Ich bin so dankbar, dass du das Thema einmal ansprichst nic, vielleicht habt ihr ja gemerkt, dass ich mich in den letzten Tagen abgekapselt habe ... genau aus diesem Grund - ich habe viel überlegt, geredet, ich wusste nicht so ganz, wie ich damit umgehen soll.
Genau als es passierte, hatte ich meine Prüfung zum ersten Staatsexamen für Lehramt an Realschulen ... wie paradox diese Welt ist. Während der Prüfung hörte ich die ganzen Sirenen und habe schon irgendwie gespürt, das etwas schlimmes passiert ist.
Alle 3 Lehrerinnen kommen von meiner PH ... 2 davon kannte ich, eine sogar gut. Jetzt plötzlich wird einem bewusst, das die Gefahr so nahe ist. Vorher war immer alles soweit weg, jetzt ist es da.
Warum kommt es dazu?
Erstmal möchte ich kurz sagen, dass Lehrer oftmals nicht faul sind. Viele Menschen sehen nur die Zeit in der Schule - von 8 uhr bis 14 uhr oder so... aber dazu kommen noch Korrekturen, Vorbereitungen, Elterngespräche, Planung von Projekten, Ausflügen... das sieht keiner. Ich sitze dann oftmals bis 21 oder 22 Uhr noch da, nur um irgendwie zu versuchen, den besten Weg zu entwickeln, wie die Kleinen das verstehen können

Aber ich liebe das, und nichts in der Welt wird mich davon abbringen. Auf Grund all dieser Sachen, dem straffen Stoffplan (hier Bildungsplan) und den kurzen Pausen gibt es keine Chance, viel mit den Schülern zu reden.
Und hier liegt das große Problem unserer Gesellschaft: Es geht nur noch um Leistung - und wer das nicht schafft, der bleibt liegen. Es wird nur noch gefordert, gefordert, gefordert. Und die Ansprüche werden immer höher. Was Schüler heute in der Realschule leisten müssen, war zu meiner Zeit - und das ist erst 3 Jahre her- Gymnasialniveau. Da stimmt doch was nicht! Es gibt nicht wirklich einen Plan, wie man überforderten Schülern helfen soll - und durch maßlos überfüllte Klassen kann auch ich als Lehrer schlecht auf jeden Schüler einzeln eingehen. Ich würde es mir wünschen, wenn es Klassen mit höchsten 15-20 Schülern geben würde, mehr Lehrer,
mehr Zeit, auch mal eine Stunde am Tag, in der man gemeinsam reden kann und paar Kekse essen oder sowas. Was ich auch wichtig finden würde, wäre eine Stunde für Soziologie oder sowas. Wo man über Verhalten, Probleme spricht. Aber dafür hat keiner Geld. Das steckt man ja lieber in kaputte Unternehmen. Außerdem müssen die Schüler ja lernen, wie Meiose und Mitose funktionieren und Funktionsgleichungen aufstellen. Aber lernen, wie man sich in bestimmten Situationen verhält, wie man ein Konto funktioniert oder richtig einkaufen geht - das lernt keiner. Zum Glück studiere ich Politikwissenschaften, ein sehr freies Fach, in dem ich oft mit den Schülern diskutieren kann und in dem es nicht allzu feste Vorschriften gibt. So lernt man die Schüler kennen.
Ich war bereits an 6 verschiedenen Schulen - und nur an einer durfte ich mich überhaupt vorstellen und auch die Kinder sich vorstellen lassen - denn ich finde es wichtig, das man sich kennen lernt, man ist ja auch neugierig aufeinander - an den anderen Schulen war keine Zeit für 15 Minuten "verschwendete Zeit".
Ich habe in den letzten Tagen beschlossen, dass ich eine psychologische Zusatzausbildung machen werde, sodass ich dann als Vertrauenslehrerin arbeiten kann.
Trotzdem wird es immer häufiger zu solchen Taten kommen, wenn nicht endlich was getan wird. Leider denke ich, das sich die Lage nur noch verschlimmert.
Liebe Grüße,
dili