Hallo an alle.
ich möchte euch eine Geschichte erzählen. Ich erwarte keine Ratschläge oder Tipps aber wenn jemand Ähnliches erlebt hat, würde ich mich über einen Bericht freuen. So besonders ist die Geschichte wahrscheinlich auch garnicht. Am Ende sind es immer wieder wiederkehrende Motive und Gedanken von Menschen aber mir ist grad elend zumute und das Schreiben könnte helfen. Es gibt viel zu erzählen damit alles zusammen einen Sinn ergibt deshalb ist meine Geschichte ziemlich lang...
Ich glaube ich habe einen Fehler gemacht.
Vor sechs Jahren habe ich in einer neuen Stadt einen neuen Job angefangen. Ich war single und grad relativ frisch von der Uni. Ich fing in einer kleinen Firma mit tollen Kollegen an und wahr sehr zufrieden. Unter den Kollegen war auch eine Frau, die eine wirklich erstaunliche Wirkung auf mich hatte. Ich war in der Richtung relativ unbedarft. Ich hatte schon Beziehungen gehabt, aber die Regel in meinem Leben war, dass ich aufgrund von starken Minderwertigkeitskomplexen nie den Mut fand die Frauen anzusprechen, die mich wirklich interessierten. Die wenigen Beziehungen die trotzdem zustandekamen waren eher Produkte des Zufalls und der Umstände. Entsprechend waren ihre Erfolgsaussichten.
Das Sexappeal meiner neuen Kollegin war schwer in Worte zu fassen. Schon ihre Stimme drehte mir - im positiven Sinne - den Magen um. Etwas tief und rauchig, gleichzeitig aber beschwingt und mädchenhaft. Sie war deutlich älter als ich, 10 Jahre, also damals 37. Sie hatte sich eine gute, schlanke Figur erhalten, machte viel Sport und hatte, ich weiß nicht woher, eine Art zu gehen, zu stehen, sich zu bewegen und zu sprechen, die anscheinend exakt meine Definition des weiblichen Charmes in Vollendung war, ohne dabei in meinen Augen übertrieben kokett oder vulgär rüberzukommen. Ich habe sowas bisher auch nicht wieder in einer Frau gesehen. Es ist selten. Es gibt tolle Frauen die niemals diese bestimmte Koketterie innehaben werden und ich denke auch nicht, dass man sowas lernen kann. Gleichzeitig denke ich mir, dass es wirklich die Quintessenz des Sexappeals ist und sehe mich bestätigt, da auch jüngere Kollegen von mir bei privaten Anlässen zugaben, dass diese Kollegin sicherlich alle anderen in der Firma in den Schatten stellt.
Und das, obwohl man ihr ihr Alter durchaus ansah. Mit ihrer Haut hatte sie wohl Pech gehabt. Schon mit 37 sah ihre Haut, man kann es nicht anders sagen, einfach alt aus, wie ende 50. Und doch machte sie mit ihrem Charme in meinen Augen alles wett.
Schon nach kurzer Zeit wusste ich, dass sie verheiratet ist und zwei Kinder hat. Ich dachte mir sofort: keine Chance, vergiss es. Und: es wäre auch noch falsch, unmoralisch, das willst du nicht. Selbst wenn du könntest. Und sie ist einfach nett zu dir und flirtet ein bisschen, das ist ihre Art, fertig. Sieh zu dass du dir das aus dem Kopf schlägst. Es ist wie früher in der Schule, sie ist nicht erreichbar für dich, schau sie dir an, wieso sollte sie an so einem jungen Typen was finden der im Kopf auch noch halb ein Kind ist, nichts zu bieten hat, und so weiter, und so weiter, und so weiter.
Es vergingen einige Monate in denen ich Schwierigkeiten hatte, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren. Die Gefühle, die ich für die Kollegin hatte waren von 100% auf 90% runtergegangen. Ich versuchte mir einzureden, dass es nur meine Libido war, die da sprach, und dass ich bestimmt die Sachen anders sehen würde, wenn was zwischen uns passiert wäre und ich mir nicht bloß ständig im Kopf die allertollsten Dinge ausmalte.
So versuchte ich alles, um meine Gefühle zu leugnen. Meiner Kollegin sagte ich nichts, dazu hatte ich nicht den Mut. Sie flirtete auch nur ganz bisschen mit mir und ich dann auch sehr unbeholfen mit ihr, aber es war wirklich überhaupt nicht deutlich, dass irgendetwas gehen könnte. Gleichzeitig war ich einsam und bei einem Besuch einer guten Freundin von mir lernte ich ihre Komilitonin kennen.
Ich war sehr an ihr interessiert. Sie war ein ganz anderer Typ. Ziemlich hübsch, in meinem Alter, allerdings wenig an oberflächlichen Dingen interessiert. Sie hatte derlei nach und nach hinter sich gelassen und sich auf Studium und Wissenschaft konzentriert. Themen wie Fairer Handel und Politik waren ihr wichtiger als der neueste Style. Klammotten zu kaufen weil sie "diesen Sommer in sind" war ihr unendlich fern, eine unnütze Verschwendung und geradezu symbolisch für den sinnlosen Konsumwahn. Man könnte sagen, sie ist ein "Geek". Das Sexappeal meiner Kollegin ist bei ihr so gut wie garnicht vorhanden. Es ist einfach nicht ihre Art, auf diese Außenwirkung hinzuarbeiten. Dennoch fand ich das alles erfrischend. SIe passte in vielen Dingen gut zu mir. Wir blieben in Kontakt und als sie irgendwann zufällig in meiner Stadt zu besuch war und bei mir übernachtete, da landeten wir zusammen im Bett. Und von da an waren wir zusammen.
Das war ca. 9 Monate nachdem ich den neuen Job angefangen hatte. Ich empfand immernoch starke Gefühle für die Kollegin, malte mir aber keine Chancen aus. Gleichzeitig war da diese neue Frau die begeistert von mir war (begeistert!), mit der es gut im Bett lief, mit der ich über alles reden konnte, die gut aussah, klug war, ein Mensch mit einem guten Herzen. Mein Verstand sagte mir, dass diese Beziehung Zukunft hat während das andere nur unnütze Schwärmerei sei, die Reaktion eines Unerfahrenen auf die perfekt inszenierten Flirts einer etwas in die Jahre gekommenen Frau die nach Bestätigung sucht.
Ich blieb innerlich bei dieser "offiziellen" Sichtweise, auch wenn ich meine Kollegin auch auf der platonischen Ebene sehr interessant fand. Längere Küchengespräche zeigten mir, dass auch sie sich viele Gedanken über die Welt machte und in manchen Dingen ähnlich wie ich tickte.
Meine Beziehung wurde immer fester, es war meiner Freundin schnell klar, dass es keine Affäre war und auch ich hatte daran kein Interesse sondern wollte etwas Langfristiges haben. Gleichzeitig nagte an mir der Zweifel, ob mich meine Freundin nicht auf die gleiche Art verrückt machen müsste wie meine Kollegin. Immer wieder versuchte ich zu rationalisieren und mir die Aussichtslosigkeit der anderen Option klarzumachen. Inzwischen war auch noch dazugekommen, dass ich nicht Schluss machen wollte, selbst wenn es grade wieder besonders arg war und mir deutlich auffiel, dass ich mir diese besondere Koketterie in meiner Freundin wünschte, aber sie niemals dazu fähig sein würde. Es wäre auch nicht fair, das von ihr zu verlangen. Dann wieder dachte ich mir, man kann nicht alles haben im Leben, es gibt Kompromisse, du bist doch gut dran, was willst du eigentlich?
Nach 1-2 Jahren gab es mehrere Situationen mit meiner Kollegin, bei denen ich hätte schwören können, dass sie mir eine Affäre nahelegte. Ich war in diesen Momenten immer wie gelähmt. Ich konnte nicht damit umgehen, dachte nur an meine Freundin und an die Kinder meiner Kollegin, die Spannung übermannte mich und ich brachte nichts Vernünftiges aus mir heraus. Es passierte demnach auch nichts und hinterher fragte ich mich doch wieder, ob ich die Dinge nicht vielleicht falsch interpretiert hatte. Immerhin hatte sie Kinder, verdammt!
Dann irgendwann kam die Nachricht: Die Kollegin hat einen neuen Freund, ihre 20jährige Beziehung ist vorbei. Sie wird sich über kurz oder lang von dem Vater ihrer Kinder trennen.
Ich hatte die Zeichen nicht richtig gedeutet. Meine Kollegin war auf der Suche gewesen. Und ich war einer der Kandidaten gewesen, aber in mehrfacher Hinsicht nicht fähig, damit umzugehen. Das bestätigte sich nochmal an meinem letzten Arbeitstag, an dem ich zufällig (manchmal ist das Leben wie ein Film) mit der Kollegin gleichzeitig das Büro verließ und sie irgendwann fragte, ob sie eigentlich früher mit mir geflirtet hat. Sie sagte ja und dass ich ihr gefallen hätte und ich sagte, dass ich es schade finde, dass es damals nicht anders gelaufen ist. So trennten wir uns.
Und hier ein weiterer Aspekt, vielleicht aber der wichtigste: ich wollte niemals Kinder haben. Daran hat sich nichts geändert. Meine Freundin hat früher mal gesagt, dass sie auch ohne Kinder glücklich sein könnte, aber dann schwang etwas bei ihr um. Ich dagegen habe gedacht, dass sich auch bei mir etwas verändern würde mit der Zeit. Ich habe schon einmal eine Therapie gemacht wegen meiner Komplexe und habe fest vor bald eine weitere folgen zu lassen, aber bisher müsste ich wahrheitsgemäß sagen: ich will keine Kinder. Es ist mir nicht egal, ich will sie NICHT. Manchmal kann ich mir vorstellen, dass ich es vielleicht tollerieren könnte, in der Regel aber nicht.
Meine Freundin dagegen, die in der Zwischenzeit meine Frau geworden ist, rechnet fest damit. Das letzte wort war, dass wir mal gucken und ich habe nicht protestiert wenn sie manchmal sagte "wenn wir irgendwann mal Kinder haben". Doch es tut sich nichts bei mir, kein Stück.
Statt dessen denke ich jetzt, dass ich hätte mir einer Frau zusammen sein können, die bereits Kinder hat und bestimmt keine neuen von mir will und die wahrscheinlich auch keinen neuen Vater für ihre Kinder sucht. Selbst wenn, ist das immer eine andere Situation. Ich hätte mit meiner Freundin Schluss machen sollen als alles noch frisch war, selbst wenn das eine große Enttäuschung für sie gewesen wäre, aber sie hätte sich jemand Passenderen suchen können und ich hätte es bei meiner Kollegin versuchen sollen, mich von meinem Bauchgefühl leiten und nicht vom Status "verheiratet" abschrecken sollen.
Aber all das verstehe ich erst jetzt. Und während ich das hier schreibe, sitze ich in unserem neuen Wohnort im Heimatland meiner Frau wo wir gerade aus Jobgründen hingezogen sind. Und ich fühle mich furchtbar. Auch wenn meine Frau wirklich eine tolle Person ist glaube ich gerade, damals den größten Fehler meines Lebens gemacht zu haben. Eigentlich könnte alles gut sein, ich verstehe mich so gut mir meiner Frau und auch im Bett läuft es immernoch super, aber seit ich meine Kollegin angesprochen hab (das ist nur wenige Tage her) und sicher weiß dass ich damals Chancen bei ihr hatte, kann ich nur noch daran denken, dass ich diese Chance verpasst hab und nun eine Beziehung führe, die darauf hinausläuft, irgendwann Kinder zu produzieren. Kinder die ich nicht will. Und wenn es eine Lehre aus dieser Geschichte gibt, dann doch, dass man sich von seinen Wünschen und Gefühlen leiten lassen soll und nicht gegen diese ankämpfen.
Ich habe nur die Hoffnung, dass ich mit der Zeit meine Kollegin vergessen werde, mich mehr und mehr auf das konzentrieren werde, was meine Frau hat und nicht was sie NICHT hat, und dass ich vielleicht mit Hilfe von Therapie zu einem so positiv denkenden Menschen werde, dass ich mich auch auf Nachwuchs freuen kann, so dass dann die Kompromisse in meinem Leben nicht größer werden als gesund sein kann.
Das war's. Ich fühle mich ein bisschen besser. Danke fürs Lesen.
b.
ich möchte euch eine Geschichte erzählen. Ich erwarte keine Ratschläge oder Tipps aber wenn jemand Ähnliches erlebt hat, würde ich mich über einen Bericht freuen. So besonders ist die Geschichte wahrscheinlich auch garnicht. Am Ende sind es immer wieder wiederkehrende Motive und Gedanken von Menschen aber mir ist grad elend zumute und das Schreiben könnte helfen. Es gibt viel zu erzählen damit alles zusammen einen Sinn ergibt deshalb ist meine Geschichte ziemlich lang...
Ich glaube ich habe einen Fehler gemacht.
Vor sechs Jahren habe ich in einer neuen Stadt einen neuen Job angefangen. Ich war single und grad relativ frisch von der Uni. Ich fing in einer kleinen Firma mit tollen Kollegen an und wahr sehr zufrieden. Unter den Kollegen war auch eine Frau, die eine wirklich erstaunliche Wirkung auf mich hatte. Ich war in der Richtung relativ unbedarft. Ich hatte schon Beziehungen gehabt, aber die Regel in meinem Leben war, dass ich aufgrund von starken Minderwertigkeitskomplexen nie den Mut fand die Frauen anzusprechen, die mich wirklich interessierten. Die wenigen Beziehungen die trotzdem zustandekamen waren eher Produkte des Zufalls und der Umstände. Entsprechend waren ihre Erfolgsaussichten.
Das Sexappeal meiner neuen Kollegin war schwer in Worte zu fassen. Schon ihre Stimme drehte mir - im positiven Sinne - den Magen um. Etwas tief und rauchig, gleichzeitig aber beschwingt und mädchenhaft. Sie war deutlich älter als ich, 10 Jahre, also damals 37. Sie hatte sich eine gute, schlanke Figur erhalten, machte viel Sport und hatte, ich weiß nicht woher, eine Art zu gehen, zu stehen, sich zu bewegen und zu sprechen, die anscheinend exakt meine Definition des weiblichen Charmes in Vollendung war, ohne dabei in meinen Augen übertrieben kokett oder vulgär rüberzukommen. Ich habe sowas bisher auch nicht wieder in einer Frau gesehen. Es ist selten. Es gibt tolle Frauen die niemals diese bestimmte Koketterie innehaben werden und ich denke auch nicht, dass man sowas lernen kann. Gleichzeitig denke ich mir, dass es wirklich die Quintessenz des Sexappeals ist und sehe mich bestätigt, da auch jüngere Kollegen von mir bei privaten Anlässen zugaben, dass diese Kollegin sicherlich alle anderen in der Firma in den Schatten stellt.
Und das, obwohl man ihr ihr Alter durchaus ansah. Mit ihrer Haut hatte sie wohl Pech gehabt. Schon mit 37 sah ihre Haut, man kann es nicht anders sagen, einfach alt aus, wie ende 50. Und doch machte sie mit ihrem Charme in meinen Augen alles wett.
Schon nach kurzer Zeit wusste ich, dass sie verheiratet ist und zwei Kinder hat. Ich dachte mir sofort: keine Chance, vergiss es. Und: es wäre auch noch falsch, unmoralisch, das willst du nicht. Selbst wenn du könntest. Und sie ist einfach nett zu dir und flirtet ein bisschen, das ist ihre Art, fertig. Sieh zu dass du dir das aus dem Kopf schlägst. Es ist wie früher in der Schule, sie ist nicht erreichbar für dich, schau sie dir an, wieso sollte sie an so einem jungen Typen was finden der im Kopf auch noch halb ein Kind ist, nichts zu bieten hat, und so weiter, und so weiter, und so weiter.
Es vergingen einige Monate in denen ich Schwierigkeiten hatte, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren. Die Gefühle, die ich für die Kollegin hatte waren von 100% auf 90% runtergegangen. Ich versuchte mir einzureden, dass es nur meine Libido war, die da sprach, und dass ich bestimmt die Sachen anders sehen würde, wenn was zwischen uns passiert wäre und ich mir nicht bloß ständig im Kopf die allertollsten Dinge ausmalte.
So versuchte ich alles, um meine Gefühle zu leugnen. Meiner Kollegin sagte ich nichts, dazu hatte ich nicht den Mut. Sie flirtete auch nur ganz bisschen mit mir und ich dann auch sehr unbeholfen mit ihr, aber es war wirklich überhaupt nicht deutlich, dass irgendetwas gehen könnte. Gleichzeitig war ich einsam und bei einem Besuch einer guten Freundin von mir lernte ich ihre Komilitonin kennen.
Ich war sehr an ihr interessiert. Sie war ein ganz anderer Typ. Ziemlich hübsch, in meinem Alter, allerdings wenig an oberflächlichen Dingen interessiert. Sie hatte derlei nach und nach hinter sich gelassen und sich auf Studium und Wissenschaft konzentriert. Themen wie Fairer Handel und Politik waren ihr wichtiger als der neueste Style. Klammotten zu kaufen weil sie "diesen Sommer in sind" war ihr unendlich fern, eine unnütze Verschwendung und geradezu symbolisch für den sinnlosen Konsumwahn. Man könnte sagen, sie ist ein "Geek". Das Sexappeal meiner Kollegin ist bei ihr so gut wie garnicht vorhanden. Es ist einfach nicht ihre Art, auf diese Außenwirkung hinzuarbeiten. Dennoch fand ich das alles erfrischend. SIe passte in vielen Dingen gut zu mir. Wir blieben in Kontakt und als sie irgendwann zufällig in meiner Stadt zu besuch war und bei mir übernachtete, da landeten wir zusammen im Bett. Und von da an waren wir zusammen.
Das war ca. 9 Monate nachdem ich den neuen Job angefangen hatte. Ich empfand immernoch starke Gefühle für die Kollegin, malte mir aber keine Chancen aus. Gleichzeitig war da diese neue Frau die begeistert von mir war (begeistert!), mit der es gut im Bett lief, mit der ich über alles reden konnte, die gut aussah, klug war, ein Mensch mit einem guten Herzen. Mein Verstand sagte mir, dass diese Beziehung Zukunft hat während das andere nur unnütze Schwärmerei sei, die Reaktion eines Unerfahrenen auf die perfekt inszenierten Flirts einer etwas in die Jahre gekommenen Frau die nach Bestätigung sucht.
Ich blieb innerlich bei dieser "offiziellen" Sichtweise, auch wenn ich meine Kollegin auch auf der platonischen Ebene sehr interessant fand. Längere Küchengespräche zeigten mir, dass auch sie sich viele Gedanken über die Welt machte und in manchen Dingen ähnlich wie ich tickte.
Meine Beziehung wurde immer fester, es war meiner Freundin schnell klar, dass es keine Affäre war und auch ich hatte daran kein Interesse sondern wollte etwas Langfristiges haben. Gleichzeitig nagte an mir der Zweifel, ob mich meine Freundin nicht auf die gleiche Art verrückt machen müsste wie meine Kollegin. Immer wieder versuchte ich zu rationalisieren und mir die Aussichtslosigkeit der anderen Option klarzumachen. Inzwischen war auch noch dazugekommen, dass ich nicht Schluss machen wollte, selbst wenn es grade wieder besonders arg war und mir deutlich auffiel, dass ich mir diese besondere Koketterie in meiner Freundin wünschte, aber sie niemals dazu fähig sein würde. Es wäre auch nicht fair, das von ihr zu verlangen. Dann wieder dachte ich mir, man kann nicht alles haben im Leben, es gibt Kompromisse, du bist doch gut dran, was willst du eigentlich?
Nach 1-2 Jahren gab es mehrere Situationen mit meiner Kollegin, bei denen ich hätte schwören können, dass sie mir eine Affäre nahelegte. Ich war in diesen Momenten immer wie gelähmt. Ich konnte nicht damit umgehen, dachte nur an meine Freundin und an die Kinder meiner Kollegin, die Spannung übermannte mich und ich brachte nichts Vernünftiges aus mir heraus. Es passierte demnach auch nichts und hinterher fragte ich mich doch wieder, ob ich die Dinge nicht vielleicht falsch interpretiert hatte. Immerhin hatte sie Kinder, verdammt!
Dann irgendwann kam die Nachricht: Die Kollegin hat einen neuen Freund, ihre 20jährige Beziehung ist vorbei. Sie wird sich über kurz oder lang von dem Vater ihrer Kinder trennen.
Ich hatte die Zeichen nicht richtig gedeutet. Meine Kollegin war auf der Suche gewesen. Und ich war einer der Kandidaten gewesen, aber in mehrfacher Hinsicht nicht fähig, damit umzugehen. Das bestätigte sich nochmal an meinem letzten Arbeitstag, an dem ich zufällig (manchmal ist das Leben wie ein Film) mit der Kollegin gleichzeitig das Büro verließ und sie irgendwann fragte, ob sie eigentlich früher mit mir geflirtet hat. Sie sagte ja und dass ich ihr gefallen hätte und ich sagte, dass ich es schade finde, dass es damals nicht anders gelaufen ist. So trennten wir uns.
Und hier ein weiterer Aspekt, vielleicht aber der wichtigste: ich wollte niemals Kinder haben. Daran hat sich nichts geändert. Meine Freundin hat früher mal gesagt, dass sie auch ohne Kinder glücklich sein könnte, aber dann schwang etwas bei ihr um. Ich dagegen habe gedacht, dass sich auch bei mir etwas verändern würde mit der Zeit. Ich habe schon einmal eine Therapie gemacht wegen meiner Komplexe und habe fest vor bald eine weitere folgen zu lassen, aber bisher müsste ich wahrheitsgemäß sagen: ich will keine Kinder. Es ist mir nicht egal, ich will sie NICHT. Manchmal kann ich mir vorstellen, dass ich es vielleicht tollerieren könnte, in der Regel aber nicht.
Meine Freundin dagegen, die in der Zwischenzeit meine Frau geworden ist, rechnet fest damit. Das letzte wort war, dass wir mal gucken und ich habe nicht protestiert wenn sie manchmal sagte "wenn wir irgendwann mal Kinder haben". Doch es tut sich nichts bei mir, kein Stück.
Statt dessen denke ich jetzt, dass ich hätte mir einer Frau zusammen sein können, die bereits Kinder hat und bestimmt keine neuen von mir will und die wahrscheinlich auch keinen neuen Vater für ihre Kinder sucht. Selbst wenn, ist das immer eine andere Situation. Ich hätte mit meiner Freundin Schluss machen sollen als alles noch frisch war, selbst wenn das eine große Enttäuschung für sie gewesen wäre, aber sie hätte sich jemand Passenderen suchen können und ich hätte es bei meiner Kollegin versuchen sollen, mich von meinem Bauchgefühl leiten und nicht vom Status "verheiratet" abschrecken sollen.
Aber all das verstehe ich erst jetzt. Und während ich das hier schreibe, sitze ich in unserem neuen Wohnort im Heimatland meiner Frau wo wir gerade aus Jobgründen hingezogen sind. Und ich fühle mich furchtbar. Auch wenn meine Frau wirklich eine tolle Person ist glaube ich gerade, damals den größten Fehler meines Lebens gemacht zu haben. Eigentlich könnte alles gut sein, ich verstehe mich so gut mir meiner Frau und auch im Bett läuft es immernoch super, aber seit ich meine Kollegin angesprochen hab (das ist nur wenige Tage her) und sicher weiß dass ich damals Chancen bei ihr hatte, kann ich nur noch daran denken, dass ich diese Chance verpasst hab und nun eine Beziehung führe, die darauf hinausläuft, irgendwann Kinder zu produzieren. Kinder die ich nicht will. Und wenn es eine Lehre aus dieser Geschichte gibt, dann doch, dass man sich von seinen Wünschen und Gefühlen leiten lassen soll und nicht gegen diese ankämpfen.
Ich habe nur die Hoffnung, dass ich mit der Zeit meine Kollegin vergessen werde, mich mehr und mehr auf das konzentrieren werde, was meine Frau hat und nicht was sie NICHT hat, und dass ich vielleicht mit Hilfe von Therapie zu einem so positiv denkenden Menschen werde, dass ich mich auch auf Nachwuchs freuen kann, so dass dann die Kompromisse in meinem Leben nicht größer werden als gesund sein kann.
Das war's. Ich fühle mich ein bisschen besser. Danke fürs Lesen.
b.