Let's talk about ... Masturbation

Dabei
5 Jun 2015
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#31
[QUOTE="idontknowaboutthis, post: 451630, member: 25669"
Cybele ist auch aus einer anderen Generation und schreibt sehr offen über Intimitäten jeglicher Art. Ich habe das Gefühl, wenn, dann sind eher das die "Vorreiter" und wir junge Menschen sind die "Nachzügler". Wir haben es auch längst nicht mehr so schwer. Auch wenn es meinetwegen in dem ein oder anderen Freundeskreis noch Leute geben mag, die komisch gucken oder sich unwohl fühlen dabei.[/QUOTE]

wenn ich „Intimitäten jeglicher Art„ etwas zu großzügig formuliert finde,;) bin ich da sicherlich sehr offen.
Aber ich ernte da keinen Beifall und habe auch keine Gesprächspartner, weder in meiner Generation, noch bei meinen Kindern, von 1979 -1997 geboren, die ich alle drei als sehr zurückhaltend und reserviert bei diesem Thema erlebe.
Und das nicht nur mir als Mutter gegenüber, was ja ganz normal ist, sondern auch in ihrem sozialen Umfeld.
Da ist Sexualität im großen ganzen überhaupt keinThema, das man in ihren Kreisen irgendwie anspricht.
Einzig mit meinem Freund führe ich Gespräche zu diesen Themen.

ich erinnere mich an sehr aufregende und spannende Workshops und Selbsterfahrungskurse in den achzieger Jahren,
bei denen sehr viel ungenierter mit Körperkontakt umgegangen wurde, als das heute denkbar ist.
Mein Gefühl ist, das wir da gesellschaftlich eher eine Rückwärtsentwicklung haben, als das wir offener und selbstverständlicher mit Körperlichkeit umgehen.
 
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Dabei
6 Feb 2017
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#32
Cybele hat gesagt.:
Mein Gefühl ist, das wir da gesellschaftlich eher eine Rückwärtsentwicklung haben, als das wir offener und selbstverständlicher mit Körperlichkeit umgehen.
Ist dieses Gefühl begrenzt auf deine Kinder und deine näheren Bekannten, oder zieht das noch weitere Kreise?
Ich habe verrückterweise genau das gegenteilige Gefühl. Im Fernsehen gibt es Talksendungen wie "Paula kommt". Es gibt zahlreiche Podcasts von Frauen, die nur solche Themen besprechen. Es gibt Serien, wie "Sex Education" auf Streaminganbietern. Ich finde Sexualität und alles, was damit zusammenhängt, wird aktuell in allen möglichen Medien sehr stark thematisiert.
 
Dabei
5 Jun 2015
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#33
Ich habe keinen Fernseher und nehme deshalb nur selektiv am gesellschaftlichen Medienleben teil.
Auch lebe ich heute in einer ländlichen Kleinstadt, da geht es recht traditionell zu.
Doch meine Tochter leben in Großstädten Und in derem sozialen Umfeld bewege ich mich regelmäßig.
ich glaube es gibt große Unterschiede zwischen dem, was in den Medien vermittelt wird und dem, was eine Gesellschaft tatsächlich ausmacht.
 
Dabei
5 Jun 2015
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#35
zB hatte ich einen spannenden Monat auf Thassos,
in Zelten am Strand, es gab nur eine Grube für das tägliche Geschäft und die Küche in die Klippen arrangiert.
unsere Teller haben wir im Meer gespült.
Es war so eine Art Psychodrama das wir regelmäßig zelebrierten und es wurde sehr viel Körperarbeit eingebunden.
mit Massagen, Kontaktübungen usw.
Der Kursleiter von damals sagt „undenkbar, so etwas heute anzubieten“.
Ich kann mich an ein anderes Event auf einem alten Hof erinnern, wo wir in einer uns recht unbekannten Truppe in völliger Dunkelheit im Saal herumgetapst sind und Kontakt zu unserem inneren „Krafttier“ aufgenommen haben.
das gab wilde Gerangel in der Dunkelheit und ich habe mir mit einem recht kräftigem „Bären“ einen heftigen
Kampf geliefert. Natürlich hatte das dann früher oder später eine recht erotische Komponente.
Wobei das ganz normal war und nicht im Vordergrund stand.
Ich glaube die Sexualität ist heute viel weniger mystifiziert als damals.
Man redet zwar öffentlich über jedes Detail, aber privat sind die meisten doch von alten Vorstellungen besetzt,
oder versuchen sich am jeweiligen Weltbild zu orientieren.
 
Dabei
24 Sep 2017
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#36
Uh, diese Ausflüge wären absolut nichts für mich!
Zum Thema "Nachzügler" @idontknowaboutthis - ja, das sind wir alle wohl, wir kommen ja alle vor und nach den anderen. :)
Es gab auch nie eine Zeit, in der es allgemeine Zustimmung darüber gab, dass sich in Frauen-/Sexualitätsthemen noch etwas tun müsse. Es hieß immer, jetzt wäre doch mal genug. Selbst Johanna Dohnal, die erste Frauenministerin Österreichs (ich versuche seit Tagen an die Doku ran zu kommen, die über sie gedreht wurde und die eigentlich im Kino kommen sollte, aus aktuellen Gründen eben nur online zu sehen ist, aber dafür braucht man einen Wohnsitz in Österreich und es klappt nicht; selbst wenn ich die Adresse eines Süßwarengeschäftes in Wien angebe!), die das erste Frauenhaus in Wien gegründet hat, wurde als "unnötigster Politiker Österreichs" bezeichnet. Also ja, es gab vor uns viele gute Entwicklungen, also warum jetzt damit aufhören? <3
Und zum Thema noch ein kleiner Hinweis aus aktuellem Anlass: Stellt sicher, dass euer Nagellack ganz getrocknet ist, bevor ihr loslegt - glaubt mir, ihr ruiniert euch nicht nur den Lack!
 
Dabei
6 Feb 2017
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#37
@Zufallsgenerator Mein Punkt war nicht, dass man aufhören und zufrieden sein soll, sondern dass es heute längst nicht mehr so schwer ist, Dinge, die einem nicht gefallen, zu verändern.

@Cybele - an diesem Satz
Cybele hat gesagt.:
das gab wilde Gerangel in der Dunkelheit und ich habe mir mit einem recht kräftigem „Bären“ einen heftigen
Kampf geliefert. Natürlich hatte das dann früher oder später eine recht erotische Komponente.
bin ich gestern echt lange hängen geblieben. Wegen des Wortes "natürlich". Die Verbindung von Gewalt, Machtempfinden und Sex ist inzwischen sehr stark thematisiert und diskutiert in den Medien (und meiner Ansicht nach auch in der Gesellschaft). Ich glaube, du hast recht, so ein Workshop ginge heute nicht mehr. Hattet ihr ein "safe word"? Also etwas, was du hättest sagen können, damit er gewusst hätte, dass du nun wirklich kämpfst, weil du das nicht mehr willst, und nicht, weil es zum Spiel gehört?
 
Dabei
24 Sep 2017
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#38
@Zufallsgenerator Mein Punkt war nicht, dass man aufhören und zufrieden sein soll, sondern dass es heute längst nicht mehr so schwer ist, Dinge, die einem nicht gefallen, zu verändern.
Oh. Mein Punkt war auch nicht, dass du meintest, wir sollten aufhören - nur, dass wir alle Nachzügler*innen und Vorreiter*innen sind. :)
Ob es einfacher ist, Dinge zu ändern, weiß ich gar nicht. Klar, man hat mehr Mittel, aber noch immer die Angst vor Veränderungen, oder?
 
Dabei
15 Jun 2019
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#39
Ich habe verrückterweise genau das gegenteilige Gefühl. Im Fernsehen gibt es Talksendungen wie "Paula kommt". Es gibt zahlreiche Podcasts von Frauen, die nur solche Themen besprechen. Es gibt Serien, wie "Sex Education" auf Streaminganbietern. Ich finde Sexualität und alles, was damit zusammenhängt, wird aktuell in allen möglichen Medien sehr stark thematisiert.
Zwischen dem, was in den Medien passiert und in der realen Gesellschaft liegen meiner Meinung nach aber ziemlich große Welten. Gerade "Paula kommt" ist für mich ne Sendung, die ganz bestimmt nicht das widerspiegelt, was in der Gesellschaft wirklich abläuft. Da konzentriert man sich auf die möglichst skurrilen Aspekte der Sexualität, auf Dinge, die aufhorchen lassen und eben eine große Zuschauerzahl garantieren. Das Ungewöhnliche verspricht halt geile Quoten und Fernsehmacher sind gerade im Privatfernsehen auf maximalen Gewinn aus, nicht auf wirklich bahnbrechende Unterhaltung. Fetisch-Parties, BDSM usw. verkaufen sich nun mal besser als das alltägliche Sexualleben der Durchschnittsdeutschen. Da hat man im Öffentlich Rechtlichen meiner Meinung nach viel mehr richtig gemacht, aber leider ist diese tolle Sendung mit Ann-Marlene Henning leider eingestellt worden.

Obwohl Sex in den Medien gefühlt omnipräsent ist, finde ich nämlich auch, dass unsere Gesellschaft große Rückschritte macht. Wenn ich in meinem Freundeskreis erzähle, dass ich gern FKK mache - was meinst du, wie viele komische Blicke ich da schon geernet habe. Dabei war es für meine Eltern-Generation vollkommen normal. Heute gibt es immer weniger Orte, wo FKK offiziell erlaubt ist, selbst bei uns in den neuen Bundesländern, wo FKK traditionell weiter verbreitet gewesen ist.

ich glaube es gibt große Unterschiede zwischen dem, was in den Medien vermittelt wird und dem, was eine Gesellschaft tatsächlich ausmacht.
Dem kann ich deshalb nur zustimmen.
Und zum Thema noch ein kleiner Hinweis aus aktuellem Anlass: Stellt sicher, dass euer Nagellack ganz getrocknet ist, bevor ihr loslegt - glaubt mir, ihr ruiniert euch nicht nur den Lack!
Oh je, das hört sich nicht schön an. Ein Glück, dass ich meine Nägel nie lackiere. :)
 
Dabei
6 Feb 2017
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#40
@JuliaA Okay. Was die Sendung "Paula kommt" angeht, muss ich kurz einfügen, dass ich meinen Fernseher nicht an das Fernsehen angeschlossen habe und die deshalb nie gesehen hab. Ich weiß nur, dass es diese Sendung gibt. Und ich hatte sie erwähnt, weil ich daraus eben gefolgert hatte, dass es durchaus eine Audienz für Frauen gibt, die gerne über Sex, Masturbation oder sonst was reden.
Ich denke deshalb spiegelt die Präsenz von Themen in Medien schon in gewisser Hinsicht auch einen gesellschaftlichen Wert dieser Themen für mich wieder.

Was deine persönliche Erfahrung angeht, kann ich nur bei meiner allerersten Antwort bleiben, dass ich, um das gewichten zu können, wissen müsste, wie genau das in welcher Situation angesprochen wurde. Ich selbst habe die Erfahrung komisch angeguckt zu werden in dem Kontext noch nicht gemacht. Ich bin mir aber sicher, dass es auch Leute gibt, die erzählen würden, dass sie komisch angeguckt werden, wenn sie erzählen, dass sie nicht in Thermen gehen, weil sie textilfreie Zonen nicht mögen.

JuliaA hat gesagt.:
Ein Glück, dass ich meine Nägel nie lackiere. :)
:) Eine Freundin von mir meinte mal, man würde, wenn es mir nicht so gut geht, das daran erkennen, dass meine Nägel dann mehr als einen Tag lang unlackiert bleiben. ;) Kommt Gott sei Dank nicht oft vor.
 
Dabei
13 Jul 2015
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#41
Ich selbst habe die Erfahrung komisch angeguckt zu werden in dem Kontext noch nicht gemacht.
Ich glaube, du hast ein offenes Umfeld und damit Glück gehabt.

Ich fand Feminismus früher zB auch "unnötig", weil ich selber nie diskriminierende Erfahrungen gemacht hab. Ich hab gar nicht verstanden, warum sollte man überhaupt darüber reden?
- Das bedeutet aber nicht, dass das Problem von Gleichstellung nicht trotzdem gesellschaftlich existiert (wie ich dann auch später am eigenen Leib erfahren hab).

Das Tabu von Masturbation hab ich dagegen ziemlich stark erlebt. Ich hab mich zB mein ganzes Teenagerdasein dafür geschämt zu masturbieren, es wäre komplett unmöglich gewesen, offen darüber zu reden. Das Thema war für mich in der Familie, bei Freunden und allgemein gesellschaftlich komplett Tabu (da gabs aber auch kein netflix mit sex education. Das hätte bestimmt schon geholfen). Und ich würde mein Umfeld nicht als konservativ beschreiben.

Ein einziger Freund von mir hat mich in der ganzen späteren Teenie Zeit einmal etwas zu Masturbation gefragt (ich glaub nur, ob ich das mache) auch in einem eher lockeren Kontext, und ich weiß noch, dass mir heiss und kalt wurde, so unangenehm war mir die Frage. I

Erst durch den Artikel in der Neon, den ich gelesen habe, hab ich gemerkt, dass man überhaupt darüber reden kann. Mir hat das eine große Erleichterung verschaffen, weil ich davor dachte, etwas stimmt mit mir nicht.
 
Dabei
6 Feb 2017
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#42
Ida hat gesagt.:
Ich fand Feminismus früher zB auch "unnötig"
Irgendwie hab ich das Gefühl, ich hab mich hier versehentlich in die Situation gebracht, nun als Antifeministin gesehen zu werden.

Ida hat gesagt.:
Das Tabu von Masturbation hab ich dagegen ziemlich stark erlebt. Ich hab mich zB mein ganzes Teenagerdasein dafür geschämt zu masturbieren, es wäre komplett unmöglich gewesen, offen darüber zu reden.
Darf ich fragen, woher du wusstest, dass es ein Tabu war? Hast du versucht darüber zu reden und es verboten bekommen? Wurde dir gesagt, dass Frauen über solche Dinge nicht sprechen? Was genau hat dein Bild in dieser Zeit geprägt?

Ida hat gesagt.:
Ein einziger Freund von mir hat mich in der ganzen späteren Teenie Zeit einmal etwas zu Masturbation gefragt (ich glaub nur, ob ich das mache) auch in einem eher lockeren Kontext, und ich weiß noch, dass mir heiss und kalt wurde, so unangenehm war mir die Frage.
Seid ihr noch befreundet?

Ida hat gesagt.:
Erst durch den Artikel in der Neon, den ich gelesen habe, hab ich gemerkt, dass man überhaupt darüber reden kann. Mir hat das eine große Erleichterung verschaffen, weil ich davor dachte, etwas stimmt mit mir nicht.
Wie alt warst du, als du den Artikel gelesen hast?

Ida hat gesagt.:
Ich glaube, du hast ein offenes Umfeld und damit Glück gehabt.
Das kann natürlich sein. Wenn auch witzig, da ich in einer sehr religiösen Familie aufgewachsen bin. Für mich war es immer klar, dass, wenn ich etwas an mir wahrnehme, von dem ich nicht weiß, ob das normal ist, ich dazu recherchiere und dabei eben auch mit Leuten darüber spreche. Ich hab mit 12 angefangen die BRAVO zu lesen, in der es eine Seite mit einer nackten Frau und eine mit einem nackten Mann gab und dahinter die Dr.-Sommer-Seiten. Da hab ich mir immer die Fragen und Antworten durchgelesen. Und meinen Freundinnen gegenüber hab ich Themen dann eben angesprochen, wenn sie mich beschäftigt haben.
Ich erinnere mich aber zB an eine aus meiner Klasse damals. Sie war älter, weil sie sitzen geblieben war (sie 16 und ich 14 oder knapp 15) und sie hat in der Sportumkleide immer lauthals von ihren Sexgeschichten erzählt und wie doll sie beim ersten Mal geblutet hat und wie groß der Penis von ihrem aktuellen Typen war und wie oft sie es getrieben hätten und wo und in welchen Stellungen und trallala. Und ich hab halt zugehört, aber es hat mich nicht wirklich interessiert, sie war keine Freundin von mir. Und dann hat sie sich zu mir umgedreht und meinte - ohne, dass ich was gesagt hätte - "Ist dir das gerade unangenehm? Ich glaub das ist zu viel für unsere Süße." Und in dem Moment hab ich sie richtig gehasst. ;)
Weil für mich war es einfach so, dass sie halt irgendeine Reaktion auf ihre "krassen" Stories haben wollte und was weiß ich, welche da die optimale gewesen wäre - so gut kannten wir uns nicht. Ob ich ihr jetzt applaudieren sollte oder lachen sollte oder nur interessiert nicken sollte?
Und daran hat mich halt die Story von JuliaA hier erinnert. Weil es auch hier um keine Person ging, die ihr nahe stand, sondern eine, die sie ewig nicht gesehen hatte. Und weil die erst mal zögerlich reagiert, wird die direkt gefragt, ob ihr das Thema unangenehm ist und dann wird sie direkt in diese Schublade "Frau, die nicht offen über ihre Sexualität sprechen kann" gesteckt.
Deshalb sagt JuliaAs Geschichte für mich noch nichts über Frauen allgemein aus. Das soll aber natürlich nicht heißen, dass es sicherlich viele Frauen gibt, denen tatsächlich die Möglichkeit fehlt offen über diese Themen zu sprechen, obwohl sie es gerne würden.
 
Dabei
13 Jul 2015
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#43
Irgendwie hab ich das Gefühl, ich hab mich hier versehentlich in die Situation gebracht, nun als Antifeministin gesehen zu werden.
Nein, das war nur ein Vergleich und nicht auf dich bezogen. Und das hab ich bisher auch nie gedacht.

Ja. Aber ich glaube nur, weil ich ihm in dem Moment gesagt hab, dass ich das tue (masturbieren), und dass es mir total unangenehm ist darüber zu reden. Und er hat dann halt cool reagiert (Oooh, dann danke ich dir umso mehr dass du das gesagt hast). Das hat uns eher näher gebracht. Eigentlich witzig, dass ich mich genau an den Wortlaut der Konversation noch erinnere, obwohl es über 10 Jahre her ist.

Wie alt warst du, als du den Artikel gelesen hast?
Ich glaube 20 oder 21.

Darf ich fragen, woher du wusstest, dass es ein Tabu war? Hast du versucht darüber zu reden und es verboten bekommen? Wurde dir gesagt, dass Frauen über solche Dinge nicht sprechen? Was genau hat dein Bild in dieser Zeit geprägt?
Gute Frage. Für mich war das klar, dass masturbieren irgendwie was schlechtes, ekliges ist, etwas, was nicht okay ist. Ich hab nie versucht darüber zu reden, das hätte ich mich niemals getraut. Ich glaube, meine Eltern sind da eben auch sehr unaufgeschlossen - meine Mama ziemlich religiös, und in fast allen Religionen ist Masturbation ja schon moralisch verpönt. Dabei kann ich mich nicht daran erinnern, dass sie jemals einen Kommentar darüber gebracht hat, das Masturbieren nicht ok ist. Sexualität wurde eben überhaupt nicht in der Familie thematisiert.
Im Freundeskreis Sex schon, ab einem gewissen alter (so 16 herum denke ich), und ein paar von meinen Freundinnen haben auch die Bravo gelesen (ich durfte die nicht lesen). Aber über Masturbation hab ich nichtmal mit meiner besten Freundin geredet, und die wusste sonst alles über mich. Ich hab auch heute noch das Gefühl, dass das Thema zwischen uns nicht normal, sondern irgendwie schambehaftet ist.


Und daran hat mich halt die Story von JuliaA hier erinnert.
Das erklärt auch, warum du die Frage von ihr unsensibel fandest ;) Im Gegensatz zu dem Mädel in deiner Klasse waren JuliaA und ihre Gesprächspatnerin ja schonmal gute befreundet gewesen, und sie waren zu zweit, deshalb ist es zumindest für mich nicht so eine Situation wo vor allen anderen der Finger auf jemanden gezeigt wird.
Aber diese Freundin von JuliaA hätte auch ich vor 10 Jahren sein können, und dann hätte sie mit ihrer Einschätzung recht gehabt, dass es ihr unangenehm war. und eigentlich wollte ich mich auch schon damals sehr gerne darüber unterhalten - ich wusste bloss nicht wie.

Wäre aber auch interessant zu wissen, ob die Situation JuliaA und ihre Bekannte näher gebracht hat, oder eher von einander entfernt hat.

Haben deine Eltern dir die Bravo gekauft? Hast du sie selber gekauft, wurden irgendwelche Kommentare dazu abgegeben? Hast du dich versteckt, um sie zu lesen, oder wäre es dir unangenehm gewesen, wenn du grade die Seiten mit den Nacktphotos angeschaut hättest, und ein Elternteil wäre hereingekommen? Oder war das alles ganz offen und normal für dich?
Wenn du so sehr das Gefühl hattest, einfach frei zu Dingen wie Sexualität zu recherchieren und zu fragen, kann ich dich nur beglückwünschen. Das freut mich sehr für dich, und ich hoffe dass auch noch viel mehr zur Normalität wird.
 
Dabei
6 Feb 2017
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#44
Ida hat gesagt.:
Haben deine Eltern dir die Bravo gekauft? Hast du sie selber gekauft, wurden irgendwelche Kommentare dazu abgegeben? Hast du dich versteckt, um sie zu lesen, oder wäre es dir unangenehm gewesen, wenn du grade die Seiten mit den Nacktphotos angeschaut hättest, und ein Elternteil wäre hereingekommen? Oder war das alles ganz offen und normal für dich?
Ich hab sie mir selbst gekauft. Ich hab eine Schule in der Innenstadt besucht und weil ich selbst am Rand der Stadt gewohnt hab, musste ich jeden morgen U-Bahn fahren. Da beim Kiosk hab ich die BRAVO stehen sehen und mir gekauft. Meinen Eltern hab ich das nicht groß erzählt, aber auch nicht verheimlicht. Ich hab denen nur insgesamt nicht jeden Zeitschriftenkauf berichtet. Ich weiß, mein Vater meinte irgendwann mal "Oh, du liest die BRAVO. Darf ich mal?" und dann hat er bisschen darin geblättert und sie mir leicht amüsiert zurückgegeben. Ich weiß noch, die alte Dame beim Kiosk hat irgendwann angefangen mittwochs, wenn die neue rauskam, auf mich zu warten und mir zuzurufen und zu winken mit der Zeitschrift in der Hand. :)
Die Seiten mit den nackten Menschen hatte ich sogar mal offen, als ich im Hausflur auf der Treppe saß und auf meine Klavierlehrerin gewartet hab. Ich glaub, ich hab wirklich wenig Gedanken daran verschwendet, dass da jemand komisches über mich denken könnte. Ich kann mich allerdings auch nicht erinnern, dass es mal jemand mitbekommen hätte.
Ich finde, das klingt jetzt alles so, als wäre ich total selbstbewusst gewesen und andere Meinungen mir egal, was definitiv nicht so war. Mir waren andere Meinungen total wichtig. Ich war einfach super wissensdurstig, weil ich alles über alles wissen wollte, um möglichst vorbereitet für diverse Situationen zu sein.
Ich erinnere mich, als ich meine erste Schambehaarung bekommen hab. Da bin ich zu verschiedenen Mädchen aus meiner Klasse einzeln hingegangen und hab sie unter vier Augen gefragt, ob sie das auch schon haben und wie sie damit umgehen. Also, ob sie sie rasieren oder in Ruhe lassen, oder was auch immer. Die haben alle schüchtern gelächelt und mir dann ihre Antwort verraten.
Vielleicht hatte ich auch einen guten Instinkt zu welchen Leuten ich gehen konnte damit? Es ist bei Kommunikation ja bekanntlich immer Sender und Empfänger.. Es gibt auch Leute, mit denen würde ich heute noch nicht darüber reden. Einfach, weil ich fühle, dass ich aus Gesprächen mit denen nichts gewinne und irgendwo ist es für mich auch noch eine besondere Geste der anderen Person gegenüber, wenn ich mich ihr öffne. Das mache ich schon nicht bei jedem.
 
Dabei
15 Jun 2019
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#45
Was die Sendung "Paula kommt" angeht, muss ich kurz einfügen, dass ich meinen Fernseher nicht an das Fernsehen angeschlossen habe und die deshalb nie gesehen hab. Ich weiß nur, dass es diese Sendung gibt. Und ich hatte sie erwähnt, weil ich daraus eben gefolgert hatte, dass es durchaus eine Audienz für Frauen gibt, die gerne über Sex, Masturbation oder sonst was reden.
"Paula kommt" habe ich auch nur ein einziges Mal gesehen. Ich fand die Sendung von der ganzen Machart her nur darauf ausgerichtet, mit möglichst spektakulären Berichten über nicht alltägliche Sex-Erlebnisse Quote zu machen.
Die Audienz für ein wirklic gutes Format gäb es aber ganz bestimmt. Nur sind halt drüber reden wollen und drüber reden können noch einmal zwei verschiedene Dinge.

Ich erinnere mich aber zB an eine aus meiner Klasse damals. Sie war älter, weil sie sitzen geblieben war (sie 16 und ich 14 oder knapp 15) und sie hat in der Sportumkleide immer lauthals von ihren Sexgeschichten erzählt und wie doll sie beim ersten Mal geblutet hat und wie groß der Penis von ihrem aktuellen Typen war und wie oft sie es getrieben hätten und wo und in welchen Stellungen und trallala. Und ich hab halt zugehört, aber es hat mich nicht wirklich interessiert, sie war keine Freundin von mir. Und dann hat sie sich zu mir umgedreht und meinte - ohne, dass ich was gesagt hätte - "Ist dir das gerade unangenehm? Ich glaub das ist zu viel für unsere Süße." Und in dem Moment hab ich sie richtig gehasst.
In dem Moment hätte ich wohl das gleiche gefühlt wie du. Wenn dich mein Erlebnis an dieses Ereignis damals erinnert hat, was mir auch unangenehm gewesen wäre, dann tut mir das wirklich leid. Das wollte ich nicht.
So wie bei dir war es aber bei mir aber ganz bestimmt nicht. Sie war erstens nicht irgendeine Klassenkameradin und zweitens waren wir nur zu zweit ohne Beteiligung Dritter, als ich sie gefragt habe.
Mir wäre es übrigens nie in den Sinn gekommen, in so einem Moment solche Dinge von mir preiszugeben. Es macht einen Unterschied, ob ich privat mit Freundinnen rede oder öffentlich an einem Ort, wo weiß Gott wer zuhören könnte und ich damit rechnen muss, dass da auch Leute sind, die so manches pikante Detail über mich gar nicht wissen wollen.

Weil es auch hier um keine Person ging, die ihr nahe stand, sondern eine, die sie ewig nicht gesehen hatte. Und weil die erst mal zögerlich reagiert, wird die direkt gefragt, ob ihr das Thema unangenehm ist und dann wird sie direkt in diese Schublade "Frau, die nicht offen über ihre Sexualität sprechen kann" gesteckt.
Sie war keine Fremde. Wir waren und sind immer noch gute Freundinnen, kannten uns schon ewig und haben nach wie vor auch miteinander viel Kontakt. Wir sehen uns leider nicht mehr so regelmäßig, weil wir beide an unterschiedlichen Orten studieren, aber wir schreiben uns regelmäßig, telefonieren auch öfter mal und daher ist sie jetzt auch nicht irgendeine Person, sondern wir stehen uns schon nahe.
Ich habe auch nie gesagt, dass ich sie für eine halte, die nicht über ihre Sexualität sprechen kann. Das ist nämlich nicht so. Wir konnten im gesamten Freundeskreis schon immer gut und locker über Sex reden. Nicht nur mit ihr, auch mit meinen anderen Freundinnen. Es war daher nicht so, dass ich vorher den Eindruck gehabt hätte, sie wäre prüde oder so. Den Eindruck habe ich auch heute nicht. Wenn es um die Liebe zu zweit ging, dann war uns nie etwas peinlich. Nur die Selbstliebe, die wurde halt nie angesprochen und da hatte mich ihre reservierte Haltung im ersten Moment schon etwas überrascht. Nur deshalb habe ich vorsichtig nachgefragt, ob es ihr unangenehm ist und nachgehakt, warum eigentlich. Weil wir sonst halt echt über alles reden konnten, was mit Sex zu tun hatte.

Ich erinnere mich, als ich meine erste Schambehaarung bekommen hab. Da bin ich zu verschiedenen Mädchen aus meiner Klasse einzeln hingegangen und hab sie unter vier Augen gefragt, ob sie das auch schon haben und wie sie damit umgehen. Also, ob sie sie rasieren oder in Ruhe lassen, oder was auch immer. Die haben alle schüchtern gelächelt und mir dann ihre Antwort verraten.
Wir haben auch miteinander über solche Dinge wie die Schambehaarung gequatscht und darüber, ob und wie wir uns rasieren. Da wurde auch niemand schief angeguckt, wenn sie sich nicht rasiert hat. Für uns war klar, dass jede das selbst entscheiden muss wie sie sich wohlfühlt und da war was anderes als eine Intimrasur daher auch nicht eklig oder so - also so wie es eigentlich sein sollte.

Wäre aber auch interessant zu wissen, ob die Situation JuliaA und ihre Bekannte näher gebracht hat, oder eher von einander entfernt hat.
Uns hat es auf jeden Fall näher gebracht. An dem Tag haben wir nicht noch mal drüber gesprochen. Aber ein paar Tage später hat sie von sich aus noch mal das Gespräch angeschnitten und gemeint, dass es eigentlich seltsam ist, dass man nicht drüber spricht, wo wir doch sonst über alles andere auch tratschen. Seitdem können wir beide auch über Selbstbefriedigung ganz ungezwungen plaudern. Neulich hat sie mir sogar mal in einem Telefongespräch ziemlich euphorisch erzählt, welches neue Sextoy sie sich kürzlich angeschafft hat und dass der Kauf sich ziemlich gelohnt habe. :)
 
Dabei
16 Apr 2020
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#46
Also erstmal,ich bin M/37 und ich habe gar kein Problem damit zu sagen dass ich Selbstbefriedigung mache.
Ich glaube ich mache es seit ich 11 bin regelmäßig, auch wenn ich in einer Beziehung bin .
Dann vielleicht nicht so häufig wie als Single.
Aber ich finde sb ist was ganz normales
 
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