Lohnt es sich zu kämpfen ?

Dabei
23 Apr 2023
Beiträge
1
#1
Hallo zusammen,

ich bin momentan sehr verwirrt und wirklich am Boden. Ich hoffe hier auf gute Ratschläge oder vielleicht sogar eigene Erfahrungen.

Es geht um mich und meinen Ex Verlobten. Wir waren 4 Jahre zusammen und haben uns vor 2 Jahren verlobt. Die Beziehung war nicht immer einfach, da wir beide an psychischen Problemen leiden. Grundsätzlich war es aber eine schöne Beziehung mit viel Tiefe. Wir waren uns sicher, wir sind füreinander bestimmt.

Das letzte halbe Jahr allerdings war sehr schwer. Meinem Partner ging es garnicht gut. Zuletzt hatte ich nurnoch eine leere Hülle zu Hause sitzen. Er war nurnoch körperlich anwesend und nichts ging mehr. Ich konnte auch nicht mit ihm sprechen. Er ist dann hier in eine Stationäre Behandlung gegangen.

Als er nach Hause kam, wurde alles noch schwieriger. Die Tabletten die er nehmen musste, machten ihn absolut Gefühlskalt. Es wurde alles noch schlimmer.
Im Februar habe ich mich dann getrennt. Ich habe so viel versucht, ich war mit den Kräften am Ende. Ich wollte mich selber und meine kleine Tochter schützen. Ich dachte, er würde dadurch merken was er verliert und wie Ernst es eigentlich ist. Und ab dort beginnt die Katastrophe.

Er ist dann im März in eine Reha gefahren. Wir hatten sporadisch Kontakt, waren eigentlich im guten auseinander gegangen. Ich hab ihm immer gesagt ich bin für ihn da. Auch seine ganzen Sachen konnte er hierlassen ( wir haben zusammen gewohnt). Ich wollte nach der Reha nochmal mit ihm sprechen. Ich habe diese Beziehung nicht beendet, weil ich ihn nicht mehr geliebt habe. Sondern weil ich verzweifelt war.

In der Reha hat er dann viele Menschen kennengelernt, mit denen er dort auch viel unterwegs ist. Er lässt dort so ziemlich die Sau raus. Die erste Zeit sagte er mir noch er würde mich sehr lieben und ich solle um uns kämpfen.
Es kam, wie es komme musste : er hat dort eine andere kennengelernt. Die beiden haben laut seiner Aussage 1 mal miteinander geschlafen. Sie würde ihm ja zuhören und sich für ihn interessieren.
Also, hab ich angefangen um uns zu kämpfen. Viele Telefonate, viel geschreibe, viele Tränen.

Die Situation war dann die letzten Tage so, dass er mir jeden Tag etwas anderes erzählt. Mal liebt er mich, mal nicht. Mal hat er Angst, dass wenn wir es nochmal versuchen, alles wie vorher ist. Mal ist er ein absolutes Arschloch, mal wieder absolut liebevoll. Er erzählt mir jeden Tag, manchmal sogar stündlich, etwas anderes. Er sagt er weiß nicht was er fühlt und ist verwirrt.
Leider neige ich zu Drama wenn ich verletzt bin. Ich habe dann wirklich alles versucht um ihn an unsere Liebe zu erinnern. Wahrscheinlich hab ich ihn damit eher abgeschreckt.

Ich weiß, dass man immer ne Rosa Brille aufhat wenn man jemanden kennenlernt. Natürlich fühlt er sich jetzt eher zu ihr hingezogen, weil am Anfang eben alles einfach und toll ist. Dazu kommt ja noch diese Blase in der man sich befindet wenn man in Reha ist. Ich hatte ja garkeinen Zugang zu ihm. Er hat mich mehr oder weniger ignoriert.

Mir hat er gesagt er hat mit ihr geschlafen um mich zu vergessen und es war ein Fehler. Hängt dort aber jeden Tag mit ihr rum. Sie ist halt jeden Tag bei ihm.

Vorgestern ist es dann mit mir durchgegangen. Ich wollte kämpfen und bin die 400 km mit dem Zug zu ihm gefahren. Wir haben viel gesprochen, geweint, waren uns nah. Er ist verbotenerweise die Nacht mit bei mir im Hotel geblieben. Wir hatten eine schöne Zeit, konnten sogar miteinander lachen. Ich hab ihm ein Buch mitgebracht, das ich mal für ihn ausgefüllt hab. Er hat keine 2 Sätze gelesen und hat angefangen zu weinen.
Wir haben uns oft geküsst und waren uns nah.

Am nächsten Morgen war auf einmal wieder alles anders. Wieder kamen seine Zweifel, gemischte Gefühle usw. Ich habe sehr geweint weil er sagte, er sei sich nicht sicher über seine Gefühle. Er hat mich dann im Hotel während eines Streits stehenlassen. Er neigt zur Flucht wenn er überfordert ist.

Ich bin dann noch ca. 3 Stunden dort geblieben, in der Hoffnung er kommt nochmal wieder. Ich hab versucht ihm zu schreiben, keine Antwort. Als ich ihn angerufen hab, drückt er mich weg und schickt mir ne Nachricht er würde nichts hören am Telefon, er würde Cabrio fahren. Er ist dann mit Mitpatienten auf eine Spritztour gegangen, weil er " mal raus musste" . Ich bin so traurig, er wusste ja dass ich noch da bin.

Es klingt so als sei er ein riesen Arschloch. Normalerweise würde jeder sagen : Lauf !
Aber seit ich ihn kenne war er immer der liebste und aufrichtigste Mensch. Er hat wirklich alles für uns getan und hat mich nie belogen. Er war immer sehr emphatisch und liebevoll. Deshalb glaube ich ihm irgendwo dass er einfach absolut verwirrt ist.

Ich hab die komplette Rückfahrt geweint. Es kam auch nichts von ihm. Ich bin wirklich am Boden und weiß absolut nicht was ich tun soll.

Ich würde mich sehr über Antworten freuen.

Liebe Grüße und sorry für den langen Text 😀
 
Anzeige:
Dabei
6 Mrz 2013
Beiträge
7.511
#2
Du schreibst ja selber, du neigst zu Drama. Daher glaube ich nicht, dass du es schaffen würdest, einem neutralen Rat zu folgen, der lautet "Lass ihn gehen". Ich fürchte, ihr beide werdet das so weitertreiben, womöglich bis ihr beide kaputt seid.
Vielleicht hilft dir der Gedanke an dein Kind, es nicht so weit kommen zu lassen.
 
Dabei
24 Sep 2017
Beiträge
2.801
#3
Hallo @Absy1994 ,
dieses Hin und Her ist so berauschend... dieses High, wenn mal ein süßes Wort fällt, dieses Aufglimmen von Leben bei einem bestimmten Blick, diese Überhöhung und Überbewertung der gemeinsamen Vergangenheit... am Ende wird das Ergebnis wahrscheinlich gleich bleiben und am Ende bist du es, die eine leere Hülle sein wird.
Nein, hier lohnt sich gar nichts mehr für dich. Behalte es in guter Erinnerung und geh weiter, bleib dir selbst treu.
 
Dabei
22 Aug 2011
Beiträge
3.785
#4
Absy, es lohnt zu kämpfen, wenn Du MIT Deinem Partner um eure Beziehung kämpfst. Es lohnt nicht, wenn Du GEGEN Deinen Partner kämpfen musst.

Er muss sich entscheiden, ob er Dich, eure Beziehung und eure Familie noch will. Wenn ja, könnt ihr zusammen darum kämpfen, eure Probleme zu lösen.

Und Du musst entscheiden, wie lange Du auf seine Entscheidung warten kannst und willst. Das kann durchaus mehrere Monate dauern ...
 
Dabei
22 Mrz 2021
Beiträge
894
#5
Ich bin wirklich am Boden und weiß absolut nicht was ich tun soll.
Die Antwort auf diese Frage hast du bereits selbst gegeben:
Im Februar habe ich mich dann getrennt.
Ich wollte mich selber und meine kleine Tochter schützen.
Bereits kurz darauf, in seiner Reha, war er schon wieder gut drauf:
Er lässt dort so ziemlich die Sau raus.
er würde Cabrio fahren. Er ist dann mit Mitpatienten auf eine Spritztour gegangen, weil er " mal raus musste" .
Der Begriff "Spritztour" wird nahezu makaber, denn
er hat dort eine andere kennengelernt.
er hat mit ihr geschlafen um mich zu vergessen
Dazu kommt ja noch diese Blase in der man sich befindet wenn man in Reha ist. Ich hatte ja garkeinen Zugang zu ihm. Er hat mich mehr oder weniger ignoriert.
Ach guck. Während er von dir verlangt, soll für ihn ein einziger Geschlechtsverkehr mit einer anderen Frau schon reichen, um dich zu vergessen, einschließlich vier gemeinsamer Jahre und einem Heiratsversprechen, denn genau das ist ja eine Verlobung: Man gelobt einander, die Bindung miteinander auch offiziell zu machen und zu festigen. Das alles wollte er für sich mit einmal Fremdsexerzieren vergessen machen.
Wie zur Hölle sollst du da kämpfen? Um was sollst du kämpfen? Und warum sollst du kämpfen? Wenn er dich doch ohnehin vergessen will?
Reha hin, "Verwirrung" her - mir taugt das als Entschuldigung nicht.
Du hast dich im Februar getrennt. Deine Verzweiflung und dein Bedürfnis nach Selbstschutz und Schutz deiner Tochter haben dich stark genug für diesen Schritt gemacht.
Jetzt bleib dabei. Denn alles andere wäre inkonsequent und würde dich vor ihm noch kleiner machen.
Er hat seine Achtung vor dir längst verloren. Jetzt ist es an dir, dir deine Selbstachtung zu bewahren und das auch deiner Tochter so vorzuleben.
 
Dabei
6 Mrz 2020
Beiträge
414
#6
Ich wollte nach der Reha nochmal mit ihm sprechen. Ich habe diese Beziehung nicht beendet, weil ich ihn nicht mehr geliebt habe. Sondern weil ich verzweifelt war.
Das hast du ihm so gesagt? Dass du ihn noch liebst, aber dass du verzweifelt bist über die ganze Situation mit ihm? Und dann wunderst du dich über das?:

Die Situation war dann die letzten Tage so, dass er mir jeden Tag etwas anderes erzählt. Mal liebt er mich, mal nicht. Mal hat er Angst, dass wenn wir es nochmal versuchen, alles wie vorher ist. Mal ist er ein absolutes Arschloch, mal wieder absolut liebevoll. Er erzählt mir jeden Tag, manchmal sogar stündlich, etwas anderes. Er sagt er weiß nicht was er fühlt und ist verwirrt.
Am nächsten Morgen war auf einmal wieder alles anders. Wieder kamen seine Zweifel, gemischte Gefühle usw. Ich habe sehr geweint weil er sagte, er sei sich nicht sicher über seine Gefühle.
Es klingt so als sei er ein riesen Arschloch. Normalerweise würde jeder sagen : Lauf !
Aber seit ich ihn kenne war er immer der liebste und aufrichtigste Mensch. Er hat wirklich alles für uns getan und hat mich nie belogen. Er war immer sehr emphatisch und liebevoll. Deshalb glaube ich ihm irgendwo dass er einfach absolut verwirrt ist.
Ja, er ist verwirrt und wahrscheinlich auch einfach total enttäuscht von dir. Sein Vertrauen in dich hat er jetzt verloren. Du hast ihn stehenlassen, als er dich wahrscheinlich am meisten gebraucht hätte. Er weiss, dass es ihm nicht gut geht und das er nicht von heute auf morgen wieder "back to normal" kann. Er braucht Zeit zum gesund werden. Da du durch diese Situation verzweifelt bist, fühlt er sich unter Druck gesetzt und denkt, das wenn ihr es nochmal versucht und es ihm wieder nicht gut geht, du wieder gehst. Er hat einfach kein Vertrauen mehr in dich.

Es kam, wie es komme musste : er hat dort eine andere kennengelernt. Die beiden haben laut seiner Aussage 1 mal miteinander geschlafen. Sie würde ihm ja zuhören und sich für ihn interessieren.
Ich weiß, dass man immer ne Rosa Brille aufhat wenn man jemanden kennenlernt. Natürlich fühlt er sich jetzt eher zu ihr hingezogen, weil am Anfang eben alles einfach und toll ist. Dazu kommt ja noch diese Blase in der man sich befindet wenn man in Reha ist. Ich hatte ja garkeinen Zugang zu ihm. Er hat mich mehr oder weniger ignoriert.
Mir hat er gesagt er hat mit ihr geschlafen um mich zu vergessen und es war ein Fehler. Hängt dort aber jeden Tag mit ihr rum. Sie ist halt jeden Tag bei ihm.
Das war klar, dass das passiert, wenn du dich von ihm abwendest. Gerade wenn es Menschen nicht gut geht, brauchen sie jemanden mit dem sie reden können, der für sie da ist, ihnen hilft gesund zu werden. Du hast das nicht gekonnt. Er fühlt sich nicht zu ihr hingezogen, weil alles einfach und toll ist, er ist krank, da ist nichts einfach und toll. Er fühlt sich zu ihr hingezogen, weil sie ihm zuhört, ihm keine Vorwürfe macht, vorbehaltlos da ist, Verständnis zeigt und die Situation so akzeptiert wie sie ist. Es ist logisch, dass er jetzt lieber mit ihr zusammen ist, als mit dir, die andauernd Druck macht und durch ihn und die momentane Situation verzweifelt ist. Das hier...
da wir beide an psychischen Problemen leiden.
Leider neige ich zu Drama wenn ich verletzt bin.
Ich habe so viel versucht, ich war mit den Kräften am Ende. Ich wollte mich selber und meine kleine Tochter schützen.
Sondern weil ich verzweifelt war.
... ist dabei nicht besonders hilfreich.

Ich verstehe, dass du verzweifelt bist. Das Problem ist, dass ihr nicht zusammenarbeitet. Deinem Partner geht es nicht gut, dir geht es nicht gut, aber anstatt, dass ihr zusammen einen Weg sucht, mit der momentanen Situation umzugehen, kämpft ihr gegeneinander und erwartet Dinge voneinander, die im Moment einfach nicht leistbar sind. Ich weiss nicht, ob ihr es schafft, da nochmal von vorne anzufangen und mit einer anderen Sichtweise an eure Probleme zu gehen. Ihr seid jetzt beide verletzt. Er, weil du ihn im Regen stehen gelassen hast und du, weil er mit einer anderen anbändelt. Es müssen jetzt beide diese Beziehung wieder retten wollen und beide müssen ihr Verhalten hinterfragen und offen miteinander kommunizieren. Ich habe allerdings das Gefühl, dass das im Moment nicht mehr möglich ist. Dazu ist zu viel passiert und dafür geht es euch beiden viel zu schlecht. Vielleicht wäre eine Pause, wo sich jeder auf sich konzentriert und darauf wieder gesund und 'stärker' zu werden, gar nicht schlecht. Aber auch dabei sollten Regeln gelten, wenn ihr beide vorhabt, an dieser Beziehung später wieder zu arbeiten. Kein Anbändeln mit anderen Personen zum Beispiel.

Gehe doch am Besten mit ihm mal in ein absolut offenes, langes und persönliches Gespräch und redet über eure Beziehung, über eure Probleme und wie ihr in Zukunft gemeinsam an einem Strick ziehen wollt. Falls das überhaupt beide wollen. Das gilt es in dem Gespräch auch herauszufinden.

Ich wünsche euch, dass ihr beide euer Verhalten reflektieren könnt und euch so verhalten könnt, dass es wieder ein gemeinsames Anpacken und Durchstehen der Probleme ist und nicht ein gegeneinander ankämpfen!

Und falls die Beziehung in die Hose geht, dann lerne daraus! Von Problem wird niemand verschont! Man kann diese aber gemeinsam angehen und durchstehen! Deine Flucht hat nur zu weiteren Problemen geführt, die hätten vermieden werden können! Ein Gespräch, wie oben empfohlen, wäre schon viel früher nötig gewesen, dann wäre es jetzt wahrscheinlich nicht soweit gekommen.
 
Anzeige:

Ähnliche Themen


Oben