Fernbeziehung adé :-(

Dabei
2 Feb 2016
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#1
Ihr Lieben,

bin aktuell etwas ratlos und möchte mir gerne meine Sorgen von der Seele reden und freue mich über eure Perspektiven.

Vor 3 Monaten habe ich einen Mann kennengelernt, in den ich mich ziemlich verliebt habe. Von Anfang an wusste er, dass ich im Januar für 1,5 Jahre wegziehe, um mein Referendariat zu machen. Zwischen uns herrscht eine extreme Anziehung und als wir uns das erste Mal gesehen haben, waren wir beide richtig voneinander gefesselt und hatten seitdem Dauerkontakt und waren richtig glücklich. Zwischen uns hat es sich ziemlich schnell zu einer Beziehung entwickelt und wir waren die zwei ersten Monate eigentlich ständig zusammen, jedoch betonte er im Vorfeld, dass er kein Typ für eine Fernbeziehung sei, da er damit schlechte Erfahrungen gemacht habe. Ich hab zu ihm gesagt, dass wir das schon hinbekommen werden, sodass wir es dann auch probiert haben.

Das Problem ist leider, dass ich trotz der Entfernung von 250 km allerhöchstens alle 3 Wochen Zeit habe für ein Treffen, da ich sehr viel zu tun habe und meine Ruhe zum Arbeiten brauche (arbeite nebenher noch an einem privaten Projekt). Die ersten drei Wochen haben wir bis auf eine kleine Schreib- bzw. Kommunikationskrise ganz gut überstanden, wir haben viel geschrieben, nur zwischendrin hatte er ein kleines Tief, wo er sich kaum noch gemeldet hat. Er betonte dann, dass es ihm einfach schwer fällt, sich nicht zu sehen, aber dafür ständig zu schreiben, weil es einen nur erinnert, wie sehr man sich vermisst. Ich habe ihn auch total vermisst, aber ich konnte mich einfach auf das kommende Treffen besinnen und das hat mir viel Kraft gegeben. In der letzten Woche, bevor er zu mir gefahren ist, war er wieder ziemlich happy und hat öfters geschrieben, dass er sich total freut. Auch sonst hat er super viele Andeutungen gemacht, was wir die nächsten Monate alles zusammen unternehmen könnten. Auch hatte er mich für eine Veranstaltung in seinem Freundeskreis eingeladen. Als er an dem Wochenende hier war, war es einfach so schön zwischen uns beiden und ich hab auch gemerkt, dass er glücklich war. Nur am Sonntag war er dann nach dem Aufstehen total komisch und ich hatte den Eindruck, er wollte direkt los. Er wurde auf einmal total kühl und emotionslos. Die ersten zwei Wochen nach dem schönen Wochenende blieb aber alles normal, er hat mir oft geschrieben und auch erwähnt, dass er mich vermisst etc. Dann urplötzlich hat er einfach gar nichts mehr geschrieben, war super kurz angebunden und hat nicht auf meine Bitte reagiert, zu telefonieren. Ich, zu dem Zeitpunkt auch absolut im Refstress, habe dann ziemlich zickig darauf reagiert und ihm einige Vorwürfe gemacht. Ich habe geschrieben, dass wir scheinbar sehr unterschiedlich sind und mich seine Unsensibilität und Unemotionalität manchmal nervt - ziemlich blöd, aber leider ist er auch manchmal sehr unsensibel, während ich sehr sensibel bin. Hiernach meinte er nur, dass wir in der Tat sehr verschieden wären und er einfach Probleme mit der Entfernung hätte und dann habe ich einfach ziemlich spontan und im Affekt den Schlussstrich gezogen, weil ich mich einfach schützen wollte. Ich hab ihm eine Sprachnachricht, ihm die Sachlage erklärt, dass es dann wohl besser wäre, wenn wir das lassen und er hat nur mit einem "okay" darauf reagiert. Das war's dann. Und nun sind wir getrennt seit 4 Wochen. Die erste Zeit ging es mir wirklich gut, weil ich der Meinung war, dass wir sehr verschieden sind und ich habe auch leider keine Kapazitäten für solche Dramen während des Refs. Ich habe ihn aus meinen Kontakten und anderen Social-Media Kanälen gelöscht, dies hat er vermutlich auch bemerkt. Im Nachhinein tut es mir echt Leid, wie ich vorgegangen bin und es war sehr egoistisch von mir, ich habe gar nicht wirklich seine Bedürfnisse wahrgenommen und es lieber schnell beendet, bevor er mir vielleicht das Herz bricht, indem er Schluss macht. Deswegen habe ich mich letztes Wochenende bei ihm entschuldigt für meine Art und Weise. Er hat mir daraufhin eine total liebe Nachricht geschrieben, dass ich mich nicht entschuldigen müsste und er einfach keine Ablenkung im Ref darstellen will. Wir haben nun beschlossen, dass wir einfach nur Freunde sind, doch er fehlt mir total. Ich hab meine Gefühle in den letzten Wochen so übertrieben verdrängt und nun bin ich mir einfach unsicher. Ich weiß, dass ich kein Recht mehr auf irgendwas und ihn zudem vergrault habe. Allerdings sagt mir meine Intuition auch, dass ich ihm nicht wirklich vertrauen konnte, weil er der Fernbeziehung von Anfang an keine Chance gab. Ich bin mir nicht sicher, ob er jetzt total selbstlos handelt und mich nicht von meinem Ref ablenken möchte oder ob ich es ihm prinzipiell nicht wert bin, dass wir diese Zeit zusammen durchstehen. Ich bin um ehrlich zu sein auch ein wenig enttäuscht von ihm, dass er mich in dieser stressigen Zeit alleine lässt und jeder bequem seinen eigenen Weg geht.
Einerseits bin ich erleichtert, aber gleichsam auch wütend, weil ich nicht weiß, wie ich diese Sache anschließen soll. Natürlich trage ich auch große Altlasten in Liebesangelegenheiten, da ich vermutlich Verlustängste habe und Dinge lieber vorschnell beende und dies hinterher massiv bereue. Er meinte z. B. auch mal zu mir, dass ich bestimmt nicht wieder in die Heimat komme nach den 1,5 Jahren, warum sagt man denn sowas? Jetzt habe ich ja auch wirklich keinen Grund mehr dazu und nur für ihn würde ich auch nicht nach dem Ref zurückkommen. Trotzdem vermisse ich ihn und es ist so schade, dass so etwas besonderes zwischen zwei Menschen keine Chance hat, nur weil die Umstände nicht stimmten. Er hat auch geschrieben, dass wenn es keine Fernbeziehung gewesen wäre, wir definitiv noch zusammen wären. Aber wenn er mich wirklich lieben würden, dann würde er das doch auch nicht aushalten so komplett ohne mich....? Ich rede mir daher ein, dass alles so, wie es ist, die beste Möglichkeit ist, denn scheinbar bedeute ich ihm nicht genug oder ist das auch egoistisch von mir?



Habt ihr Tipps für mich, wie ich jetzt weitermachen soll? Habe mir nun vorgenommen, aktiv an mir zu arbeiten, im Sinne von "meine Verlustängste verarbeiten", aber auch meinen eigenen Selbstwert erkennen und ich möchte auch versuchen, dass nun einfach so zu akzeptieren, als wenn es halt einfach nicht sein sollte. Ob wir je wieder eine Chance haben, absolut ungewiss. Vielleicht habe ich auch nur Angst vor der Zukunft und habe in ihn unbewusst einen Anker in das sichere Zurück (Heimat) gesehen. Auch wenn wir wirklich sehr verschieden sind, aus zwei unterschiedlichen Welten kommen, hatten wir so eine Art Seelenverbindung, doch scheinbar reicht das nicht, um diese Distanz zu überwinden.

Danke fürs Zuhören, hab einfach mal alles rausgelassen, wie es kam, auch wenn es etwas verwirrend erscheinen mag.

Viele Grüße,

herbstmädchen
 
Dabei
27 Feb 2013
Beiträge
5.263
#2
Liebes Herbstmädchen,

ich muss dir sagen, dass ich mich auch gegen eine Fernbeziehung entscheiden würde - vor allem, wenn ich diesen Menschen erst kennengelernt habe.

Wäre es schon eine langandauernde Beziehung, hätte man eine Basis.

Wenn ich das richtig verstanden habe, hast du ihn kurz bevor du abgereist bist, kennengelernt. Er war auch gleich ehrlich zu dir und sagte dir, dass er keine Fernbeziehung wünscht - du hast ihn überredet und jetzt ist es wirklich so, dass er damit nicht umgehen kann und du bist jetzt enttäuscht bzw. unterstellst ihm, gefühllos zu sein oder gar keine Gefühle für dich zu haben.

Als ich las, dass sich seine Stimmung verschlechtere am Tag der Abreise, verstand ich seine üble Laune.

Du schreibst von dir, dass du sehr sensibel bist - offensichtlich nicht. Weil sonst würdest du ihn verstehen und zwar, dass ihm der Abschied schwer fällt, dass er es unerträglich findet, wieder von dir getrennt zu sein. Er ist vielleicht sogar sensibler als du - weil dir machen die Abschiede offensichtlich nicht so viel aus. Deswegen will er ja auch keine Fernbeziehung, weil ihm das zu sehr weh tut und die Sehnsucht unterträglich für ihn ist.

Und was machst du? Machst ihm Vorhalte, Unterstellungen usw. Das bringt ihn auch nicht weiter.

Jedenfalls aber bestärkt ihn das in seiner Meinung, dass sich der Aufwand nicht lohnt.

Ich frage mich, wie ihr gleich in eine Beziehung übergehen konntet... Und wie konntet ihr zwei Monate zusammen sein, wenn ihr euch vor drei Monaten kennengelernt habt und du seit Jänner weg bist??

Wenn ich sowas lese:

Zwischen uns herrscht eine extreme Anziehung und als wir uns das erste Mal gesehen haben, waren wir beide richtig voneinander gefesselt und hatten seitdem Dauerkontakt und waren richtig glücklich.
muss ich immer schmunzeln.

Ist es denn nicht IMMER so, wenn man frisch verliebt ist? Da ist doch immer der Himmel voller Geigen :)

Beziehung ist, wenn man diese anfängliche Verliebtheit quasi "überstanden" hat und sich immer noch toll findet und zusammenbleiben will. Dann gleitet man in eine Beziehung... so sehe ich das halt.

Alles Gute
 

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