Angst vor dem Zusammenziehen

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3 Dez 2022
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#1
Hallo,
ich bin neu hier und weiß gerade nicht weiter. Ich habe mit meinem Freund eine Wohnung angemietet, in die ich nicht mit einziehen will.

Ich liebe meinen Freund sehr. Wir sind in vielen Punkten unterschiedlich; er ist äußerst sparsam, ich mag mir auch mal etwas gönnen, er mag nicht gern arbeiten, ich mag meine Arbeit gern, er ist normal sauber, ich mag es sehr ordentlich, er mag Urlaub im Van, ich mag den Komfort einer Pension oder eines Hotels. Er ist nüchterner Pragmatiker, ich eher der Typ romantische Philosophin. Aber wir lieben uns. Vielleicht auch wegen der Unterschiede.

Im vergangenen Jahr lernten wir uns bei einem Sportkurs ( er war der Trainer) kennen und waren gleich Feuer und Flamme. Er lud mich zum Kaffee ein, wir knutschten, am darauffolgenden Tag besuchte er mich daheim und blieb über Nacht. Es ging sehr schnell - für mich fast zu schnell. Nach 3-4 Wochen sprach er vom Zusammenziehen. Damals lebte er noch 800 km entfernt von mir, war nur für ein paar Wochen in meiner Region.

Er wollte wissen, wie das jetzt mit uns weitergehe. Ich wusste es nicht, nur eines wusste ich: dass ich verliebt war und ihn gern sah. Ihm reichte das nicht. Weil er - auch weil ich nicht ständig Zeit für ihn hatte (Arbeit, Freunde) - enttäuscht war, hat er sich nach 6 Wochen getrennt und mir dies, als er schon auf der Rückfahrt zu seinem Wohnort war, gesagt.

ich war geschockt und habe ihn erstmal in Ruhe gelassen, bin dann aber zu ihm gefahren, um mit ihm zu reden. Denn ich fühlte mich missverstanden. Ich mochte ihn ja, aber schon nach wenigen Wochen vom Zusammenziehen reden ging mir zu schnell. Ich versprach, ihn öfter zu sehen und so waren wir wieder zusammen. Und glücklich!

Wir verbrachten viel gemeinsame Zeit, meist bei mir, denn ich musste arbeiten und er nicht. Auf Dauer ging dies nicht gut, leider. Ich arbeitete in Homeoffice (40qm kleine Wohnung, nur eineinhalb kleine Zimmer) und fühlte mich zunehmend unter Druck, ihm viel nicht genügend Zeit widmen zu können. An einem Abend eskalierte ein Streit - es ging ums Heiraten, das er ablehnt, ich mir aber vorstellen kann. Im Grunde wollte ich mir nur Luft machen. Das Resultat war, dass er am darauffolgenden Tag zu einem Freund fuhr und mir von dort dann per Telefon erneut mitteilte, dass es aus ist.

Mir ging es furchtbar. Ich habe 5 Monate gelitten. Er offenbar auch, denn er fragte mich nach einiger Zeit nach einem Treffen. Ich habe dann im Mai eine wichtige Prüfung gehabt (Doktorarbeit verteidigen, davon wusste er) und wir haben uns danach getroffen. Er gestand mir, dass die Trennung ein Fehler war und er mich sehr vermisst habe und er bat um eine weitere Chance.

Das ist die Vorgeschichte. Nach wenigen Wochen brachte er erneut das Thema Zusammenziehen auf. Eigentlich war ich dazu noch nicht bereit, die 2 Trennungen saßen noch zu tief, doch aus Angst, er geht dann wieder, sagte ich ja. Nun, 4 Monate später haben wir eine gemeinsame Wohnung, in die ich nicht mit eingezogen bin. Ich habe Angst, schlage schlecht und fühle nur Druck. Nebenbei sind noch meine beiden Eltern sehr krank geworden, um die ich mich gerade auch sorge und die ins Krankenhaus müssen. Mein Freund ist sauer, dass ich in die Wohnung nicht eingezogen bin (ich zahle natürlich die Hälfte der Miete). Es geht mir so schlecht und ich habe so große Schuldgefühle, dass ich aus Angst er würde mich verlassen, wenn ich nein zum Zusammenziehen sage, ja gesagt habe.

Er ist extra für mich hier hergezogen und hat sogar eine Arbeitsstelle angetreten. Was soll ich nur tun? Hat vielleicht jemand einen Rat?
 
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Dabei
3 Dez 2022
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#2
P.S.: die Wohnung, die wir ausgesucht haben, ist hübsch, aber klein. Nur zwei Zimmer - dabei wollte ich ein Extrazimmer, wenn man mal seine Ruhe braucht. Außerdem ist sie in einem Dorf und ich habe kein Auto, sondern bin auf Bus oder Bahn angewiesen, wenn ich mal weg will. Oder darauf, dass er mir sein Auto leiht. Damit fühle ich mich abhängig und angeschnitten. Klingt vielleicht doof, aber die Wohnung befriedigt in erster Linie den Punkt, günstig zu sein (er will nicht viel für Miete zahlen). Außerdem braucht er eine Wohnung, da er nicht aus dem Homeoffice arbeiten kann, daher musste es schnell gehen mit der Wohnungsfindung.:-/
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#3
P.S.: die Wohnung, die wir ausgesucht haben, ist hübsch, aber klein. Nur zwei Zimmer - dabei wollte ich ein Extrazimmer, wenn man mal seine Ruhe braucht. Außerdem ist sie in einem Dorf und ich habe kein Auto, sondern bin auf Bus oder Bahn angewiesen, wenn ich mal weg will. Oder darauf, dass er mir sein Auto leiht. Damit fühle ich mich abhängig und angeschnitten.
Entschuldige, dass ich gleich hier einhake, aber was heißt denn "Wohnung, die WIR ausgesucht haben" ?

Du hast anscheinend ein massives Problem, "nein" zu sagen, deine Grenzen vorab zu bestimmen und diese anderen so mitzuteilen, dass sie dich ernst nehmen.
Dein Freund hat dich von Anfang an in lauter Situationen hineingedrängt, die du nicht haben wolltest, und damit schon am 2. Tag eures Kennenlernens begonnen. Er hat sich so heftig in dein Leben reingequetscht, dass dir die Luft weg geblieben ist. Durch Trennungen bzw das Damoklesschwert einer erneuten Trennung und "Argumente" wie "Ich hab für dich alles aufgegeben" (hattest du ihn darum gebeten?) manipuliert er dich gnadenlos, und sehr erfolgreich.

Immerhin hast du es geschafft, den letzten Schritt - noch - nicht zu gehen, deine Wohnung aufzugeben und mit ihm in diese mini Wohnung auf dem Dorf zu ziehen. Und deine Wohnung musst du behalten, denn wenn du die aufgibst, bist du nicht nur emotional (so wie jetzt schon), sondern auch noch faktisch von ihm abhängig.

Was soll man dir jetzt raten? Zu einer Trennung zu raten hätte keinen Sinn, das schaffst du nicht, so tief wie du dich da reingeritten hast. Die Trennung wird von selber kommen, entweder weil er sie wieder ausspricht, oder weil er es mit irgendwas auf die Spitze treiben wird so dass es dir reicht.
Bis dahin achte bitte darauf, dass du jederzeit von ihm Abstand nehmen kannst, wenn du entscheidest, das zu tun.

Wie soll es denn jetzt beruflich bei dir weitergehen? Wenn du promoviert hast, wirst du ja wohl irgendeine qualifizierte Arbeit suchen, die nicht in einem Dorf stattfindet? Bist du schon auf Jobsuche? Müsstest du deswegen evtl umziehen?
 
Dabei
3 Dez 2022
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#4
Liebe/r Twin-n-light, zu dem letzten Punkt, von dem Du schriebst: ich habe nach der Promotion nun einen tollen Job, der mir sehr gefällt. Das Angebot kam, als wir gerade wieder wenige Wochen zusammen waren. Er beglückwünschte mich und schlug vor, dass wir dann in der Stadt zusammenziehen. Und suchte sich einen Job dort, den er prompt bekam. Das ging mir etwas schnell - immerhin war ich ja dort auch noch in der Eingewöhnungszeit (erste Woche) - aber ich sagte aus o. g. Gründen nichts.
Dein Kommentar trifft leider sehr ins Schwarze. Ich habe Angst, nein zu sagen, weil ich fürchte, er verlässt mich wieder. Zwar beteuert er, er liebe mich und wolle mit mir zusammen sein, aber aus der Vergangenheit heraus fällt es mir schwer, seinen Worten Glauben zu schenken.
Die Schuldgefühle (er hat seine billige Wohnung aufgegeben um weit weg von Familie und Freunden zu mir zu ziehen) bringen mich um den Schlaf und quälen mich den ganzen Tag. Ich habe schon versucht, mich durchzuringen und es irgendwie „durchzuziehen“ mit der gemeinsamen Wohnung, aber irgendetwas in mir kann diesen letzten Schritt nicht tun. Ich fühle mich wie ein Egoist, der ihn allein lässt und diese Schuldgefühle kann mir keiner nehmen. Aber ich fühle keinen Kompass mehr in mir…
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#5
Zwar beteuert er, er liebe mich und wolle mit mir zusammen sein
Das wird schon zutreffen, aber auf diese Art würde ich nicht "geliebt" werden wollen. Und zusammen sein will er durchaus mit dir, aber allein zu seinen Bedingungen, und er schafft es ja auch immer wieder, dir diese aufzuzwingen.
Deine Schuldgefühle sind unberechtigt, denn er hat all diese Entscheidungen selbst getroffen, gegen deinen - leider nicht klar ausgedrückten - Widerstand. Du kannst allerdings davon ausgehen, dass er ganz genau weiß, dass du das "eigentlich" alles nicht so wolltest. Dass er dir jetzt Schuldgefühle macht, ist Teil seiner Manipulationsstrategie. Diese Schuldgefühle kannst nur du selbst dir nehmen, wenn du aufwachst und bemerken willst, wie dieser Mann dich manipuliert.

Deinen Kompass musst du leider selber wiederfinden.
 
Dabei
3 Dez 2022
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#6
Da magst Du Recht haben. Irgendwie kommt es mir ungerecht von mir selbst vor, ihm Manipulation zu unterstellen. Ich möchte ihm nichts Schlechtes unterstellen, weil er so liebe Seiten hat. Bspw. hört er mir zu, wenn ich meine Sorgen über den Gesundheitszustand meiner Eltern äußere. Das ist doch toll - ihn dann als Manipulierer zu sehen, kommt mir ungerecht vor.
Und ungerecht fühle ich mich auch, da ich mein Widerstreben was die Wohnung angeht zwar geäußert mehrfach (er meinte, dann ziehe er eben zurück an seinen alten Wohnort - aber aus früheren Äußerungen weiß ich, dass eine Fernbeziehung für ihn nicht in Frage kommt). Aber letztlich habe ich eben doch ja gesagt.
Es geht mir alles zu schnell. Die zwei vergangenen Trennungen, die habe ich noch nicht verarbeitet. Und ich merke, wie ungeduldig ihn das macht. Ich komm mir so falsch vor!
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#7
Du solltest schon den ganzen Menschen betrachten und nicht nur einzelne Ausschnitte.

Wenn du dir in einer Beziehung "falsch" vorkommst, stimmt an dieser Beziehung etwas nicht.

Aber ich will und kann dir da nichts einreden, du musst schon selber wissen wie du was bewertest und ob/ welche Konsequenzen du daraus ziehst.
 
Dabei
3 Dez 2022
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#9
Nun fühle ich mich leider zunehmend schlechter. Ich bin bei meinen Eltern, da ich meine Mutter morgen ins KH bringe (wo sie 4 Wochen bleiben wird) und mit meinem Vater dringende Dinge zu seiner OP (in der Zeit) kläre. Beide sind schon recht betagt, daher meine Unterstützung.
Meinen Freund habe ich heute auch angerufen. Er war - wie so oft am Telefon - sehr unterkühlt, es gehe ihm in der Wohnung „den Umständen entsprechend“, nichts Warmes, Liebes (okay, ist am Telefon eh nicht seine Art).
Ich kann’s ja verstehen, dass er frustriert und sauer ist, jetzt allein in der Wohnung zu sitzen. Und ich fühle mich schäbig, dass ich irgendwann überhaupt ja zu der Wohnung gesagt hab. Und dass ich nun verantwortlich für sein Unglück bin.
Ich muss das nur grad mal loswerden, weil die Sorgen - wegen meiner Eltern und meines Freundes - mich so hart erdrücken…
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#10
Es tut mir sehr leid, was gerade mit deinen Eltern ist - auch noch mit beiden gleichzeitig!

Dein Freund fährt also weiter seinen Egotrip, dabei wäre es jetzt angesagt, herzlich zu dir zu sein. Das kann man sehr wohl auch am Telefon.
Ich kanns nicht verstehen, dass er frustriert und sauer ist, weil du dich jetzt um deine Eltern kümmerst und nicht mit ihm in der Wohnung sitzst.

Dein Freund ist ein erwachsener Mensch. Was er aktuell erlebt ist kein "Unglück", sondern er wollte das so. Er hat es nur noch nicht geschafft, dich zu 100% rumzukriegen und zu etwas zu zwingen was du gar nicht willst.
 
Dabei
3 Dez 2022
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#11
danke Twi-n-light, für deine Perspektive🌸

Naja, er sagte schon, ich würde sehr viel für meine Eltern tun und meinte das wohl als Kompliment. Für mich ist das aber selbstverständlich, erstens habe ich keine Geschwister und zweitens sind beide mit ihren Situationen überfordert. Die Herzlichkeit, das Warme hat mir gefehlt. Vielleicht kann ich das aber auch gar nicht erwarten.
Ich bin mir absolut klar, dass ich mit ihm nicht zusammenziehen will. Schon gar nicht in die Wohnung. Anstrengend ist für mich eher dieses Gefühl „ich hab ja gesagt, nun muss ich das auch machen, sonst bin ich ein unfairer Mensch“…
 
Dabei
3 Jan 2019
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#12
Anstrengend ist für mich eher dieses Gefühl „ich hab ja gesagt, nun muss ich das auch machen, sonst bin ich ein unfairer Mensch“…
Ich stand vor einem ähnlichen Problem und kam (leider etwas spät) zu dem Entschluss: Ein Fehler wird nicht dadurch besser, indem man ihn fortführt. Das hat nichts mit "unfair" zu tun. Wer "A" sagt muss nicht auch "B" sagen.
 
Dabei
5 Nov 2007
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#13
Ich hab mir deine Thema jetzt auch mal genauer angesehen.

Du schreibst, dass du dir "absolut klar bist, dass du nicht mit ihm zusammenziehen willst und schon gar nicht in diese Wohnung". So wie du eure Situation schilderst, ist das nicht nur verständlich, sondern auch notwendig für dich, dass du jetzt nicht in diese Wohnung einziehst. In eine Wohnung, die er entsprechend seinen Gewohnheiten ausgesucht hat (kostet wenig weil sie klein ist), ohne Rücksicht auf deine legitimen Bedürfnisse, dass du mindestens einen Raum für dich brauchst.

Du schreibst, dass du ein Problem mit Nein hast, obwohl dir klar ist, dass du nicht einziehen willst aber Angst hast, dass er dich dann wieder verlassen wird. Ängste sind immer ein schlechter Ratgeber und du weißt das selber. Und wir von Außen haben die objektivere und klarere Sicht, weil wir es nicht aus Angst sagen. Deshalb solltest du uns vertrauen, dass du jetzt auf deine Bedürfnisse hörst, was für dich gut ist.

Offenbar hast du jetzt eine gute berufliche Perspektive, in der du dir (und euch) eine Wohnung finanzieren kannst/könnt, die deinen elementaren Bedürfnissen entspricht. Auch deshalb musst du jetzt keine Entscheidung treffen. Aber du musst dir jetzt Klarheit verschaffen warum du von dieser unbegründeten Angst geleitet bist. Dazu brauchst du erst mal die notwendige Ruhe und Zeit.

Du sagst, dass du deinen Freund liebst und mit ihm zusammen sein willst. Aber offenbar hat er noch nicht einmal Verständnis dafür dass deine Eltern in der aktuellen Situation jetzt deine Hilfe brauchen und dass du da nicht so oft zu ihm kommen kannst. Und wenn er das nicht versteht, dann musst du dich fragen, ob das mit euch gut gehen kann.

Ich wünsche dir die Kraft und den Mut, das du das alles offen und in Ruhe mit deinem Freund besprichst, du kannst nur gewinnen. Wenn du das schaffst, wird es dir besser gehen.
 
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Dabei
3 Dez 2022
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#14
Danke Euch sehr für Eure Einschätzungen und Rat aus objektiver Distanz. Ich bringe nun erstmal meine Mutter ins Krankenhaus und hoffe, danach etwas zur Ruhe zu kommen. Und dass die OP gut verläuft.
 
Dabei
3 Dez 2022
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#16
Das stimmt schon, Twi-n-light, und ja, das wünsche ich mir und gleichzeitig weiß ich, dass ihm das Sprechen über bzw. Wahrnehmen von Gefühlen schwerfällt. Wie nic99 schreibt, höre ich jetzt auf meine Bedürfnisse. Zuerst einmal zur Ruhe kommen und nicht diese Wohnung. Ich hoffe, dass es mir gelingt, das alles in Ruhe mit meinem Freund zu besprechen und ich hoffe noch mehr, dass ich nicht aus Schuldgefühlen heraus einknicke.
 
Dabei
24 Sep 2017
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#17
Hey @Lavieenrose,
hoffe, es geht deinen Eltern gut! 🌷
Mit meiner Taschenpsychologie würde ich sagen, dass das mit dem Umzug nur die Spitze des Eisberges ist.
Hast du wirklich so sehr Angst nochmal von ihm verlassen zu werden? Ich weiß, ihr liebt euch und es wäre schmerzhaft, aber du würdest darüber hinweg kommen wie du auch in der Vergangenheit hinweg gekommen bist, oder? Und du wärst auch nicht allein, du hast deine Familie und vermutlich auch Freund:innen, du würdest klar kommen, du würdest auf die Beine kommen.
Genau wie dein Freund, der ist ein erwachsener Mensch, der offenbar auch Neuanfängen woanders nicht abgeneigt ist, der kommt auch zurecht, es gibt keinen Grund, dich ihm gegenüber so verantwortlich zu fühlen, oder?
Und ja, zum eigenen Wort stehen.. manchmal ändert man die Meinung, manchmal überlegt man es sich anders, auch das ist kein Weltuntergang und macht dich nicht zu einer Person, die andere verarscht hat oder nicht zu ihrem Wort steht. Tatsächlich stehst du ja zu deinem Wort, dich immer gut um dich zu kümmern und dieses Versprechen ist wichtiger als jedes andere.
 
Dabei
3 Jan 2019
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#18
Tatsächlich stehst du ja zu deinem Wort, dich immer gut um dich zu kümmern und dieses Versprechen ist wichtiger als jedes andere.
Das ist ein guter Punkt. Ich habe leider auch oft die Probleme anderer wichtiger genommen, um mich nur nicht mit mir selbst befassen zu müssen.

@Lavieenrose
Mach nicht den gleichen Fehler. Lebe DEIN Leben. Du kannst es nie den anderen recht machen, aber Dir selbst kannst Du es recht machen. Und dazu gehört auch andern NEIN zu sagen, Grenzen zu zeigen und auf die eigenen Bedürfnisse einzugehen. Pass' Dich nicht an, sondern sei Du selbst. Du kannst auch nichts dafür, wenn andere Dich anders haben wollen. Das ist deren Problem...
 
Dabei
3 Dez 2022
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#19
Ein kleines Statusupdate: meinen beiden Eltern geht es nicht so gut. Die OP meiner Mutter verlief gut, aber danach gab es Komplikationen, weshalb ich alle paar Tage ins KH musste. 3 Std. Fahrt entfernt. Und mein Vater hat eine Krebsdiagnose erhalten. Alles in dieser Woche. Auch ihn habe ich ins KH begleitet (keine Geschwister, also alles auf meinen Schultern).
Mein Freund ist zunehmend genervter, dass wir uns nicht sehen .., außerdem ist sein Auto kaputt und er hat keine Kohle, es direkt in eine Werkstatt zu bringen. Die Stimmung zwischen uns ist mehr als angespannt… er schrieb mir, nachdem ich letztes WE bei ihm war, einen Brief, in dem er seinem Frust Luft gemacht hat, ich hatte ihn verletzt, jetzt erst zu sagen, dass ich gerade den Umzug nicht schaffe und dass ich Bedenken bei der Wohnung habe. Er hat ja recht: ich habe mich vorher nicht getraut und nun sitzt er allein in einer sparsam möblierten Wohnung, während ich mich um meine Eltern kümmere… was aus seiner Sicht übertrieben ist.
Ich bin so fertig und müde. Nehme seit drei Wochen Tabletten meiner Ärztin, damit ich überhaupt mal schlafen kann.
Ich habe das Gefühl, auf allen Ebenen zu Versagen. Kann meinen Eltern nur bedingt helfen, sie nur unterstützen (Klamotten ins KH bringen und waschen, anrufen, Mut zusprechen, mit Ärzten telefonieren). Und meinen Freund enttäusche ich auch, weil ich gerade nicht mehr kann…
 
Dabei
3 Jan 2019
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#20
@Lavieenrose
Das mit Deinen Eltern tut mir sehr leid. Da bist Du in einer Situation, in der Dein Freund Verständnis aufbringen und nicht zusätzlich noch genervt sein sollte. Dein Freund muss wohl lernen, dass er nicht Mittelpunkt Deines Universums sein kann, denn das bist ausnahmslos DU.

In gewisser Weise denke ich, Dein Freund hat Dich schon verlassen. Wie dem auch sei: Er ist nicht wegen Dir zu Dir gezogen, sondern weil ER es wollte. Wenn es jetzt nicht so läuft, wie er es sich dachte, dann ist das sein Problem. Das sind Themen, die ich auch erst lernen musste. Schnell wird da die "Schuld" unfair verteilt, nach dem Motto: "Wegen ihr bin ich da hingezogen und jetzt lässt sie mich da hängen."

Das muss übrigens nicht ausgesprochen werden, es genügt wenn Du Dir selbst diese Vorwürfe machst. Es gibt im Leben leider wichtigeres, als ein genervter Freund. Wenn er das nicht versteht, dann würde ich ihn bitten, andere zu nerven. (Denn er könnte Dir ja auch helfen und zur Seite stehen...)
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#21
Es tut mir sehr leid, dass bei dir jetzt alles zusammenkommt.

Bei der OP deiner Mutter gab es Komplikationen, dein Vater hat eine Krebsdiagnose bekommen - dein Freund hat ein kaputtes Auto und kein Geld für die Reparatur und ist weiterhin genervt, dass du dich nicht um ihn kümmerst??

Ich würde bei dem Freund jetzt erst mal auf Abstand gehen. Vielleicht regelt es sich dann von alleine, dass du dann gar nicht mehr auf die Idee kommst, zu ihm in diese Wohnung zu ziehen.

Dass du deinen Eltern nur bedingt helfen kannst und deswegen "versagst", ist doch Quatsch. Was sollst du denn sonst tun als sie unterstützen? Das brauchen sie jetzt von dir und das bekommen sie auch. Dass du dich von deinem Freund zu dieser Wohnung usw hast bequatschen lassen, war ein Fehler, aber dazu hat er dich bequatscht, das war der größere Fehler, und wenn du jetzt doch was Wichtigeres zu tun hast als ihm hinterherzulaufen, ist das sein Problem, nicht deins.
 
Dabei
22 Aug 2011
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#22
@Lavieenrose, in schlimmen Situationen im Leben scheint sich das Umfeld immer in drei Gruppen von Menschen aufzuteilen: 1) die, die helfen, 2) die, die nicht helfen können, aber wenigstens Verständnis und Mitgefühl ausdrücken, und 3) die, die eine zusätzliche Belastung darstellen.

Ich persönlich habe gar nicht die Kraft, Vertreter der Gruppe 3 weiter aktiv in meinem Leben zu halten, also mich auch noch um ihre Bedürfnisse zu kümmern. Du anscheinend schon. Die Frage ist nur: warum tust Du es? Aus Liebe, oder aus irgendeinem Pflichtgefühl?
 
Dabei
24 Sep 2017
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#23
Hat er irgendwelche belastenden Materialien oder Aussagen von dir, die er gegen dich verwendet? Was erhoffst du dir denn für eine Beziehung mit einem Mann, für den du und deine Bedürfnisse und Bedenken gar nicht existierst?
 
Dabei
5 Nov 2007
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#24
Die Frage ist nur: warum tust Du es? Aus Liebe, oder aus irgendeinem Pflichtgefühl?
Liebe nixe,
deine Analyse ist sicher hilfreich. Aber bei Nr 3 hast du eines vergessen: Die TE kann sich nicht trennen aus Angst vor der Trennung. Da sollte sie ansetzen und das bei sich bearbeiten.[/QUOTE]
 
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Dabei
3 Dez 2022
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#25
Es ist nun fast genau 2 Jahre her, dass ich diesen thread gestartet habe. Es ist so viel passiert und ich stehe fast an dem selben Punkt wie damals. Es geht mir genauso, wie damals, eigentlich schlechter.
Ich bin damals nicht in die gemeinsam angemietete Wohnung mit meinem Freund gezogen. Ich habe die Reißleine gezogen und ihm gesagt, dass ich es nicht kann, dass alles in mir NEIN schreit. Ich hatte Schuldgefühle und wahnsinnige Angst, ihn deshalb zu verlieren. Aber verloren habe ich ihn deshalb nicht. Es kam anders.
Wir haben diese Wohnung fast ein Jahr weiter angemietet. Er wohnte dort allein, ich besuchte ihn oder er mich in meiner Wohnung. Die Stimmung war oft angespannt, manchmal aber auch konstruktiv, denn wir versuchten Lösungen zu finden. Ich habe mich dabei immer destruktiver verhalten, denn ich konnte nur sagen, dass ich mit ihm zusammen sein möchte, aber zugleich in mir große Hilflosigkeit spüre, weil die Angst, die Abwehr nicht weggeht. Heute weiß ich, dass ich traumatisiert bin. Daher dieses Gefühl.
Irgendwann konnte ich die finanzielle Belastung nicht mehr tragen (fast ein Jahr später) und wir entschieden, die Wohnung zu kündigen und er sucht sich eine eigene. Das war Anfang dieses Jahres. Ich fühle mich so schlecht und mein Schuldgefühl wurde damals noch größer, weil ich ihn erneut allein ließ. Er machte den Umzug allein. Ich kümmerte mich oft um meine Eltern, arbeitete viel, ließ ihn allein. Ich bin furchtbar, dass ich ihn so stehenließ. Die Stimmung wurde immer angespannter, doch gleichzeitig kämpfte er auch um uns. Mir ist dieses Kämpfen immer schwerer geworden. Der abstand tat mir irgendwie gut und gleichzeitig fühlte ich Scham und Schuld. Wir machten kaum noch gemeinsame Pläne. Mal ein Urlaub, den ich ihm schenkte, mal ein schönes Wochenende gemeinsam. Doch er fühlte sich zunehmend vernachlässigt, womit er recht hatte. Ich wurde sehr krank, Gelenkschmerzen und bin von Arzt zu Arzt gerannt um herauszufinden, wie man mir helfen kann. Er war an meiner Seite, ich war überfordert. Meine Eltern haben zudem mir Kummer bereitet. Meine Mutter ist mittlerweile ein Pflegefall, mein Vater pflegt sie und ich helfe, wie ich kann. Es wurde alles zu viel. die Scham, die Schuld, der Druck, die Angst, ihn zu verlieren.
Dann im Juni des Jahres schickte mich mein Arbeitgeber auf Dienstreise, wo ich jemanden kennenlernte. Ein Mensch, der wohltuend, respektvoll, ruhig, gleichzeitig lebensbejahend und freundlich ist. Ich konnte, nein, ich wollte seinem Avancen nicht widerstehen und wir begannen eine Beziehung. Ich bin nun also auch eine Betrügerin. Die Beziehung lief parallel zu der Beziehung mit meinem Freund. Ich habe eine Spagat wie er größer nicht sein könnte vollzogen und schäme mich in Grund und Boden. Von meinem Freund trennen wollte ich mich nicht. Ich habe ihn geliebt (oder glaube zumindest, dass dieses Gefühl Liebe ist). Gleichzeitig schenkt mir der andere Mann so viel Lebensfreude, Vertrauen, sagt Ja zu mir, lässt mir aber gleichzeitig Raum. Ich muss hinzufügen, dass beide zu keinem Zeitpunkt voneinander wussten. Nur ich weiß es und schäme mich so. Ich bin, ich war hin- und hergerissen. Diese Zerrissenheit hat mich so fertiggemacht, dass ich selbst auf Hilferufe meines Freundes (Du lässt mich am langen Arm verhungern) nicht reagieren konnte. Schmerz, Scham, Angst, nicht wissen wohin.
Ob die neue Beziehung eine Chance hat - so wie ich bin - weiß ich nicht. Nach zwei Monaten Sprachlosigkeit zwischen meinem Freund und mir, in der er mir weiterhin jeden Morgen Textnachrichten schickte, hat er die Geduld, die Liebe, die Kraft verloren. Er ist in Therapie. Ich bin schuld. Er hat sich vergangene Woche getrennt von mir und ich fühle nichts als Leere, Trauer, Schmerz, Angst und große Reue. Ich schäme mich, so ein verantwortungsloser Mensch zu sein und weiß, dass ich meine Chance, glücklich zu werden mit meinem nun Ex-Freund ein für alle Mal vertan habe. es tut so unendlich weh. Ich muss das hier nur loswerden, weil ich nicht mehr kann und weiterweiß.
 
Dabei
6 Feb 2017
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#26
Hi Lavieenrose :) Das ist natürlich sehr heftig und klingt nach einem anstrengenden Jahr, das du bald abschließt.
Es klingt, als ob du dir sehr viel Verantwortung für andere Menschen aufbürdest, die du nicht tragen kannst, und wenn du dann selbstsüchtig handelst, schämst du dich und behandelst den Menschen, für den du dich verantwortlich fühlst unfair, wodurch alles in allem etwas kontraproduktiv klingt. Aber dein Expartner ist auch ein erwachsener Mann und er ist für sein Glück verantwortlich, nicht du. Wenn du nicht der Charakter bist, der seine Bedürfnisse stillt, dann ist das absolut nicht dein Fehler, denn er stillt genauso wenig deine Bedürfnisse nach bspw. Freiraum und Leichtigkeit. Es liegt nicht alles an dir, es ist nicht alles deine Schuld und dass er letztlich in Therapie gegangen ist, kann etwas sehr positives für sein Leben bedeuten. Generell hat er aus der Beziehung mit dir vielleicht auch viel gelernt und wenn Bedürfnisse nicht aufeinanderpassen ist niemandem ein Vorwurf zu machen. Ihr habt es trotzdem beide lange Zeit probiert, weil ihr euch als Menschen schätzt und wisst, dass ihr im inneren nur Gutes wollt, aber es passt halt manchmal nicht. Ich würde nicht so streng mit dir sein!

Ich habe allerdings ein paar Fragen, um es noch ein bisschen besser zu verstehen:
Warum hast du dich nicht von ihm getrennt? Hattest du geglaubt, er würde keine passendere Partnerin als dich finden können, und dann deinetwegen traurig und alleine sein? Oder hattest du geglaubt, du würdest evtl keinen unterstützenderen Partner finden und das aufzugeben hat sich so falsch angefühlt? Oder hätte es sich unfair angefühlt jemanden zurückzuweisen, der objektiv nichts falsch macht und sich alle Mühe gibt? Oder was ganz anderes?

Und spürst du jetzt, wo ER sich getrennt hat, kein bisschen Erleichterung? Und auch kein optimistisches Gefühl, was seine Fähigkeit angeht aus der Spirale auszubrechen? Wieso glaubst du so sehr, dass diese Trennung etwas schlechtes ist? Für ihn/für euch?

Wie geht es dir inzwischen gesundheitlich?
@Twi-n-light hat mal in dieses Forum geschrieben, dass man für andere Leute nur dann gut da sein kann, wenn man in erster Linie darauf achtet, dass es einem selbst gut geht. Daran muss ich sehr oft denken und ich denke, deine eigene Bedürfnisse stärker zu priorisieren könnte dir eventuell helfen.

Ich wünsche dir in jedem Fall alles Liebe, ich denke du kannst sehr viel sanfter mit dir umgehen, du hättest es verdient :)
 
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3 Dez 2022
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#27
Liebe idontknowaboutthis,
ich danke Dir sehr für Deine lieben und verständnisvollen Worte. Gleichzeitig fühle ich mich, als hätte ich sie nicht verdient.
Ja, ich spüre Verantwortung für andere Menschen und fühle mich gleichzeitig von ihr erdrückt. Ich versuche, so gut/ schlecht ich es kann, den Erwartungen anderer gerecht zu werden und habe sogar deshalb vor Jahren eine Therapie begonnen (mittlerweile beendet). Weil ich nicht mehr wusste, wer ich bin.
Ja, ich weiß, mein Exfreund ist für sein Glück verantwortlich. Deshalb hat er sich ja schon drei Mal von mir getrennt. Weil ich ihn nicht glücklich machen kann. Weil ich nach 4 Wochen, die wir uns kannten, noch nicht genau planen konnte, wann wir zusammenziehen, weil ich ihm nur sagen konnte, dass ich gern mit ihm zusammensein und ihn erstmal kennenlernen möchte. Die zweite Trennung, weil ich sagte, dass ich mir Heiraten durchaus vorstellen könnte und er das rigoros ablehnt. Im Laufe unseres letzten Beziehungsanlaufs sagte er dann mal, dass es schon sein könnte, dass er sich das noch überlegt. Aber erstmal müssten wir zusammenziehen. Das ist natürlich klar. Aber ich sagte ihm, dass ich es unfair finde, meine Angst vor dem Zusammenziehen nach zwei Trennungen überwinden zu müssen während er sich das mit dem Heiraten bequem überlegen darf. Ich fand es unfair, diesen Druck mit dem Zusammenziehen zu spüren und nach den zwei Trennungen davor noch Angst zu haben. gleichzeitig Scham und Schuldgefühle, dass ich in diese gemeinsame Wohnung nicht einfach "springen", nicht einfach vertrauen konnte. Scham und Schuld, dass ich ihn betrogen habe und die Beziehung mit dem neuen Mann immer noch andauert. Scham und Schuld, dass ich ihn soweit gebracht habe, dass er nun therapeutische Hilfe braucht.

Fühle ich Erleichterung., jetzt, da er sich getrennt hat? Nein, gar nicht. Nur Angst, den Menschen meines Lebens, der mich einst so sehe liebte, für immer verloren habe.
Und warum ich mich nicht getrennt habe? Weil ich mich mit ihm verbunden fühle, weil es sich für mich die ganze Zeit dennoch so angefühlt hat, dass ich ihn liebe. Und gleichzeitig die vielen Schwierigkeiten, seine latente Anspannung, seine Wut auf mich gespürt habe. Ich habe mich nicht getrennt, weil ich es mir so sehr gewünscht habe, mit ihm eine gesunde und lebenslange Beziehung zu führen. Diese Sehnsucht spüre ich immer noch.
Warum ich um die Beziehung nicht besser kämpfen konnte? Mit meinem jetzigen Wissen kann ich sagen, dass ich bei Vorwürfen, bei Spannungen zwischen uns mich verhalten habe, wie ein Kaninchen vor der Schlange., Furcht und Erstarrung. Dann Versuch der Besänftigung. Hoffnung, das wird schon werden bei gleichzeitig keiner Ahnung, wie ich das schaffen soll.
Wir konnten zwar miteinander reden, aber er war dabei meist sehr nüchtern, rational, irgendwie blank. Das hat mich sehr verunsichert und überfordert. Ich konnte damit nicht gut umgehen.

Ich spüre so eine furchtbare Reue, mich so verhalten zu haben, es nicht besser gekonnt zu haben. Und ich spüre ein seltsames, zwiegespaltenes Gefühl: Einerseits wünsche ich mir so sehr, handlungsfähig zu sein und von ihm eine Chance zu bekommen, als besserer Mensch unsere Beziehung zu retten. Andererseits spüre ich eine furchtbare Erschöpfung und Resignation, nicht mehr "leisten" zu können im Moment als ich eben kann. Ich bin so zerschlagen von dem Gefühl, ihn verloren zu haben
 
Dabei
22 Mrz 2021
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1.305
#28
@Lavieenrose , lies dir mal den Beginn deines Themas erneut durch.
Und dann sei froh, dass es mit deinem "Freund" jetzt endlich vorbei ist.
Wie läuft's denn mit dem von deiner Dienstreise?
 
Dabei
3 Dez 2022
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44
#29
Liebe Landlady_bb,
das habe ich schon so oft getan und ich spüre dabei immer wieder ein Pendel zwischen "Ja, wie hätte ich denn bei dem Stress und der Vorgeschichte in einen guten Beziehungsmodus mit ihm finden können? Ging ja auch gar nicht" und "Ich hätte mich zusammenreißen und diese eine letzte Chance mit ihm besser nutzen müssen. Es ist alles mein Fehler, dass er nun gegangen ist". Das Schlimme: Diese beiden Gefühle wechseln sich ständig ab und kämpfen in mir.
Mit dem neuen Menschen von der Dienstreise ist es irgendwie alles anders. Ja, nicht einfacher, denn wir haben uns auf einer Auslandsdienstreise kennengelernt. Er lebt in einem anderen, europäischen Land. Wir wissen um unsere Unterschiede, auch was unseren Lebensstil betrifft. Aber wir haben beide den Wunsch, ein Zusammenwachsen langsam wachsen zu lassen. Uns kennenzulernen. Uns zuzuhören und uns zu sehen, so oft es halt geht. Er wird über Weihnachten bis Anfang des neuen Jahres bei mir sein und freut sich sehr darauf. Seine Familie durfte ich schon kennenlernen. Die sind alle sehr lieb zu mir. Er ist es auch. Komisch: er lässt mich so, wie ich bin und ist gleichzeitig zuverlässig da. Er sagt immer, dass sein Ja nunmal ein Ja ist. Das Wie finden wir schon. Es ist also total anders. Und es fühlt sich gut und gleichzeitig irritierend an und macht mich auch manchmal skeptisch, ob die große Klatsche nicht vielleicht doch noch kommt...
Ich weiß, das klingt alles unreif und chaotisch und ja, ich schäme mich auch dafür. In meinem Alter sollte ich echt weiter sein mit meiner Standfestigkeit...
 
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6 Feb 2017
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#30
Lavieenrose hat gesagt.:
Weil ich ihn nicht glücklich machen kann.
Weil ihr beide zusammen euch nicht zu einem glücklichen Paar machen könnt.

Lavieenrose hat gesagt.:
Weil ich nach 4 Wochen, die wir uns kannten, noch nicht genau planen konnte, wann wir zusammenziehen, weil ich ihm nur sagen konnte, dass ich gern mit ihm zusammensein und ihn erstmal kennenlernen möchte. Die zweite Trennung, weil ich sagte, dass ich mir Heiraten durchaus vorstellen könnte und er das rigoros ablehnt.
Das ist doch alles legitim. Es ist komplett legitim seine Bedürfnisse zu äußern und es ist auch legitim sich zu trennen, wenn man die Beziehung nicht dorthingehen sieht, wo man sie gerne hätte. Dass er es sich danach immer wieder anders überlegt hat, klingt nicht nach wohlüberlegten Trennungen, aber das ist ja sein Thema.

Lavieenrose hat gesagt.:
Aber ich sagte ihm, dass ich es unfair finde, meine Angst vor dem Zusammenziehen nach zwei Trennungen überwinden zu müssen während er sich das mit dem Heiraten bequem überlegen darf. Ich fand es unfair, diesen Druck mit dem Zusammenziehen zu spüren und nach den zwei Trennungen davor noch Angst zu haben.
Das kann ich gut nachvollziehen und da hätte ich mir an deiner Stelle auch Verständnis erhofft.

Lavieenrose hat gesagt.:
Scham und Schuld, dass ich ihn soweit gebracht habe, dass er nun therapeutische Hilfe braucht.
Die Therapie hätte er eventuell ja sowieso gebraucht. In deinem Thread klingt er nach einem ängstlichen Beziehungstyp. Bisschen, als ob er als Kind öfter mal von seiner Mutter vergessen worden wäre. Therapie ist ja jetzt kein Unglück.

Und wenn dein Verantwortungsgefühl mit seinen Handlungen verknüpft wäre und umgekehrt, dann würde in deinem Thread stehen "Ich habe ihr von Anfang an Druck gemacht zusammenzuziehen, obwohl ich wusste, dass sie davor Angst hat. Obwohl ich wusste, dass sie überlastet ist, habe ich mich immer weiter über mangelnde Zuneigung beschwert und sie dadurch nur weiter von mir weg getrieben. Am Ende haben meine Unsicherheiten und meine Bedürftigkeit sie in die Arme eines anderen Mannes getrieben. Ich fühle mich so schuldig und schlecht, dass ich nicht fähig war, sie ihren Dingen nachgehen zu lassen ohne ihr gleichzeitig ein schlechtes Gewissen dafür zu vermitteln. Ich schäme mich, dass ich dann noch zweimal mit ihr Schluss gemacht habe, wodurch die Drohung einer weiteren Trennung auch immer über ihr schwebte. Jetzt bin ich alleine und alles daran ist meine Schuld, denn ich war nicht in der Lage ihr das zu geben, was sie braucht. Ich war nicht in der Lage sie so zu unterstützen, wie sie es von einem Partner nötig gehabt hätte. Es ist alles meine Schuld."
- Dieses Framing der Geschichte würdest du ja auch nicht unterschreiben, oder? Warum also das, das zu 100% dich belastet?

Falls du gerne Filme guckst, dein ausgeprägtes Schamgefühl hat mich an diesen erinnert:
Und dein ausgeprägtes Pflichtgefühl an diesen:
(Ich hab die deutschen Versionen jetzt leider nicht gefunden)

Und dann gucken doch gerade alle wieder "The Holiday"/"Liebe braucht keine Ferien". Und da gibt es doch die Szene, in der Arthur zu Iris sagt, dass sie sich in ihrem eigenen Leben verhält als wäre sie eine Nebendarstellerin, obwohl sie doch in ihrem eigenen Leben die Hauptdarstellerin spielen sollte. Und dann empfiehlt er ihr ganz viele Filme mit selbstbewussten, intelligenten Frauen, die sie dann alle guckt.
Vielleicht wäre ein ähnliches Projekt auch ganz schön für dich, denn das Thema deines Lebens sollte doch sein, wie es sein muss, damit du es gerne lebst. Ist schließlich deins.
 
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