Sind Borderliner beziehungsunfähig?

Dabei
27 Mrz 2023
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#1
Hallo liebe Leute, die das hier lesen...

(Wie fängt man so einen Text am besten an...?) Nun, ich habe Borderline und das nicht zu knapp, allerdings richtet sich meine Wut primär gegen mich selbst und nicht gegen andere. Die Beziehungen, die ich bislang hatte, standen alle eher unter einem schlechten Stern, aber seit letztem Oktober bin ich mit jemandem zusammen und es ist auch eigentlich alles gut. (Man muss vielleicht dazu sagen, dass es sich um eine Fernbeziehung handelt). Er ist "gesund" und weiß auch, was mit mir los ist. Es gibt nur manchmal so Momente, wo ich die Beziehung am liebsten beenden würde, weil ich denke, dass ich aufgrund meiner Krankheit nicht fähig bin, ihn wirklich zu lieben. Mir ist bewusst, dass er mich niemals so lieben könnte, wie ich es eigentlich bräuchte, aber damit kann ich tatsächlich leben. Ich weiß, dass er mich ehrlich liebt. Tatsächlich mache ich dieses Dilemma auch mit mir selbst aus (dafür ist die geografische Distanz doch ganz gut), weil ich weiß, dass es MEINE Probleme sind und er da nichts für kann, weswegen ich ihn da auch nicht mit reinziehen will. Allerdings stellt sich hier die Frage, ob ich ihn dadurch quasi "anlüge". Ist es gesund für eine Beziehung, wenn man die eigenen Probleme vom Partner fernhält? Die Alternative wäre, dass ich ihn in meinen "Abgrund" mit reinziehen würde und das will ich nicht.
Also im Alltag so, macht sich das selten bemerkbar, es gibt nur ab und an Phasen, wo diese Gedanken hochkommen.

Ja, vielen Dank schon mal für Antworten, auch wenn diese Frage wahrscheinlich ziemlich skurril ist... o_O
- Minniemaus -
 
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Dabei
6 Mrz 2013
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#2
Anscheinend könnt ihr beide mit deiner Krankheit ganz gut umgehen. Insofern sehe ich da keinen akuten Handlungsbedarf.

Probleme von anderen fernhalten ist kein Lügen, sondern ggf Rücksichtnahme. Außerdem kennt er deine Krankheit doch. Dastehe ich keine Lüge bei dir.
 
Dabei
27 Aug 2011
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#3
Liebe Minniemaus,

zunächst finde ich es sehr bewundernswert, dass du dich derartig mit deiner Erkrankung auseinandersetzt und Rücksichtnahme gegenüber deines Freundes üben möchtest.

Wie bei vielen Dingen in unserem Leben, denke ich, dass es auch hier zwei Seiten der Medaille gibt. Einerseits finde ich es völlig okay und auch - je nach Thema - wichtig, wenn du deine Sorgen und Ängste deinem Freund gegenüber kommunizieren kannst (Stichwort: Vertrauen). Andererseits verstehe ich dein Bedürfnis ihn zu schützen.
Soweit ich weiß, ist die Verlustangst ebenfalls ein sensibles Thema bei Borderlinern. Hast du auch deshalb Angst ihm zu viel von dir preiszugeben, weil du denkst du könntest ihn dadurch verlieren?

Ich würde davon ausgehen, dass du dich aktuell bereits in Therapie befindest, die dich dabei unterstützen kann innerhalb deiner Beziehung für dich selbst zu sorgen und gleichzeitig (in einem Maß das auch dir passt) dem anderen offen gegenüber zu sein?

Alles Gute, CGL
 
Dabei
24 Sep 2017
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#4
Hi @Minniemaus,
du kannst dich ja vortasten, was du und er an Offenheit verkraften.
Ich verstehe das Dilemma schon ein wenig, auch wenn ich es natürlich nie nachvollziehen kann: Einerseits möchtest du deinem Freund mitteilen, wer du bist - denn es ist ja schon deine Gefühlswelt - andererseits kann das für ihn total überfordernd sein, wobei ich vermute, dass er sich manches eventuell schon denkt.
Ich glaube, wichtig ist, dass du weißt, dass es keinen "point of no return" gibt. Du musst dich nicht entscheiden und dem dann für immer folgen.
Auch würde ich das mal in der Therapie ansprechen, wie es dir damit geht. Schränkt es dich zu sehr ein und hast du das Gefühl, du verstellst dich - oder tut es dir gut zu sehen, dass du mit deinem Partner nicht impulsiv umgehst... Vielleicht hat der Therapierende ja auch ein paar Tipps.
Es gibt da leider kein Rezept, man muss herum probieren. 😕
 
Dabei
27 Mrz 2023
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#5
Hey, danke, dass ihr alle so lieb seid und mich ernst nehmt!

Soweit ich weiß, ist die Verlustangst ebenfalls ein sensibles Thema bei Borderlinern. Hast du auch deshalb Angst ihm zu viel von dir preiszugeben, weil du denkst du könntest ihn dadurch verlieren?
Ja, das ist tatsächlich so, aber ich habe schon in dem Sinne mit offenen Karten gespielt, dass er weiß, dass ich diese Krankheit habe. Nun, irgendwie weiß ich halt auch nicht so recht, wie ich das sagen soll, denn es ist schwer, das in Worte zu fassen und dann kommt noch dazu, dass ich ihn halt auch echt nicht belasten will, auch wenn er das bis zu einem gewissen Grad aushalten würde.
Ich glaube tatsächlich, das schlimmste, was er zu mir sagen könnte ist, dass ich ihm zu anstrengend wäre. Oder noch schlimmer wäre eigentlich, wenn er es mir nicht sagt, ich aber merke, dass es so ist. Natürlich kann man jetzt sagen "sei nicht anstrengend", aber ich kann meine Krankheit halt auch nicht wegzaubern. Und in Momenten, in denen es mir schlecht geht und ich Zweifel habe, würde ich mir irgendwie wünschen, dass er meine Hand hält/meinen Rücken streichelt und mir sagt, dass ich okay bin, wie ich bin. Klingt simpel, ist es aber (zumindest meinen bisherigen Erfahrungen nach) nicht und eigentlich ist dieser Wunsch auch schon fast vermessen, weil ich ihm das nicht so wirklich zurückgeben kann. Also, ich würde, wenn er mich brauchen würde, mich im Rahmen meiner Möglichkeiten auch um ihn kümmern, aber hier ist das Problem, dass meine Möglichkeiten da begrenzt sind. Nicht, weil ich nicht will, sondern weil ich es teilweise nie gelernt habe oder generell schnell überfordert bin.
Utilitaristisch betrachtet, habe ich deswegen auch nicht das "Recht", mir Dinge zu wünschen, die ich nicht zurückgeben kann. Im schlimmsten Fall könnte ich ihn also (unfreiwillig) emotional ausnutzen und das will ich auf keinen Fall.
 
Dabei
27 Aug 2011
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#6
Hi @Minniemaus,

ich kann verstehen, dass du dir derartige Gedanken machst und oftmals Zweifel hast. Ich denke, dass du auch jetzt „einfach nur“ Angst hast. Aber leider gibt es kein Allheilmittel und keine Garantie, dass dein Freund (oder auch du) immer Verständnis haben oder für dich da sein kann. Das liegt in der Natur des Menschen, selbst in Beziehungen, in der beide Parteien „gesund“ sind.

Versuche - wo immer es dir möglich ist - offen zu sein, egal ob mit deinen Gedanken oder mit deinen Wünschen („es wäre so schön, wenn du jetzt meine Hand halten könntest“). Da ihr eine Fernbeziehung führt wird es natürlich schwierig sein, diesem so simplen Wunsch nachzukommen, aber dennoch ist es doch schön, wenn du dies äußern kannst, oder?

Niemand verlangt, dass du deine Erkrankung „wegzauberst“. Aus deiner Formulierung vermute ich eher, dass du dich selbst dafür „verurteilst“ oder schlechter über dich denkst, weil du diese Erkrankung hast. Aber du bist ein Mensch und hast alle Zuneigung und Aufmerksamkeit verdient, auch wenn du selbst sie nicht immer so zurück geben kannst.

Wenn du von Utilitarismus schreibst, müsste man doch sonst denken, dass du nicht mal mit jemandem zusammensein „dürftest“, der nicht auch Borderliner ist, oder? (Rethorische Frage). Also, denke nicht so schlecht von dir, denn du arbeitest schon längst an dir (und tust damit schon mehr als viele andere Menschen).

Wenn nicht schon geschehen, frag deinen Therapeuten/deine Therapeutin nach Methoden für mehr Selbstliebe und Selbst-Anerkennung.

CGL
 
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