Erst Gefühle gestanden und dann Rückzug?

Dabei
18 Jan 2017
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#1
Hallo liebe Leute,
bin neu hier und komme direkt mit einem Problem um die Ecke... ?
Ich habe vor sechs Monaten einen Mann kennengelernt (35). Er war der Trauzeuge des Mannes einer sehr guten Freundin. Wir haben uns von Anfang an gut verstanden, waren auf einer Wellenlänge. Die ersten paar Wochen waren wunderschön. Ich merkte förmlich, wie alles seine richtigen Bahnen zieht.
Dann kam das Thema Zukunft auf und, dass ich beruflich evtl irgendwann mal für eine gewisse Zeit woanders hin muss. Ich hab mir da gar nicht weiter groß Gedanken gemacht, merkte aber, dass sich nachfolgend zwischen uns was veränderte. Er distanzierte sich immer mehr. Wir haben uns weiter getroffen, aber es war nicht mehr so wie am Anfang. Ich begann zu zweifeln, hab aus Angst, aber nie was gesagt. Sobald wir uns gesehen haben, war aber auch immer ein Zeichen seinerseits, wo ich wusste, okay da ist was zwischen uns, aber irgendwas blockiert ihn. Wollte aber nie Druck machen oder so. Sollte noch dazu sagen, dass wir beide knapp 70 km voneinander entfernt wohnen und wir uns deswegen auch net oft gesehen haben. Dadurch, dass er sich dann schon so zurückzog, kam es vllt alle 2 oder 3 Wochen zu einem Treffen.
Nun hat sich das jetzt bis Dezember so durchgezogen. Mal war er etwas aufgeschlossener und dann wieder komplett in sich gekehrt. Ich hab mich ständig gefragt was los ist und als ich Weihnachten dann soweit war zu sagen, okay anscheinend, hab ich doch einiges fehlinterpretiert, da schrieb er mir plötzlich, ob ich eine Beziehung mit ihm will und er nur an mich denken kann und er sich so distanziert hat, weil er mir bzgl meiner Zukunft nicht im Wege stehen will, er hat Angst, ich könnte es irgendwann bereuen, ich sei die erste, die ihn kennengelernt hat wie er wirklich ist und ich wär nicht weggerannt. Er will alles mal persönlich klären.
Ich war natürlich total baff, hatte damit nicht gerechnet. Hab ihm gesagt, dass ich das auch will und wir darüber auf jeden Fall reden müssen, auch über seine Angst. Nun bin ich auch leider ein gebranntmarktes Kind und auch nicht so ganz frei von Ängsten. Habe aber versucht diese für ihn zu überwinden, was mal besser mal schlechter klappt...
Haben dann die ganze Nacht noch durchgeschrieben, dass wir uns sehen wollen und wir uns vermissen etc. Haben uns dann zwei Tage später getroffen. Und was soll ich sagen? Ein super wunderschöner Abend. Nur hat keiner sich getraut den Mund aufzumachen und das Thema aufzugreifen ? im Nachhinein, wohl der größte Fehler... Paar Tage später hatte ich Geburtstag, wollte er eigentlich kommen. Hat aber kein frei bekommen. Gut kann er nichts dafür, war trotzdem enttäuscht, weil er einen Tag vorher noch feiern gehen konnte und da aber net mal für nen paar Stunden bei mir vorbeikommen kann. Hat mich auch mega verunsichert, weil ja auch kein weiteres Gespräch mehr gab. Hab ihm auch mitgeteilt, dass mich des traurig machte und ich mich auf ihn gefreut hat, aber auch dass es mich verunsichert, weil ja noch nicht alles geklärt ist. Haben dann nochmal ein Treffen die Woche drauf ausgemacht und auch da kam es zu keinem Gespräch, da er abends so fertig war, dass er 30 Min nachdem ich da war eingeschlafen ist... Als ich dann meinte, dass er ja vorschlagen kann, wann wir des nachholen und 5 Tage nichts von ihm kam, habe ich nachgehakt, ob er schon was wüsste wegen dieser Woche... und da kam nur ein "Ich muss Vollgas in der Wohnung geben". Auf meine Frage, was das konkret bedeute, obs diese Woche net klappt, gabs keine Antwort mehr. Ja und da hat mich dann meine Unsicherheit gepackt, hab nämlich das Gefühl, dass er das vllt doch alles nicht mehr so will und dem aus dem Weg gehen will... hab deswegen angerufen, aber da ist er nicht ran. Habe bisher auch keine Reaktion mehr von ihm bekommen.
Bin gerade etwas mit meinem Latein am Ende. Hab ihm vor über einer Woche gesagt, dass wenn er das nicht mehr will, er mir das sagen muss. Aber daraufhin kam es ja nochmal zum Treffen. Weiß nicht, ob das jetzt einfach alles doofe "Zufälle" sind und wir demnächst das dann in Angriff nehmen oder er seine "Offenbarung" bereut.
Wollte ihm schon schreiben, dass ich das Gefühl habe, das was nicht stimmt und er sich wieder zurückzieht, so wie er sich zur Zeit verhält und, dass das auch meine Angst bestärkt, dass er einfach weg sein könnte. Ob er dem Gespräch aus dem Weg gehen will?
Weiß nicht, ob ich wirklich schreiben soll oder erstmal auch den Rückzug antreten soll?
 
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Dabei
6 Mrz 2013
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#2
Irgendwie werde ich aus der Geschichte noch nicht richtig schlau.
da schrieb er mir plötzlich, ob ich eine Beziehung mit ihm will
Beim Lesen deines Beitrags bis dahin war mir noch nicht mal klar ob ihr bisher überhaupt Sex gehabt hattet, du beschreibst das Ganze irgendwie noch wie die Datingphase finde ich.

ich sei die erste, die ihn kennengelernt hat wie er wirklich ist und ich wär nicht weggerannt.
Das kapier ich auch nicht. Du hattest ja nicht geschrieben dass er ein total komischer Kauz ist, eine Störung hat, oder sonstwas. Wieso hättest du wegrennen sollen?

Mir ist auch nicht klar, wie (häufig) eure Kontakte sind, und ob sich da irgendwas geändert hat.
 
Dabei
18 Jan 2017
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#3
Erst einmal danke für deine Antwort :)
Wir hatten schon Geschlechtsverkehr. Ehrlich gesagt schon am zweiten Abend, nachdem wir uns kennengelernt haben. Bin dann aber auch ein paar Tage bei ihm geblieben, bevor ich nach Hause gefahren bin. Und bei den darauf folgenden Treffen kam es auch immer wieder dazu, aber nicht nur. Also wir haben uns nicht explizit deswegen getroffen.
Kann auch nicht genau sagen, in welcher Phase wir uns befinden... denke aber am ehesten noch in der Kennlernphase, weil wir uns ja auch nicht so oft sehen.
Durch die Entfernung und dadurch, dass er sich oft zurückgezogen hat, kam es vllt alle zwei, drei Wochen zu einem Treffen. Und daran hat sich bisher auch nicht wirklich was geändert. Es ist auch schwierig mit ihm beispielsweise über whatsapp zu kommunizieren, da ist er fast immer sehr abgehackt und wortkarg und kommt kaum was von ihm rüber. Bis jetzt das eine Mal, wo er dann nach einer Beziehung fragte... Anders ist es wiederum, wenn wir halt zusammen sind. Da können wir über Gott und die Welt reden, er ist dann sehr mitteilsam und auch an meinen Ansichten/meinem Leben interessiert.
Die "Beziehungsfrage" kam für mich plötzlich, weil wir uns davor drei Wochen nicht gesehen haben und wir zwar immer mal miteinander geschrieben haben, aber naja, sagen wir mal, alles sehr kurz gehalten war.
Und ich sehe ihn auch nicht als komisch an oder so... Er ist ein sehr sprunghafter und spontaner Typ und dadurch nicht immer leicht zu fassen. Manchmal sehr schwierig mit ihm Treffen zu vereinbaren, weil er nie richtig konkret werden kann. Als ich ihn darauf mal angesprochen habe (weil mich das halt auch verunsicherte, ob er mich überhaupt auch sehen will) war er total überrascht und meinte nur, dass ich mir da keine Gedanken machen müsste, es wäre so seine Art und wenn er mich nicht treffen will, dann würde er mir das auch sagen.
Ansonsten kann ich dir auch nicht sagen, warum er denkt, dass man vor ihm weglaufen müsste. Konnte ich so ja bisher noch nicht mit ihm drüber sprechen. Rein spekulativ kann ich mir vorstellen, dass es irgendwie mit seiner Angst zusammenhängt, dass ich zukünftig was bereuen könnte. Er hatte mir da auch geschrieben, er würde das Leben ja kennen und am Anfang sei ja alles schön, aber später denkt man sich dann, wäre ich mit dem nicht zusammen, dann könnte ich jetzt ein besseres Leben haben... Habe ihm dann natürlich versucht klar zu machen, dass egal was für Entscheidungen ich treffe, dass eben meine sind und ich was uns betrifft nichts bereuen würde bzw. ihm nicht die Schuld an irgendwas geben würde... Ich weiß, die Angst kann ich ihm nicht nehmen, da muss er auch selbst nach sich schauen... Kann mir vorstellen, dass er bei anderen Frauen, auch schon so eine Angst hatte und die haben sich vllt schon eher aus dem Staub gemacht als ich. Nun hab ich aber eine höhere "Schmerzgrenze", da ich dieses distanzieren aus Angst von mir selbst kenne und dadurch schon den einen oder anderen vergrault habe.

Ist schon ein arges Durcheinander... hoffe, das hat es jetzt etwas klarer gemacht

Würde dieses Gespräch gerne noch mit ihm führen, egal was für einen Ausgang es nimmt... Aber bin noch unschlüssig, ob ich weiter offensiv sein oder mich in Zurückhaltung üben soll... weiß gerade nicht was angebrachter ist...
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#4
Also ich find das irgendwie strange und den Typen doch recht eigenartig. Nach meiner Erfahrung wird das auch weiter haken, wenn ihr in Kontakt bleibt. Aus so einem Gewürge wird keine vernünftige Beziehung mehr. An deiner Stelle würde ich da nicht zu viel investieren.
 
Dabei
23 Nov 2016
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#5
Als ich deinen Text gelesen habe, habe ich sehr viele Parallelen zu meinem Freund gesehen. Es erinnert mich sehr daran, als wir uns kennengelernt haben. Ich hatte mich auch hier in diesem Forum angemeldet und nach Tipps / Meinungen gefragt, weil ich aus seinem Verhalten nicht schlau wurde.

Ehrlich gesagt werde ich's jetzt immer noch nicht, und ich kenne ihn jetzt seit 1,5 Jahren. :-(

Daher denke ich, dass er dieses Rückzugsverhalten immer wieder an den Tag legen wird, das ändert sich so schnell nicht. Entweder man bleibt cool (nein, nein, mir gelingt's auch nicht) und akzeptiert das oder beendet das Ganze besser, wenn man andere Erwartungen an eine Partnerschaft hat.

Du hast ja selbst gesagt, dass du bisher offensichtlich mehr Geduld gezeigt hast als andere Frauen und er deswegen mit dir "zusammen" ist. Bei mir war das ähnlich, ich hatte viel Geduld, weil ich anfangs keine Beziehung wollte und es monatelang unter "Freundschaft plus" lief.

Das Blöde ist nur, dass man dann irgendwann doch eine Beziehung und sich auf seinen Partner verlassen will. Und niemand kann dir sagen, ob dieser Mann sein bindungsängstliches Verhalten verändern wird. Das liegt nämlich nicht an dir, sondern ist abhängig davon, woher dieses Verhalten kommt (Erfahrungen aus früheren Beziehungen, Kindheit).

Aber das kannst du dann ja nicht analysieren oder gar therapieren. Damit dreht man sich nur im Kreis.

Die Entscheidung also, ob du weiterhin in diesen Mann gefühlsmäßig investieren willst, kann dir also leider niemand abnehmen.
 
Dabei
23 Nov 2016
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#6
Übrigens war es bei mir witzigerweise genauso, dass Schreiben über WhatsApp echt gar nicht ging und ich mich jedesmal mehr geärgert habe. Wenn wir aber zusammen waren, war es toll! Auch telefonieren ging gut. Das mit dem Schreiben haben wir dann auch eher gelassen.

Typisch ist auch dieses lange Zögern. Es kommt so lange nichts, dass man anfängt sich innerlich davon zu verabschieden. Und gerade wenn man es schon abgehakt hat, kommt dann plötzlich sowas wie ein Liebesgeständnis.

Man muss für diese Art von Mann entweder ein sehr dickes Fell und viel Langmut haben oder selbst einen an der Waffel
 
Dabei
18 Jan 2017
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#7
@Badesalz Das stimmt allerdings, dass man an diesen Punkt ankommt und als hätte er es gerochen, kommt dann sowas... und ansonsten kann ich dir nur zustimmen, was seine Angst betrifft, kann ich nichts machen. Das muss er selbst in Angriff nehmen. Kenne es ja noch von mir selbst und hab mir oft gewünscht, dass mal jemand checkt, dass ich nicht so kalt und desinteressiert bin, wie es manchmal den Anschein gemacht hat, sondern es andere Gründe hatte...
Eine Frage hätte ich noch an dich wie hast oder verhälst du dich denn, wenn dein Freund sich so zurückgezogen hat?
 
Dabei
23 Nov 2016
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#8
wie hast oder verhälst du dich denn, wenn dein Freund sich so zurückgezogen hat?
Was du NICHT tun solltest:

Beleidigt und /oder vorwurfsvoll nachfragen, was denn nun sei, warum er sich nicht meldet, ob er jetzt keine Gefühle mehr für dich hat usw. Das ist alles im Prinzip ich-bezogen und da seine Rückzüge nichts mit dir zu tun haben, sondern mit seinen eigenen Unsicherheiten und Ängsten, bringt das nichts, im Gegenteil, er wird sich noch mehr zurückziehen, weil er seine Ängste durch den Druck, den du damit aus seiner Sicht aufbaust, bestätigt sieht. Auch kann man von solchen Männern nicht erwarten, dass sie einen bzgl. der eigenen Ängste (liebt er mich jetzt?) beruhigen oder einem Sicherheit geben. Das können sie einfach nicht, weil sie selbst so unsicher sind.

Viele Frauen neigen dazu, sowas auszudiskutieren, hinterherzurennen und zu klammern, aber das ist das letzte, was er will. Mit 35 Jahren wird dein Freund schon einige Frauen kennen gelernt haben, die dann genauso reagierten und Druck machten. Es gibt nämlich kaum Frauen, die diese "Ungewissheit" aushalten und entspannt bleiben. Jede Auseinandersetzung, die er in der Vergangenheit schon mit Frauen diesbezüglich hatte, hat aber seine Mauer-Taktik verstärkt und es wird schwieriger an ihn heranzukommen.

Was du tun SOLLTEST:

Entspannt bleiben. Es nicht auf dich beziehen. Dein eigenes Leben leben und dich auf deine Dinge konzentrieren. Zwischendurch mal locker nachfragen, wie sein Tag so war und etwas über dein eigenes spannendes Leben erzählen. Ohne ständig im Beziehungsmodus zu sein und um seine Aufmerksamkeit zu buhlen. Schneide Themen an, die dich selbst interessieren, und ihn vielleicht auch. Habt ihr ähnliche Hobbies, Interessen, findet ihr Gemeinsamkeiten? Unterhalte dich mit ihm über Dinge, über die sich auch beste Freunde unterhalten (und die unterhalten sich nicht ständig darüber, wie jetzt der andere zu einem steht oder stellen das in Frage). Gott und die Welt eben. Spiele du die Hauptrolle in deinem Leben, führe selbst Regie und lasse ihn mal ab und zu bei dir reinschnuppern. Vielleicht bekommt er mal eine Rolle in deinem Film, aber noch ist es zu früh.

Du kannst auch sein Verhalten spiegeln.

Wenn du das schaffst und er merkt, dass er sich immer wieder gerne mit dir unterhält, weil es sich eben nicht ständig um seine Gefühlswelt dreht oder er Stellung beziehen soll, und er deswegen in deiner Gegenwart abschalten kann, wird er von sich aus oft das Gespräch suchen. Es geht darum, Vertrauen aufzubauen, langsam. Und respektiere es, wenn er Zeit für sich braucht. Respektiere sein Tempo, eine Bindung einzugehen. Jeder Mensch hat seinen eigenen Bindungsrhythmus. Der ist abhängig von den früheren Erfahrungen, die man im Leben gemacht hat. Mit Mitte 30 bindet man sich meist langsamer und schwieriger, als mit Mitte 20.

So, und jetzt kommt das ABER:

Selbst wenn du es schaffst, so vorzugehen, wie ich es dir beschrieben habe, kann es sein, dass sich dein Freund nie wirklich auf dich einlässt. Wie schon geschrieben, hängt das von seiner grundsätzlichen Bindungsfähigkeit ab. Falls sie vorhanden und nur (durch schlechte Erfahrung aus früheren Beziehungen) verschüttet ist, kann es sein, dass ihr mit der Zeit eine Bindung aufbaut und er Vertrauen fasst und sich ganz einlässt. Es kann aber auch sein, dass du irgendwann frustriert aufgibst, weil seine Bindungsfähigkeit irgendwann mal so erschüttert wurde (z.B. in der Kindeheit), dass sie nicht heilbar ist (außer durch eine Therapie).

Wie es bei deinem Freund ist, kann ich dir nicht sagen.

Das kann dir niemand sagen, wahrscheinlich nicht mal er selbst.

Achte in JEDEM FALL darauf, dass es DIR gut geht! Dass du dich nicht überforderst. Dass du dir keine Illusionen machst oder dich selbst und deine Bedürfnisse aufgibst. Überlege dir zwischendurch, ob das alles noch okay ist für dich. Spiele deine Hauptrolle selbst.

Bei meinem Freund dachte ich anfangs, er sei grundsätzlich nicht bindungsfähig. Dass es bindungsunfähige Menschen gibt, wusste ich schon, bevor ich ihn kennen gelernt habe. Ich habe mir darüber oft Gedanken gemacht, weil ich irgendwann zu einem Punkt kam, an dem mir klar wurde, dass ich selbst sehr wohl bindungsfähig bin (trotz meiner Vergangenheit) und auch eine Beziehung will. Ich wusste lange Zeit nicht, ob das mit diesem Mann überhaupt möglich ist und ob es sich lohnt weiter zu investieren.

Ich war zwischendurch auch oft frustriert und habe das Ganze deswegen 2 x beendet (er selbst 1 x). Das hört sich jetzt krass an. Aber es war auch jedes Mal so, dass wir es nicht im Streit beendet oder dem anderen große Vorwürfe gemacht haben. Wir haben dem anderen immer auch eine Brücke gebaut. Es hat uns die Möglichkeit gegeben, Abstand zu gewinnen, sich wieder zu zentrieren und auf sich selbst zu besinnen, sich nicht zu verlieren und über Dinge freundschaftlich zu sprechen. (Wie gesagt, man muss schon einen an der Waffel haben :))

Als er es einmal zwischendurch beendet hat, meinte er z.B., dass er Beziehungen anstrengend findet, dass er die Erwartungen nicht erfüllen könne und dass er sich nicht mit mir streiten könne. Ich war erst geschockt, habe es aber einen Tag sacken lassen und ihm am nächsten Tag geschrieben, dass es für mich o.k. sei, dass ich selbst auch genug um die Ohren habe und keinen Stress brauche und wir es ja wieder freundschaftlich laufen lassen können. Ich bin dann aber auch konsequenterweise aus dem Beziehungsmodus ausgestiegen und habe ihn wie einen Freund behandelt. Das war ihm dann aber auch wieder nicht recht und ein paar Tage später stand er vor meiner Tür und hat mir deutlich gezeigt, wie sehr er mich vermisst und begehrt. Er hatte sich ein Stückchen geöffnet. Dann hat mir von dem letzten Streit mit seiner Ex erzählt (es folgte ein längerer Krankenhausaufenhalt für ihn) und ich habe verstanden, warum er Beziehungen als bedrohlich, einengend und wenig erstrebenswert empfindet.

Mittlerweile bin ich mir ganz sicher, dass mein Freund prinzipiell bindungsfähig ist. Aber dass er stark verunsichert ist, dass es schwierig ist für ihn daran zu glauben, dass eine Beziehung wirklich lange hält, ohne dass er sich dafür selbst aufgeben muss. Dass er so akzeptiert wird, wie er ist und sich nicht verbiegen muss und ich ihm trotzdem nicht weglaufe. Streiten oder unbequeme Dinge ausdiskutieren kann er nicht, weil es ihm Angst macht. Er verstummt dann, sagt gar nichts mehr und zieht sich zurück.

Vielleicht schleppt dein Freund auch belastende Erfahrungen aus der Vergangenheit mit sich herum? Habt ihr schon mal über frühere Beziehungen gesprochen?

Das könnte evtl. helfen, ihn besser zu verstehen. Allerdings geht das erst, wenn er viel Vertrauen zu dir hat.

Wie sieht es eigentlich mit Familie und / oder Freunden aus? Hast du schon mal jemanden aus seiner Familie kennen gelernt? Kann sein, dass es sehr lange dauert, bis er dich in sein Leben blicken lässt. Falls er das übrigens innerhalb eines Jahres überhaupt nicht macht, nicht mal anspricht, ist das kein gutes Zeichen.

Übrigens habe ich diesen "Eiertanz" deswegen mitgemacht (und manchmal ist es das noch heute), weil ich selbst daran wachse. Ich habe vorher eine sehr ungesunde, extrem symbiotische Beziehung geführt, in dem es ein - aus meiner heutigen Sicht - ungesundes Nähe-Distanz-Verhalten zwischen meinem Ex und mir gab (es gab nur extreme Nähe, keine Distanz). Meine jetzige Beziehung hilft mir, immer wieder loszulassen, mich auf mich selbst zu fokussieren, Gelassenheit zu üben und mir meine eigenen (Verlassens-)Ängste vor Augen zu führen.

Eine Therapeutin sagte einmal zu mir, ich sei auf diesen Mann getroffen, weil wir beide an etwas kranken und es uns die Chance gibt, gegenseitig aneinander zu wachsen.

Das ist tatsächlich so.

Ich weiß nicht, ob es ewig halten wird. Aber momentan ist es so und alles macht im Leben letztlich Sinn, auch die Beziehungen, die wir eingehen.

Wenn du dich trennst, weil es dich nicht erfüllt, ist das völlig okay. Wenn du es weiterhin mit ihm versuchst, wird es auch seine Gründe haben.

Behalte dich selbst im Blick. Das rate ich dir.
 
Dabei
18 Jan 2017
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#10
@Badesalz kann mich Cybele nur anschließen und mich für deine tolle Antwort bedanken.
Nicht vorwurfsvoll oder beleidigt zu reagieren, wenn von ihm mal nichts kommt, bekomm ich ganz gut hin. Hat auch schon eine Freundin gemeint, dass ich überhaupt noch so ruhig bleiben kann und sie wäre ja schon längst geplatzt. Aber ich führe mir auch immer wieder vor Augen, woher das kommt und gut manchmal fällt's mir auch nicht leicht... zum Beispiel heute, wo er auf eine normale Frage nur mit einem "Nee" geantwortet hat und ich mir dann auch nur denke, okay danke für's Gespräch...

Ansonsten habe ich bisher auch nie so darauf rumgehackt, warum er sich nicht meldet oder ob er noch Gefühle für mich hat etc.
Einzige was ich jetzt in den letzten Wochen vielleicht für einen Fehler begangen habe, war es so sehr darauf zu pochen, dass wir diese Aussprache mal haben. Dadurch, dass das alles jetzt so von ihm ausging und auch, dass wir das nochmal persönlich klären sollten, er sich dann aber wieder zurückgezogen hat, wurde meine Verlustangst sehr angestachelt. Habe in der Vergangenheit schon oft erlebt (auch in der Kindheit), dass mich Menschen, die mir wichtig sind, ohne Begründung oder überhaupt ein Wort zu sagen verlassen... Und jeglicher Versuch diese Menschen noch auf irgendeine Ebene zu erreichen, war unmöglich. Das zieht sich bei mir schon wie ein roter Faden durch's Leben. Bisher konnte ich damit relativ gut umgehen, dass er sich so zurücknimmt. Nur nach dieser "Offenbarung", war es dann anders für mich und ich hab einfach Panik bekommen, dass es mit ihm jetzt genauso läuft, wie ich es früher so oft erlebt habe. Ich ärgere mich da auch bisschen über mich selbst, dass ich mich von der Angst habe wieder so packen lassen, weil wir dadurch auch in so einen doofen Kreislauf geraten und ich merke auch, dass ich mir selbst mit meinem Verhalten auf die Nerven gehe... Versuche da jetzt wieder auch lockerer heranzugehen und ich hoffe, dass ich auch nochmal die Möglichkeit habe, ihm meine Angst zu erklären, dass er auch mein Verhalten vielleicht etwas besser nachvollziehen kann.

Über frühere Beziehungen haben wir noch nicht ausführlich gesprochen. Nur mal gefragt, wie lang so die längste Beziehung war, aber nicht näher darauf eingegangen. Ist jetzt auch wieder spekulativ, aber kann mir schon vorstellen, dass seine Angst auch was mit seiner Ex zu tun hat. Mit seiner letzten Freundin hat er einen vierjährigen Sohn und die haben sich nach der Geburt relativ früh getrennt (weiß ich aber nur von einer gemeinsamen Freundin). Ich glaube, der Sohn war damals nicht mal ein Jahr alt... Die Gründe für die Trennung kenne ich leider nicht. Nun hat er ja bei seiner "Offenbarung" gemeint, dass er Angst hat, dass er mir was nicht geben könnte, weil ich mir ja irgendwo ein tolles Leben aufbauen könnte und er mir da nicht im Weg stehen will, weil er hier ja auch nicht wegziehen kann (habe irgendwann mal erwähnt, dass ich später gaaaanz vielleicht im Osten bessere Jobchancen haben könnte... jedoch nie gesagt, dass ich groß wegziehen will oder so)... Als ich daraufhin meinte, dass ich kein Mensch bin, der anderen sowas mal zum Vorwurf machen würde, weil es ja allein meine Entscheidung ist und ja auch noch gar nichts feststeht, muss ja auch erstmal mein Ref absolvieren usw. und er mir niemals im Weg stehen würde und ich den Gedanken, dass wir zusammen auf eine gemeinsame Zukunft viel schöner finde, erwiderte er, dass er ja das Leben kennen würde und am Anfang ist ja alles schön, aber früher oder später steht es einem im Weg und man sagt dann "wärst du nicht gewesen, hätte ich ein besseres Leben" und das will er nicht.... Ich musste ihm daraufhin dann quasi versprechen, dass egal was kommt, ich keine falsche Rücksicht nehmen werde... Lange Rede kurzer Sinn XD Als er mir das so schilderte, da hatte ich das Gefühl, dass es halt mit seiner Ex zu tun hat und auch mit der Geburt seines Sohnes. Hatte ja gehofft, dass wir das Thema dann auch bei der Aussprache mal hätten anschneiden können.

Seine Familie und auch seinen Sohn habe ich noch nicht kennengelernt. Aber wir reden schon auch viel über sie. Deswegen weiß ich auch, dass er ohne Vater aufgewachsen ist. Er hat dann später irgendwann Kontakt aufgebaut und für ihn sei das jetzt auch alles okay. Er hat jetzt ein freundschaftliches Verhältnis zu ihm. Dass er mir seinen Sohn noch nicht vorgestellt hat, damit habe ich auch kein Problem. Was den Kleinen betrifft, ist er sehr vorsichtig und an ihn lässt er auch nichts herankommen. Fände es in der jetzigen Situation auch irgendwie nicht angebracht. Freunde von ihm habe ich aber schon kennengelernt. Haben ein paar gemeinsame Radtouren gemacht und ich weiß auch, dass er mit seinen Freunden über uns spricht. Wie Frauen so sind, ist die eine Freundin von einem seiner Jungs, zu einer sehr guten Freundin von mir gekommen und hat dann gleich nachgehakt, weil wir beide uns ja immer noch sehen würden und des wüsste sie von ihrem Freund usw...^^

Ansonsten kann ich bestätigen was du sagst. Man selbst wächst wirklich auch daran. Viele haben zu mir gesagt, dass ich seitdem ich ihn kenne, mich sehr verändert habe, zum positiven. Ich höre auch wieder vielmehr auf mein Bauchgefühl und bin auch an einem Punkt angekommen, wo ich jetzt für mich lernen muss, dass ich auch einfach mehr aus den Händen geben muss, dass ich nicht immer alles steuern kann... Klar weiß ich das, aber eben dieses Loslassen, laufen lassen, ist etwas, was mir so verdammt schwierig fällt.

Werde deinen Ratschlag beherzigen. Du hast mir echt weitergeholfen :)
 
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