Vom Umgang mit Krankheit und Schicksal

Dabei
5 Nov 2007
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#31
Nicht das du mich missverstehst. Ich seh das auch so. Ich denke nur das es zum Wohle aller wichtig ist Dogmen zu hinterfragen und nicht alles unkritisch zu konsumieren bloß weil es aus einer religiösen Richtung kommt, die einem gefällt....
Ja, Dogmen sind starr, in dem Sinn sind sie immer schlecht. Die Entwicklung und der Fortschritt kommt aus der Hinterfragung.

Ich kenne mich im Buddhismus nicht genau aus. Aber sicher ist, dass er in der Realität friedlicher ist, als das vom Christentum geprägte Europa. Aber sonst ist es (nach meiner Kenntnis) für mich keine erstrebenswerte Lebensweise.
 
Dabei
25 Apr 2008
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#32
Irgendwie haben wir diesen Thread in letzter Zeit etwas aus den Augen verloren. Schade eigentlich.
Jetzt gab es schon so viele Antworten und Entwicklungen, dass es müßig scheint, auf die Ausgangsfrage(n) zurückzukehren.
Dann mach ich einfach weiter, wo ihr aufgehört habt.

Inwiefern hat das Christentum die Aufklärung positiv beeinflusst?
Das ist eine spannende Frage. Kenne mich da auch nicht wirklich aus.
Würde spontan antworten, dass das Christentum als Reibefläche diente.
Für Leute, die hinterfragten, andere Antworten suchten, zweifelten oder es genauer wissen wollten.
Also eine Entwicklung, die es auch in anderen Religionen schon immer gab. Sonst wären wir ja nicht vom Poly- zum Monotheismus gekommen.

Unter letzten Zweifeln versteht man ja im allgemeinen, was ist nach meinem Leben, nach meinem physischen Tod? Wie geht es dann mit mir weiter?
Diese Frage erklärt sich für mich am ehesten aus der Ursprungszeit des Christentums. Diese Religion war ja am Anfang am ehesten eine Religion der Unterdrückten, Armen, Sklaven usw. . Und für die war die Hoffnung auf ein besseres Jenseits ausgesprochen tröstlich.
Und für "die da oben" war das natürlich ein bequemes Machtmittel: konnten sie doch damit die Kleinen da unten mit eben dieser Hoffnung vertrösten und abspeisen.

Und dabei lerne, mich auf meinen Verstand zu verlassen.
Tja, aber wieviel Leute machen das? Wie viele vertrauen stattdessen auf die Einflüsterungen anderer, die im Besitz der allein selig machenden Wahrheit zu sein behaupten? Ob aus Bequemlichkeit, aus mangelndem Wissen, warum auch immer? Und selbst wenn man sich auf den eigenen Verstand verlässt, ist ja auch dieser aus Erfahrungen, Überlieferungen, vermitteltes Wissen usw. gespeist und geprägt.

Insofern denke ich, dass uns die religiöse Vergangenheit unserer Vorfahren und das Wissen über andere Religionen bis heute prägt. Was wir "aufgeklärten" Menschen daraus machen, ist etwas ganz anderes.
Von streng gläubig über "Patchwork-Glauben" bis hin zum völligen Atheismus ist die gesamte Bandbreite verbreitet.
Ändert sich wahrscheinlich auch von Situation zu Situation.
Womit der Kreis sich wieder schließt: Wie halten wir es in Extremsituationen mit dem Glauben woran-auch-immer?
 
Dabei
5 Nov 2007
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#33
Das ist eine spannende Frage. Kenne mich da auch nicht wirklich aus.
Würde spontan antworten, dass das Christentum als Reibefläche diente.
Für Leute, die hinterfragten, andere Antworten suchten, zweifelten oder es genauer wissen wollten.
Also eine Entwicklung, die es auch in anderen Religionen schon immer gab. Sonst wären wir ja nicht vom Poly- zum Monotheismus gekommen.
Da wollen wir das mal weiterführen.

Das Hinterfragen mag am Anfang, in der Urchristenheit eine Rolle gespielt haben. Aber das Christentum hat sich gewandelt. Aus einer Hoffnung für alle Mühseligen und Beladenen dieser Welt ist spätestens seit Konstantin die Einheit von Tron und Altar geworden. Das Christentum wurde vor allem für Herrschende zweckmäsig.

Und ich möchte auch noch einmal auf die Frage zurückkommen, inwiefern das Christentum die Aufklärung positiv beeinflusst hat.

Wenn ich die Frage so aufwerfe, gehe ich zunächst davon aus, dass Christentum und Aufklärung in Gegensatz stehen. Ich meine das so:

In der Bibel, bekanntlich die Grundlage für den christlichen Glauben, wird an einer zentralen Stelle, in der Paradiesgeschichte, das „....essen vom Baume der Erkenntnis“ zum eigentlichen Sündenfall der Menschheit erklärt. Und durch die Geschichte der Christlichen Kirche zieht sich wie ein roter Faden das Streben, dass der Mensch nicht mündig, nicht wissend, sondern abhängig von seiner Unwissenheit bleibt.

Dagegen ist gerade die Aufklärung das Gegenteilige. Immanuel Kant, was ist Aufklärung? Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.....Und die Aufklärung hat den Fortschritt gebracht, die Demokratie, garantierte Grundrechte, die Gewaltenteilung als Schutz vor Machtmissbrauch. Das alles kommt nicht aus dem Christentum.

Andererseits: Kein anderer menschlicher Kulturkreis hat im Streben nach einer besseren Welt so viel Fortschritt gebracht, wie der Europäische. Und dieser Kulturkreis ist vor allem auch vom Christentum geprägt.
 
Dabei
19 Mrz 2008
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#34
Andererseits: Kein anderer menschlicher Kulturkreis hat im Streben nach einer besseren Welt so viel Fortschritt gebracht, wie der Europäische. Und dieser Kulturkreis ist vor allem auch vom Christentum geprägt.
Das antike Griechenland zum Beispiel. Ganz ohne Christentum.

Viele Entwicklungen der Römer, nicht zuletzt die römische Republik oder, ganz profan, der Mörtelbau, gingen im Mittelalter der Christen teilweise unter.

Und Galilei hatte auch nicht viel zu lachen.

Die korrekte Frage wäre: Wie konnte sich die europäische Kultur *trotz* Christentum erhalten?
 
Dabei
5 Nov 2007
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#35
......Die korrekte Frage wäre: Wie konnte sich die europäische Kultur *trotz* Christentum erhalten?
Hallo doc, freut mich, dass du wieder unter uns bist. Und in dieser Rolle erkenne ich dich natürlich besser, wenn du verstehst, was ich meine.....

Und ich sehe das auch so, so kommen wir der Fragestellung schon näher. Die Aufklärung kommt vor allem aus der Rückbesinnung auf die Antike.

Aber wir dürfen das mit dem "Ein Hoch auf die Antike" auch nicht übertreiben. Das waren auch entzsetzliche Sklavenhaltergesellschaften. Und die kriege waren mindestens so entsetzlich wie die der Neuzeit, dienten vor allem dazu, die Besiegten auszubeuten und zu entrechten.

Und ich glaube daran, dass aus der Aufklärung weiterer Fortschritt kommen kann. In dem Sinn, dass das Bewustsein der Menschen veränderbar ist.

Wenn sich das Bewustsein der Menschen verändert, dann sind Tugenden wie mehr Friedfertigkeit oder Solidarität möglich.

Wenn sich das Bewustsein der Menschen nicht ändert , dann bleibt die Welt so wie sie ist, auch so schlecht wie sie ist.
 
Dabei
19 Mrz 2008
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#36
Wir haben auch heute noch Sklaven. Die werden nicht zur Arbeit getrieben, aber ins Abseits gedrängt, wenn sie sich verweigern. Die zeitgenössische Gesellschaft sieht man zu positiv, vergangene dagegen oft zu negativ. An Missstände gewöhnt man sich halt rasch. Ich denke nicht, dass sich viel verändert hat.

Meinungsfreiheit gibt es ja nur deshalb in sog. demokratischen Republiken, weil diese besser gegen jede Veränderung abgesichert sind als eine Diktatur. Die Günstlinge des regierenden Apparates sitzen an den Schlüsselstellen: Bildung, Medien und die Dreifaltigkeit der Staatsgewalt.
 
Dabei
5 Nov 2007
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#37
Wir haben auch heute noch Sklaven. ....
Sicher. dass zum Beispiel dein und mein PC und Drucker so billig ist, liegt vor allem daran, dass alles was noch mit Abbeit verbunden ist, irgendwo auf der Welt hier und jetzt unter Sklavenhalterbedingungen hergestellt wird. Und in der westlichen Welt verkauft wird. Weil es nur hier konsumenten gibt, die Geld haben und es kaufen und bezahlen können. In diesem Sinn ist die Welt global gesehen auch nicht gerechter und besser wie früher.

Aber ich bleibe dabei. Garantierte Grundrechte, so wie wir das in der westlichen Welt gewohnt sind, gab es so noch nie auf der Welt, seit wir überlieferte Geschichte kennen. Auser in Einzelnischen.

Und was das wert ist, merken und schätzen viele erst, wenn wir sie irgendwo leben, wo es das nicht gibt.
 
Dabei
25 Apr 2008
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#38
Oh, der Thread lebt wieder. Freut mich!!
Bin heute aber schon zu müde, antworte demnächst.
Hoffe auf noch so manchen Gedankenaustausch!
 

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