Stress bei der Arbeit

Dabei
2 Apr 2007
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#1
Ich fang mal ganz von vorne an.
Ich bin eigentlich Lehrerin, studier jetzt aber nochmal und bin auf dem Wege zur Diplom-Pädagogin.
Letzten Montag hab ich mit meinem Praktikum angefangen. Muss 12 Wochen machen und da es in meiner Einrichtung nur halbtags möglich ist, hab ich 24 Wochen.
Ich arbeite in einer Einrichtung für Grundschüler. Nachmittag können sie dorthin kommen und spielen (wie ein Jugendzentrum, nur halt für Kleinere) Die Einrichtung ist in einem Ghetto. Viele Nationen, viele Kinder mit schlechten Deutschkenntnissen, viele mit geringer Bildung (an Gleichaltrigen gemessen).
Beim Vorgespräch war meine Chefin begeistert, eine Lehrerin zu bekommen. Sie bietet einiges an Förderung spielerisch an, sodass die Kinder mit Spaß einige Dinge aufholen können, die sie in der Schule verpasst haben.
Keines der Angebote ist für die Kinder verpflichtend. Sie können sie annehmen oder einfach nur spielen. Wobei auch bei den Spielen viel auf pädgogisch sinnvolle geachtet wird.
Meine Chefin sprach mich drauf an, ob ich nicht ein paar bestimmte Kinder motivieren könnte, das Einmaleins zu üben.
Ich hab zu hause in alten Unterlagen gewühlt und Einmaleins-Spiele rausgesucht und mitgebracht. Ausgerechnet das Kind, was Mathe hasst hat gesehen, dass ich was mitgebracht habe und wollte das unbedingt ausprobieren. Eine Stunde hat sie mit mir gespielt und dabei fleißig das Einmaleins geübt. Meine Chefin und eine ehrenamtliche Mitarbeiterin standen teilweise breit grinsend mit Daumen nach oben in der Tür und haben sich gefreut. Chefin fragte gleich, ob ich nicht Lust hätte, einmal die Woche für die die Lust haben Mathe-Spiele anzubieten.
Jetzt zickt meine Kollegin (neben der Chefin und mir die Einzige, die täglich dort ist). Eigentlich ist sie echt nett, lobt mich auch für viele Dinge. Aber sie ist der Meinung, dass wir den Kindern kein "Schulkram" beibringen dürfen. Es wären Kinder und die dürften Nachmittags spielen und müssen nicht arbeiten. Meine Chefin und ich sehen es so, dass es eher ne gute Sache ist, da die Kinder es freiwillig machen und mit Spaß noch Schuldefizite aufholen.
Der Streit zwischen Kollegin und Chefin besteht scheinbar schon länger...das deutete die Chefin an. Nun bin ich da ungewollt mitten reingeraten. Habe ja mein Praktikum im Vorfeld mit der Chefin besprochen und da war dies nunmal eine meiner Aufgaben. Dass die Kollegin davon gar nix hält hab ich erst jetzt erfahren.
Die Kollegin fühlt sich für mich verantwortlich, weil sie ja fest angestellt ist und ich nur "dumme Praktikanten". Wenn ich die Arbeit mache, die meine Chefin mir aufträgt, bekomm ich hinterher jedes mal eins von der Kollegin aufn Deckel. Gegen die Aufträge der Chefin will ich mich ja nu auch nicht stellen.
Dazu kommt, dass ich eine mündliche Absprache mit der Chefin habe. Wenn mir das Praktikum gefällt, spricht nix gegen eine ehrenamtliche Arbeit dort danach. Dieser Streit könnte das natürlich ändern. Ich würde sehr gerne dort bleiben, weil mir die Arbeit eigentlich Spaß macht und die Einrichtung auch einen Namen hat (also nix unbekanntes) und ich so meinen Lebenslauf gut pushen kann.
Aber dieses Gezerre (jede will mich auf ihrer Seite haben) geht mir schon nach ein paar Tagen auf die Nerven.
Ich hab keine Ahnung, wie ich dauerhaft mit der Situation umgehen soll.
 
Dabei
25 Apr 2009
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#2
Hallo Dumpfi,

ich rate dir jetzt aus der Sicht einer Vorgesetzten (ebenfalls im sozialen Bereich). Wenn dir deine Chefin diese Aufgabe übertragen hat und du es auch noch mit Erfolg ausführst, hat dir deine Kollegin diesbezüglich gar nichts zu sagen. Würde mich eine Mitarbeiterin dermaßen torpedieren (als Vorgesetzte) würde ich sie zum Gespräch bitten, es nochmals erklären und ihr klar machen, dass sie dadurch den "Teamfrieden" massiv stört.
Das Einmaleins spielerisch und freiwillig von Seiten des Kindes zu erlernen, ist nun pädagogisch einwandfrei. Mir scheint eher, dass diese Kollegin generell ein Problem mit der Chefin hat und darin den Grund sieht, sich quer zu stellen. Das zu unterbinden ist aber Aufgabe der Chefin und an deiner Stelle würde ich sie darauf ansprechen (auf deine Misere). Es gibt den schönen Begriff der Loyalität und daran muss man sich auch mal zähneknirschend halten. Hier liegt ja keine Fehlentscheidung der Chefin vor.
Du verhälst dich richtig und ich würde um ein Gespräch mit deiner Chefin unter vier Augen bitten. Da muss sie agieren (bezüglich der Kollegin); nicht du.

Welche Schwerpunkte hast du denn im Studium? Mich interessiert es, da ich selbst Diplompädagogin bin.
 
Dabei
2 Apr 2007
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#3
Die Chefin will nochmal mit ihr reden, was unsere Aufgaben angeht. Aber wann und wie erfolgreich es sein wird, weiß ich nicht.
Leider habe ich schon schlechte Erfahrung mit "solchen" Kollegen gemacht, weswegen mir der Spaß am Lehrerjob total versaut wurde (da war es aber viel extremer, Mobbing hoch 10 von meinem Ausbilder im Referendariat. Aber im Grunde der selbe Ansatz: meine Arbeit wurde von einer Seite als "super" bezeichnet, von der anderen als "bullshit" ... und bullshit ist ein Zitat!. Das weckt natürlich auch längst verdrängte Gefühle bei mir.)

Ich hab Lehramt für Grund-, Haupt- und Realschule studiert. Mathe, Deutsch, Sachunterricht. Dann mein Referendariat gemacht und nun mache ich einen Aufbaustudiengang in Erziehungswissenschaften (Abschluss dann als Dipl.Päd.)
Als Studienrichtung hab ich Sonderpädagogik und Wahlplfichtfächer Lernförderung und Verhaltensgestörtenpädagogik.
 

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