Möchte mich scheiden lassen, aber mein Mann sagt, dass das nicht geht

Dabei
17 Feb 2021
Beiträge
3
#1
Hallo Zusammen,
mein Mann und ich sind seit 9 Jahren verheiratet und seit Jahren ist unsere Ehe schon ein auf und ab der Gefühle, wobei die „Aufs“ leider seit bestimmt zwei Jahren nicht mehr existent sind… Daher habe ich vor einem dreiviertel Jahr meinen Mut zusammengenommen und mich von meinem Mann getrennt. Da wir aber ein gemeinsames Haus haben und ich nicht das Geld hatte mir eine eigene Wohnung zu nehmen bin ich nie ausgezogen, sondern wir haben weiter gemeinsam in dem Haus gewohnt, ich habe jedoch auf dem Gästesofa geschlafen.

Nun möchte ich mich bald von meinem Mann scheiden lassen, das Problem ist allerdings, dass mein Mann es (obwohl er sich längst anderen Frauen zugewandt hat und fleißig auf Dating-Portalen unterwegs ist) nicht akzeptieren will. Er hat daraufhin wirklich wochenlang auf mich eingeredet und mich angebettelt und hat sich so viel Mühe gegeben, damit wir es noch mal probieren und ich doofe Kuh habe mich am Ende doch tatsächlich davon überreden lassen. Daraufhin haben wir vor einem Monat einen Versuch gewagt und ich bin wieder ins Schlafzimmer gezogen und es war auch die erste Woche total schön, doch bereits dann kam das böse Erwachen, denn um ehrlich zu sein hat sich nichts geändert… Wir haben wieder nur gestritten und uns angeschrien. Daher bin ich dann direkt wieder ins Gästezimmer gezogen und habe die Trennung wieder aufgenommen.

Jetzt sagt mein Mann allerdings, dass ich mir das mit der Scheidung erstmal schön abschminken kann, denn jetzt müsse ich wieder mindestens ein Jahr warten, bis ich mich von ihm scheiden lassen kann. Stimmt das? Ich meine es stimmt, dass wir kurz sozusagen wieder zusammen waren, aber um ehrlich zu sein kann man das doch gar nicht zählen, oder? Ich bin gerade etwas verzweifelt, denn ich fühle mich von meinem Mann total emotional unter Druck gesetzt und weiß gar nicht wie ich auf solche Aussagen reagieren soll…..

Vielleicht war einer von euch ja mal in einer ähnlichen Situation und kann mal berichten, wie es bei ihm ablief und ob das tatsächlich stimmt mit der Trennung.
Danke schon vorab und liebe Grüße!
 
Anzeige:
Dabei
3 Jan 2019
Beiträge
1.403
Alter
60
#2
Hallo!
Meines Erachtens hat Dein Mann recht. Es fand ein Versöhnungsversuch statt und das Trennungsjahr beginnt nun von Neuem (und geht nicht etwa da weiter wo es zuvor schon war). Ich bin aber kein Jurist und würde Dir deshalb raten, Dich anwaltlich beraten zu lassen. Es gibt da auch Hilfestellen, an die Du Dich wenden kannst. Da ist oft die Erstberatung unentgeltlich.

Übrigens: Trennungsunterhalt müsste er meines Erachtens auch jetzt schon zahlen. ;) Lass' Dich beraten!
 
Dabei
6 Mrz 2013
Beiträge
7.511
#3
Hi, Rechtsberatung ist in solchen Foren nicht zulässig, und da würde ich mich an deiner Stelle auch lieber nicht auf Aussagen von Laien verlassen. Mach es so wie Bodo es dir rät, lass dich von einem Profi dazu beraten!

Übrigens Respekt für den Mut, dass du es durchziehen willst, obwohl dein Mann einen solchen Druck auf dich ausübt!
 
Dabei
5 Nov 2007
Beiträge
6.454
Alter
82
#4
Zuerst mal ein herzliches Willkommen hier im Forum.

Zu deiner Trennung. Das wichtigste ist erst mal, dass du dich entscheidest. So wie du schreibst, bist du dir jetzt sicher, dass du die Scheidung willst. Aber dann wirst du auch geschieden, es kommt nicht darauf an, was dein Mann sagt, wenn du dich scheiden lassen willst, kann er das nicht verhindern. Für eine Scheidung gibt es in Deutschland gesetzliche Regelungen , nach denen du geschieden wirst.

Ich gehe davon aus, dass ihr keine gemeinsamen Kinder habt, du hast nichts davon erwähnt. Dann ist es einfacher, vieles muss dann gar nicht geregelt werden. Oder habt ihr Kinder? das würde eine Scheidung schwieriger machen.

Du sprichst von einem gemeinsamen Haus. Wer ist Eigentümer des Hauses? Und vor allem: Wer hat das Haus finanziert? Du schreibst, dass du kein Geld hast, erst mal eine eigene Wohnung zu beziehen. Dann denke ich, dass du dich auch kaum an der Finanzierung des Hauses beteiligt warst. Trotzdem hast du als verheiratete Frau bei einer Scheidung zunächst auch einen Anspruch auf das Haus.

Aber das kommt auf die Einzelheiten an. Und ich denke auch wie die anderen, dass du das mit einem Anwalt besprechen musst. Auch das mit dem Trennungsjahr, wie du das jetzt machen musst.

Nach dem Gesetz wirst du geschieden, wenn du das willst. Dein Mann kann das nicht verhindern. Aber er kann dir natürlich Ärger und Probleme bereiten.

Ich wünsch dir das notwendige Stehvermögen.
 
Dabei
22 Aug 2011
Beiträge
3.785
#5
Du musst nicht direkt zum Anwalt - Trennungsberatung machen auch viele Gratis-Beratungsstellen. Die erzählen Dir dann auch etwas über Trennungsunterhalt, der Dir vielleicht ermöglichen würde, Dir eine eigene Wohnung zu nehmen. Und über Beratungshilfe und Prozesskostenhilfe und die Verpflichtung, durch einen Job selbst für Deinen Unterhalt zu sorgen...

Ansonsten - nur meine Erfahrung, vielleicht ist die Rechtslage inzwischen anders:

Wenn beide Partner einvernehmlich erklären, seit einem Jahr getrennt zu leben, kann das Gericht die Ehe scheiden. Es wird nicht prüfen, ob das stimmt.

Wenn aber ein Partner erklärt, dass das Trennungsjahr nicht eingehalten wurde, kann die Ehe nur geschieden werden, wenn der andere nachweisen kann, dass es eingehalten wurde. Und dazu ist bei gemeinsamer Wohnung nachzuweisen, dass nie nie niemals gemeinsames Leben stattgefunden hat. Also nie ein "kannst Du fix meine Socken mitwaschen", nie ein gemeinsames Essen, getrennte Fächer im Kühlschrank, keine gemeinsamen Fernsehabende ... Wenn das nicht gelingt, wird einem Scheidungsantrag, dem der Andere widerspricht, erst nach 3 Jahren stattgegeben.

Faustregel in solchen Fällen: wenn ihr euch einigen könnt, ist das Haus vielleicht wenigstens für einen von euch zu retten. Wenn nicht, teilen es sich die Anwälte.
 
Dabei
23 Jun 2016
Beiträge
539
#6
Hat Dein Mann irgendwelche Vorteile dadurch, dass ihr verheiratet seid?
Verdienst Du mehr Geld?
Verliert er irgendwelche Zuschläge?

Warum kannst Du Dir keine Wohnung leisten?
 
Dabei
18 Feb 2021
Beiträge
1
#7
Hey Regenbogenfisch, zunächst solltest du über einen Anwalt einen Scheidungsantrag einreichen.

Der hat aber womöglich zunächst keinen Erfolg, weil du mit deinem Mann das Trennungsjahr wieder hast aufleben lassen. Trennungsjahr heißt, keine eheliche Lebensgemeinschaft zu haben. Das schließt aus, in demselben Bett zu schlafen. Somit habt ihr das Trennungsjahr unterbrochen und müsst von vorne anfangen.

Nach einem Jahr funktioniert die Scheidung nur, wenn die Ehe gescheitert ist. Ist dein Mann dann der Ansicht, es bestünden noch eheliche Gefühle und die Ehe sei noch zu retten, könnt ihr euch erst nach drei Jahren scheiden lassen.

Du tust mir echt leid in deiner Situation...bleib stark!:)
 
Dabei
17 Jan 2016
Beiträge
624
#8
Ich bin zwar kein Anwalt, aber ich habe schon eine Scheidung hinter mir. Das mit dem Trennungsjahr dachte ich auch und wir haben einvernehmlich erst nach einem Jahr Trennung die Scheidung eingereicht. Und siehe da, bei uns ging es erst dann offiziell los mit dem Trennungsjahr. Insgesamt waren wir also zwei Jahre getrennt, ehe wir geschieden wurden. Aber so eine Scheidung ist an sich ein so langes Prozedere - auch wenn man sich, wie in unserem Fall, einig ist und kein gemeinsames Vermögen aufgebaut hat - dass es ohnehin ein Jahr dauert bis alles durch ist (umso mehr wenn man ein Haus hat). Es ist auf jeden Fall nicht so einfach sich scheiden zu lassen. Man ruft nicht einfach an, macht einen Termin aus, und schwupp ist man geschieden. Einen Anwaltszwang gibt es auch noch.
 
Dabei
17 Feb 2021
Beiträge
3
#9
Hallo,

erstmal ein ganz herzliches Dankeschön für alle eure ausführlichen Antworten. Und selbstverständlich erwarte ich hier keine Rechtsberatung, freue mich aber über Erfahrungen und Tipps, damit ich ungefähr weiß was auf mich zu kommt.

Einen Beratungstermin bei einem Anwalt habe ich zwischenzeitlich vereinbart, der ist jedoch erst in zwei Wochen....

Kinder haben wir keine und das Haus gehört ihm, allerdings habe ich mich während der gesamten Ehe um seine kranke Mutter gekümmert und deswegen meinen Job aufgegeben. Ich selbst war zuvor in der Pflege tätig und da seine Mutter fremden Pflegern gegenüber immer schwieriger wurde, war das die beste Möglichkeit.

Also finanzielle Vorteile hat mein Mann durch die Ehe nicht, ich glaube es geht ihm eher darum, dass er es nicht erträgt, wenn ich nicht mehr da bin. Er ist sehr.... einnehmend... und ich glaube es geht ihm tatsächlich nur darum. Aber was genau da noch hinter stecken könnte weiß ich auch nciht.

Ich könnte mir selbst so in den Hintern treten, weil ich schwach geworden bin... Aber das wird mir sicher kein zweites Mal passieren! Danke für eure lieben Worte, ich werde auf jeden Fall alle von euch aufgeworfenen Punkte mit dem Anwalt besprechen.....
 
Dabei
5 Nov 2007
Beiträge
6.454
Alter
82
#10
Dein Anwalt wird dich beraten, was du jetzt zu tun hast, wenn ihr noch in der gleichen Wohnung lebt. Auch, welchen Anspruch du in eurem Fall auf das Haus hast, auch, wenn er Eigentümer ist. Und, ob du nicht sofort Anspruch auf Unterhalt hast, wenn du kein Geld für eine eigene Wohnung hast.

Dein Anwalt wird dich beraten. Das ist seine Aufgabe als Anwalt.
 
Dabei
6 Mrz 2013
Beiträge
7.511
#11
Ich finde es nach wie vor echt gut, dass du jetzt Nägel mit Köpfen machst und dir einen Beratungstermin geholt hast!
Schreib gerne, was der Anwalt dir geraten hat und wie du dann weiter verfahren wirst.
 
Dabei
25 Mrz 2019
Beiträge
22
#12
Hey Regenbogenfisch, zunächst solltest du über einen Anwalt einen Scheidungsantrag einreichen.

Der hat aber womöglich zunächst keinen Erfolg, weil du mit deinem Mann das Trennungsjahr wieder hast aufleben lassen. Trennungsjahr heißt, keine eheliche Lebensgemeinschaft zu haben. Das schließt aus, in demselben Bett zu schlafen. Somit habt ihr das Trennungsjahr unterbrochen und müsst von vorne anfangen.

Nach einem Jahr funktioniert die Scheidung nur, wenn die Ehe gescheitert ist. Ist dein Mann dann der Ansicht, es bestünden noch eheliche Gefühle und die Ehe sei noch zu retten, könnt ihr euch erst nach drei Jahren scheiden lassen.

Du tust mir echt leid in deiner Situation...bleib stark!:)
Oh NEIN. Unsinn! Das wäre ja auch noch schöner, wenn einer sagt, och, es bestehen noch Gefühle, Du darfst Dich erst nach drei Jahren scheiden lassen.

WEITERHIN:
Wiederholung vom Trennungsjahr wegen Versöhnungsversuch nötig? NEIN.


Wann wird das Trennungsjahr durch eine Versöhnung unterbrochen?
In Deutschland kann eine Ehe nur dann geschieden werden, wenn diese als unweigerlich gescheitert anzusehen ist (Zerrüttungsprinzip). Als Nachweis für das Scheitern der Ehe sollen die Ehegatten in der Regel zunächst ein Trennungsjahr ableisten.
Dieses soll dabei auch als Bedenkzeit von den Betroffenen genutzt werden. Nicht selten kommt es dann auch zur Versöhnung nach räumlicher Trennung, weil nunmehr der Wert des anderen erkannt wird.
Ist die Ehe wirklich gescheitert oder lohnt ein erneuter Versöhnungsversuch? Doch was bedeutet ein solcher, wenn es dann doch nicht klappt: Beginnt das Trennungsjahr dann von neuem? Maßgeblich für die Beantwortung dieser Frage ist § 1567 Absatz 2 Bürgerliches Gesetzbuch:
„Ein Zusammenleben über kürzere Zeit, das der Versöhnung der Ehegatten dienen soll, unterbricht oder hemmt die in § 1566 bestimmten Fristen [= Regelungen zum Trennungsjahr] nicht.“​
Also: Ein kurzzeitiger Versöhnungsversuch im Trennungsjahr führt in der Regel noch nicht zu dessen Unterbrechung. Das bedeutet, dass, sollte die nach der Trennung anvisierte Versöhnung erneut scheitern, das Trennungsjahr hiernach nicht erneut beginnt, sondern auch die Dauer der Versöhnung angerechnet wird.
Was bedeutet „kurzfristiger Versöhnungsversuch“?
Wie lang ein solcher Versöhnungsversuch im Trennungsjahr genau sein darf, um dieses nicht zu unterbrechen, bestimmt das Gesetz jedoch nicht eindeutig. Die Definition eines festgelegten Zeitraumes richtet sich deshalb nach der Rechtsprechung.
Nach einem Beschluss des Oberlandesgerichts Saarbrücken darf ein Versöhnungsversuch maximal drei Monate währen, damit das Trennungsjahr nicht unterbrochen wird (Beschluss vom 14.09.2009, Aktenzeichen 6 WF 98/09).
 
Dabei
3 Jan 2019
Beiträge
1.403
Alter
60
#13
Ja, das kann sein... Trotzdem empfehle ich DRINGEND professionellen Rat einzuholen (und das hat sie ja offenbar schon getan). Gerade wenn das Paar noch unter einem Dach lebt und keine Kinder (= Zeugen) da sind. Da kann der Mann ja alles behaupten oder abstreiten und je nachdem wird es schwierig das Gegenteil zu beweisen. Kann sie denn beweisen, dass das Trennungsjahr überhaupt schon begonnen hatte?

Mein Vater sagte mir einmal: Recht haben und Recht bekommen sind zweierlei. Also lieber beim Profi auf "Nummer sicher" gehen. ;)
 
Anzeige:

Oben