Wenn man ein anderer Mensch wird

Dabei
25 Sep 2007
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#1
Guten Morgen:D

Mich beschäftigt gerade ein Thema ziemlich stark, ob es mich in ein paar Stunden auch noch beschäftigt oder es nur daran liegt dass ich was getrunken habe und sentimental bin, weiß ich nicht, lassen wirs drauf ankommen.

Ich war früher immer ein eher zurückhaltender Mensch, der eine Weile brauchte ehe er sich auf Menschen einlassen konnte und wenn mir einer unsympathisch war, konnte er machen was er wollte, da ging nix mehr. Ich zog Abende in überschaubaren Runden vor, ruhige schöne, nur quatschen und beizeiten wieder gehen, trank höchstens zu Festlichkeiten oder Silvester mal ein Glas Sekt. Der Tag war zum Leben da und die Nacht zum Schlafen.
Und ich war zufrieden damit, mit mir selbst und meinem Leben was daraus resultierte, ich wollte nie anders sein.

Aber jetzt ist etwas in Gang geraten was ich nicht mehr aufhalten kann.

Seit Oktober wohne ich alleine, mitten im Campus, umgeben von Studenten, Tag und Nacht.
Ich weiß gar nicht mit was es anfing, aber ich entwickel mich gerade in solch einen Menschen der ich nie sein wollte.
Ich gehe regelmäßig ins Fitnessstudio um Bestätigung von anderen zu bekommen, ich gehe öfter in Läden Klamotten kaufen.
Der Tag hat sich bei mir nun so entwickelt, dass er nur noch aus Schlafen und Lernen besteht und ich abends so richtig aufdrehe. Immer öfter würd ich gern einfach nur loslaufen und feiern gehen.
Gerade hatten wir eine solche Feier und ich hab mich gefreut: Es gibt kostenlos Alkohol, es gibt viele Jungs, ich war in richtig guter Laune. Es wurde auch immer ungezwungener je später es wurde und ich wurde immer lockerer und musste im Nachhinein mit Entsetzen feststellen dass ich die Flirtversuche eines Kommilitonen erwiedert habe! Und ich hab mich gut dabei gefühlt, gut dabei, nicht nur einem Mann zu gefallen sondern anscheinend auch anderen.
Ich war sogar traurig als wir gehen mussten weil ich einfach tierische Bauchschmerzen hatte und kaum mehr sitzen konnte. Ich wollte weiter feiern!!

Ich ekel mich selbst so dermaßen an! Ich habe einen Freund, ich sollte wegen mir oder wegen ihm ins Fitnessstudio gehen, um mich besser zu fühlen und Bestätigung von ihm bekommen. Ich sollte (vor allem jetzt kurz vor den Prüfungen) mir nicht die Nächte um die Ohren schlagen sondern schlafen und mich aufs Lernen konzentrieren.

Stattdessen genieße ich es immer mehr, immer länger unterwegs zu sein.

Ich entwickel mich in einen so oberflächigen Menschen, ich will das nicht, aber es macht mir verdammt nochmal Spaß, wenn die Konsequenzen nicht wären. In den Momenten kann ich mich nicht bremsen, ich vergesse wer ich eigentlich sein will.

Mein Freund hat mir "vorhergesagt" dass ich genau so ein Mensch werde wenn ich wegziehe und ich hielt es für kompletten Unsinn, aber nun tritt es ein und ich weiß nicht, wie ich es aufhalten soll ohne mich zu langweilen und frustriert zu sein weil ich nicht mehr weggehe.

Mein Freund bemerkte vor Kurzem auch, dass ich mehr Kerle im Studivz habe als Mädls. Ich wollte in eine 5er-WG ziehen obwohl ich am Anfang des Studiums in eine Einzelwohnung ziehen wollte.

Ich entgleise mir selbst immer mehr, ich weiß nicht wie ich das aufhalten soll, denn was nützt es mir, wenn ich einen Moment glücklich bin und mir danach total schäbig vorkomme?

Habt ihr sowas an euch oder an anderen auch schon erlebt? Die Freundschaft zwischen mir und meiner Freundin wäre fast daran zerbrochen, als sie so wurde.

Ich bin auch immer öfter genervt von meinem Freund weil er mit 20 Jahren immer noch bei seinen Eltern wohnt und mit meiner Freiheit nicht Schritt halten kann, wir müssen immer auf ihn Rücksicht nehmen, auf den älteren und dadurch verpassen wir so viel...

Mensch:(
 
Dabei
18 Jan 2010
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#2
tja, einerseits denke ich, du veränderst dich
und solltest diese Veränderung nicht so verurteilen.
Man ist nicht immer so wie man sein will oder zu sein hat.
Das hat ja auch seine Gründe.

Andererseits, wenn du das Gefühl hast du entgleist...
na ja... ist das wirklich so schlimm ?!
Feiern ist doch ok.
Warum sollst du dir den Spaß verwehren ?
Vielleicht hast du ihn zu lange zurückgehalten
und jetzt bricht er aus..
 
Dabei
19 Mrz 2008
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#3
Das steckt in fast jedem und jeder. Ich habe damals in einem Studentenwohnheim gelebt und weiß, wovon ich spreche. Da ging's ziemlich rund, und eigentlich gab's nur ein einziges Mädel, das sich entzogen hatte, weil sie einen Freund hat. Alle anderen dürften das ein oder andere mal ihre Partner betrogen haben. Ich denke also nicht, dass Du dich verändert hast, sondern dass das neue Umfeld dein natürliches Ich hervorgeholt hat.
 
Dabei
25 Sep 2007
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#4
Ja, ich wohn auch im Studentenwohneim. Den ganzen Tag ist hier Ruhe und gegen 22Uhr scheinen auf einmal alle wach zu werden.
Das schlimme ist, dass man sich all dem so schlecht entziehen kann, es ist wie ein Rausch:roll:
Da kann man nur beten, dass man nicht untreu wird. Aber selbst wenn man in der Situation ist, ist auf einmal alles scheiß egal, so kenne ich mich nicht:?
 
Dabei
1 Dez 2009
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#5
Wenn du das Gefühl hast, dass dich dein Freund einschränkt, dann würde ich mir schon überlegen, ob es noch einen Sinn hat diese Beziehung aufrecht zu erhalten.

Sicher ist deine Liebe zu ihm nicht gross genug um dich nicht in Versuchung zu bringen. Ausserdem kann es auch sein, dass du das Gefühl hast, du hast dich noch nicht ausgelebt. Würdest du deinen Freund wirklich lieben, hättest du kein Bedürfniss
auf Bestätigung von anderen Männern.

Sehe keine grosse Zukunft für deine Beziehung.
 
Dabei
18 Dez 2009
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#8
Hallo Saddy,

also ich bin eher der umgekehrte Fall. Ich bin fast fertig mit dem Studium (hab spät angefangen) und war vorher kein Kind von Traurigkeit (auch wenn ich nie großartig Alkohol getrunken haben, Drogen gleich gar nicht, aber Parties hab ich vor dem Studium ungern ausgelassen. Männer zeitweise auch...).

Kurz vor dem Studium hab ich meinen jetzigen getrennt lebenden Mann kennengelernt. Darum war ich im Studium sehr brav und hab mich jenem bunten Treiben bis auf eine OE-Party und eine Semester-Abschluss-Party, zu welcher er mit war, völlig entzogen. Heute, im letzten Semester, find ich das eher schade. Ich hab das schon freiwillig so entschieden, aber ich weiß auch, dass er anderes nicht geduldet hätte. Trotzdem tut es mir jetzt etwas leid. Nicht wegen der Parties und der berauschenden Erlebnisse, aber ich habe trotzdem das Gefühl, etwas verpasst zu haben - und vor allem, die anderen nicht so gut zu kennen wie die sich untereinander kennen. Ich halte bestimmt nichts von Alkoholexzessen & Drogen und saufen nur um zu saufen. Aber wenn man Menschen trifft und kennenlernt, so bringt einem das auch was. Und man lernt gerade Studis nicht wirklich so gut kennen, wenn man sie nur in Vorlesungen oder höchstens mal auf einen Kaffee trifft. Und da in aller Regel die meisten sich nach der Party-Phase ja wieder einkriegen und "normale" Menschen werden, ist es eigentlich schade, dass ich das nicht so miterlebt habe und die anderen nicht so gut kenne bzw. diese Erfahrungen nicht teile.

Ich glaube übrigens nicht, dass Deine Panik, Du würdest jetzt ein furchtbar oberflächlicher Mensch werden & bleiben, nötig ist. Ja, vielleicht bist Du es eine Zeit lang, wenn Dir diese Dinge wirklich wichtiger sind/werden als anderes. Aber irgendwann ändert sich das auch wieder. Und nur weil Du Spaß hast, heißt das nicht, dass Du automatisch ein schlechterer Mensch wirst als Du warst. Am Ende wirst Du wahrscheinlich eher ein besserer, nämlich ein ausgeglichenerer wenn Du Deine Studienzeit genießt. Hauptsache, Du lässt Dein Studium nicht völlig aus den Augen, dann ist schon alles ok mit Dir - denke ich.

Viel Spaß.:D
 
Dabei
25 Sep 2007
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#9
Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.
Nicht?
Wäre in meiner Beziehung alles in Ordnung, bräuchte ich keine Bestätigung von anderen,oder?
Ich bin nicht so weit, dass ich mir vorstellen könnte dass es mit irgendeinem der Kerle weiter als ein wenig flirten gehen könnte, es ist einfach nicht mein Freund der da vor/neben mir sitzt, da habe ich so eine Hemmschwelle.

Naja,mein Freund wurde vor zwei Wochen eingebürgert, vielleicht nimmt er sich jetzt bald eine eigene Wohnung und steht endlich mal auf eigenen Beinen..

@Lilia: Ich trinke auch nicht übermäßig viel Alkohol, meistens reicht bei mir schon ein Glas und ich merke die Wirkung, egal was ich trinke. Drogen habe ich noch nie genommen.
Ich glaube auch, dass ich etwas verpassen würde wenn ich mich nur hier einkapseln würde, vor allem da das warten eh sinnlos ist,wenn nicht mal mein Freund Zeit findet,da kann ich die Stunden auch lustiger verbringen. Das mit dem Kennenlernen stimmt! Ich habe bis jetzt einen Bowlingabend ausgelassen und habe das Gefühl, dass die anderen sich viel besser kennen als ich sie kenne und das fällt bei einem Studiengangmit 27 Leuten schon sehr auf.
Sobald ich mich wieder beruhigt habe und ausgeschlafen bin, rückt auch mein Freund wieder mehr in mein "Blickfeld" und ich kann ihm wieder Aufmerksamkeit schenken ohne verrückt zu werden weil wir nicht vorwärts kommen. Auch das Fitnessstudio hat sich als Ventil für Ärger erfolgreich bewärt.
Austoben ist wohl gerade das richtige Wort...
 
Dabei
19 Mrz 2008
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#10
Wäre in meiner Beziehung alles in Ordnung, bräuchte ich keine Bestätigung von anderen,oder?
Jede Beziehung hat ihre Probleme. Wenn das herhalten muss, um mit anderen anzubändeln, bist Du generell nicht beziehungsfähig, soweit es das Konzept der freiwilligen Monogamie angeht.
 
Dabei
10 Jan 2009
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#11
Ein bißchen erinnert mich das an Dein letztes Thema, Saddy.
Auch da wurde schon angesprochen, dass Du wohl gerade in einer Phase der Veränderung steckst.
Ich hab in etwa das Gleiche hinter mir, aber bei mir war es damals ein neuer Job und dadurch eine neue Stadt und neue Leute. Ich hab davor auch eher ruhig gelebt und hab es dann sehr genossen, wieder rauszukommen und unter Leuten zu sein. Und auch die Anerkennung von anderen Männern hat mir gut getan.
Bei mir lief´s damals leider so, dass mein damaliger Freund und ich uns immer mehr entfremdet haben. Das hing natürlich auch mit anderen Dingen zusammen und nicht nur damit, aber ich denke schon, dass das zumindest ein Auslöser war. Er konnte mit mir nicht mehr Schritt halten. Zwischendrin hab ich mich auch immer wieder so gefühlt wie Du und konnte gar nicht glauben, wer ich plötzlich bin - und dann war ich wieder wie "berauscht" von diesem neuen Leben.
Bei uns ging die Beziehung am Ende auseinander, aber wie gesagt, das hatte auch noch viele andere Gründe und soll Dir jetzt keine Angst machen.
Der Punkt war, dass auch ich in diesen Monaten einen absoluten "Egotrip" hatte. Ich weiß, dass vieles nicht richtig war. Dennoch war es eine sehr wichtige und gute Erfahrung für mich, denn jetzt weiß ich was wirklich zählt und was mir wichtig ist. Und ich glaube, dass man auch solche Phasen einfach braucht und mitmachen muss. Das hat meiner Ansicht nach übrigens nicht in erster Linie mit Deinem Freund oder eurer Beziehung zu tun, sondern das ist was, was sich einfach auf Dich und auf Dein Leben bezieht. Was die Konsequenzen dieses "neuen" Lebens sind oder sein werden weiß niemand, aber das hast Du selbst in der Hand!
 
Dabei
5 Nov 2007
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#12
Ich finde das natürlich und gut, wenn sich dein Lebenswandel jetzt ändert, jetzt, wo du anfängst, zu studieren.

Behalte die Frage im Auge, was du willst, dass du nichts machst, was du später vielleicht bereust. Zum Beispiel das Studium vernachlässigen oder fremd gehen.

Dann ist es doch eine Bereicherung. Dann musst du das nicht in Frage stellen.
 
Dabei
25 Sep 2007
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#13
Ich habe gerade mit meinem Freund drüber gesprochen, er wollte ja dass ich ehrlich bin und alles sage, mmh, das Thema fand er nicht so toll.
Er meinte aber auch, dass es nicht falsch ist wenn ich Spaß habe, so lange es nicht überhand nimmt und ich mich ihm gegenüber nicht verändere. Er hat gerade eine sehr gute Freundin verloren, die hat auch dieses Semster mit dem Studium angefangen und ist jetzt auch zur ultracoolen Partygängerin geworden und hat ihn letzte Woche ziemlich verletzt und enttäuscht.
Genau das ist meine Angst:roll:
Nunja, er meinte dass er mir hilft und sagt, wenn ich mich zu sehr ins negative ändere, wir beide wissen wie ich sein will und was ich eigentlich vermeiden wollte und wir sind auch beide zu dem Schluss gekommen, dass ein kleiner Streit zwischen uns nicht der Auslöser dafür sein sollte- ich bin mir nicht sicher, ob der mein Verhalten ausgelöst hat.
Es tut gut mit jemandem darüber zu sprechen der einen richtig gut kennt. Zu wissen, dass da jemand Bescheid weiß und hinter dir steht...

Ich kenne meine Grenzen, aber die verwischen während solcher Feiern irgendwie und ich merke es nicht.

Danke für eure Hilfe, ich werde versuchen es ein wenig entspannter angehen zu lassen, ich habe ja auch noch eine gute Freundin die mich letztens auch schon komisch angeguckt hat als sie das Gefühl hatte ich würde zu weit gehen.
Jetzt muss ich lernen mich trotz des Spaßes auch selbst wieder im Griff zu haben!:D
 
M

margret

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#14
sei mir nicht böse, aber das klingt mir alles zu gezwungen.

woher willst du wissen wer du sein willst wenn du die andere seite gar nicht komplett kennst? du entwickelst dich jetzt in eine richtung, prima, nimm mit was du kriegen kannst.ich rede jetzt nicht von besäufnissen oder rumvögeln, sondern einfach vonnem lebenstil der eben nicht so ist wie dein bisheriger.

was willst du machen? dich ewig "zurückhalten", nie grenzen überschreiten, solange bis du im alter bereust was verpasst zu haben?

ich bin der festen meinung, überzeugt von seinem standpunkt und wirklich charakterfest kann man nur sein wenn man auch mal die kontrolle verloren hat. wer sich nie aus seinem ei raustraut weiss doch gar nicht wovon er redet.

an deiner stelle würde ich mir da nicht so sehr nen kopf machen. die dinge, die du wirklich nicht toll findest bzw nicht tun willst wirste dann schon meiden. du wirst mit sicherheit nicht sofort anfangen rumzuvögeln oder drogen zu nehmen nur weil du partymässig unterwegs bist ;)

hab ein wenig vertrauen in dich selbst ;)
 

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