwie helfen

Patrick
 
Dabei
8 Aug 2010
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#6
Vielen Dank für die (hilfreichen) Meinungen bisher, es ist wirklich erstaunlich, ich habe diesen Thread auch in noch zwei anderen Foren eröffnet und es haben sich mir gegenüber jetzt schon drei Leute gemeldet, die ebenfalls diesen Fetisch haben...

@Patrick: Klar ich finde es auch sehr schade, dass meine Freundin damit nicht nur rein überhaupt nichts anfangen kann, sondern es für sie so unangenehm ist, dass sie es nicht einmal mir zu Liebe macht, aber dennoch würde ich es nicht als "unfair" beschreiben und man muss wohl jedem Menschen gewisse Grenzen zugestehen. Ich selbst würde mich wohl auch kaum auf irgendwelche Natursektspielchen einlassen...
Ich denke bei dir lag die Situation etwas anders, deine Freundin sollte dich in erster Linie nur kitzeln, nicht selbiges erleiden. Ich denke dies kostet nicht so viel Überwindung und die vermute mal die Mehrzahl der Menschen wäre wohl bereit dies für ihren Partner zu machen. Als aktiver Part hat man es da wohl bedeutend schwerer...
Nach allem was ich weiß, muss ich mich wohl tatsächlich damit abfinden diese sexuelle Fantasie immer haben zu müssen und davon auch in gewisser Art abhängig zu sein, jedoch denke ich dennoch nicht, dass eine Therapie völlig sinnlos wäre. Vielleicht könnte ich damit zumindest einen besseren, zufriedeneren, selbstbewußteren Umgang mit meinem Fetisch erreichen...
 
Dabei
24 Jul 2011
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#7
Hallo Caligula,
Trotz dessen, dass ich seit langem Beiträge zum Thema Kitzelfetisch in verschiedenen Foren lese und auch geschrieben habe, ist Dein Beitrag zum Thema der erste, der mir ein reales Bild dieses Fetischs und eine ernsthafte Auseinandersetzung damit widerspiegelt.

was Du über Deine Vorliebe berichtet hast, ist mit aus eigener Erfahrung völlig nachvollziehbar. Außerdem steckt für mich auch eine gewisse Logik dahinter. Nüchtern betrachtet sieht meine Idee folgendermaßen aus: Im großen und ganzen gibt es fast nur zwei Möglichkeiten, wenn man mal eine Partnerin gefunden hat und Du hast beide Varianten ja bereits erlebt.
Die erste ist eine Partnerin, die nicht kitzlig ist. Die Vorliebe bleibt zwangsläufig unerfüllt. Ich zumindest habe die unerfüllte Vorliebe da geradezu glorifiziert. Ich bin besser ohne Sex zurecht gekommen (obwohl ich normalen Sex ebenfalls genieße), als mit normalem Sex. Einfach, weil ich mir ständig Gedanken darum gemacht habe, wie schön es sein könnte meine Freundin nun auch noch zu fesseln und zu kitzeln...
Die zweite Variante ist eine kitzlige Partnerin, die es eben kaum aushalten kann und einfach nicht mag. Und da scheint es mir so, wie mit Schmerzen. Wer schmerz empfinden kann (können alle), möchte keinen zugefügt bekommen. Und gefesselt vielleicht schon gar nicht. Eine super kitzlige Partnerin zu haben, und dann nicht zu dürfen bzw. zu können (man will vielleicht auch gar niemanden wirklich quälen, den man liebt) - das kommt mir vor, wie einem trockenen Alkoholiker ständig am Schnaps riechen zu lassen. Ich persönlich habe unter der Variante noch mehr gelitten und ich hatte den Eindruck, dass sie in einer Beziehung auch mehr Konfliktpotential hat.
Die dritte Variante ist natürlich die super kitzlige Frau mit zu uns passender masochistischer Neigung, für die Kitzeln Lust und Qual zu gleich bedeuten. Davon träumen wir alle. Aber mal ehrlich: Wie schwer tut sich die halbe Welt einen geeigneten Partner zu finden, wenn beide "nur" auf Kuschelsex stehen schon. Sie muss schön sein und intelligent und humorvoll und einfühlsam und schlank und blauäugig und was weiß ich noch alles.... dann noch super kitzlig und jetzt noch masochistisch veranlagt und zwar ohne sonstige Macke (ich weiß nicht, ob Veranlagungen mit Traume zusammenhängen, die Menschen vielleicht ohnehin nicht einfacher machen). Ich habe es nie berechnet, aber mein Verdacht ist, dass ich statistisch betrachten mindestens sieben Mal vom Betonmischer überrollt werde, bevor ich diese Frau treffe.
Ich habe fast fünfzehn Jahre an der falschen Baustelle gearbeitet. Habe versucht mich äußerlich weiter auf Vordermann zu bringen (Sport und Hungern bis zum Waschbrettbauch), und habe einen gewissen Verschleiß an Partnerinnen gehabt, nur um nach jeder gescheiterten Beziehung meine Minderwertigkeit (nicht schön, nett, einfühlsam usw. genug) für das Scheitern verantwortlich zu machen. Das ich keine Partnerschaft halten wollte, weil ich sie als unbefriedigend aufgrund eigener abnorm betrachtete, wollte ich nie wahrhaben.

Ich will hier nicht zu ins Detail gehen, wie ich dazu gekommen bin. Ich versuche jedenfalls eine trainierte Entspanntheit. Die Konzentration auf die andere Reize innerhalb der Erotik zu lenken. Dazu gehört es, Suche aufgegeben zu haben (sie hätte endlos werden können).

Wie gesagt wäre es auch für mich interessant genau diese Facette des Fetischs zu Thematisieren. Aber dazu gehört wohl auch eine gewisse Abfindung mit der unerfüllten Realität, der sich hier in den einschlägigen Kitzelforen meines Eindruckes nach niemand gerne stellen möchte.

Alles Gute, viele Grüße,
Baertram
 
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