Das alte Thema: Freundschaft nach Beziehung - ist das möglich?

Dabei
21 Mrz 2009
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#1
Hallo Ihr Lieben,
es gibt noch ein Thema aus der Beziehungskiste, das mich ziemlich stark beschäftigt.
Vor etwa drei Jahren habe ich mich nach etwa vier Jahren Beziehung von meinem Exfreund getrennt.
Da die Beziehung sehr kompliziert war (Abhängigkeit), fand die Trennung ohne eine Auge-in-Auge-Aussprache statt, worunter er sehr gelitten hat - und ich auch.
Ein halbes Jahr lang meldete er sich immer wieder, schrieb sms, Briefe und rief mich an, ich brach den Kontakt konsequent ab.

Als die Sache sich beruhigt hatte schrieb ich ihm, nach etwa 1 1/2 Jahren, eine sms zum Geburtstag, da er mir nie egal geworden war - und es für uns eigentlich noch etwas aufzuarbeiten gab.

Ich schrieb diese sms einfach aus einem Bedürfnis heraus.

Er antwortete. Es lief darauf hinaus, dass wir uns tagelang lange sms schrieben und eine ganze Nacht durchtelefonierten.
Weitere lange Telefonate folgten.
Die ganze Wut, Enttäuschung und Zuneigung kam wieder hoch.
Es gab Tränen und wir machten uns noch einmal richtig Luft.

Er hat seit etwa zwei Jahren eine neue Freundin, mit der er kürzlich auch zusammengezogen ist (weitaus jünger als er).
Das erstaunte mich, da es nicht so ganz zu seinem Verhalten zu passen schien und er erst recht spät damit rausrückte.
Er erzählt sehr wenig von ihr, vielleicht auch, um mich nicht zu verletzen.

Danach hatten wir alle paar Monate mal kurze Kontakte, gratulierten uns zum Geburtstag - aber sonst gingen wir wieder auf Abstand, zumal die neue Freundin anfing unter der Situation zu leiden und (sehr verständliche) Verlustängste zu bekommen.

Nun ist es so, dass mein Ex-Freund schwer krank geworden ist.
Als ich kürzlich hörte, dass sein bester Freund gestorben ist, den ich auch gut kannte, schrieb ich ihm nochmal eine Karte.
Er wusste noch nichts vom Tod des Freundes und rief mich sofort an.
Wieder so eine emotionale Situation, klar.
Wieder redeten wir stundenlang und sehr intensiv.

Danach war dann aber wieder ein paar Wochen Ruhe, für beide okay.

Gestern meldete er sich nun wieder.
Es ging ihm nicht gut und er hatte ein großes Gesprächsbedürfnis.
Er erzählte mir, dass er keine Menschen habe, die ihm wirklich nahe stehen (außer seiner Freundin, vermute ich).

Wir sprachen wieder, er taute richtig auf - und freute sich über den Kontakt, unseren Gedankenaustausch.

Nun ist für mich die Frage: Haben wir eine Chance - als Freunde?

Oder steckt doch im Grunde ein Nähewunsch/Beziehungswunsch, keine Ahnung dahinter?

Wir würden uns gerne zu einem Spaziergang treffen, um unser Gespräch fortzusetzen, endlich wieder miteinander reden zu können.
Ich fragte ihn, ob das für seine Freundin okay sei.
Er antwortete: "Ich muss es ihr ja nicht sagen".

Er bedeutet mir schon noch sehr viel, einen Neustart schließe ich aber aus.

Wegen der Freundin habe ich ein etwas mulmiges Gefühl.

Ich bin etwas ratlos.

Ist es gut, einen Freundschaft-Versuchsballon zu starten?
Was meint Ihr?

Eine gerade etwas verwirrte
Luce
 
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Dabei
14 Jul 2008
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#2
Kurz und schmerzlos:
Eigentlich glaube ich nicht wirklich daran ABER

wenn beide nichts mehr für einander empfinden, ist es ja sowieso sone Art Freundschaft. Aber nur dann! Sonst macht der andere sich noch Hoffnungen und deutet die Dinge die nur freundschaftlich gemeint sind als klaren Liebesbeweis!
 
Dabei
24 Apr 2008
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#3
Ja, ich denke, eine Freundschaft nach einer Beziehung ist möglich.
Es kommt aber auch auf den Umgang an, den beide miteinander gepflegt haben. Es ist sicher nach einer Trennung nicht mit jedem gewollt.

Das er das ganze vor seiner Freundin verheimlichen möchte, die sich dabei unwohl fühlt, kann ich einerseits verstehen, andererseits finde ich es nicht in Ordnung. Er will Streit und Eifersucht vermeiden, die sie wohl packt, aber ihr seid ja nicht umsonst getrennt. Wenn ihr euch gut versteht und eure Gedanken austauschen könnt, dann ist das in Ordnung. Zwar kann man anführen, dass man das eher mit der Freundin machen sollte, aber man muss ja nun nicht alle Leute von sich fernhalten.
Insofern ihr kein Probelm miteinander habt und es geklärt ist, solltet ihr es versuchen. Er sollte es aber nicht vor seiner Freundin geheimhalten. Das kann böse nach hinten losgehen.
 
Dabei
17 Feb 2009
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#4
Ich sag nur eins!

Vergiß es,so wie du das geschildert hat kann es nicht klappen!
Er würde sogar seine Freundin belügen...würdest du das wollen??
Laß es! Alleine das er dies tun würde,sagt mir das er mehr wollen würde!
Das ist seiner Freundin und dir gegebüber auch nicht fair.
Sag ihm,wenn er Freundschaft will,dann soll er das auch seiner Freundin sagen...lerne sie kennen,vielleicht geht es dann.
 
Dabei
21 Mrz 2009
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#5
Hey! Habt erstmal vielen Dankf für Eure Antworten!

Laß es! Alleine das er dies tun würde,sagt mir das er mehr wollen würde!
Das ist seiner Freundin und dir gegebüber auch nicht fair.
Ich glaube nicht, dass er noch was von mir will.
Er will es ihr nicht sagen, um zu vermeiden, dass sie darunter leidet.
Ich finde das aber auch nicht den richtigen Weg.
Damit die Freundin kennenzulernen würde ich mich aber, glaube ich, auch eher überfordern.
 
Dabei
5 Nov 2007
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#6
Hallo Luce,
ja, ein altes Thema.....

Ich denke auch, dass Freundschaft nach einer Trennung möglich ist, aber nur unter bestimmten Voraussetzungen.

Es geht, wenn beide keine Erwartungen mehr an die Beziehung haben. Und die Wunden und Spuren, die eine Trennung immer hat, verheilt sind.

Du solltest dich fragen, ob das bei euch der Fall ist. Und zwar bei beiden. Ob da wirklich keine unerfüllten Hoffnungen und Wünsche mehr im Spiel sind. Wenn er zum Beispiel nicht offen mit dir über seine jetzige Freundin sprechen kann und will, ist das kein gutes Zeichen, eher ein vorgeschobener Grund, wenn er meint, dass er auf sie Rücksicht nehmen will. Wenn die Beziehung von Vertrauen getragen ist, wird er mit dir darüber sprechen können, wenn sie das nicht wissen soll, ist das eher kein gutes Zeichen, dass zwischen euch doch noch unerfülle Hoffnungen und Erwartungen sind.
 
Dabei
21 Mrz 2009
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#7
Danke für deine Gedanken, nic99.
Ähnliche Gedankengänge hatte ich selbst auch schon.
Ich glaube, ich wäre genausowenig begeistert, wenn ich einen Partner hätte, der sich heimlich mit seiner Ex-Freundin trifft.
Ich weiß nicht, was da los ist, aber diese Freundin wirkt in seinen Erzählungen immer so nebensächlich.
Fast nie beginnt er Sätze mit "wir haben" - oder so.
Immer nur "Ich war" oder "Ich habe".
Ich hatte Beides zunächst als Rücksichtsnahme interpretiert. Sowohl dass er wenig von ihr redet (mir gegenüber) und dass er ihr von dem angedachten Spaziergang und Gespräch mit mir (ihr gegenüber) - aber veilleicht ist das tatsächlich nur vorgeschoben.
Seltsam ist auch, dass er sich sehr oft nachts und per sms bei mir meldet,
finde ich.
Es ginge ja auch tagsüber, per Telefon.
 
Dabei
21 Mrz 2009
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#9
Hallo nic,
die Trennung ging von mir aus.

Er hatte große Schwierigkeiten sie zu realisieren und zu akzeptieren, da die Beziehung vorher schon lange von Grenzverletzungen geprägt war.
Er meldete sich, wie bereits geschrieben, immer wieder, zog sogar in meine Nähe - mit dem Argument: "Ich glaube an uns!"

Es war keine gesunde Beziehung, wir konnten irgendwie nicht miteinander und auch nicht ohneeinander, stritten ständig über belangloses Zeug, konnten uns andererseits unheimlich gut austauschen - auf intellektueller Ebene (klingt vielleicht jetzt irgendwie blöd, war aber so). Wir lieben beide Literatur und Gedichte, haben denselben Musikgeschmack und haben gerne und ewig über manche Themen philosophiert, uns einfach gut verstanden. Beide haben wir ganz viel Freude an Sprache.

Wir haben stundenlange Spaziergänge in der Natur gemacht.

Doch es gab auch diese andere Seite, die immer größeren Raum einnahm.
Der Streit, das Düstere überwog dann dermaßen, dass ich anfing zu leiden, es mir nur noch schlecht ging, ich mich abhängig fühlte.
Mein Ex-Freund hatte einen Hang zur Dramatik, der mir auf Dauer zuviel wurde. Ich vermisste Leichtigkeit und Liebe, empfand ihn oft als egoistisch und zwanghaft.
Einige gravierende Seiten an ihm nervten mich immer nachhaltiger.

Ich begriff, dass ich mich trennen und erstmal eine Weile allein bleiben musste (mittlerweile sind es fast drei Jahre, in denen es bei mir ein paar kurze Beziehungen gab).

Ich mache mir auch Gedanken um seine Krankheit, die ihm große Angst macht.
Wenn wir miteinander telefonieren ist es inzwischen okay. Ich hatte gestern das Gefühl, dass ihm das Gesapräch mit mir wirklich gut getan hat.

Ich spreche gerne mit ihm.

Ich habe irgendwie das Gefühl, dass er kaum jemanden hat, der ihm nah ist, keine echten Freunde.
Sein einziger Freund sei gestorben, sagte er am Telefon.

Ich habe irgendwie den Wunsch, für ihn da zu sein, in gewissem Maße eben....
 
Dabei
21 Mrz 2009
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#10
Ich lasse da lieber bleiben mit dem Treffen.
Ich fürchte, dass führt nur zu Verstrickungen und Gefühlschaos.
Außerdem ist er ja gar nicht allein.
Er hat ja eine Partnerin, mit der er sogar zusammenlebt.
Ich habe gerade versucht, ihm eine Mail zu schreiben.
Vielleicht ist das eine Form des Austauschs, die weniger risikoreich ist - und die die Freundin vermutlich auch okay finden würde.
Dann bleiben vielleicht auch die verzweifelten sms und Anruf aus und wir kommen in einen schriftlichen Austausch.
Ich hoffe, ich bleibe bei dieser Vernunftlösung!
 
Dabei
10 Jan 2009
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#11
Hallo Luce,

diese Lösung ist auf jeden Fall ein guter Kompromiss.
Ich bin schon der Meinung, dass eine Freundschaft nach einer Beziehung funktionieren kann - aber eben nur KANN.
Ich habe es selbst so erlebt und auch bei vielen meiner Freunde ist das der Fall.
Es ist allerdings immer von vielen Faktoren abhängig und man kann dieses Thema keinesfalls verallgemeinern.
Ob es in eurem speziellen Fall klappt, lässt sich nur vermuten - ich denke aber eher, momentan nicht, da auch ich sein Verhalten gegenüber seiner Freundin seltsam finde und das sicher früher oder später zu Schwierigkeiten führt.
 
Dabei
25 Aug 2009
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#12
Hallo Luce,

So wie du das schilderst, sieht es für mich ganz danach aus, als ob dein Ex noch relativ starke Gefühle für dich hat. Du sagst, die Trennung ging von dir aus, und er kam nie so richtig damit klar... Jetzt wo ihr wieder Kontakt habt sprudeln seine verdrängten Gefühle wieder hoch und er sieht ein, dass du noch immer einer der einzigen Menschen in seinem Leben bist, der ihm etwas bedeutet und mit dem er reden kann. Die Sache ist für ihn eben noch nicht abgeschlossen, und solange wird er sich auch immer wieder bei dir melden.

Mein Rat an dich: so sehr er (und du vielleicht auch) es möchte, triff dich besser nicht mit ihm. Damit schadest du ihm, seiner Freundin und auch dir selbst... denn die Tatsache dass er es seiner Freundin verschweigen möchte und auch die Tatsache, dass er mit seiner Freundin nicht über die Dinge reden kann, über die er mit dir spricht beweist, dass er einerseits eher unzufrieden ist mit seiner Beziehung und gleichzeitig mehr von dir möchte. Ich sehe, dass er dir viel bedeutet und du ihm gerne hilfst, aber solange da Gefühle im Spiel sind, halt dich lieber von ihm fern, denn das reißt unnötig Wunden auf. Mach ihm trotzdem in einem langen, klärenden Gespräch klar, dass du nicht mehr und nicht weniger als Freundschaft für ihn empfindest und dass du es besser fändest auf Abstand zu bleiben, ihm zuliebe. Er wird es nicht verstehen, aber anders geht es nicht.

Alles Gute wünscht,
Pilogy
 
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