Dummer Streit und nun keinen Kontakt - was nun ?

Dabei
23 Nov 2019
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#1
Zu uns ..
Ich - weiblich, 25 Jahre
Er - männlich, 27 Jahre
In einer Beziehung seit anterhalb Jahren.

Wir hatten einen richtig dummen Streit gestern Mittag/Abend.
Als kurze Info: Mein Freund leidet unter Agoraphobie mit Panikattacken.
Das bedeutet, dass mein Freund sich oft nicht gut fühlt und sich dann gerne zurück zieht und sich einfach nur ins Bett legen möchte und gar nichts tut. Maximal trällert der Fernseher nebenbei leise.

Gestern war wieder so ein Fall. Wir wohnen noch nicht zusammen.
Er holte mich von der Arbeit ab und teilte mir direkt mit, dastlich nichs es ihm nicht so gut ginge.
Also fuhren wir zu mir nach Hause (obwohl wir noch einige vor hatten an diesem Tag).
Er sagte mir auch gleich im Auto, dass er nicht reden möchte.
Wir gingen auch direkt ins Schlafzimmer und haben uns einfach hingelegt. Ich lies ihn auch komplett in Ruhe, weil ich aus Erfahrung heraus weiß, dass er seine Ruhe braucht.
Allerdings spielte er dann die ganze Zeit irgendwelche Spiele am Handy. Das macht er sonst eigentlich nicht. Das hat mich innerlich die ganze Zeit aufgeregt, weil ich mir dachte, wenn es dir soweit gut geht, dass du spiele spielen kannst, könnten wir die Zeit ja auch gemeinsam nutzen und einen Film oder ähnliches schauen. Das sagte ich ihm natürlich nicht, da er oftmals sehr schnell reizbar ist. Ich lies ihn also 3 Stunden machen, bis ich es nicht mehr aushielt, weil ich mich tatsächlich etwas verarsch fühlte.
Ich teilte ihm mit, dass ich nochmal los fahren würde, er fragte natürlich sofort wohin und weil ich zickig war, wollte ich ihm pertu keine Antwort geben. Er musste 3 mal fragen bis er eine Antwort erhielt, was ihn natürlich aufregte und das war dann der Start des Streits.

Er regte sich über meine zickige Art auf, weil er nicht verstand, was denn jetzt los war und ich regte mich dann darüber auf, dass er ja die ganze Zeit am Handy hinge. So schaukelte sich das ganze dann hoch. Wir zickten uns an und es wurde immer lauter. Ich sagte sachen "was kommt er denn überhaupt zu mir, wenn er sich eh nicht mit mir beschäftigt" Daraufhin sagte er "gut, du kannst mich ja gerne nach Hause fahren". Ich sagte ja. Ebenfalls knallte ich noch hinter her, dass es ihm ja ach so schlechte ginge. Da fragte er lautstark ob ich glaube er wüde simulieren und ich bejate das Lautstark. Das brachte das Fass zum Überlaufen. Wir schrien uns an. Er wollte dann alleine gehen. Ich versuchte ihn krampfhaft auf zu halten und er zerrte sich jedes mal los von mir und ging.

Mehr war an diesem Abend nicht. Ich lies uns etwas Zeit um runter zu kommen.
Am nächsten Tag (heute) nach langem Nachdenken, bin ich zu dem entschluss gekommen, dass dieser Streit total unnötig war und wir das schnell wieder aus der Welt schaffen sollten. Also fuhr ich zu ihm. Was ihn nicht grade freute. Er war nicht bereit mit mir zu reden, was ich allerdings nicht direkt hinnahm. Er versteckte sich wie ein kleines Kind unter seiner Decke. Ich erzählte ihm erstmal von meinem Tag und teilte ihm mit, dass ich in Frieden komme und nicht mehr streiten möchte. Dazu sagte er nichts, nur das ich nicht hätte kommen sollen.
Ich entschuldigte mich für die Worte die ich sagte, dass ich doch verständis habe, wenn es ihm nicht gut ginge und dass ich ihm wirklich nicht unterstellen wollte, dass er simuliert. Das mir es leid tut, dass ich sowas sagte. Da schnaupte er nur und sagte wer es glaubt .. er sagte ich hätte anscheind wohl doch kein Verstädnis und würde ihn eh nicht verstehen etc
Ich sagte ihm, dass ich immer verständis habe, nur dass es mir ab und zu auch mal schwer fällt, einzuschätzen wie es ihm grade geht, was er durchmacht, was er fühlt und was er braucht.
Aber es brachte alles nicht er blieb Stur und sagte immer wieder ich hätte nicht kommen sollen. Aber als ich dann fragte, ob ich gehen soll und warten soll bis er sich wieder meldet sagte er, mir egal, nerv mich nur nicht. Allerdings werde ich dir nicht schreiben ..
Ja super .. das bringt uns ja vorran. Das war ihm allerdings auch egal.

Irgendwann fragte ich, ob ich denn bleiben soll. Da sagte er, was willst du denn? Ich antwortete, dass ich bei ihm sein will. Er konterte, dass er das aber nicht möchte.

Also ging ich.
Ca. eine Stunde nach dem ich ging erhielt ich folgene Nachricht von ihm:
Vielleicht ist es besser wenn wir uns erstmal nicht sehen.
Ich antwortete, dass ich glaube, dass das jetzt das Falsche wäre.

Die Nachricht kam um 16 Uhr und seit dem hat er nicht mehr geantwortet.
Allerdings war er schon mehrfach online.

Ich weiß jetzt absolut nicht wie ich mich verhalten soll.
Ich will ihn unter keinen Umständen verlieren.

Wenn wir sonst stritten (kam erst 1 x in einem größeren Ausmaß vor) kam ich auch immer wieder an und sorgte dafür, dass alles wieder gut ist. Da wollte er auch immer dass ich gehe und bin aber immer geblieben und habe ihn so lange bearbeitet bis er sich wieder eingebommen hat. Aber jetzt weiß ich nich nicht weiter.

Habt ihr einen Rat für mich?
 
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Dabei
6 Apr 2016
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#2
@Nikoleta
"Allerdings spielte er dann die ganze Zeit irgendwelche Spiele am Handy. "
Dies tun Ängstler sehr oft, weil es sie in dem Moment von der Angst ablenkt. Durch die Konzentration auf das Spiel müssen sie nicht denken und flüchten sich darin. Sei ihm deswegen nicht zu böse, auch wenn ich dich verstehen kann.

"Ich weiß jetzt absolut nicht wie ich mich verhalten soll.
Ich will ihn unter keinen Umständen verlieren."

Lass ihm noch Zeit und rufe dich dann bei ihm in Erinnerung. Ein bis zwei Tage würde ich noch warten und dann schreibe ihm, was dich bewegt. Dass es dir leid tut und du ihn nicht verlieren willst. Dann wirst du sehen, wie er reagiert.
Offenbar hat er Schwierigkeiten mit Gefühlen?
 
Dabei
23 Nov 2019
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#3
Dies tun Ängstler sehr oft, weil es sie in dem Moment von der Angst ablenkt. Durch die Konzentration auf das Spiel müssen sie nicht denken und flüchten sich darin. Sei ihm deswegen nicht zu böse, auch wenn ich dich verstehen kann
Das zum Beispiel wusste ich noch gar nicht. Vielen Dank für die Aufklärung, das erklärt einiges.

ffenbar hat er Schwierigkeiten mit Gefühlen?
Oh ja .. das 1. Ich liebe dich hat beispielsweise ewig gedauert

Ich bin ziemlich gut darin in Briefen meine Worte zu finden. Habe ihm also in einer Worddatei noch einmal ein paar Worte gesagt. Er hat auch reagiert, dass das schöne Worte waren. Das ist doch schon mal ein Anfang. Jetzt werde ich ihm ein bisschen Zeit geben, nicht mehr so sauer zu sein :)
 
Dabei
6 Apr 2016
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#4
Das ist lieb von dir. Zudem finde ich es gut, dass du trotz seines Problems mit ihm zusammen bist.
Eines seiner Probleme wird auch sein, dass er sich selbst als Versager fühlt, wenn ihm seine Angsterkrankung einen Strich durch die Rechnung macht, was gemeinsame Aktivitäten angeht. Das ist ein ziemliches Scheißgefühl für ihn, weil er innerlich damit kämpft, dich oft enttäuschen zu müssen. Agoraphobie bremst aus und beschneidet das eigene Leben empfindlich. Macht er eine Therapie oder lässt sich anderweitig helfen?
 
Dabei
23 Nov 2019
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#5
Das ist lieb von dir. Zudem finde ich es gut, dass du trotz seines Problems mit ihm zusammen bist.
Eines seiner Probleme wird auch sein, dass er sich selbst als Versager fühlt, wenn ihm seine Angsterkrankung einen Strich durch die Rechnung macht, was gemeinsame Aktivitäten angeht. Das ist ein ziemliches Scheißgefühl für ihn, weil er innerlich damit kämpft, dich oft enttäuschen zu müssen. Agoraphobie bremst aus und beschneidet das eigene Leben empfindlich. Macht er eine Therapie oder lässt sich anderweitig helfen?
.. das tut mir auch unglaublich leid für ihn. Das waren damals auch seine Worte zu mir unter Tränen als er mir von seiner Krankheit erzählte. Das es ihm leid tut, dass er mir vieles nicht geben kann.

Er hat wohl zu Beginn seiner Krankheit eine Therapie gemacht und hörte dann aber irgendwann auf. Das ist schon Jahre her und seit dem bekommt er Quai Antidepressiva in Form von Tabletten ..
 
Dabei
6 Apr 2016
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#6
Diese Medis sind auch nicht ohne...
Ich wünsche euch jedenfalls viel Kraft und ehrlich alles Gute für eure Zukunft.
 
Dabei
6 Apr 2016
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#8
Da hast du dir ganz schon was aufgebürdet, aber das ehrt dich, finde ich.
Hoffentlich sieht dein Freund das auch so.
Alles Liebe.
 
Dabei
5 Jun 2015
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#9
hallo Nikoletta
ich habe mit meinem Freund auch schon Situationen gehabt, wo er so überfordert war, das er mich nicht sehen wollte und Schluß gemacht hat.
Ich habe ihm eine Woche Zeit gegeben nachzudenken und mich zu vermissen und sich an das zu erinnern,
was gut war mit uns.
dann habe ich ihm ein süßes Gedicht von einem Einhorn geschickt.( er hatte mir eins zu Weihnachten gebastelt)
Ohne irgend etwas zu unserer Situation zu sagen.
Ich habe dann eine positive Antwort bekommen.
Darauf hin habe ich ihn zu einem Versöhnungstreffen an den Ort unseres Kennen lernens eingeladen und wir sind neu angefangen.
Es hat dann noch ein paar Mal solche Einbrüche gegeben.
ich habe versucht ihm immer Zeit zu geben und fröhlich und entspannt das nächste Treffen anzugehen.
Das Vertrauen ist dann immer mehr gewachsen und die Verstimmungen werden immer kürzer und weniger bedrohlich.
Er hat nun auch gelernt über seine Ängste zu reden.
Es hat Zeit gebraucht, aber es war es absolut wert.
Wir haben beide sehr viel gelernt und sind uns nun sehr nah.
Vielleicht hilft euch das, es behutsamer anzugehen...
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#10
ich habe versucht ihm immer Zeit zu geben und fröhlich und entspannt das nächste Treffen anzugehen.
Wenn man mit einem Menschen zusammen sein will, der Probleme hat, ist das genau die richtige Strategie. Man muss sich dann halt klar darüber sein, dass man (positive) Energie für 2 braucht und man selber auf diesen Menschen eher nicht zurückgreifen kann, wenn es einem selber mal schlecht geht.
 
Dabei
23 Nov 2019
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#11
ich habe mit meinem Freund auch schon Situationen gehabt, wo er so überfordert war, das er mich nicht sehen wollte und Schluß gemacht hat.
Ich habe ihm eine Woche Zeit gegeben nachzudenken und mich zu vermissen und sich an das zu erinnern,
was gut war mit uns.
Wie hast du es beim 1. mal ausgehalten, dich so lange nicht zu melden?
Ich glaube ich würde durchdrehen, wenn mein Freund mich jedes mal verlassen würde, Respekt an dich.

Als ich ihn gestern aufsuchte, hatte ich es auch mit einer entspannten Situation versucht. Ich hatte Kuchen mitgebracht und sagte ich komme in Frieden. Aber war dann wohl nicht so lustig, ich hatte gehofft er wäre besser drauf gewesen.

Ich hoffe wirklich, dass das aktuell nur eine Phase ist, die uns so wie bei euch stärker macht.
 
Dabei
23 Nov 2019
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#12
Wenn man mit einem Menschen zusammen sein will, der Probleme hat, ist das genau die richtige Strategie. Man muss sich dann halt klar darüber sein, dass man (positive) Energie für 2 braucht und man selber auf diesen Menschen eher nicht zurückgreifen kann, wenn es einem selber mal schlecht geht.
Wahrscheinlich hast du Recht. Da muss man wohl auch erst seine Erfahrungen machen.
 
Dabei
5 Jun 2015
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#13
es ist nicht so, das ich immer die Starke sein muß, eher im Gegenteil, ich konnte mich noch nie so fallen lassen, wie in dieser Beziehung.
Aber ich definiere immer ganz klar, was ich grad brauche und was ich mir von ihm wünsche, in ganz einfachen Worten.
z B. Eine Viertelstunde volle Aufmerksamkeit beim Zuhören, gestreichelt werden, ein Weilchen in den Arm.
Oder mal etwas allein sein.
Ich fordere nie, ich bitte immer mit einem Lächeln.
Ich bekomme immer alles.
Mehr als ich gehofft hatte.
und ich bedanke mich immer zärtlich.
so fühlt er sich zusehends stärker und männlicher und vertraut seiner Selbstefizienz.
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#14
Cybele, Respekt wie du da vorgehst. Das ist strategisches Denken und Handeln, und dafür braucht man Energie. Ich hatte auch mal so eine Beziehung. Hat mir nichts ausgemacht, weil ich da stabil war und selber keine großartigen Probleme hatte, und der Mann auch viel Positives in mein Leben gebracht hat. Aber wenn bei mir wirklich nachhaltig etwas angebrannt wäre in dieser Zeit, dann wäre es echt kritisch geworden.
 
Dabei
27 Feb 2013
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#15
Ich sehe es wie Twin. Vor allem stellt sich für mich die Frage, ob es ein ausgeglichenes Verhältnis ist, wenn ich mich ständig anpassen und überlegen muss, wie ich strategisch vorgehe, damit diese Beziehung Bestand hat. Ich hatte etwas Ähnliches. Hat mir sehr viel Energie geraubt auf Dauer. Und letztlich bin ich auf der Strecke geblieben, weil ich nicht so sein konnte wie ich bin.
 
Dabei
5 Jun 2015
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#16
Ja, Twi-n-light, das verstehe ich sehr gut.
Aber ich bin insgesamt bei mir angekommen.
Es war ein sehr langer Weg und ich bin nun in einem Alter, wo die Prioritäten nicht mehr so in der Außenwelt liegen,
sondern die Zeit der inneren Reife angesagt ist.
Wenn ich es bis jetzt nicht glernt hätte, mich und meine Umwelt zu reflektieren,
dann wäre ja auch wohl Hopfen und Malz verloren. ;)
 
Dabei
24 Nov 2019
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#17
Ich fühle mit dir ... Toll, dass du bei ihm bleibst. Und ja das Spielen ist normal bei Menschen mit Angststörungen, das ist reine Ablenkung..
 
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