@22jahreM
Ich denke, es könnte Deiner Freundin helfen, wenn sie sich jemandem anderen gegenüber öffnet.
Damit meine ich, beispielsweise in einem Forum, wie diesem hier.
Hier sind Menschen, die beide Seiten kennen, also auch verstehen, nicht nur kritisieren.
Ich möchte Dir einmal kurz schildern, wie es bei mir vor sehr vielen Jahren, in einer früheren Beziehung war:
Gerade Anfang 20 hatten mein damaliger Partner und ich noch keine richtige Ahnung von einer richtigen Beziehung.
Aus unseren Elternhäusern kannten wir Alltagstrott, Routine und nebeneinander herleben.
Wir dachten, so muss das sein.
Einer bestimmt (meist der mit dem höheren Einkommen), der andere hat sich anzupassen.
Streit war besonders wichtig, denn so war das in den Elternhäusern ja auch.
Wir kapierten damals noch nicht, dass eine Beziehung individuell, auf die Partner zugeschnitten sein sollte, dass gegenseitige Rücksichtnahme und FREIWILLIGE Anpassung besonders wichtig sind.
Nach zwei Schwangerschaften war meine Figur nicht mehr dieselbe, ich fühlte mich immer unwohler, zumal statt eines "Ich liebe Dich!" immer öfter genörgelt wurde, weil ich eben 15kg mehr wog, als mit 17.
Unternehmungen wurden auch immer seltener und wenn, dann schon möglichst gar nicht zusammen, denn wir sahen uns ja jeden Tag, da brauchte der Herr doch an den Wochenenden Abstand.
Wie gut tat es da, eines Abends, als ich dann mal unterwegs war, von jemanden angesprochen zu werden, der mich genauso kennenlernte und nicht so, wie ich früher einmal war.
Komplimente, die mir das Gefühl gaben, wahrgenommen zu werden und nicht einfach nur zu existieren.
Fragen, wie es mir geht, was ich fühle, welche Meinung ich wozu habe...
Der andere bemerkte, wenn ich meine Nägel anders feilte, während mein Partner wahrscheinlich nicht einmal gesehen hätte, wenn meine Haare grün gewesen wären.
Ich liebte diesen Anderen nicht, wollte auch nicht mit ihm zusammensein, aber es war so wundervoll, als Mensch wahrgenommen zu werden, jemand zu sein, nichts darstellen zu müssen.
Mit dem Anderen zu schlafen,machte mich auch schlagartig wieder nüchtern, denn damit war mit einem Mal der Zauber, der das alles umgeben hatte, vorbei.
Mir war bewusst, dass ich das, was dieser Mann mir gab doch eigentlich von dem Mann ersehnte, den ich liebte.
Ich ekelte mich vor mir selbst.
Auch mein Prinzip, treu sein zu wollen hatte ich gebrochen.
Damals war mir gar nicht klar, das Treue keine Sache des Prinzips, sondern des Herzens ist.
Nach meiner Beichte, liess ich mich von meinem damaligen Partner demütigen.
Immer wieder hielt er mir meine Untreue vor, riss die Wunden, die ich mir ja selbst zugefügt hatte, immer wieder auf, denn er wollte, dass ich immer unter dem leide, was ich getan hatte.
Seiner Meinung nach würde ich, wenn ich aufhören würde, mir ständig mein Vergehen vorzuhalten und darunter zu leiden, auch gleichzeitig aufhören es zu bereuen.
Natürlich ist das Blödsinn, aber mit der Zeit entwickelte sich unsere ganze Beziehung zu einem immer sadistischeren Debakel.
Ist es das, was Ihr beiden wollt?
Eine Beziehung sollte vor allem Zukunft sein.
Nur in den Fehlern der Vergangenheit zu leben, blockiert den Weg nach vorn.
Hürden gemeinsam zu nehmen, sich zuzuhören, zumindest versuchen zu verstehen, dass sind so kleine Zaubertricks, die Stabilität bringen.
Nehmt Euch die Ausszeit, ganz ohne Kontakt, denn sonst wird der Kopf nicht frei.
Aber Deine Freundin sollte sich nicht in ihre düsteren Selbstvorwürfe vergraben.
Das was passiert ist, ist nur ein mögliches von verschiedenen Ergebnissen gewesen, auf die Ihr beiden gemeinsam zugesteuert habt
Zumindest in diesem Punkt habt Ihr eng zusammengearbeitet!
Horche in Dich hinein:
Was ist es, was Du an ihr so liebst?
Erekenne für Dich selbst, nicht weil Freunde es Dir sagen.
Und erst dann bereite Dich auf eine Entscheidung vor, die dann aber vom Herzen, nicht vom Verstand getroffen werden sollte.
Mein Gefühl sagt mir, Euch fehlt vielleicht noch ein bißchen Reife, aber ansonsten sind Eure Chancen, das ganze als etwas zu sehen, dass Euch nur noch stärker zusammengebracht hat, gar nicht so schlecht.