Trennung trotz Liebe, weil er mit seinem Leben überfordert ist

Dabei
22 Sep 2014
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#1
Hallo zusammen!

Mein letzter Beitrag ist bereits eine ganze Weile her, weil es in meiner Beziehung im Grunde sehr gut lief. Das hat sich vor zwei Wochen jedoch aus heiterem Himmel erledigt, mein Freund hat mich verlassen.
Kurz ein paar allgemeine Infos: wir (beide 22) waren 3 1/2 Jahre zusammen, es gab auch letztes Jahr schon eine für mich völlig plötzliche Trennung, mein Ex kam jedoch nach einigen Wochen wieder auf mich zu.

Es ist so, dass mein Freund momentan viele Probleme und sehr viel Stress hat. Er hat Schulden, die er seit August abzuarbeiten versucht, teilweise war er bis zu 15 Stunden am Tag nur am arbeiten, getilgt sind die Schulden immer noch nicht. Zusätzlich hat er eine todkranke Mutter, zu der jeden Tag mindestens eine Stunde hin wollte, weil er immer Angst hatte, es könnte der letzte sein. Dringend auf Wohnungssuche ist er auch noch.
Unsere Beziehung blieb dabei natürlich teilweise ganz schön auf der Strecke, was ihn wohl auch mehr belastet hat, als ich dachte. Wir haben uns meist nur 1-2 die Woche sehen können. Kontakt hatten wir trotzdem täglich, ging oft von ihm aus. Dadurch kam ich mit der Situation recht gut klar, auch wenn ich ich gern häufiger gesehen hätte. Ich wusste ja auch, dass sich die Situation in Zukunft mit Sicherheit auch wieder bessern würde. Und wenn wir uns dann gesehen haben, war immer alles super, wir haben uns toll verstanden.

Meinem Ex ging es seit Wochen schon nicht gut, er war dauernd krank, gestresst und schlecht gelaunt wegen der vielen Arbeit und weil für sein Privatleben kaum noch Zeit da war. Anfang Oktober hatte er auch bereits einen richtig gehenden depressiven Anfall, weil er mit seinem Leben so unzufrieden war. Da suchte er zum Glück intensiv den Kontakt zu Freunden, aber vor allem auch zu mir und gemeinsam konnten wir ihn auffangen.

Vor zwei Wochen habe ich dann den Fehler begangen und ihm aus schlechter Laune heraus unfaire Vorwürfe gemacht. Er hatte mir wieder einmal gesagt, dass er es nicht schafft noch zu mir zu kommen und weil ich sowieso schon schlecht gelaunt war, habe ich schlicht überreagiert und ihn ziemlich böse angezickt, obwohl er das überhaupt nicht verdient hatte. Ich habe es sofort danach bereut, aber da war es wohl schon zu spät.

Später kam er dann zu mir, war völlig fertig. Sagte zu mir, dass sein ganzes Leben nur noch scheiße ist und er im Grunde am liebsten gar nicht mehr aufstehen wolle, weil alles nur noch "ein Dreck" wäre. Er wüsste nicht mehr was er machen solle und könne unter solchen Bedingungen nicht länger eine Beziehung führen, da er das wenn mit Zeit und Ruhe machen möchte. Und die habe er einfach im Moment nicht, er müsse noch viel mehr arbeiten, um die Schulden zu bezahlen, sich endlich eigenständig alles nötige leisten zu können und seine Eltern (beide in Frührente, versuchen aber trotzdem ihn so gut es geht finanziell zu unterstützen) zu entlasten, denen gegenüber hatte er wohl ein extrem schlechtes Gewissen.

Ich war über seinen Zustand richtig schockiert, es war mir nicht bewusst WIE sehr er unter der Situation gelitten hat. Er sagte, er würde mich gern viel öfter sehen und endlich wieder ein ruhigeres, geregeltes Leben führen, aber das sei einfach nicht möglich, er müsse erst sein Leben in den Griff bekommen. So hätte das alles doch keinen Sinn und wäre für uns beide nur frustrierend. Ich sei für ihn immer die große Liebe gewesen und daran habe sich auch nichts geändert, aber kann einfach nicht mehr. Das war seine Aussage.

Wir beide haben an diesem Abend sehr viel geweint. Auch nach zwei Wochen bin ich noch völlig fertig. Ich verstehe seine Situation, aber nicht die plötzliche Trennung. Ich muss allerdings noch sagen, dass mein Ex schon immer sehr schlecht mit Druck umgehen konnte und in belastenden Situationen gern dicht macht und auch zu regelrechten Kurzschlußreaktionen neigt.

Heute hatten übrigens erstmals wieder Kontakt, er hat sich gemeldet, weil er wohl von seiner Schwester gehört hatt, dass ich ziemlich besorgt um ihn war. Das Gespräch war komisch und doch irgendwie so vertraut, wir haben uns eben gegenseitig nacheinander erkundigt und einfach etwas geredet. Zum Schluß habe ich teils aus Gewohnheit, aber auch weil ich ihm zu verstehen geben wollte, dass ich nicht böse bin, "hab dich lieb" gesagt. Da war er ziemlich verstört und meinte ich könne das doch nicht einfach so sagen, er wüsste doch noch selbst gar nicht, mit all dem umzugehen. Aber ich wollte ihm einfach mitteilen, dass ich ihn trotz Trennung weiterhin gern habe, er mir wichtig ist und ihn als Person weiterhin sehr schätze. Das habe ich ihm auch so gesagt.

Was haltet ihr von der Situation, habt ihr vielleicht Ratschläge für mich? Ich weiß immer noch nicht recht damit umzugehen...
Und für mich auch ganz wichtig: Hat diese Beziehung wohl ​noch eine Chance? Hoffe ja sehr, dass er einfach nur Zeit braucht, um sich wieder zu beruhigen und zu ordnen...

Liebe Grüße!
 
Dabei
3 Jun 2013
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#2
Was du tun solltest: Ihm den Abstand geben, den er jetzt erstmal braucht, um mit sich selbst und seiner Situation klarzukommen. Was er jetzt gar nicht gebrauchen kann, ist zusätzlicher Druck von deiner Seite. An deiner Stelle würde ich ihm zu verstehen geben, dass du für ihn da bist, wenn er dich braucht und dich ansonsten ihm zuliebe zurückhalten. Dass er noch Gefühle für dich hat, hat er dir ja bereits mitgeteilt. Ob die Beziehung noch eine Chance hat, entscheidet sich wohl mit deiner Geduld.
 
Dabei
22 Sep 2014
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#3
Danke erstmal für deine Antwort! Ich bin gern bereit, ihm den Abstand zu geben, auch wenn ich ihn am liebsten jetzt schon wieder bei mir hätte. Hätte er sich nicht gemeldet hätten wir auch mit Sicherheit seit der Trennung keinen Kontakt gehabt. Dass ich weiterhin für ihn da bin weiß er und er sagt, dasselbe gilt auch umgekehrt. Leider ist er absolut nicht der Typ, der in schwierigen Situationen Hilfe zulässt, er ist sehr stolz und möchte immer alles allein schaffen. Er redet auch selten über Probleme, deshalb bin ich auch so entsetzt über seinen Zustand an dem besagten Abend gewesen...ich wusste nicht, dass es so schlimm ist.
 
P

Papatom

Gast
#4
Leider ist er absolut nicht der Typ, der in schwierigen Situationen Hilfe zulässt, er ist sehr stolz und möchte immer alles allein schaffen. Er redet auch selten über Probleme, deshalb bin ich auch so entsetzt über seinen Zustand an dem besagten Abend gewesen...ich wusste nicht, dass es so schlimm ist.
Moin,
tja, dann kannst Du nicht viel machen. Denn Du solltest Dir bewusst sein, dass Du anscheinend bei seiner Einstellung nie wirklich Teil seines Lebens warst. Als Paar kann man so Dinge ja auch gemeinsam bewältigen. Wenn man denn will. Denn das ist eigentlich die Regel. Wollte er Einzelkämpfer sein braucht es keine Beziehung. Das zeigt er Dir jetzt ja auch.
In einer langfristig angelegten und soliden Beziehung hilft man sich, dafür müßte man sich aber auch öffnen. Dann kann man es auch gemeinsam schaffen.

Er wollte das nie mit Dir. Das zeigt Dir, dass es entweder an Ernsthaftigkeit mangelte, oder dass er eben noch viel zu unreif für eine richtige Beziehung

Grüße
 
Dabei
22 Sep 2014
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#5
Danke auch für deine Antwort!
Teilweise hast du sicher recht, mit dem was zu geschrieben hast, aber ich denke ich hab mich in meinem vorherigen Post etwas falsch ausgedrückt. Ich glaube nicht, dass es in unserer Beziehung an Ernsthaftigkeit gemangelt hat, geschweige denn, dass ich nicht Teil seines Lebens war. Ich war wenn überhaupt die einzige, mit der er über seine Sorgen gesprochen hat. Immer wenn wir Streit hatten, war er sehr bemüht, das ganze so bald wie möglich aus der Welt zu schaffen.
Und auch als es ihm letzten Oktober bereits so schlecht ging, hat er ja extrem meine Nähe gesucht und mit mir darüber gesprochen, wie schlecht es ihm geht. In unserem "Trennungsgespräch" haben wir uns auch sehr lange unterhalten und ich konnte verstehen, was in ihm vorging. Ich wünschte er hätte schon früher mit mir gesprochen, dann hätte ich ihm gar nicht erst so dumme Vorwürfe gemacht und besser auf ihn eingehen können.
Er sagte ihm falle momentan jedoch einfach keine Lösung ein, da die Arbeit kein Ende nimmt und er einfach nicht mehr allen Erwartungen gerecht werden kann. Er sei es leid, allen Menschen nur zur Last zu fallen (vor allem wohl seinen Eltern), ihnen Sorgen zu bereiten und sie zu enttäuschen. Er möchte endlich sein Leben in den Griff bekommen und das selbstständig und ohne weitere Hilfe von außen.
Ich muss sagen, dass ich finde dass er sich in den letzten Monaten in meinen Augen sehr positiv verändert hat. Er übernimmt endlich Verantwortung für sein Leben und arbeitet an seinen Problemen. Jedoch habe ich das Gefühl, dass er sich einfach übernommen hat, das aber (noch) nicht einsehen mag. Er will zwanghaft anderen und wohl auch sich selbst beweisen, wie selbstständig und stark er ist. Dabei erzählt er mir schon seit Wochen, dass er vor lauter Sorgen kaum noch schlafen kann und sich nur noch erschöpft und krank fühlt.

Aber was sollte ich tun, außer zuhören und ihm gut zureden?? Ich kann weder seine Schulden bezahlen, ihm einen Job verschaffen, zu dem er gern hingeht oder eine geeignete Wohnung herzaubern, geschweige denn seine Mutter wieder gesund machen und dafür sorgen, dass sie nicht bald stirbt...
 

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