Kontakt zu den Eltern abbrechen?

Dabei
6 Mrz 2015
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#1
Hallo!

Ich bin 25 und ziehe Anfang April für ein Masterstudium aus der Heimat weg.
Ich überlege seit langer Zeit, zu meinen Eltern den Kontakt abzubrechen und betrachte diesen Studienortswechsel als geeignete Möglichkeit damit anzufangen. Weshalb ich den Kontakt abbrechen möchte, hat sich in einer langjährigen Therapie herausgestellt und kann ich gern schildern.

Ich bin das älteste von vier Geschwistern. Als ich 4 war, wurde mein nächstjüngerer Bruder (damals 3) von einem Auto angefahren und überlebte schwerverletzt, mit Folgeschäden an Stimmbändern und Luftröhre. Damals wurde er in der Schweiz behandelt, weil sie hier mit seinem Fall überfordert waren. Meine Eltern haben ihn begleitet und waren ca. 9 Monate fort, in denen ich bei meiner Tante unterkam und mein anderer Bruder (2) bei meinen Grosseltern. Meine Schwester war noch nicht geboren.

Meine Mutter ist noch heute depressiv und ich glaube, der Unfall war der Auslöser dafür. Leider hat sie sich niemals psychotherapeutisch behandeln lassen, wenngleich sie Antidepressiva nimmt. Wer depressive Menschen kennt, weiß dass es sehr schwer sein kann, mit ihnen Kontakt zu haben. Mein Vater ist emotional kühl, neigt aber zu Witzen und Lächerlichkeiten, besonders auf Familienfeiern - zudem hat er mich, meine Geschwister und meine Mutter früher geschlagen und oft allein gelassen. Klar gab es den ein oder anderen schönen Moment in der Kindheit, erinnern kann ich mich aber nur noch an diese schlechten Dinge.

Die heutige Situation ist schaut so aus: meine Mutter bezeichnet mich als Schauspieler, sie macht mir nur Vorwürfe (Undankbarkeit, Materialismus, Hinterhältigkeit....) und erpresste mich emotional, als ich ihr sagte ich würde gern den Kontakt abbrechen "DAs werde ich Dir nie verzeihen, jetzt hast Du es zu weit getrieben.." - mein Vater war drauf und dran mir ins Gesicht zu schlagen und stand mit erhobener Faust vor mir. Meine Eltern akzeptieren meinen Partner nicht und mischen sich grundsätzlich in mein Leben ein, was die Ausgestaltung angeht, konkrete Hilfestellung o.ä. geben sie aber nicht. Ich würde gern Euern Rat wissen, bzw ob jemand ähnliche Erfahrungen gemacht hat.
 
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Greif

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Dabei
3 Mrz 2015
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#2
Was erwartest du von fremden im Netz, wenn dein Therapeut oder deine Therapeutin, die wohl ausgewiesene Fachleute sind und deinen Fall kennen, dir schon raten, den Kontakt abzubrechen?
 
Dabei
6 Mrz 2015
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#3
Greif, bitte lies meinen Beitrag genau, bevor du auf Logikfehler aufmerksam machst.
Ich habe nicht gesagt, dass mir dazu geraten wurde. Sondern dass ich während einer Therapie herausfand, dass ICH es gerne MÖCHTE. Zwischen diesen beiden Bedingungen kann man glaube ich ganz gut differenzieren.
 

Greif

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Dabei
3 Mrz 2015
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#4
Gehoppst wie gesprungen.

Unter Aufsicht und Behandlung ausgewiesener Fachleute bist du auf dieses Ergebnis gekommen. Gründe, den Kontakt zu dieser Familie abzubrechen, führst du auch noch selber alle auf. Was lässt dich zweifeln?
 
Dabei
6 Mrz 2015
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#5
Okay, wenn das für dich dasselbe ist.
Zweifeln lässt mich eigentlich nichts, außer dass ich mir oft denke: "Vielleicht wird es ja JETZT endlich besser".
Die Familie hat Zuwachs bekommen, meine Eltern einen Enkel - von meiner Schwester. Deshalb glaube ich einerseits, könnte dieser Umstand die Familienverhältnisse bessern, andererseits könnte er die empfunde TRauer relativieren. FRei nach dem Motto: "Einer geht, einer kommt"
 
Dabei
4 Jun 2013
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#6
Ich bin 25 und ziehe Anfang April für ein Masterstudium aus der Heimat weg. .
Nicht so ganz verständlich dein Entschluss mit den Eltern gänzlich zu brechen,
....hört sich so nach Rache oder Genugtung an..
Du ziehst doch eh fort,...bis so doch schon von deinen Eltern räumlich getrennt!

Aus der Ferne betrachtet sieht manches,oft nach kurzer Zeit, schon ein Stückchen anders aus,
die Zeit solltest du dir und deinen Eltern geben,entscheiden kannst du dann immer noch!

Ziehe in Frieden,nicht im Groll an deinen neuen Lebensort!
 

Greif

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Dabei
3 Mrz 2015
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#7
Don Diro hat gesagt.:
Nicht so ganz verständlich dein Entschluss mit den Eltern gänzlich zu brechen,
....hört sich so nach Rache oder Genugtung an..
Selbstschutz kommt wohl eher hin, selbst, wenn ich das mit der Therapie falsch gelesen habe, was die Eltern mit ihm abgezogen haben, hab ich gelesen. Und das reicht, dass ein 25 jähriger den Kontakt zu den Eltern abbricht.
 
Dabei
4 Jun 2013
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#8
Selbstschutz kommt wohl eher hin, selbst, wenn ich das mit der Therapie falsch gelesen habe, was die Eltern mit ihm abgezogen haben, hab ich gelesen. Und das reicht, dass ein 25 jähriger den Kontakt zu den Eltern abbricht.
So gesehen hätten wir da zwei Meinungen:
1 x die eines Youngsters
1 x die eines ältern lebenserfahrenden Vater mit längst erwachsenen(3) Kindern!:eusa_whistle:
 
P

Papatom

Gast
#9
Moin,
Kontaktabbruch mit den dazugehörenden Gemeinheiten im Affekt und alten Kamellen die dann hochkommen darfst Du auch nicht unterschätzen. Man treibt den Teufel nicht nit dem Beelzebub aus, falls Du das Sprichwort kennst.....

So was kann Dir dann Dein nächstes seelisches Problem bescheren. Super Tipp.

Sehe es wie Don. Wenn Du räumlich weg bist, bist Du raus aus dem akuten Konfliktbereicht. Das nimmt schon mal 95% Spannung raus.

Entscheidender ist es, dass Du lernst, eine innere Haltung zu entwicklen. Die dahingehen sollte "Es ist mein Leben. Ich bin verantwortlich aber ich bin auch der, der bestimmt, wos langgeht. Wer mit will gerne, der Rest.....eben nicht".

Das gilt auch und gerade für Eltern. Bedeutet aber nicht, dass Du Dir Tür endgültig zumauerst, sondern sie nur so lange schließt, bis sie eben klingeln. Dann machst Du aber eben auch gerne wieder auf.....

Wenn Du weg bist, was bleibt denn dann als Konfliktpotential? Telefonanrufe? Nichterscheinen bei Familienfeiern, falls es die überhautp gibt?

Generell sehe ich es so, es ist wichtig, dass man seinen eigenen Weg geht. Sich von den Eltern löst. Dazu gehört immer ein gewisser Bruch. Klar. Aber normalerweise ist es so, dass eine Neustrukturierung der Verhältnisse das Ziel sein sollte. Wiederbegegnen auf Augenhöhe. Jeder dann als Erwachsener.

Das nimmst Du Dir damit. Für mich klingt es auch nach Rache und billiger Retourkutsche. Letztlich bist Du aber Kind Deiner Eltern und eigentlich hättest Du Dir doch auch eine schöne Kindheit gewünscht. So sollte das Ziel eigentlich emotionale Souveränität und Unahängigkeit heißen, nicht der Eklat aus Rachelust. Dann hat Du den Rest Deines Lebens im Hinterkopf, irgendwo da sitzen Deine ELtern und hassen Dich jetzt, wo Du doch eigentlich nur wolltest, dass sie Dich lieben und akzeptieren, wie Du bist.

Seltsamr Therapeut. Sorry.

Mach nichts kaputt, was du nachher nicht mehr retten kannst und später bereust und das noch aus unnötigen Gründen heraus.



Grüße
 
Dabei
28 Jul 2014
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#10
Hier mit "Ich hab mehr Lebenserfahrung, deswegen ist meine Meinung mehr wert" zu kommen, find ich ehrlich gesagt ein bisschen peinlich. Grade wenn man sich in einer vollkommen anderen Lebensphase als der Fragesteller befindet, fehlen einem da meiner Meinung nach vielleicht ein paar Blickwinkel. Wenn zum Beispiel mein Großvater meinen Lebenslauf bestimmt hätte, wäre ich garantiert unglücklich geworden, obwohl er ja deutlich mehr Lebenserfahrung und 3 erwachsene Kinder hat.

Ich finde Paptoms Ansatz gut. Und so ähnlich habe ich es damals auch gemacht. Ich bin weggezogen. Und habe den Kontakt ziemlich runtergefahren. Über zwei oder drei Jahre hatten wir quasi keinen, und das hat meine Eltern zwar glaube ich verletzt, aber mir selbst verdammt gut getan. Ich habe aber nie einen Schlussstrich gezogen, irgendwas final gemacht oder so. Heute ist das Verhältnis zu meinen Eltern besser als je zuvor.
Ich würde mir diese Möglichkeit nicht verbauen. Zieh weg, schau was für dich erträglich oder angenehm ist, aber reiße nicht sofort alle Brücken hinter dir ab. Weil vielleicht reicht die Entfernung schon, damit es dir besser geht. Und wenn nicht, kannst du den vollkommenen Bruch später immer noch durchziehen.

Hat für mich auch nichts mit Rache zu tun, sondern Selbstschutz. Wenn man jahrelang wegen der gleichen Personen unglücklich ist, und sich dauerhaft nichts an den Problemen ändert, sehe ich nicht, wieso man sich damit rumschlagen müsste, nur weil es zufällig die Menschen sind, die einen gezeugt haben. Meiner Meinung nach hat jeder das Recht, mit diesen Personen ebenso wie Partnern oder Freunden der gleichen Kategorie "Schluss zu machen", ohne dass das kindische Rebellion, Rache oder sonstwas ist. Denn schließlich würde hier JEDER das "Schlussmachen" empfehlen, wenn hier jemand ankommt und sagt, sein Partner würde ihn schlagen, niedermachen, emotional erpressen und schlecht behandeln.
 
Dabei
4 Jun 2013
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#12
. Grade wenn man sich in einer vollkommen anderen Lebensphase als der Fragesteller befindet, fehlen einem da meiner Meinung nach vielleicht ein paar Blickwinkel. Wenn zum Beispiel mein Großvater meinen Lebenslauf bestimmt hätte, wäre ich garantiert unglücklich geworden, obwohl er ja deutlich mehr Lebenserfahrung und 3 erwachsene Kinder hat.
Nachsatz
Das ein Großvater auch eigene,zum Thema passende, leidvolle Zeiten durchleben muste,(Stichwort Schwiegermutter)...und daraus seine Erfahrungen zieht,....kommt dir dabei wohl nicht in der Sinn!

Nur weil dein Großvater so gestrickt war,...
kannst du nicht im Rundumschlag gleichermaßen auf alle anderen Großväter "einprügeln"!:mad:
 
P

Papatom

Gast
#13
Hier mit "Ich hab mehr Lebenserfahrung, deswegen ist meine Meinung mehr wert" zu kommen, find ich ehrlich gesagt ein bisschen peinlich. Grade wenn man sich in einer vollkommen anderen Lebensphase als der Fragesteller befindet, fehlen einem da meiner Meinung nach vielleicht ein paar Blickwinkel.
Ja ja......weil man älter ist, hat man automatisch vergessen, wie das war? Sagt mein Sohn auch immer. Wenn es nach dem geht, war ich immer schon 41, hatte nie den ersten Liebeskummer und sowieso keine Ahnung.

Der Vorteil den man im Alter hat ist, dass man 1) die Situation nachvollziehen kann, aber 2) eventuelle Reflektions- und Anpassungsprozesse schon durchlaufen hat. Somit ist man da sehr wohl in der Lage, gute Ratschläge zu erteilen, denn man ist einen Schritt weiter, als derjeneige, der das noch nicht durchgemacht hat.

Zumal man eben die Auswirkungen möglicher Kurzschluss- und Frusthandlungen besser darstellen kann, da u. U. schon elber erlebt.

Es geht hier nicht um Bestimmen und Durchsetzen, sonern um einen Rat. Der wurde ja z. B. von Don auch gegeben. Nicht "bestimmt...." ;)

Sicher mögen da bei Dir persönliche Faktoren mit reinspielen, aber das wäre dann ein anderes Thema

Grüße
 
Dabei
4 Jun 2013
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#14
Der Vorteil den man im Alter hat ist, dass man 1) die Situation nachvollziehen kann, aber 2) eventuelle Reflektions- und Anpassungsprozesse schon durchlaufen hat. Somit ist man da sehr wohl in der Lage, gute Ratschläge zu erteilen, denn man ist einen Schritt weiter, als derjeneige, der das noch nicht durchgemacht hat.
Danke Tom
das du dies mal "geradegerückt" hast,..
...mich haben die Äußerung von @Miki schon sehr verletzt!:(
 
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