Wie viel Zeit für Zweisamkeit in der Beziehung?

Dabei
30 Okt 2012
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93
#1
Hallo ihr Lieben. In meiner Beziehung kriselt es momentan und ich bin mir mittlerweile nicht mehr sicher, ob es an mir, ihm oder einfach an der Konstellation liegt. Manchmal zweifle ich echt an mir selbst und frage mich, ob ich falsche Vorstellungen von einer funktionierenden Beziehung habe.

Ich hab mich eigentlich nie als jemanden gesehen, der den Partner einengt oder zu viel Nähe verlangt, da ich sehr viel Zeit für mich brauche und auch gerne mit Freunden zusammen bin. Mittlerweile bin ich allerdings total verwirrt was das angeht. Das liegt unter anderem daran, dass mein aktueller Freund der erste Mann ist, mit dem ich zusammenwohne. Vielleicht könnt ihr ja diesbezüglich eure Erfahrungen mit mir teilen.

Mein Freund hat sehr lange Arbeitszeiten. Er verlässt morgens um zehn unsere Wohnung und ist an vier Tagen auch erst um halb zehn Abends wieder da. Das hat mich anfangs sehr gestört, da ich dann abends auch einfach müde bin und nicht mehr so motiviert, noch groß was zu starten. An einem Tag kommt er zwar etwas früher (halb 8), wobei das jetzt auch nicht so superfrüh ist. Damit habe ich mich aber mittlerweile arrangiert. Eine Zeit lang lief es zwischen uns auch echt gut, da wir die Zeit, die wir dann auch gemeinsam genutzt haben. Wir haben viel am Wochenende unternommen und abends gerne Brettspiele gespielt oder waren noch ne Runde spazieren.

Allerdings ging das von Anfang an alles sehr viel von mir aus. Ich habe immer Aktivitäten fürs Wochenende vorgeschlagen oder ihn abends mal rausgezerrt. Und er war auch oft dankbar dafür. Jetzt bin ich momentan allerdings im Referendariat in der Endphase und schon extrem unter Druck. Ich sitze, wenn ich nicht in der Schule bin, bis spät abends am Schreibtisch und treffe Vorbereitungen oder lerne fürs Examen. Abends oder am Wochenende bräuchte ich dann einfach mal jemanden, der mich rauszerrt und motiviert, etwas zu unternehmen, damit ich mal den Kopf frei bekomme. Das müssen noch nicht mal großartige Unternehmungen sein. Im Moment ist sogar ein gemeinsamer Einkauf oder nur mal durch die Stadt schlendern eine willkommene Ablenkung für mich.

Klar, man könnte jetzt argumentieren, dass es meinem Freund unter der Woche mit der Arbeit so geht wie mir momentan und das er abends dann halt müde ist. Allerdings arbeitet er eigentlich erst aktiv ab 13 manchmal 15 Uhr (vorher übt er oft Klavier oder erledigt andere Dinge). Außerdem liebt er seine Arbeit und kommt Abends freudestrahlend nach Hause. Also es ist nicht so, dass seine Arbeit ihn total auslaugt und er dann abends kaputt ist. Im Gegenteil, er kommt oft nach Hause und setzt sich noch für weitere 2 Stunden an den PC oder übt Klavier (er ist Klavierlehrer). Wenn ich dann nicht vorschlage, dass wir was zusammen machen könnten, machen wir auch nichts zusammen. Oft sitzt er abends noch sehr lange am PC und ich gehe ohne ihn ins Bett. Das ist für mich im Moment doppelt schade, da ich durch den Prüfungsdruck oft Probleme beim Einschlafen habe und gerne in den Armen meines Freundes entspannen würde.

Ich fühle mich dadurch total vernachlässigt und habe dann auch wenig Lust auf Sex mit ihm. Mir fehlt einfach der gemeinsame Alltag. Oft habe ich auch das Gefühl, wenn er dann mal ankommt und zärtlich zu mir ist, will er nur das Eine. Er sagt immer, das wäre nicht wahr. Er würde eben einfach scharf werden, wenn wir kuscheln oder uns Küssen/ zusammen auf der Couch sitzen etc. Trotzdem ist es jetzt schon öfter vorgekommen, dass er, wenn dann sexuell nichts läuft, wieder an seinen PC geht und seine schlechte Laune auch für mich spürbar ist. Ich finde das total verletzend und abtörnend und habe daraufhin noch weniger Lust auf Sex mit ihm.

Ich glaube, das Ganze ist einfach ein Teufelskreis. Er ist sexuell frustriert, da ich im Moment wenig Lust habe mit ihm zu schlafen und ich habe keine Lust, weil ich mich vernachlässigt fühle und sowieso momentan sehr viel anderes im Kopf habe.

Hinzu kommt noch, dass er momentan auch am Wochenende oft noch arbeiten will bzw. er immer erst seine zwei Stunden Klavier üben will, bevor er was unternehmen möchte. Aufstehen tut er aber oftmals erst um 10, da er ja abends noch so lange am PC sitzt.

Wir hatten uns schon einmal getrennt wegen seiner Einstellung, das Arbeit über allem steht und wichtiger ist als Beziehung und Freunde. Er kam damals nach wenigen Tagen weinend wieder bei mir an und hat es bitter bereut. Er hätte einen riesen Fehler gemacht und er müsste seine Einstellung grundlegend ändern. Daraufhin hat er sich auch tatsächlich geändert und mir gezeigt, dass die Beziehung ihm wichtig ist. Wir haben viel geredet, die Abende gemeinsam verbracht und am Wochenende was unternommen. Er hat mehr Zeit mit mir und seiner Familie und weniger Zeit vor PC/Klavier verbracht und wir waren sogar zusammen im Urlaub.

Seit einigen Wochen ist aber seine Arbeit wieder total in den Fokus gerückt. Ich habe auch schon mit ihm gesprochen und ihm gesagt, dass ich die Beziehung momentan sehr einseitig finde und dass ich im Moment dafür nicht die Kraft habe und einfach ein bisschen mehr Initiative/Unterstützung von ihm brauche. Er tut das Problem aber ab und meint, dass ich übertreibe und dass er ja abends oder am Wochenende auch mal Zeit für sich braucht. Ich habe ihm auch schon vorgeworfen, dass er etwas egoistisch ist und er meinte daraufhin, dass er das wüsste. Was soll ich dazu noch sagen? Bei solchen Gesprächen kommt lösungstechnisch relativ wenig von ihm. Er meint dann immer, es würde reichen, wenn er mir sagt, dass er mich liebt und mich in den Arm nimmt. Nur lässt sich das Problem so nicht aus der Welt schaffen, da wir dann spätestens am nächsten Abend wieder darüber streiten, dass ich keinen Sex möchte und/oder das er nur vorm PC sitzt.

Wie seht ihr das/ wie ist das in eurer Beziehung? Wie viel Zeit verbringt ihr zusammen? Und wie oft schlaft ihr miteinander?
 
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Dabei
6 Mrz 2020
Beiträge
414
#2
Allerdings ging das von Anfang an alles sehr viel von mir aus. Ich habe immer Aktivitäten fürs Wochenende vorgeschlagen oder ihn abends mal rausgezerrt. Und er war auch oft dankbar dafür.
Er tut das Problem aber ab und meint, dass ich übertreibe und dass er ja abends oder am Wochenende auch mal Zeit für sich braucht.
Wenn schon immer eher du diejenige warst, die ihn motiviert hat etwas zu unternehmen, kannst du eher nicht erwarten, dass sich das in Zukunft ändern wird. Es gibt einfach Leute, die sind einfach nicht so unternehmungslustig und brauchen tatsächlich auch einfach viel Zeit für sich, so wie es dir dein Freund ja auch gesagt hat. Allerdings könnt ihr Unternehmungen ja auch gemeinsam planen. Es muss ja nicht nur an dir oder nur an deinem Freund hängen. Plant gemeinsam.

Oft sitzt er abends noch sehr lange am PC und ich gehe ohne ihn ins Bett. Das ist für mich im Moment doppelt schade, da ich durch den Prüfungsdruck oft Probleme beim Einschlafen habe und gerne in den Armen meines Freundes entspannen würde.

Ich fühle mich dadurch total vernachlässigt und habe dann auch wenig Lust auf Sex mit ihm. Mir fehlt einfach der gemeinsame Alltag. Oft habe ich auch das Gefühl, wenn er dann mal ankommt und zärtlich zu mir ist, will er nur das Eine. Er sagt immer, das wäre nicht wahr. Er würde eben einfach scharf werden, wenn wir kuscheln oder uns Küssen/ zusammen auf der Couch sitzen etc. Trotzdem ist es jetzt schon öfter vorgekommen, dass er, wenn dann sexuell nichts läuft, wieder an seinen PC geht und seine schlechte Laune auch für mich spürbar ist. Ich finde das total verletzend und abtörnend und habe daraufhin noch weniger Lust auf Sex mit ihm.
Verstehe ich das richtig, dass du, wenn dein Freund nach Hause kommt um halb zehn, gerne mit ihm kuscheln würdest. Er allerdings wird beim kuscheln scharf und will Sex. Das willst aber du wiederum nicht.

Ich kann schon verstehen, dass wenn er erst um halb zehn nach Hause kommt, er noch gar nicht unbedingt ins Bett will. Er ist wahrscheinlich noch im Arbeitsmodus und muss zuerst herunterfahren und entspannen, damit er müde wird und schlafen kann. Wenn er auch erst um 10 aufsteht am nächsten Morgen, hat er einen ganz anderen Tagesrhythmus als du. Er geht einfach auch später ins Bett, weil er auch später aufsteht und später zur Arbeit muss.
Ich kann auch verstehen, dass du um zehn Uhr am Abend keine grosse Lust mehr auf Sex hast, da du wahrscheinlich früh aufstehen musst und es im Moment sowieso streng ist für dich.

Ich denke, ihr müsst versuchen Kompromisse zu schliessen. Ihr habt beide eine ganz andere Vorstellung von Nähe. Er braucht weniger Nähe und du brauchst und willst mehr Nähe. Dazu kommt, dass eure Tagesrhythmen komplett unterschiedlich sind. Deswegen wäre es wichtig einmal zusammen zu sitzen und Kompromisse zu schliessen. Legt fest an welchen und wie vielen Tage der Woche ihr nur kuscheln, wann und an wievielen Tagen in der Woche ihr Sex haben wollt oder dann halt gar nichts, wo ihr den Abend für euch alleine nutzen könnt.
Für das Wochenende könnte man es genau gleich machen. Wie wärs, wenn ihr an einem Tag am Wochenende einfach zuhause bleibt und da auch jeder selber den Tag verbringen darf/kann, wie er will und am anderen aktiv etwas zusammen unternehmt/macht, den Tag gemeinsam verbringt und das auch aktiv im Voraus gemeinsam plant?
Du musst das Wochenende ja auch nicht nur mit deinem Freund verbringen. Nutze einen Tag am Wochenende doch, um etwas mit Freundinnen und/oder Kolleginnen zu unternehmen, wenn du es nicht aushältst, zuhause rumzusitzen, wie dein Freund das anscheinend braucht.
 
Dabei
6 Mrz 2013
Beiträge
7.511
#3
Wie seht ihr das/ wie ist das in eurer Beziehung? Wie viel Zeit verbringt ihr zusammen? Und wie oft schlaft ihr miteinander?
Vergleiche mit anderen Menschen werden dir da nicht weiterhelfen. Wir sind ganz andere Menschentypen als du, unsere Partner sind anders als dein Partner, und unsere Beziehungen sind anders als deine Beziehungen. Du solltest dir schon euch und eure Beziehung konkret anschauen, wenn du dich da unwohl fühlst.

Ich habe ihm auch schon vorgeworfen, dass er etwas egoistisch ist und er meinte daraufhin, dass er das wüsste. Was soll ich dazu noch sagen?
Das hab ich mich auch gerade gefragt. Das finde ich eine schlechte Basis für eine Klärung unterschiedlicher Bedürfnisse.

Ich denke, an deiner Stelle würde ich mich jetzt auf die Beendigung deines Referendariats konzentrieren. Das Beziehungsthema würde ich danach angehen.
 
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