Fernbeziehung zweier schwieriger Menschen

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17 Okt 2008
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#1
Hilfe!
Ich habe ein Problem... genaugenommen hab eich unzählige Probleme, aber mein größtes ist momentan die Beziehung zu meinem Freund.

Kurze Schilderung: Mein Freund Paul und ich kennen uns seit ca. 2,5 Jahren durch ein Single-Forum im Internet. Er lebt in Norddeutschland und ich im Rheinland, mehr als 500 km von ihm entfernt. Wir hatte ca. 2 Jahre lang nur Kontakt per Telefon oder Mail, das aber sehr intensiv. Wir haben zeitweise fast täglich miteinander gesprochen, oftmals viele Stunden lang. Zwischen uns stand immer fest, dass es sich bei unserer Freundschaft um eine rein platonische Angelegenheit handelt, und das war auch gut so. Wir haben immer über alles mögliche geredet und diskutiert, haben uns alles erzählt, uns gegenseitig unser Leid geklagt, uns aber auch gegenseitig kritisiert, motiviert, getröstet und erheitert.

Da wir beide etwas außergewöhnliche Menschen sind und auch einen recht speziellen Humor haben, haben wir uns oft kaputt gelacht über den Blödsinn, den wir uns gegenseitig erzählt haben. Wir konnten uns über Dinge amüsieren, für die andere Leute gar kein Verständnis haben, und es war schön für uns, jemanden zu kennen, mit dem man einfach so reden kann, wie einem der Schnabel gewachsen ist, ohne nach zu denken, was der jenige wohl denken mag oder ob man sich evtl. vor einander blamieren könnte. Wir haben viele Stunden über andere Menschen geredet, darüber, was sie sich selber und uns antun und wie man sich davon abgrenzen kann. Aber wir sprachen auch sehr offen über uns selber, über unser bisheriges Leben, über das, was aktuell geschah, über unsere gescheiterten Beziehungen und die Gründe für dieses Scheitern. Auch haben wir immer wieder darüber gesprochen, was wir uns wünschen und wovon wir träumen. An erster stelle stand für uns beide eine gute, harmonische Partnerschaft. Aber nicht mit irgendeinem Menschen, sondern idealerweise mit jemandem, der uns so, wie wir sind, akzeptiert und uns nicht trotz, sondern gerade wegen unserer eigenwilligen Charaktere lieben und achten würde. Aber wir lernten immer nur die falschen Menschen kennen.

Paul hatte innerhalb dieser Zeit mehrere Beziehungen zu diversen Frauen, die allesamt nach kurzer Zeit scheiterten. Dies verlief wohl immer nach einem ähnlichen Schema: Auf einmal war Schluss. Sie haben ihn teils per SMS abserviert, ohne ein Wort der Erklärung. Es kam auch vor, dass er monatelang gar nicht wusste, ob er mit einer Frau jetzt eine Beziehung hatte, oder nicht, da diese sich zwar mit ihm herumtrieb (incl. Sex), aber sich nicht entscheiden konnte/wollte, wie es denn jetzt mit ihnen weitergehen sollte und ob das jetzt eine Beziehung sein soll, oder eher nicht. Am Ende lief es immer auf das gleiche hinaus: Er wurde verlassen, und Frau hatte dann plötzlich einen anderen Typen, oftmals irgendwelche Macho-Heinis, die genau das Gegenteil von ihm darstellten. Er ist mehr der Softy-Typ.

Ich hingegen habe während dieser Zeit nur eine sehr kurze und extrem enttäuschende Episode mit einem wesentlich älteren Mann erlebt, die mich aber total geschockt hat. Ansonsten ist es bei mir niemals über die erste Flirtphase hinausgegangen.

Mein Problem war, dass ich, aus lauter Angst, wieder enttäuscht zu werden, sofort im Vorfeld so stark blockiert habe, dass ich damit jeden Verehrer in die Flucht getrieben habe, egal, wie hartnäckig er war... früher oder später ist jede dieser Bekanntschaften wieder im Sande verlaufen, weil ich niemanden an mich heran ließ. Verliebt war ich mehrmals, mal mehr und mal weniger, und somit hatte ich dauerhaft latenten Liebeskummer.

Auch fühle ich mich mehr und mehr einsam und von aller Welt verlassen. ich hatte unzählige falsche Freunde um mich herum und gab mich teilweise mit Menschen ab, die zwar keine schlechten Absichten hatten, aber sehr anstrengend und belastend für meine Nerven waren. Aber ich ließ mir, trotz großer Unzufriedenheit, meine Zeit von diesen Menschen stehlen, weil ich irgendwie im Unterbewusstsein panische Angst davor hatte, völlig alleine zu sein. Paul ging es ähnlich. Durch eine Psychotherapie lernte er zwar, sich hier und da abzugrenzen, aber ihm ging es nicht weniger schlecht als mir, da er immer wieder seine Hoffnung auf eine Beziehung zu einer nicht kompatiblen Frau setze und bitter enttäuscht wurde.

Paul hat sehr darunter gelitten. Er hat mich immer wieder gefragt "Was mache ich denn falsch?" oder "Sag ehrlich... Bin ich so scheiße, oder warum gehen die Frauen so mit mir um?"

Ich konnte keine Erklärung für dieses Phänomen finden. Da ich wusste, was in ihm vorgeht, empfand ich das Verhalten dieser Frauen als herzlos und kalt, teilweise sogar als regelrecht brutal. Ich mochte Paul sehr, da ich nur selten Menschen wie ihn getroffen hatte. Er ist, genau wie ich, sehr sensibel, intelligent, kreativ und fantasievoll, und er hat, genau wie ich, gelernt, dass man das Leben auslachen muss, um es zu ertragen.

Nach meiner sehr kurzen, aber dafür besonders krassen Beziehung zu diesem Un-Mann (anders kann man das wirklich nicht nennen), war Paul der einzige, der mich trösten konnte. Er redete stundenlang mit mir, hörte mir zu, brachte mir Verständnis entgegen und gab mir das Gefühl, genau zu wissen, wie beschissen ich mich fühle. Er tat alles, um mich von meinem Kummer abzulenken, las mir spannende Beiträge aus dem Internet vor, fing immer Diskussionen und Gespräche über unsere gemeinsamen Lieblingsthemen mit mir an, bombardierte mich mit interessanten Links, brachte mich zum lachen, auch wenn ich eigentlich innerlich weinte und schaffte es irgendwie, mich teilweise für ein paar Stunden mein Leiden vergessen zu lassen. Mit ihm gemeinsam neue, interessante und mysteriöse Dinge im Internet zu entdecken und eingehend zu besprechen war nicht nur spannend, lustig und informativ, sondern brachte mich - zumindest für eine Weile - auf ganz andere Gedanken.
In dieser Zeit begann ich, Paul ins Herz zu schließen. Gemocht hatte ich ihn schon immer, aber nun begann ich, ihn lieb zu haben. Er war mir sehr wichtig geworden, und es war für mich, als hätte ich in einer Welt, in der ich immer ein Außenseiter war, einen Seelenverwandten gefunden. Deshalb deklarierte ich ihn kurzerhand zu meinem besten Freund und begann, ihn wie einen Bruder zu lieben.

Auf die Idee, dass wir zwei Außerirdischen eine Beziehung miteinander beginnen könnten, sind wir – wenn überhaupt – nur aus Spaß gekommen. Zwar fand ich ihn nicht unattraktiv, und ich mochte seine Einstellung Frauen und dem Thema Beziehung gegenüber. Auch mochte ich ihm gerne zuhören, nicht nur, wegen dem, was er sagte, sondern auch wegen der Art, wie er es sagt. Er hat eine so ruhige, sanfte, angenehme Stimme. Aber das war nicht irgendein Kerl, das war mein Paul, mein Kumpel und Vertrauter. Zwar hatte ich schon lange den Plan, in den Norden Deutschlands umzusiedeln und mir, aufgrund dessen, dort auch einen Partner zu suchen, aber Paul kam überhaupt nicht in Frage. Da ich schon ziemlich lange arbeitslos bin und aufgrund einer chronischen Erkrankung auch nur bedingt vermittelbar, beschloss ich irgendwann einfach, mir einen Typen anzulachen, der genug Geld verdient, um für mich und meine Haustiere aufzukommen. Da es nicht leicht ist, so jemanden zu finden, wenn man keine 20 mehr ist und nicht wie ein Modell aussieht, richtete ich meinen Fokus hauptsächlich auf Männer, die wesentlich älter waren, als ich, da hier die besten Erfolgschancen vermutete.
Paul ist Frührentner, und das mit Mitte 40. Er wird niemals viel Geld besitzen und mir niemals materiell etwas bieten können. Allein aus diesem Grunde fiel er als potenzieller Partner sofort durch mein Auswahl-Raster hindurch. Dazu kam noch, dass er und ich uns in vielen Dingen so ähnlich waren, und ich die dadurch zwischen uns entstandene Vertrautheit als hinderlich empfand. Ich war mir sicher, dass man sich in einen solchen Mann nicht mehr verlieben kann. Ich dachte, man muss einen Fremden vor sich haben, um sich in ihn verlieben zu können, um Hummeln und Schmetterlinge im Bauch zu haben und ganz verrückt nach ihm zu sein. Aber ein Mann, mit dem man sich bereits jahrelang über Dinge wie Durchfall, Blähungen, Menstruationsbeschwerden und alle möglichen peinlichen Dinge eingehendst ausgetauscht hatte… in den verliebt man sich doch nicht.
Und so einer könne sich auch nicht in mich verlieben, dachte ich. Ganz bestimmt nicht Paul, der wusste, wann und wie oft ich mich total bescheuert benommen hatte, wer mir alles auf der Nase herumtanzte, welche Ängste und Komplexe mich plagten und das ich seit Jahren ständig am Rande des Existenzminimums vor mich hin vegetiere.

Aber es kam alles anders, als geahnt.

Eines Tages unternahm ich mit einem befreundeten Paar einen Wochenendtrip nach Hamburg. Da die beiden sich ein Hotelzimmer mieteten, was mir aber zu teuer war, beschloss ich kurzerhand, mich für die zwei Nächte bei Paul, der einige Kilometer hinter Hamburg in einem kleinen Dorf lebt, einzunisten, womit er auch einverstanden war. Zu dieser Zeit flirtete ich schon seit Monaten mit einem Mann aus Hamburg, der nicht nur 13 Jahre älter war, als ich, sondern auch ansonsten die meisten meiner Auswahlkriterien erfüllte. Zugegebenermaßen war ich regelrecht verliebt in diesen Typen, den ich nur vom täglichen Telefonieren und von Fotos her kannte. Ihn wollte ich u.a. an diesem Wochenende treffen. Aber daraus wurde nichts. Ich konnte nichts dafür… alles war etwas chaotisch und planlos… es gab Stress mit meinen Freunden, und am Ende war der Typ sauer und enttäuscht, weil er dachte, ich hätte ihn nicht sehen wollen. Damals war das für mich ein Drama… heute bin ich dem Schicksal dankbar dafür.

Als ich Paul das erste Mal leibhaftig sah, war ich angenehm überrascht, da er in Wirklichkeit wesentlich besser aussah, als auf den Bildern. Paul ist attraktiv, aber leider völlig unfotogen. Zur Begrüßung sprang ich ihm völlig unbefangen und voller Freude um den Hals und konnte es mir auch nicht verkneifen, ihm ein paar dicker Schmatzer auf beide Wangen zu verpassen. Ich hatte ihn ja schließlich lieb, meinen „Bruder im Geiste“.

Als ich jedoch dann vor ihm stand und in seine Augen sah, musste ich schlucken… Er hatte so schöne, warme braune Augen, wie ich sie selten zuvor gesehen hatte, und das haute mich für einen kurzen Moment fast aus den Latschen. Allerdings war ich binnen einer Sekunde wieder völlig nüchtern und Herrin meiner Sinne. Ich sagte einfach zu mir selber: „Nix da! – Das ist kein Mann, der Dir gefallen soll… das ist Paul!“ Und so war und blieb Paul trotz seiner wunderschönen Augen nur mein platonischer Freund.

Er aber schien das anders zu sehen, und so tat er etwas, was mich verblüffte. Er kam zwei Wochen später zu mir, um mich abzuholen, da ich ein Vorstellungsgespräch in Hamburg hatte.

Kaum war er bei mir, fing er an, zu baggern. Und ich war für eine kurze Zeit völlig verzweifelt. Verzweifelt deshalb, weil ich hin- und hergerissen war. Einerseits neigte ich dazu, seinen Bemühungen nachzugeben, aber andererseits war da doch dieser andere, der Mann, der meine Lebensversicherung werden sollte.

Als ich Paul das erste Mal küsste, war für klar, dass dies nicht irgendein Abenteuer war, sondern der Beginn einer Beziehung, von der ich mir wünschte, sie würde bis ans Ende meines Lebens andauern. Ich hatte mich gezwungenermaßen quasi im Eilverfahren für ihn entschieden, bereute dies aber nicht, da ich mir dachte, bei Paul wüsste ich, was ich habe und sei vor bösen Überraschungen sicher.
Die Verliebtheit stellte sich erst nach und nach ein. Ich musste erst mal von meinem „Platonischer-Freund-Trip“ runter kommen und mich für die ganz anderen Gefühle, die sich jetzt einstellten, öffnen. Dies dauerte eine Weile. Trotzdem genoss ich es, mit ihm zusammen zu sein. Es war eine harmonische Beziehung. Wir konnten stundenlang miteinander knuddeln und knutschen, reden und lachen. Alles, was wir gemeinsam unternahmen, war schön. Wir stritten nicht, sondern waren einfach nur lieb zu einander.

Etwas erstaunt war ich, als Paul, nachdem wir bereits 4 Tage lang ein Paar waren, plötzlich etwas schüchtern und unbeholfen an mich heran trat, um mich zu fragen, ob ich evtl. bereit sei, eine feste Beziehung mit ihm einzugehen. Für mich war es klar, dass wir bereits eine Beziehung hatten, während er sich tagelang die bange Frage gestellt hatte, ob ich es wirklich ernst mit ihm meine, oder nicht. Dies war das erste Missverständnis zwischen uns und leider nicht das letzte.

Als Paul nach gut 2,5 Wochen gemeinsam verbrachter Zeit wieder bei mir abreiste, musste ich bitterlich weinen. Ich fühlte mich fast so, als wenn es ein Abschied für immer sein würde. Es war so angenehm, ihn um mich zu haben, nicht alleine zu sein, den Alltag mit jemandem gemeinsam gestalten zu können, immer reden zu können, über alles und jeden und, nicht zuletzt, soviel zu lachen. Als er fortfuhr, weinte ich die ganze Nacht und betete immer wieder, dass er wiederkommen möge. Noch nie zuvor in meinem Leben hatte ich solche Angst, jemanden zu verlieren.

Je mehr ich in meinem ehemaligen Kumpel den Mann und Partner sah, desto größer wurden die Probleme, die ich mit mir selber hatte. Verlustängste plagten mich, Eifersucht und Zweifel daran, ob seine Gefühle für mich wirklich echt seien.

Wie oft hatte er im Scherz gesagt: „Wenn ich weiterhin so ein Pech mit den Frauen habe, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als Dich zu heiraten.“ Und diese Worte wurden mir immer wieder gegenwärtig. Auch ich hatte spaßeshalber oftmals gesagt: „Notfalls heirate ich eben Dich… wenn ich nichts besseres finde…“ Das war nur Blödsinn, ganz unsere sarkastische Art… aber seine Worte klangen mir jetzt immer wieder in den Ohren und ich befürchtete innerlich, seine Entscheidung, mit mir eine Beziehung einzugehen, sei aus der Not heraus geboren. Ich fühlte mich wie eine Frau zweiter oder dritter Wahl, die Mann sich nur genommen hatte, weil er Torschlusspanik bekommen und Angst hatte, keine mehr abzukriegen. So begann ich, seine Gefühle in Frage zu stellen.

Erschwerend kommt hinzu, dass Paul große Probleme damit hat, seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Den Satz „Ich liebe Dich!“ bekommt er nur schwerlich oder gar nicht über die Lippen, höchstens einmal ein leises, schnelles „Ich hab Dich lieb.“ Kurz vor dem Beenden eines Telefonates. Mehr ist nicht drin.

Oft habe ich ihn gefragt, ob er mich noch lieb hat, was er immer bejahte. Aber nach einer Weile begann er, darauf mit Unmut zu reagieren und warf mir vor, seine Gefühle für mich permanent in Frage zu stellen. Ich versuchte, ihm klar zu machen, dass ich eben das Bedürfnis habe, immer wieder Bestätigung zu finden, und das meine Zweifel nicht gegen ihn gerichtet seinen, sondern ihren Ursprung in meiner generellen Unsicherheit und meinen Verlustängsten fänden.
Doch das vermag er leider nicht zu verstehen.

Ich bin eine hoffnungslose Träumerin. Ich liebe romantische Augenblicke und wünsche mir, Paul würde mein Märchenprinz sein, der mir nach allen Regeln der Kunst seine Liebe beteuert. Nichts von alledem geschieht.

Paul tut fast alles, um mir behilflich zu sein. Er schuftet und macht und tut… alles mir zuliebe. Er ist geduldig und sanft wie ein Lamm. Er wird niemals laut oder aufbrausend, er hört zu, wenn ich rede, er macht alles mit und ist fürsorglich und lieb. Aber er ist nicht in der Lage, mir ein Kompliment zu machen oder mir etwas Liebes zu sagen.

Er ist ein zärtlicher, leidenschaftlicher Liebhaber… einer, der seine eigenen Bedürfnisse immer hinten anstellt. Ich weiß das alles zu schätzen und genieße es, mit ihm zusammen zu sein. Er ist der erste Mann in meinem Leben, von dem ich niemals genug bekommen kann. Mit ihm habe ich meine eigene Sexualität ganz neu entdeckt und mache zum ersten mal die Erfahrung, wie wunderschön es ist, einen Mann zu berühren und zu verwöhnen und das selber zu genießen. Ich empfinde keinen Ekel vor ihm, ganz im Gegenteil. Auch scheint meine Scham, meine Verklemmtheit immer mehr zu entschwinden. Ich kann mir all die Dinge, die wir beide miteinander tun, mit keinem anderen Mann vorstellen. Auch habe ich mir im Vorfeld niemals vorstellen können, überhaupt so etwas zu tun. Es ist wie ein Wunder, was da mit mir geschehen ist. Ich glaube, dass die Vertrautheit, die unsere Vergangenheit als platonische Freunde mit sich gebracht hat, der Schlüssel zu diesem Geheimnis ist.

Im Grunde meines Herzens weiß ich, dass er ein lieber und grundanständiger Kerl ist und dass ich mich auf ihn verlassen kann. Aber trotzdem plagen mich immer wieder Zweifel. Dann mache ich ihm Vorwürfe, frage ihn, warum er mir nicht mal ein Kompliment macht oder wortreich seine Liebe beteuert. Er ist damit aber völlig überfordert und reagiert bockig und trotzig.

Ich habe dann, nach vielen endlosen Debatten, beschlossen, ihn nicht weiter unter Druck zu setzen, da er mir glaubhaft kundgetan hat, dass er einfach nicht anders kann und das er eben seine Zuneigung auf eine andere Art und Weise zu zeigen pflegt.

Nun gibt es aber noch ein anderes Problem: Seine Mutter!

Paul wohnt im Haus seiner Mutter. Sie lebt unten, er oben. Das ist praktisch für ihn, denn er zahlt keine Miete und bekommt sein Essen fertig serviert, seine Klamotten gewaschen und gebügelt und und und. Mutti sponsert ihn meist recht großzügig, kauft im alles Mögliche, was er sich wünscht und betüddelt ihn nach Strich und Faden. Ihm scheint das zu gefallen. Zwar äußert er immer wieder, dass ihm die Tüddelei auf den Keks geht, aber ihre Geschenke nimmt er stets dankbar entgegen. Dass er sich damit regelrecht kaufen lässt, sieht er nicht.
Diese Frau ist der Hit. Sie ist mir gegenüber puppenfreundlich, tut aber alles, um zu intervenieren. Sie war so lange gut auf mich zu sprechen, bis sie wusste, dass ich mehr bin, als eine gute Freundin. Von da ab wurde es schwierig. Ich weiß nicht, was sie alles über mich sagt, wenn sie mit Paul redet. Er behauptet felsenfest, sie habe nie etwas gegen mich gesagt. Allerdings wundert es mich, dass er, wenn er hier ist und mit ihr telefoniert, immer den Raum verlässt, damit ich nicht mithören kann. Darauf hin angesprochen sagt er, er habe die Befürchtung, sie könne irgendeine blöde Bemerkung machen, die ich dann in den falschen Hals bekäme, und dann bin ich sauer. Was für Bemerkungen sollen das denn sein, wenn sie nichts gegen mich hat? Als er ihr damals kundtat, dass wir eine Beziehung miteinander hätten, äußerste sie Bedenken wegen der Tatsache, dass ich arbeitslos bin. Ich könne ihn ausnutzen, meinte sie. Ausnutzen? – Ich frage mich, wie. Er hat nur seine kleine Rente und somit weniger Geld, als ich. Als ich einmal für eine Woche bei ihm war, hat mein Hund angeblich in ihren Wintergarten gepinkelt. Mir hat sie davon nichts gesagt, nur ihm. Sie muss sehr böse gewesen sein und hat gesagt, dass sie den Hund nicht mehr im Haus haben will. Seitdem war ich nicht mehr dort.

Er kommt mich einmal im Monat für ca. eine Woche besuchen. Jedes mal verklickert er seiner Mutter, dass dies aus irgendeinem Grunde nötig sei. Mal muss er einen Facharzt aufsuchen, der nicht allzu weit von mir entfernt ansässig ist, mal muss sein Auto repariert werden, und mein konspirativer Mechaniker macht das ja viel billiger, als seine Werkstatt… Er ist nicht in der Lage, seiner Mutter zu sagen, dass er zu mir kommt, weil er mich liebt, mich vermisst und mich sehen möchte.

Jedes Mal, wenn er hier ist, spielen sich zuhause bei seiner Mutter Dramen ab… mal ist die ganze Straße geflutet und sie hat Angst, das Haus würde weggeschwemmt, mal fegt ein Tornado durch ihren Garten, und beim letzten Mal war Pauls Katze mit einem mal schrecklich krank. Ihre Krankheit dauerte an bis zu dem Zeitpunkt, an dem er im Auto saß und ihr mitteilte, dass er nun auf dem Heimweg sei. Da war das Kätzchen plötzlich wieder ganz gesund. Ein wahrhaft spektakulärer Fall von Spontanheilung…

Neulich erst schlug sie ihm vor, er könne doch wieder bei ihr unten in sein altes Kinderzimmer einziehen, und seine Wohnung könne man dann an seinen besten Freund vermieten. Keine schlechte Idee… so hätte Mutti alles unter Kontrolle, er kann keinen Damenbesuch mehr empfangen, der ihr nicht in den Kram passt, und außerdem hätte er ja dann seinen besten Kumpel direkt im Haus und somit Unterhaltung. Wer braucht da noch eine Frau?

Ich wollte, als er vor kurzem hier war, mit ihm fahren, um dort nach einer Wohnung Ausschau zu halten, da ich unbedingt von hier fort ziehen möchte und diese Fernbeziehung auch auf die Dauer für mich nicht erträglich ist, denn ich bin ja meistens alleine. Als ich ihm vorschlug, mit zu fahren, reagierte er total ablehnend und begründete dies mit den fadenscheinigsten Ausreden. Die Situation eskalierte daraufhin derartig, dass ich mit ihm Schluss machte, weil ich so maßlos enttäuscht von ihm war. Erst nachdem eine Freundin von mir anrief und ihn darauf ansprach, was denn bei uns los sei, taute er etwas auf und gab schließlich zu, dass er Angst habe, seine Mutter könne komisch reagieren, wenn er mich einfach so mitbrächte. Er hat eine eigene Wohnung und ist ein erwachsener Mann von Mitte 40… was hat die Mutter sich da überhaupt einzumischen?

Paul will mit mir zusammenleben. Er sagt, er wolle mit mir gemeinsam alt werden und auch eine Familie gründen. Aber er kann offiziell nicht bei Mutti ausziehen, weil sie sonst ausflippt und das Haus verkauft. Will sagen: Wenn unsere Beziehung scheitert, steht er auf der Strasse. Dann kann er sich mangels Masse nur eine Plattenbau-Billig-Hütte leisten. Will aber auch sagen: Da er weiterhin seine Nebenkostenpauschale bei Mutti zahlen würde, könnte ich die Miete alleine zahlen, denn er hätte nichts mehr übrig, um sich an den Kosten zu beteiligen. Das sind tolle Aussichten, nicht wahr?

Auf meine Frage hin, warum er nicht einfach mal Tacheles redet und Mutti sagt, dass er es ernst mit mir meint, reagiert er sehr gereizt und fordert von mir Geduld. Er sagt, er regelt das auf seine Art und Weise.
Neulich gab er zu, Angst zu haben. Und zwar davor, sich jetzt mit seiner Mutter zu überwerfen und dann, nachdem unsere Beziehung gescheitert ist und ich ihn zum Teufel gejagt habe, wieder reumütig zu ihr zurück zu kriechen und einzugestehen, dass das alles ein großer Fehler war.
 
Dabei
17 Okt 2008
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3
#2
Nun bin ich verzweifelt. Wir haben uns zwar wieder versöhnt, aber die Probleme sind nicht weg. Sie werden lediglich tot geschwiegen.
Paul macht mir zum Vorwurf, dass ich an seinen Gefühlen zu mir ständig zweifele… andererseits scheint er ja ebenfalls Zweifel zu haben, denn sonst würde er ja zu uns und unserer Beziehung stehen und nicht Angst vor dem Moment haben, an dem ich ihn hinaus schmeiße.

Ich liebe meinen Paul, denn er ist mein Ein und Alles. Aber wie soll ich mit dieser Situation umgehen, und was kann ich tun, damit er weiß, dass ich es wirklich ehrlich mit ihm meine?

Seltsamerweise gab es zwischen uns keine Missverständnisse und auch kein Misstrauen, als wir noch kein Paar waren. Aber seitdem wir zusammen sind, wird die Situation immer schwieriger. Ich bedauere das sehr und hoffe auf viele gute Ratschläge. Ich hatte auch schon einmal an eine Paartherapie gedacht, aber das muss man selber bezahlen, und wir haben doch beide nicht viel Geld. Paul meint, wir müssen geduldig sein, alles ergäbe sich dann von selber. Ich habe aber keine Geduld mehr. Was kann ich nun tun????
 
Dabei
24 Apr 2008
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#3
Guten Morgen !

Ich habe einwenig das Gefühl das Du es damit einem Muttersöhnchen Widerwillens zu tun hast . Er möchte eigenständig sein aber kann es auf Grunde seiner finanziellen Basis nicht also muss er sich unterordnen . Die meisten Mütter haben nun mal einen übertriebenen Mutterinstinkt und tun alles für ihre Kinder . Wenn das nun eine Mutter ist die nicht loslassen kann ist das die Beste Situation die eine Mutter haben kann . Die Abhängigkeit des Kindes bis zum Tot . Ich denke das Er immer so fiel Probleme mit Frauen hatte genau aus diesem Grund ! Was willst Du für ein Leben führen ? eine Beziehung in getränten Wohnungen ? Eine Beziehung im Hause seiner Mutter ? Mach Dir bewusst das Du immer die zweite Geige spielen müsstest und du niemals eine Eigenbestimmte Beziehung mit Ihm Leben kannst . Und ob das auf Dauer auch eine Große Liebe aushallten kann bezweifele ich sehr Stark !
Selbst sollte es sich ergeben das ihr zusammen zieht wirst Du fast alles Bezahlen müssen und damit in eine Situation gedrängt werden die für Ihn wieder zur Abhängigkeit führen würde . Ich hoffe Du findest eine Lösung denn mir fällt im Moment nichts ein wie man so etwas lösen könnte .
 

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