Ich hätte gerne weniger PDA (öffentliche Zuneigung)

Dabei
27 Aug 2014
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#1
Hallo,

mir ist leider kein besserer Begriff eingefallen, um das Thema kurz und knackig in der Überschrift zu beschreiben. Für alle, die mit der Abkürzung nichts anfangen können: PDA bedeutet "Public display of Affection" und meint nichts anderes als sämtliches öffentlich zur Achau gestelltes "Pärchenverhalten" von Händchenhalten bis Küssen und Kuscheln.

So, worum es mir dabei geht ist folgendes: Ich (27) bin mit meiner Freundin (auch 27) jetzt schon gute 7 Jahre zusammen. Es ist für uns beide die erste Beziehung. Und wie es nunmal so ist, wenn man jung ist (wir waren damals beide 20) haben wir uns auch nicht sonderlich darum gekümmert, wie es bei anderen ankommt, wenn wir öffentlich rumknutschten oder sonst wie unser Umfeld wissen ließen, dass wir frisch verliebt waren. Wir haben beide die ganze Zeit intensive Nähe zum anderen gesucht und das war auch sehr schön so. Im Laufe der Zeit wurde meiner Freundin das verständlicherweise etwas unangenehm/peinlich, während ich unverändert möglichst viel Nähe und Körperkontakt mit meiner Freundin ausleben wollte, unabhängig der Situation. Ich konnte auch nie so richtig verstehen, warum man sich daran stören sollte, wenn andere gerade ihre verliebtheit ausleben, denn auch als ich Single oder unglücklich verliebt war, war mir das bei anderen immer gänzlich egal. Trotzdem konnte ich natürlich nachvollziehen, dass ich da eher der Ungewöhnliche war und da ich den Wunsch meiner Freundin voll und ganz respektierte, habe ich nachgegeben und meine körperliche Nähe zu ihr auf ein normales Maß runtergeschraubt. Das heißt als Händchen halten und zur Begrüßung oder zum Abschied ein kurzes Küsschen auf den Mund. Das haben wir die darauffolgenden Jahre auch so praktiziert und eigentlich wäre damit auch alles prima, wenn ich dahingehend nicht eine Entwicklung durchgemacht hätte.



Denn während meine Freundin wie damals immernoch das gleiche Maß an PDA bevorzugt, habe ich im Laufe der zeit eine regelrechte Abneigung dagegen entwickelt. Das eine sind die Küsschen auf den Mund. Ich küsse eigentlich sehr gerne, bevorzuge aber lange und leidenschaftliche Küsse. Dieses Ritual sich zur Begrüßung und zum Abschied kurz zu küssen ist für mich eher etwas mechanisches, was man nicht tut, weil man gerade Zuneigung zum Gegenüber empfindet, sondern vielmehr, weil es anhand der situativen Umstände eben gerade angebracht erscheint. Mittlerweile empfinde ich das als ziemlich unangenehm und würde das eigentlich lieber komplett belassen. Meine Freundin dagegen kann mit längeren, leidenschaftlichen Küssen oder gar Zungenküssen leider nichts anfangen, hält dafür sehr viel auf das kleine Ritual sich ein Küsschen zur Begrüßung und zum Abschied zu geben.


Das andere, was ich im Laufe der Zeit immer unangenehmer fand ist die Öffentlichkeit dahinter an sich, denn was ich vor einigen Jahren noch ganz toll fand, ist mir jetzt irgendwie sehr unangenehm. Küssen, Kuscheln und Händchenhalten sind Sachen, die ich nun garnicht mehr gerne öffentlich mache. Ich habe dabei das Gefühl etwas zu zeigen, was andere eigentlich nicht sehen sollten, so als ob ich mich in der S-Bahn ausziehen würde, was rational betrachtet natürlich albern ist. Fakt ist aber, dass ich mich dabei einfach unwohl fühle, obwohl ich genau weiß, dass sich eigentlich niemand an der gesellschaftlich akzeptierten Art von PDA, die wir zeigen, stört. Es ist auch nicht so, dass ich nicht öffentlich zu meiner Freundin stehen würde (was nach etwa 7 Jahren auch ziemlich merkwürdig wäre). Ich liebe sie, ich bin stolz auf sie und ich schwärme auch sehr viel von ihr, wenn ich mit anderen über sie rede (manchmal so sehr, dass es die anderen schon ein wenig nervt), aber das ganze in der Öffentlichkeit körperlich auszudrücken ist mir mittlerweile echt ein Graus. Zuhause funktionierts mit dem Kuscheln und allen dann wieder wunderbar.


Auch ist es so, dass mich das im Moment ziemlich bei anderen Pärchen stört. Ich bekomme richtige Wut, wenn ich sehe wie ein Pärchen auf der Straße oder sonst wo ihre Liebe nach außen zeigt und damit meine ich nicht solche Pärchen, die kurz davor sind sich gegenseitig aufzuessen, sondern auch solche die einfach nur Händchen halten oder wo sich z.B. das Mädchen im Bus an den Jugen anlehnt. Für mich ist das aber fast so unangenehm, als hätten sie dort hemmungslosen Sex. Natürlich bin ich mir bewusst, dass das irrational ist und ich damit eine ziemlich exklusive Einstellung habe, weshalb ich auch nicht auf die Idee kommen würde, mich darüber zu beschweren, was ich am liebsten machen würde, aber innerlich ist es mir sehr unangenehm.



Bei anderen Pärchen kann ich das ja noch durch Wegschauen und Nichtbeachten ganz gut tolerieren, aber meine Freundin fordert gerechtfertigterweise ja auch ein gewisses Maß an körperlicher Nähe in der Öffentlichkeit. Mir dagegen wäre es am liebsten, wenn wir wie Bruder und Schwester auftreten würden. Ich habe das Thema mal kurz angeschnitten und es ist ihr auch schon ein wenig aufgefallen aber leider fühlt sie sich dadurch vor allem zurückgewiesen, da ich ihr ja in dem Moment meine Zuneigung nur verbal ausdrücken kann und es wohl für sie nicht so prickelnd ist, wen sie mir ein küsschen geben möchte und ich entweder zurückweiche oder man mir anmerkt, dass ich es nicht mag.


Wie würdet ihr das bewerten? Sollten wir da einen Kompromiss finden oder sollte ich mich dem anpassen, was die Norm ist, da mein Bedürfnis immerhin ziemlich ungewöhnlich ist? Und wie kann ich den Wunsch nach weniger PDA so rüberbringen, dass es nicht wie Abweisung bei meiner Freundin ankommt?
 
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Revage

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3 Mai 2014
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#2
Man kann sich auch echt zusätzliche Probleme schaffen und sich das Leben selbst schwerer machen...

Wo ist das Problem seine Freundin zu Küssen wenn man sich sieht ? Wo ist das Problem "Händchen zu halten" wenn man spazieren geht ? Wo ist das Problem mal kurz den Arm um seine Freundin zu legen ?

Ich halte nicht viel von hemmungslosen Küssen in der Öffentlichkeit, aber wenn man sich ab und zu mal küsst oder Hand in Hand läuft ist das doch völlig normal. Ich verstehe nicht was es da so abstoßendes geben soll ?

Also ich verstehe dich absolut nicht.
 
Dabei
27 Aug 2014
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#3
Hallo Revage,

danke für deine Antwort und ehrliche Meinung.

Ich bin da ganz deiner Meinung, dass es völlig normal ist, sich ab und zu auch öffentlich zu küssen, hand in hand zu laufen etc. Und natürlich ist meine Abneigung nicht rational begründbar, da es keine äußerem Umstände gibt, die dagegen sprechen. Trotzdem ist es mir unangenehm. Einen rationalen oder objektiven grund kann ich dafür natürlich nicht nennen und natürlich kann man das auch schwer nachvollziehen, wenn es einem nicht gerade genauso geht.

Deshalb kann ich auf die Fragen wo genau das Problem bei XY liegt auch nur antworten, dass ich es einfach eher als unangenehm und nicht als angenehm empfinde. Klar gibt es Sachen, die eigentlich jeder normale Mensch als schön oder zumindest nich problematisch empfindet, aber gleichzeitig bei den meisten Leuten sicher 2-3 Sachen, die sie persönlich nicht ausstehen können oder vielleicht auch mehr mögen als andere, obwohl es dafür objektiv keinen grund gibt. Alleine was das intensive Küssen (also zuhause) angeht ist da ja jeder anders. Die meisten mögen es, aber manche Leute finden das echt unangenehm. Der Unterschied bei mir ist höchstens, dass ich mit meinem Empfinden dort einer ziemlich kleinen Minderheit angehöre, weshalb ich ja auch in Betracht ziehe, mich da einfach anzupassen und das verhalten zu zeigen, was von mir erwartet wird. Und so wie ich deinen Kommentar verstehe, wäre es auch das, wozu du mir raten würdest, nehme ich an.

PS: Was die Bewertung meines Problemes angeht: mir ist schon klar, dass es vielleicht im Vergleich zu akuten Beziehungskrisen eher weniger schwer ist, aber ich dachte nicht, dass es unangemessen ist, auch etwas kleinere Beziehungsprobleme hier zu posten. Falls doch, tut es mir leid. Selbst konstruiert ist das Problem aber nur bedingt, immerhin habe ich's mir ja nicht ausgesucht, das ganze blöder zu finden als andere (-;
 
Dabei
27 Mrz 2012
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#4
Natürlich gibt es einen rationalen Grund dafür. Für alles gibt es eine Erklärung.

Interessant ist bei dir ja, dass sich deine Ansicht von Ablehnung der Gesellschaft erst angepasst hat um dann sogar ins Extreme zu gehen. Denn ja, deine Meinung ist bereits extrem, wenn du Wutanfälle bekommst, wenn du Menschen siehst, die eine öffentliche Zuneigung auch nur gesellschaftlich akzeptiert zeigen.

Liegt es an deinen Gefühlen zu deiner Freundin? Wohl eher nein, denn Zuhause machst du es ja gerne. Auch wenn dir vorgeworfen werden könnte, dass du nicht zu deiner Freundin stehst. Schließlich scheint es, als ob du nicht zeigen willst, dass sie deine Freundin ist.
Du beschreibst aber eine allgemeine Unannehmlichkeit zu öffentlichem Körperkontakt. Auch bei anderen, weshalb ich nicht denke, dass es das ist.

Viel eher habe ich das Gefühl, als ob dein Selbstwertgefühl immer schlechter wird.
Während du in der Jugend auf der einen Seite wahrscheinlich weniger über so etwas nachgedacht hast, hat es dich aber auch einfach nicht gestört, wann und wie du die Zuneigung zu deiner Freundin ausdrückst. Es war dir egal, was andere darüber denken. Du warst selbstbewusst und hast auf dich geschaut.
Jetzt aber stört es dich, was die Gesellschaft denkt. Dir ist es unangenehm, etwas öffentlich zu machen, was gesellschaftlich angeblich inakzeptable ist. Du legst also viel Wert auf die Meinung von anderen Leuten.. meist fremden Leuten, die du nicht kennst und nie wieder sehen wirst. Das hört sich nach Unsicherheit und einem schlechten Selbstwertgefühl an. Denn du definierst dich nicht selber, sondern mit dem Denken, was andere über dich denken könnten. Dabei weißt du nicht einmal, was du wirklich denken...


=> Ich würde dir empfehlen, das Leben wieder weniger ernst zu sehen und anzufangen spontan zu leben und dein Selbstwertgefühl zu verbessern. Zudem würde ich dir wirklich nahe legen, kein so ein großes Drama daraus zu machen und dich verdammt noch Mal nicht hineinzusteigern. Wenn du "Mädchen im Bus an den Jugen anlehnt" mit "hemmungslosen Sex" gleichsetzt, dann spinnst du gerade etwas rum. Das ist übertrieben.

Besonders, wenn es dich sogar so sehr beeinflusst, dass du wütend davon wirst. Ich hätte ja erwartet, dass du dich fremdschämst, weil es dir unangenehm ist. Aber Wut zu empfinden...
 
Dabei
27 Aug 2014
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#5
Hallo Insomnius,

danke auch für deine Antwort. Da sprichst du was gutes an: nicht so wirklich den gesellschaftlichen Normen zu entsprechen war damals immer ein Problem von mir. Weniger um gegen irgendetwas zu rebelieren, sondern weil ich zu wenig Feingefühl für das hatte was von mir erwartet wurde und - wie du schon gesagt hast - es mir schlicht und einfach egal war, was andere von mir halten.

Das hat sich dann auch insgesamt ziemlich geändert. Durch äußere Umstände, das Umfeld, Freunde, Mitstudenten, Vorgesetzte und viel Ablehung und Druck von Außen habe ich mich dann eher angepasst, meine Freundin dahingehend auch. Doch muss ich sagen, dass die Anpassung bei meiner Freundin wohl etwas besser gelungen ist, während ich zumindest in dem Punk "PDA" etwas überkompensiere. Ich habe schon überlegt, ob das nicht einfach nur ein weiterer Ausdruck gegen die "bösen gesellschaftlichen Normen" ist, da mein Verhalten bzw. meine Bedürfnisse, die ich jetzt habe ja ebenfalls unnormal sind, wobei ich mir das weniger vorstellen kann, da ich mich in den anderen bereichen soweit gut angpassen konnte und nicht zu sehr dazu neige, aus der Reihe zu tanzen und außer bei den "ritualisierten Küsschen", deren Sinn mir wirklich abgeht, sehe ich auch ein, dass ich da eher mit meinem Verhalten die Ausnahme bin und eigentlich eher ein gesundes und normales Ausdrücken meiner Gefühle in der Öffentlichkeit hinkriegen sollte.

Du hast auch Recht damit, dass ich viel Wert auf meinen Eindruck lege, den ich bei anderen hinterlasse. Ich muss aber sagen, dass es mir damit insgesamt auch besser geht. Wo ich früher viel Ablehnung von außen erfahren habe, sind sowohl fremde Menschen, als auch Leute, die mir wichtig sind deutlich netter zu mir und für das Berufsleben ist es ja letztlich auch unerlässlich, sich etwas anzupassen und nicht mehr so zu leben und sich nach außen so zu geben wie am Anfang des Studiums. Ist ja auch alles kein Problem, nur ist mir dieser Schritt bei dem öffentlichen Zeigen von Körperlicher Zuneigung meiner Freundin gegenüber (eigentlich ein sehr spezifischer Bereich) nicht so gelungen.

Dass es irrational ist, Anlehnen mit Sex zu vergleichen ist mir ja völlig klar, zumal ich mir natürlich zu 100% bewusst bin, was das andere Pärchen in der Situation macht und dass das vollkommen akzeptabel ist. Es ist nur ein unangenehmes Gefühl, das in mir aufsteigt. Dass da Ignorieren das einzige ist, was Sinn macht, ist auch klar.

Aber ich schätze, ich sollte das auch bei meiner Freundin zulassen, das ganze so rüberbingen, dass man mir nicht so anmerkt, dass es mir gerade unangenehm ist und vielleicht pendelt es sich dann von alleine wieder ein, denn je mehr ich darüber nachdenke umso unfairer scheint es mir meiner Freundin gegenüber, dass sie ihre normalen Bedürfnisse für meine Macke dahingehend zurückfahren soll.
 
Dabei
27 Mrz 2012
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#6
Empfindest du die gesellschaftlichen Normen als Druck? So kommt mir das nämlich vor. Du hast Ablehnung mit deiner früheren authentischen Art empfunden. Deswegen musstest du ein "Feingefühl entwickeln, was von dir erwartet wurde". Denn das sei "unerlässlich".
Deine erzwungen Anpassung ist bei dir so extrem geworden, dass du dich sogar fremdschämst.

Dann sag ich dir: Du bist gut so wie du bist. Du warst auch gut so wie du warst bevor du dich angepasst hast. Lass doch die Leute reden. Eine gewisse Anpassung ist okay, aber seine Persönlichkeit deswegen umzustellen, ist unsinnig. Wer deine authentische Person ablehnt, den brauchst du nicht.


=> Schüttel dich mal wieder gut durch und mach mal etwas, was "man nicht macht". Das Leben ist dafür da um Spaß zu machen. Befreie dich von gesellschaftlichen Fesseln und lebe wieder frei und ohne Einschränkungen. Küsse deine Freundin doch mal wieder länger..
 
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