Erfüllte Sexualität "trotz" Beziehung?

Dabei
14 Dez 2022
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#1
Fast alle meine Beziehungen haben mit enormer Sinneslust begonnen. Ein Treffen ohne dabei Sex zu haben war - (so wie ich es deute vor allem aus Sicht der Frau) fast unmöglich. Lange Gespräche, gemeinsame Unternehmungen und alles begleitet von Erotik und Sex.
Nun kenne ich zwei Verläufe:
- Blieb es bei getrennten Wohnungen und (fast) täglichen Besuchen/ Treffen, konnte dieses Begehren von beiden Seiten meist über mehrere Jahre erhalten bleiben. Eigentlich der Himmel auf Erden, wäre nicht beiderseits der Wunsch nach gemeinsam Wohnen.
- Sobald ich mit einer Frau zusammengezogen bin, flaute die Erotik ab. Was kam, war das schöne Gefühl, die geliebte Frau an meiner Seite zu haben, mein Begehren blieb, aber das sexuelle Interesse meiner Partnerin flaute zunehmend ab. Irgendwann nur mehr ein oder zweimal pro Woche Sex, dann nicht mal mehr das. Und auch keine Berührungen, Umarmungen ausgehend von meiner Partnerin. Meine Initiative wurde zurückgewiesen. Jede vorher so entspannt lustvolle Bemerkung zu diesem Thema wurde plötzlich problematisiert.

Ich schätze mich nicht als jemand ein, der Druck macht oder sich mit der Zeit weniger bemüht. Veränderung ist Teil des Lebens und nicht immer hat man Lust. Logisch. Aber das ist eine Entwicklung, die ich nun mehrmals erlebt habe (und auch jetzt gerade erlebe) und ich bin wirklich verzweifelt. Denn ich liebe meine Patnerin, will ihr auch sexuell treu bleiben, halte die emotionale und körperliche Kälte aber kaum aus. Für mich sind Berührung, Zärtlichkeit und erfüllte Sexualität basale Grundbedürfnisse.

Daher frage ich mal nach euren Meinungen: Kann es sein, dass der Verlusst der Erotik der Preis für eine Lebensgemeinschaft ist? Mir kommt es fast so vor. Dieser Preis wäre mir zu hoch. Beziehungsweise kennt Ihr Lösungen aus diesem Dilemma?
 
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maelcom

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Dabei
14 Apr 2015
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#2
Hallo, schön das du hier bist.

Nun, das eine schließt das andere doch nicht aus. Ich habe es bisher als "normal" empfunden, dass der Sex nach einer gewissen Zweisamkeit wenige wird. Aber im Gegensatz zu dir empfand ich das nicht schlimm, weil man einander besser kennelernt und es dann intensiver wurde.

Mein Rat? Ich maße mir nicht, den zu geben. Du solltest eher davon abweichen, ständig und immer bereit zu sein. Es gibt noch viel mehr, was Menschen verbindet und was einander wert geschätzt wird. Oder einfacher: Rede mit ihr darüber, wieso, weshalb, warum...

Ich denke nicht bzw. habe es nie so empfunden, das eine feste Lebensgeschemeinschaft der Preis der Erotik sein muss. Es gibt viel mehr als das alleine.
 
Dabei
24 Sep 2017
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#3
Kann es sein, dass der Verlusst der Erotik der Preis für eine Lebensgemeinschaft ist? Mir kommt es fast so vor. Dieser Preis wäre mir zu hoch. Beziehungsweise kennt Ihr Lösungen aus diesem Dilemma?
Meiner Erfahrung nach ist es super essentiell, wie sich das Zusammenleben gestaltet und wer sich um Haushalt und Alltag (emotionale Arbeit kümmert).
Außerdem wie sich die Freizeit gestaltet, die muss abwechslungsreich sein und man braucht genug Zeit für eigene Sachen.
Dann wird Sex einfach immer besser und besser!
 
Dabei
14 Dez 2022
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#4
Lieben Dank für deine Antwort, maelcom!

Vielleicht noch als Ergänzung: Ich wurde schon als Kind als Asperger diangnostiziert und meine Schwierigkeiten in sozialen Situationen und mein Anders-Sein sind wegweisend für mein Leben. Hochsensibilität ist oft eine Begleiterscheinung dieses Phänomens. Vielleicht liegt es auch daran, dass manche Klänge und besonders sensitive Berührung in mir absolute Ekstase auslösen können. Und weil ich trotz meiner knapp 60 Jahren noch ausreichend Testosteron produzieren dürfte ist eben diese Ekstase durch Berührung (zum Glück) noch gekoppelt mit sexuellem Vergnügen. Von allen Freuden, die das Leben bieten kann, ist das die überwältigendste. Und ich fürchte mich vor der Zeit, wenn dieses Verlangen mal weniger wird.

Andere Qualitäten in der Beziehung sind herzlich willkommen, aber kein Ersatz ...

Und der Gedanke, dass meine Partnerin keine Freude daran hat und womöglich Sex anbietet um mir einen Gefallen zu tun, ist einigermaßen schrecklich.

Nun bin ich durch meine bisherigen Erfahrungen etwas frustriert. Sich wieder wohnlich zu trennen, wenn man mal zusammengezogen ist, dürfte das Problem nicht lösen. Und eine neue Partnerin mit der ich nicht zusammen lebe ... würde ich mir eigentlich nicht wünschen.
 
Dabei
14 Dez 2022
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#5
Meiner Erfahrung nach ist es super essentiell, wie sich das Zusammenleben gestaltet und wer sich um Haushalt und Alltag (emotionale Arbeit kümmert).
Außerdem wie sich die Freizeit gestaltet, die muss abwechslungsreich sein und man braucht genug Zeit für eigene Sachen.
Dann wird Sex einfach immer besser und besser!
Ja, vielleicht liegt es daran. Dem gerecht zu werden, ist mir wohl noch nicht gelungen. Bzw. hätte ich die Erfahrung gemacht, dass die Ansprüche schneller steigen, als sie erfüllbar sind (für mich).
 

maelcom

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Dabei
14 Apr 2015
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#6
Ich selbst bin Asberger wegen meiner Wahrnemung im Alltag, die mich überfordert. Dazu kam jetzt seit 2 Jahren eine Depression dazu. Will sagen: Es ist nicht leicht, aber wenn Du mit ihr redest und es erklärtst, kann sich vieles zum besseren wenden.

Bei mir war das leider nie so, am Ende stehe ich alleine da aber das ist auch okay, weil ich akzeptiert habe, das der Umgang mit mir sehr komplex ist und nicht jede Frau damit klar kommt.

Edit:

Noch als Ergänzung: Ich selbst wollte und mag nur, wenn Partnerschaft auf Augenhöhe stattfindet. Wegen meiner Situation gelingt mir das oft nicht so und ich erhalte keine postive Resultate. Wäre das Leben reine Mathematik, dann wäre ich glücklich.
 
Dabei
24 Sep 2017
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#7
Ja, vielleicht liegt es daran. Dem gerecht zu werden, ist mir wohl noch nicht gelungen. Bzw. hätte ich die Erfahrung gemacht, dass die Ansprüche schneller steigen, als sie erfüllbar sind (für mich).
Wie meinst du das? Wie ist eure Situation denn?
Wenn's um Haushaltssachen geht, so versuche ich mir täglich einen 45-Minuten-Timer zu stellen, während denen ich etwas im Haushalt mache, ganz egal was, selbst wenn es am Ende etwas anderes ist als ich mir vorgenommen habe. Die Aufgaben lasse ich mir auch von einer App auflisten, damit ich weiß, was in etwa bald ansteht.
 
Dabei
15 Jun 2019
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#8
Mein Freund und ich sind während des ersten Jahres der Coronapandemie zusammen gezogen, um als ein Haushalt zu gelten, weil die Kontaktbeschränkungen damals zu Recht sehr streng waren.
An unserem Sexleben hat sich dadurch nichts geändert. Wir haben noch genauso oft und genauso tollen Sex wie vorher, als jede:r noch eine eigene Wohnung hatte.

Ich kann da @Zufallsgenerator zustimmen. Wichtig ist, dass ihr euch weiterhin genügend Freiraum lasst. Nur, weil ihr zusammen lebt, seid ihr ja immer noch zwei verschiedene Personen, die sich individuell entfalten wollen. Gebt euch den Raum, um eigene Hobbies auszuleben, eure Freunde zu treffen usw. Ihr müsst nicht alles zusammen machen.
Uns ist es auch wichtig, dass der Sex nicht immer der gleiche ist. Wir versuchen immer, Abwechslung hinein zu bringen. Nicht jedes Mal die selben Stellungen, manchmal verzichten wir auch ganz bewusst auf den penetrativen Teil.

Außerdem führen wir eine offene Beziehung. In der Anfangszeit habe vorrangig nur ich die Option genutzt, weil ich meine Bisexualität ausleben wollte. Mittlerweile haben wir beide mit anderen Partner:innen regelmäßig Sex. Für uns funktioniert das sehr gut. Der Sex ist abwechslungsreich und hat uns als Paar überhaupt nicht geschadet, sondern uns im Gegenteil noch enger zusammengeschweißt, weil dadurch auch unser eigenes Liebesleben spannender und abwechslungsreicher wurde. Aber uns ist natürlich klar, dass dieses Modell nicht für jedes Paar in Frage kommt.


Ich habe es bisher als "normal" empfunden, dass der Sex nach einer gewissen Zweisamkeit wenige wird.
Im Studium haben wir das Phänomen als Coolidge-Effekt kennen gelernt.
 
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