Es kommt immer darauf an, wie und aus welchen Gründen die Trennung beschlossen wurde. Und auch, von wem oder ob man derjenige war, der noch eine emotionale Bindung hatte.
Aber wenn es die gleichen Verhältnisse waren, ist die Trennung wegen Fremdgehen leichter, da es eindeutiger ist. Übliche Trennungen sind nicht selten zäh, haben schwammige Grenzen und lassen einen noch hadern und hoffen. Das Fremdgehen ist eine eindeutige Sache, und demnach ist die Trennung ebenfalls eine eindeutige Entscheidung. Vor allem jedoch weiß man, dass man jemandem gegenüber steht, der sich eindeutig nicht an selbst gesetzte Regeln hält und demnach unzuverlässig ist. Das vermittelt einem die Gewissheit, dass es sowieso nicht mit der Person hätte klappen können.
Ergo: Das schlimmste am Fremdgehen ist leider immer noch der verletzte falsche Stolz. Viele Leute sagen dann, dass sie das Vertrauen verloren hätten. Aber in Wirklichkeit sind sie zutiefst in ihrem Stolz verletzt. Kaum einer kann über die eindimensionale (und recht banale) Schmach hinwegsehen und das betrachten, was wirklich wichtig ist: Dass die Person nicht zuverlässig ist und somit nicht der Sex das schlimme war, sondern das was dahintersteht: Dass die Person versprechen kann, was sie will...sich aber kaum daran halten wird, wenn sie selbst bei beziehungstragenden Regeln Gleichgüktigkeit beweist.
Die Trennung aufgrund Fremdgehens würde mich somit nicht lang belasten. Generell reflektiere ich Situationen auf ihre positive Eigenschaften. Wieder solo zu sein, schafft neue Freiheiten, schafft neuen Ansporn für Dinge, die in der Beziehung vielleicht zu kurz kamen. Ich blicke kaum zurück, selbst wenn ich eine starke emotionale Bindung zur Expartnerin hatte. Ausgenommen davon ist der Rückblick für die Eigenreflexion der Situation, um es das nächste Mal ggf. besser zu machen.
Eine Tür schließt sich, eine andere öffnet sich. Wer nach vorne schaut, merkt, dass das Leben viele verschiedene Arten der Bereicherung für einen bereithält.