Hmm... Vorab ich bin auch kinderlos - aber so locker wie meine Vorredner sehe ich das nicht.
Ich habe mein Leben lang Kinder um mich gehabt und vieles beobachtet und miterlebt.
Fazit: alle Eltern sind überfordert. Einige haben sogar frei herausgesagt, wenn sie nochmal die Wahl hätten, würden sie es sich anders überlegen. Andere wiederum sagten, das erste Kind war super easy, ab dem zweiten wurde es dann richtig anstrengend.
Ich persönlich mag ganz kleine Kinder super gern. Wobei das die meisten Jungeltern am anstrengendsten finden. Es ist der Schlafentzug, der den meisten zu schaffen macht. Die ersten Lebensjahre eines Kindes sind also vor allem körperlich anstrengend.
Später aber wird es viel herausfordernder. Da ist die Baby/Kleinkindzeit echt harmlos dagegen. Und die meisten Eltern sagen auch im Nachhinein, dass diese Zeit die allerschönste war.
Was ich so mitbekommen habe, was da an "Problemen" auf einen zukommen oder welche echten Herausforderungen zu meistern sind, hat mich selbst sehr zweifeln lassen, ob ich wirklich eins will (war jetzt aber nicht der einzige Grund, weshalb ich keines wollte). Ich war jedes Mal froh, gehen zu können und die Verantwortung nicht zu haben.
Aber prinzipiell würde ich mal sagen, es kommt auf die zukünftigen Eltern an. Es gibt Eltern, die haben zwölf Kinder (hab ich mal in einer Doku gesehen) und gehen voll auf in ihrer Elternschaft. Es sind die geborenen Nestbauer und es können ihnen nicht genug Kinder und Trubel sein.
Andere sind wieder mit einem Kind total überfordert. Sind im Grunde ihres Herzens eher Egoisten, trauern ihrem kinderlosen Leben nach und können sich so gar nicht in ihre Elternschaft einfinden.
Deswegen finde ich es gut, wenn du dir das vorher gut überlegst - weil nachher gibt es kein zurück mehr.
Es muss dir klar sein, dass sich dein Leben komplett ändert. Da hast du keine Zeit mehr für dich, ja nichtmal Zeit zum Kranksein. Da gibt es kein längeres Ausschlafen mehr oder keine Lust auf irgendwas.
Auch finde ich die Erziehungarbeit extrem schwer. Du bist verantwortlich, wie sich das Kind entwickelt, musst es lenken und leiten und jeden Tag aufs Neue Entscheidungen treffen, die das Kind womöglich nachhaltig prägen. Fragen beantworten, die dich momentan aus den Latschen hauen und du erstmal ordentlich schlucken musst.
Ein Kind zu haben ist kein Zuckerschlecken. Es wird ständig seine Grenzen ausloten, schauen, wie weit es gehen kann. Das ist nicht so einfach.
Wobei es auch wunderschön sein kann, ein Kind zu haben. Ich will hier nichts schlechtreden, ich hoffe, das kommt nicht so rüber.
Ich habe mittlerweile erwachsene Neffen und finde sie wunderbar. Tolle Persönlichkeiten und ich liebe sie aus ganzem Herzen. Aber wie gesagt, ich war immer froh, nicht die Verantwortung zu haben.
Und dann nochmal alles durchmachen, was ich selber nicht toll fand in der Kindheit, für vieles zu klein sein, Schulzeit, Pubertät etc...
Es ist ja nicht wie bei einem Hund, den man anschafft und der so bleibt wie er ist. Diese kleinen Menschen entwickeln sich zu Erwachsenen samt Charakter und Persönlichkeit.
Ich respektiere alle Eltern, die wunderbare Erwachsene herangezogen haben. Muss aber auch dazu sagen, dass das nicht allzuviele sind. Nicht umsonst sind die Psychiaterpraxen voll.
Wobei ich das nicht auf dich münze. Du würdest es bestimmt ganz gut machen.
Aja... nochwas: auch die Partnerschaft wird auf eine harte Probe gestellt. Oft lernt man den Partner dann von einer ganz anderen Seite kennen... nicht umsonst zerbrechen viele Partnerschaften, nachdem ein Kind auf die Welt kam...
Wow, ein tolles Thema - danke liebe Unregistrierte.
Danke, fuer den reflektierten Umgang und das Nachdenken übers Kinderkriegen. Ich habe das Gefuehl, heutzutage ist das eher nicht mehr so ausgeprägt.
Ich bin mit meinem Partner in einer ähnlichen Lage wie du - aber wir haben uns bis jetzt auch bewusst gegen Kinder entschieden.
Ich gehe total mit mit dem, was Peachy sagt.
Alle Eltern sind an irgendeinem Punkt überfordert - sei es mit Wutausbrüchen, schulischen Problemen, wenn sich das Kind in eine Richtung entwickelt, die nicht gut ist ... aber ich finde das natürlich und auch nicht unbedingt schlimm. Das wuerde mich jetzt nicht unbedingt von der Entscheidung für ein Kind abbringen.
Ich habe ein anderes Problem:
Als Lehrerin bekomme ich gerade eine ganz neue Generation von Kindern - wir ziehen gerade zum größten Teil Egoisten groß. Die Kinder sind es nicht mehr gewohnt, auf etwas zu warten - Beduerfnisse muessen sofort erfuellt werden. Wenn mich jemand zwickt, hat er das gleich mit Absicht gemacht und ich schlage zurück. Der Umgang mit Alkohol wird auch immer spannender. Mobbing ist elementar - schon in der Grundschule. Manche Kinder werden gar nicht mehr erzogen, die legen ihre Füße auf den Schultisch und wundern sich, warum ich davon nicht begeistert bin. Sie essen im Unterricht, weil sie eben jetzt Hunger haben - ihre "Nahrung" besteht aus Sueßigkeiten vom Kiosk, weil die Eltern ihnen statt einem Pausenbrot einen 5 Euro - Schein mitgegeben haben. Ich moechte aber auch nicht die Schuld auf Eltern abwaelzen - viele brauchen mittlerweile Vollzeitjobs, um ueber die Runden zu kommen - und gegen die Macht der Medien und Freunde kommen eh viele nicht an (oder versagt da doch die Faehigkeit der Erziehung?)
Ich weiß nicht, ob ich ein Kind möchte, dass in einer solchen Gesellschaft groß wird. Nicht, weil ich Kinder nicht mag - nein, ich mag sie unheimlich gern (was mir manche manchmal von zuhause erzählen, bricht einem das Herz), aber ich selbst bin froh, dass ich kein Kind mehr sein muss. Die ganzen Einflüsse, Bedingungen, Pflichten und Bedürfnisse ... ich stelle es mir als extrem schwierig vor, ein Kind zu sein und auf der anderen Seite da ein Kind "ordentlich zu erziehen"- natürlich gibt es auch noch die "normalen" Kinder - aber die müssen mittlerweile eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein haben, um sich durchzusetzen. Und Erziehung ist wahrscheinlich eine der schwersten Lebensaufgaben- die ich nicht einfach mal "wegschieben" kann. Wenn ich mich für ein Kind entscheide, kann ich nicht mal einen Tag Pause machen - das Kind ist dann da.
Ich weiß auch nicht, ob ich überhaupt die Kraft dafuer habe. Ich bin so muede, wenn ich nachmittags nach Hause komme - oft hilft mir dann mein Freund im Haushalt, er hat da irgendwie mehr Energie (obwohl er noch mehr arbeitet als ich
- wobei ich dann eben abends nochmal anfange). Klar, man kann ein Jahr in Elternzeit gehen - aber dann? Entweder man haengt noch Zeit ran und verzichtet auf Gehalt (ich bin da aber ehrlich: es wuerde mir sehr schwer fallen, denn inzwischen habe ich einen gewissen Lebensstandard, den ich ungern hergeben möchte) oder man steckt das Kind in Grippe oder Kindergarten (aber hab ich deswegen ein Kind?). Zum Lebensstandard kommt dazu: Kinder kosten unheimlich viel Geld - eine Kollegin von mir hat gerade ein Kind bekommen und ich habe ihr eine Windeltorte gebastelt - meine Guete sind Pampers teuer!
Keine Ahnung, ob da noch zweimal im Jahr verreisen drin ist ... wahrscheinlich eher nicht.
Auf der anderen Seite hat man zu seinen Kindern wahrscheinlich eine Bindung und Gefuehle, die man fuer kein Geld der Welt kaufen kann (so stelle ich mir das auf jeden Fall vor). Man teilt Erlebnisse und Geschichten, gibt Charakter und Eigenschaften weiter und vorallem hat man bedingungslose Liebe - wenn ich an meine Cousins denke, finde ich es wunderbar, wie die Kleinen einfach vertrauen und lieben. Die stellen nichts in Frage. Ich finde es toll zu sehen, wie die Zwei sich entwickeln, wie sie wachsen und lernen - und vor allem auch, wie sie sich merken, was man ihnen erzaehlt und beibringt (ohje, hier kommt der Lehrer durch
). Wenn man aelter wird, ist man nie allein, wenn man Kinder hat und zu ihnen eine gute Beziehung hat.
Und ich glaube, wenn man erstmal Kinder hat, denkt man sowieso ganz anders und fragt sich, warum man je an dieser Entscheidung gezweifelt hat
.