Warum hört die Traurigkeit nur nicht auf, wenn ich doch weiß, die Trennung war nicht falsch?

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Gast
#1
Ich, eine Neulingine ;), habe mir einige Beiträge in diesem Forum durchgelesen und viele Gemeinsamkeiten von und zu meiner Situation gefunden und dennoch möchte ich meinen eigenen Beitrag schreiben. Ich weiß zwar, dass ich eine von fielen bin, denen es genauso und vielleicht sogar noch schlechter geht als mir. Aber dieses Wissen hilft nicht. Keiner der guten Ratschläge von den Freunden oder der Mutter. Alle sagen sie, was man sagen muss: Du darfst die Traurigkeit nicht verinnerlichen. Auch wenn es schwer fällt, du musst auf andere Leute zu gehen, dich neu orientieren, auch wenn dir nicht der Sinn danach steht (nein steht er mir tatsächlich nicht). Es ist Weihnachten und die Adventszeit ist doch eine Zeit der Freude (aber doch nicht allein?? Mit wem soll ich die Freude teilen?). Du bist ein wundervoller Mensch (sagt der Mann, der mich verlassen hat und ich frage ihn: Warum hast du mich dann verlassen? Und er antwortet: Weil es aus irgendwelchen verdammten Gründen nicht gepasst hat, das hat nichts mit dir und deinem Charakter zu tun). „Mach dich nicht immer so klein! geht doch nicht an dass der die zeit so vermiesen kann! du kannst ganz andere haben der hat dich gar nicht verdient wenn er dich nicht zu schätzen weiß! ich bin jedenfalls gern mit dir zusammen und versteh ihn nicht!“ – Es ist eigentlich etwas total Tolles Freunde zu haben, die so etwas zu einem sagen, auch wenn es letztlich Standardsprüche sind, die denjenigen furchtbar einfach über die Zunge kommen, aber für den, dem sie helfen sollen, sind sie kein Trost...
Aber nun vielleicht mal zur Geschichte: Ein Mann, vor genau einem Jahr hab ich ihn auf einer Uniparty in meiner Heimatstadt kennengelernt.. Wir haben uns eigentlich von Anfang an ziemlich gut verstanden, nur nicht so häufig gesehen (vornehmlich am we, weil ich woanders studiere). In dieser Zeit war er sehr bemüht und hat mir deutlich gezeigt, dass er gern mit mir zusammen wär. Eigentlich wollt ichs nicht, dennoch hab ich mich nach Wochen auf eine Beziehung eingelassen. Weil ich ihn so perfekt fand, er passte so gut zu mir. Aber verliebt war ich nicht, vielleicht haben wir uns deshalb bereits in der Anfangszeit oft gestritten. Das Ganze ging so über Monate, insgesamt zehn Monate hat es gehalten. Und dann, an einem Sonntagmorgen hat er die Beziehung beendet und mir damit den Boden unter den Füßen weggerissen. Wir haben viel gestritten. Immer hatte einer von uns beiden etwas am anderen auszusetzen. Durch die Uni und sein Referendariat hatten wir häufig immer dann Freizeit, wenn der andere gerade mitten in der Arbeit steckte. Und dennoch, mich haben diese Streitigkeiten nie derbe gestört. Sie gehörten von Anfang an zu unserer Beziehung. Ich hab den Alltag mit ihm so sehr genossen. In dieser Hinsicht war wirklich alles gut. Ich war gern mit ihm zusammen. In der Zeit, in der wir zusammen waren, waren all die Probleme, die ich vorher mit der Uni oder mit meinem Selbstbewusstsein hatte, weg. Ich hab mich wohl und sicher bei ihm gefühlt. Er war mein Bezugspunkt, mein emotionales zuhause, wo man jeden moment die augen schließen und einschlafen könnte, weil man sich geborgen fühlt. Und dieser Gedanke treibt mir wieder die Tränen in die Augen... Unsere Beziehung war alles andere als perfekt. Er hat mich häufig dazu gedrängt, mich nicht so zurückzunehmen. Er wollte immer, dass ich die wundervolle Art (so hat ers immer genannt), die ich ihm gegenüber zeige, auch in die Welt trage. Dass ich selbstbewusster auftrete und nicht immer so unzufrieden mit meinem Wesen und meinem Äußeren sei. Dass ich offen auf seine Freunde zugehe und ihnen sagen, hey hier bin ich... Aber das konnt ich nie. Ich hab mich vornehmlich davor gedrückt mit zu seinen Freunden zu gehen... Ich glaub, das hat ihn immer arg bedrückt.. Aber ich konnt nicht, ich hab immer gedacht, ich würde mich nicht mit ihnen verstehen. Ich kannte sie von Partys und wusste, dass sie offen und redegewandt sind. Und genau so etwas fällt mir in größeren Gruppen so schwer. Ich stand mein Leben lang eigentlich immer im Schatten von Freundinnen, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Ich hab nie gelernt mich zu präsentieren, stattdessen hab ich mich selbst einfach immer abgewertet und mich gefragt, warum denn immer nur die anderen beachtet werden und ich nie. Deshalb war ich auch so glücklich, dass endlich ein Mann mal länger als drei Monate bei mir geblieben ist und mich akzeptiert hat.. Es war so ein herrliches Gefühl von jemandem akzeptiert zu werden und sich mal jemandem voll und ganz zu öffnen. Ich hab diesem Mann so viel anvertraut, wie keinem anderen Menschen in meinem Leben zuvor. Selbst meine Freundinnen wissen nicht so viel über mich, wie er (wobei er gewiss nur die Hälfe davon behalten hat  etwas, was mich immer entsetzlich gestört hat, war seine Vergesslichkeit). Aber es gab eben auch viele Punkte, die mich an ihm gestört haben... Ich hatte immer das Gefühl, er bemüht sich nicht richtig um mich, hab mir immer gewünscht, dass er mich einfach mal ne SMS schreibt, in der steht: „Ich denk gerad an Dich“... Oder Küssen, küssen mochte er ja gar nicht. Dabei macht mir das so viel Spaß. ;-) Er hat mich oft in Momenten zurückgestoßen, in denen ich ihm nur helfen wollte. Aber ich hab all die Rückschläge immer hingenommen, sie haben mich zwar im ersten Moment gekränkt, aber irgendwie hab ich es nicht als allzu schlimm empfunden... Ich glaub, ich könnt noch ewig fortfahren. Die Beziehung war chaotisch und das Ende abzusehen. Jeder von uns war immer nur eine gewisse Zeitlang zufrieden mit ihr und dann gab es wieder Punkte, wo wir etwas auszusetzen hatten. Ich sogar viel stärker als er. Im Nachhinein, also nach dem wir uns getrennt haben, haben wir festgestellt, dass wir einfach zu wenig geredet haben. Dabei ist das so paradox. Wir haben ständig und immer geredet, mir kams an manchen Tagen echt zu den Ohren raus, weil wir so häufig geredet haben. Aber die Dinge auf den Punkt zu bringen und ihnen den nötigen Ernst und Ausdruck zu verleihen, das zu sagen, was wir wirklich meinen, haben wir wohl erst nach der Trennung geschafft. Jedenfalls hab ich erst danach tatsächlich gesehen, in welchen Bereichen ich mich einfach mal mehr hätte anstrengen müssen wie z.B. bei seinen Freunden. Ich hatte ja eigentlich rein gar nichts zu verlieren, ich hätte einfach mal mitgehen sollen. Und erst jetzt habe ich erkannt, warum er immer wollte, dass ich nach außen mal mehr zeige, wer ich bin und mehr aus mir mache. Jetzt habe ich diese Dinge teilweise umgesetzt und fühl mich wohl damit, aber in der Beziehung hatte ich aus irgendwelchen Gründen keinen Sinn dafür. Vielleicht weil ich mich auch so, wie es war, wohl gefühlt habe .. Aber nun ist es zu spät, die Beziehung ist zu Ende. Und ich weiß nicht genau warum, aber ich leide entsetzlich. Ich habe in diesen zwei Monaten, die vergangen sind, so viel geweint wie noch nie in meinem Leben. Es ist nicht das erste Mal, dass sich ein Mann von mir trennt, aber so schlimm wars noch nie. Aber das schlimmste ist, ich weiß nicht, warum diese Traurigkeit ständig in mir hochkommt. Es geht mal ne Woche gut, da fühl ich mich wieder einigermaßen ok und dann fängt die Traurigkeit wieder an. Dann fühl ich mich wieder entsetzlich schlecht und weiß mir einfach nicht zu helfen. Ich weiß, ich muss mich ablenken. Aber selbst die Ablenkung erinnert mich an ihn. Wenn ich mit Freundinnen weggehe, unterhalten wir uns über ihn, wenn ich Alkohol trinke, wünsch ich, er wäre da und ich könnt ihn umarmen. Meine Freundinnen meinen immer, dass wir nach außen gut harmoniert hätten. Das haben wir auch und auch das macht mich traurig. Wir haben in vielerlei Hinsicht so gut zusammengepasst, (finde ich und findet auch er), wir haben vieles gemeinsam, werden später denselben Beruf ausüben,... Selbst seine manchmal jähzornige Art mocht ich, weil sie etwas Persönliches von ihm war. So verhält man sich nur einem Menschen gegenüber, der einem nah steht. Ich weiß sehr wohl, dass tatsächlich etwas zwischen uns gefehlt hat und dennoch hätt ich mir vorstellen können, mit ihm alt zu werden. Das ist wahnsinnig paradox, nicht wahr?
Wenn wir jetzt Kontakt haben, macht mich das meist nur traurig. Er ist ein recht vernünftiger Mensch. Er hat viele Freunde, mit denen er sich ablenken kann. Außerdem schafft ers gut sich auch durch die Arbeit abzulenken. Ich kann das nicht. Nun sind zwei Monate vergangen und ich weine immer noch. Warum? Ich ärger mich mittlerweile viel häufiger über ihn, weils mir dann besser geht. Ich weiß, dass sein manchmal unterkühltes Verhalten letztlich normal für jemanden ist, der sich von einem anderen trennt. Klar, dass er mit der Situation umgehen kann, dass es ihn nicht stört, wenn ich von einem anderen Mann erzähle (da gibt es nämlich jemanden, der an mir interessiert ist und mit dem ich mich gut verstehe, aber nach mehr steht mir ehrlich gesagt nicht der Sinn). Manchmal ist er einfach auch nur hilflos und weiß nicht, wie er auf mein Verhalten reagieren soll (am Telefon bin ich manchmal nämlich echt anstrengend, weil ich dann selbst nicht weiß, ob ich in dem Moment wirklich mit ihm reden oder lieber auflegen will. Letztlich will ich seine Stimme hören, aber nicht die Worte, die er sagt). Warum ist er jetzt so gefühlvoll, sagt Dinge, die echt schön sind, warum hat er das nicht während der Beziehung?
Fragen über Fragen, Stimmungsschwankungen über Stimmungsschwankungen... Ich kann die Trennung akzeptieren und halte es durchaus aus, wenn wir eine Woche keinen Kontakt haben. Es ist letztlich sogar besser, wenn wir keinen Kontakt haben, weil ichs nicht ertrage zu hören, mit wem er unterwegs war, mit wem (vornehmlich ne Frau) er Dinge erlebt hat, die ich gern mit ihm erlebt hätte... Aber die Traurigkeit hört einfach nicht auf, warum nur nicht?
 
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Dabei
14 Mai 2007
Beiträge
774
Alter
40
#2
Also ich hab mir deinen Beitrag mal durchgelesen. Du musst dran denken, ihr ward 10 Monate zusammen, du scheinst ihn sehr geliebt zu haben auch wenn es einige Sachen gab, die auch aus deiner Sicht nicht optimal waren. Da kannst du natürlich nicht erwarten, dass du innerhalb von zwei Monaten über ihn hinweg bist. gerade wenn du noch Kontakt mit ihm hast.
Diese Traurigkeit wird wohl noch eine zeitlang bleiben. Wenn ich überlege. Ich habe mich anfang des Jahres in jemanden verliebt (hat ne Freundin...) ich habs auch noch nicht ganz geschafft von ihm loszukommen.
Es braucht einfach seine zeit. Wein dich ruhig aus, so viel wie du willst. Rede deine Freunde in Grund und Boden damit, auch wenn es ihnen irgendwann aus den Ohren kommt, aber ich denke bei den Männer ist es so, dass sie solche Sachen lieber mit sich selbst ausmachen und wir Frauen brauchen es einfach, das wir darüber reden und das so verarbeiten.

Du musst für dich selber entscheiden, ob du nicht erst einmal von dir aus auf Abstand gehst und damit meine ich nicht nur eine Woche, sondern wirklich mal eine ganze Weile. Auch wenns schwer ist, aber vielleicht reißt es nur immer wieder was auf, wie du sagst mit dem Telefonieren. Du willst seine Stimme hören, aber nicht das was er sagt.

Egal wies weiter geht, ich wünsche dir viel Kraft, aber es wird vorbeigehen!
 
U

Unregistriert

Gast
#3
Danke für die Antwort!!
Wahrscheinlich hast du vollkommen recht, aber ehrlich gesagt, find ichs ziemlich schwierig mit diesen Gedanken umzugehen, weils mir i-wie die ganze Freude im und am Alltag nimmt. Aber wahrscheinlich ist abwarten wohl der einzige Weg?! Schade :-/
 
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