(Hoch)Empathische Menschen und die Liebe

Dabei
21 Jan 2013
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#1
Hallo ihr Lieben!

Irgendwie weiß ich immer noch nicht, ob es jetzt sinn- oder unsinnig ist, diesen Thread zu eröffnen.
Aber vielleicht gibt es ja hier auch andere Menschen, die sich als sehr empathisch, vielleicht sogar auch in Richtung HSP einstufen würden?
Wann wurde euch bewusst, dass ihr (mutmaßlich) viel, sehr viel empathischer seid als viele andere Menschen?
Was hat diese Erkenntnis mit euch gemacht, hat sie euch auf irgendeine Weise verändert?
Habt ihr Besonderheiten in Beziehungen, im Umgang mit Freunden und Familie festgestellt?
Gibt es eurer Meinung nach besondere Stärken, Schwächen, Höhen und Tiefen, die nur hochempathische Menschen erleben?
Falls ihr einen Partner habt, wie kommt er damit zurecht, wie habt ihr zusammengefunden?
Seid ihr möglicherweise aus alen "Mustern" ausgebrochen - wenn ja, wie und warum?

Ich freue mich auf einen Austausch und hoffe hier, ein wenig Inspiration zu finden.

viele Grüße
Love_hurts
 
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Dabei
6 Feb 2017
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#2
Hmm.. Also mir wurde öfter gesagt ich wäre empathisch, aber als hochempathisch würde ich mich definitiv nicht einstufen und irgendwie kann ich auch keine deiner Fragen beantworten.

Darf ich fragen, wieso es dich beschäftigt und wie du genau auf diese Fragen kommst?
Wie ist denn deine eigene Erfahrung mit Empathie..?
 
Dabei
12 Dez 2010
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#3
Hallo Love_hearts,

mir sagt man das nach - dass ich HSP bin .

Ach das ist schon lange her - als ich den Unterschied bemerkt habe, oder andere . Ich kann mich komplett fallen lassen und in jemand reinversetzen . Daher war ich auch jahrelang die Kummerkiste und Ansprechpartnerin für alle in meinem Umfeld . Sie kamen mit ihren Problemen zu mir . Ich lag mit meiner Einschätzung immer richtig . Das ist auch heute noch so . Wenn ich etwas mehr Zeit zuwende - dann kenne ich die Antwort . Das Gefühl dabei ist ausschlaggebend .

Wenn mich jemand belügt, dann merke ich das sofort . Ich setze andere Maßstäbe bei Loyalität usw. Wird diese untergraben, kann ich mit dem Menschen nichts mehr anfangen . Überhaupt kann ich mit wenigen Menschen etwas anfangen .

Schwerer Gang damit umzugehen und zu leben . Man ist eben "anders" - und die Gesellschaft wünscht das nicht . so hoch du hinauskannst - so tief kannst du fallen . Vor allem wenn sich deine Befürchtungen bewahrheiten . Das ist skurril - ich wusste oft Dinge schon im Vorhinein die passieren würden und als sie eintrafen - dann erschrak ich darüber . Dachte oft, ich hätte es "heraufbeschworen". Ich nenne es - wenn sich Gedanken selbstständig machen .

Ich habe keinen Partner und ich möchte auch keinen .

Ja, ich bin aus allen Mustern ausgebrochen vor ein paar Jahren, weil es unerträglich war . Ich habe meinen gesamten Freundeskreis in die Wüste geschickt und pflege nur mehr oberflächliche Beziehungen zu Menschen, die mir bekannt sind, auf die ich mich weiter nicht einlasse .

Lieben Gruß
Avocado
 
Dabei
30 Okt 2013
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#4
Ich habe mich in Beschreibungen über Hochempathie wiederentdeckt und dadurch eine Erklärung für vieles gefunden, was mir zuvor Rätsel aufgab.
 
Dabei
18 Dez 2011
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#5
(...)
Ich kann mich komplett fallen lassen und in jemand reinversetzen .
(...)
Wenn mich jemand belügt, dann merke ich das sofort . Ich setze andere Maßstäbe bei Loyalität usw. Wird diese untergraben, kann ich mit dem Menschen nichts mehr anfangen .
(...)
Vor allem wenn sich deine Befürchtungen bewahrheiten . Das ist skurril - ich wusste oft Dinge schon im Vorhinein die passieren würden und als sie eintrafen - dann erschrak ich darüber . Dachte oft, ich hätte es "heraufbeschworen". Ich nenne es - wenn sich Gedanken selbstständig machen .
(...)
oh, da finde ich mich gerade wieder. allerdings komme ich mit anderen menschen generell gut aus.
 
Dabei
27 Jun 2018
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#6
Hey, nach vielen Jahren und vielen Erfahrungen mit anderen Menschen, egal ob Freunde, Kollegen oder Freunde von Freunden sagt man mir sehr oft das ich zu der Sorte der hochsensiblen gehöre.
Ich bin von Beruf Krankenschwester und auch von den Patienten bekomme ich immer wieder zu hören wie empathisch ich bin und wie gut ich mich einfach in jeden reinversetzen kann und die Lage einschätzen kann, in der sich jemand emotional befindet.

In einer Beziehung merke ich sofort wenn irgendwas nicht stimmt, egal ob allgemein, oder mit dem Partner...
Ich möchte behaupten, das es ein Segen, aber zugleich auch ein Fluch ist, denn man fühlt sich manchmal einfach von den ganzen Emotionen komplett überfodert.
Vorteil ist, das man so sensibel geschaltete Antennen hat und schnell Spannungen bemerkt, Nachteil, wie gesagt, manchmal ist da einfach nur komplettes Gefühlschaos und Überforderung....

Wenn ich Leute kennenlerne, kann ich deren Charakter total schnell einschätzen und merke sofort, wenn sie ein Problem mit mir haben, warum auch immer.

Vielleicht lässt sich das ein oder andere von euch nachvollziehen.
LG :)
 
Dabei
5 Nov 2007
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#7
Ich finde, alle Menschen sind zu Emphatie, also zum einfühlen und mitfühlen fähig. Das ist Teil unserer Natur, dass wir soziale Wesen sind. Die Menschheit hat auch deshalb überlebt, weil wir diese Fähigkeit haben, zur Liebe fähig sind.

Aber warum gibt es so viele vom Menschen begangene Greueltaten? Seit es überlieferte Menschheitsgeschichte gibt, führen Menschen Kriege. Gegen sich, die Natur und ihre natürlichen Lebensgrundlagen. Kriege fallen nicht vom Himmel, sie werden von Menschen gemacht.

Und dies auch, obwohl der Mensch auch die Fähigkeit zur Vernunft hat. Die Fähigkeit, das alles zu erkennen, dass das nicht in seinem Interesse liegt. Und wie das alles zu vermeiden ist oder zu vermeiden wäre. Und das gilt für die "große" Politik genauso, wie die "kleine" Politik, die Beziehungen unter uns Menschen.

Sicher sind nicht alle Menschen gleich emphatisch, jedenfalls in dem, wie sie sich entwickelt haben, geworden sind und dann leben. Aber ist das so wichtig, ob wir das immer erklären können?

Und vielleicht ist es ganz einfach: Dass Menschen zwar ungeheuer viel wissen, aber noch mehr einfach nicht wissen und auch nicht erklären können.
 
Dabei
12 Dez 2010
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#8
Ich finde, alle Menschen sind zu Emphatie, also zum einfühlen und mitfühlen fähig. Das ist Teil unserer Natur, dass wir soziale Wesen sind. Die Menschheit hat auch deshalb überlebt, weil wir diese Fähigkeit haben, zur Liebe fähig sind.

Hmm Empathie entwickelt sich zwischen 0 und 3 Jahren . Danach ist dieser Prozess abgelaufen - sagt man . Ausschlaggebend für die Entwicklung sind die Eltern - diejenigen die das Kind in dieser Zeit begleiten . Daher ist es auch wichtig, dass Kinder bis zum 3. Lebensjahr fast ausschließlich von ihren Eltern erzogen werden .

Nicht jeder Mensch ist fähig Empathie zu entwickeln, sonst gebe es keine Soziopathen . Das sind nämlich Menschen, denen eben genau das fehlt und daher sind sie sehr grausam .

Auch glaube ich - dass viele der ICH-AG angehören . Ich zuerst - der Rest irgendwann . In diesen Zeiten der Schnelllebigkeit gehen solche Dinge schnell mal verloren, einen Gedanken an jemand anderen zu verschwenden, oder sich rein zu fühlen .

Mich stört auch die Aussage - da musst du jetzt durch und da gibt es noch so ein paar dumme Sprüche ! Die werden raus gehauen, damit man seine Ruhe hat und lässt den anderen mit seinen Problemen (die ihn ja anscheinend an seine Grenzen bringen) stehen . Hauptsache er sagt nichts mehr und macht das dann mit sich aus .

Für mich gibt es große Abstufungen in der Empathie . Wenn ich es zulasse ist der Schmerz meines Gegenübers - mein Schmerz !

Warum es Kriege, Greueltaten udgl. gibt - tja, wir werden von der Kapitalistengesellschaft angeführt . Es zählt eben nur Macht, Einfluss und Geld . Das geht eben zu Lasten von vielen . Hauptsache die Reichen dürfen über alles bestimmen . Daher interessiert auch keinen ob dabei Natur zerstört wird, Lebensraum der Tiere und Pflanzen, Hauptsache ein paar haben noch ein bissl mehr .
Neid, Missgunst, Gier sind Grundlagen nach denen sich viele richten .
 
Dabei
21 Jan 2013
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#9
Hallo alle miteinander,

sorry, dass ich mich jetzt erst in die Diskussion einklinke.. hatte die letzten Tage eher anderweitig zu tun.

@IDKAT: Nun, ich selbst würde mich auch zu den sehr empathischen Menschen - vielleicht auch als HSP - einstufen.
Und ebenso wie bei Felicitas, ist mir dadurch einiges klarer geworden, was mir vorher rätselhaft war.
Meine Erfahrung ist, dass HSP in der Gesellschaft immer wieder "anecken", irgendwie "anders" abgestempelt werden und natürlich im Zusammenhang mit den falschen Leuten auch ausgenutzt werden..
Es war für mich ein langer und steiniger Weg zu mir selbst und eine wunderbare Erkenntnis, als ich irgendwann auch auf "Gleichgesinnte" traf, die mir dann das Gefühl gaben, doch nicht so verkehrt zu sein..
Manche Situationen sind und bleiben schwierig (erhöhtes Reizempfinden, Reizüberflutung, Unwohlsein in großen Gesellschaften oder, wie schon beschrieben wurde, eben die "Gefühle" von anderen in sich aufnehmen). Doch eigentlich lerne ich jeden Tag etwas mehr, dem Ganzen auch etwas positives abzugewinnen. :)
Was die Partnerwahl angeht, gestaltet sich dies leider sehr schwierig. Viele Menschen wissen ja auch gar nicht was HSP eigentlich ist und kommen damit nicht zurecht.
Da kommt dann schnell mal der Stempel "Du bist einfach zu sensibel" etc.

In einem Punkt muss ich Avocado aber widersprechen: Soziopathen sind auf der analytischen ebene durchaus empathisch und haben dafür eine richtig "feine Nase".
Sie nutzen diese eigentlich wunderbare Gabe aber überwiegend für eigennützige Zwecke.
Das, was ihnen fremd ist, ist Mitgefühl. Empathie zielsicher erkennen und analysieren auf der empathischen Ebene können sie aber durchaus.

viele Grüße
Love_hurts
 
Dabei
6 Feb 2017
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#10
Hi Love :)

Warum beschäftigt es dich jetzt gerade so konkret?
Also ich gehöre wohl zu den Menschen, die sich mit HSP dann eher nicht auskennen, tut mir leid :/ Ich hab jetzt nämlich ein paar Fragen:
Was würdest du dir denn wünschen, wie jemand damit umgeht? Und was denkst du, warum die Person das so nicht macht? Du müsstest dich ja gut in denjenigen hineinfühlen können.. Vielleicht hat er schnell ein schlechtes Gewissen, oder er fühlt sich hilflos und dadurch dann unwohl?

Die Tatsache, dass du Gefühle von anderen Menschen in dich aufnehmen kannst.. Wie wirkt sich das denn auf dein Verhalten dieser Person gegenüber aus? Fühlst du dich dann eher hingezogen oder willst du lieber weg von dem Menschen?

Meine Empathie funktioniert irgendwie anders, als das hier Beschriebene. Vielleicht ist es dann gar keine :oops:
Ich erlebe es so, dass ich eben viel nachvollziehen kann und dadurch sehr schnell verzeihe. Das ist ja anders als das, was Avocado beschrieben hat. Und ich erlebe viel, dass Menschen mir erzählen, dass sie Chemie zwischen uns spüren und selten, dass ich das auch so empfinde. Eine Freundin meinte mal zu mir, dass sie den Eindruck hat, dass ich sehr gut Gefühle vortäuschen kann, um die Gefühle von anderen Menschen zu schützen. Aber genauso wurde mir schon gesagt, dass ich unglaublich schlecht darin wäre Gefühle zu zeigen. Hm.. Insgesamt umgebe ich mich aber gerne mit Menschen und mich interessiert auch immer wie sie denken und fühlen. Ich verurteile selten etwas. Aber mir ist rückblickend auf Dinge, die mir widerfahren sind, auch mal aufgefallen, dass ich dadurch dass ich so viel "verstanden" und "nachvollzogen" hab, schon Dinge hab geschehen lassen, die mir ziemlich geschadet haben.
Sensibel bin ich aber nicht besonders... Das kommt bei mir nur mit Unsicherheit. Früher war ich sehr sensibel, aber auch sehr unsicher. Da hab ich auch noch nicht so stark auf mein Gefühl vertraut und noch sehr viel mehr mit dem Kopf gearbeitet, weil ich dachte, dass das klüger wäre. Aber mein Kopf hat mich nur verwirrt ;)

Wie ist das bei dir? Würdest du sagen, dass du dich oft unsicher fühlst? Und entscheidest du viel mit dem Kopf oder viel nach Gefühl? Und was genau hat die Erkenntnis, dass du eine HSP bist, jetzt verändert? Schon irgendetwas Konkretes?
 
Dabei
21 Jan 2013
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#11
Hi IDKAT,

Was würdest du dir denn wünschen, wie jemand damit umgeht? Und was denkst du, warum die Person das so nicht macht? Du müsstest dich ja gut in denjenigen hineinfühlen können.. Vielleicht hat er schnell ein schlechtes Gewissen, oder er fühlt sich hilflos und dadurch dann unwohl?
Also das Hauptproblem, was ich damit habe, ist eigentlich dieses Schubladendenken vonseiten der meisten Menschen.
HSP bzw. introvertiert verwechseln die meisten gerne mit langweiliger, schüchterner Persönlichkeit, wobei ich mich in dieser Beschreibung absolut nicht wiederfinde.
Leider weiß ich jetzt nicht, was du konkret mit deiner Frage meinst bzw. auf welche Menschen du diese beziehst.

Die Tatsache, dass du Gefühle von anderen Menschen in dich aufnehmen kannst.. Wie wirkt sich das denn auf dein Verhalten dieser Person gegenüber aus? Fühlst du dich dann eher hingezogen oder willst du lieber weg von dem Menschen?
Also die Gefühle von anderen Menschen kann ich nur dann selbst spüren, wenn ich quasi schon eine emotionale Verbindung zu ihnen habe.. was natürlich dazu führt, dass ich mich zu diesen Menschen letztendlich noch mehr hingezogen fühle. Jedoch kann mich diese Flut an Gefühlen allerdings auch ziemlich "auslaugen", sodass ich mich irgendwie meiner Energie beraubt fühle. Das ist für mich aber eher ein Warnzeichen, das mir signalisiert: Etwas ist hier nicht in Ordnung.


Wie ist das bei dir? Würdest du sagen, dass du dich oft unsicher fühlst? Und entscheidest du viel mit dem Kopf oder viel nach Gefühl? Und was genau hat die Erkenntnis, dass du eine HSP bist, jetzt verändert? Schon irgendetwas Konkretes?
Ja, in bestimmten Situationen bin ich schon sehr unsicher. Vor allem dann, wenn tiefgreifende Gefühle im Spiel sind.
Ich habe mich dazu viel belesen und festgestellt, dass wohl einige HSP in diesem "Dilemma" feststecken. Das paradoxe an der Geschichte ist: Je mehr Zuneigung und Liebe ich für einen Menschen empfinde, umso größer ist die Angst. Dabei rede ich nicht von einer bewusst steuerbaren Angst - es ist eher so eine Art "angeborener Urreflex", eine Art Überlebensmodus, der sich da einschaltet.
Früher habe ich unter diesen Mechanismen sehr gelitten, konnte mir manche Reaktionen meinerseits nicht erklären und hab gedacht, ich bin einfach verrückt oder so.
Mittlerweile verstehe ich auch durch den Umgang mit Gleichgesinnten viel besser, wie ich "ticke" und nehme mich so an, wie ich bin.
Ich akzeptiere diese "Urangst" in meinem Leben und war und bin bereit, sie loszulassen. Dieser Weg war allerdings mit einigen schweren Entscheidungen und Verlusten verbunden.
Der erste richtige Schritt bestand darin, ähnlich wie Avocado schrieb, einigen Menschen in meinem Leben den Laufpass zu geben, die mir nicht gutgetan und meine Gutmütigkeit ausgenutzt haben..

Entscheidungen treffe ich heute weniger mit dem Kopf, sondern höre auf meine Intuition. Eigentlich lag ich damit bisher richtiger als zu der Zeit, wo ich noch viel "verkopft" entschieden habe.
Ja, die Erkenntnis hat auf jeden Fall einiges verändert.

- Ich achte viel mehr darauf, Zeit für mich zu haben, um meine "Batterien" aufzutanken. Von der Meinung anderer lasse ich mich da nicht mehr beeinflussen und auch kein schlechtes Gewissen einreden.
- Small Talk lag mir noch nie, ich habe mein Leben diesbezüglich geändert und versuche das gar nicht mehr so wirklich, wenn ich neue Menschen kennenlerne.
Außerdem verlasse ich konkrete Situationen, in denen ich mich unwohl fühle, seit geraumer Zeit immer sofort.
Bsp: Ich hatte vor einiger Zeit mal ein Date und merke an der Körpersprache des Gegenbers immer schnell, wie der andere zu mir steht.
In dem Fall habe ich nach 20 Minuten gemerkt, der andere möchte mich nicht wiedersehen und ist genervt/gelangweilt, "gaukelt" mir aber mit aufgesetzter Höflichkeit etwas anderes vor.
Früher habe ich mich regelrecht "gezwungen", das zu ignorieren und zumindest noch abzuwaren bis man gemeinsam das Lokal verlässt.
Heute mache ich das nicht mehr, sondern schildere dem anderen direkt meine Eindrücke und ziehe mich sofort und konsequent aus dem Gespräch zurück.
Für viele ist das halt befremdlich, da es auf den ersten Blick gegen die allgemeinen gesellschaftlichen Normen verstößt.
Aber für mich ergibt sich da eben Tag für Tag so ein Dilemma, wenn ich die Stimmungen anderer Leute wahrnehme und es ihnen im Gesicht ablesen kann, dass sie lügen oder dass ihre Gefühlslage eigentlich eine ganz andere ist als die, die sie vorzugeben versuchen.
Naja, das sind dann so Situationen, in denen ich meine "Antennen" manchmal verfluche. ;-)
Auf der anderen Seite bin ich auch sehr dankbar dafür, da ich schon das Gefühl habe, intensiver zu leben als viele andere Menschen.

viele Grüße
Die Love ;)
 
Dabei
6 Feb 2017
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#12
Hi Love :) Danke für deine ausführliche Antwort.

Das hier
idontknowaboutthis hat gesagt.:
Was würdest du dir denn wünschen, wie jemand damit umgeht? Und was denkst du, warum die Person das so nicht macht?
bezog sich hierauf
Love hat gesagt.:
Was die Partnerwahl angeht, gestaltet sich dies leider sehr schwierig. Viele Menschen wissen ja auch gar nicht was HSP eigentlich ist und kommen damit nicht zurecht.
Da kommt dann schnell mal der Stempel "Du bist einfach zu sensibel" etc.
, weil es klang, als ob du auf etwas Konkretes anspielst..?
 
Dabei
21 Jan 2013
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#13
Hi IDKAT,

nun, mir ist bewusst, dass wir Menschen alle unterschiedlich gestrickt sind.
Unterschiedliche Ziele, Bedürfnisse und Wünsche haben.

Von den Menschen generell wünsche ich mir in der Hinsicht einfach etwas mehr Verständnis für andere Sichtweisen.
Das geht ja schon bei den kleinen Dingen los.
Etwas, was Gruppenaktivitäten angeht oder irgendwelche Witze auf Kosten anderer..
Vielleicht dann auch Meinungen, die nicht toleriert werden, da sie nicht mit der eigenen konformgehen.

Das schlimmste was ich mal erlebt habe, war, dass ich mir von meinem damaligen Partner (ist aber schon lange her und wir waren beide noch sehr jung) in einer öffentlichen Runde (!!) anhören musste, ich wäre eine "graue Maus", da ich so wenig zum Gespräch beitragen würde. Ich bin nun mal in großen Gruppen eher die stille Zuhörerin, sage nur etwas, wenn ich das Gefühl habe, es lohnt sich auch.
Er kam damit aber irgendwie nicht zurecht. Dieses Ereignis hat mich damals sehr verletzt, heute stehe ich da irgendwie drüber.
In dem Moment gibt es für HSP eigentlich nichts schlimmeres, oder für introvertierte Menschen an sich, das ist wie eine Art Pistole, die einem auf die Brust gelegt wird.
Natürlich kommt so etwas im beruflichen Leben auch vor, aber das trenne ich strikt bzw. da geht es ja nicht "um meine Art" an sich.
In den letzten Jahren habe ich dann aber auch vollkommen andere Menschen kennengelernt.
Solche, die mein "Schweigen" nicht beunruhigt und die gerne mit mir gewiegen haben.. das war für mich eine sehr befreiende Erfahrung.
Vielleicht auch die Initialzündung dafür, mich nicht mehr vor anderen Menschen für mich selbst rechtfertigen zu wollen.

Hast du denn mal eine Situation gehabt, IDKAT, in der die jemand das Gefühl gab, du bist nicht okay, so wie du bist?
Welche Konsequenzen hast du daraus gezogen?
Und wieso täuschst du etwas vor, um andere Menschen zu schützen (siehe oberer Beitrag)?
Mir würde so etwas glaube ich nicht gelingen, bzw. wenn, dann nicht unbedingt glaubwürdig.

viele Grüße
Love
 
Dabei
6 Feb 2017
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#14
Hi :)

Hast du denn mal eine Situation gehabt, IDKAT, in der die jemand das Gefühl gab, du bist nicht okay, so wie du bist? Welche Konsequenzen hast du daraus gezogen?
Ja, ich hab andauernd die Angst ich könnte nicht gut genug sein. Nicht hübsch genug, nicht talentiert genug, nicht witzig/schlagfertig genug, nicht klug genug... Und ich hab auch keine Patentlösung. Momentan ist meine Lösung für mich, dass der Mensch mit dem ich jetzt seit 2 Monaten etwas habe mich immer noch nicht ungeschminkt gesehen hat ;) Ich schminke mich morgens im Bad ab und direkt wieder auf.
Und ja, ich hab auch konkrete Situationen erlebt, wobei die weniger ausschlaggebend waren.. Mein Exfreund war so einer, der alles konnte. Super sportlich, bester Schüler der Schule, konnte wunderschön zeichnen und noch schöner Klavier spielen.. Perfektionist eben. Und der hat mir oft aufgezeigt wo ich noch Fett habe, oder wo Cellulite kommt, aber das habe ich eigentlich immer interessiert als konstruktive Kritik zur Kenntnis genommen. Ich glaube die Verletzung nicht auszureichen muss vorher passiert sein - das Gefühl wurde mir in einer Beziehung nie gegeben.

Und wieso täuschst du etwas vor, um andere Menschen zu schützen (siehe oberer Beitrag)?
Hmm... Es ist nichts, was ich so richtig bewusst einsetze. Ich glaube ich ertrage einfach Unsicherheit nicht gut und deshalb möchte ich sie Menschen gerne oft nehmen. Und das geht am einfachsten, indem man ihnen das Gefühl gibt etwas Besonderes zu sein. Ich hab schon ganz viele Menschen aus diesem Grund heraus geküsst. War jetzt nicht unbedingt clever, aber war so mein Instinkt.

Wie ist es bei dir eigentlich mit Gefühlen wie Eifersucht? Bist du dafür anfällig? Und würdest du dafür auch die hochsensible Persönlichkeit als Ursache sehen?
Hast du schon eine richtig glückliche Beziehung(sphase) geführt?
 
Dabei
21 Jan 2013
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#15
Hi :)


Momentan ist meine Lösung für mich, dass der Mensch mit dem ich jetzt seit 2 Monaten etwas habe mich immer noch nicht ungeschminkt gesehen hat ;) Ich schminke mich morgens im Bad ab und direkt wieder auf.
Das ist schade.. ich bin mir sicher, auch ungeschminkt würde er (ode sie) dich sicher mögen. :)
Früher hab ich das auch so gemacht, aber mittlerweile gehe ich sogar ungeschminkt auf die Straße, zum Sport, ins Büro..
und ich fühle mich richtig gut dabei. :D
Kommt glaube ich mit den Jahren. Es gibt ja böse Zungen, die behaupten, Frauen werden halt älter und faltiger.
Dem ist ja auch so, aber vor allem werden sie entspannter.
Wenn ich das mit meinen Jahren Anfang 20 vergleiche.. top Figur, trotzdem komplexe.
Heute sehe ich so viel gelassener, fühle mich trotz ein oder zwei Problemzonen pudelwohl in meinem Körper!
Und das gefällt den Menschen eben. Nach meiner Erfahrung ist es nicht relevant, ob eine Frau oder ein Mann ein oder zwei Kilo zuviel auf den Rippen hat.
Es kommt auf die Ausstrahlung an, wie wohl man sich mit sich selbst fühlt.




Wie ist es bei dir eigentlich mit Gefühlen wie Eifersucht? Bist du dafür anfällig? Und würdest du dafür auch die hochsensible Persönlichkeit als Ursache sehen?
Hast du schon eine richtig glückliche Beziehung(sphase) geführt?
Hm, also eifersüchtig bin ich nicht so wirklich. Also sowas verletzt mich nicht, respektloses Verhalten finde ich wesentlich schlimmer.
Ehrlich gesagt freue ich mich eher für die Menschen, wenn sie glücklich und zufrieden sind.
Also für irgendwelche rachsüchtigen Gefühle habe ich eher keinen Platz.. wobei es natürlich auch schon vorkam, dass ich eifersüchtig war.
Das hält aber meistens nie lange an und bringe mich auch nicht dazu, aus der Haut zu fahren oder unruhig zu werden.

Ja, na klar hatte ich schon eine richtig schöne Beziehung. :)
Mit einem sehr empathischen und sensiblen Mann, der mich in vielen Belangen bis heute sehr gut versteht.
wir wohnen leider sehr weit voneinander entfernt, weshalb die Beziehung damals in die Brüche ging.
Der Kontakt und die Zuneigung zueinader sind aber bis heute nicht verloren gegangen.

Ich glaube die Verletzung nicht auszureichen muss vorher passiert sein - das Gefühl wurde mir in einer Beziehung nie gegeben.
Heißt das, du wurdest in einer Beziehung noch nie emotional verletzt? Oder lässt du das einfach nicht so an dich heran?
Da liegt glaube ich der Unterschied, also die dem entsprechende Situation würde mich glaube ich schon verletzen, wenn ich sie erleben würde.
Wobei der Ton hier die Musik macht. Es gibt ja einige Menschen, die solche Dinge subtil, aber herablassend äußern.
Sowas kann ich gar nicht leiden.
Besser empfinde ich die Variante, motivierend zu wirken, beispielsweise in dem Fall eine "gemeinsame Trainingsstunde" vorzuschlagen. ;)

liebe Grüße
Love
 
Dabei
6 Feb 2017
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#16
Es kommt auf die Ausstrahlung an, wie wohl man sich mit sich selbst fühlt.
Das denke ich zwar auch, aber meine Ausstrahlung sieht geschminkt trotzdem noch mal besser aus als ungeschminkt ;) Und wohler fühlen tue ich mich mit Schminke ja auch...

Ja, na klar hatte ich schon eine richtig schöne Beziehung. :)
Mit einem sehr empathischen und sensiblen Mann, der mich in vielen Belangen bis heute sehr gut versteht.
Ist dieser Mann immer noch Single? Keiner von euch wollte in die Stadt des anderen ziehen? Wie war damals eure Beziehung, also eure Dynamik? Was hat euch unterschieden von den anderen Beziehungen, die du geführt hast?

Heißt das, du wurdest in einer Beziehung noch nie emotional verletzt? Oder lässt du das einfach nicht so an dich heran?
Doch, ich wurde schon verletzt, ich hatte nur trotzdem das Gefühl auszureichen. Also ich hatte, obwohl er mich oft schlecht behandelt hat, immer das Gefühl dass ich seine große Liebe für ihn wäre und kein anderes Mädchen mich da übertrumpfen könnte. Keine Ahnung, wie er das gemacht hat, aber ich habe das sogar jetzt noch. Vielleicht bin ich auch einfach eingebildet ;)
Aber ja, ich hab mit der Zeit auch weniger an mich herangelassen. Ich glaub das passiert automatisch, dass man irgendwann gleichgültiger wird. Einerseits mag ich es nicht mehr so sensibel zu sein und fühle mich mehr in Kontrolle meiner selbst ... andererseits fühle ich mich dadurch aber auch oft weniger menschlich.
 
Dabei
21 Jan 2013
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#17
Ist dieser Mann immer noch Single? Keiner von euch wollte in die Stadt des anderen ziehen? Wie war damals eure Beziehung, also eure Dynamik? Was hat euch unterschieden von den anderen Beziehungen, die du geführt hast?
Ja, er ist noch single.
Nun, es ist für ihn beruflich leider nicht einfach, da er in seiner Firma eine leitende Position hat und diese - verständlicherweise - nicht einfach an den Nagel hängen möchte.
Für mich war es damals auch keine Option, aber aus anderen Gründen (Pflegefall in der Familie, was mich quasi daran gehindert hat, wegzuziehen).
Heute sieht die Sache natürlich anders aus, sodass es von meiner Seite sicher einfacher wäre als damals.
Ich denke, was unsere Beziehung von anderen unterschieden hat, ist die gelingende Kommunikation.
Bisher hatte ich eher mit Männern Beziehungen, die nicht wirklich über Probleme reden konnten und meine Gefühle teilweise nicht wirklich verstanden haben.
Mit ihm war das anders. Er ist ein äußerst reflektierter Mensch, wir konnten über alles sprechen und haben Kritik oder Probleme immer sofort geklärt.
Auf respektvoller und fürsorglicher Ebene, da auch er, wie erwähnt, ein sehr empathischer und sensibler Mann ist.
Durch die gelingende Kommunikation hat alles andere dann auch gestimmt (sexuelles etc.)
Er ist auch der Einzige, der mich nicht für irgendwelche Äußerlichkeiten kritisiert hat - und das, obwohl ich zu dem Zeitpunkt, als ich ihn kennengelernt habe, nicht unbedingt happy mit meinem Körper war.
Was ihn auch noch von anderen unterscheidet, ist seine unendliche Ruhe, die er hat. Vielleicht liegt das auch am Alter, aber Kleinigkeiten bringen ihn eben nicht wirklich aus der Fassung.
Er war so der erste "eher introvertierte" Mann, mit dem ich zu tun hatte. Früher habe ich immer unbedingt die nähe von "lauten", extrovertierten Menschen gesucht, obwohl sie das genaue Gegenteil von mir sind und mir beziehungstechnisch nie so wirklich gut getan haben.



Doch, ich wurde schon verletzt, ich hatte nur trotzdem das Gefühl auszureichen. Also ich hatte, obwohl er mich oft schlecht behandelt hat, immer das Gefühl dass ich seine große Liebe für ihn wäre und kein anderes Mädchen mich da übertrumpfen könnte. Keine Ahnung, wie er das gemacht hat, aber ich habe das sogar jetzt noch. Vielleicht bin ich auch einfach eingebildet ;)
Aber ja, ich hab mit der Zeit auch weniger an mich herangelassen. Ich glaub das passiert automatisch, dass man irgendwann gleichgültiger wird. Einerseits mag ich es nicht mehr so sensibel zu sein und fühle mich mehr in Kontrolle meiner selbst ... andererseits fühle ich mich dadurch aber auch oft weniger menschlich.
Also diese Gefühle kenne ich ebenfalls, aber heute würde ich mich dennoch nicht für solch einen Mann entscheiden.
Das mit dem "nicht an sich ranlassen" ist ja immer so eine Sache. Mir gelingt das zum Biespiel gar nicht.
Mit Menschen, die mir einmal wichtig waren, verbinde ich immer irgendwie was.
Und egal, was da zwischenmenschlich passiert sein mag, auf die ein oder andere Art nahegehen würde mir das denke ich dennoch.
Hat eben alles seine Vor- und Nachteile. Einerseits fühle ich mich lebendiger, andererseits ist es oft ungünstig, keine solche "Ist-mir-gerade-Egal" Option zu haben.

liebe Grüße
die Love
 
Dabei
6 Feb 2017
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1.884
#18
Love hat gesagt.:
Er war so der erste "eher introvertierte" Mann, mit dem ich zu tun hatte. Früher habe ich immer unbedingt die nähe von "lauten", extrovertierten Menschen gesucht, obwohl sie das genaue Gegenteil von mir sind und mir beziehungstechnisch nie so wirklich gut getan haben.
Interessant. Ich fühle mich schon immer eher zu den zurückhaltenderen hingezogen, aber die können auch grausam sein. ;)
Wann genau hat sich das bei dir denn gekehrt, dass du deinen Typ Mann quasi gewechselt hast und warum? Und was war nach diesem einen? Mit was für Männern bist du da ausgegangen? Weiterhin introvertierten? Was war seine Einstellung zu deiner HSP? War er selbst auch sensibel, oder war er nur einfühlsam?

Also diese Gefühle kenne ich ebenfalls, aber heute würde ich mich dennoch nicht für solch einen Mann entscheiden.
Ich würde mich auch nicht noch mal für so einen Mann entscheiden, aber ich bereue trotzdem nicht es damals gemacht zu haben. :)
 
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