Hi IDKAT,
Was würdest du dir denn wünschen, wie jemand damit umgeht? Und was denkst du, warum die Person das so nicht macht? Du müsstest dich ja gut in denjenigen hineinfühlen können.. Vielleicht hat er schnell ein schlechtes Gewissen, oder er fühlt sich hilflos und dadurch dann unwohl?
Also das Hauptproblem, was ich damit habe, ist eigentlich dieses Schubladendenken vonseiten der meisten Menschen.
HSP bzw. introvertiert verwechseln die meisten gerne mit langweiliger, schüchterner Persönlichkeit, wobei ich mich in dieser Beschreibung absolut nicht wiederfinde.
Leider weiß ich jetzt nicht, was du konkret mit deiner Frage meinst bzw. auf welche Menschen du diese beziehst.
Die Tatsache, dass du Gefühle von anderen Menschen in dich aufnehmen kannst.. Wie wirkt sich das denn auf dein Verhalten dieser Person gegenüber aus? Fühlst du dich dann eher hingezogen oder willst du lieber weg von dem Menschen?
Also die Gefühle von anderen Menschen kann ich nur dann selbst spüren, wenn ich quasi schon eine emotionale Verbindung zu ihnen habe.. was natürlich dazu führt, dass ich mich zu diesen Menschen letztendlich noch mehr hingezogen fühle. Jedoch kann mich diese Flut an Gefühlen allerdings auch ziemlich "auslaugen", sodass ich mich irgendwie meiner Energie beraubt fühle. Das ist für mich aber eher ein Warnzeichen, das mir signalisiert: Etwas ist hier nicht in Ordnung.
Wie ist das bei dir? Würdest du sagen, dass du dich oft unsicher fühlst? Und entscheidest du viel mit dem Kopf oder viel nach Gefühl? Und was genau hat die Erkenntnis, dass du eine HSP bist, jetzt verändert? Schon irgendetwas Konkretes?
Ja, in bestimmten Situationen bin ich schon sehr unsicher. Vor allem dann, wenn tiefgreifende Gefühle im Spiel sind.
Ich habe mich dazu viel belesen und festgestellt, dass wohl einige HSP in diesem "Dilemma" feststecken. Das paradoxe an der Geschichte ist: Je mehr Zuneigung und Liebe ich für einen Menschen empfinde, umso größer ist die Angst. Dabei rede ich nicht von einer bewusst steuerbaren Angst - es ist eher so eine Art "angeborener Urreflex", eine Art Überlebensmodus, der sich da einschaltet.
Früher habe ich unter diesen Mechanismen sehr gelitten, konnte mir manche Reaktionen meinerseits nicht erklären und hab gedacht, ich bin einfach verrückt oder so.
Mittlerweile verstehe ich auch durch den Umgang mit Gleichgesinnten viel besser, wie ich "ticke" und nehme mich so an, wie ich bin.
Ich akzeptiere diese "Urangst" in meinem Leben und war und bin bereit, sie loszulassen. Dieser Weg war allerdings mit einigen schweren Entscheidungen und Verlusten verbunden.
Der erste richtige Schritt bestand darin, ähnlich wie Avocado schrieb, einigen Menschen in meinem Leben den Laufpass zu geben, die mir nicht gutgetan und meine Gutmütigkeit ausgenutzt haben..
Entscheidungen treffe ich heute weniger mit dem Kopf, sondern höre auf meine Intuition. Eigentlich lag ich damit bisher richtiger als zu der Zeit, wo ich noch viel "verkopft" entschieden habe.
Ja, die Erkenntnis hat auf jeden Fall einiges verändert.
- Ich achte viel mehr darauf, Zeit für mich zu haben, um meine "Batterien" aufzutanken. Von der Meinung anderer lasse ich mich da nicht mehr beeinflussen und auch kein schlechtes Gewissen einreden.
- Small Talk lag mir noch nie, ich habe mein Leben diesbezüglich geändert und versuche das gar nicht mehr so wirklich, wenn ich neue Menschen kennenlerne.
Außerdem verlasse ich konkrete Situationen, in denen ich mich unwohl fühle, seit geraumer Zeit immer sofort.
Bsp: Ich hatte vor einiger Zeit mal ein Date und merke an der Körpersprache des Gegenbers immer schnell, wie der andere zu mir steht.
In dem Fall habe ich nach 20 Minuten gemerkt, der andere möchte mich nicht wiedersehen und ist genervt/gelangweilt, "gaukelt" mir aber mit aufgesetzter Höflichkeit etwas anderes vor.
Früher habe ich mich regelrecht "gezwungen", das zu ignorieren und zumindest noch abzuwaren bis man gemeinsam das Lokal verlässt.
Heute mache ich das nicht mehr, sondern schildere dem anderen direkt meine Eindrücke und ziehe mich sofort und konsequent aus dem Gespräch zurück.
Für viele ist das halt befremdlich, da es auf den ersten Blick gegen die allgemeinen gesellschaftlichen Normen verstößt.
Aber für mich ergibt sich da eben Tag für Tag so ein Dilemma, wenn ich die Stimmungen anderer Leute wahrnehme und es ihnen im Gesicht ablesen kann, dass sie lügen oder dass ihre Gefühlslage eigentlich eine ganz andere ist als die, die sie vorzugeben versuchen.
Naja, das sind dann so Situationen, in denen ich meine "Antennen" manchmal verfluche. ;-)
Auf der anderen Seite bin ich auch sehr dankbar dafür, da ich schon das Gefühl habe, intensiver zu leben als viele andere Menschen.
viele Grüße
Die Love
