
- Dabei
- 4 Jan 2021
- Beiträge
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Hallo liebe Community!
Ich möchte gleich vorausschicken, dass ich keinerlei Expertenwissen betreffend das Phänomen der Autismus-Spektrums-Störung habe;
dennoch manifestiert sich bei mir immer mehr der Gedanke, mein Partner hätte (zumindest) leichte autistische Züge an sich, was sich natürlich auch auf unsere Beziehung auswirkt.
Selbstverständlich will ich mit diesem Posting auch keine "Ferndiagnose" erhalten, es geht mir vielmehr um einen kritischen Diskurs und vielleicht sogar den ein oder anderen Erfahrungsbericht von euch! Ich bin euch schon vorab für jederlei Input dankbar
Es ist schwierig, ein so komplexes Thema kurz zu fassen: Mein Partner (m) und ich (w), beide in den frühen 20ern, führen seit gut einem Jahr eine Beziehung. Für mich waren seine Verhaltens- und Denkweisen früher sehr verwirrend, mittlerweile meine ich, ihn besser zu verstehen.
Er scheint eine völlig andere Wahrnehmung zu haben als andere Menschen. Insbesondere seine sozialen, kommunikativen und emotionalen Defizite stehen in starker Konkurrenz zu seiner außerordentlichen rationalen Intelligenz (Beispiele: meistert sein Studium mit Bravour ohne Aufwand, tut sich aber schwer, die Mimik und Gefühle anderer zu erkennen; nimmt alles wörtlich, versteht daher Ironie und Sarkasmus nicht, wenn nicht eindeutig durch Gesten hervorgehoben; kann Erzählungen oft nicht folgen, weil er "unausgesprochene Details" oder "nicht erwähnte Zusammenhänge" nicht erkennen kann; generelle (große) Neigung zur Distanziertheit und mitunter völliger Empathielosigkeit; starkes Schwarz-Weiß-Denken, Lösungen muss immer logisch sein etc)
Leider bin ich (neben hoffentlich ausreichend vorhandener rationaler Intelligenz) aber sehr emotional und fürsorglich veranlagt, was natürlich einen starken Kontrast bewirkt. Es kommt sehr häufig zu Situationen, in denen ich mich durch sein (meist abwesenden, scheinbar geringschätzendes) Verhalten gekränkt fühle, jedoch bemerkt er dies nicht.
Ich versuche mich trotzdem so gut es geht auf seine Denkweisen einzulassen, bin sehr kompromissbereit; merke aber selbst, dass ich oft an meine Grenzen stoße. Es fühlt sich in unserer Beziehung generell nach einem Ungleichgewicht an, als würde ich ständig mehr geben müssen, um seinen Mangel auszugleichen. Es ist auch so, dass ich das Gefühl habe, mich sowohl um ihn als auch um mich kümmern zu müssen, weil ich diesbezüglich auf ihn nicht zählen kann.
Gleichzeitig habe ich extrem starke Gefühle für meinen Partner. Jene Momente, in denen wir Nähe teilen können, sind wunderschön. Ich kann ich mir keine schöneren Augenblicke vorstellen, wenn er seine Zuneigung und Liebe doch offen zeigt. Trotzdem besteht dieses eindeutige Ungleichgewicht.
Obwohl dieses Thema für mich äußerst belastend ist, denke ich nicht, dass ich ihn darauf ansprechen kann/sollte. Ich habe bereits des Öfteren gewisse Themen (einzeln) mit ihm besprochen, aber da ist er völlig uneinsichtig; er nimmt es einfach auf eine andere Art wahr als ich und kann meine Gefühle und Standpunkte nicht nachvollziehen. Er würde eine solche "Selbst-Diagnose" meinerseits eher als Beleidigung oder tief kränkend empfinden (ironischerweise hat er ein ganz klares Bild davon, was normal ist und was "gestört" - ich würde ihn dann ja als "gestört" bezeichnen.) Mit seinen Eltern oder guten Freunden traue ich mich das Thema ebenfalls nicht anzusprechen, aus Angst, ihm damit in den Rücken zu fallen.
Wenn ich ehrlich bin, dann hätte eine Konfrontation für ihn auch keinerlei Mehrwert: er steht total im Leben und fühlt sich auch gar nicht "beeinträchtigt".
Unserer Beziehung und mir täte eine klare Aussprache und etwas mehr Verständnis seinerseits jedoch gut. Ich hätte so gerne, dass er wahrnimmt, dass gewisse Probleme auch an "ihm" liegen (leider scheine ich in seiner Welt immer alles falsch zu machen, er dagegen hat keinen Grund, seine Sicht auf die Dinge zu hinterfragen oder gar zu ändern). Mich würde es wahnsinnig erleichtern, diese Diskrepanz zwischen unseren Mindsets durch eine für ihn auch "logische" Erklärung etwas zu entschärfen, damit wir gemeinsam in einem Boot sitzen können.
Habt ihr Gedanken zu diesem Thema? Oder gar eigene Erfahrungen? Ich bin auch für Rat und Vorschläge offen! Insbesondere interessiert mich, wie ich unsere Kommunikation verbessern kann. Ob ich ihn doch vorsichtig an das Thema heranführen sollte?
Ich möchte gleich vorausschicken, dass ich keinerlei Expertenwissen betreffend das Phänomen der Autismus-Spektrums-Störung habe;
dennoch manifestiert sich bei mir immer mehr der Gedanke, mein Partner hätte (zumindest) leichte autistische Züge an sich, was sich natürlich auch auf unsere Beziehung auswirkt.
Selbstverständlich will ich mit diesem Posting auch keine "Ferndiagnose" erhalten, es geht mir vielmehr um einen kritischen Diskurs und vielleicht sogar den ein oder anderen Erfahrungsbericht von euch! Ich bin euch schon vorab für jederlei Input dankbar
Es ist schwierig, ein so komplexes Thema kurz zu fassen: Mein Partner (m) und ich (w), beide in den frühen 20ern, führen seit gut einem Jahr eine Beziehung. Für mich waren seine Verhaltens- und Denkweisen früher sehr verwirrend, mittlerweile meine ich, ihn besser zu verstehen.
Er scheint eine völlig andere Wahrnehmung zu haben als andere Menschen. Insbesondere seine sozialen, kommunikativen und emotionalen Defizite stehen in starker Konkurrenz zu seiner außerordentlichen rationalen Intelligenz (Beispiele: meistert sein Studium mit Bravour ohne Aufwand, tut sich aber schwer, die Mimik und Gefühle anderer zu erkennen; nimmt alles wörtlich, versteht daher Ironie und Sarkasmus nicht, wenn nicht eindeutig durch Gesten hervorgehoben; kann Erzählungen oft nicht folgen, weil er "unausgesprochene Details" oder "nicht erwähnte Zusammenhänge" nicht erkennen kann; generelle (große) Neigung zur Distanziertheit und mitunter völliger Empathielosigkeit; starkes Schwarz-Weiß-Denken, Lösungen muss immer logisch sein etc)
Leider bin ich (neben hoffentlich ausreichend vorhandener rationaler Intelligenz) aber sehr emotional und fürsorglich veranlagt, was natürlich einen starken Kontrast bewirkt. Es kommt sehr häufig zu Situationen, in denen ich mich durch sein (meist abwesenden, scheinbar geringschätzendes) Verhalten gekränkt fühle, jedoch bemerkt er dies nicht.
Ich versuche mich trotzdem so gut es geht auf seine Denkweisen einzulassen, bin sehr kompromissbereit; merke aber selbst, dass ich oft an meine Grenzen stoße. Es fühlt sich in unserer Beziehung generell nach einem Ungleichgewicht an, als würde ich ständig mehr geben müssen, um seinen Mangel auszugleichen. Es ist auch so, dass ich das Gefühl habe, mich sowohl um ihn als auch um mich kümmern zu müssen, weil ich diesbezüglich auf ihn nicht zählen kann.
Gleichzeitig habe ich extrem starke Gefühle für meinen Partner. Jene Momente, in denen wir Nähe teilen können, sind wunderschön. Ich kann ich mir keine schöneren Augenblicke vorstellen, wenn er seine Zuneigung und Liebe doch offen zeigt. Trotzdem besteht dieses eindeutige Ungleichgewicht.
Obwohl dieses Thema für mich äußerst belastend ist, denke ich nicht, dass ich ihn darauf ansprechen kann/sollte. Ich habe bereits des Öfteren gewisse Themen (einzeln) mit ihm besprochen, aber da ist er völlig uneinsichtig; er nimmt es einfach auf eine andere Art wahr als ich und kann meine Gefühle und Standpunkte nicht nachvollziehen. Er würde eine solche "Selbst-Diagnose" meinerseits eher als Beleidigung oder tief kränkend empfinden (ironischerweise hat er ein ganz klares Bild davon, was normal ist und was "gestört" - ich würde ihn dann ja als "gestört" bezeichnen.) Mit seinen Eltern oder guten Freunden traue ich mich das Thema ebenfalls nicht anzusprechen, aus Angst, ihm damit in den Rücken zu fallen.
Wenn ich ehrlich bin, dann hätte eine Konfrontation für ihn auch keinerlei Mehrwert: er steht total im Leben und fühlt sich auch gar nicht "beeinträchtigt".
Unserer Beziehung und mir täte eine klare Aussprache und etwas mehr Verständnis seinerseits jedoch gut. Ich hätte so gerne, dass er wahrnimmt, dass gewisse Probleme auch an "ihm" liegen (leider scheine ich in seiner Welt immer alles falsch zu machen, er dagegen hat keinen Grund, seine Sicht auf die Dinge zu hinterfragen oder gar zu ändern). Mich würde es wahnsinnig erleichtern, diese Diskrepanz zwischen unseren Mindsets durch eine für ihn auch "logische" Erklärung etwas zu entschärfen, damit wir gemeinsam in einem Boot sitzen können.
Habt ihr Gedanken zu diesem Thema? Oder gar eigene Erfahrungen? Ich bin auch für Rat und Vorschläge offen! Insbesondere interessiert mich, wie ich unsere Kommunikation verbessern kann. Ob ich ihn doch vorsichtig an das Thema heranführen sollte?