Durchgehende Streite zu Hause

Dabei
6 Feb 2021
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#1
Hallöchen,

diese Sache belastet mich schon seit Jahren und ich hätte einfach gerne Meinungen und Rat dazu oder würde einfach nur gern wissen, ob andere auch in ähnlichen Zwickmühlen stecken.
Vorab, ich hasse meine Eltern nicht, eigentlich habe ich sie irgendwie sogar ganz gerne. ABER. In den letzten 10-15 Jahren ihrer Ehe streiten sie sich sehr oft und teilweise auch sehr heftig. Es sind meist Kleinigkeiten, die diese auslösen und wenn man ihnen so zuhört, merkt man einfach nur, dass sie absolut nicht miteinander umgehen können. Das Erste was meine Mutter bspw. zu gerne macht, wenn sie nach Hause kommt ist Jammern. Es ist schon wieder so dreckig, mein Vater telefoniert schon wieder so viel, etc. Er reagiert daraufhin oftmals etwas wütend, sie redet sich dann raus. Man kennt das ja. Schnell wird es laut und gerne fliegen dann auch mal tatsächlich Sachen durch die Gegend. Es wurde mit Scheidung und Rauswurf gedroht und immer hieß es auch, man solle doch an die Kinder denken.
In dieser Umgebung bin ich zusammen mit einem kleinen Bruder aufgewachsen.
Schön und gut so weit.
Zeitlicher Sprung um ein Jahrzehnt.
Mein Bruder und ich sind beide so früh wie möglich ausgezogen. Mein Vater hatte endlich ernsthaft mit dem Gedanken einer Scheidung gespielt. So für sich allein sind meine Eltern OK, nur zusammen, sind sie absolut unerträglich. Daher hätten ich diese Entscheidung unterstützt.
Dann aber ist meine Mutter schwer erkrankt und mein Vater wollte ihr das nicht auch noch zur Last hinzufügen und blieb.
Sie gibt ihm die Schuld für ihre Krankheit und ist generell noch viel frustrierter als vorher. Resultat: Mehr Streit.
Was das Problem an der Sache ist, jetzt wo ich doch ohnehin ausgezogen bin? Nun ja, meine Eltern würden sich am liebsten wünschen, dass ich jedes Wochenende nach Hause komme um sie zu besuchen und ich tu mich schon schwer mich da zumindest in soweit rauszureden, dass ich nur alle 2-3 Wochen heimfahre. Nahezu jedes Wochenende dort ist völlig auslaugend, stressig, laut, frustrierend, nervenaufreibend,.... Und ich sehe kein Ende. Ich seh mich diesbezüglich einfach in einem solchen Zwang und weiß nicht warum. Ich kann nicht einfach nicht nach Hause, sie sind ja eigentlich ok und haben mich erzogen. Ich hab sie so für sich gern. Außerdem droht mir meine Mutter indirekt, dass sie ja eh bald abkratzt (tut sie nicht!). -.-
Ich habe die Problematik bereits oft angesprochen, aber sie schieben es natürlich auf die jeweils andere Person. Es fühlt sich so auswegslos an...
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#2
Hi, das ist schon schwer, wenn man so aufwächst, weil man dann immer aufpassen muss, dass man nicht zwischen die Fronten kommt. Anscheinend hast du das ganz gut gemeistert - Respekt dafür! Gut finde ich auch, dass du es geschafft hast, dich dieser Situation zu entziehen und auf eigenen Beinen zu stehen.

Ein paar Fragen habe ich noch zu deiner Situation:

Wieso soll dein Vater schuld an der Krankheit der Mutter sein? (Spielt keine Rolle für dich, es würde mich nur interessieren, um deine Mutter evtl besser zu verstehen)

Was ist eigentlich mit deinem Bruder? Sieht er sich mit demselben Ansinnen konfrontiert, wollen die Eltern auch, dass er regelmäßig am WE heimkommt?

Wie weit wohnst du von deinen Eltern weg?

Wie kommt es, dass du es geschafft hast, auszuziehen, und nun so ein Problem hast, auch an den WE dort zu sein, wo du hingezogen bist?

Was ist denn der Grund warum sie dich jedes WE sehen wollen? Was "macht" ihr da zusammen?

Was die Wochenenden angeht: Da brauchst du dich gar nicht "rauszureden". Du hast doch dein eigenes Leben - eigene Wohnung, eigenen Job/ Ausbildung/ Studium. Außerdem ist es für mich auch ein handfester Grund, wie die Stimmung dort ist. Ich hätte keine Probleme zu sagen: "Ich komme überhaupt nicht regelmäßig, auch nicht alle 3 Wochen, zu euch, wenn dann nur Gestreite ist. Dafür ist mir meine Zeit zu schade und mein WE zu kostbar und euch bringt das auch nichts. Ich bin nicht euer Prellbock. Ich bin nicht ausgezogen, um mir das jedes WE wieder anzutun."
 
Dabei
23 Nov 2016
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#3
Ich finde es eine furchtbare Doppelmoral zu sagen, dass man "doch auch an die Kinder denken" solle und sich "wegen" der Kinder nicht trennt, obwohl eine Ehe oder Partnerschaft im Grunde schon zerbrochen ist. Das einzige, was man als Eltern damit erreicht ist, dass sich die Kinder schuldig und verantwortlich fühlen. Aber in Wahrheit sind nicht die Kinder der Grund, warum man sich nicht trennt, sondern weil man es selbst nicht schafft, Verantwortung für sein Leben zu übernehmen. Es ist offenbar bequemer und das kleinere Übel, sich jeden Tag mit dem Partner herumzustreiten, aber in alten Gewohnheiten zu bleiben, als etwas Neues zu beginnen, mit allen Konsequenzen.
Ich nehme mal an, dass das auch der Grund dafür ist, warum du jedes Wochenende bei deinen Eltern aufkreuzen sollst: weil deine Eltern sonst nichts mit sich anzufangen wissen und ja auch irgendwie der Vorwand wegbrechen würde, sich nicht zu trennen. Ohne dich müssten sich deine Eltern mit sich selbst, ihrer Beziehung und ihrem eigenen Leben auseinandersetzen. Da ist es einfacher, das Kind herbeizuzitieren, und ihm auch noch ein schlechtes Gewissen zu machen. Ganz schön egoistisch von deinen Eltern.
 
Dabei
6 Feb 2021
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#4
Sorry für meine späte Antwort, ich hatte das Forum nicht mehr gefunden. :eek:

Wieso soll dein Vater schuld an der Krankheit der Mutter sein? (Spielt keine Rolle für dich, es würde mich nur interessieren, um deine Mutter evtl besser zu verstehen)
Nun, dadurch dass beide quasi in ständigem Streit leben und meine Mutter meinem Vater die Schuld dafür zuschiebt und umgekehrt, gibt sie ihm auch 'einfach' die Schuld dafür. Genauer gesagt, macht sie ihn verantwortlich für den Stress und den Stress wiederrum verantwortlich für die Krankheit.. wahrscheinlich? Ich bin mir nicht sicher. Sie ist teilweise recht abergläubisch und behauptet gerne auch mal, dass er ihr nur Unglück bringt oder sie verflucht ist und meint das so halb ernst...

Was ist eigentlich mit deinem Bruder? Sieht er sich mit demselben Ansinnen konfrontiert, wollen die Eltern auch, dass er regelmäßig am WE heimkommt?
Bedingt durch einen Nebenjob ist er dazu gezwungen jedes Wochenende hinzufahren, sofern er sich nicht eine weitere Wohnung dort zulegen möchte. Er mag die Situation auch nicht, kapselt sich meist aber dann einfach radikaler ab, wenn es eskaliert. Er ist zudem auch der Grund, warum die Aggressionen meiner Eltern irgendwann weniger uns direkt betrafen. Er ist recht groß und breit gebaut, sie trauten sich nicht mehr als er heranwuchs, da er im Notfall konfrontationsfreudiger ist als ich, die sich dann eher verflüchtigt oder das Drama über sich ergehen lässt.

Wie weit wohnst du von deinen Eltern weg?
Zu nah um zu behaupten, dass es zu weit ist um regelmäßig vorbeizukommen. Etwa eine Stunde einfach.

Wie kommt es, dass du es geschafft hast, auszuziehen, und nun so ein Problem hast, auch an den WE dort zu sein, wo du hingezogen bist?
Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Frage richtig verstehe. Natürlich könnte ich einfach den Kontakt zu meinen Eltern teilweise abschneiden und einfach nicht hinfahren. Aber wie gesagt, mein Problem ist, dass ich mich nicht so ganz von meinen Eltern abkapseln will und ich befürchte, es auch keinen Unterschied machen würde, wenn ich ihnen damit 'drohe' nicht wieder zu kommen. Außer dass ich dem Stress natürlich nicht ausgesetzt wäre. Auf jeden Fall habe ich nämlich schonmal getan. Es hat sich nichts geändert. Außerdem hätte ich ein furchtbar schlechtes Gewissen dabei, das ich gerne nicht hätte, aber es ist leider da. Es ist schwierig zu erklären, warum ich trotz des ganzen Stresses hinfahre. Verpflichtung? Angst, dass ich es später mal bereue?

@Badesalz Nachdem ich deine Antwort nun mehrmals durch meinen Kopf habe gehen lassen, triffst du den Nagel auf den Kopf. Aus einem Winkel, den ich vorher nicht direkt betrachtet habe. Meine Eltern haben in der Tat keine Hobbies und kaum Freunde. Vorallem meine Mutter, die nicht gewillt ist etwas neues zu lernen, da sie ja für alles zu alt und unsportlich ist ihrer Aussage nach und kaum Freunde hat, weil sie einfach nur grantig und verbittert ist und wahrscheinlich auch einfach nichts an sich hat, das andere interessant finden.
Mein Vater hingegen hat einfach seine Arbeit zu gefühlt dreiviertel seines Lebens gemacht. Aber er scheint damit zufrieden zu sein. Ich glaube, er macht das einfach gerne.
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#5
Zu nah um zu behaupten, dass es zu weit ist um regelmäßig vorbeizukommen. Etwa eine Stunde einfach.
Ich finde das nicht "nah". Das sind immerhin 2 Stunden für 1 Besuch. Wenn du fußläufig wohnen würdest oder im Nachbarort, wär das was anderes. Aber das ist natürlich Ansichtssache.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Frage richtig verstehe. Natürlich könnte ich einfach den Kontakt zu meinen Eltern teilweise abschneiden und einfach nicht hinfahren. Aber wie gesagt, mein Problem ist, dass ich mich nicht so ganz von meinen Eltern abkapseln will und ich befürchte, es auch keinen Unterschied machen würde, wenn ich ihnen damit 'drohe' nicht wieder zu kommen. Außer dass ich dem Stress natürlich nicht ausgesetzt wäre. Auf jeden Fall habe ich nämlich schonmal getan. Es hat sich nichts geändert. Außerdem hätte ich ein furchtbar schlechtes Gewissen dabei, das ich gerne nicht hätte, aber es ist leider da. Es ist schwierig zu erklären, warum ich trotz des ganzen Stresses hinfahre. Verpflichtung? Angst, dass ich es später mal bereue?
Ich glaub schon dass du die Frage richtig verstanden hast.
Der entscheidende, große Schritt war doch das Ausziehen. Warum hat man dann solche Skrupel bei einem kleinen Schritt? Du brauchst ja nicht den Kontakt komplett abzubrechen (das wäre ein sehr großer Schritt). Du kannst ja hin und wieder anrufen - dann hast du auch nur Einen am Telefon. Und wenn deine Mutter dann an dich hinredet, dass du sie besuchen kommen sollst, sagst du je nach Konfliktbereitschaft "Nee du, den Stress mit euch beiden geb ich mir nicht" oder "Du, am Wochenende muss ich einer Freundin beim Umzug helfen, da klappt es leider nicht".
 

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