Liebe ohne begehren

Dabei
14 Nov 2022
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#1
Hallo an alle,
ich bin neu hier. Ich weiß nicht mit wem ich reden soll oder wer mir Tips geben könnte. Das ist hier auch nicht meine erste Anlaufstelle.....leider.
Es ist mir peinlich und ich möchte auch keine Freunde um Rat bitten, weil ich nicht will, dass Freunde sich evtl. auf eine Seite schlagen und den anderen "verurteilen".

Hier mein Anliegen:

Ich bin seit 8 Jahren in einer Beziehung, Ende 2019 kam der lang ersehnte Heiratsantrag. Die Hochzeit musste durch Corona zwei mal verschoben werden aber dieses Jahr hat es endlich geklappt.

Unsere Beziehung läuft gut. Ich war schon einmal verheiratet und ich habe gelernt, dass nicht alles in einer Beziehung perfekt ist. Der perfekte Partner ist der, mit dessen Ecken und Kanten man leben kann und will. Liebe, gemeinsam in eine Richtung blicken und sich aufeinander verlassen können sind für mich eine perfekte Beziehung.

Sex hat für mich nicht oberste Priorität aber ich finde ihn schon wichtig.
Das Thema ist leider etwas schwierig.

Nach der Verliebheitsphase war es so, dass ich der Part war, der ein größeres Verlangen nach Sex hatte und das Thema wurde öfter mal zu einem Diskussionspunkt.
Ich wollte immer mehr Sex und er immer weniger. Ich hab es mich Dessous probiert, mit Praktiken auf die Männer stehen (zumindest in meiner Vorstellung) und dann habe ich beschlossen, ihn nicht so oft zu fordern und mir zwischendurch selbst zu helfen. Ich wollte ihn ja nicht unter Druck setzen und hatte gehofft, so hätte er auch mal wieder Lust.
Seitdem haben wir 2-3 mal im Monat Sex und ich dachte das passt jetzt so wie es ist. Aber irgendwann wurde Sex zu einem Pflichttermin und ich hatte wenn es soweit war kaum noch Lust.
Ich muss dazu sagen, dass er sehr darauf bedacht ist, dass es mir gefällt und ich auch einen Orgasmus habe.
Leider bin ich nicht ganz einfach was das betrifft. Ich muss geduscht sein und am besten frisch rasiert aber auch dann bekomme ich den Kopf nicht immer frei.
Vor drei Wochen ist mir bewusst geworden, woran es liegt und mein Verhalten und meine Lust der letzten Jahre erklärte sich von alleine.

Ich wollte das Gefühl begehrt zu werden.

Ich habe mich geschämt mit ihm darüber zu reden, immerhin haben wir Sex und das sehr offen.....wer sagt da seinem Partner, dass man das Gefühlt hat, dass man ein Pflichtprogramm ist und die Emotionen fehlen. Zumal ich eh kaum abschalten knn und oft zu viel grübele.

Letztes Wochenende wieder die Situation, dass Sex "geplant" war. Wir waren vorher mit Freunden unterwegs und eigentlich war es schon ziemlich spät. Dennoch haben wir auf der Fahrt Heim noch davon gesprochen, dass wir noch nicht zu müde sind und wir Lust aufeinander haben. Zuhause angekommen findet er noch Arbeit. Schnell noch Wäsche zusammenlegen (!?) Meine Laune und meine Lust sank. Ich mache mich währenddessen mal laaaangsam bettfertig und helfe ihm dann. Irgendwann spreche ich ihn darauf an, dass wir doch ins Bett wollten. Er erklärt sich mit tausend Ausreden, wir machen die Arbeit noch fertig und gehen ins Bett um unser Programm abzuspielen. Meine Lust war verflogen, weil ich das Gefühl hatte er will eigentlich gar nicht. Ich konnte nicht anders als ihm zu sagen was in mir vor geht. Ich habe ihm auch gesagt, dass ich jetzt weiß, was mir fehlt......und er bestätigte es.

Er meinte es sei sehr anstrengend für ihn, weil er immer überlegen und planen muss ob gerade alles für mich passt, aber er schläft mit mir weil ich es will. Ich hatte nie das Gefühl, dass er keinen Spaß hat. Ich dachte nur, es fehlt ihm der Ansporn und die Lust käm dann halt wenn wir anfangen. Zudem reden wir hier von 2-3 mal im Monat. Generell verstehe ich seine Aussage und natürlich auch seinen Druck.

Zwei Dinge haben mich aber extrem verletzt.
1) er hat seit Monaten/Jahren Sex mit mir ohne mich zu begehren. Ich löse anscheinend keine Lust in ihm aus. (ihm war Sex noch nie sehr wichtig aber auch er hatte vor mir Beziehungen oder hat sich mit ONS ausgelebt, also Lust scheint er ja doch generell ab und an mal zu haben)2) ich habe ihn gefragt was in den Situationen in ihm vorgeht, wenn wir Sex haben. Wenn ich mich völlig hin gebe, ihm alles von mir zeige, er mich um den Verstand bringt und dann mit mir schläft. Seine Antwort: Er hat dieses Bedürfnis nicht, auch nicht in den Momenten aber er macht es.

Mir wurde klar, warum ich so viel Sex wollte....ich hab das Gefühl "begehrt zu werden" gesucht. Mir wurde klar, warum ich mir immer so viele Gedanken machen musste....ich musste ja rausfinden, was nicht stimmt und der erste Gedanke bin nun mal ich selbst. Dessous haben nicht geholfen, frisch geduscht zu sein hat nicht geholfen. Glatt rasiert zu sein half nicht und auch ziemlich versaut zu sein war nicht die Lösung. Also muss es an mir liegen, an meinem Aussehen, meiner Figur. (Selbstbewusstsein war noch nie meine Stärke und eine gute Figur hatte ich auch noch nie)

Er sagt er liebt mich und das glaube ich ihm. Er sagt auch, dass es viele Faktoren sind, warum er keine Lust hat. (Kondome mag er nicht/ er steht auf Morgensex, ich bin der Abendsextyp/er muss darauf achten, dass mich nichts aus dem Konzept bringt, weil ich mich sonst nicht fallen lassen kann usw)

Aber ist es nicht auch so, dass mein Verhalten, zumindest ein bisschen, daraus resultiert, dass mir das Gefühl fehlte.

Wie gehe ich jetzt damit um?
Jetzt kann ich mich ja gar nicht mehr fallen lassen.
Bei jedem Sex, selbst wenn er Lust hat, habe ich mit Sicherheit das Gefühl, dass er es nur mir zuliebe tut und ich schäme mich.

Zudem bin ich mehr als traurig darüber, dass ich nicht das Gefühl in ihm auslöse kann, dass er mich will, mich heiß findet.....ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll.
Vor mir haben das Frauen nachts um drei an irgendeiner Theke in einer Disko geschafft, warum schaffe ich das nicht?!

Wie dumm konnte ich sein....ich hab es gefühlt aber konnte es jahrelang nicht zuordnen und hab mich zum Deppen gemacht. Es fühlt sich an als hätte ich mich ziemlich billig angeboten und verkauft.

Was mache ich jetzt?


Vielen Dank schon mal an alle, die sich diesen mega Text antun, es war sehr schwer die wichtigsten Dinge zu verfassen. Und natürlich danke für eure Tips
 
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Dabei
24 Sep 2017
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#2
Hi @bella40,
oh, das war schmerzhaft zu lesen. Ich war auch mal über viele Jahre in einer sexlosen Beziehung (also, 2-3mal im Monat empfinde ich schon als sexlos, aber es kommt natürlich auf die Umstände an und wie man es selbst möchte).
Der Mann mit dem ich zusammen war, war/ist so super, mein bester Freund, wir waren ein Team! Aber am Ende habe ich so viel herumprobiert bei dem ich mir selbst nicht gefallen habe, weil ihm das alles nicht so viel Spaß gemacht hat. Und ja klar, er war mir nichts schuldig, es ist wie es ist... Aber ich war damit nicht glücklich. Am Ende ging es auseinander, auch weil er Kinder wollte und ich nicht (wie auch immer er die hätte machen wollen, ha ha ha), aber es war so eine Erleichterung! Also, es war alles erstmal scheiße, weil wir ausgezogen sind und alles, aber danach war alles besser.
Egal wie du aussiehst, egal welche Bedingungen du brauchst, um dich beim Sex fallen zu lassen, du darfst begehrt werden und dich begehrt fühlen. Nur, das wirst du von ihm nicht bekommen, niemals, , man kann es nicht erzwingen.
Ich meine, ihr könntet noch versuchen andere Kondome auszuprobieren, aber das wird auch nachhaltig eher nichts ändern.
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#3
So eindeutig ist die Sache glaube ich nicht.

Erst dachte ich, es liegt nur an ihm und daran dass - was ja recht häufig der Fall zu sein scheint - die Lust (hier: bei ihm) über die Jahre des Zusammenseins halt nachgelassen hat.

Aber dann schreibst du das:
Er sagt auch, dass es viele Faktoren sind, warum er keine Lust hat. (Kondome mag er nicht/ er steht auf Morgensex, ich bin der Abendsextyp/er muss darauf achten, dass mich nichts aus dem Konzept bringt, weil ich mich sonst nicht fallen lassen kann usw)
Warum könnt ihr nicht ohne Kondom Sex haben, ist das eure aktuelle Verhütungsmethode?
Auch wenn man der "Abendsextyp" ist, warum kann man, zB am Wochenende, nicht auch mal am Morgen Sex haben?
Und anscheinend ist es nicht so einfach, eine Situation zu schaffen, bei der du dich fallenlassen kannst.

Also solltet ihr vielleicht beide gemeinsam an dem Thema "arbeiten"? Gibt ja zB Sexualtherapeuten, die dabei unterstützen könnten.
 
Dabei
6 Mrz 2020
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#4
Hallo :)

In deinem Text lese ich andauernd das Wort planen und Sex. Ich finde, ab einem gewissen Punkt gehen diese beiden Wörter zusammen nicht mehr einher. Eine gewisse Planung im Voraus ist sicher gut, völlig okay und schön, aber im Allgemeinen ist Sex etwas, dass eben spontan passieren sollte. Und zwar dann, wenn man gerade heiss ist, Lust auf den anderen hat und den anderen begehrt. Dann entsteht das gegenseitige Begehren beim Sex von alleine. Das deinem Freund die Lust vergeht, ist völlig verständlich, wenn er im Voraus immer überlegen muss, was er machen muss, damit du dich am Besten fallen lassen kannst bzw. den richtigen Zeitpunkt erwischt und auch währenddessen andauernd aufpassen muss, dass dich nichts aus dem Konzept bringt. Das ist auch der Grund, warum du dich nicht begehrt fühlst. Er kann bzw. darf sich gar nicht richtig fallenlassen. Das hat er dir auch genauso gesagt:
Er meinte es sei sehr anstrengend für ihn, weil er immer überlegen und planen muss ob gerade alles für mich passt, aber er schläft mit mir weil ich es will.
Meiner Meinung nach kannst du froh sein, dass er überhaupt noch mit dir schläft und dich glücklich machen will.

Ich möchte nur verdeutlichen, dass ihm die alleinige Schuld zuzuschieben dir gar nichts bringt. Du trägst zu dieser Situation genauso viel bei.

Ich denke auch, dass das ein Thema für ein Sexualtherapeut ist. Du solltest lernen Spontanität beim Sex zuzulassen und ihm erlauben, sich auch komplett fallen lassen zu dürfen. Und er sollte lernen, zu kommunizieren, wenn der Sex ihm nicht gefällt und was ihm nicht gefällt, anstatt einfach die Zähne zusammenzubeissen.
 
Dabei
14 Nov 2022
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#5
Hallo an alle,

ihr habt mir ja schon viel Anregung gegeben und ich muss sagen, ein Gespräch vor langer Zeit, hätte uns viel erspart.
Eine Trennung kommt für mich nicht in Frage.

Heute geht es mir etwas besser. Ich bin nicht mehr ganz so verzweifelt und hab etwas das Gefühl, dass wir das irgendwie hin kriegen.

An meinem "Planungswahn" sind kleine, unbedachte Äußerungen schuld, die ich nicht als Entschuldigung vorbringen will aber die nunmal in meinem Kopf sitzen. (Bsp.: Während wir Sex haben (Doggystyle) sagt er 'haha, du hast da ja Haare.....das sieht lustig aus.....wie ein kleiner Entenschwanz')

Kondome nutzen wir als Verhütung, da ich mit der Pille nach Jahren nicht mehr klargekommen bin. Die Spirale verursachte Dauerblutungen und ob ich etwas einsetze oder er Kondome benutzt ist für den Akt gleichermaßen störend. Kondome sind da einfacher in der Handhabung.

Es wird mit Sicherheit viel Arbeit an mir selbst nötig sein.
Ich gebe ihm auch in keinster Weise die Schuld an der Situation. Das es so weit gekommen ist, ist der mangelnden Kommunikation beiderseits geschuldet.
Ich sehe auch sein Bemühen mich glücklich zu machen und will ihm keine Schuld geben.
Ich suche nach Anregungen, wie ich aktuell (also die nächsten Tage) am besten mit meinen Gefühlen umgehe um möglichst offen eine Lösung finden zu können. (ich meine damit die aktuelle Enttäuschung und das es mich verletzt hat.....das Ganze soll mich nicht noch zusätzlich blockieren)
Irgendwann wollen wir beide ja mal wieder Sex haben.....am Besten ohne Planung und mit freiem Kopf.

Aktuell bin ich sehr verletzt aber ich will definitiv eine Lösung für uns finden und die finden wir wahrscheinlich nur in offenen Gesprächen.
 
Dabei
24 Sep 2017
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#6
An meinem "Planungswahn" sind kleine, unbedachte Äußerungen schuld, die ich nicht als Entschuldigung vorbringen will aber die nunmal in meinem Kopf sitzen. (Bsp.: Während wir Sex haben (Doggystyle) sagt er 'haha, du hast da ja Haare.....das sieht lustig aus.....wie ein kleiner Entenschwanz')
Zu seiner Verteidigung: da hatte er nicht mehr so viel Blut im Gehirn.
Es ist ja aber nicht nur seine Aussage allein, wenn du weiblich sozialisiert bist, dann ist Körperbehaarung, vor allem in der Arschritze, etwas, von dem dir dein Leben lang erzählt wurde, das ginge so nicht. Frauen haben haarlos/zumindest getrimmt/blondiert zu sein und da können Jan und Kevin mit ihren Haarstraßen überall am Körper mit nackten Oberkörper am Strand sitzen, aber wehe bei Frauen schaut mal irgendwo was raus. Und wir denken ja irgendwann mal selbst, "das ist meine Präferenz, ich möchte glatt und haarlos sein, das hat nichts mit Erziehung zu tun, das gefällt mir so", blabla.
Ich vermute aber, das ist ihm nicht so bewusst gewesen, weil zu ihm wahrscheinlich niemand sagt, sein Bart sei unhygienisch oder unmännlich. Er weiß es einfach nicht, was das auslöst. Da stellt sich dann die Frage, ob du es ihm erklären möchtest?
 
Dabei
6 Mrz 2013
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7.511
#7
An meinem "Planungswahn" sind kleine, unbedachte Äußerungen schuld, die ich nicht als Entschuldigung vorbringen will aber die nunmal in meinem Kopf sitzen. (Bsp.: Während wir Sex haben (Doggystyle) sagt er 'haha, du hast da ja Haare.....das sieht lustig aus.....wie ein kleiner Entenschwanz')
Sowas sagt er während dem Sex??!! Es gibt ja wohl nichts abturnerendes als sowas. "Nicht mehr so viel Blut im Gehirn" wäre für mich da keine Entschuldigung. Da hätte ICH dann keine Lust mehr auf Sex mit IHM.
 
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