Mein Freund hat Probleme mit Verbindlichkeit, bin ratlos und traurig

Dabei
22 Apr 2013
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#1
Hallo Ihr Lieben,

ich bin momentan total überfordert und traurig und dachte, ich versuche es mal auf diesem Weg. Vielleicht hat jemand von euch ja mal eine ähnliche Erfahrung gemacht und kann mir einen Rat geben.

Ich bin jetzt seit zwei Jahren mit jemandem zusammen (beide 27). Wir verbringen sehr viel Zeit miteinander. Noch nie war ich so verliebt. Es gibt allerdings ein sehr großes Grundproblem, das immer wieder denselben Schmerz in mir auslöst und immer wieder zum Thema wird. Er hat ein Problem mit Verbindlichkeit. Soll heißen, er hat Angst, die Zukunft gemeinsam zu planen und möchte auch nicht mit mir zusammenziehen.

Auch ist es schon sehr oft vorgekommen, dass er in größeren Freundesgruppen nicht gerade besonders offen zu mir steht. Oder er sagt Sachen wie „Ja, ich Denke schon manchmal darüber nach, wie es wäre, an Karneval mal mit einer anderen Frau rumzuknutschen. Ich würde es aber nie machen weil ich dich nicht verlieren will“. Ich hab solche Gedanken gar nicht.

Ich war schon sehr oft sehr verletzt deswegen. Noch nie habe ich wegen eines anderen Menschen in meinem Leben so viel geweint. Ich würde alles für ihn tun und gebe mir unglaubliche Mühe, umgekehrt habe ich das Gefühl sehr oft nicht. Wir haben schon oft darüber gesprochen, auch sehr ehrlich. Denn da ist schon sehr viel vorgefallen, unter dem ich sehr gelitten habe. Das tut ihm auch alles immer unfassbar leid und er weint dann auch immer ganz schlimm weil er das wirklich nicht böse meint, aber trotzdem bin ich unglücklich. Beispiele:

Ich bin vor einem Jahr zu ihm in die Stadt gezogen, um in seiner Nähe zu sein. Ohne einen besonderen Anhaltspunkt zu haben. Ich hab hier irgendein MasterStudium angefangen, das eigentlich totaler Schrott ist. Ich habe hier keine Freunde (u.a. Wegen Corona, alles nur digital) und hänge nur mit seinen Freunden ab. Wenn ich mich mal mit einer Freundin aus seinem Freundeskreis alleine verabreden möchte, findet er das komisch. Weil ist ja seine Freundin.

Ich fühle mich in dieser Stadt nicht zu Hause. Ich habe ihn mal gefragt, ob er, falls ich einen guten Job in einer anderen Stadt finden würde, mit mir kommen würde. Und er sagte nein. Er möchte in seinem gewohnten Umfeld in seiner entspannten Jungs-WG bleiben und bloß keine Verantwortung übernehmen. Umgekehrt wäre es anders, wenn er einen Job in einer anderen Stadt finden würde, würde ich sofort mitkommen und mir dort etwas suchen. Beziehungsweise an irgendeiner Lösung oder einem Kompromiss arbeiten. Ich bin viel kompromissbereiter. Das sieht er auch so, darüber haben wir auch oft gesprochen.

Weil ich mich in meiner winzigen Wohnung in dieser Stadt so einsam fühle und sowieso meistens in der WG von meinem Freund bin, habe ich vor ein paar Monaten den Mut gefasst, ihn zu fragen, ob er mit mir zusammenziehen möchte. Denn wir hängen sowieso fast jeden Tag zusammen rum. Und auch er hat öfter erwähnt, dass er sich mehr Platz wünscht.

Mit meinem Anliegen konnte er allerdings gar nichts anfangen. In einem langen Gespräch kam dann heraus, dass er sich generell ein Zusammenleben mit mir erst mal gar nicht vorstellen könnte. Nicht wegen mir persönlich, sondern, weil das ja voll der große Schritt ist und er soweit noch nicht ist, seinen Freiraum braucht und in seiner WG bleiben möchte. Auf die Frage hin, was wäre, wenn sich diese WG auflöst, sagte er, dass er dann alleine sich etwas suchen würde. Ich habe ihm gesagt, dass ich ja dann gar nicht in seiner Vorstellung oder Planung vorkomme und dass mir das wehtut. Aber es ist nun mal so.

Ich finde es schade, dass ich mit ihm überhaupt nicht träumen oder über gemeinsame Zukunftspläne nachdenken kann. Selbst wenn es nur ganz kleine sind. Er wird dann direkt stumm. Oder panisch. Er sagt auch immer, er weiß weder ob er heiraten möchte, noch ob er einen Hund möchte oder sonst etwas. Ich Will das aber definitiv und weiß das auch. Und das hab ich ihm gesagt. Deswegen mache ich um solche Themen immer einen großen Bogen, obwohl ich so gern mit ihm träumen würde.

Bei unserem Gespräch darüber im vergangenen Oktober habe ich ihm gesagt, dass er sich bitte Zeit nehmen soll um herauszufinden was er möchte. „Ja mach ich“, sagt er, aber was soll da passieren. Ich habe immer das Gefühl, dass er das alles ein bisschen auf Abstand halten will. Und das tut unfassbar weh.

Vor allem jetzt gerade, wo in unserem Freundeskreis irgendwie alle Paare zusammen ziehen, die deutlich kürzer zusammen sind als wir. Da ist das alles ganz locker und normal. Die können über solche Sachen offen reden und für sie ist das eine schöne Vorstellung.
Ich wünsche mir das eigentlich auch und stecke die ganze Zeit nur zurück. Ich lasse ihm so viel Freiraum und gebe mir soviel Mühe, nicht zu viel zu sein. Ich koche immer, kümmere mich um alles und mache sein Leben so angenehm wie möglich. Diese Vorzüge genießt und mag er, aber wenn es darum geht, Verantwortung zu übernehmen und mir das Gefühl von Sicherheit zu geben, gehe ich leider leer aus.


Ich bin total hilflos und ratlos völlig unfassbar verliebt bin, wie ich es noch nie war, und ich panische Angst davor habe, ihn zu verlieren. Aber ich weiß auch , Dass ich es nicht viel länger ertrage, Mir immer wieder das Herz brechen zu lassen Weil er sich weigert erwachsen zu werden. Und habe ständig das Gefühl, für ihn nicht die eine zu sein.

Ich denke manchmal darüber nach, wie es wäre, die Beziehung zu beenden. Das fühlt sich schrecklich an und ich ertrage den Gedanken kaum. Ich möchte es nicht wegwerfen. Aber unsere Vorstellungen sind so unterschiedlich. Ich weiß nicht was ich machen soll.
 
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Dabei
23 Nov 2016
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#2
Hallo Kleine,
mein erster Gedanke, als ich deinen Post gelesen habe, war: du sagst, dass dein Freund nicht erwachsen ist. Aber ich finde, dass du noch viel weniger erwachsen klingt. Eher wie ein kleines, verträumtes, unselbstständiges Kind. Ich will dich damit bestimmt nicht beleidigen. Aber du nennst dich ja sogar selbst "Kleine"! Erwachsen sein bedeutet für mich, dass man mit sich selbst auskommt, dass man sich und sein Glück nicht abhängig macht von jemandem, so wie du es tust. Dass man nicht allen gefallen will und sich dafür selbst aufgibt. Dass man eigene Ziele im Leben hat und nicht einfach irgendwas studiert, was einen überhaupt nicht interessiert, nur um jemandem hinterherlaufen. Sondern dass man für sich selbst sorgen kann. Dass man weiß, dass auch andere Menschen und Paare ihre Probleme haben und dass man nicht denkt, dass es bei allen anderen so schön und locker und flockig ist. Dass man sich keine Luftschlößchen baut und von einem Prinzessinnenleben mit dem Prinzen träumt.
Also ehrlich gesagt, finde ich, dass dein Freund sehr viel weiter auf dem Weg zum Erwachsenen ist als du.
 
Dabei
23 Nov 2016
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#3
Entschuldige, ich habe noch nicht deine Frage beantwortet, was du machen sollst: such dir ein Studium, das dich interessiert. Überlege, welche beruflichen Ziele du hast, wie du später schönes Geld verdienen kannst. Und dann schreibe dich dort ein, egal in welcher Stadt es ist. Und ziehe es durch.
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#4
Noch nie habe ich wegen eines anderen Menschen in meinem Leben so viel geweint.
Das kenne ich und das ist ein absoluter Kernsatz. Das heißt dass dir diese Beziehung nicht guttut, ganz egal wie sehr du diesen Mann "liebst".
da ist schon sehr viel vorgefallen, unter dem ich sehr gelitten habe.
Und wieso tust du dir das alles an`?
Ich bin vor einem Jahr zu ihm in die Stadt gezogen, um in seiner Nähe zu sein. Ohne einen besonderen Anhaltspunkt zu haben. Ich hab hier irgendein MasterStudium angefangen, das eigentlich totaler Schrott ist.
Das finde ich grundfalsch. Ich würde immer nur dann wo hinziehen, wenn ich es dort ggf auch alleine aushalten würde. Und einen Schrott studieren, nur um mit einem Mann zusammen zu sein - wieso man sowas macht, verstehe ich überhaupt nicht. Es ist doch DEINE Ausbildung, DEIN späterer Beruf, DEIN Leben!! Und wie du offenbar sehr bald gesehen hast, geht deine Rechnung auch überhaupt nicht auf, du hast dich da an einen Menschen drangehängt, der ganz anders tickt als du, der in die völlig andere Richtung läuft, nämlich Freiheit und Unverbindlichkeit.
Ich fühle mich in dieser Stadt nicht zu Hause. Ich habe ihn mal gefragt, ob er, falls ich einen guten Job in einer anderen Stadt finden würde, mit mir kommen würde. Und er sagte nein. Er möchte in seinem gewohnten Umfeld in seiner entspannten Jungs-WG bleiben
Immerhin ist das eine klare Ansage von ihm. Du weißt also was auf dich zukommt. Willst du das wirklich? Wie soll das weitergehen?
Er sagt auch immer, er weiß weder ob er heiraten möchte, noch ob er einen Hund möchte oder sonst etwas. Ich Will das aber definitiv und weiß das auch.
Normalerweise reden die Menschen nicht über Hunde, sondern über Kinder - wie sieht es bei dir mit Kinderwunsch aus? Ich nehme an, er hat keinen?
 
Dabei
22 Apr 2013
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#5
Normalerweise reden die Menschen nicht über Hunde, sondern über Kinder - wie sieht es bei dir mit Kinderwunsch aus? Ich nehme an, er hat keinen?
Ich möchte definitiv Kinder. Er sagt, er weiß es nicht. Er denkt über solche Sachen angeblich gar nicht nach.

Ich habe ihm gestern gesagt, dass ich gerade etwas Zeit für mich brauche. Wir werden die Tage nochmal ein klärendes Gespräch führen. Allerdings habe ich Angst, mit der Frage „Kannst du dir eine Zukunft mit mir prinzipiell vorstellen?“ zu viel Druck zu erzeugen. Obwohl ich wirklich gerne die Antwort darauf wüsste.
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#6
Was nützt dir diese Frage? Darauf kann man locker "aber klar" antworten, ohne zu lügen, und auch ohne es mit dir ernst zu meinen. Prinzipiell/ irgendwann kann man sich fast alles vorstellen.

Was sagst du zu dem, was wir dir geschrieben haben?
 
Dabei
22 Apr 2013
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#7
Und wieso tust du dir das alles an`?
Weil ich ihn liebe und ich Hoffnung habe.

Ich würde immer nur dann wo hinziehen, wenn ich es dort ggf auch alleine aushalten würde. Und einen Schrott studieren, nur um mit einem Mann zusammen zu sein - wieso man sowas macht, verstehe ich überhaupt nicht. Es ist doch DEINE Ausbildung, DEIN späterer Beruf, DEIN Leben!!
Ganz so dramatisch steht es nun nicht um meine Zukunft. Ich habe eine langjährige gute und glückliche Ausbildung mit Praxiserfahrung hinter mir und arbeite in dem Berufsfeld das ich liebe. Nur aktuell nicht für den richtigen Arbeitgeber, sondern aufgrund der Pandemie parallel zum Master den ich neu begonnen habe, aus Sicherheitsgründen für eine andere Redaktion. Hier verdiene ich gutes Geld nebenbei als Studentin. Und ich denke das ist legitim. Ich werde meinen Weg gehen, das steht außer Frage - jedoch ist das alles gerade etwas eingeschlafen, was mehrere Faktoren hat. Ich denke, jeder versucht gerade, aus dieser Situation das beste zu machen. Vor allem auch Studenten oder Menschen, die nach der Ausbildung oder dem Studium versuchen, Fuß zu fassen.

Immerhin ist das eine klare Ansage von ihm. Du weißt also was auf dich zukommt. Willst du das wirklich? Wie soll das weitergehen?
Wie genau das weitergehen soll, weiß ich nicht. Deswegen schreibe ich hier verzweifelt in dieses Forum. Ich weiß eben nicht genau, was auf mich zukommt. Denn ich glaube, Ansichten können sich entwickeln. Wie die vorherigen Einträge unter diesem Post bereits vermuten, habe ich wohl ein Problem mit emotionale Abhängigkeit, an dem ich arbeiten muss. Dennoch muss eine Lösung gefunden werden, mit der beide leben können.

Aktuell ist meine Idee, mir für einen gewissen Zeitraum Zeit für mich zu nehmen. Ich möchte nicht von einer Beziehungspause sprechen, aber ihm klarmachen, dass ich mich erst mal auf mich konzentrieren möchte und in den nächsten Wochen kein Kontakt vielleicht für uns besser wäre.

Ich möchte aber klar kommunizieren, dass das für mich nicht die Vorstufe eines Beziehungsendes ist. Sondern vielmehr ein Rettungsversuch. Einfach eine Zeit, in der ich versuche, mehr zu mir selbst zu finden. Damit das mit uns gut funktionieren kann.

Nach Wohngemeinschaften suche ich sowieso schon seit ein paar Wochen, das ist nix Neues. Musste es ja so oder so akzeptieren, dass er nicht zusammenwohnen möchte.
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#8
Ganz so dramatisch steht es nun nicht um meine Zukunft.
Ich habe trotz deiner Erklärung noch nicht verstanden, wieso die Tatsache, dass du wegen ihm einen Schrott studierst, nichts mit deiner Zukunft zu tun haben soll. Anscheinend arbeitest du schon in dem Bereich, der dir liegt, und könntest deine Chancen durch ein Studium verbessern. Ist das Studium dann nicht im richtigen Bereich oder ist das dort eine schlechte Fakultät oder warum hast du das Studium als "Schrott" bezeichnet?
Weil ich ihn liebe und ich Hoffnung habe.
Denn ich glaube, Ansichten können sich entwickeln.
Liebe allein (von einem oder von beiden) macht noch keine glückliche Beziehung. Und "Hoffnung" sollte irgendeine sachliche Grundlage haben. Auch Ansichten ändern sich nicht einfach so, wieso sollte er seine Ansichten ändern? Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, mir Partner zu suchen, die mir genau so getaugt haben wie sie bereits waren. OK, vielleicht ist das, was du weiter schreibst, ja ein Schuss vor den Bug für ihn, ein Versuch ist es sicher wert:
Aktuell ist meine Idee, mir für einen gewissen Zeitraum Zeit für mich zu nehmen.
Nach Wohngemeinschaften suche ich sowieso schon seit ein paar Wochen
Das finde ich echt gut (y)
 
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