Hey Katze,
ich hab dazu mal einen schönen Artikel in der Neon gelesen. Es war geschrieben an Beispielen belegt, dass jeder nur Beziehungen aus egositischen Motiven führt und das Beste, was man noch erwarten könnte, die Fairneß wäre, dass der andere einem seine Motive und Bedrüfnisse und etwaige Veränderungen in selbigen mitteilt. Ich denke, das trifft es.
Aber selbst wenn es so ist, dass jeder nur aus Egoismus Beziehungen führt... wäre das ein Grund, keine zu führen? Muss das heißen, dass sie deshalb schlecht sind?
Meiner Meinung nach nicht. Ich bin dann eben auch zu egoistisch, um auf Beziehungen zu verzichten, denn ich finde die Dinger gut und hab gerne welche. Sie geben mir was, darum such ich sie auch... und so schließt sich der Kreis mit dem Egoismus. Ob man das nun auf freundschaftliche Beziehungen oder Liebesbeziehungen anwendet ist egal, trifft auf beides.
Wenn man ehrlich ist, hat doch jeder die Beziehung zum Beziehungspartner nicht für den Beziehungspartner, sondern für sich selbst. Wenn die Beziehung funktioniert, heißt das nur, dass man sich wechselseitig was gibt. Überwiegend macht dieses Geben beiden Spaß und man macht es gerne. Man macht was gerne für den anderen, aber man tut es immer auch für sich selbst. Ist nicht verwerflich, ist einfach so.
Und wer sich da nun aus der Enttäuschung darüber gänzlich aus Beziehungen raushält, beschneidet sich selbst - und ist in gewisser Weise auch schlecht zu sich selbst.
So jemand sorgt nicht gut für sich selbst, nicht für den sozialen Anteil seines Wesens. Ich könnte sagen, den wertschätzt er nicht genug. Und Du müsstest mit Deiner Argumentation ja dann weiter sagen, dass wäre ne Charakterschwäche....
Ich tippe eher, dass liegt daran, dass er noch nie drüber nachgedacht hat oder ne suboptimale Einstellung hat. Aber Du kannst selbst entscheiden, was da für Dich zutrifft.
Ich erfreu mich derweil mal meiner Beziehungen, freundschaftlicher und liebschaftlicher Natur. Ich schätze meine Freunde, interessiere mich dafür, was mit denen ist - nicht in jeder Sekunde - aber immer wieder.
Und ich liebe, wen ich liebe. Wobei ich grundsätztlich denke: liebe ist ein Tun-Wort, man muss es halt tun und jeder kann es machen, sich entscheiden zu lieben. Ich bin überzeugt, dass jeder alles was er braucht um zu lieben, in sich hat. Er muss sich nur mal entscheiden, zu lieben und es tun.
Und so denke ich wie Api, die mal geschrieben hat, sie könnte mit jedem, vor dem sie sich beim Küssen nicht ekelt. Ich denke, so ist es. Theoretisch könnten wir jeden lieben, der uns nicht wirklich abstößt. Wir müssten es nur tun. Aber wir tuns nicht. In gewisser Weise entscheiden wir, wen wir lieben. Ob wir nun bewusst gedanklich überlegen oder die Selektion eher unbewusst über Knalleffekte erfolgt.
Ich denke, ich komme immer mehr dazu, dass ich die bewusst überlegten Entscheidungen, wen wir lieben doch besser finde als die Knalleffekt-Lieben. Ganz klasse wäre natürlich ne Kombi aus beidem. Von daher dann doch ein Hoch auf die Internetliebe. Grins. Die macht sowas möglich, denn man kann sich schon vorher ein Bild von der Persönlichkeit des anderen gemacht haben, bevor es knallt. Und wenns dann knallt, hat man ne Ahnung, was man kriegt. Wenns einfach so im RL knallt, stellt man mit der Zeit dann doch oft fest, man hat sich ver-knallt. Im doppelten Sinne, manche auch im dreifachen.

Klar ist mir bewusst, dass es per I-net viele Lieben gibt, die dann unglücklich verlaufen. Aber das liegt daran, dass man sich eben nicht bemüht, den anderen in seiner gesamten Person wahrzunehmen und ihn als eben diese zu lieben. Da werden Bilder gemalt und geliebt und es wird aufgehört zu lieben, wenn realisiert wird, dass die Person dem Bild nicht entspricht. Auch dann entscheidet sich einer. Er entscheidet sich, nicht zu lieben. Aus egoistischen Motiven. Dass er nie geliebt hat, kann man nicht sagen: mindestens das Bild hat er sicherlich geliebt.
Wer nicht liebt, ist meiner Meinung nach arm dran - und ist meist selbst dran schuld.
Wer keine Beziehungen führt hat m.E. nach ein Problem. Ich sagte ja irgendwo anders schon: jeder hat irgend ein Problem. Deswegen ist nicht gleich jeder krank oder ein Charakterschwächling. Keine Beziehungen zu führen, kann auch krankhaft sein/werden, genauso sehr wie sich aus Kummer vollaufen und ev. auch noch einfach so v... zu lassen.