Erste Freundin hat Schluss gemacht - nach nur vier Monaten, ganz plötzlich

Dabei
11 Dez 2019
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Meine (erste) Freundin hat plötzlich Schluss gemacht, nach einer absolut kurzen und unergiebigen Beziehung, und ich frage mich: Wie habe ich das zu verstehen, wie muss ich das einordnen?

Erst mal zur Vorgeschichte, zu mir:

Ich bin Student, 23 Jahre alt und hatte – ja, das gibt es leider – noch nie eine Freundin zuvor. Einmal eine kleine, unerwartete „Affäre“ über eine Woche mit einer ausländischen Gastarbeiterin in meiner Nachbarschaft, aus der aber nichts werden konnte. Einmal eine Mitstudentin, die mal Interesse zu haben schien (und umgekehrt), nach zwei ziemlich unergiebigen Dates dieses aber verlor. Mehr war nicht bisher, natürlich auch was Sex betrifft bisher eine Nullstelle. Ich muss mich aber auch an die eigene Nase fassen: Ich war immer eher gehemmt, was die Frauensuche anbelangte (als Jugendlicher zudem eher schüchtern). Nach einer ca. einjährigen Depression mit Nachwirkungen noch über weitere Jahre hab ich mich auch schlicht und einfach nicht mehr um Frauen bemüht, zwar natürlich nach einer Freundin gesehnt, aber aus Faulheit / Feigheit / Unentschlossenheit / Bequemlichkeit nichts unternommen, um eine zu kriegen. Mein Krafttraining reichte mir, weil es mir das Gefühl gab, die Verbesserung meines Aussehens (das ich immer mehr schlecht als recht fand) wäre das einzig Wichtige, was ich für eine zukünftige Freundin tun kann. Sämtliche Beschäftigung mit Frauen lief über zwei, drei Jahre lang nur noch virtuell, nicht mehr im realen Leben, naja. Abgesehen davon gibt es auch nicht sonderlich viele Frauen, die mir wirklich gefallen.

Dann fing ich im April diesen Jahres einen Nebenjob an der Universität an, um etwas Geld dazuzuverdienen. Unter den wenigen Kollegen war da diese gleichaltrige Mitstudentin. Sie war eigentlich von der Figur her mein Typ, aus irgendeinem Grund kam ich aber nicht von selbst auf den Gedanken, sie zu wollen. Keine Ahnung, woran das lag – meinerseits zu hohe Ansprüche, ihrerseits eine etwas unpassende Frisur, irgendwie fand ich das Gesicht erst nicht so richtig hübsch – wie auch immer. Nach einigen Wochen kollegialen Kennenlernens merkte ich, dass sie Interesse an mir hat, das immer größer wurde und sich in unverkennbaren Signalen – möglichst häufiges Berühren, Komplimente usw., schließlich sogar die Frage, ob ich eine Freundin habe, und ein paar andere Andeutungen, ich wäre „ihr Mann“ – äußerte. Sie schien regelrecht begeistert und hingerissen von mir, hat mich so dermaßen stark umworben, dass es allen anderen auf der Arbeit schon aufgefallen ist. Nach eigener Aussage hatte sie angeblich zuallererst nur ein Passbild von mir gesehen und sich gleich gedacht, das wäre ein attraktiver Mann, der ihr gefallen würde. Umgekehrt hakte es bei mir erst etwas, aber mit Einbruch des Sommers und entsprechend leichterer Kleidung fand ich sie auch immer attraktiver.

Kurz zu ihrer Persönlichkeit: Sie kommt aus einer offenbar sehr einfachen Familie mit schwierigen Verhältnissen in ihrer Jugend (Vater offenbar Alkoholiker, wenig Geld), hat Migrationshintergrund und gehört einer christlichen Glaubensgemeinschaft (den Adventisten) an. Sie machte auf mich einen herzensguten, sehr gefühlvollen, einfühlsamen Eindruck, außerdem gefielen mir ihre bodenständige Art und ihre eher konservativ-traditionellen Lebenseinstellungen (zumindest letzteres trifft auf mich auch zu). Dennoch fand ich sie auch nicht zu „zugeknöpft“ oder „verklemmt“; eher im Gegenteil konnte sie ganz schön sexy-anzüglich sein. Sie selber hatte – vielleicht auch, weil sie früher schwerst übergewichtig war – vor mir ebenfalls noch nie eine Beziehung, was mir auch eher Sicherheit zu geben schien. Die „Sekte“ (wenn man das so sagen kann), der sie angehört, hat mir anfangs etwas Bauchschmerzen bereitet, letztlich fand ich aber, da ich selbst Katholik bin, dass es doch schon mal sehr positiv ist, wenn eine junge Frau heute überhaupt gläubig ist und ich mit ihr da sicher mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede hätte.

Wir hatten dann eine gar nicht mal so lange Datingphase im Juni bis Mitte Juli (einmal Baden, einmal Eisessen, Kino, Biergarten). Es ging wirklich überraschend flott, trotz meines Zögerns. Ich musste wirklich nicht viel machen, um sie als Freundin zu bekommen – außer ihr keinen Korb zu geben. Als sie mich dann einlud zum Mittagessen und dabei ihren älteren Bruder mitbrachte, der mich wohl sozusagen schon mal kennenlernen sollte, war ich immer noch nicht ganz sicher, ob ich sie wirklich will. Anschließend aber, als ich erstmals in ihrer Wohnung war, war es zu zweit so schön und ich so hingerissen von ihr, dass es dann – wieder vor allem auf ihre Initiative hin – eben passierte. Seit diesem Tag Mitte Juli waren wir ein Paar und Mitte August machte sie das mit einem Facebook-Eintrag sozusagen auch „offiziell“.

Dann kam allerdings ein Problem, das ich noch nicht unbedingt als solches wahrnahm: Während der Semesterferien (August bis Mitte Oktober) haben wir uns nur zweimal überhaupt getroffen. Zuerst war jeder von uns im Urlaub, dann war zwar ich (ich wohne nur 50 km vom Studienort weg) jede Woche mal da, aber sie (die ca. 70 – 80 km entfernt von mir und damit weiter vom Studienort weg wohnt) kam nur einmal pro Monat für ein paar Tage vorbei. Das erste Mal, als wir uns in den Ferien getroffen haben, war sie noch Feuer und Flamme und alles schien gut. Vier Wochen später hatte ich bereits das Gefühl, die Begeisterung ist ein bisschen abgeflaut; dennoch war formal (Umarmungen, Küsse) eigentlich alles da, was man erwartet. Auch war es so, dass ich sie ein- bis zweimal pro Woche angerufen habe – die Telefonate waren auch immer lang und heiter – aber sie mich nie. Ich hab das allerdings nicht tragisch genommen, zumal nachdem ich mal nachgefragt habe, ob irgendwas an der Beziehung nicht passt, und sie das scheinbar völlig überrascht verneint hat (Mitte September). Auch die lange Trennung während der Ferien war für mich nicht so schlimm: Ich hatte mir gedacht, das schadet nicht, damit sich das Ganze ein bisschen setzen kann, meine Gefühle dadurch noch tiefer werden, und es wird umso schöner, wenn die Beziehung dann im Wintersemester Fahrt aufnimmt. Trotzdem hab ich immer wieder mal angefragt, ob wir nicht was unternehmen wollen, aber sie hatte stets keine Zeit (Babysitten, Seminararbeiten) bzw. konnte offenbar nicht an den Studienort kommen. Für eine Einladung ins Elternhaus hielt ich es noch für zu früh.

Das Wintersemester ging Mitte Oktober los, wir haben uns wieder regelmäßig gesehen und eigentlich fand ich ihr Verhalten mir gegenüber so, wie ich es als „normal“ bezeichnen würde für eine Beziehung, die nicht mehr ganz am Anfang steht (vielleicht liege ich da aber auch falsch). Nur hatte sie auch die ersten beiden Semesterwochen noch keine Zeit für mich. Bei mir selbst war inzwischen die Sicherheit größer geworden, dass sie die Richtige ist; inzwischen konnte man von meiner Seite aus schon von einer sich vertiefenden Liebe reden. Erst Ende Oktober haben wir dann eine kleine Wanderung unternommen und uns anschließend noch gegenseitig in der Wohnung besucht. Ich empfand diesen Tag als traumhaft schön. Im Rückblick kommt es mir so vor, als wäre auch da ihr Verhalten vielleicht etwas zurückhaltend gewesen, aber zumindest nicht in sehr auffälliger Weise. Sie hat sogar noch Dinge gesagt wie: „Fang nur nicht an zu rauchen, das wäre ein Trennungsgrund“ oder „Glück für mich, dass ich dich habe“. Dann der Schock: Wenige Tage später teilte sie mir mit, sie wolle jetzt etwas Distanz zu mir halten und zu Gott beten, ob ich der richtige Mann für sie sei. Für mich klang das eher so, als wolle sie sich nur dessen versichern. Was aber noch unerwarteter war: Eine Woche lang hat sie mich daraufhin, wenn wir uns gesehen haben, komplett ignoriert, ist mit allenfalls kurzem Gruß an mir vorbeigelaufen. Plötzlich wirkte diese ehemals süße, anschmiegsame Frau so kalt und unnahbar. Nach einer Woche reichte es mir und ich schrieb ihr, wir müssten mal klären, was los sei. Mitte November trafen wir uns und sie unterbreitete mir, sie möge mich „eher freundschaftlich“ und habe keine Gefühle für mich; ja sie meinte sogar allen Ernstes, eigentlich hätte sie nie Gefühle für mich gehabt, sondern eher rational entschieden. Die Stimmung beim letzten Treffen (Ende Oktober) hätte sie nur vorgespielt. Sie vermittelte nicht den Eindruck, als ob es ihr schwer fiele, mir das mitzuteilen, oder gar Leid täte, sie entschuldigte sich nicht mal bei mir (stattdessen natürlich übliches Geschwafel wie „Du bist ein attraktiver Mann“ und Umarmung zum Abschied – sie wollte also offenbar in scheinbarer Freundschaft scheiden).

Das war schlimm für mich: Nach nur vier Monaten, in denen wir nur drei- oder viermal was unternommen hatten, war plötzlich Schluss. Ich empfand es so, dass ich eiskalt abserviert worden war, was ich niemals für denkbar gehalten hätte; gerade bei ihr hätte ich – angesichts dessen, wie sehr sie mich wollte – weder je erwartet, dass sie mir mal den Laufpass gibt noch dass sie sich so verhalten könnte. Ich konnte auch mit der Begründung nicht leben und habe nochmal nachgefragt, was denn nun der Grund sei, ob ich etwas falsch gemacht hätte. Ich musste ja wenigstens aus der Sache was lernen können. Schließlich hat sie Folgendes geantwortet: Sie hätte schon für mich geschwärmt und romantische Gefühle gehabt und die Beziehung angefangen, weil sie wissen wollte, „was daraus alles noch werden kann“. Ich hätte absolut nichts falsch gemacht. Ohne dass sie wisse, warum, seien die romantischen Gefühle aber abgeflaut, was sie erst im Oktober gemerkt hätte. Vielleicht sei ein Grund, dass wir uns bald nach Beginn so lange nicht gesehen haben (sie sei in den Ferien nicht sehr „nähesuchend“ gewesen) – aber niemand könne etwas für diesen Gefühlsschwund, Gefühle könne man nicht ändern. Als „Mensch und normalen Freund“ schätze sie mich hingegen sehr. Sie habe sich das Schlussmachen lange überlegt. Sie bereue es aber nicht, mit mir was angefangen zu haben, weil es doch eine ganz schöne Zeit war im Sommer.

Ich muss jetzt ehrlich sagen, dass diese Begründungen zwar ein bisschen detaillierter sind als die anfängliche, aber ich immer noch nicht wirklich damit klarkomme (überhaupt bin ich auch nach einem Monat nach Beziehungsende immer noch ziemlich am Boden). Mir stellen sich folgende Fragen:

- Ist das normal, dass Gefühle nach so kurzer Zeit so schnell verschwinden – ohne dass ich etwas falsch gemacht oder sie menschlich enttäuscht habe (dazu haben wir ja auch viel zu selten Zeit miteinander verbracht), auch ohne dass sich an mir (Aussehen usw.) irgendwas verändert hätte? Dass eine Frau einen erst unbedingt haben will und dann einfach fallen lässt? Muss man damit bei jeder Frau rechnen? Oder spricht das für irgendein innerliches Defizit bei der Frau (wenn ihr wisst, was ich meine)? Ändern sich Gefühle wirklich so grundlos?

- Es war zweifellos ein Fehler, aber ist es wirklich so ein „sicher-tödlicher“ Fehler, am Anfang einer Beziehung sich nicht sehr häufig zu treffen? Also ist das normal, dass dadurch die Gefühle verschwinden, weil man sich zweimal vier Wochen am Stück nicht sieht? Und ist es normal, dass die Frau selbst auch gar nicht gegen diesen Gefühlsschwund ankämpft, sich nicht um Treffen bemüht?

- Ist es nicht so, dass wenn eine Beziehung zerbricht, dass dann das Versagen immer auf beiden Seiten liegt? Muss ich also nicht doch irgendwas falsch gemacht haben oder in der Beziehung schlecht rübergekommen sein?

- Heißt das, wenn einem die eigene Freundin erzählt, sie möge einen nur noch freundschaftlich, nicht, dass meine Attraktivität für sie irgendwie verloren gegangen ist? Etwa dass ich (durch eigenes Verschulden) in die berühmte „Freundes-Schublade“ abgerutscht bin?

- Oder um es anders zu formulieren: War ich ein Vollidiot und habe alles verspielt oder tickt es bei ihr nicht ganz richtig oder handelt es sich wirklich um ein unerklärliches Schicksal?

Ich frage in der Hoffnung, dass ihr hier mit mehr Erfahrung mir da weiterhelfen könnt, auch weil ich selbst ja so gar keine Erfahrungen mit Beziehungen, ja fast keine mit Frauen überhaupt habe.
 
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Dabei
19 Mrz 2008
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#2
- Oder um es anders zu formulieren: War ich ein Vollidiot und habe alles verspielt oder tickt es bei ihr nicht ganz richtig oder handelt es sich wirklich um ein unerklärliches Schicksal?
Nein, nein und nein. Ist das ein Formular zum Ankreuzen, oder willst Du dich der Sache stellen?

Im LT hab' ich dir das wesentliche genannt, damit kommst Du offenbar nicht gut zurecht. Also nochmal anders formuliert: Nur weil eine Frau mit dir anbändelt, heißt das nicht, dass sie verliebt ist. Sie findet dich sympathisch, freut sich darauf dich kennenzulernen. Das war's in diesem Fall. Gefühle haben sich nicht eingestellt. Tut mir wahnsinnig leid für dich, aber mehr ist nicht dran.

Akzeptier' das einfach. Du erreichst da sowieso nichts mehr und für die Nächste wird dir das Grübeln nicht helfen.

Zu dir: Du hast dich verguckt, weil sie eine leichte Beute war. Nun ist die sicher geglaubte Beute entschwunden. Das war's. Alles, was Du als sicher annehmen konntest, hat sich in Nichts aufgelöst. So ist die Natur der Dinge. Zwischen Mann und Frau ist niemals alles sicher außer eines: Wenn sie dich nicht mehr will, will sie dich nicht mehr. Und da beißt die Maus keinen Faden ab.
 
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