für viele ein heikles Thema...

Dabei
8 Feb 2009
Beiträge
3
Alter
38
#1
Hi Leute!

Ich bräuchte mal euren Rat. Ich hab schon in einigen speziellen Foren mein Problem, bzw. meine Frage angebracht, aber ich krieg da irgendwie nur immer die Antwort: Geh in ne Therapie.
Nicht wirklich, die Art von Antwort die mir weiterhelfen würde.
Mein Problem ist, dass ich von meinem 11. Bis 19. Lebensjahr von dem Freund meiner Mutter missbraucht wurde. Ich bin der festen Ansicht, dass sie das gewusst hat, da sehr vielen einfach offensichtlich war, aber im Endeffekt hat sie sich für ihn entschieden und ich bin ausgezogen. Ich habe auch Anzeige erstattet und hab mir nen Anwalt genommen, aber der Fall wurde fallengelassen, weil meine Mutter und meine Schwester gegen mich ausgesagt haben. Im Endeffekt bin ich sogar etwas froh darüber, da er mich im Gericht wohl dann völlig fertiggemacht hätte.
Lange Rede kurzer Sinn: Ich bin von Zuhause weg, habe wieder Kontakt zu meinem Vater und seiner Familie und kann endlich mein Leben so leben, wie ich es will. Ich hab mein Abi gemacht, hab ein FÖJ gemacht und war ein Jahr als Freiwillige im Ausland. Nun studiere ich.
Ich sage von mir aus, dass es mir eigentlich ganz gut geht. Sicherlich, meine Vergangenheit hat Spuren hinterlassen, aber ich finde es irgendwo unpassend, alle Opfer über einen Kamm zu scheren und einfach zu sagen: Nimm dir nen Therapeuten. Ich glaube, dass ich mit meiner Vergangenheit gut klarkomme. Besonders das Auslandsjahr hat mir da geholfen. Sicherlich schmerzt der Verlust der Mutter und der Schwester und der Vertrauensbruch, aber ich verkrieche mich nicht. Was passiert ist, ist passiert und lässt sich nicht ungeschehen machen. Sich in Selbstmitleid zu wälzen bringt nichts, also versuche ich, nach vorne zu sehen und mein Ding zu machen.

Meine Frage in den anderen Foren war eigentlich lediglich, ob mein Verhalten in Beziehungen normal ist oder „unnormal“, was sich dann auf den Missbrauch zurückzuführen liesse.
Meine Beziehungen dauern im Schnitt 5 Monate, dann beende ich sie meist wieder. Der Grund ist, weil einfach das Gefühl weg ist. Manchmal geht es sogar soweit, dass ich die Gegenwart des Anderen kaum noch aushalten kann und gereizt oder tierisch genervt auf ich reagiere. Ich stosse die Typen dann immer von mir... Auch fang ich irgendwie automatisch an, mir nach ner gewissen Zeit sowohl positive, als auch negative Situationen mit meinem Freund vorzustellen... Es ist fast so, als würde ich nen Schnelldurchlauf in der Beziehung machen, merken dass er nicht der richtige is und es dann beenden.
Allerdings muss ich auch anfügen, dass ich nach meinem Auszug unsterblich in jemanden verliebt war und sehr lange mit ihm gekämpft habe, bevor wir endlich ne Beziehung hatten. Die dann in die Hose ging, da ich nicht das für ihn war, was er für mich war. Seit nem guten Jahr bin ich nun über ihn hinweg und hatte seitdem auch Freunde. Allerdings nie länger als besagte 5 Monate. Auch vor diesem Mann war das mein Schnitt.
Geht euch das vlt auch so? Ist es vlt einfach so, dass ich einfach mal schnell merke, dass der Typ doch nicht das ist, was ich suche oder ist es so, dass ich einfach nur alle von mir stosse, die mir zu nahe kommen? Ich von mir aus würde sagen, dass letzteres nicht unbedingt der Fall ist...
Ich weiss, dass ich aufgrund des Missbrauchs immer irgendwo nach jemandem suche, der an meiner Seite ist und dass ich deswegen nie lange single bin, einfach weil auch eine grosse Lehre in mir herrscht, wo früher mal die Familie war. Aber ich weiss halt nicht, wo ich dieses gegenläufige Verhalten einordnen soll. Dass ich die Jungs immer wieder so „schnell“ wegschiebe. Missbrauchsrelevant oder einfach nur nicht der Richtige?

Mich würde einfach mal eure Meinung, Ansicht und wenn ihr mögt, auch eure Erfahrungen interessieren. Es macht nichts, wenn ihr mit dem Missbrauchsthema noch nicht zu tun hattet oder ihr euch dessen nicht gewachsen fühlt oder ihr nicht glaubt, da helfen zu können. Einfach mal drüber nachdenken, sich nicht gleich vom Thema Missbrauch abschrecken lassen oder in Standards wie "Therapeut" abrutschen. =) Schreibt trotzdem bitte einfach mal, was ihr dazu denkt, vlt hilfts ja. =)
 
Anzeige:
Dabei
11 Mrz 2008
Beiträge
1.343
#2
Ich sehe in deinem Text den du da geschrieben hast eine echte Stärke. Deine Geschichte ist echt traurig und dennoch wirkst du so stark. Und mir steigen nur schon Tränen in die Augen, wenn ich deinen Text lese.
Nun zu deiner Frage.
Ich könnte mir vorstellen, dass du einfach auf der Suche nach dem Perfekten bist, was auch immer perfekt für dich bedeutet. Und dann lernst du einen Typen kennen, der dir vielleicht auf den ersten Blick gefällt, und vielleicht ist sogar ein Verliebtheitsgefühl da und dann kommst du mit ihm zusammen und merkst bald, dass er vielleicht doch nicht der Richtige ist.
Hier raus lese ich:
Ich weiss, dass ich aufgrund des Missbrauchs immer irgendwo nach jemandem suche, der an meiner Seite ist und dass ich deswegen nie lange single bin, einfach weil auch eine grosse Lehre in mir herrscht, wo früher mal die Familie war.
dass du die Typen nicht mal richtig kennengelernt hast und dadurch ist es logisch, dass er dir nicht passt, warum auch immer. Vielleicht solltest du dir mehr Zeit lassen mit dem Kennenlernen, so merkst du schon vorher, ob ihr wirklich zueinander passt und ob er deine Kriterien usw erfüllt.

Ich wünsche dir alles Gute und hoffe ich konnte helfen;)
 
Dabei
10 Jan 2009
Beiträge
1.352
#3
Wow, erst einmal meinen größten Respekt davor, wie Du mit den Geschehnissen umgehst.
Ich bin ebenfalls kein Fan davon, sich ununterbrochen an der Opferrolle festzuhalten und alles Schlechte, das einem widerfährt mit einer schlechten Kindheit / Vergangenheit in Verbindung zu bringen oder zu entschuldigen...in Deinem Fall bzw. im Falle von Mißbrauch kann ich das allerdings nachvollziehen und ziehe deshalb erst recht meinen Hut vor Dir!

Nun zum Thema: ich sehe das ähnlich wie Kerry. Ich denke ebenfalls, dass Du die Männer vielleicht einfach zu wenig kennst. Um nicht allein zu sein, lässt Du Dich schnell wieder auf was Neues ein, denn "es könnte ja der Richtige sein", der Dir ansonsten vielleicht "durch die Lappen" geht. Ich glaube, es ist wichtig, sich richtig kennen zu lernen und dann auch erst langsam eine Beziehung aufzubauen. Naja...reden ist immer leicht ;)
Ich mache es in meiner jetzigen Situation auch so und möglicherweise bin auch ich in ein paar Wochen von ihm genervt...ich kann Dich schon sehr gut verstehen.

Sicherlich hat es in irgendeiner Form mit deinen Erlebnissen zu tun. Alles was wir durchmachen prägt uns doch auf eine gewisse Weise. Und so ist es bestimmt auch bei Dir. Wenn Du allerdings ansonsten der Meinung bist, dass Du gut mit Deinem Leben und dem Erlebten klar kommst, sehe ich keinen zwingenden Grund für eine Therapie. Zumindest nicht was Dein Verhalten gegenüber Männern bzw. in Beziehungen angeht.

Es wäre sinnvoll, einen Versuch in die Richtung "gekonntes und gern gelebtes Allein-Sein" zu starten. Mach Dich unabhängig von dem Bedürfnis jemanden an Deiner Seite haben zu müssen. Dazu bedarf es außerdem nicht immer sofort einer Beziehung.

Ich wünsch Dir alles Gute auf Deinem Weg und weiterhin so viel Kraft und Stärke!
 
Dabei
24 Apr 2008
Beiträge
2.485
#4
So ein schweres Traum legt man ohne Therapie aber nicht einfach ab....
Auch wenn Du den Eindruck hast damit klarzukommen, prägt sowas im Unterbewusstsein Muster aus die das weitere Leben stark beeinflussen.

Ich kenne Frauen die das auch dachten und mit weit über 30 - wegen sich immer weiter zuspitzender emotionaler Probleme wegen der verdrängung statt verarbeitung - dann kletztlich deswegen doch in Therapie gelandet sind. Denn som was vergisst man nicht einfach - irgendwann bricht es sich dann massiv seinen Weg an die Oberfläche, wenn man es einfach versucht "abzuhaken" und zu vergessen.

Und die unbewussten Überzeugungen die durch solche Erfahrungen prägen, sorgen eben ohne ausreichende Verarbeitung dafür, dass Du entweder Dich nur in Männer verlieben wirst die Du nicht haben kannst um Dich davor zu schützen eine Beziehung haben zu müssen oder Dir Männer suchst die Dich (zumindest emotional) schlecht behandeln werden und Dir nicht den Respekt und die Wertschätzung entgegenbringen werden, die Du verdienst oder eben Männer suchst die Dir nicht das Wasser reichen können um die Kontrolle zu haben..... und letztlich auch keinen Mann Dir wirklich nahe kommen zu lassen, da Dich das veretzlich machen würde für das, was er Dir antun könnte....

Wenn Du eben kostant Beziehungsprobleme hast, sehe ich eben nicht wie das ohne Therapie zu lösen ist, da unbewuisste Muster zu erkennen alleine schon extrem schwer ist aber sie zu lösen den meisten nicht möglich ist, wenn sie mit schweren traum einhergehen. Und sexueller Misbrauch ist nunmal für die Psyche (Seele) des Kindes mit das schlimmste das passieren kann....
 
Dabei
12 Mrz 2009
Beiträge
367
Alter
41
#5
Auch fang ich irgendwie automatisch an, mir nach ner gewissen Zeit sowohl positive, als auch negative Situationen mit meinem Freund vorzustellen... Es ist fast so, als würde ich nen Schnelldurchlauf in der Beziehung machen, merken dass er nicht der richtige is und es dann beenden.
ich mache das nach ein paar Tagen und beende es bevor es überhaupt angefangen hat. Außer ich bin unheimlich verliebt, aber auch das lässt nach und man macht sich wieder diese Gedanken...
 
Dabei
9 Okt 2008
Beiträge
5.680
Alter
54
#6
Ich denke das muss nicht zwangsläufig nur mit dem Missbrauch zusammen hängen, die Trennung deiner Eltern kann auch ein Grund sein.

Das du Angst hast vor Beziehungen besonders wenn sie intensiv werden.
 
Dabei
11 Feb 2009
Beiträge
220
#7
Geb Strassenkatze recht!

Was Dir passiert ist,ist schrecklich & prägt einen Menschen immer!
Du wirkst zwar sehr stark,
aber wie man sehen kann,gibt es ja doch Probleme mit den Männern! :eusa_think:

Du hast Angst davor verletzt zu werden,deshalb trennst Du Dich immer dann,wenn er Dir gefühlsmäßig zu Nahe kommt!

Sobald Du merkst,er könnte Dich verletzen- das kann man meist leider
am besten bei Menschen die man mag oder liebt- stößt Du Ihn weg! :roll:

Du hast eine Mauer aufgebaut,um dich zu schützen!

Du magst nicht allein sein,deshalb ständig neue Beziehung,doch am Ende
ist es wie immer!

Sorry,aber Ich denke ohne "Therapie"wird es nicht anders werden!
Ich wünsche Dir viel Glück & alles Gute!
Lg
Swetdream!
 
Dabei
5 Nov 2007
Beiträge
6.472
Alter
82
#8
Für mich bist du auch ein beeidruckendes Beispiel, dass sich trotz sehr schwieriger Prägungen in Kindheit oder Heranwachsen starke und lebentüchtige Menschen entwickeln können.

Und das was du schilderst, kann eine Art Bindungsangst sein. Mit Ursachen ohne direkten Zusammenhang zu dem Missbrauch.

Zum Beispiel Der Verlust von Freiheit. Oder eine falsche Vorstellung von der Liebe, dass das Glück von Außen auf mich zukommt und ich das "verpasse", wenn ich mich "festlebe", die Traumfrau (oder den Märchenprinzen) verpasse.

Bei mir zum Beispiel gingen in einer früheren Lebensphase ca 15 Jahre lang immer wieder aus solchen Gefühlen heraus Beziehungen auseinander. Obwohl das oft Frauen waren, mit denen ich mir gut eine Lebensbeziehung vorstellen konnte.

Wenn ich jetzt wieder seit über 20 Jahren mit der gleichen Frau zusammen lebe, dann auch deshalb, weil ich mich irgend wann mal gefragt habe, wie lange ich dieses "Spiel" noch weiterführen will......
 
Dabei
8 Feb 2009
Beiträge
3
Alter
38
#9
Wow.. Danke Leute, echt vielen dank! =)
Ich hätte nicht gedacht, dass doch so viele Antworten... Fühlt euch alle mal gedrückt! ^^

Zu den Beziehungsänsgten sei vielleicht noch angefhrt: Dass is ja nicht so ist, als würde ich denjenigen von mir stossen, weil er mir zu nahe kommt. Das war ne Vermutung, die mein bester Freund mal angestellt hat und über die ich auch nachgrübel.
Seit meinem Auszug hatte ich ja auch ein paar Beziehungen, in denen ich gekämpft habe. Eine war dieser Typ, der quasi die Liebe meines Lebens war, für den ich aber nicht dasselbe war. Und dann mein Ex. Ich habe ihm 3 Chancen gegeben und mich im Endeffekt von ihm getrennt, weil ich mich nicht selbst zugrunde richten wollte. Ich hab mich da quasi gegen mein Herz entschieden.
Es ist nun nicht so gewesen, dass er mich verarscht hätte, er ist nur so einfühlsam, wie ein Elefant vorsichtig im Glasladen sein kann... Er kann sich einfach schlecht in andere hineinversetzen und konnte somit z.B. auch nicht nachvollziehen, warum es mich gestört hat, dass er mit seiner Ex ein WE in London verbringen wollte.... und da wollte er ja irgendwo noch so ein bisschen was von ihr... Also war die Trennung definitiv selbstschutz. Jetzt hat er realisiert, dass ich die Frau für ihn bin und er wartet und hofft, dass ich irgendwann zu ihm zurückkommen könnte. Aktiv macht er nix, weil ich ihnd arum gebeten habe und gesagt hab, dass ansonsten leider normaler Kontakt auch nicht mehr möglich ist.

Mittlerweile merk ich wieder, dass es schon nen Grund hatte, dass ich mit ihm zusammen war, aber ich weiss genauso gut, dass ich in ner Beziehung wieder nicht mit seiner Art klarkommen könnte.

Aber gut... Das mit dem "sich Zeit lassen" und den Schwarm erstmal kennenlernen... ja.. das is so ne Sache... ICh werde es versuchen und habe es mir fest vorgenommen. Ich glaube, ich werde den Ratschlag einer Freundin berücksichtigen, die meinte, dass Freundschaften einem ebenso helfen können und Halt geben können. Man müsse nicht immer ne Beziehung haben, um der EInsamkeit und Leere zu "entfliehen".

Ich wünsche euch einen schönen sonnigen Nachmittag! =)

greetz,

eure Lew
 
Anzeige:

Ähnliche Themen


Oben