Warum ich Bauchgefühlen nicht traue...

Dabei
28 Apr 2009
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#1
Auf meinem letzten Beitrag auf diesem Forum habe ich einige Ideen erwähnt, die sich von konventionellen Liebesbildern distanzieren. Ich war in Eile und musste so schnell wie möglich einige Entscheidungen treffen (und bin in diesen Tagen wieder umgezogen), weshalb ich nicht sehr deutlich erläutern konnte, wie sich meine Einstellungen, Wahrnehmungen und Ziele im Liebes- un Beziehungsleben entwickelt haben.

Also: Warum traue ich Bauchgefühlen nicht?

Weil sie unbewusst von all den Faktoren gesteuert werden, die die Welt wie sie ist so traurig machen:
- Vorurteile
- Stereotype
- Traumata bzw. Verallgemeinerung vergangener Erfahrungen
- falscher sechster Sinn
- usw.

Bauchgefühle sind weder "richtig" noch "falsch", sondern nur verwirrte, bio/psychologisch geprägte Eindrücke, die aber Verhalten auslösen können, die nicht unbedingt mit den eigenen höheren Zielen, Idealen und Moralwerten übereinstimmen.

In meinem Leben habe ich gelernt, auf Bauchgefühle nicht zu achten und immer die Entscheidungen im Sozialleben gut durchzudenken. Mag sein, dass sich das "kopflastig" anhört,aber bisher hat mich das sehr weit gebracht, in persönlichen Entwicklung, Freundschaften, Karriere, und auch beim besseren Verständnis von Personen die ich ansonsten wahrscheinlich einfach ignoriert hätte.

Ich habe das erreicht durch eine gute Selbstkontrolle, Meditation, gesundes Leben usw. Das heisst gar nicht, dass ich jedesmal wenn irgendein halbnacktes Topmodel sich vor mir setzt und mir in die Augen schaut versuche tief einzuatmen und asketische pranas zu vollenden, sondern ich versuche ständig, den ganzen Tag lang zufrieden und in Frieden mit mir selbst zu sein, kurz: mich gut aufzubewahren geistlich und körperlich - das zähmt unnützen Stress, quellt die Hormone und bringt falsche Instinkte in den Hintergrund d.h. ich bin immer ruhig und habe dadurch mehr Raum für klare Gedanken - dem freien Verstand zu folgen und nicht dem beschränkenden Bauch.

Was ich halt versuche ist, das gleiche Prinzip im Liebes-/Beziehungsleben durchzusetzen: Ich möchte nicht, dass soziale Unterschiede (oder andere Unterschiede, die Vorurteile, Stereotype, usw. auslösen könnten) die unendlichen Möglichkeiten eines freien (freieren?) Verstandes beschränken - und dadurch auch ansonsten unmögliche Beziehungen.

Mein Ziel ist es, unterschiedlichen Menschen und deren Ideen immer Offen zu bleiben und nicht wegen Vorurteilen/Instinkten/vergangenen Erfahrungen/usw. jegliche Interaktion mit diesen Personen auszuschließen.

Das heisst aber auch, dass ich versuche denjenigen Menschen offen zu bleiben, die wegen ihren Bauchgefühlen Vorurteile gegen mich hegen könnten!

Das sind meine Ideale und Moralwerte sehr grob zusammengefasst, und im vorigen Beitrag hatte ich mit "moralischer Liebe" die übertragung auch dieser Moralwerte ins Liebes-/Beziehungsleben gemeint.

Glaubt ihr, dass eine "moralische Liebe" in diesem Sinne nicht möglich wäre?
Meint ihr, eine Beziehung kann nur mit so wenigen Unterschieden wie möglich erfolgreich sein?
 
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Dabei
24 Jul 2008
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1.281
#2
Hallo Philosoph,

da bist Du ja wieder. :) Das war ja nun klar, dass ich dieses Posting
nicht unkommentiert lassen kann. Als die selbsternannte Lanzenbrecherin
für das Bauchgefühl.

Also: Warum traue ich Bauchgefühlen nicht?

Weil sie unbewusst von all den Faktoren gesteuert werden, die die Welt wie sie ist so traurig machen:
- Vorurteile
- Stereotype
- Traumata bzw. Verallgemeinerung vergangener Erfahrungen
- falscher sechster Sinn
- usw.

Bauchgefühle sind weder "richtig" noch "falsch", sondern nur verwirrte, bio/psychologisch geprägte Eindrücke, die aber Verhalten auslösen können, die nicht unbedingt mit den eigenen höheren Zielen, Idealen und Moralwerten übereinstimmen.
Aaaalso, für mich sind Bauchgefühle etwas anderes. Sie sind die Summe
aller Erfahrungen, die ich gemacht habe, plus die angeborenen Überlebens-
instinkte. Eine nicht in Worten fassbare Weisheit, von der ich selbst nicht
weiß, was sie weiß. Die ich aber trotzdem nutzen kann.

Bei mir führt das Bauchgefühl immer zu Entscheidungen, die mit meinen
Idealen übereinstimmen. Das liegt aber sicher auch daran, dass ich seit
zwanzig Jahren daran arbeite, auf mein Bauchgefühl zu hören und auch
mein Bauchgefühl zu trainieren. Vorurteile habe ich mich, bilde ich mir ein,
schon längst abgewöhnt. Das Internet hilft dabei übrigens sehr gut.
Im Internet achtet man nur darauf, was der andere sagt und wie er
denkt. DAS ist das Wesentliche. Wie er aussieht, welche Kleidung
er trägt oder welchen Bildungsabschluss er hat, das erfährt man erst
viel später, nachdem man schon weiß, ob man bei ihm ein gutes oder
schlechtes Gefühl hat. Ich habe gelernt, den Leuten in die Augen zu
sehen und auf das Wichtige zu achten.

In meinem Leben habe ich gelernt, auf Bauchgefühle nicht zu achten und immer die Entscheidungen im Sozialleben gut durchzudenken. Mag sein, dass sich das "kopflastig" anhört,aber bisher hat mich das sehr weit gebracht, in persönlichen Entwicklung, Freundschaften, Karriere, und auch beim besseren Verständnis von Personen die ich ansonsten wahrscheinlich einfach ignoriert hätte.
Siehst Du, und ich habe gelernt, dass das Bauchgefühl immer Recht hat.
Immer wenn etwas schief ging, wurde mir später klar, dass mein
Bauchgefühl mich schon längst gewarnt hatte. Dadurch habe ich
gelernt, rechtzeitig aufzuspringen und davon zu laufen (auch im
übertragenen Sinne), wenn ich merke das läuft nicht gut. Es hat sich
noch nie bewährt, ein Feld zu bearbeiten, das schon vergiftet ist.
Ich spüre viel früher, wenn etwas schlecht läuft oder gut und weiß,
wohin ich meine Schritte und meine Energien lenken muss. Das ist sehr
gut, das bringt mich weiter. Im Leben geht es nicht darum, etwas objektiv
richtig zu machen, sondern es mit den richtigen Leuten zusammen zu tun.
Und die richtigen Leute finde ich nur über mein Bauchgefühl.

Doofe Frage: Und warum führt Dein Bauchgefühl dazu, dass Du
Menschen eventuell ignorieren würdest? Bei mir ist es umgekehrt.
Weil ich weiß, dass ich mich auf mein Bauchgefühl verlassen kann,
habe ich den Mut, mich auch mit Außenseitern und Freaks abzugeben.
Wenn mit einem Menschen tatsächlich etwas nicht in Ordnung ist,
dann spüre ich das. Ich kenne sehr exzentrische Leute, aber da ich
bei ihnen ein gutes Gefühl habe, weiß ich, dass es die richtigen sind.

Ich habe das erreicht durch eine gute Selbstkontrolle, Meditation, gesundes Leben usw. Das heisst gar nicht, dass ich jedesmal wenn irgendein halbnacktes Topmodel sich vor mir setzt und mir in die Augen schaut versuche tief einzuatmen und asketische pranas zu vollenden, sondern ich versuche ständig, den ganzen Tag lang zufrieden und in Frieden mit mir selbst zu sein, kurz: mich gut aufzubewahren geistlich und körperlich - das zähmt unnützen Stress, quellt die Hormone und bringt falsche Instinkte in den Hintergrund d.h. ich bin immer ruhig und habe dadurch mehr Raum für klare Gedanken - dem freien Verstand zu folgen und nicht dem beschränkenden Bauch.
*lol* Ich arbeite nicht daran, mich zu kontrollieren, sondern mich frei zu
machen. Und MEIN Bauch ist nicht beschränkt! *grummel* (Ja, ich weiß,
ulkiger Wortwitz.)

Was ich halt versuche ist, das gleiche Prinzip im Liebes-/Beziehungsleben durchzusetzen: Ich möchte nicht, dass soziale Unterschiede (oder andere Unterschiede, die Vorurteile, Stereotype, usw. auslösen könnten) die unendlichen Möglichkeiten eines freien (freieren?) Verstandes beschränken - und dadurch auch ansonsten unmögliche Beziehungen.
Hmpf. Viele Vorurteile sind aber eher erlernt als im Bauchgefühl verankert.
Andererseits kannst Du nicht erreichen, dass die anderen keine
Vorurteile haben. Selbst wenn Du Dich unter "fremdes Volk" mischst
oder Dich zu jemandem herab lässt, für die anderen bist Du trotzdem
fremd und anders.

Mein Ziel ist es, unterschiedlichen Menschen und deren Ideen immer Offen zu bleiben und nicht wegen Vorurteilen/Instinkten/vergangenen Erfahrungen/usw. jegliche Interaktion mit diesen Personen auszuschließen.
Meines auch. Diejenigen Leute, denen ich aus dem Weg gehe, die
haben sich das jeder einzeln verdient. Glaub mir.

Das heisst aber auch, dass ich versuche denjenigen Menschen offen zu bleiben, die wegen ihren Bauchgefühlen Vorurteile gegen mich hegen könnten!
Kannst Du machen, könnte aber auch mit einem Messer im Bauch enden.
Menschen mit Vorurteilen gehe ich lieber aus dem Weg.

Das sind meine Ideale und Moralwerte sehr grob zusammengefasst, und im vorigen Beitrag hatte ich mit "moralischer Liebe" die übertragung auch dieser Moralwerte ins Liebes-/Beziehungsleben gemeint.

Glaubt ihr, dass eine "moralische Liebe" in diesem Sinne nicht möglich wäre?
Meint ihr, eine Beziehung kann nur mit so wenigen Unterschieden wie möglich erfolgreich sein?
*am Kopf kratz* Was meinst Du genau? Dass Du Dir ohne Vorurteile
nach rein objektiven Kriterien eine Freundin aussuchst? IST das denn
moralisch korrekt???
Gerade in Bezug auf die Liebe finde ich, dass man NUR das Bauchgefühl
fragen sollte. Eine Beziehung sollte man nur dann eingehen, wenn Liebe
da ist. Alles andere ist unfair und unmoralisch.
Außerdem dachte ich bisher, dass gerade die Liebe keine Vorurteile
kennt, sondern Grenzen überwindet. Denn die Liebe hat ihre eigenen
Kriterien.

Die andere Frage ist, ob Liebe mit vielen oder wenigen Unterschieden
am hoffnungsvollsten ist. Nach meiner Erfahrung sollte man in den
wichtigen Punkten übereinstimmen. Also dem was einem selbst wichtig ist.
Alle anderen Unterschiede sind unwichtig, manchmal interessant, lehrreich,
spannend, manchmal auch ärgerlich und störend, aber man findet immer
eine Lösung. Ich kann erfahrungsgemäß keine Kompromisse machen
was die Moralvorstellungen angeht. Und mein Bauchgefühl hat es
inzwischen auch kapiert. Sobald jemand (Mann oder Frau) nach meinen
Maßstäben unmoralisch ist, gehen in meinem Bauch die Alarmsirenen
an. Ich weiß einfach zu gut, zu was solche Menschen fähig sind, und dass
ich nicht fähig bin, es ihnen mit gleicher Münze zurück zu zahlen.
Ich bringe es einfach nicht über mich, z.B. absichtlich schlecht über
jemanden zu reden, um ihn fertig zu machen. Andere haben da weniger
Hemmungen, denen macht es sogar Freude. Also gehe ich solchen
Leuten aus dem Weg.

Und wie ging es bei Dir weiter? Oder ist Deine Auserwählte noch nicht
wieder aus dem Urlaub zurück?

Mona
 
Dabei
23 Jun 2009
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#3
Meint ihr, eine Beziehung kann nur mit so wenigen Unterschieden wie möglich erfolgreich sein?
Ich hab' schon lange keine langfristig erfolgreiche Beziehung mehr erlebt, es sei denn, es handelte sich um quasi-Zwangsgemeinschaften (gemeinsames Haus, Kinder).

Was den Rest deines Beitrags angeht: Sorry, ich bin offenbar zu dumm, einen roten Faden zu sehen. Du kommst vom Thema Bauchgefühl über Geilheit zu einer "moralischen Liebe". Alles in wenigen Sätzen angerissen, ohne einen Zusammenhang erkennen zu lassen. Liest sich _für_mich_ ziemlich wirr.
 
Dabei
25 Apr 2009
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#4
Dafür, dass du dir unnützen Stress ersparen möchtest, produzierst du ihn aber für dich beharrlich, indem du jede Gefühlsregung interpretierst, hinterfragst und analysierst.
Das sogenannte Bauchgefühl ist für mich eher eine Summe aus Erfahrungen, Beobachtungen sowie die Einschätzung der Situation; meinetwegen auch Person. Es ist weder verwerflich, noch sollte man sich zu viel "Bauchgefühl" verbieten.

Mein Rat: Auch mal "nicht nachdenken" zulassen können. Ich empfinde deine Beiträge verkrampft, analytisch, rational, fantasielos und zu sehr darauf bedacht ein perfekt funktionierender Organismus sein zu wollen.
Das ist bei der Fülle an Individuen schier unmöglich und es wird das Optimum an Lebensart und Verhalten nicht geben. Wir unterliegen allen gewissen Prozessen, einer Dynamik und einer Prägung. Schema A wirst du auf Objekt C anwenden können, aber nicht auf Objekt Y.
Menschen haben Gefühle und diese leben sie überwiegend. Du versuchst sie krampfhaft zu formen, zu pressen, zu hinterfragen, in Theorien und Phrasen zu verpacken.

Atme! Lebe! Schrei!

Tschakka!
 
Dabei
24 Jul 2008
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#5
Hallo Frau Stern,

da hast Du aber ziemlich zugeschlagen...

Ich empfinde deine Beiträge verkrampft, analytisch, rational, fantasielos und zu sehr darauf bedacht ein perfekt funktionierender Organismus sein zu wollen.
Ich glaube, es geht darum, die Gefühle erst als die Wurzel alles
Bösen zu verleumden und dann im zweiten Schritt die Welt zu
verbessern, indem die eigenen Gefühle schonmal getötet werden.

*schmunzel* Ich finde Joggen, Singen und Tanzen auch ganz gut.

Mona
 
Dabei
25 Apr 2009
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#6
Hallo MonaLisa,

ich finde nicht, dass ich zugeschlagen habe. Es war zumindest nicht meine Absicht. Das ist eben das, was ich beim Lesen (und ich habe genau gelesen) empfunden habe. ich bin sicher eher der denkende Mensch, reflektiere, analysiere aus meiner Sicht zuweilen, aber ich habe hier das Gefühl, dass er sich selbst etwas im Weg steht mit seiner Art zu fühlen bzw. Gefühle zu "sehen".
 
Dabei
24 Jul 2008
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#7
Hm, mir fiel gerade noch etwas ein. Ich beschäftige mich nämlich
beruflich u.a. mit Entscheidungen. Super-spannendes Thema. :)
Jedenfalls hat man herausgefunden, dass Leute, bei denen im Gehirn
die Gefühle ausgeschaltet sind durch einen Gehirndefekt, sich nicht
entscheiden können. Die sind total überfordert damit.
Offensichtlich brauchen wir unser Gefühl, um schnell Entscheidungen
treffen zu können oder uns überhaupt entscheiden zu können.

Auch im Job vertrete ich die Meinung, dass man durchaus aus dem Bauch
heraus entscheiden darf, besonders bei unwichtigen Entscheidungen,
deren Folgen man gut absehen kann. Man muss nicht immer alle
Alternativen gegen zwanzig Kriterien bewerten und am Ende den
Mittelwert ausrechnen oder so. Zumal man manches sowieso gar nicht
exakt vorhersehen kann. Oder wenn man die falschen Kriterien gewählt
hat, dann ist die Entscheidung auch verfälscht. Eine systematische,
rationale Entscheidung verursacht wahnsinnig viel Aufwand.
Ergo kann man doch das machen, womit man sich am besten fühlt.
Die ganzen aufwändigen Entscheidungsvorlagen und so weiter
lohnen sich nur für die richtig folgenschweren Entscheidungen.
Insbesondere wenn man sie nicht mehr rückgängig machen kann.

Ich denke jetzt an das vorige Philosophen-Posting, wo es darum ging,
für welches von drei Mädchen Du Dich entscheiden sollst. Tja, frag
das Gefühl und die Entscheidung ist leicht. :) Ich finde dieses
viele Grübeln passt sehr gut zu dem Entschluss, sich von seinen
Gefühlen nicht übermannen zu lassen. Unterdrücke Deine Gefühle
und schon klappt es mit dem Entscheiden nicht mehr...

Ich frage mich gerade, bei wie vielen anderen Postings das auch gilt!
Soll ich ihn verlassen oder bei ihm bleiben? Soll ich den Kontakt
aufrecht erhalten oder nicht? Eigentlich doch einfach, wenn man
das Gefühl fragt.

Vielen Dank, liebe Zuhörer, für Ihre seitenlange Aufmerksamkeit.
Für heute haben wir die Vorlesung mal wieder geschafft. *lol*

Mona
 
Dabei
5 Nov 2007
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#8
Oft gibt es gar keine Alternative dazu, sich auf das Bauchgefühl zu verlassen. Und zwar immer dann, wenn es keine eindeutigen Fakten zur Feststellung der Tatsachen gibt.

Bauchgefühl ist für mich die Summe der Erfahrung, die wir machen, wenn wir das Leben studieren. Möglichst lange, gründlich und sorgfältig. Wir können lernen, uns auf unser Einschätzungsvermögen zu verlassen.

Aber auch dies: Der Mensch ist auch ein Mängelwesen, unsere Möglichkeiten sind begrenzt. Und Weisheit hat auch etwas mit der Demut zu tun, dass wir das erkennen. Große und scharfsinnige Denker, zum Beispiel Popper, zeichnen sich vor allem auch dadurch aus, dass sie Wissen von Nichtwissen abgrenzen.
 
Dabei
30 Jun 2009
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#9
Also ich erinner mich noch, wie früher mein Bauchgefühl war. Da hat sich sehr oft der Wunsch nach vorne gedrängt und auf sein Recht gepocht.
Jetzt würd ich ungern vorurteilsfrei an andere herangehen. Vorurteil heißt da, für mich, nicht ein Urteil ohne Kenntnis zu fällen, sondern sich ne gute Skepsis im Hinterkopf zu behalten.

Philosoph, wenn dein wichtigster Moralwert ist, allen gegenüber möglichst offen zu sein, sehe ich nicht, wo das eine "moralische" Liebe hindern könnte?
Ich glaub, die meisten mögen es wenn ihnen so begegnet wird.
 
Dabei
28 Apr 2009
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#10
Aaaalso, für mich sind Bauchgefühle etwas anderes. Sie sind die Summe aller Erfahrungen, die ich gemacht habe, plus die angeborenen Überlebens-instinkte.
Bis hier sind wir einverstanden :)

Was ich aber bisher oft in meinem Leben und dem anderer Freunde erfahren habe, ist, dass weder die angeborenen Instinkte noch die Summe aller Erfahrungen letztendlich universell sind.
Ich könnte durch eine schlechte Erfahrung den Eindruck verallgemeinern, dass es immer so sein wird, und dadurch mich auch so verhalten, dass ich solche Erfahrungen vermeide statt zu lösen, oder eine Einstellung aufbaue, die sich absichtlich dagegen wehrt und das gleiche auslöst ("self-fulfilling prophecy")
z.B. hatten viele Deutsche Jungs als ich noch jünger war mich als "Maccaronifresser" ein bisschen "diskriminiert". Ich hatte damals den Eindruck, dass es alle böse unerzogene Jugendliche wären, und dass es unmöglich wäre mit Deutschen Jungs engere Freundschaften zu schließen. Solange ich solche Einstellungen und Erwartungen hatte, blieb es auch so!

Vorurteile habe ich mich, bilde ich mir ein, schon längst abgewöhnt. Das Internet hilft dabei übrigens sehr gut.
Im Internet achtet man nur darauf, was der andere sagt und wie er
denkt. DAS ist das Wesentliche.
Ist was der sagt und denkt das Wesentliche? v.a. auf dem Internet kann es oft dazu kommen, dass man die Einstellungen und Persönlichkeiten der anderen Personen falsch einschätzt. z.B. Ein paar Sätze oder Smileys die an einen arroganten ex-Freund erinnern, können dazu führen, dass du glaubst, dass auch er arrogant ist.

Es hat sich noch nie bewährt, ein Feld zu bearbeiten, das schon vergiftet ist.
Ich spüre viel früher, wenn etwas schlecht läuft oder gut und weiß,
wohin ich meine Schritte und meine Energien lenken muss. Das ist sehr
gut, das bringt mich weiter.
Wie oben erwähnt: Einstellungen und Erwartungen können auch die Ergebnisse einer Situation beeinflussen. Gerade das vergiftet das Feld!
Du sagst, dass du dich mit Entscheidungen befasst. Hast du schon von "self-fulfilling prophecy" gehört (falls nicht, hier eine kurze Einleitung: http://de.wikipedia.org/wiki/Selbsterfüllende_Prophezeiung)?

Im Leben geht es nicht darum, etwas objektiv richtig zu machen, sondern es mit den richtigen Leuten zusammen zu tun.
Meine Moralvorstellung/Ziel: jeder könnte richtig sein, und wenn man offen bleibt kann man Leuten entgegenkommen, was das Feld im voraus "giftlos" macht.

Doofe Frage: Und warum führt Dein Bauchgefühl dazu, dass Du
Menschen eventuell ignorieren würdest?
siehe oben (semi-rassistische Erfahrungen in der Jugend)

Hmpf. Viele Vorurteile sind aber eher erlernt als im Bauchgefühl verankert.
Vielleicht benutzen wir gleiche Wörter für verschiedene Ideen, oder andersrum. Du hast Bauchgefühl als "Summe aller Erfahrungen" definiert. Ist daher nicht alles was erlernt ist auch Teil des Bauchgefühls?

Andererseits kannst Du nicht erreichen, dass die anderen keine
Vorurteile haben. Selbst wenn Du Dich unter "fremdes Volk" mischst
oder Dich zu jemandem herab lässt, für die anderen bist Du trotzdem
fremd und anders.
Das habe ich umgelernt, und bisher hab ich es geschafft, solche Einstellungen aufzulösen (sogar mit Leuten die einst meine Erzfeinde waren) - außer in der Liebe :mrgreen:

Kannst Du machen, könnte aber auch mit einem Messer im Bauch enden. Menschen mit Vorurteilen gehe ich lieber aus dem Weg.
Menschen mit Vorurteilen sind Menschen wie wir. Ich hatte auch einst Vorurteile und habe nur mit der Zeit gelernt, auf diese nicht zu achten. Vorurteile stammen aus dem Unwissen und vorschnellen Gefühlen. Wenn ich es gelernt habe, können es andere wahrscheinlich auch. Was für mein Menschenbild zentral ist, ist dass alles was vorübergehend oder erlernt ist, einen Menschen nicht definieren. Ich beurteile Menschen nicht anhand ihrer "Identität"/"was sie sind", sondern "was sie werden können" - als Menschen halt. Seit ich so denke, habe ich wirklich sehr viel erreicht, die Welt auf vielen neuen Arten gesehen... ob das auch in der Liebe geht weiss ich halt noch nicht, aber hoffe es.
Zusammengefasst: Jede könnte die Richtige sein!

*am Kopf kratz* Was meinst Du genau? Dass Du Dir ohne Vorurteile nach rein objektiven Kriterien eine Freundin aussuchst? IST das denn moralisch korrekt???
Nochmal, mit moralisch korrekt meine ich, dass ich jeden Menschen gleich ansehe. Daraus folgt, wie oben, "Jede könnte die Richtige sein!"

Außerdem dachte ich bisher, dass gerade die Liebe keine Vorurteile
kennt, sondern Grenzen überwindet.
Das möchte ich auch mit meiner Lebensphilosophie erreichen :) aber oft werden Grenzen nur in Films und Romanen überwunden. Wie viele echt verliebte funktionierende Paare kennst du, die aus den verschiedensten Sozialhintergründen abstammen? Ich kenne persönlich nur einige Einzelfälle mit sehr besonderen - manchmal abenteuerlichen - Geschichten, die sie zusammengeführt haben. Im Durchschnitt sehe ich nur homogene Partner.

Ich kann erfahrungsgemäß keine Kompromisse machen
was die Moralvorstellungen angeht. Und mein Bauchgefühl hat es
inzwischen auch kapiert. Sobald jemand (Mann oder Frau) nach meinen
Maßstäben unmoralisch ist, gehen in meinem Bauch die Alarmsirenen
an. Ich weiß einfach zu gut, zu was solche Menschen fähig sind, und dass
ich nicht fähig bin, es ihnen mit gleicher Münze zurück zu zahlen.
Glaubst du nicht, dass so wie (unbewusst) du von anderen Menschen beeinflusst wirst, dass auch du andere (unbewusst) durch dein Verhalten, durch dein Beispiel, beeinflussen kannst?
Ich gehe sowieso nicht davon aus, dass alle Menschen die ich treffe sich durch mich radikal verändern, aber das bedeutet nicht, dass ich mit denen trotzdem gut zusammenleben und interagieren kann.
Einige meiner besten Freunde sind ehemalige Feinde. Warum waren wir damals Feinde (Schulkameraden)? Wegen ideologischen Unterschieden. Heute finde ich es sehr schade, dass zwei Menschen in ihren ideologischen Unterschieden einen Ansatz/Vorwand für Konflikt finden.
Ich identifiziere mich nicht mit meinen Ideen, d.h. ich kann mir auch vorstellen, eine Frau zu heiraten, die vollkommen introvers, asozial, zynisch, menschenfeindlich, usw. ist :)

Andere haben da weniger Hemmungen, denen macht es sogar Freude. Also gehe ich solchen Leuten aus dem Weg.
Ich erwarte nicht, dass andere mich so behandeln wie ich sie behandle - aber arbeite daran in meiner Beziehung mit ihnen :)
(nicht-gegenseitiger Altruismus)

Und wie ging es bei Dir weiter? Oder ist Deine Auserwählte noch nicht wieder aus dem Urlaub zurück?
Nur mein Bauchgefühl hat sie auserwählt, nicht mein Verstand :) Nein, erst im September sehen wir uns wieder.
 
Dabei
24 Jul 2008
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#11
Hallo,

natürlich kenne ich self-fulfilling prophecies. Die machen mir aber keine
Sorgen, weil ich grundsätzlich ein optimistischer Mensch bin.
Beispielsweise leisten meine Mitarbeiter meisten das Beste, das sie
geben können. (Nicht alle, seufz.) Weil ich gelernt habe, ihnen zu
vertrauen. Die anderen Menschen sind maximal so gut wie man es
ihnen zutraut. Halte ich jemanden für einen Lump, hat er gar keine
Motivation, sich besser zu verhalten.
Allerdings falle ich öfter mal auf die Nase, weil ich so naiv bin. Nur weil
ich mir nicht vorstellen kann, selbst eine bestimmte Schweinerei zu
begehen, muss das nicht heißen, dass andere dazu nicht fähig bin.
Böse Überraschungen gibt es also immer wieder. So wie neulich
mit diesem Perversen, mit dem ich ausgegangen bin. Uarg, ich hatte
ihm vertraut. Dieses Vertrauen war er aber überhaupt nicht wert.


Was ich aber bisher oft in meinem Leben und dem anderer Freunde erfahren habe, ist, dass weder die angeborenen Instinkte noch die Summe aller Erfahrungen letztendlich universell sind.
Müssen sie nicht sein. Die Frage ist doch, was für mich das Beste oder
Passendste ist. Beispielsweise geht es auch um meine Grenzen.

Ich könnte durch eine schlechte Erfahrung den Eindruck verallgemeinern, dass es immer so sein wird, und dadurch mich auch so verhalten, dass ich solche Erfahrungen vermeide statt zu lösen, oder eine Einstellung aufbaue, die sich absichtlich dagegen wehrt und das gleiche auslöst ("self-fulfilling prophecy")
Kann man machen. Tue ich aber nicht. Meine Vorsichten beruhen
auf Lebenserfahrung. Ich bin ja schon ein paar Semester älter als Du.
38. Da habe ich eine Menge erlebt, zumal ich ein wirklich sehr bewegtes
Leben führe. Ständig lerne ich neue Leute kennen und bin dauernd in
anderen Umgebungen.

Ist was der sagt und denkt das Wesentliche? v.a. auf dem Internet kann es oft dazu kommen, dass man die Einstellungen und Persönlichkeiten der anderen Personen falsch einschätzt. z.B. Ein paar Sätze oder Smileys die an einen arroganten ex-Freund erinnern, können dazu führen, dass du glaubst, dass auch er arrogant ist.
Die Leute, die ich für arrogant halte, die haben sich das mühsam verdient!


Wie oben erwähnt: Einstellungen und Erwartungen können auch die Ergebnisse einer Situation beeinflussen. Gerade das vergiftet das Feld!
Du sagst, dass du dich mit Entscheidungen befasst. Hast du schon von "self-fulfilling prophecy" gehört (falls nicht, hier eine kurze Einleitung: http://de.wikipedia.org/wiki/Selbsterfüllende_Prophezeiung)?
Was mich an diesem positiv-Denken-Quatsch stört ist die Behauptung,
ich sei ganz allein verantwortlich für das Verhalten anderer Leute.
Die haben doch auch ihre eigene Prägung und verfolgen ihre eigenen
Ziele. Natürlich ist es klar, dass ich mit Misstrauen die Beziehung zu
einem anderen Menschen kaputt mache. Das heißt aber nicht, dass
Vertrauen ihn dazu verpflichtet, sich auch entsprechend zu verhalten.


Meine Moralvorstellung/Ziel: jeder könnte richtig sein, und wenn man offen bleibt kann man Leuten entgegenkommen, was das Feld im voraus "giftlos" macht.
Ich muss aber auch nicht jedes Mal, wenn ich jemanden neu kennen
lerne, nochmal bei Null und ahnungslos anfangen wie ein Baby.
Ich kann auf meine Erfahrungen aufbauen und muss Fehler nicht
wiederholen.

Menschen mit Vorurteilen sind Menschen wie wir. Ich hatte auch einst Vorurteile und habe nur mit der Zeit gelernt, auf diese nicht zu achten. Vorurteile stammen aus dem Unwissen und vorschnellen Gefühlen. Wenn ich es gelernt habe, können es andere wahrscheinlich auch. Was für mein Menschenbild zentral ist, ist dass alles was vorübergehend oder erlernt ist, einen Menschen nicht definieren. Ich beurteile Menschen nicht anhand ihrer "Identität"/"was sie sind", sondern "was sie werden können" - als Menschen halt. Seit ich so denke, habe ich wirklich sehr viel erreicht, die Welt auf vielen neuen Arten gesehen... ob das auch in der Liebe geht weiss ich halt noch nicht, aber hoffe es.
Zusammengefasst: Jede könnte die Richtige sein!
Ja, schon. Mache ich auch. Aber man kann nicht aus jedem Feind einen
Freund machen.

Das möchte ich auch mit meiner Lebensphilosophie erreichen :) aber oft werden Grenzen nur in Films und Romanen überwunden. Wie viele echt verliebte funktionierende Paare kennst du, die aus den verschiedensten Sozialhintergründen abstammen? Ich kenne persönlich nur einige Einzelfälle mit sehr besonderen - manchmal abenteuerlichen - Geschichten, die sie zusammengeführt haben. Im Durchschnitt sehe ich nur homogene Partner.
Das liegt daran, dass es extrem anstrengend ist, wenn Dinge, die
man für selbstverständlich hält, in Frage gestellt werden. Und man will
sich auch nicht komplett ändern für einen Partner. Ich habe für mich
herausgefunden, wo meine Grenzen sind und was mir wichtig ist.
Das ist sehr hilfreich.

Glaubst du nicht, dass so wie (unbewusst) du von anderen Menschen beeinflusst wirst, dass auch du andere (unbewusst) durch dein Verhalten, durch dein Beispiel, beeinflussen kannst?
Oh, ich habe deren Vorurteile nicht gemacht.

Ich gehe sowieso nicht davon aus, dass alle Menschen die ich treffe sich durch mich radikal verändern, aber das bedeutet nicht, dass ich mit denen trotzdem gut zusammenleben und interagieren kann.
Ach komm schon, wenn Dich jemand DAUERND mit seinen Vorurteilen
terrorisiert, dann geht das einfach nicht!

Ich identifiziere mich nicht mit meinen Ideen, d.h. ich kann mir auch vorstellen, eine Frau zu heiraten, die vollkommen introvers, asozial, zynisch, menschenfeindlich, usw. ist :)
Du überschätzst Deine Stärke. Lass Dich gewarnt sein.

Ich erwarte nicht, dass andere mich so behandeln wie ich sie behandle - aber arbeite daran in meiner Beziehung mit ihnen :)
(nicht-gegenseitiger Altruismus)
Na, wenn Du Dich gerne verprügeln lässt, nur zu!

Vielleicht sollten wir in zehn Jahren nochmal darüber sprechen, nachdem
Du mit Deinem Idealismus auf die Nase gefallen bist und Deine Grenzen
kennen gelernt hast. Also, ich kenne meine und habe gelernt, auf mich
aufzupassen. Ich bin nicht unverwundbar.

Viele Grüße,

Mona
 
Dabei
28 Apr 2009
Beiträge
42
#12
Böse Überraschungen gibt es also immer wieder. So wie neulich
mit diesem Perversen, mit dem ich ausgegangen bin. Uarg, ich hatte
ihm vertraut. Dieses Vertrauen war er aber überhaupt nicht wert.

[...]

Was mich an diesem positiv-Denken-Quatsch stört ist die Behauptung, ich sei ganz allein verantwortlich für das Verhalten anderer Leute.
Die haben doch auch ihre eigene Prägung und verfolgen ihre eigenen
Ziele. Natürlich ist es klar, dass ich mit Misstrauen die Beziehung zu
einem anderen Menschen kaputt mache. Das heißt aber nicht, dass
Vertrauen ihn dazu verpflichtet, sich auch entsprechend zu verhalten.
Überraschungen hatte ich auch. Wenn jemand hinterhältig zu mir kommt mit der Absicht mich zu betrügen, und ich davon absolut unbewusst bin, dann ist es natürlich nicht meine Schuld bzw. Verantwortung.
Guten Spürsinn haben bedeutet aber nicht, die eigene allgemeine Einstellung gegenüber der Welt (Welt heisst auch diese Personen) zu verändern.
Mein bestes Beispiel sind doch all die Mädchen, die mit mir flirten und mich manchmal geküsst haben, ohne mir zu sagen, dass sie schon befreundet waren. Ich habe sie vertraut und sie haben mich betrogen.
Heisst das aber, dass ich mich jetzt mein ganzes Leben lang diesen Mädchen gegenüber unfreundlich und unoffen verhalten soll? Heisst es, dass ich für immer eine Beziehung mit ihnen ausschliessen soll?
Ich denke, meinem "Idealismus" nach, nicht. Sie könnten auch die "Richtige" sein. Und gerade deshalb hatte ich in meinem ersten Post hier gefragt, ob es allgemein/durchschnittlich/gesellschaftlich wahrscheinlich wäre, dass sie doch an MICH interessiert waren/werden können und nicht nur an Sex.

Ich glaube der Unterschied zwischen dem "positiv-Denken-Quatsch" und meinem "Idealismus" liegt darin, dass ich gesellschaftliche Bedingungen und Konflikte zu verstehen versuche, während die Positivdenker eigentlich sehr an die Selbstentwicklung denken: "Ich, ich, ich"
Ich hab auch ein paar Positivbücher gelesen, und die meisten scheinen eigentlich zu sagen, sich nur um sich selbst zu kümmern und auf dem eigenen Weg zu gehen; wer dir folgt, der soll folgen, wer nicht, hasta la vista!
Ich finde das leicht asozial und zynisch.
Mein Rezept ist self-fulfilling prophecy und ein gutes Bewusstsein über die Vielfalt an Ideen, gesellschaftlichen Hintergründen, Subjektivität, morale Relativität, usw.

Müssen sie nicht sein. Die Frage ist doch, was für mich das Beste oder Passendste ist. Beispielsweise geht es auch um meine Grenzen.
Gerade da versuche ich auch am offensten/flexibel zu sein.

Die Leute, die ich für arrogant halte, die haben sich das mühsam verdient!
[...]
Ich muss aber auch nicht jedes Mal, wenn ich jemanden neu kennen
lerne, nochmal bei Null und ahnungslos anfangen wie ein Baby.
Ich kann auf meine Erfahrungen aufbauen und muss Fehler nicht
wiederholen.
Hast du dich aber bemüht, diese Leute besser zu verstehen? Deren soziale, persönliche und ideologische Hintergründe zu berücksichtigen?

Noch ein Beispiel aus meinem Leben, und zwar gerade vor einer halben Stunde:
Ich war alleine auf der Straße unterwegs und eine Bekannte spaziert entgegen. Ich lächele und grüße, sie schaut aber weg.
Bauchgefühl:"Diese Snobs! Man sollte sie in den Mülleimer werfen! Nächstes Mal tu ich auch so, als hätte ich sie nicht gesehen."
Verstand:"Vielleicht hat sie mich gar nicht erkannt oder gesehen. Vielleicht hatte sie einen schlechten Tag. Vielleicht ist sie auch auf mich eifersüchtig (oje)! Vielleicht denkt sie, dass sie mich so verführen kann."
Wenige Minuten später begegne ich vor einer Bar einige andere Bekannte, mit denen sie auch sitzt. Die anderen grüßen mich und sie lächelt mich ganz strahlend an.
Bauchgefühl:"Ach, diese scheinheilige Z**ke! Schau sie nicht mal an! Sprich nur mit den anderen."
Verstand:"Ach siehste, du hattest dich doch geirrt! Sie ist doch freundlich wie immer."
Ich hab dem Bauchgefühl gefolgt... und sie schaute ganz verwirrt.
Bauchgefühl:"Ha! Brav so, erteil ihr eine gute Lehre! Sie muss nicht immer die Aufmerksamkeit der ganzen Welt haben! Ja! Mach so weiter! Hahaha! Jetzt schaut sie ganz traurig aus."
Verstand:"Siehste, jetzt hast du sie beleidigt!"

Nun... wer war hier "richtiger"? Bauch oder Verstand?

Ach komm schon, wenn Dich jemand DAUERND mit seinen Vorurteilen terrorisiert, dann geht das einfach nicht!
Was ich versuche zu sagen ist, dass man sich erst gar nicht von ihnen beeinträchtigen lassen soll, sondern scherzhaft umgehen oder sogar ignorieren - mit dem Endziel, einfach gut zusammenzuleben.

Vielleicht sollten wir in zehn Jahren nochmal darüber sprechen, nachdem Du mit Deinem Idealismus auf die Nase gefallen bist und Deine Grenzen kennen gelernt hast. Also, ich kenne meine und habe gelernt, auf mich aufzupassen. Ich bin nicht unverwundbar.
Was bedeuten Alter und Erfahrung? Was zählt ist, was man mit der Erfahrung anfangen kann. Wie erklärst du dir, dass so viele ältere und erfahrene Menschen so viel Unsinn in dieser Welt anrichten?

Jedenfalls sagst du, dass dein Bauchgefühl wegen dem Alter besser ist. Das heisst, dass du auch in der Vergangenheit Fehler gemacht hast.
Wäre es denn also in meinem Alter nicht besser, dem Verstand statt dem Bauchgefühl zu folgen, um solche Fehler zu vermeiden?
 
Dabei
24 Jul 2008
Beiträge
1.281
#13
Hallo Philosoph,

langsam wird´s kompliziert. Wir vergleichen Dein Bauchgefühl mit
meinem, aber die sind ja wie Äpfel und Birnen!

Was das positive Denken angeht, sind wir einer Meinung. Ich finde
es sogar noch schlimmer als Du. Sie denken nicht nur allein an sich
selbst, sondern ich kenne das auch so, dass wenn man Probleme
hat, dann werfen sie einem vor, das sei nur passiert, weil man nicht
positiv genug denkt. Ergo: kein Mitleid, sondern so jemanden muss
man zur Strafe dann im Stich lassen bzw. beschimpfen. Und da
negative Gedanken/ Unglück ansteckend sind, muss man ihn sowieso
im Stich lassen. Toll, dann hat man gerade in den harten Phasen
des Lebens plötzlich keine Freunde mehr. Wenn sie wenigstens nur
untertauchen würden, wäre ja gut. Aber bevor sie verschwinden,
müssen sie unbedingt auch noch feste zutreten. Ganz toll!

Gerade die letzten vier Wochen hatte ich eine arge Pechsträhne,
wo wirklich viel zerbrochen ist. Aber da ich zur Zeit nur gute Freunde
habe, hat niemand auf mich eingeschlagen, alle waren auf meiner
Seite und haben mich angerufen, damit ich nicht in Trübsinn versumpfe.
Da bin ich sehr froh drüber! Dadurch komme ich gerade auch recht
schnell wieder auf die Beine.

Ja, klar, self-fullfilling prophecies funktionieren. Deshalb atme ich immer
tiiief durch, wenn ein/e Mitarbeiter/in von mir irgendetwas versemmelt
und schimpfe nicht. Wenn ich in Panik gerate und denke, die macht
alles falsch, dann WIRD sie in Zukunft alles falsch machen.

Du fragst:
"Hast du dich aber bemüht, diese Leute besser zu verstehen?
Deren soziale, persönliche und ideologische Hintergründe zu berücksichtigen?"
Ja, aber sie nicht. Ich finde es sehr anstrengend. Zum Beispiel wenn
jemand jedes Mal, wenn ich ein Fremdwort verwende, sich darüber
aufregt und mir unterstellt, ich würde das absichtlich tun, um zu
zeigen, wie gebildet ich bin. Nein, tue ich nicht! Das ist mir so
rausgerutscht, weil das meine normale Sprache ist und die Leute,
mit denen ich sonst zu tun habe, dieses Wort verstehen.
Nur als Beispiel.
Ja, klar, locker nehmen und nicht persönlich. Versuche ich auch.
Damit kann man Feinden ganz gut den Wind aus den Segeln nehmen.
Das ist sogar ein ganz raffinierter rhetorischer Trick. Beispielsweise
wenn ein Feind mir droht, dann drehe ich manchmal die Sache um und
bedanke mich freudig dafür, dass er sich solche Sorgen um mein
Wohlergehen macht. Und da ich manchmal richtig gut schauspielern
kann, kann ich sie damit auch richtig gut irritieren. *lacht sich kaputt
und fällt fast vom Stuhl* Absichtliche Missverständnisse sind manchmal
sehr nützlich. Natürlich habe ich kapiert, dass der Mann mein Todfeind
ist. Aber ich zeige ihm auch, wie es anders sein könnte.

Du schreibst:
"Was bedeuten Alter und Erfahrung? Was zählt ist, was man mit der
Erfahrung anfangen kann. Wie erklärst du dir, dass so viele ältere
und erfahrene Menschen so viel Unsinn in dieser Welt anrichten?"
Tja, weil sie aus Erfahrung gelernt haben, dass die Bösen immer die
Stärkeren sind. Was leider auch so ist. Ich diskutiere das in einem
meiner Fantasy-Romane. Leider noch unveröffentlicht. Aber das Böse
ist immer stärker. Der Angreifer ist immer im Vorteil. Das Gute kann
nur die schweren Schläge des Bösen überleben, auskurieren,
sterben, neu geboren werden, durch Solidarität sich gegenseitig
stärken. Aber das Gute kann nicht morden u.ä., denn dann wäre
es per Definition nicht mehr gut.

Du schreibst:
"Jedenfalls sagst du, dass dein Bauchgefühl wegen dem Alter besser ist.
Das heisst, dass du auch in der Vergangenheit Fehler gemacht hast.
Wäre es denn also in meinem Alter nicht besser, dem Verstand statt
dem Bauchgefühl zu folgen, um solche Fehler zu vermeiden?"
Tja, wenn das denn funktionieren würde, dann tu das ruhig.
Manche Leute behaupten, man wird nur durch Fehler klug.

Mona
 
Dabei
28 Feb 2008
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1.605
#14
Dein Beispiel mit dem Mädchen was dich nicht gegrüßt hat spiegelt meiner Meinung nach überhaupt kein Bauchgefühl wieder. Da wägt der Verstand ab, sie könnte dies gemeint haben, oder sie könnte das gemeint haben.
Ich verstehe da unter Bauchgefühl etwas anderes.
Mein Verstand sagt mir Dinge. Mein Bauchgefühl hingegen weiß oder ahnt Dinge, die mit dem Verstand überhaupt nicht zu erklären sind. Die nicht logisch sind.
Den Verstand kann man hintergehen, das Bauchgefühl nicht. Irgendwann holt es einen ein.
 
Dabei
28 Apr 2009
Beiträge
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#15
Dein Beispiel mit dem Mädchen was dich nicht gegrüßt hat spiegelt meiner Meinung nach überhaupt kein Bauchgefühl wieder. Da wägt der Verstand ab, sie könnte dies gemeint haben, oder sie könnte das gemeint haben.
Ich verstehe da unter Bauchgefühl etwas anderes.
Mein Verstand sagt mir Dinge. Mein Bauchgefühl hingegen weiß oder ahnt Dinge, die mit dem Verstand überhaupt nicht zu erklären sind. Die nicht logisch sind.
Den Verstand kann man hintergehen, das Bauchgefühl nicht. Irgendwann holt es einen ein.
Was hätte z.B. in diesem Fall mein Bauchgefühl gesagt?
 
Dabei
28 Feb 2008
Beiträge
1.605
#16
Gar nichts. Weil das ein Thema ist, das der Verstand mit sich ausmacht. Nach meiner Definition von Bauchgefühl jedenfalls.

Edit: Bzw. doch. Es gibt dir letzlich den Anstoß. Dein Bauchgefühl hätte dir nicht gesagt "die ist zickig" und so. sondern dein bauchgefühl weiß wie es das mädel gemeint hat. du hast mit dem verstand abgewogen, was wahrscheinlicher ist und das bauchgefühl hat letztlich den Ausschlag gegeben.
Ich glaube, dass man weder auf den Verstand noch auf das Bauchgefühl verzichten kann. Und "kann" im sinne von poder und nicht saber (spanisch, vielleicht weißt du als italiener was ich damit mein)
 
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