Lieber Orpheus,
ich muss mit Dir auch nochmal ... diskutieren.

Daher pflück ich mal Deinen Beitrag auch nochmal auseinander.
Natürlich weisst du nicht alles. Aber du weisst mehr als ich, was Beziehungen, Menschen und gewisse Zusammenhänge angeht. Und du weisst sehr gut über dich bescheid.
Danke. Das beides nehme ich als Komplimente. Dass es den Anschein erweckt hat, ich wüßte sehr gut über mich bescheid, bedeutet mir dabei noch mehr. Tatsächlich hab ich nicht das Gefühl, ich wüsste über mich sehr gut bescheid. ICh hab nur das Gefühl, ich fange an, besser über mich bescheid zu wissen. Und das rührt daher, dass ich mich seit gerade genau einem Jahr intensiv mit mir auseinander setze und beschäftige - nachdem ich die anderen 31 Jahre davor überwiegend damit verbracht habe, mich mit anderen Menschen zu beschäftigen und deren Glück auf die Reihe zu kriegen. Vor etwas mehr als nem Jahr war ich so unglücklich, dass ich beschlossen habe, es ist an der Zeit, dass ich mich auch mal um mein Glück kümmere- und nicht nur das anderer Leute. AUs Verzweiflung darüber, dass obwohl ich mich nahezu immer um das Glück anderer Leute kümmere, niemand sich um mein Glück kümmert. Und dazu musste ich ja mal genauer auf mich gucken. Seitdem weiß ich auch immer mehr über mich. Seitdem hör ich mir aber auch oft an, wie egoistisch ich doch bin. Dabei bezweifel ich, dass die Mehrheit von Euch hier im Forum, vermutlich die Mehrheit der Menschen in unserem schönen Deutschland weniger egoistisch ist als ich.
Ich habe keine Ahnung wie du tickst und warum. Ich weiss nur, dass mich eine Frau wie du zur Weissglut treiben würde. Für mich gab es in diesem Thread bereits dutzende Hinweise dafür. Ich könnte dir meine Gründe dafür allerdings nicht greifbar machen, weil sie an deiner Persönlichkeit abprallen würden. Außerdem wäre meine Argumentation zu schwach. Ich müsste dich manipulieren, was ich nicht kann und nicht wollen würde.
Also dass Du es nicht versuchen willst, mir Deine Gründe greifbar zu machen, ist ok und muss ich akzeptieren. Dass Du es aber nicht kannst - hm, könnte sein. Können wir aber beide nicht wissen, solange Du es nicht versuchst. Dass Deine Argumentation von vorn herein an mir abprallen würde... hm... glaube ich ehrlich gesagt nicht. Ich denke, auch Deine Argumentation könnte grundsätzlich wertvolle und hilfreiche Punkte für mich beinhalten - und die Auseinandersetzung darüber zumindest mir - vermutlich aber beiden - was bringen. Mir wahrscheinlich mehr. Daher ist es Deine Entscheidung, es zu versuchen oder nicht.
Dass Du befürchtest, Dein Argumentation würde grundsätzlich an mir abprallen bzw. Du müsstest zu stark argumentieren - ist für mich ein drittes Kompliment. Denn daraus lese ich, dass Du meinst, ich bin stark - oder zumindest starrköpfig. Das ehrt mich. Denn ich selbst hab mich lange als schwach und als Opfer gesehen. Einige andere sehen mich ja auch hier tatsächlich so. Dass ich mich selbst so gesehen habe, war aber nicht immer so. Ich sage mal, in den ersten 20 Jahren meines Lebens bin ich kaum auf die Idee gekommen. Und mal wohl angemerkt, ich war 16 als ich vergewaltigt - also tatsächlich Opfer wurde. Ich war stark von Natur aus. Ich hab mich früher nie als schwach warhgenommen. Das spricht doch erstmal für mein Elternhaus, oder? Bis 23 hab ich noch gedacht, ich bin stark genug für alle Herausforderungen des Lebens, komme was da wolle. Und die letzten fast 10 Jahre hab ich diese Überzeugung und die Stärke, Kraft und Lebenswille in mir vermisst. Ich hab mich genauso lange schon gefragt, wieso eigentlich. Aber Antworten darauf hab ich eben erst in den letzten 12 Monaten gefunden. Obwohl ich vor 6 Jahren eine zweijährige Therapie begonnen habe. Und dennoch war auch die gut. Denn sie hat auch dazu beigetragen, dass ich soviel weiß - und dass ich jetzt in der Lage bin, Antworten zu finden, mich mit anderen auseinanderzusetzen - und auch Dinge zurückzuweisen, die ich nicht will oder nicht anerkennen kann. Hast Du Angst, Deine Argumentation würde an mir abprallen, weil ich Scarface geschrieben habe, er kann seine Verachtung sonst wohin tragen, bei mir kommt sie nicht an, die Tür ist zu? Wenn es das ist: es ist wohl nicht verwunderlich, dass ich die Tür zugemacht habe, oder?
Ansonsten denke ich schon, dass ich grundsätzlich eher offen bin und man mir schon eher sagen kann, was man denkt. Man muss zugegebener Maßen unter Umständen damit rechnen, dass man es zurückgesandt bekommt. Ist das schlimm?
Aber ich denke nicht, dass ich grundsätzlich ignorant durch die Welt laufe und nur mein Weltbild und meine Art zu leben akzeptiere. Ich hab auch Doc's und Lovekills Argumentation angenommen - und auch Ronja und Margret haben mir per PN tolle Erkenntnisse gebracht. Doch ich nehm halt nicht einfach was unverdaut an. Ich muss darüber nachdenken. Ist doch nicht verkehrt, oder? Ich hoffe übrigens, dass die Diskussion mit mir allen Beteiligten was gebracht hat.
Ich müsste dich lieben.. Klar, das könnte funktionieren. Aber, nein, das ist mir zu anstrengend.
Weißt Du, was ich mich allen Ernstes gefragt habe, beim Lesen dieser Zeilen? Ob Max nicht an irgendeinem Punkt mal genauso gedacht - und sich anders entschieden hat. Dazu, das anstrengende mich zu lieben auf sich zu nehmen. Vielleicht tatsächlich, um mich zu manipulieren. Damit ich was lerne, was er schon lange weiß. Wow. Und wenn auch was dran ist, wenn die sagen, er hat es leicht mit mir, haben sie nur teilweise Recht. Er hat es leicht, mit mir zu pimpern. Mit mich zu lieben hat er es wahrlich nicht leicht. Und dennoch kriegt er es hin, mich glauben zu lassen, dass er mich wirklich liebt. Nochmal wow.
Wenn's mit Max nicht 'reicht', so weisst du doch genau welche Liebe du dir wünscht. Und dieser Wunsch ist um den es geht, vermute ich. Oder wie lange hegst du diesen Wunsch ohne ihn zu erfüllen?
Naja, wie gesagt war die Aussage, dass es mit Max nicht reicht, ja nicht so eine, die in mir gewachsen ist - sondern eine, die ich von außen übernommen habe - aber noch nicht ganz glauben will oder kann - und doch versuche ich, mich dahin zu bewegen, dass ich es glaube. Weil es wohl das Richtige wäre. Und weil die ganzen Leute, die sagen, dass ich mir dafür zu schade sein sollte, die Geliebte eines verheirateten Mannes zu sein, wohl irgendwie Recht haben. Und wenn ich sage, dass ich eigentlich eine exklusive Partnerschaft mir wünsche, dann bestätige ich das ja auch. Und doch kann ich die Sache mit Max noch nicht beenden. Oder ich will noch nicht. Und warum? Weil er der einzige ist, der es je geschafft hat, mich voll und ganz glauben zu machen, dass er mich liebt.
Ich hatte heute Nachmittag übrigens ein gutes Gespräch, mit meinem Noch-Mann. Ein Gespräch, dass letztlich dazu führte, dass er mir sagte, was er schon ewig nicht mehr gesagt hat: Ich liebe Dich. Er will sich aber trotzdem scheiden lassen. Wir mussten beide lachen, als er gesagt hatte, dass er mich liebt - und ich sagte, dass ich das weiß. Weil uns beiden klar ist, er liebt bestimmte Eigenschaften an mir. Dass ich mich so um ihn kümmere, wie gut ich koche, wie ich im Bett bin - hach, die Liste ist lang. Er liebt viele Dinge, die ich getan habe. Letztlich sogar die Tatsache, dass ich die Wohnung eingerichtet habe. Dadurch und darauf kamen wir nämllich heute zu sprechen. Ausgangspunkt war nämlich, dass er sich Gedanken macht um seine neue Wohnung und die Einrichtung selbiger, in die er ziemlich schnell - schnellstmöglich mit seiner Zukünftigen einziehen möchte. Er hat gefragt, ob ich ihm dabei helfe. Und ich habe geantwortet, dass ich ihm wohl ein paar wenige praktische Tipps geben kann, aber dass er die Einrichtung besser mit meiner Zukünftigen zusammen machen sollte, sonst fühlt sie sich möglicher Weise nicht wohl da und beklagt das. Seine Antwort war: "Wenn sie jammert und meckert an der Wohnung, die ich einrichte, schick ich sie zurück, soll sie nach hause gehen." "Ja," sagte ich "das hätte ich manches Mal auch gerne gemacht, wenn Du mir zum x. Male vorgebetet hast, wie schlecht unsere Wohnung ist." Darauf kam seine Liebeserklärung. Und ja, ich weiß, wir wissen, dass sie stimmt. Aber sie gilt nur für bestimmte Teile von mir und für bestimmte Dinge, die ich mache. Sie gilt nicht für mich als ganzen Menschen. Er hasst 100tausend Sachen an mir - und vieles liebt er nicht. Und wir glauben beide, dass es besser geht in einer Partnerschaft, besser gehen muss. Darum erachten wir es für richtig, uns zu trennen - und Partner zu finden, die uns so lieben, wie wir sind. Und das voll und ganz. Sind wir da zu idealistisch? Ist das ein aussichtsloses Vorhaben?