Ich kann mich ändern! Tu es aber nicht! Hilfe!

Dabei
25 Feb 2010
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#1
Einige Worte zu mir, wobei ich versuche nichts zu verheimlichen oder zu beschönigen:
Ich habe ein Beziehungsproblem. Ich bin ein erwachsener, vernunftbegabter
Mensch von 23 Jahren und ich bin nicht verrückt.
Mein psychologisches Profil ist normal, bis auf den Punkt, dass ich die Trotzphase
in der Pubertät übersprungen habe und deshalb keine Konflikte im Streit lösen kann.
Ich leide an inneren Aggressionen weshalb ich in stressigen Situationen meine emotionale
Seite abschalte. Aber darum geht es nicht. Mit diesem Problem komme ich klar.
Es hilft mir sogar in der Fachhochschule meine Vorträge ohne
Händeschwitzen zu überstehen. Jetzt kommt es aber:

Ich bin nicht sonderlich verantwortungsbewusst. Ich lege es nicht darauf an, aber egal wie sehr
ich es mir vornehme mich zu bessern, ich bin vergesslich, schlampig, mit der kleinsten Aufgabe
überfordert, antriebslos und faul. Ich wünschte ich wäre es nicht und ich weiß vom Wünschen geht
es auch nicht weg, aber ich komme nicht aus meinem Trott, selbst für meine Freundin,
dabei liebe ich sie sehr! Es schmerzt sie auch, ich kann es verstehen, wenn sich jemand nicht
einmal für seine Liebste bessern kann, kann er sie ja gar nicht so sehr lieben.

Das schlimmste ist aber: Sie hat das Gefühl sie müsste mich auffangen. Sie versucht mich
bei allem zu unterstützen und es fruchtet einfach nicht. Ich bin ein Haufen vergeudete Arbeit!
Undankbar. Unverbesserlich.

Jetzt ziehe ich bei ihr aus. Wir hätten keine Zukunft zusammen.
Dabei hat sie wahrscheinlich recht! Wir haben uns vorgenommen nicht aufeinander
auf der Tasche zu liegen, getrennte Kassen also. Aber mit meiner Einstellung werde ich niemals
an ihr Gehaltseinkommen herankommen.

Momentan lasse ich mein Studium sehr schleifen. Wahrscheinlich werde ich durchkommen aber eben
nur wahrscheinlich. Dabei kann ich es viel besser, das weiß ich! Und meine Freundin weiß es auch!
Bei einem Fach wo ich zwei Mal durchgefallen bin, hab ich zum Schluss eine 1.0 geschrieben.
Generell fällt mir vieles in den Schoß wofür meine Freundin hart, hart, arbeiten muss.
Ich habe keine Angst vor Referaten, bekomme für die schlampigsten meiner Arbeiten gute Noten,
während sie Tag und Nacht (keine Dramatisierung) schuftet wie verrückt und dann nur ein Befriedigend
erhält. Das ist sehr sehr frustrierend für meine Freundin zu sehen, wie ich mich schleifen
lasse, während sie dahin krebst.

Sie hat bereits das Studium abgebrochen weil sie der Stress körperlich zerstört hat.
Jetzt arbeitet sie als Praktikantin jeden Wochentag mindestens 14 Stunden für einen kleinen Verlag
der sie nicht mal bezahlt und erledigt dort die Arbeit von zwei Layoutern und einem Grafiker.
Hört sich das zu extrem an um wahr zu sein? Ja, aber sowas gibt’s! Ich hingegen arbeite
ich nur 12 Stunden in der Woche! Das sind nicht mal zwei Stunden jeden Wochentag.
Und schaffe es nicht mich aus meiner Bequemlichkeit aufzuraffen!

Passenderweise leide ich an Adipositas Grad I. Oder im Volksmund einfach krankhafte Fettleibigkeit
genannt. Ich bin ein fettes Schwein! Vom vielen Nichtstun bin ich Fett geworden! Und ich weiß,
dass ich bei dieser Ernährung früh Diabetes und Herzprobleme bekommen werde! Aber wenn ich zum
Kühlschrank gehe schalte ich ab! Keine Gedanken an meine Freundin! Keine Gedanken an meine Gesundheit.
Und sie sagt, wenn du mich liebst nimmst du ein wenig ab, nur ein wenig! Ich schaffe es in guten
Zeiten ein paar Tage hintereinander auf das Trainingsrad aber dann ist es wieder vergessen!
Einen Abend hebe ich Hanteln, dann verstauben sie wieder für einen Monat unterm Bett! Ich verstehe
mich nicht! Was bin ich für ein Mensch der nicht einmal für den Mensch den er liebt ein wenig seine
Gewohnheiten ändern kann??

Ich habe mein ganzes bisheriges Leben so gelebt. Bin gerade mit dem nötigsten durchgekommen, hab
einfach viel Glück gehabt ohne was dafür zu tun. Werde wahrscheinlich in der unteren Einkommensschicht
landen. Das war noch in Ordnung für mich als ich nur für mich gelebt habe. Aber als ich dann das
perfekte Mädchen gefunden hatte, konnte ich mich nicht dazu aufraffen mich ein wenig zu ändern.
Ich liebe sie sehr! Aber meine Faulheit und Trägheit sind anscheinend viel größer als jede
andere innere Kraft von mir. Und die Erkenntnis darüber hilft mir überhaupt nicht das Problem
anzupacken. Das einzige was passiert, wenn ich darüber rede ist, dass ich mir vorkomme als würde
ich mich hinter meinen Beschwerden und Buhu-Gesülz verstecken und mich damit rechtfertigen wollen.
Dabei gibt es Nichts zu rechtfertigen!

Und meine Freundin leidet darunter. Ich mache sie regelrecht kaputt damit! Dabei lieben wir uns sehr!
Die Konsequenz daraus ist, entweder ich bessere mich, was eigentlich in meiner Macht stünde, oder ich
verlasse sie um ihr nicht weiter Leid zuzufügen. Also was mache ich. Ich verlasse sie.
Sie ruft mir verzweifelt entgegen: Gibt es nichts mehr dazu zu sagen??
Und ich kann ihr nicht antworten, denn Worte bedeuten aus meinem Mund nichts. Nichts. Ich kann keine
Versprechen halten, ich kann nur über die Erkenntnis meiner Mängel reden. Ich weiß, dass ich der einzige bin,
der mich ändern kann! Aber ich tu es nicht. Warum tu ich es nicht??
Und meine Freundin weiß es auch nicht! Wir beide sind verzweifelt.
Nur habe ICH keinen Grund verzweifelt zu sein. Ich KANN etwas verändern. Aber tu es nicht.
Wenn ich sage ich WILL, dann hört sich das für mich an wie: Ich will einen Ferrari und viel Geld.
Aber hinter diesem WOLLEN ist nur heiße Luft!

Ich weiß was ich tun muss, ich weiß dass ich es kann!!
Warum passiert nichts? Ich verstehe es nicht.
Sie versteht es nicht. Versteht ihr es?
Kann mir irgendjemand einen Rat geben?
 
Dabei
19 Feb 2010
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#2
warum willst du dich ändern? Brich das Studium ab, besorg die eine eigene kleine Wohnung, geh arbeiten, kauf dir einen chicen Breitwandfernseher und einen großen Kühlschrank, sieh zu, dass er immer gut gefüllt ist und einen und geniesse das Leben.;)

Was willst Du mehr?
 
Dabei
18 Dez 2009
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#3
Wow, ich bin beeindruckt von Deiner Schilderung. Ich will Dir auch gerne antworten. Aber dazu brauch ich einen Moment. Etwas Geduld bitte.
 
Dabei
18 Dez 2009
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#4
Also: ein Grundsatzgedankenfehler ist m.E. schon mal dass Du glaubst, Du willst oder müßtest Dich für Äußeres verändern. Insbesondere jetzt für Deine Freundin - vorher weil man sich nun mal nicht so wie Du verhalten sollte - was Du ja auch selbst weißt und bestätigen kannst.

Verhaltensänderungen sind immer schwierig. Und wenn sie für andere Menschen oder aus äußeren Umständen oder Zwängen heraus erfolgen sollen, gleich noch viel viel schwieriger. Daher ist es schon mal kein Wunder, dass Du es bislang nicht geschafft hast, Dein Verhalten zu ändern.

Vielleicht ist ein erster Schritt auch schon mal, wenn Du nicht mehr davon sprichst, Dich ändern zu wollen - sondern Dein Verhalten. ;) Du kannst Dich nämlich nicht komplett ändern. Du bist der Mensch, der Du bist - und darum sabotiert Dein Inneres bislang auch jeden Deiner Versuche.
Ich frag mich, ob ich mich zu fachsimpelig anhöre, wenn ich das jetzt detailierter erkläre. Andererseits wäre es vielleicht hilfreich. Hm. Sollte ich? :roll:
 
Dabei
25 Feb 2010
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#5
Ich frag mich, ob ich mich zu fachsimpelig anhöre, wenn ich das jetzt detailierter erkläre. Andererseits wäre es vielleicht hilfreich. Hm. Sollte ich? :roll:
Ich hoffe ich verschwende nicht eure Zeit mit meinem Problem.
Auf keinen Fall will ich noch mehr Leuten damit auf die Nerven gehen..
 
Dabei
18 Dez 2009
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#6
Na gut, dann mal meine gesammelten Erkenntnisse hinsichtlich Verhaltensänderungen. Und zum hoffentlich guten Schluss dann nochmal ein anderes Statement zu Dir.

Also. (Aber bedenken: Laie erklärt Laie... von daher liebes Fachpublikum, gerne berichtigen, aber ich bitte um Nachsicht für eventuelle Ungenauigkeiten.) Das Verhalten wird ja vom Gehirn gesteuert. Du hast Deinen Verstand und Dein Gefühl. Für alles logische - also Deinen Verstand - ist der sogenannte Neokortex zuständig, für das Gefühl das sogenannte limbische System. Vereinfacht gesagt ist Dein limbisches System viel viel stärker und auch die entsprechenden Areale im Gehirn sind viel größer als Dein Neokortex. Dein Gehirn kann also mit dem limbischen System viel mehr leisten und viel mehr Informationen verarbeiten als Du mit Dein Verstand. Nicht nur deshalb, aber auch deshalb, bestimmt Dein limbisches System und Dein Gefühl viel mehr, wie Du Dich verhältst, als Du mit Deinem Verstand. Das erklärt auch schon mal, warum Du Dich so "irrational" verhältst - und nicht änderst, obwohl Du das doch logischer Weise für Deine Freundin und verstandsmäßig betrachtet für Dein ganzes Leben solltest.

Das Ding ist, dass das limbische System Informationen anders verarbeitet als Dein Neokortex. Nämlich überhaupt nicht in Zahlen, Daten, Fakten und sachlogischen Aussagen - sondern in Bildern. Darum kommt Dein Vorsatz "Ich will mich meiner Freundin zu liebe (oder warum auch immer) besser verhalten" in Deinem limbischen System auch gar nicht an, sondern bringt höchstens alles durcheinander. Dein limbisches System schießt zurück und lässt Dich erst recht tun, was Du eigentlich immer tust - und am Ende stehst Du da - mit genau der Verwirrung, die Du jetzt hast bzw. die aus Deinem Eingangsbeitrag ersichtlich ist.
 
Dabei
18 Dez 2009
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#7
Du musst a) mal anerkennen, dass Verhaltensänderungen nicht von heute auf morgen gehen. Und dann ist es hilfreich, Deine Maßnahmen zur Verhaltensänderung so zu gestalten, dass sie Dein limbisches System ansprechen. Da gibt es so einige Tipps und Tricks. Einer dieser ist zum Beispiel, die Verhaltensänderung als zeitlich begrenztes Projekt anzusehen - und EIN Verhalten (nicht sein ganzes -also ganz viele Verhalten gleichzeitig) in einer Zeispanne zu ändern. Dafür kann man sich auch Ziele und Zwischenziele setzen, und das ganze beispielsweise als Wettkampf ansehen. Der Dir vielleicht dann auch Spaß macht?

Auf jeden Fall kannst Du Dich nicht in allem ganz einfach komplett ändern. Verhaltensänderung ist hart und Arbeit, kann aber auch Spaß machen. Und lohnt sich immer, wenn man mit ihr destruktives Verhalten - und das ist Deines , das ist Dir selbst ja auch klar - los wird.
 
Dabei
18 Dez 2009
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#8
So, und nachdem ich so weit bin, muss ich dann wohl leider sagen, dass wenn ich Dich richtig verstanden habe, dass DU Dich von Deiner Freundin getrennt hast wegen Deines Verhaltens und deshalb jetzt ausziehst - und es "sonst" keine Probleme bei Euch gab (natürlich ist das ein ernst zu nehmendes großes - aber kein unlösbares), ihr Euch aber dennoch beide ganz doll liebt und sonst keine Probs habt - dass es dann ein Fehler war, sich zu trennen. Oder verfrüht. Oder wie auch immer.
Aber das lässt sich vielleicht hinkriegen. Vielleicht ist es auch gar nicht schlecht, wenn Du erstmal wieder Zeit für DIch hast, Deine Verhaltensänderung in Angriff nimmst und erst nach einigen Fortschritten sie DIr wieder hilft und ihr gemeinsam Euren Lebensweg weitergeht.
 
Dabei
25 Feb 2010
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#9
Danke für die Ratschläge und Perspektiven ;)

Ich denke ich werde ihr sagen, dass ich ausziehe und mich wieder
bei ihr melde wenn ich mich gebessert habe. Dann erst macht es
überhaupt Sinn an dieser Beziehung weiter festzuhalten, weil ich
meiner Freundin ansonsten nur unnötig wehtue.

Eine solche Trennung ist zwar echt schmerzhaft für sie, weil es für sie
und auch für mich so aussieht als würde ich vor der Beziehung flüchten..
Aber was kann ich sonst tun? Ich kann einen Sinneswandel nicht mehr
durch Worte beschwören, sondern nur durch Taten, indem ich an mir
und dem Studium arbeite, aber die Semesterferien haben begonnen.
Ich werde den nächsten Monat keine Gelegenheit mehr haben mich zu
beweisen.. und ich habe Angst dass meine momentane Motivation bis
dahin verflogen sein wird..

Ich fühle mich schlecht, weil ich ihr so weh tu, und ich kann sie nichtmal trösten..
Wenn ich sie anrufe haben meine Worte kein Gewicht. :cry:
 
Dabei
18 Dez 2009
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#10
Du musst m.E. nicht ausziehen um mit Taten zu beweisen statt mit Worten zu beschwören. Die Semesterferien könntest Du nutzen, um beispielsweise Dein Gewichtsproblem anzugehen. Da gibt es übrigens auch Foren, die Dir da weiterhelfen können. Ein ganz gutes kostenloses ist glaub ich beispielsweise www.gesuender-abnehmen.com.

Außerdem könntest Du die Semesterferien nutzen, viel Zeit mit Dir selbst zu verbringen, in Dich zu gehen und neue Strategien für Dich entwickeln, die eben eher im limbischen System ankommen. Hilfreich wäre wohl auch eine weitere Auseinandersetzung mit der Frage, warum Du Dich eigentlich so verhältst, wie Du Dich verhältst. Vielleicht ja tatsächlich weil Du einfach immer Glück und es immer zu bequem hattest. Bequemlich/Annehmlichkeit ist ein großes Motiv für unser Verhalten.
Es könnte aber auch sein, dass Du Dir Dein Leben tatsächlich immer so gebastelt hast, wie es war, weil Dein limbisches System glaubt, dass Du nichts besseres verdient hast. Du also selbst nicht glaubst, dass Du es verdient hast, erfolgreich aus eigener Kraft zu sein, selbst glücklich zu sein und andere glücklich zu machen. Was natürlich Quatsch ist. Aber wenn diese Vorstellung in Deinem Hirn so verankert ist, ist sie das, wohin es Dich treibt. Du kannst vieles ändern. Deine Figur, Dein Leben, Dein Einkommen. Freu Dich, dass DU so tolle Anlagen hast, dass Dir vieles leicht fällt - und nutze die. Nicht nur Du hast das verdient - sondern im Grunde die ganze Menschheit. :mrgreen: Du bist eine Bereicherung. Für die ganze Welt. Und besonders im Leben Deiner Freundin. Also fang an, Dich auch als solche zu sehen - und eine möglichst schöne zu sein - so wie sie es für Dich auch ist. ;) Lauf nicht weg!
 
Dabei
25 Feb 2010
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#14
Ich danke euch.
Ich bin rausgegangen und hab mit dem örtlichen Fitnessstudioleiter gesprochen..
vielleicht kann er mich bei meinem Vorhaben unterstützen.
Ich hab auch meinen alten Psych. Dr. auf den Anrufbeantworte gesprochen.

Danke nochmal für die guten Ratschläge!
Ihr werdet von mir hören ;)
 
Dabei
18 Dez 2009
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#15
Ich danke euch.
Ich bin rausgegangen und hab mit dem örtlichen Fitnessstudioleiter gesprochen..
vielleicht kann er mich bei meinem Vorhaben unterstützen.
Ich hab auch meinen alten Psych. Dr. auf den Anrufbeantworte gesprochen.

Danke nochmal für die guten Ratschläge!
Ihr werdet von mir hören ;)
Wow, ich bin beeindruckt! Und gespannt, auf das nächste, was wir von Dir hören.
 
Dabei
11 Feb 2010
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#16
Wow! Sympathischer Kerl, dieser ProNice. Äußerst intelligent und tatsächlich (wegen Auszug) sehr verantwortungsbewusst & sensibel. Damit hast du es schon mal schwerer als andere in der Welt deinen Platz zu finden. Und wenn das nicht so einfach funktioniert, wie du es gewohnt bist, ist es nicht verwunderlich, dass dein Verhalten autoaggressiv wird. Das geht vielen so!

Das Verhalten wird ja vom Gehirn gesteuert.
Mööööp!!! One of my pet hates..
Weigere mich den Fall 'ProNice' nicht als soziales Phänomen zu sehen. Möchte folgendes ergänzen: Die Kultur schafft bestimmte Leitbilder, die ebenfalls unser Verhalten bestimmen.

Dein Laie


Das Ding ist, dass das limbische System Informationen anders verarbeitet als Dein Neokortex. Nämlich überhaupt nicht in Zahlen, Daten, Fakten und sachlogischen Aussagen - sondern in Bildern.
Hollywood!?.
 

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