Der Wunsch nach Nähe - so weit weg

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Wasserfall

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#1
Was soll ich großartig über mich sagen: 36, männlich, großgewachsen, sportlich, ganz gutaussehend, Student im Abschluss... und auch mit den Nerven, Hoffnungen und Gefühlen am Ende. Ich bin das Alleinsein gewohnt, obwohl "einsam" wohl das richtige Wort ist. Aber das will ich mir nicht so gern eingestehen. Noch viel weniger will ich mir eingestehen, dass das wohl schon seit 30 Jahren so ist. Das ist nämlich ganz schön frustrierend und traurig. Deswegen einfach nicht dran denken, dann merke ich auch nicht, dass ich einsam bin oder mir was fehlt; dass mir Nähe fehlt - und das meint nicht so eine körperliche Nähe wie Sex. Nein, ich meine die Nähe, wo mir jemand gefühlsmäßig nahe kommt.

Ja, natürlich gibt es dafür viele Gründe, warum man nur so schwer an mich rankommt. 30 Jahre ist ja eine Zeitspanne, wo sich vieles ansammeln kann, viele Negativerlebnisse. Das beginnt bei mir im famliären Kreis und auch recht früh mit einem Mädchen. Mobbing in der Schule tat dann noch sein übriges. Das sorgte dafür, dass ich so unauffällig aussehe, durchschnittlich attraktiv aussehe, dass ich keinem Mädchen gefallen kann, maximal den unattraktiven. Gleich und gleich gesellt sich ja gern. Als auch die nix von mir wissen wollten habe ich eigentlich schon aufgegeben. Dass ich auch nur im entferntesten gutaussehend bin oder auch sonst Interessant bin, auf die Idee bin ich nicht gekommen. Ich hab mich schin gefreut, wenn sich das ein oder andere Mädel mit mir unterhalten hat oder mich angelächelt hat. Wenn mir dann in der Abiturzeit oder im Studium eigentlich Komplimente gemacht worden sind, habe ich das für mich als freundschaftliche, nette, höfliche Geste oder auch als kleinen Witz getan. So habe ich halt "genommen", was sich mir hingab. Aber eigentlich war es genau andersrum: Die Frauen haben eher mich genommen. Was ich eigentlich wollte, ob sich gegen manche Frau in mir alles sträubte - ich ließ es einfach geschehen, weil ich einfach nicht wußte, ob ich das denn nun will oder nicht und welche Rolle das spielt; es gab dann nur noch, was die Frau will. Als wenn ich so eine Art Dienstleister für die Frau wäre. Natürlich sagte ich das keiner. Ich habe mich auch nicht getraut, einer fetten oder unattraktiven (konnte ich auf den Bildern im Netz nicht sehen) zu sagen, dass sie mir überhaupt nicht gefällt - weil das ja verletztend und oberflächlich von mir wäre. Ich hab lieber drauf gewartet, dass sie mir den Laufpass gaben oder irgendeinen an den Haaren herbeigezogenend Grund gesucht.

Und wenn ich schon bei diesen Frauen Probleme habe, kann man sich leicht ausrechnen, welche Probleme ich mit attraktiven Frauen habe, die mir wirklich gefallen, die begehrenswert sind und wo ich eigentlich Himmel und Hölle in Bewegung setzen müsste, um sie für mich zu gewinnen. Das sind dann bei mir immer nur ganz zarte Ansätze gewesen, hier und da Andeutungen: "Bemerkt sie mich überhaupt? Und ist da irgendwas dabei, wo sie mir zu verstehen gibt, das ich ihr gefalle?". Doch ich hatte immer zu große Selbstzweifel an mir, dass ich solchen Frauen nicht genügen würde. Warum sollten die einen wie mich wollen? War ja sonst auch nicht so. Ich bin in meinem Leben nur vier mal über meinen Schatten gesprungen und habe deutlich gemacht wie ich empfinde. Unter dem Strich war es jedesmal eine Ablehnung. Und das hat sich natürlich fürchterlich ausgewirkt. Mit 25 bin ich an einen Punkt gelangt, wo ich zu mir sagte "keine Gefühle mehr". Und ich hab dann ganz bewusst daran gearbeitet, keine Gefühle aufkommen zu lassen, wenn ich es wieder mit einer Frau zu tun hatte die mir eigentlich gefiel. Ich wollte nicht schon wieder leiden, nicht schon wieder traurig sein, nicht schon wieder allein die Scherben zusammenkitten müssen. Was soll ich sagen: Ich habs geschafft meine Gefühle zu verdrängen. Was nicht bedeutet, dass sie nicht da sind. Und das ist die Krux an der Sache. Der Wunsch nach Nähe ist noch da, nur ich merke ihn eben nicht mehr. Bei mir ist alles nach Logik geordnet.

Ich möchte eigentlich nur wissen wie ich wieder in die Verfassung komme, dass ich merke, dass ich Nähe brauche und Nähe zulassen kann. Dass ich meine Gefühle wieder merke. Und wie ich mit dem Punkt umgehen soll, dass ich gutaussehend bin.
 
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Dabei
27 Feb 2013
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#2
du musst erst anfangen, dich zu lieben, damit es mit der nähe klappt. wenn du dich selbst nicht liebst, kann es kein anderer für dich tun.

und wie du selbst draufkommen kannst, dich selbst gutaussehend zu finden: schau in den spiegel und werde es dir bewusst.

hol dein licht unterm scheffel raus und fang endlich zu leben an.

was vergangen ist, ist nicht mehr zu ändern - aber die zukunft kannst du gestalten. da hast du einfluss drauf.

TU ES EINFACH.
 
Dabei
10 Jan 2014
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#3
Lieber Wasserfall,

für mich klingt es so, als müsstest Du Dich- bevor Du Dich selbst lieben kannst- ersteinmal selbst kennenlernen? Ich denke, man kann sich selbst nur interessant, attraktiv... finden wenn man weiß wer man ist, wenn man ein Gespür für sich selbst hat...Und dazu bedarf es auch der Spiegelung durch andere Menschen. Du liest Dich für mich wie ein Mensch der möglicherweise 36. Jahre nur funktioniert hat...wie sieht es mit Deiner Erlebnisfähigkeit im Alltag aus? Was macht Dir Freude, was erregt Dich seelisch? Hast Du Träume?

Liebe Grüße
 
Dabei
27 Mrz 2012
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#4
Deine Probleme sind, dass du dich a) nicht selber liebst, b) dadurch ein schlechtes Selbstwertgefühl und Selbstzweifel hast und c) nicht reflektiert genug bist, um die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Der Ursprung liegt darin, dass du auf den Kopf gehauen bekommst und dich deswegen versteckst und für immer ins Zimmer sperrst. Frei nach dem Motto "wenn einer etwas macht, wird es jeder machen". Dir ist weder selber aufgefallen, dass totaler Unsinn ist, noch hast du dich früher als jetzt damit beschäftigt um es dir erklären zu lassen.
Jeder Mensch ist individuell verschieden, jede Situation und Erfahrung anders. Wieso kommst du also auf die Idee, dass eine Ablehnung von einer Person einer allgemeinen Ablehnung von der ganzen Frauenwelt entspricht? Du hast 4 Mal gefragt? Da hatte ich letztens beim Ausgehen mehr — in einer Nacht! Es gibt so viele Menschen auf dieser Welt, da wird nicht die nächst beste gleich auch auf dich stehen. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering. Aber anstatt Willenskraft und Ausdauer zu zeigen, gibst du sofort auf und verdrängst deine Gefühle.

Versetz dich mal in die Position einer Frau. Sie sieht da gerade einen frustrierten, sich selbst aufgegebenen Mann, der lieber das Handtuch wirft, anstatt zu lernen und es wieder zu probieren. Das sieht nicht gerade attraktiv aus.

=> Das Leben ist hart und schön, es schenkt dir bereits so viel. Den Rest musst du dir selber erarbeiten. Gib nicht sofort auf. Fang an, an dir zu arbeiten. Finde deine Stärken und Interessen. Was tust du wirklich gerne? Was sind deine Leidenschaften? Worin bist du gut? Setze da an. Du willst glücklich werden, das ist das wichtige. Schau auf das, was dich auszeichnet und toll macht, nicht auf die negativen Seiten. Kein Mensch ist unauffällig und wird übersehen. Besonders nicht, wenn er groß gewachsen ist wie du. Nur wenn du dich klein machst, bist du auch klein. Ändere das. Zeig dich der Welt. Es gibt nichts wofür du dich schämen musst.
Und ganz wichtig: Fang an zu denken. Reflektiere und ziehe dir richtigen Schlüsse. Wenn du Schwierigkeiten damit hast, dann lerne durch Zuschauen, mitreden und dir erklären lassen, damit du das bald selber machen kannst.
 
Dabei
2 Feb 2014
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#5
Weißt du, Aussehen ist nicht so furchtbar wichtig. Attraktivität ist nicht an Haarfarbe, Augenabstand und perfekter Nasenkrümmung festzumachen. Was du brauchst, ist Ausstrahlung, bzw. eine andere Ausstrahlung, denn du hast ja eine - nur eben eine negative. Und das kommt bei anderen Menschen nicht gut an. Selbstliebe wurde ja schon angesprochen. Selbstsicherheit, ein Auftreten, das zumindest neugierig auf dich macht, würden auch viel bewirken. Die Frage ist nur, wie du es bekommst. Von außen, so wie du jetzt bist, eher nicht. Also musst du wohl oder übel bei dir selbst anfangen, etwas zu verändern, dann reagiert dein Umfeld anders auf dich und aus diesen positiven Erfahrungen schöpfst du zunehmend Mut und Selbstsicherheit und letztendlich auch die vielzitierte Selbstliebe.

Zum Thema Nähe: Du möchtest sie haben, aber keine geben, nicht mal anbieten... aus Angst vor Zurückweisung/ Verletzung/ davor, in deinen eigenen Augen noch tiefer zu sinken. Das kann aber nicht funktionierten. So wenig wie ein Magnet an einem Stück Holz kleben bleibt. Damit echtes Nähe (-gefühl) entsteht, muss von beiden Seiten die entsprechende Energie wirken.

Also... was kannst du tun?

1. Dir deine positiven Seiten (die du definitv hast) bewusst machen und dich ab sofort vermehrt darauf konzentrieren.

2. Deine Ängste in den Griff bekommen. Zur Zeit ist es umgekehrt - sie haben dich im Griff. Üben, üben üben. Mutiger werden, mit kleinen Dingen anfangen. Bewusst fremde Leute ansprechen, sie anlächeln, was fragen. Du wirst sehen, sie lächeln fast immer zurück. Und die wenigen, bei denen es nicht klappt, die haben nichts gegen dich. Die hast du lediglich zur falschen Zeit, am falschen Ort oder auf dem falschen Fuss erwischt. So lernst du auch gleich ein bisschen, mit vermeintlichen "Niederlagen" umzugehen. Andererseits selbst mal höflich, aber bestimmt "Nein" sagen. Wer damit nicht klarkommt, soll es lernen. Das ist nicht dein Problem.

Wähle DU, wen du ansprichst und wen oder was du ablehnst.
 
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Wasserfall

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#6
Danke für die Antworten. Ich sehe, ihr kennt euch mit dem Thema aus. Natürlich haben sich da bei mir gleich weitere Fragen ergeben.

Auf die Selbstliebe wurde ich schon oft hingewiesen. Aber wie das - zentrales Wort - "funktioniert" habe ich früher gar nicht verstanden und bekomme ich jetzt so langsam heraus. Dass sowas normales wie saubere Zähne, eine gepflegte Haut und das sich damit verbindene gut fühlen zur Selbstliebe dazu gehört war für mich was ganz Neues. Ich hab das eher immer als eine Standardprozedur nach rationalen Gesichtspunkten durchgeführt. Dass ich mich danach gut gefühlt habe ist mir in der Regel gar nicht aufgefallen. Naja und daran sehe ich schon wie schwierig das alles sein wird - also rauszukriegen, was so alles zur Selbstliebe gehören kann.

Das betrifft auch etwa den Umgang mit meinem Gesicht. Eigentlich nehme ich das gar icht wahr. Morgens schaue ich nicht großartig in den Spiegel. Ist ja eh nur das Gesicht, dass ich seit 30 Jahren kenne. Nichts weltbewegendes also. Um die Frage, ob ich mir gefalle gehts dabei nie. Und wenns mal darum geht: Nur selten habe ich das Gefühl, dass es doch ein ganz ein schöner Anblick ist. Ansonsten bin ich eher dabei, an irgendwas rumzukritisieren "hach, sieht das wieder blöd aus".

Auch der Rat, dass ich endlich anfangen sollte zu leben ist schon oft an meine Adresse gesendet worden. Was das aber eigentlich bedeutet war mir nie so richtig klar. Ich habe - ist ja schon von Fieber angesprochen worden - immer nur funktioniert. Was Spaß ist, weiß ich nicht. Was mir Freude macht, merke ich nicht wirklich. Von meinem Lächeln, dass ich schon desöfteren zeige - vor allem in meinem Sportverein - darf man sich nicht täuschen lassen. Das ist meistens aufgesetzt, damit bloß keiner hinter die Fassade schaut (es ist schon schön mit meinen Sportlern und das tut mir gut); damit niemand sieht, was ich hier gerade zu erkennen gebe. Mit den Begriffen "Seele" oder "Psyche" habe ich nach wie vor meine Probleme. Das hatte ich über lange Zeit ignoriert und es als Quatsch abgetan. Auf dir Frage, ob ich Träume habe kann ich auch nicht so wirklich antworten. Alpträume habe ich sicher öfter mal. Aber ich denke hier ist mit "Träumen" wohl eher Lebensziele gemeint? Wie jeder hatte ich den Traum von der großen Liebe. Ich weiß nicht so richtig, ob er noch existiert. Vielleicht will ich es auch nicht mehr so genau wissen und lasse es bewusst im Unklaren. Ansonsten fällt mir nämlich wieder auf, welche großen Enttäuschungen in der Vergangenheit liegen und wie verschwindend gering die Chance bei dieser Vorgeschichte ist, dass ich überhaupt noch mal ne Frau finde, die mir gefällt und der ich mich öffnen kann - vor allem, die mir dazu genug Zeit gibt.

Auch das Reflektieren ist für mich sowas wie ein "böhmisches Dorf". Ich sehe maximal die äußeren Probleme bei mir. Aber welche Problem ich eigentlich im Umgang mit meinem Mitmenschen habe sehe ich nicht. Oder was meint da reflektieren ansonsten?
Naja, die Sache mit der Ablehnung - es gibt da zwei verschiedene Vorzeichen. Wenn ich mich mal wirklich geöffnet habe, dann wirken die Ablehnungen hart; so hart, dass ich heute kaum noch einmal die Lust darauf habe, mich zu öffnen. Ansonsten, wenn ich nur nach Schema F nett und freundlich bin, damit aber auch nicht wirklich irgendwelche Gefühle von mir preisgebe, ist eine Ablehnung nicht schlimm bzw. egal. Übrigens - 4 mal gefragt - habe ich erst, nachdem ich die Mädels wenigstens schon etwas kannte. In einer Nacht 4 mal Frauen ansprechen ist nichts weltbewegendes. Wenn sie gut aussehen. Warum nicht? Aber das kann ich noch ohne weitere Gefühle für sie tun. Doch es ist was anderes, wenn ich eine Frau schon etwas besser kennengelernt habe. Übrigens ist es genau meine "Denkweise", dass nicht die nächstbeste auf mich stehen wird. Eher noch - "mal sehen, ob da überhaupt eine auf mich steht". Um das ganze noch komplizierter zu machen: Es war wohl schon immer so, dass die meisten auf mich standen. Aber anstatt ich das mal mitbekomme, macht mir allein der Gedanke Angst, dass ich eigentlich mit mehreren Frauen zugleich zu tun haben könnte. Anstatt ich mich darüber freue komme ich nur, dass schon eine für mich anstrengend genug ist. Ich war einige Male in einer solchen Situtation. Jedesmal habe ich mich dann von allen Frauen zurückgezogen.

Ich habs eigentlich schon vielen Jahren aufgegeben mich in die Frau reinzuversetzen. Zu anstrengend. Die weibliche Denkweise verstehe ich einfach nicht. Ich hoffe einfach nur auf klare Ansagen. Ich glaube nicht, dass man mir den frustierten Mann ansieht. Ich hab ja nun schon etwas Erfahrung wie man eine Maske aufbehält.

Auch die Sache mit der Ausstrahlung ist so ein Knobelfeld für mich. Klar mag ich Frauen mit einer schönen Ausstrahlung. Dass ich aber eine Ausstrahlung habe ... da beginnen die großen Fragezeichen - ich habe keine Ahnung. Eine Freundin sagte mal ich hätte ein Aura. Meine Reaktion: Fragezeichen, Ratlosigkeit und der Gedanke "Von wem redet sie da gerade? Was sollte ich denn für eine Aura haben? Alles Quatsch. Sonst müssten ja die Frauen ganz anders auf mich reagiert haben". Nach außen habe ich gelächelt und nur genickt.

Nähe möchte ich sicher auch geben. Aber ich brauche dafür Zeit, viel Zeit, um mich an einen Menschen zu gewöhnen. Ich habe aber immer das Gefühl, dass mir Frauen diese Zeit nicht geben werden; dass sich alles irgendwie sehr schnell aufeinander zu entwickeln muss. Aber so schnell kann ich eben meine Gefühle weder wahrnehmen, noch zeigen. Achso, das ist wahrscheinlich auch ein Grund warum viele Freundschaften zerbrochen sind. Es waren so einige Freundinnen, die mir zuerst eine Absage gegeben haben, hat mich natürlich getroffen. Damit war für mich alles klar - also mal wieder keine Liebe, keine Beziehung, kein Sex, eben nur Freundschaft. Für mich ist das wohl immer so ein Zeichen, dass ich jetzt so sein kann wie ich bin. Und da zeige ich offenbar Seiten, die ich eben selbst nicht bemerke. Ich habs nicht verstanden, warum sie plötzlich mehr wollen, mit dem Küssen anfangen. Aber das kann ich nicht. Absage ist Absage, Freundschaft ist Freundschaft - da wird doch nicht hin und hergewechselt. Wenn man einmal meine Gefühle zurückweist, kann man doch nicht erwarten, dass man sie später wieder rausholen kann.

Ängste in den Griff bekommen? Ich muss erst mal rauskriegen, welche das alles sind. Fremde Leute ansprechen ist nicht das Problem. Aber persönlich werden, damit habe ich große Schwierigkeiten. Zudem brauche ich immer ein konkretes Gesprächsthema. Wenn es kein Grund für ein Gespräch gibt, warum dann ansprechen.

Wie bekomme ich heraus, welche positiven Seiten ich habe? Ich funktioniere ja so, dass ich eher beschließe welche positiven Seiten ich habe. Merken, welche tatsächlich da sind ist was anderes.
 
Dabei
27 Mrz 2012
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#8
Auch das Reflektieren ist für mich sowas wie ein "böhmisches Dorf". Ich sehe maximal die äußeren Probleme bei mir. (..) Übrigens ist es genau meine "Denkweise", dass nicht die nächstbeste auf mich stehen wird. Eher noch - "mal sehen, ob da überhaupt eine auf mich steht".
Reflektieren bedeutet nachdenken, erörtern und logische Schlüsse ziehen.
Das Ironische an dir ist, dass du reflektieren kannst, aber es nicht anwendest. Mein Zitat ist das beste Beispiel: Du weißt, wie deine Denkweise ist. Du siehst das Problem. Du bietest sogar selber eine Alternativdenkweise an, die optimistischer funktioniert und deine Einstellung bessern würde. ABER du benutzt diese nicht. Du wendest sie nicht an... Wieso nicht?

Ich glaube nicht, dass man mir den frustierten Mann ansieht. Ich hab ja nun schon etwas Erfahrung wie man eine Maske aufbehält.
Maske? Das ist äußerlich. Aber wie gerade geschrieben, hast du eine Einstellung, die zu einem frustrierten Mann gehört. Mit dieser Denkweise gehst du an Probleme. Wenn es dir nicht vom Gesicht zu lesen ist, so wird deine Einstellung sofort an deinem Verhalten und deinen Worten erkennlich.

Wie bekomme ich heraus, welche positiven Seiten ich habe?
Worin bist du gut? Was macht dir Spaß? Beobachte dich. Das nennt sich dann Selbstreflexion.
 
Dabei
2 Feb 2014
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#9
Fremde Leute ansprechen ist nicht das Problem. Aber persönlich werden, damit habe ich große Schwierigkeiten. Zudem brauche ich immer ein konkretes Gesprächsthema. Wenn es kein Grund für ein Gespräch gibt, warum dann ansprechen.
Der Grund ist, dass du lernst lockerer zu werden. Ich meinte allerdings nicht, aus dem Stand heraus wildfremden Menschen tiefschürfende Gespräche auf´s Auge zu drücken, sondern einfach irgendwas sagen oder fragen, sie dabei anlächeln und sehen, wie sie reagieren und wenn es sich ergibt, ein bisschen small talk üben. Du kommst so ernst und steif rüber, das turnt eher ab.
 
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Wasserfall

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#10
@Insomnius: Wie ich deinen ersten Absatz auch drehe und wende, bei mir läufts nur auf eines hinaus: Unsicherheit. Es stimmt schon, ich weiß eigentlich wie reflektieren geht; nur auf mich wende ich es eben nicht an. Da bin ich nicht nur ungeübt, sondern damit verbunden auch unsicher. Logische Schlüsse kann ich oft ziemlich leicht vernichten oder "zerdenken". Vor letzterem Hintergrund steht auch die Alternativdenkweise. Einen klaren Blick auf mich habe ich einfach nicht.

Auch das mit der Maske stimmt eigentlich. Ich hoffe eigentlich, dass niemand sieht, was hinter dem Äußeren steckt. Das es aber spätestens mit meinen Worten offensichtlich würde, daran habe ich nie gedacht. Es ist wohl so, dass ich mir einrede "wer sich von der Maske blenden lässt wird mich nicht erkennen, war ja meistens so". Wenn ich das schreibe und lese, könnte man wirklich meinen, dass ich die Mitmenschen wirklich einfach nur für doof halte. Aber warum hat mir nie jemand gesagt, was ersehbar oder zumindest aus meinen Worten heraushörbar ist?

Das mit dem Spaß ist bei mir auch so ein großer, schwarzer Punkt. Das meiste, was ich tue mache ich aus ganz rationalen Gründen. Dass etwas Spaß macht, dass Arbeit Spaß macht, dass Sex Spaß macht - das war nie meine Herangehensweise. Und jetzt mal danach schauen, was mir Spaß macht ... das ist wohl genauso schwierig, wie die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen und dementsprechend zu handeln ... und eben nicht in die gewohnten gleichgültigen Muster zurückverfallen. Die wichtigste Frage für mich bei einer Selbstreflektion ist mir ehrliche Antworten zu geben und nicht wieder vorgefertigte anzunehmen.

@La Vita: Wie sieht so ein irgendwas sagen oder fragen konkret aus? Auf solche Situationen bin ich nicht eingestellt. Selten klappts mal, dass sich ein weiterführendes Gespräch ergibt. Mehr ist es so, dass ich dem Gegenüber ein paar Worte, einen Spruch oder Kommentar hinwerfe und dann eigentlich schon "halb weg bin" - und gar nicht weiter reden will. Da fällt mir ein, dass mich irgendjemand schon mal deswegen kritisiert hat. Er meinte etwas entgeistert "Lange Zeit hört man von dir nichts, dann tauchst du auf, wirfst ein paar Brocken hin und tauchst wieder ab. Und du lässt einen mit diesen Brocken dann allein".
 
Dabei
2 Feb 2014
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#11
Wie sieht so ein irgendwas sagen oder fragen konkret aus? Auf solche Situationen bin ich nicht eingestellt. Selten klappts mal, dass sich ein weiterführendes Gespräch ergibt. Mehr ist es so, dass ich dem Gegenüber ein paar Worte, einen Spruch oder Kommentar hinwerfe und dann eigentlich schon "halb weg bin" - und gar nicht weiter reden will.
Das kommt mir irgendwie bekannt vor.

Ich war gestern schon drauf und dran, ein konkretes Beispiel zu nennen, fand es im Nachhinein aber so bescheuert, dass ich mich lieber nicht outen wollte. Egal, hier kennt mich ja keiner.

Mein erstes Übungsopfer war seinerzeit ein etwas mürrisch dreinblickender Opa im Supermarkt. Ich bin direkt auf ihn losmarschiert, habe ihn mit meinem schönsten Lächeln bedacht und ihm eröffnet, dass ich ihm jetzt mal zu Füßen fallen muss. Dabei ging ich direkt vor ihm in die Knie, um was aus dem unteren Regal zu nehmen. Er hat gelacht und gesagt, ich soll mir keinen Zwang antun, es wäre lange her, dass ihm eine Frau zu Füßen gelegen hätte.

Etwas später habe ich mich in ähnlicher Weise mit verschiedensten Bitten/ Fragen an jüngere Männer getraut, wobei ich mir absichtlich welche ausgesucht habe, die ich normalerweise nicht ansprechen würde. Daraus ergeben sich zwar in der Regel noch keine Gespräche, aber es fing an Spaß zu machen, auf andere Menschen zuzugehen und gute Laune zu verbreiten.

Die nächste Stufe war, mich mit zufällig neben mir Stehenden oder Sitzenden (Kneipe, Konzert usw.) zwanglos zu unterhalten.

Heute genieße ich es regelrecht, im Fitnessstudio direkt auf die Hantelbank mit dem schönsten Adonis zuzusteuern und ihm zu eröffnen, dass ich mich jetzt mal neben ihn legen werde. So man will, lässt sich aus der Position heraus immer ein weiterführendes Gespräch in Gang setzen. ;)

Der Sinn der Übung besteht nicht darin, direkt jemanden aufzureißen, sondern die Fähigkeit dazu zu entwickeln, um bei Bedarf darauf zurückgreifen zu können.

Damit kommst aus der Schiene raus, dich damit begnügen zu müssen, was sich dir von sich aus anbietet.

Auch das mit der Maske stimmt eigentlich. Ich hoffe eigentlich, dass niemand sieht, was hinter dem Äußeren steckt. Das es aber spätestens mit meinen Worten offensichtlich würde, daran habe ich nie gedacht. Es ist wohl so, dass ich mir einrede "wer sich von der Maske blenden lässt wird mich nicht erkennen, war ja meistens so". Wenn ich das schreibe und lese, könnte man wirklich meinen, dass ich die Mitmenschen wirklich einfach nur für doof halte. Aber warum hat mir nie jemand gesagt, was ersehbar oder zumindest aus meinen Worten heraushörbar ist?
Ich nehme an, es war deutlich spürbar, dass du es nicht hören wolltest.
 
Dabei
22 Aug 2011
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#12
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*Aber warum hat mir nie jemand gesagt, was ersehbar oder zumindest aus meinen Worten heraushörbar ist?
Könnte neben der Tatsache, dass die meisten Leute das als Eingriff in deine Privatsphäre werten würden und es deshalb höflich unterlassen, daran liegen, dass es genug interessante authentische Leute gibt. Warum also Zeit damit vergeuden, mit einer Fassade zu reden?
 
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Wasserfall

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#13
*

Könnte neben der Tatsache, dass die meisten Leute das als Eingriff in deine Privatsphäre werten würden und es deshalb höflich unterlassen, daran liegen, dass es genug interessante authentische Leute gibt. Warum also Zeit damit vergeuden, mit einer Fassade zu reden?
Wenns die "meisten Leute" betrifft, wussten die bisher sehr selten, wo sie Grenzen übertreten und weit übers Ziel hinausgeschossen haben. Privatspäre ist ihnen zwar ein Begriff, aber konnten nicht demenstprechend agieren. Zudem habe ich oft den Eindruck gehabt, dass sie genausowenig von mir wie ich von ihnen verstehe. Sie merken dann nicht, wo Gefühle ins Spiel kommen und die Fassade mal kurz löchrig ist.
Wenn es nun aber "Freunde" betrifft habe ich mich schon gewundert, dass die meisten glaubten, dass bei mir alles in Ordnung sei und ich immer einen so starken Eindruck mache. Auch wenn es mir schlecht ging, haben sie es oft nicht gesehen.
 
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Wasserfall

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#14
Mein erstes Übungsopfer war seinerzeit ein etwas mürrisch dreinblickender Opa im Supermarkt. Ich bin direkt auf ihn losmarschiert, habe ihn mit meinem schönsten Lächeln bedacht und ihm eröffnet, dass ich ihm jetzt mal zu Füßen fallen muss. Dabei ging ich direkt vor ihm in die Knie, um was aus dem unteren Regal zu nehmen. Er hat gelacht und gesagt, ich soll mir keinen Zwang antun, es wäre lange her, dass ihm eine Frau zu Füßen gelegen hätte.

Etwas später habe ich mich in ähnlicher Weise mit verschiedensten Bitten/ Fragen an jüngere Männer getraut, wobei ich mir absichtlich welche ausgesucht habe, die ich normalerweise nicht ansprechen würde. Daraus ergeben sich zwar in der Regel noch keine Gespräche, aber es fing an Spaß zu machen, auf andere Menschen zuzugehen und gute Laune zu verbreiten.

Die nächste Stufe war, mich mit zufällig neben mir Stehenden oder Sitzenden (Kneipe, Konzert usw.) zwanglos zu unterhalten.

Heute genieße ich es regelrecht, im Fitnessstudio direkt auf die Hantelbank mit dem schönsten Adonis zuzusteuern und ihm zu eröffnen, dass ich mich jetzt mal neben ihn legen werde. So man will, lässt sich aus der Position heraus immer ein weiterführendes Gespräch in Gang setzen. ;)
Hm, du legst dir also schon zurecht was du sagen willst. Gute Idee, für mich aber schwierig in der Umsetzung. Ich spiele mitunter soviele Varianten, was ich so sagen will durch, bis die Zeilperson nicht mehr da ist. Weitergehend fällt es mir schwer einen Anschluss zu finden. Kommt bei mir auch auf die Tagesform an. Mitunter verfalle ich auch in einen Monolog, auch um Gesprächsstoff zu geben.
 
Dabei
2 Feb 2014
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#15
Hm, du legst dir also schon zurecht was du sagen willst.
Nein, nicht wirklich. Ich lasse mich eher von der jeweiligen Situation inspirieren. Nur brauchte ich anfangs länger, um eine geeignete zu entdecken und ein paarmal tief durchatmen, damit ich mich traue. Inzwischen mache ich es nicht mehr gezielt, sondern plappere oder flirte einfach drauflos, wenn mir danach ist.

Noch mal: Es geht dabei um NICHTS. Man hat nichts zu verlieren. Man lernt einfach, insgesamt lockerer auf Menschen zuzugehen.
 
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Wasserfall

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#16
Nein, nicht wirklich. Ich lasse mich eher von der jeweiligen Situation inspirieren. Nur brauchte ich anfangs länger, um eine geeignete zu entdecken und ein paarmal tief durchatmen, damit ich mich traue. Inzwischen mache ich es nicht mehr gezielt, sondern plappere oder flirte einfach drauflos, wenn mir danach ist.

Noch mal: Es geht dabei um NICHTS. Man hat nichts zu verlieren. Man lernt einfach, insgesamt lockerer auf Menschen zuzugehen.
Genau das kann ich eben nicht, so bin ich nicht gestrickt. Von einer Situation inspirieren lassen. Ich beobachte und analysiere gern, betrachte einen Menschen mit einem Blick von schräg oben nach schräg unten. Da sehe ich dann kurz was so alles stimmig und was mir missfällt (Eine Freundin hat das mal mitbekommen und war ganz erschrocken). Mit diesem Analysebild im Kopf fällt es schwer, was zu sagen, darüber nichts zu sagen bzw. etwas lustiges zu finden. Ohne diesen Blick mache ich gar nichts.
 
Dabei
2 Feb 2014
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#17
Genau das kann ich eben nicht, so bin ich nicht gestrickt.
Dazu fällt mir ein Zitat von Henry Ford ein: ""Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist."

oder ein ähnliches: "Wer nur das tut, was er schon immer getan hat, bekommt auch nur das, was er schon immer bekommen hat."

Ich kann dir leider nichts anderes sagen. Wer etwas anders haben möchte, muss bei sich selbst, mit der eigenen Denk- und Verhaltensweise anfangen. Daran führt kein Weg vorbei.
 
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Wasserfall

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#18
Okay, schon kapiert. Oder auch nicht: Du flirtest drauflos, auch dir dein Bauchgefühl nach dem ersten Blick sagt "lass es"?? Auch in die Situation mit dem grimmig drein blickenden Opa macht es nicht besser. Ich meine, das kann ich schon. Gar kein Problem, wenn ich mal wieder ein bisschen "schauspielern" soll. Das kann ich ganz gut, wirklich Lust dazu habe ich aber nur noch setzten. Aber es sind für mich zwei verschiedene paar Schuhe, ob ich ein freundliches Lächeln jemand gegenüber aufsetze (das hast du ja beim Opa auch getan) in dem Wissen ihn nie wieder zu sehen oder ob vom ersten Moment an ein echtes Interesse an der Person und an dem Menschen habe, ihn näher kennenzulernen. In dem Fall werde ich nämlich unsicher und ich suche immer erstmal nach einem kleinen Lächeln oder zumindest einem halbwegs freundlichen Blick.
Es ist mir schon klar, dass ich bei mir Anfangen muss. Mir ist nur noch nich klar, wo überall. Soweit ich die Problematik verstanden habe, greifen da verschiedene Sachen ineinander....
 
Dabei
27 Mrz 2012
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#19
Du flirtest drauflos, auch dir dein Bauchgefühl nach dem ersten Blick sagt "lass es"??
Manchmal lass ich es dann. Aber oft hol ich mir auch einen Korb ab, obwohl ich weiß, dass ich einen bekommen werde. Einfach, damit ich Gewissheit hab und sagen kann: "Ich hab es wenigstens probiert, ich hab mir die Chance nicht entgehen lassen. Ich war dort, ich bin gewachsen, auch wenn nur ein Korb bei rauskam." Quasi stolz auf sich selbst sein..
 
Dabei
2 Feb 2014
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#20
Gar kein Problem, wenn ich mal wieder ein bisschen "schauspielern" soll.
Ich meinte nicht schauspielern, sondern üben, freundlich und locker auf Menschen zuzugehen.

Du flirtest drauflos, auch dir dein Bauchgefühl nach dem ersten Blick sagt "lass es"??
Nachdem ich in "unwichtigen" Situationen gemerkt habe, dass mir kein Mensch was tut, gibt es für mein Bauchgefühl keinen Grund, "Lass es." zu sagen.

Soweit ich die Problematik verstanden habe, greifen da verschiedene Sachen ineinander....
In der Tat. Du müsstest noch herausfinden, was du willst. Wie du dir dein Leben mit allem was dazu gehört (deine sozialen Kontakte, Freizeit, letztendlich auch eine Partnerschaft) vorstellst und dich anschließend in die gewünschte Richtung bewegen.

Nähe kannst du erst lernen, wenn ein Mensch in der Nähe ist, dem du nah sein willst. Aus der Entfernung und ins Blaue rein, wird das schlecht gehen.

Nichts desto trotz kannst du dich vorab oder parallel mit der Verbesserung deiner sozialen Fähigkeiten befassen, bspw. mit Kommunikation und Authentizität incl. Nein-Sagen.
 
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Wasserfall

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#21
Manchmal lass ich es dann. Aber oft hol ich mir auch einen Korb ab, obwohl ich weiß, dass ich einen bekommen werde. Einfach, damit ich Gewissheit hab und sagen kann: "Ich hab es wenigstens probiert, ich hab mir die Chance nicht entgehen lassen. Ich war dort, ich bin gewachsen, auch wenn nur ein Korb bei rauskam." Quasi stolz auf sich selbst sein..
Ich versuch gerade das irgendwie mit mir abzugleichen. Schon zu wissen, dass man einen Korb bekommt und dann tatsächlich einen bekommt - nennt sich das nicht selbsterfüllende Prohezeihung? Ein bisschen erinnert mich das auch an Sadomasochismus. Jedenfalls ist es nicht leicht zu beschreiben wie ich mich verhalte. Diese Problematik daran zu denken, dass ich wahrscheinlich sowieso nur einen Korb kriegen kann, war eine Denkweise, die schon ein paar Jahre her ist. Heute ist es eher so, dass ich mich frage "also, was will ich mit dieser Frau?" Dahinter kommt dann in der Regel ein breites nichts. Die Frage, ob ich mir einen Korb oder nicht hole kommt erst, wenn ich mir wenigstens einigermaßen darüber im Klaren bin, dass ich "irgendwas" von ihr will und sie auch nicht ganz schlecht aussieht.

Das was du beschrieben hast, dieses stolz auf sich selbst sein, es versucht zu haben, es wenigstens probiert zu haben, das ist bei mir auch ziemlich vernagelt. "Es probiert haben" geht bei mir erst, wenn ich eine Frau in meinem Kopf völlig egalisiert habe. Etwas anderes ist es mit Gefühlen, die ich merke und zulasse. Das letzte Mal habe ich das vor 10 Jahren gemacht. Ich hatte damals all meinen Mut zusammengenommen, bin über meinen Schatten gesprungen und hab ne Suchaktion gestartet; nach dem Konzert, wo wir uns begegnet sind, konnten wir die Telefonnummern nicht austauschen. Ich Depp hatte auch noch das Handy in meiner Jackentasche - ich hatte die Jacke an - vergessen und suchte die ganze Zeit nach nem Stift. Die Suchaktion umfasste 100 Plakate in einem Stadtteil und einigen Inseraten in relevanten Internetportalen. Sie war mir das irgendwie wert, selbst wenn sich rausstellen sollte, dass sie vergeben war. Naja, ich hab das nie so richtig verstanden, aber irgendwie war sie wohl vergeben - hatte sogar zwei Freunde, klang nach on/off Beziehungssachen. Jedenfalls so, dass es meinen Horizont deutlich überstieg.
 
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Wasserfall

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#22
Ich verstehe nicht wirklich was du meinst: Solang ich nichts von den Menschen will, kann ich durchaus und mit Leichtigkeit freundlich sein. Aber das ändert sich grundsätzlich mit der Frage, ob es um ein Wiedersehen geht. Solange ich solche Menschen wie deinen grimmig blickenden Opa nicht nochmal sehen muss und er mir gelinde gesagt egal ist, krieg ich locker ein Lächeln hin.

Viel schwieriger ist es zu klären, wie ich mir mein Leben mit allem, was dazu gehört vorstelle. Die Vorstellungen in der Vergangenheit lasse ich in der Vergangenheit oder gar bewusst im Unklaren. Vor einer neuen Formulierung von Vorstellungen schrecke ich zurück bzw. werde ich unsicher. Was ist realistisch? Was kann ich erreichen? lauten die Fragen, die mich unsicher machen.
 
Dabei
10 Jan 2014
Beiträge
92
#23
Manchmal lass ich es dann. Aber oft hol ich mir auch einen Korb ab, obwohl ich weiß, dass ich einen bekommen werde. Einfach, damit ich Gewissheit hab und sagen kann: "Ich hab es wenigstens probiert, ich hab mir die Chance nicht entgehen lassen. Ich war dort, ich bin gewachsen, auch wenn nur ein Korb bei rauskam." Quasi stolz auf sich selbst sein..
So kann man es machen wobei mir diese Strategie auch eher fremd ist. Ich brauche schon irgend einen Anhaltspunkt, würde wohl nie einfach einen Fremden so einfach anquatschen nur weil er mir gefällt. Bei mir war es meistens so, dass sich das Flirten eher aus einer Situation ergab: ich stehe in einer Buchhandlung, neben mir blättert ein Mann in einem Buch...und das Gespräch beginnt...Oder wenn man etwas frecher drauf ist, kann man z.B. auch eine(n) Fremde(n) im Klamottenladen bitten, mal eben eine Hose anzuprobieren, die man verschenken möchte :cool: oder man bittet jemanden, die beiden schweren Taschen kurz zu halten, so hat man ihn bereits fixiert :mrgreen:oder oder oder. So muss man nicht erst etwas konstruieren, sich ein Gesprächsthema aus den Fingern saugen. Hab mir da nie vorher etwas überlegt, es ergab sich aus der Situation- allerdings meistens nur wenn ich gerade guter Dinge war.

Ich verstehe nicht wirklich was du meinst: Solang ich nichts von den Menschen will, kann ich durchaus und mit Leichtigkeit freundlich sein. Aber das ändert sich grundsätzlich mit der Frage, ob es um ein Wiedersehen geht.
Das kenne ich aber wie ist es bei Dir wenn Du Dich im ersten Kontakt wirklich gut mit einer Frau fühlst? Dann willst Du sie nicht wiedersehen? Oder kommen dann nur Ängste hoch? Und wenn schon...vielleicht legen sie sich etwas wenns ein schönes Treffen wird.
 
W

Wasserfall

Gast
#24
Das kenne ich aber wie ist es bei Dir wenn Du Dich im ersten Kontakt wirklich gut mit einer Frau fühlst? Dann willst Du sie nicht wiedersehen? Oder kommen dann nur Ängste hoch? Und wenn schon...vielleicht legen sie sich etwas wenns ein schönes Treffen wird.
Wenn ich mich im ersten Kontakt mit einer Frau gut fühle, freue ich mich erstmal drüber. Dann geht bei mir aber ein ungeheures Kopfkino los. Viele Fragen "Was ist wenn...", wenig Antworten und im Schluss keine Ahnung wie "das alles" eigentlich klappen soll. Keine Frage, ich will sie gern wiedersehen. Aber sie sollte mir nicht zu schnell näher kommen ... in welcher Hinsicht auch immer. Ich brauche viel Zeit, um mich an einen Menschen zu gewöhnen, um Vertrauen zu fassen und meine Maske abzulegen. So wirklich Klartext rede ich nicht mal mit mir selbst...
 
Dabei
27 Mrz 2012
Beiträge
5.570
#25
Schon zu wissen, dass man einen Korb bekommt und dann tatsächlich einen bekommt - nennt sich das nicht selbsterfüllende Prohezeihung?
Nope. Ich gehe ja nicht mit der Einstellung "Mein Bauchgefühl sagt mir es wird ein Korb. Deswegen wird es auf jeden Fall ein Korb geben.", sondern mit "Mein Bauchgefühl sagt mir es wird wahrscheinlich ein Korb. Mal schauen was passiert...".
Dennoch erübrigt sich ja keine Tat durch ein Gefühl. 100% weiß ich es nicht. Ich kann es nur gut abschätzen. Auch bei Erfolgen. Wichtig ist mir da, dass ich mich in Mut und Gelassenheit übe. Mich zu überwinden und zu fragen ist mir oft fast mehr wert als der Erfolg selber. Damit entwickel ich mich und mach es dann das nächste Mal besser — oder zumindest dann gut, wenn es benötigt wird.

So wirklich Klartext rede ich nicht mal mit mir selbst...
Quatsch. DU laberst hier einen ganzen Thread voll mit deinen Problemen, analysierst deine eigene Verhaltensweise präzise und vergleichst sie mit einer besseren ab um die Nachteile von deiner aufzuzeigen.

=> Das Essentielle ist also nur noch: Wann hörst du auf dich selber zu belügen? Kannst du auch handeln und dich weiterentwickeln... oder nur schreiben und dich bemitleiden?
 
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