Hab mich in eine Sackgasse manövriert

Dabei
3 Mrz 2021
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5
#1
Hallo,
Ich (M) bin jetzt seit fast drei Jahren mit meinem Freund zusammen und ich bekomme immer mehr das Gefühl, dass ich es bald beenden sollte, aber ich weiß nicht ob ich es kann.
Je länger ich mit ihm zusammen bin umso mehr bemerke ich, wie ich das Interesse an ihm verliere und mich das alles fast nur noch belastet. Wir haben keine Gemeinsamkeiten und auch wenn man immer sagt, dass Gegensätze sich anziehen, macht es einfach keinen Spaß sich nichts zu sagen zu haben, wenn man weder die gleiche Musik mag, noch die gleichen Filme schaut, geschweige denn die gleichen Interessen hat.
Er wohnt jetzt seit mehr als einem Jahr in meiner (sehr kleinen) Wohnung und wegen Corona sitzt man eben fast den ganzen Tag aufeinander und ich fühle mich immer mehr eingeengt. Wir kommen beide nicht wirklich oft raus, weil wir beide studieren.
Meistens schweigen wir uns also den ganzen Tag an und es is einfach doof.
Er stellt seine tausend Pflanzen in meine Wohnung und nervt mich immer, wenn ich mal einen von meinen Filmen schauen will, weil er selbst meint wie sehr er horrorfilme hasst, welche eben mein Lieblingsgenre sind. So ziemlich das gleiche auch bei Musik.
Würde jetzt so klingen als sollte ich einfach schluss machen, aber leider kann ich das auch nicht so wirklich tun. Er liebt mich wirklich und versucht sich auch zu bessern, aber ich habe eben einfach nicht die gleichen Gefühle für ihn. Alle meine Freunde finden ihn total toll und auch unsere Eltern verstehen sich super, was die Lage auch nicht wirklich vereinfacht. Zudem wohnt er nunmal bei mir und ein Auszug wär für meine eh schon belasteten Finanzen echt kritisch, weil ich momentan keinen Job neben der Uni habe und auch keinen bekomme.
Auch im Bett läuft es mit ihm nicht mehr wirklich rund und ich erwische mich immer öfter wie ich immer wieder dran denke irgendwelchen Leuten auf Snap oder Insta zu schreiben. Es nervt eben auch einfach weil er immer flennt wie er dick wird und sowas, was auch irgendwie stimmt, er aber nie mitmacht wenn ich ihm anbiete mit mir Sport zu machen. Das is für mich eben auch doppelt doof weil ich einfach Menschen nicht leiden kann, die sich über Dinge beschweren, die sie ändern könnten. Die Ironie, dass ich mich hier beschwere ist mir nicht entgangen...
Also ja, zusammengefasst geht es mit mir und meinem Freund sowohl emotional als auch sexuell immer mehr abwärts, aber ich kann es nicht beenden, weil einerseits eben der Druck durch die Familie besteht und ich ihn natürlich nicht verletzen will. Ich habe einmal vor ein paar Monaten nur angedeutet, dass ich vielleicht ans Schluss machen denke und das hat ihn schon komplett zerstört.
Tut mir wirklich leid, wenn der Text total durcheinander und lang geworden ist... Mir fällt es nie leicht über sowas zu schreiben.
Es würde mich sehr freuen, wenn jemand von euch Ideen hätte was ich tun könnte bzw. wie ich Schluss machen könnte. Es wäre super, wenn die Beziehung noch zu retten wäre, aber ich sehe da einfach schwarz. Vielen Dank im voraus.
Grüße,
Mori
 
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Dabei
24 Sep 2017
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2.801
#2
Hallo Mori,
tut mir leid, dass du in dieser garstigen Situation steckst. In meinem Bekanntenkreis ziehen gerade viele Student*innen wieder zurück zu ihren Eltern, weil es finanziell gerade nicht anders geht. Ist das eine Option bei euch?
Es geht ja auch nicht darum, dass du nicht Schluß machen kannst, weil er dich liebt (das ist nämlich der Grund, warum er sich nicht trennt) und auch alle anderen äußeren Gründe sind ein gutes äußeres Polster für eine Beziehung, das manchmal sogar gar nicht optional sein darf, es ist aber nicht die Basis einer Beziehung. Also, niemand sollte sagen müssen: "Ich will nicht mehr mit ihm zusammen sein, aber unsere Eltern haben sich so gut angefreundet, ich will sie jetzt nicht trennen".
Vielleicht gibt es an deiner Uni oder FH ja eine Anlaufstelle für finanziell prekäre Situationen, an die du dich wenden kannst.
Vielleicht reicht es für den Anfang auch irgendwie, körperliche Distanz zu schaffen, indem einer von euch mal für eine Woche bei Freunden unterkomnt oder so?
 
Dabei
5 Jun 2015
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2.220
#3
Hallo Mori
ich verstehe dein Dilemma.
Du beschreibst dich als einen tatkräftigen Menschen, der jammern nicht mag und Probleme lieber angeht.
Das ist doch eine super Voraussetzung um seinem Leben die Struktur zu geben, die man sich wünscht.
Du berichtest, das es schwierig ist, ohne den Freund zu wohnen, da du ohne ihn deine Wohnung nicht finanziert bekommst.
Wie wäre es, wenn du dir einen Minijob suchst und so eine Menge Zeit erst mal aus dem Haus bist?
da hast du dann immer mehr Abstand und bekommst deine innere Freiheit wieder.
Da kannst du dann in Ruhe deine Trennung vorbereiten, falls es dann noch nötig ist.
Wie Zufallsgenerator auch sagt, man bleibt nicht bei jemanden, weil man von ihm geliebt wird.
Sondern nur, wenn man selber liebt. Du bist nicht für das Wohlergehen der Eltern, oder das eines Expartners zuständig.

Was um ist, ist um.
 
Dabei
3 Mrz 2021
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#4
Hallo Mori,
tut mir leid, dass du in dieser garstigen Situation steckst. In meinem Bekanntenkreis ziehen gerade viele Student*innen wieder zurück zu ihren Eltern, weil es finanziell gerade nicht anders geht. Ist das eine Option bei euch?
Es geht ja auch nicht darum, dass du nicht Schluß machen kannst, weil er dich liebt (das ist nämlich der Grund, warum er sich nicht trennt) und auch alle anderen äußeren Gründe sind ein gutes äußeres Polster für eine Beziehung, das manchmal sogar gar nicht optional sein darf, es ist aber nicht die Basis einer Beziehung. Also, niemand sollte sagen müssen: "Ich will nicht mehr mit ihm zusammen sein, aber unsere Eltern haben sich so gut angefreundet, ich will sie jetzt nicht trennen".
Vielleicht gibt es an deiner Uni oder FH ja eine Anlaufstelle für finanziell prekäre Situationen, an die du dich wenden kannst.
Vielleicht reicht es für den Anfang auch irgendwie, körperliche Distanz zu schaffen, indem einer von euch mal für eine Woche bei Freunden unterkomnt oder so?
Hallo, vielen Dank für die Antwort.
Er könnte theoretisch eine Weile zu seinen Eltern ziehen, auch wenn ich nicht glaube dass ihm das super gefallen würde. Sein Zuhause ist sehr durcheinander und stressig, also das genaue Gegenteil von dem was er von mir gewöhnt ist. Also ich bekomme meistens nach einem Tag bei seiner Familie nen Kollaps.
So finanzielle Unterstützungen gibt es bei meiner Uni leider nicht... Ist jetzt nicht so als würde ich sofort meine Wohnung verlieren sollte er ausziehen, aber ich müsste schon Abstriche machen. Habe mich allgemein schonmal so nach Hilfsgruppen für Studenten umgesehen, aber da wir weder Rentner noch Kinder sind, sind wie der Politik leider komplett egal...
Und das mit dem Polster habe ich noch nie so gesehen. Ich habe eine starke Tendenz dazu mein gesamtes Selbstbild auf dem Urteil anderer aufzubauen, glaube daher kommen diese ganzen Gedanken mit dem „oh nein was wäre dann mit xy, wenn ich mich trennen würde“
Grüße, Mori
 
Dabei
3 Mrz 2021
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#5
Hallo Mori
ich verstehe dein Dilemma.
Du beschreibst dich als einen tatkräftigen Menschen, der jammern nicht mag und Probleme lieber angeht.
Das ist doch eine super Voraussetzung um seinem Leben die Struktur zu geben, die man sich wünscht.
Du berichtest, das es schwierig ist, ohne den Freund zu wohnen, da du ohne ihn deine Wohnung nicht finanziert bekommst.
Wie wäre es, wenn du dir einen Minijob suchst und so eine Menge Zeit erst mal aus dem Haus bist?
da hast du dann immer mehr Abstand und bekommst deine innere Freiheit wieder.
Da kannst du dann in Ruhe deine Trennung vorbereiten, falls es dann noch nötig ist.
Wie Zufallsgenerator auch sagt, man bleibt nicht bei jemanden, weil man von ihm geliebt wird.
Sondern nur, wenn man selber liebt. Du bist nicht für das Wohlergehen der Eltern, oder das eines Expartners zuständig.

Was um ist, ist um.
Hallo, auch dir vielen Dank für deine Antwort!
Leider ist es für mich momentan keine Option mir einen Job zu suchen, weil ich in der nächsten Zeit jeden Menge Praktika besuchen muss. Das wird aber immerhin auch Distanz zwischen uns bringen, wenn auch kein Geld in meine Taschen. Das Problem ist, dass ich wegen Corona direkt zweimal hintereinander meine Jobs verloren habe. Erst den als Hiwi bei meiner Fakultät und dann den in einem Kaffee, bei dem ich einfach grade mal 3 Wochen beschäftigt war bevor es schließen musste. Daher auch ein wenig mein Geldproblem.
Und das mit dem geliebt werden... Die Sache ist ich habe wegen meiner Homosexualität viel Mist durchgemacht und sehr viel Ablehnung erfahren. Selbst als ich dann in der Szene unterwegs war, war das nie was romantisches sondern stets nur körperlich. Ich bin halt auch kein leichter Mensch. Vielleicht habe ich auch in gewisser Weise Angst, dass ich nie wieder jemanden finde, der mich so gut aushält und mit meinen ganzen seltsamen Ticks klarkommt wie mein jetziger Freund. Ich sage immer, dass ich kein Beziehungsmensch bin, aber ich habe trotzdem total Schiss alleine zu enden. Keine Ahnung, ich weiß so langsam selbst nicht mehr was ich genau will...
Grüße, Mori
 
Dabei
5 Jun 2015
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#6
Ja, das Leben ist nicht einfach Mori
und oft wissen wir nicht genau, was wir wollen, besonders wenn es um bestehende Beziehungen geht.
Dann mach dir doch eine Liste, da schreibst du zwei Wochen lang all die schönen Dinge auf, die euch verbinden und das was eure Beziehung ausmacht und auf der nächsten Seite, alles was stört und unschön ist.
Dann setzt du dich mal in Ruhe hin und wägst alles gegeneinander ab und schaust, was mehr Gewicht hat.
Und das kann man auch wiederholen, denn nichts ist für die Ewigkeit.
So kannst du immer überprüfe, ob das was du lebst mit deinen Zielen im Einklang steht,
 
Dabei
24 Sep 2017
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#7
Und das mit dem geliebt werden... Die Sache ist ich habe wegen meiner Homosexualität viel Mist durchgemacht und sehr viel Ablehnung erfahren. Selbst als ich dann in der Szene unterwegs war, war das nie was romantisches sondern stets nur körperlich.
Darüber habe ich auch schon viel Schlechtes gehört, das wird vielleicht irgendwann besser, wenn wir in unserer Gesellschaft keine Menners mehr erzeugen, wenn du weißt was ich meine. Homosexuelle Männer und heterosexuelle Frauen sind halt einfach auch der Beweis dafür, dass man sich seine Sexualität nicht aussucht... sorry. Jedenfalls tut mir leid, dass du diese Erfahrungen gemacht hast und hoffe, dass du trotzdem nicht aufgibst.
Ich bin halt auch kein leichter Mensch. Vielleicht habe ich auch in gewisser Weise Angst, dass ich nie wieder jemanden finde, der mich so gut aushält und mit meinen ganzen seltsamen Ticks klarkommt wie mein jetziger Freund. Ich sage immer, dass ich kein Beziehungsmensch bin, aber ich habe trotzdem total Schiss alleine zu enden. Keine Ahnung, ich weiß so langsam selbst nicht mehr was ich genau will...
Grüße, Mori
Du bist mit diesen Gefühlen auf jeden Fall nicht alleine. Es ist ein Abwägen, ob sich das Alleinsein so schlimm anfühlt wie unglücklich in einer Beziehung zu sein. Momentan muss man aber auch einfach zugeben, gehst du aber auch durch eine ultra stressige Zeit und das ist für Beziehungen nie gut. Gab es diese Probleme in eurer Beziehung denn schon vor Corona?
 
Dabei
3 Mrz 2021
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#8
Ja, das Leben ist nicht einfach Mori
und oft wissen wir nicht genau, was wir wollen, besonders wenn es um bestehende Beziehungen geht.
Dann mach dir doch eine Liste, da schreibst du zwei Wochen lang all die schönen Dinge auf, die euch verbinden und das was eure Beziehung ausmacht und auf der nächsten Seite, alles was stört und unschön ist.
Dann setzt du dich mal in Ruhe hin und wägst alles gegeneinander ab und schaust, was mehr Gewicht hat.
Und das kann man auch wiederholen, denn nichts ist für die Ewigkeit.
So kannst du immer überprüfe, ob das was du lebst mit deinen Zielen im Einklang steht,
Ja, ich glaube mit meinen Zielen im Einklang leben ist allgemein nicht unbedingt meine Stärke, aber so eine Liste werde ich mir glaube ich mal anlegen...
 
Dabei
3 Mrz 2021
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#9
Darüber habe ich auch schon viel Schlechtes gehört, das wird vielleicht irgendwann besser, wenn wir in unserer Gesellschaft keine Menners mehr erzeugen, wenn du weißt was ich meine. Homosexuelle Männer und heterosexuelle Frauen sind halt einfach auch der Beweis dafür, dass man sich seine Sexualität nicht aussucht... sorry. Jedenfalls tut mir leid, dass du diese Erfahrungen gemacht hast und hoffe, dass du trotzdem nicht aufgibst.

Du bist mit diesen Gefühlen auf jeden Fall nicht alleine. Es ist ein Abwägen, ob sich das Alleinsein so schlimm anfühlt wie unglücklich in einer Beziehung zu sein. Momentan muss man aber auch einfach zugeben, gehst du aber auch durch eine ultra stressige Zeit und das ist für Beziehungen nie gut. Gab es diese Probleme in eurer Beziehung denn schon vor Corona?
Ich glaube Aufgeben ist sowieso keine Option, weil man ja irgendwie immer wieder in die Liebesfalle reinstolpert egal was man tut. Ich habe dabei halt einfach nicht unbedingt das größte Glück. Und ja das alleine sein stell ich mir auf jeden fall schlimm vor, ich kann mich gar nicht mehr erinnern wie es ist alleine einzuschlafen. Ich glaube auch dass Corona ein ganz großer Faktor bei dem ganzen Mist ist, einfach weil man eben durch dieses ewige aufeinander sitzen super schnell in dieses öde einerlei fällt. Ich habe auch mal zu meinem Freund gesagt, dass es ja irgendwie durch Corona so ist als wären wir schon 5 Jahre zusammen, also der Zeit nach wenn alles normal wäre. Ich denke ich spreche ihn heute Abend mal drauf an, wünscht mir Glück, das könnte echt kritisch werden...
 
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