Beziehung & Kommunikation

Dabei
18 Dez 2010
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#1
Hallo Community,
mit meinem ersten Posting hier möchte ich erst einmal alle Mitglieder begrüßen und gleich zu meinem Anliegen kommen. Es handelt sich um kein Problem im eigentlichen Sinne, mich würden vor allem eure Ansichten/Einschätzungen zu dem Thema interessieren!

Ich bin 26 Jahre alt und habe vor rund 8 Monaten eine Frau (etwas mehr als ein Jahr jünger als ich) kennengelernt und bin seit dieser Zeit mit ihr zusammen. Ich habe den schönsten Sommer seit Ewigkeiten hinter mir und bin mit ihr irrsinnig glücklich, ich würde mittlerweile sogar sagen, dass sie die Frau ist, mit der ich mir eine Familie aufbauen möchte. Sie ist ebenso glücklich (das merke ich deutlich auch durch zahlreiche Gespräche diesbezüglich), ich müsste mich schon wahnsinnig in diesem Menschen täuschen – das kann ich mir aber bei meiner ausgeprägten Menschenkenntnis nur sehr schwer vorstellen.

Ich würde mich als sehr extremen Menschen bezeichnen, der einerseits gerne alles im Überblick und immer ein konkretes Ziel vor Auge hat, jedoch auch sehr humorvoll, spontan und extrovertiert rüberkommt. Ich werde in meiner Umgebung immer als sehr, sehr angenehmer Gesprächspartner/Freund wahrgenommen, mit dem man Pferde stehlen kann. Sie ist auch ein wahnsinnig humorvoller, extrovertierter, herzensguter und direkter/temperamentvoller Typ.

Das Schöne an unserer Beziehung ist, dass wir immer etwas zu reden haben. Mir und ihr sind Kommunikation sehr wichtig und das merkt man auch. Egal ob persönliche Dinge, Familie, Freunde, Arbeit/Studium, gemeinsame/getrennte Hobbies, gemeinsames Kochen, wissenschaftliche Themen oder auch nur das gemeinsame Lachen (sehr wichtig) über ein Simpsons-Zitat (wir beide kommen aus der Medienwissenschafts-Ecke ;)) – die Liste könnte man endlos weiterführen. Auch alle anderen wichtigen Eckpfeiler einer Beziehung sind bei uns traumhaft. Ohne näher ins Detail gehen zu wollen, passen Liebesleben, der gegenseitige Freiraum (wir sind beide sehr freiheitsliebend und brauchen auch mal Zeit für uns – Eifersucht, Klammern und andere Einschränkungen sind uns beide fremd, das Vertrauen ist beiderseitig vorhanden), das Verlassen auf den anderen in gewissen Lebenssituationen – kurz, das passt zwischen uns.

Warum ich das hier schreibe? Nun, auch wenn ich mich als selbstbewusst bezeichne, kommen auch bei mir gewisse Gedanken in den Sinn, die – so denke ich es mir halt – jeder Mensch in einem gewissen Grad auch hat. Vor allem in Bezug auf die Kommunikation denke ich mir oft: Wow, am Anfang haben wir immer so viel geredet, über alte Geschichten , Gemeinsamkeiten, Unterschiede, Gott und die Welt – und auch jetzt haben wir noch immer einen riesigen Redefluss. Kann das so weitergehen? Ich habe keinen Grund zum Zweifeln, dennoch denke ich manchmal zu viel darüber nach: Über was könnte ich bei unserem nächsten Treffen quatschen? Hoffentlich fällt mir was ein? Diese Fragen sind dann beim eigentlichen Treffen null und nichtig, da sich das aus unserer eigenen Dynamik heraus eh von selbst ergibt …

Wie ist das bei euch in Langzeitbeziehungen so? Mehr als ein halbes Jahr ist zwar nicht die Welt aber ich denke man kann schon erkennen, dass wir auch auf lange Sicht kompatibel sind. Ich denke, dass hat auch mit der Tatsache zu tun, dass dies meine erste (und hoffentlich letzte ;)) Beziehung ist. Ich war vorher in Bezug auf Partnerschaften eher ein Filou/Single/Herumtreiber (irgendeine Mischung daraus) und mir fehlt da auch ein bisschen die Erfahrung in Bezug auf Beziehungskommunikation (und demnach Vergleichswerte) und würde gerne eure Erfahrungen/Meinungen dazu hören. Ohne naiv klingen zu wollen: Wir sind auch zeittechnisch so gut wie jede/n Tag/Nacht zusammen und da ergibt es sich zwangsläufig, dass es manchmal auch bei den Gesprächen stockt, oder? Das kommt halt manchmal vor und nachdem wir uns den nötigen Zeitraum/Abstand (ein Nachmittag oder eine Nacht wie ist das bei euch so?) geben, geht alles wieder wie am Schnürchen. Heute haben wir quasi zwei Stunden nach dem Aufstehen über etwas ihr Wichtiges (Persönliches) geredet, dann am Nachmittag (wir waren quasi den (fast) ganzen Vortag und auch heute zusammen) stockten (KEIN Streit) die Gespräche. Als ich dann abends nach Hause fuhr war zwar alles wieder wie immer (wir scherzten und lachten beim Abschied). Aber in meinem Hinterkopf stellen sich immer diese Gedanken ein, warum es dann halt einmal nicht ganz so geschmeidig war wie sonst. Jetzt lese ich diese Zeilen Korrektur und komme mir vor wie ein 15-Jähriger, der sich mit den ersten Beziehungsaspekten auseinandersetzt und sich über Nichtigkeiten Gedanken macht. Aber egal. Ich lass das jetzt so stehen.

Vielen Dank fürs Lesen des doch länger als geplant gewordenen Textes. Wie gesagt, ich habe ja kein Problem an sich, manchmal denke ich auch einfach zu viel nach (ich bin zwar ein fröhlicher, jedoch auch sehr nachdenklicher Mensch) und zerbrich mir über Sachen den Kopf obwohl es gar keinen Grund dafür gibt – mich würden eure Ansichten, Erfahrungen, Einschätzungen und Meinungen zu dieser Sache sehr interessieren und weiterhelfen. Manchmal ist es in meinen Augen auch wichtig, mit anonymen Menschen darüber zu kommunizieren – das schärft den Blick aufs Wesentliche!

Vielen Dank,
Manuel
 
Dabei
19 Mai 2006
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#2
Ich verstehe dein Problem wirklich nicht.
Es läuft doch alles super.
Und eine Beziehung läuft nicht schlecht, wenn man sich mal nichts zu erzählen hat, mal schweigend neben einander sitzt.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr euer restliches Leben miteinander verbringt und euch in jeder gemeinsamen Minute etwas zu erzählen habt. Und das muss auch nicht zu sein. Manchmal ist schweigen auch schön. Und manchmal ist es auch gut, wenn man zusammen sitzt, aber jeder etwas anderes tut und dadurch kein Gespräch aufkommt.
Also mach kein Problem aus Dingen, die kein Problem sind. Die richtigen Probleme kommen schon früh genug.
 
Dabei
18 Dez 2010
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#3
Hallo Sweety85,

danke für die schnelle und direkte Antwort! Ich habe ja wie gesagt auch kein Problem, aufgrund meines Alters und der bis dato geringen bzw. nicht vorhandenen Beziehungserfahrung interessieren mich alle Kommentare zu diesem Thema.
Ich liebe diese Frau wie niemanden zuvor und würde gerne andere Beziehungserfahrungen und Meinungen hören. Ich denke, dass ich intuitiv das Wichtigste richtig mache und weiß zumindest, dass ich manchmal (leider) zu viel nachdenke ;)

Mfg,
Manuel
 
Dabei
23 Nov 2009
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#4
Hallo Manuel,

ich kann deinen Gedankengang gut verstehen, glaube aber auch, dass das sozusagen ein "Luxusproblem" ist - bzw. halt eben kein Problem. Wie Sweety schon sagt, man hat sich nicht immer was zu erzählen. Wie empfindest du denn das schweigen zwischen euch? Wirklich als stocken und von beiden Seiten als unangenehm empfunden oder kann es sein, dass es nur für dich unangenehm ist, weil du dir dann gleich Gedanken machst?
Ich bin mit meinem Freund jetzt über 3 Jahre zusammen, wir haben seit längerem eine gemeinsame Wohnung. Gesprächsthemen haben wir fast immer, aber ich mach mir auch manchmal Sorgen wenn mir nur irgendwelche Trivia aus meinem aktuellen Leben (das ständige Klagen über die (gemeinsame) Chefin; immer wieder Dinge im Bezug auf meine Prüfungen; Tagesablauf, Haushaltsfragen, Berichte von Freundinnen und und und) einfallen und ich ihm doch eigentlich lieber ein richtig interessantes Gespräch über Politik/Kultur oder wasweißich bieten würde. Aber diese Gedanken erweisen sich meist sehr schnell als überflüssig...

LG Sternenlicht
 
Dabei
14 Feb 2010
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#5
Mal ganz nüchtern betrachtet, hast du es geschafft, deine Ängste in einen, meiner Meinung nach knapp 4 Absätze umfassenden Text unterzubringen. Ich hätte mit Mühe und Not 3 Zeilen hinbekommen.
Wenn du es schaffst aus jedem Problemchen derart nen Elefanten zu machen, sehe ich nicht die Gefahr, dass ihr euch jemals anschweigen werdet ... darüber hinaus gibt es viele Dinge, über die man sich unterhalten kann, die Nachbarn, aktuelle Geschenisse, Sorgen etc.
 
Dabei
18 Dez 2010
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#6
Hallo Manuel,

ich kann deinen Gedankengang gut verstehen, glaube aber auch, dass das sozusagen ein "Luxusproblem" ist - bzw. halt eben kein Problem. Wie Sweety schon sagt, man hat sich nicht immer was zu erzählen. Wie empfindest du denn das schweigen zwischen euch? Wirklich als stocken und von beiden Seiten als unangenehm empfunden oder kann es sein, dass es nur für dich unangenehm ist, weil du dir dann gleich Gedanken machst?
Ich bin mit meinem Freund jetzt über 3 Jahre zusammen, wir haben seit längerem eine gemeinsame Wohnung. Gesprächsthemen haben wir fast immer, aber ich mach mir auch manchmal Sorgen wenn mir nur irgendwelche Trivia aus meinem aktuellen Leben (das ständige Klagen über die (gemeinsame) Chefin; immer wieder Dinge im Bezug auf meine Prüfungen; Tagesablauf, Haushaltsfragen, Berichte von Freundinnen und und und) einfallen und ich ihm doch eigentlich lieber ein richtig interessantes Gespräch über Politik/Kultur oder wasweißich bieten würde. Aber diese Gedanken erweisen sich meist sehr schnell als überflüssig...

LG Sternenlicht
Hallo,

vielen Dank für deinen Beitrag! Ich bin rundum glücklich, unsere Beziehung läuft super und ich fühle mich in ihrer Nähe immer wohl :) Unter "ins Stocken geraten" meine ich in erster Linie die heutige (seltene) Situation, dass einfach kein "Diskussions-Flow" aufkommt, egal um welche Themen es geht. Ich weiß, dass sowas normal ist, schließlich kann man nicht jede Minute miteinander reden. Letztendlich fühle ich mich in ihrer Nähe sehr, sehr wohl und trotzdem denke ich manchmal, ich müsse noch mehr kommunizieren.

Das das total unbegründet ist, weiß ich ja selbst - und demnach ziemlich dämlich von mir. Ich kannte bisher in meinem Erwachsenenleben so gut wie nie irgendwelche Verlustängste (außer als Kind, aber auch da unbegründet) oder Unsicherheiten. Ich denke, die "Neuartigkeit" dieser großartigen Beziehung lässt mich grübeln, frei nach dem Motto: "Das ist alles zu schön um wahr zu sein, hoffentlich geht es ewig so weiter!"

Ich war mental schon immer auf der starken Seite und ich bin mir sicher/bewusst, dass es sich um ein nichtiges Luxusproblem handelt.

Mfg,
Manuel
 
Dabei
18 Dez 2010
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#7
Mal ganz nüchtern betrachtet, hast du es geschafft, deine Ängste in einen, meiner Meinung nach knapp 4 Absätze umfassenden Text unterzubringen. Ich hätte mit Mühe und Not 3 Zeilen hinbekommen.
Wenn du es schaffst aus jedem Problemchen derart nen Elefanten zu machen, sehe ich nicht die Gefahr, dass ihr euch jemals anschweigen werdet ... darüber hinaus gibt es viele Dinge, über die man sich unterhalten kann, die Nachbarn, aktuelle Geschenisse, Sorgen etc.
Hallo,

vielen Dank auch für deinen Kommentar! Du hast vollkommen recht, das Problem ist einfach kein Problem. Nur kann ich im Moment nicht aus meiner Haut und versuche, das so schnell es geht zu begreifen, warum ich so denke. Ich will nicht mit ihr darüber sprechen, da ich mir selbst bewusst bin, dass meine Worte nach einem künstlich erzwungenen Konflikt klingen. Ich schiebe das größtenteils auf meine mangelnde Beziehungserfahrung und denke, dass mir Meinungen fremder bzw. anonymer Menschen in diesem Forum weietrhelfen können. Oftmals verrennt man sich in etwas ...

Und zum Thema aus Problemchen Elefanten machen: Ich bin ein Typ, der es hasst zu jammern und irgendwo Probleme zu suchen, die gar keine sind. Ich bin locker drauf, liebe mein Leben und kleinere Ärgereinen (egal ob ein runtergefallenes Glas, Verspätungen, schreiende Kinder etc.) regen mich überhaupt nicht auf. Gerade deswegen bin ich so irritiert, dass mir manchmal diese Gedanken kommen. Ich dachte, Anmerkungen und eigene Erfahrungen von anonymen Menschen können den Blick erweitern - und um dies zu gewährleisten, musste ich halt über mehrere Absätze ausholen ;)

Mfg,
Manuel
 
Dabei
19 Mai 2006
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#8
Lieber Manuel,

ein Päärchen, das nur und immerzu kommuniziert und diskutiert und sich immer wahnsinnig spannende Geschichten zu erzählen hat, die gibt es nicht.

Am Anfang hat man immer mehr zu erzählen. Man kennt den anderen Menschen nicht, nicht seine Vergangenheit, nicht wie er jetzt ist. Man möchte sich über Meinungen, Einstellungen, Vorlieben etc unterhalten. Und dadurch ist der redefluss am Anfang meist höher als später.
Irgendwann weiß man aber, wen man vor sich hat. Es kommen hier und da noch ein paar dunkle ;) Geheimnisse zum vorschein, doch im großen und ganzen weiß man über seinen Partner Bescheid.
Dann muss ich nicht mehr mit ihm darüber diskutieren, warum er z.B. anstatt die CDU zu wählen, die SPD wählt, weil wit das alles hinter uns haben. Und so ist es dann mit vielen kleinen Dingen.

Und dann redet ihr automatisch weniger. Und dann ist es auch nicht mehr schlimm, wenn der eine einen spannenden Film im TV sieht und der andere vorm Rechner sitzt und ihr euch nichts sagt, sondern schweigend in einem Raum einer anderen Beschäftigung nachgeht.

Die Gesprächsthemen werden anders, es werden sich über alltägliche Probleme wie die Arbeit, die Kollegen, die nachbarn, der Vermieter, Freunde, Familie...unterhalten. Und das ist auch schön.
 

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