Meint er es wirklich ernst?

Dabei
28 Dez 2015
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#1
Ihr Lieben,

Ich bin in meiner Beziehung an einem Punkt angekommen, an dem ich nicht mehr weiter weiß.

Zur Vorgeschichte: Im Mai diesen Jahren habe ich mich nach fast fünf Jahren Beziehung schweren Herzens von meinem damaligen Freund getrennt. Es war eine schöne Beziehung und eine Partnerschaft, die man sich nur wünschen kann. Dennoch ist die Liebe selbst leider irgendwann verloren gegangen und zumindest bei mir wurden freundschaftliche Gefühle daraus. Vor allem körperlich lief nichts mehr, weder fühle ich mich von ihm als Mann noch angezogen, noch fühlte ich mich als Frau noch begehrt. Obwohl er mir als Mensch über alles ging wollte ich nicht bis ans Ende meiner Tage in einer solchen Beziehung verweilen und wünschte mir nicht nur das Gefühl zu haben geliebt zu werden, sondern auch selbst wieder jemanden zu lieben.
Ein paar Wochen zuvor hatte ich auch einen anderen Mann näher kennen gelernt und Gefühle für ihn entwickelt. Wir trafen uns öfter und es kam schließlich auch zum Kuss. Für mich damals ein Zeichen, dass die Partnerschaft am Ende war. Ich fühlte mich elend und erleichtert zugleich, da ich mir endlich meiner Gefühle klar wurde. Ich bin ein ausgesprochen loyaler Mensch und stehe 1000%ig hinter meinem Partner und meiner Beziehung. Ich war und bin überzeugt, dass mir innerhalb einer intakten Beziehung so etwas nie „passiert“ wäre. Dies war der Zeitpunkt, als ich mich voll und ganz zur Trennung entschlossen und diese auch durchgezogen habe.
Nahtlos ging ich in die neue Partnerschaft über. Keine ideale Ausgangssituation, im Nachhinein betrachtet hätte etwas Abstand von allem wohl nicht geschadet. Ich denke trotzdem, dass man die Dinge nehmen muss wie sie kommen und dass eben nicht immer alles perfekt läuft. Wir hatten anfangs an vielen Baustellen zu arbeiten – gemeinsam und auch jeder mit sich selbst und mit seinem Vorleben. Mit dem Kopf im Prinzip immer noch in der vergangenen Beziehung fiel mir diese Umstellung mehr als schwer. Es war ein komplett anderes Leben mit einem komplett anderen Menschen, von einem Tag auf den anderen.
Ich habe nun aber langsam doch das Gefühl, dass sich alles etwas beruhigt und wir immer mehr zueinander finden. Ich fühle mich wohl in der Beziehung und mit ihm an meiner Seite, würde aber nicht behaupten schon komplett mit der vergangenen Beziehung abgeschlossen zu haben. Es ist ein emotionales Auf und Ab, denn natürlich habe ich nicht nur Schlechtes zurück gelassen.

Mein eigentliches Problem betrifft nun aber die neue Beziehung. Grob zusammen gefasst bin ich mir nicht sicher, wie ernst er es mit mir und der Beziehung wirklich meint. Und so hart das auch klingen mag, ich habe keine Kraft und Lust mehr mich auf so etwas einzulassen. Nach all dem was passiert ist wünsche ich mir Halt und Sicherheit, etwas Ganzes oder eben gar nichts. Ich musste sehr stark sein in der letzten Zeit, und kann und will solche Situationen einfach nicht mehr verkraften.
Mein Freund ist auf den ersten Blick ein sehr trockener Mensch, obwohl wir uns von Anfang an sehr gut verstanden haben und irgendwie eine Verbindung hatten, zeigt er nur sehr wenig Emotionen und ich glaube es fällt ihm grundsätzlich schwer Vertrauen zu fassen. Er hat selbst in der Vergangenheit schon einige Enttäuschungen verkraften müssen. Ich bin und war mir sicher, dass das Ganze nicht nur von mir sondern eben auch von ihm aus Zeit braucht und alles schon werden wird. Natürlich ist die Vorgeschichte nicht einfach und natürlich weckt diese auch in ihm Unsicherheiten und Zweifel.
Es ist so, dass ich in sein (wie mir vorkommt) eigentliches Leben kaum integriert bin. Unter der Woche ist er hier in der Stadt, am Wochenende fährt er so gut wie immer in seine Heimat zu Freunden und Familie oder für ein paar Tage weg zum Skifahren etc. Seit wir zusammen sind haben wir nur ein paar Wochenenden zusammen verbracht, sehen uns sonst vielleicht zwei oder dreimal unter der Woche. Einerseits hätte ich gerne mehr von ihm, andererseits genieße ich auch die Zeit alleine mit mir selbst, da ich dies ja lange nicht so hatte.
So entstand bei mir aber immer mehr das Gefühl, dass er im Grunde in zwei Welten lebt. Die eine hier mit mir und dann eben die andere, in der ich mich irgendwie ausgeschlossen fühle. Er fragt mich nie ob ich mitfahren will, sein Umfeld kennen zu lernen und ein Teil davon zu werden. Wenn man jemanden liebt und überzeugt von der Beziehung ist, dann ist es doch eigentlich ein Bedürfnis den anderen dabei haben zu wollen und in sein Leben zu integrieren. Oder bilde ich mir das ein?! Ganz aktuell auch diesbezüglich ein Beispiel, das mir einen ordentlichen Stich versetzt hat: Neulich beim Essen meinte ich, dass ich langsam meinen Urlaubsplan fürs nächste Jahr abgeben müsse. Und er darauf: Ach, das habe ich schon längst gemacht. Schön dachte ich mir, du hast deinen ganzen Jahresurlaub geplant, ohne vorher ein Wort mit mir darüber zu sprechen. Wie soll ich das denn nun verstehen?!
Außerdem haben wir zwischen unseren Treffen kaum Kontakt, er meldet sich selten, manchmal tagelang gar nicht und ich dann (aus Trotz) halt auch nicht. Liebe Nachrichten gibt es kaum, alles ist sehr trocken und sachlich. Keine „Gute Nacht“, keine „Ich vermiss dich“. Überwinde ich mich und schreibe ein paar nette Worte schickt er höchstens ein „:-*“ zurück. Das kränkt mich schon sehr, wobei mir schon auch bewusst ist, dass Menschen eben unterschiedlich sind und ihre Zuneigung auf unterschiedliche Art und Weise ausdrücken.

Das Alles führt dazu, dass ich mir manchmal eher wie eine Affäre vorkomme, als eben die neue Partnerin zu sein. Ich habe nun mal das Bedürfnis den Mann, mit dem ich zusammen bin, auch nach außen hin an meiner Seite zu wissen.
Vielleicht zweifelt er selbst aber auch daran, wie ernst es nun mir ist um selbst nicht verletzt zu werden und geht die Sache daher so vorsichtig an. Oder ist es für ihn alles so selbstverständlich, dass es keinerlei „Beweise „ braucht und sich sowieso alles mit der Zeit ergeben wird? Ich weiß keinen Rat mehr und bin sehr verwirrt. Ich hab mir selbst auch immer schon schwer getan Probleme und Gefühle anzusprechen und schlucke lieber alles als es rauszulassen. Ich weiß nicht mit welchen Worten ich ihn darauf ansprechen soll, ohne dass ein falscher Eindruck entsteht.

Vielen Dank vorab für die Ratschläge & liebe Grüße,
J.
 
Dabei
5 Jun 2015
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#2
Hallo Juttal
Du wirst diesen Mann nicht ändern.
Und ich glaube, er ist auch nicht das, was du dir erwünscht und was du brauchst.
Ich vermute, du hast ihn genommen,
weil er grad da war, als sich deine Beziehung unbefriedigend anfühlte.

Was gibt er dir?
Gelesen habe ich nur was dir fehlt.
ich denke, das dein Harmoniebedürfniss dich schnell eine rosa Brille aufsetzen läßt.

Denk mal erst ganz in Ruhe nach,
was spricht gegen diese Verbindung und was spricht dafür.

Und was überwiegt.
 
Dabei
20 Jun 2015
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#3
Dass du deinen Freund verlassen hast für den Erstbesten, der dir über den Weg gelaufen ist stellt sich jetzt als Fehler heraus. Von Treue oder Untreue brauchen wir nicht reden, denn das definiert jeder anders. Wie war es denn in deiner Beziehung definiert? War ein Kuss fremdgehen?

Denn wie sich das liest, ist dein "Neuer" nicht wirklich interessiert an der Beziehung, sondern nimmt nur die Vorzüge mit. Insofern schätze ich deine Vermutung der Affäre als nicht sehr unwahrscheinlich ein.

Wie ist euer Sexleben? Aktiv oder eher eingeschlafen? Wenn ihr euch nur so selten seht sollte es doch eigentlich bei jedem Treffen rundgehen?

Das einzige was in dieser Situation hilft, ist ein offenes, ehrliches und klärendes Gespräch mit deinem Freund. Wie definiert er eine gute Beziehung, wie definierst du sie? Gibt es da viele Gemeinsamkeiten oder scheiden sich die Geister?
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#4
Neulich beim Essen meinte ich, dass ich langsam meinen Urlaubsplan fürs nächste Jahr abgeben müsse. Und er darauf: Ach, das habe ich schon längst gemacht. Schön dachte ich mir, du hast deinen ganzen Jahresurlaub geplant, ohne vorher ein Wort mit mir darüber zu sprechen.
OK, das hast du dir gedacht. Und was hast du darauf zu ihm gesagt?

er meldet sich selten, manchmal tagelang gar nicht und ich dann (aus Trotz) halt auch nicht.
Mit solchen Trotzaktionen schadet man im Zweifel nur sich selbst, indem man insgesamt noch weniger Kontakt hat als man möchte. Der andere (der Nichtmelder) merkt es ja nicht mal.

Das Alles führt dazu, dass ich mir manchmal eher wie eine Affäre vorkomme, als eben die neue Partnerin zu sein.
So wirkt deine Schilderung auf mich auch. Als Affaire hat das ja auch begonnen.

Ich weiß nicht mit welchen Worten ich ihn darauf ansprechen soll, ohne dass ein falscher Eindruck entsteht.
Was für ein falscher Eindruck? Wenn du ihm sagst was du denkst, empfindest, dir wünschst, usw, kann nur ein richtiger Eindruck entstehen. Ein guter Einstieg wäre zB der "Vorfall" mit der Urlaubsplanung gewesen. Da hättest du ihm sagen können, dass du gern mit ihm zusammen bist und demnach auch gern mit ihm in den Urlaub fahren würdest. Daraus hätte sich dann ein Gespräch entspannen können, wie er das sieht.
 
Dabei
27 Feb 2013
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#5
Schlucke nicht gleich von Anfang an alles runter. Sag was du willst und was du fühlst. Er soll dich deinetwegen lieben, nicht weil du dich verstellst.

Schlucken macht krank. Sehr krank.

Ich hab das auch gemacht und wurde krank. Habe gerade mal die Kurve gekratzt.

Heute schluck ich nichts mehr. Sogar meiner *Affäre* habe ich jedesmal klipp und klar gesagt, was mir nicht passt. Und es wurde positiv aufgenommen.

Sei du selbst. Sag immer, was dich kränkt. Allein wegen dem Urlaub. Das hab ich damals, als ich in eine Beziehung ging, auch mal erlebt. Er wollte auch allein in den Urlaub -ich hab gesagt, dass mich das kränkt - und es wurden trotzdem sieben Jahre daraus.

Sei authentisch. Sei wie du bist. Du willst doch geliebt werden, genau weil du so bist wie du bist oder??
 
Dabei
28 Dez 2015
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#6
Vielen Dank erstmal für eure Antworten! Es hilft sehr andere Perspektiven zu sehen finde ich.

Um das klar zustellen - ich habe meinen Freund nicht "für den Erstbesten" verlassen. Fast zwei Jahre (von fünf) habe ich in und um diese Beziehung gekämpft. Der neue Freund war nicht der Grund für die Trennung. Vielleicht ein Auslöser, aber nicht der Grund. Und ja, ich definieren diesen Kuss als fremdgehen. Stolz bin ich nicht drauf, aber es ist nunmal passiert. In einer Phase in der ich im Kopf schon lange mit der Beziehung abgeschlossen hatte.

Wieder zum Thema: Um ein klärendes Gespräch komm ich nicht herum, das ist klar. Vorher will ich mir aber selbst klar werden ob das, was ich ihm "vorwerfe" gerechtfertigt ist oder ob ich mich in etwas hineinsteiger. Und wo ich erstmal an mir selber arbeiten muss. Ich hätte ja von Anfang an klar sagen können was mir passt und was nicht, nur ist das einfach nicht meine Sache. Ich glaube schon, dass er sehr viel zu geben hat und sich auf seine Art durchaus bemüht. Vielleicht auch die Dinge, die ich ihm vorwerfe bzw. die mich so kränken gar nicht wahrnimmt oder sieht. Unser Sexleben ist sehr gut und auch wenn wir uns sehen ist alles wunderbar. Er ist sehr bemüht und liebevoll und ich weiß, dass er sich auch Zeit nimmt für mich/uns, die eigentlich gar nicht da ist. Ich verstehe einfach nicht, warum sich diese "zwei Leben" nicht kombinieren lassen.

Ich bin schon eher der Ansicht, dass Probleme von beiden Seiten angegangen werden sollten und finde daher den Tipp sehr gut zu besprechen, wie jeder eine gute Beziehung sieht. Natürlich will ich geliebt werden so wie ich bin. Ist "runterschlucken" = verstellen? Das würde ich nicht so sehen, denn meine Art ist einfach eine zurückhaltende, abwartende. Das war immer schon so...
 
Dabei
27 Feb 2013
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#7
Ich hätte ja von Anfang an klar sagen können was mir passt und was nicht, nur ist das einfach nicht meine Sache.
Und deswegen steckst du immer wieder in dem Dilemma. Du solltest mal einen Schritt zur Seite gehen und deinen Weg etwas anders gehen.

Nur weil du immer schon so warst, heißt es nicht, dass du auch immer so bleiben musst. Artikuliere immer klar und deutlich, was du willst. Der andere kanns sonst nicht wissen.

Und ja, runterschlucken ist sich verstellen. Etwas will raus, was man verhindert. Also ist man schon automatisch nicht authentisch, wenn man nicht sagt, was man denkt.
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#8
Neulich beim Essen meinte ich, dass ich langsam meinen Urlaubsplan fürs nächste Jahr abgeben müsse. Und er darauf: Ach, das habe ich schon längst gemacht. Schön dachte ich mir, du hast deinen ganzen Jahresurlaub geplant, ohne vorher ein Wort mit mir darüber zu sprechen. OK, das hast du dir gedacht.
Und was hast du darauf zu ihm gesagt?
Hast du diese Frage versehentlich überlesen?
 
Dabei
28 Dez 2015
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#9
Ja sorry habe ich: ich habe ihn gefragt wann er denn Urlaub eingetragen hat und ob sich das noch ändern lässt. In dem Moment hat mich das eigentlich nicht geärgert, erst im Nachhinein...
 
Dabei
28 Dez 2015
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#13
Nein damit war das Gespräch beendet. Das Essen kam :-/ Wir haben nicht weiter darüber besprochen.

Schätze mal er wird eh nicht abgeneigt sein etwas zusammen zu machen, wir waren ja auch schon ein paar mal zusammen unterwegs. Aber warum kommt dann nichts? Warum bespricht man das nicht einfach gemeinsam was so die Pläne sind?
 
Dabei
13 Jul 2015
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#14
Aber warum kommt dann nichts? Warum bespricht man das nicht einfach gemeinsam was so die Pläne sind?
Warum stellst du ihm denn diese Frage nicht? Gemeinsam geht auch nur, wenn DU ansprichst, was dir wichtig ist. Du kannst nicht erwarten, dass er in deinen Kopf gucken kann und weiß, dass gemeinsame Urlaubsplanung für dich ein wichtiger Punkt ist. Wie Peachy schon gesagt hat, raus ist immer besser als rein.
 

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