Fehlt ihm der Mut? Thema: Coming-Out

Dabei
10 Jul 2012
Beiträge
174
#1
Hallo liebe Mitglieder,
ich bin seit einiger Zeit mit einem Jungen befreundet, der mir inzwischen sehr ans Herz gewachsen ist. Nicht nur mein Gefühl, auf das ich mich meistens verlassen kann, sondern auch diverse Quellen sagen mir, dass er sich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlt. Er hat sich bis heute allerdings nicht vor mir und unserer Clique geoutet und ist auch sonst sehr verschlossen, was sein Liebesleben angeht. Viele andere Themen diskutieren wir hingegen sehr offen. Ich frage mich, ob ich mich bzw. ob wir uns eventuell falsch verhalten, ihm den Mut nehmen oder ihm vermitteln, dass er uns gegenüber nicht offen sein kann? Da in unserem gemeinsamen Freundeskreis bereits jemand offen schwul ist, sollte er eigentlich wissen, dass wir auch auf sein Outing alles andere als negativ reagieren würden. Ich habe ihm auch mehrfach deutlich gemacht, dass mir die Schwulenszene unserer Stadt sogar richtig gefällt. Hat jemand Tipps, wie wir es nun anstellen können, dass er mehr Vertrauen zu uns aufbaut? Oder liegt es gar nicht an uns und er ist bloß noch nicht so weit? Versteht mich nicht falsch, es geht mir nicht darum, dass ich es unbedingt aus seinem Mund hören muss. Ich muss schließlich auch nicht allen verkünden, dass ich heterosexuell bin. Mich lässt bloß das Gefühl nicht los, dass es ihm seine Anspannung nehmen würde, sobald er mit mir/uns darüber spricht. Wenn wir in den Szene-Bars unterwegs sind (weil wir dort viele Bekanntschaften pflegen), steht ihm das Unwohlsein geradezu auf die Stirn geschrieben. Wenn wir ohne ihn dort sind, fragt er, wen wir getroffen haben, was sie erzählt haben, ob sie ihn erwähnt hätten...Es macht den Eindruck, als hätte er Angst, man könnte ihn verraten. Eine begründete Angst, denn hin und wieder hat ihn jemand bei uns verpfiffen, worauf wir ihn allerdings nie direkt ansprechen mochten, um ihn nicht in Verlegenheit zu bringen.
Wie sollen wir uns zukünftig verhalten? Wie würdet ihr mit der Situation umgehen?
 
Dabei
27 Mrz 2012
Beiträge
5.570
#2
Da in unserem gemeinsamen Freundeskreis bereits jemand offen schwul ist, sollte er eigentlich wissen, dass wir auch auf sein Outing alles andere als negativ reagieren würden. Ich habe ihm auch mehrfach deutlich gemacht, dass mir die Schwulenszene unserer Stadt sogar richtig gefällt.
Von deinem Text her hört sich wirklich so an, als ob er homosexuell sein könnte. Auch machst du klar, dass du bereits versucht hast, ihm ein potenzielles Outing zu erleichtern.
Jetzt gibt es 2 Möglichkeiten, von denen du wählen kannst:

1) Du sprichst ihn mal diskret darauf an, wenn ihr alleine seid und eine vertraute Atmosphäre herrscht. Wenn auch du ihm ans Herz gewachsen bist und ihr euch gut versteht, könntest du vorsichtig nach seinem Liebensleben fragen und wieso er nie darüber redet, dass du aber schon einen Verdacht hast.
Das könnte ihm helfen, wenn er von alleine nicht weiß, wie und mit wem er dieses Thema ansprechen sollte. Allerdings könnte er es genauso als sehr forsch und neugierig empfinden und sich ggf zurückziehen, weil du zu weit in seine Privatsphäre eindringst.

2) Du glaubst, dass du bereits genug Offenheit bewiesen hast und es nun an ihm liegt diesen letzten Schritt zu machen. Schließlich ist es seine private Angelegenheit und wenn er nichts sagt, obwohl du es diskret angesprochen hat, dann ist er vll noch nicht so weit, das offen anzusprechen.
 
Dabei
11 Aug 2011
Beiträge
3.912
#3
Es ist logisch das er natürlich mitbekommt das hinter seinem Rücken getuschelt wird und dementsprechend verunsichert es ihn.Die logische Reaktion ist das er natürlich fragt was über ihn erzählt worden ist und sich verschliesst

Eurer Anliegen ist ja nett gemeint geht aber vollkommen nach hinten los.
In dem moment wo ihr versucht liberal und tolerant rüberzukommen, sprich ihm ein Coming Out zu entlocken, ist die Situation so garnicht normal und selbstverständlich für ihn.Ihr werdet es ihm überhaupt nicht entlocken können.Solange wie spekuliert wird hat er keine kontrolle darüber, folglich wird er solange nicht darüber reden bis für ihn eine normale Situation wieder besteht: Nämlich genau dann wenn niemand darüber mehr nachdenkt, dann sind die Umgebungvariabeln wirklich normal und dann wird er auch wie selbstverständlich darüber reden.



Fazit:Alles bezieht sich auf Vermutungen,Gefühlen und Eindrücken.Die auch vollkommen falsch sein können.Je mehr ihr da spekuliert desto mehr wird er sich zurückziehen und umso mehr werdet ihr weiter rätseln.Er entscheidet letztendlich wann,was,wie geschieht.Wenn ihr gute Freunde seid thematiesiert es nicht, schon garnicht hinter seinem Rücken.
 
Dabei
10 Jul 2012
Beiträge
174
#4
Ziemlich sicher sind wir da im Grunde schon, da wir da einiges von Leuten aus der Szene gehört haben. Und es gibt Eindrücke, die einfach nicht täuschen. Es wäre wohl noch um einiges kurioser, würde herauskommen, dass er heterosexuell ist, als wenn er sich einfach outet. Wir lassen ihn mit dem Thema allerdings weitgehend in Ruhe, damit ihm nichts unangenehm wird. Insomnius, vielen Dank für die zwei Optionen. Bisher schlagen wir den zweiten Weg ein, weil das Nachhaken wohl tatsächlich eher forsch als irgendwas anderes wäre. Als wir alle mal relativ viel getrunken hatten, hat eine Freundin von mir (Die auch mit ihm gut befreundet ist), direkt nachgefragt. Er muss wohl noch so nüchtern gewesen sein, um zu wissen, was in dem Moment für ihn zu tun war: Es abstreiten. Reak, ich glaube, dass man das "Tuscheln" nie ganz einstellen kann, wenn jemand einem eben nicht egal ist. Trotzdem hast du Recht damit, wenn du sagst, man müsse auf einen Moment warten, der so gar nichts damit zu tun hat. Diese Momente überwiegen in unserer Freundschaft, es ist ja nicht so, dass ich zu ihm fahre, er die Tür aufmacht und alles was ich denke "SCHWUL!" ist. Unter solchen Umständen könnte man kaum locker miteinander umgehen. Meint ihr, dass es okay ist, dass wir ihm jetzt zu verstehen gegeben haben, dass wir keine Probleme damit haben und dass es bis hierhin reicht und wir kein Wort drüber verlieren sollten, bis er von allein anfängt?
 
Dabei
11 Aug 2011
Beiträge
3.912
#5
Meint ihr, dass es okay ist, dass wir ihm jetzt zu verstehen gegeben haben, dass wir keine Probleme damit haben und dass es bis hierhin reicht und wir kein Wort drüber verlieren sollten, bis er von allein anfängt?
Unbedingt, auch das ist ein Zeichen von Verständnis, was ihr ihm ja die ganze Zeit versucht zu vermitteln.Weiteres bohren kann genau das Gegenteil bewirken.Letztendlich ist es seine Privatsspähre.Ob er es geheim hält oder irgendwann sagt ist einzig und allein seine Sache.Vielleicht outet er sich nächste Woche, vielleicht erst mit 50.
 
Dabei
27 Mrz 2012
Beiträge
5.570
#6
Ich denke, es ist ihm klar, dass ihr kein Problem damit habt, wenn ihr bereits einen geouteten Schwulen bei euch in der Clique habt.

Wenn ich das so lese mit dem betrunken sein, dann würde ich auch Reaks Weg einschlagen und einfach ganz den Mund verschließen darüber. Wieso wollt ihr es denn so unbedingt wissen? Ist doch egal, ob er schwul oder hetero ist. Ist doch egal, ob er geoutet oder verschlossen ist?!
 
Dabei
10 Jul 2012
Beiträge
174
#7
Es ist uns auch egal, wir mögen ihn, wie er ist. Es ist nur so, dass er bei dem Thema oft sehr empfindlich wirkt, du dementsprechend extrem drauf achten musst, was du sagst. (Wenn die heterosexuellen Jungen sich zum Beispiel spaßhaft und unüberlegt als "Schwuchtel" bezeichnen, wie es zwar dumm, aber nicht böse gemeint ist, dann ist es für unseren Geouteten nicht wirklich ein Problem, der nicht Geoutete hat in der Situation aber einen ganz seltsamen Gesichtsausdruck -> Wir fühlen uns schuldig, er fühlt sich auch irgendwie: Beleidigt, angegriffen, als wären wir ihm auf die Schliche gekommen, irgendwas in der Richtung wird es sein) Naja, in solchen Situationen steigt die Anspannung auf beiden Seiten, man kann Fettnäpfchen nie ganz vermeiden. Es ist fast so, wie einen schwarzen Humor zu haben, während der, bei dem du ihn in markaberen Witzen äußerst, eine totkranke Mutter zu Hause sitzen hat. Und das ist einfach Schade, ihn unwillentlich zu verletzen oder in Verlegenheit zu bringen, lässt sich aber nicht immer verhindern. Bei meinem offen schwulen Freund merkt man, dass er sehr viel lockerer geworden ist, sich nicht mehr so sehr verkrampft und versteckt, seit er bei seinen Freunden so sein kann, wie er ist. Und das wünsche ich unserem anderen Freund auch. Ich werde es jetzt vollkommen einstellen, dieses Thema in irgendeine Art und Weise anzusprechen und hoffe darauf, dass er irgendwann das nötige Vertrauen fasst, es zu sagen. Danke für die Antworten
 

Ähnliche Themen


Oben